Recyclebarer Kunststoff aus Müll?

Das Forschungsteam: Dr. Manuel Häußler (Mitte), Dr. David Müller (links), Dr. James Race (rechts)
  • Konsortium „SymbioLoop“ entwickelt recyclebare Kunststoffe aus Müll und erhält dafür im Rahmen der SPRIND-Challenge Förderung in Millionenhöhe
  • Kollaboration mit neuem Großforschungszentrum Center for the Transformation of Chemistry (CTC) bringt junge Forschende und erste Arbeitsplätze in die mitteldeutsche Region

Kann man aus Abfällen hochwertige und gleichzeitig nachhaltige Materialien herstellen? Ja, das ist möglich – und genau daran forscht der Chemiker Manuel Häußler mit seinem Team. Denn um eine nachhaltige Zukunft zu gestalten bedarf es dringend neuer Verfahren, die es ermöglichen Abfälle und Reststoffe wertschöpfend zu nutzen. Das Team um Manuel Häußler hat hierfür an der Universität Konstanz ein Verfahren entwickelt, mit dem sich konventionelle Kunststoffabfälle in vielseitig nutzbare Chemikalien umwandeln lassen. Aus diesen können dann zum Beispiel wieder neue, nachhaltigere Kunststoffe hergestellt werden. Inzwischen steht das erfolgreiche Forschungstransferprojekt kurz vor der Ausgründung. Gemeinsam mit vier weiteren Partnern nimmt das Team als Konsortium „SymbioLoop“ aktuell an der mit 1,5 Mio. € geförderten Challenge „Circular Biomanufacturing“ der Bundesagentur für Sprunginnovationen SPRIND teil. Ziel des Projekts ist es das Konstanzer Verfahren mit einem biotechnologischen Prozess zu koppeln. Dadurch wird das Verfahren noch nachhaltiger und es lassen sich viele weitere Abfallströme nutzbar machen. Manuel Häußler hat es für seine Vision nun nach Mitteldeutschland gezogen – neben seiner Rolle als Gründer des Konstanzer Start-Ups ergänzt er seit Kurzem auch das Wissenschaftsteam als Gruppenleiter am Center for the Transformation of Chemistry (CTC), einem neu entstehenden Großforschungszentrum mit zwei Standorten im nordsächsischen Delitzsch und dem Saalekreis.

Vom Bodensee nach Mitteldeutschland – Perspektive am CTC zieht junge Wissenschaftler:innen an

Konkretes Projektziel von SymbioLoop ist die Entwicklung von Kunststoffen aus Abfällen, die in ihrer Funktionalität konventionellen Kunststoffen in nichts nachstehen, im Unterschied zu diesen jedoch sogar nahezu grenzenlos recyclebar sind. So lassen sich nicht nur Materialien aus Erdöl ersetzen, sondern auch direkt neuer Müll vermeiden – das Problem wird also von beiden Seiten angegangen. „Dafür benötigen wir allerdings Chemikalien, die mit den derzeit bekannten Verfahren kaum wirtschaftlich herzustellen sind“, so Häußler. Der Plan ist, diese Chemikalien zukünftig auf Basis einer symbiotischen Co-Kultur aus Algen und Hefe zu produzieren, die sich z.B. aus altem Speiseöl oder dem in Konstanz aufgearbeitetem Plastik ernährt. Um die Forschung voranzutreiben und später auch in die Anwendung zu bringen, möchte Manuel Häußler nun in die mitteldeutsche Region umsiedeln. Mit seinem neu gegründeten Start-up inklusive zehn-köpfigem Team plant er im Laufe des Jahres den Umzug von Konstanz nach Leipzig. Die künftigen Forschungs- und Kooperationsmöglichkeiten am CTC sowie den nahegelegen Hochschulen sieht er als große Chance: „Da wir im Rahmen der SPRIND-Challenge bereits eng mit der Hochschule Anhalt zusammenarbeiten und das Center for the Transformation of Chemistry als künftiges Großforschungszentrum ebenfalls in der Region liegt, bieten sich für uns ideale Möglichkeiten, unser Projektziel umzusetzen.“

CTC und SPRIND – Synergien nutzen und Forschung fördern

Sich den Herausforderungen unserer Zeit zu stellen und eine funktionierende Kreislaufwirtschaft zu etablieren, steht auch im Fokus des CTC, das als Großforschungszentrum im nordsächsischen Delitzsch und einem weiteren Standort im Saalekreis entsteht. Prof. Peter Seeberger, Gründungsdirektor des CTC und Direktor am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam, unterstützt die SPRIND-Challenge sowie die sich daraus ergebenden Synergien: „Junge Forschende wie Manuel Häußler und sein Team sind genau die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die wir uns für das CTC und auch für künftige Ansiedlungen wünschen. Durch die SPRIND-Challenge werden gezielt zukunftsweisende Transferprojekte gefördert. Und Konsortien wie „SymbioLoop“ ermöglichen wiederum Kooperationen zwischen regionalen Forschungseinrichtungen, Wirtschaft und Hochschulen – in diesem Fall mit der Hochschule Anhalt.“

Über das Center for the Transformation of Chemistry (CTC)

Das Center for the Transformation of Chemistry hat im September 2022 als eines von zwei ausgewählten Konzepten den Ideenwettbewerb „Wissen schafft Perspektiven in der Region!“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gewonnen. Dahinter steht eine gemeinsame Initiative des Bundes, des Freistaates Sachsen und des Landes Sachsen-Anhalt. Der Ideenwettbewerb basiert auf dem „Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen“ (StStG). Das CTC wird als innovatives Großforschungszentrum die Chemie zu einer Kreislaufwirtschaft transformieren, die auf nachwachsende Rohstoffe und Recycling setzt. Die adressierten Produkte und Industriezweige reichen von der Gesundheit über Energie, Düngemittel und Konsumgüter. Um diese nachhaltige Chemie zu etablieren, arbeitet das CTC in einem transdisziplinären Ansatz mit Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft zusammen. Im CTC wird der Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse strukturell verankert. So entsteht ein neuer Ort der Spitzenforschung in Mitteldeutschland, mit Fachkräften aus der Region und der ganzen Welt. Das CTC befindet sich derzeit an zwei Standorten – im nordsächsischen Delitzsch sowie im Saalekreis – im Aufbau.

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Christian Egle versteht sich als eine Art interdisziplinärer Hausmeister („I am helping put a man on the moon.“) bei SPRIND; immer darauf fokussiert, dass keine Bäume auf den Gleisen liegen, die den Weg zum Ziel versperren. Versteht Biochemie, ein wenig. Offizielles Tätigkeitsprofil: Pressesprecher und Referent der Geschäftsleitung.

4 Kommentare

  1. Vorbildlich Herr Egle.
    Das Konzept ist richtig und gut, man kann nur hoffen, dass den beteiligten Teams eine gut Idee kommt.
    Und wenn ein Team ein neues Verfahren zum Recyclen findet und zur praktischen Anwendung weiterentwickelt, wer hat dann die Rechte daran ?
    Das Team oder das CTC `?

    • So ist das bei den SPRIND Challenges:
      Die Rechte am geistigen Eigentum, die während der Challenge durch die Teams geschaffen wird, verbleiben bei den Teams. Die SPRIND erhält ein unentgeltliches und nicht-exklusives Nutzungsrecht an den gefundenen Ergebnissen. Die Teams verpflichten sich, Lizenzen gegenüber Dritten zu marktüblichen Bedingungen einzuräumen. Details können der Teilnahmevereinbarung entnommen werden, die zusammen mit der Aufforderung zur Projekteinreichung veröffentlicht wird.
      https://www.sprind.org/de/challenges/biomanufacturing

      Der Grund für diese Vorgehensweise liegt im EU-Beihilferecht begründet, gegen das wir natürlich nicht verstoßen dürfen.

      • “nachhaltige Materialien”, was ist damit gemeint.
        Geben Sie doch einmal ein Beispiel,
        Oder noch genauer, gibt es schon vorzeigbare Ergebnisse ?

      • “nachhaltige Materialien”, was ist damit gemeint.
        Geben Sie doch einmal ein Beispiel,
        Oder noch genauer, gibt es schon vorzeigbare Ergebnisse ?

        Gerade entdeckt, Oberhemden aus recyceltem Kunststoff. Bei Regenjacken ist das nichts Neues. Sind die Oberhemden auch so angenehm zu tragen ?

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