CaRLa: Schnittstelle zwischen Universität und Industrie

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Der BASF-Forschungsblog
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CaRLa 2011Wenn am 22. Juli das 6. Heidelberg Forum of Molecular Catalysis die Crème de la crème der Katalyseforschung in die Metropolregion zieht, wird eine Einrichtung wieder besonderes Interesse wecken: CaRLa, das „Catalysis Research Laboratory". Im gemeinsamen Katalyse-Labor von BASF und der Universität Heidelberg betreibt ein Dutzend ausgewählter Postdoktoranden aus aller Welt Grundlagenforschung auf dem Gebiet der homogenen Katalyse. Wie die Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Industrie funktioniert, erklären Prof. Dr. Peter Hofmann, Universität Heidelberg, und Dr. Michael Limbach, BASF SE, die das Projekt gemeinsam leiten.

CaRLa

Spielt die Universität Heidelberg jetzt nach den Spielregeln der BASF?

Hofmann: Keineswegs! CaRLa ist ein Universitätsinstitut und kein ausgelagertes Labor der BASF. Wir treiben hier unsere Grundlagenforschung voran wie an jeder anderen universitären Einrichtung. Allerdings orientiert sich bei uns diese Forschung an industriell relevanten Produkten und Fragestellungen. Woran genau geforscht wird, entscheiden BASF-Forschung und wir gemeinsam. Das ist eine völlig neue, einmalige Einrichtung in der Forschungslandschaft, auch global gesehen.

Warum forscht die BASF nicht bei sich in Ludwigshafen?

Limbach: Bei CaRLa können wir Grundlagenforschung betreiben. Wir arbeiten also an Fragestellungen, die bislang weder an der Uni noch in der Industrie technologisch gelöst sind. Und das ist langfristig für ein Unternehmen wie BASF interessant. Diese Grundlagenforschung braucht Zeit. Sie ist gemessen an den Erfolgsaussichten immer risikoreich und damit in einem universitären Umfeld optimal aufgehoben. Anders ausgedrückt: CaRLa entwickelt sozusagen den ersten Antrieb eines Autos – einen Katalysator, der nur wenige Reaktionszyklen macht. Die Ludwigshafener Spezialisten bei BASF werden daraus dann einen Rennwagen bauen – also den Katalysator auf höchste Effizienz tunen. Deshalb ist es so wichtig, den Erfolg solcher Projekte tunlichst nicht in den kurzfristigen Projektzyklen der Industrie zu beurteilen. Man braucht einfach mehr Zeit.

Wer profitiert mehr von CaRLa, die BASF oder die Universität?

Hofmann: Ich denke, es ist eine klassische Win-Win-Situation. Die Universität (mit Beteiligung des Forschungsministeriums Baden-Württemberg) und BASF finanzieren jeweils sechs Postdoktoranden und gemeinsam einen Chemotechniker. Die CaRLa-Mitarbeiter haben neben der täglich benötigten Ausrüstung für Grundlagenforschung, die CaRLa selbst besitzt, Zugriff auf alle Großgeräte des Sonderforschungsbereichs Katalyse der Fakultät und der Chemischen Institute, die in Industrieunternehmen wie der BASF nicht vorhanden oder nur umständlich nutzbar sind. Umgekehrt verfügt auch die BASF über Infrastruktur , die an Universitäten normalerweise nicht vorgehalten wird, und die die CaRLa-Mitarbeiter nutzen dürfen.

Limbach: Durch die enge Zusammenarbeit zwischen CaRLa, BASF in Ludwigshafen und den Hochdurchsatz-Experten der hte AG in Heidelberg können alle Beteiligten den optimalen Nutzen für sich aus der Kooperation ziehen. Ein Beispiel ist ACER: Das Projekt steht für die Synthese von Acrylaten aus CO2 und Ethylen und wird vom BMBF gefördert. Hier sind neben CaRLa und der hte auch die TU München und die Universität Stuttgart beteiligt: CaRLa hilft der hte bei organometallischen Fragestellungen, hte hilft uns und den Universitäten im Gegenzug mit der Überlassung von Testkapazitäten. Durch dieses Projekt werden zudem mehrere Doktoranden an den beteiligten Universitäten finanziert.

Wie bekommen Sie die Mitarbeiter, die Sie haben möchten?

Limbach: CaRLa hat sich inzwischen unter Katalyse-Forschern einen guten Ruf erarbeitet, nicht zuletzt durch die vielen wissenschaftlichen Veröffentlichungen und Auftritte bei internationalen Konferenzen. Wir bekommen heute Bewerbungen von promovierten Chemikern aus den weltweit führenden Arbeitskreisen in der homogenen Katalyse und mit hervorragendem fachlichen Hintergrund – das ist durchaus kein Selbstläufer, dahinter steht jahrelange Arbeit. Dabei helfen uns auch unser Gastwissenschaftler-Programm und die CaRLa Winterschool.

Hat sich die Sicht der beteiligten Wissenschaftler auf die Industrieforschung durch CaRLa geändert?

Hofmann: Durch CaRLa erhalten wir einen Einblick in industrielle Projekte, die auch für unsere Forschung von Interesse sind. Aber das ist eigentlich nichts Neues. Seit Mitte der Achtzigerjahre kooperiere ich im Rahmen von bilateralen Projekten mit der BASF. Die Zusammenarbeit zwischen dem Chemieunternehmen und der Universität Heidelberg hat übrigens eine lange Tradition. Georg Wittig (Nobelpreis 1979) zum Beispiel hat zusammen mit der BASF wichtige Vitaminsynthesen entwickelt.

Haben Sie keine Bedenken, sich von der Industrie vereinnahmen zu lassen?

Hofmann: Nein, Universität und BASF entscheiden gemeinsam in einem Lenkungsgremium über anstehende Investitionen und Forschungsprojekte. Die von der Universität angestellten Postdoktoranden sind auch voll in meinen oder einen anderen Lehrstuhl integriert. Auch bei der Gewinnung hochqualifizierter Wissenschaftler für CaRLa entscheiden wir stets gemeinsam, und hier spielt natürlich die internationale Vernetzung der an CaRLa beteiligten Hochschulforscher eine wichtige Rolle.

Limbach: Wir wollen auch niemanden vereinnahmen – Forschung profitiert von starken, unabhängigen Partnern. Andererseits ist klar, dass jede Seite auf den jeweils anderen Partner zugehen und Ansprüche klar formulieren muss. Eine gute Kooperation ist eben von wechselseitigem Geben und Nehmen geprägt.

Hat CaRLa schon Nachahmer gefunden?

Hofmann: Ich weiß, dass auch eine andere Katalyse-Arbeitsgruppe mit einem großen Chemieunternehmen kooperiert. Allerdings findet in dem gemeinsamen Labor viel mehr industriell definierte Auftragsforschung statt. Mir ist kein vergleichbares Konstrukt wie CaRLa bekannt, bei dem Industrie und Hochschule als Partner und auf Augenhöhe gemeinsam echte Grundlagenforschung betreiben.

Limbach: Wir sind stolz darauf, dass andere Universitäten und Unternehmen aus der Chemie das CaRLa als vorbildliches Kooperationsmodell ansehen: Das Original wird oft kopiert, aber eben nie erreicht.

Das Interview führte der Wissenschaftsjournalist Dr. Michael Lang

The 6. Heidelberg Forum of Molecular Catalysis (HFMC 2011) will take place on July 22, 2011. Speakers: Andreas Pfaltz, John E. Bercaw, David Milstein. The BASF Catalysis Award 2011 will be presented to Tobias Ritter (Harvard) at the forum.

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AutorInnen in diesem Gruppenblog: +++ Dr. Peter Erk +++ Peter Erk studierte Chemie an der Universität Würzburg und promovierte zu metallisch leitfähigen organischen Radikalanionensalzen. Nach einem Forschungsjahr an der Stanford University bei Prof. James P. Collman arbeitete er mehrere Jahre im Bereich Pigmentforschung der BASF mit dem Schwerpunkt auf Polymorphie und Grenzflächeneigenschaften von Lackpigmenten. Seit 2001 gestaltet er die Projekte der BASF zu OLEDs und zu Organischen Solarzellen mit und leitet zurzeit die Gruppe Bauteil-Entwicklung für beide Technologien im Joint Innovation Lab Organic Electronics der BASF. Als technischer Projektleiter und Research Director ist er global für die Forschung an organischen Solarzellen zuständig. +++ Anja Feldmann +++ Anja Feldmann studierte Journalistik in Dortmund und Slawistik an der Ruhr-Universität Bochum. Nach längeren Auslandsaufenthalten in Russland und Japan arbeitete sie zunächst als Wirtschaftsredakteurin bei dpa und Reuters. 2002 wechselte sie nach China und war für den DAAD in einer Hochschulkooperation mit der Tongji Universität in Shanghai tätig. Nach ihrer Rückkehr schloss sie sich 2008 der neu gegründeten Forschungskommunikation der BASF SE an und beschäftigt sich unter anderem mit dem Einsatz von Social Media in Wissenschaft und Forschung. +++ Dr. Judith Schrauf-Papadopoulos +++ Judith Schrauf-Papadopoulos studierte Germanistik und Computerlinguistik in Heidelberg. Nach einer Tätigkeit in der internen Kommunikation bei DHL bekam sie ein DFG Stipendium im Graduiertenkolleg "NeuroAct" und promovierte zur kognitiven Sprachverarbeitung. 2010 fing sie bei BASF Crop Protection in der globalen Kommunikation an. Anschließend wechselte sie in den spannenden Bereich der Forschungskommunikation, wo sie sich unter anderem darum kümmert, die vielseitigen Forschungsfelder der BASF im Web zu präsentieren.

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