Backen mit Wirbelwasser
BLOG: Quantenwelt
Wir “beleben” unser Wasser, indem wir es über Edelsteinen verwirbeln.
Dieser Satz auf einer Tablettunterlage in einer hamburger Bäckerei hat mich letztes Wochenende neugierig gemacht. Wie kommt man darauf, dass der Sauerteig “dadurch viel aromatischer wird”, wie es weiter heißt? Zuerst hielt ich es für offensichtlich, dass die Bäcker selbst nicht an ihr Wasserverwirbelungssystem glauben, denn sonst hätten sie das Wort “beleben” wohl nicht in Anführungszeichen gesetzt. Auf der Homepage der Bäckerei habe ich dann mehr Information gefunden: Die Verwirbelung des Wassers soll dafür sorgen, dass das Wasser wieder die Qualität des “reinen, lebendigen Quellwassers” annehmen soll. Nun gut, damit kann ich etwas anfangen.
Die Hamburger Wasserwerke fördern nach eigener Angabe zu 100% Grundwasser aus Tiefen zwischen 250 und 450 Metern. Quellwasser im Wortsinne ist es also nie gewesen. Quellwasser ist Wasser, wie es aus einer Quelle entspringt. Das legen zumindest die verwendeten Adjektive “rein” und “lebendig” nahe. Rein ist Wasser nach meinem Sprachempfinden, wenn es keine bedenklichen biologischen oder chemischen Verunreinigungen enthält und nicht durch Schwebstoffe getrübt ist. Den Begriff “lebendiges Wasser” kenne ich aus der Bibel, doch unter “lebendiges Quellwasser” stelle ich mir eher ein fröhlich plätscherndes Bächlein vor. Lebendig ist Wasser, wenn es sich bewegt.
Nun lässt sich durch Verwirbeln des Leitungswassers durch Edelsteine weder seine Reinheit noch die Lebendigkeit beeinflussen. Gereinigt wurde das Wasser ja schon von den Wasserwerken und die Zwischenräume zwischen den verwendeten Edelsteinen sind viel zu groß um noch irgend welche Restverunreinigungen abzufangen. Und Lebendig im oben genannten Sinne ist ein Gewässer nur solange es in Bewegung ist. Spätestens im Teig wird man es wieder zur Ruhe kommen lassen müssen.
Die Formel “reines lebendiges Quellwasser” kann also nicht wörtlich gemeint sein. Es ist letztlich nichts als Werbesprache. So wie uns Brauereien vermitteln wollen, dass es etwas besonderes ist, wenn Bier aus “natürlichem Felsquellwasser” gebraut ist, so möchte uns die Bäckerei vermitteln, dass man sich dort über Wasserqualität Gedanken macht. Nun verwendet man aber aus guten Gründen kein selbst gefördertes Felsquellwasser (Wo soll das in Hamburg herkommen?), sondern Leitungswasser, das eh schon eine gute Qualität hat. Das Verwirbeln des Wassers ist einfach eine Strategie, dieses Wasser besonders zu machen. Besondere Zutaten, so möchte man mitteilen, machen ein besonderes Brot. Daran ist nichts verwerfliches. Produkte verkauft man, indem man sie von den Produkten der Mitbewerber abzuheben versucht. Und Unwahrheiten sind in der Werbung nichts ungewöhnliches, ober glauben Sie, dass man vom Genuss einer Orangenlimonade ein bunteres Leben bekommt? Aus Werbung erwarte ich keine wissenschaftlich haltbaren Aussagen und der eingangs zitierte Satz macht nicht einmal den Versuch wissenschaftlich zu erscheinen.
“Verwirbeltes Wasser, von führenden Esoterikern empfohlen”. Der Kaffee und das Mandelhörnchen haben mir trotz der Werbung gut geschmeckt.
Zu bedauern in diesem Zusammenhang ist nur, dass sich solche Werbung lohnt. Die Bäckerei macht nur das, was die Verbraucher wollen (und die Bäcker glauben vermutlich selber dran). Das ganze nennt man “confirmation bias”. Wenn ich einen Effekt erwarte weil ich etwas tue, dann werde ich diesen Effekt auch viel eher wahrnehmen, selbst wenn sich objektiv nichts geändert hat.
Verdummung erwünscht ?!
Werbung ist nicht Wahrheit – gut, das kann man akzeptieren. Aber edelgesteintes Wasser und bunteres Leben sind doch zwei Paar Schuhe. Das Wasser ist Zauberei und die Limo Fantasie. Für das eine wird man verbrannt, für das andere gelobt. Und das ist gut so. Wo kommen wir denn da hin, wenn Mathematiker von lebendigen Funktionen sprächen oder Physiker von absoluten Erkenntnissen nur um für ihre Fachrichtung zu werben.
In diesem Sinne: Mit Gottes Hilfe verfasster Text.
“Lebendiges” Wasser ….
… wird auch in der Literatur tradiert, allerdings nicht in der wissenschaftlichen:
“Die Bürgschaft” von Friedrich Schiller berichtet folgendermaßen von den Fährnissen des Damon auf dem Heimweg nach Syrakus:
[…] Doch horch’! Dort sprudelt es silberhell,
Ganz nahe, wie rieselndes Rauschen!
Und stille hält er zu lauschen.
Und sieh’! Aus dem Felsen, geschwätzig, schnell,
Springt murmelnd hervor ein lebendiger Quell’,
Und freudig bückt er sich nieder,
Und erfrischt die brennenden Glieder.[…]
Anscheinend teilt auch der Dichter Ihre Interpretation des Begriffs “lebendiges Wasser”.
Was die Frage angeht, warum der Bäcker “beleben” in Anführungszeichen gesetzt hat: Ich habe schon mehrfach bemerkt, dass im Lebensmitteleinzelhandel eine unkonventionelle Interpretation der Interpunktion gepflegt wird.
Offenbar versteht dieser Wirtschaftsbereich den Apostroph als absolut notwendiges Mittel zur Abtrennung eines den Plural markierenden Buchstaben s, die Anführungszeichen dagegen werden dagegen als gleichbedeutend mit einer Unterstreichung oder sonstwie gearteten Hervorhebung gesehen.
Mein Obsthändler bietet beispielsweise “Papaya’s” an, will aber sicher nicht durch die Verwendung der Anführungszeichen zum Ausdruck bringen, dass die unreifen, steinharten Gebilde in der Auslage eigentlich die Bezeichnung Papaya nicht verdienen.
Was mit dem Apostroph zum Ausdruck gebracht werden soll, ist mir noch unklar, ich arbeite aber dran.
Ich schließe mich Harald Weiche an
… sofern ich ich ihn richtig verstanden habe. Das sind schon zwei paar Schuhe, ob in einer Limo-Werbung das Produkt mit guter Laune verbunden wird oder ob eine pseudowissenschaftliche Sprache verwendet wird, um den Leuten groben Unfug zu erzählen. Das eine ist (mehr oder weniger) unterhaltende Werbung, das andere schlichtweg Betrug. Ich wäre da nicht so tolerant. Für mich ist das keine Hamburger Bäckerei, sondern eine humbuger Bäckerei.
“Granderwasser”
…darunter firmiert dieser esoterische Hokuspokus. Dem Bäcker würde ich was erzählen. Ich will ja schließlich auch keine akupunktierten Brötchen und keinen homöopathischen kaffee (der chemisch wahrscheinlich die gleiche zusammensetzung hätte wie “lebendiges wasser”…)
Betrugsverdacht?
Vielen Dank für die Kommentare. Das war in etwa, was ich erwartet habe. Genau auf diese Diskussion wollte ich hinaus:
Wann wird aus Werbung Betrug? Wie viel Unwahrheiten können wir ertragen?
Solange der Bäcker tatsächlich das Glasrohr mit den Steinen installieren ließ und selbst an eine positive Wirkung glaubt, handelt es sich natürlich nicht um einen Betrugsfall, weil schlicht der Vorsatz fehlt. Aber eine unwahre Werbeaussage bleibt es dennoch. Vergleichbar vielleicht nicht mit dem bunteren Leben aber doch mit der Behauptung jeden Waschmittelherstellers, sein Mittel wasche weißer als alle anderen.
Gut, edelsteinisiertes Wasser ist Magie. Aber offenbar glauben so viele Menschen an Magie, so dass es nicht mehr peinlich ist damit zu werben. Es ist das selbe Problem wie die Homöopathie nur viel harmloser. Letztlich schadet der Bäcker doch nur seinem eigenen Geldbeutel, denn er musste die sinnlose Investition machen. Höhere Brötchenpreise wird er kaum dadurch verlangen können. Ich kann also hier wirklich milde lächelnd drüber hinwegsehen und meinen (nicht homöopathischen) Kaffee genießen.
Wer den Schaden hat…
Wenn es nur der Werbespruch wäre …
… wäre es ja nicht so schlimm.
Leider steht hinter dem Unsinn mit dem “lebendigen Wasser” inzwischen eine ganze Esoterik-Industrie, die sehr gut daran verdient, den Leuten ihren Mist für unfassbare Summen anzudrehen.
Man muss nur mal in einer Suchmaschine die Begriffe “lebendiges Wasser” oder “Granderwasser” eingeben und kann sofort in ein Universum des Irrsinns eintauchen. Im wahrsten Sinne des Wortes …
@Joachim Sch.: Natürlich ist das Betrug!
Also ich finde Deine Einstellung echt sehr naiv! Du überlässt das Feld, bzw. das simple Bäckergemüt, einfach den Esoterikspinnern mit ihrer Industrie mit dem Hinweis, dass Waschmittel auch nicht so weiß wäscht, wie in der Werbung behauptet. Das Werbung übertreibt ist nun wirklich etwas, was niemanden überrascht, im Gegenteil, wir erwarten das ja sogar. Aber wenn den Leuten dummes Zeugs erzählt wird über Phänomene und Wirkmechanismen, die es gar nicht gibt, dann sollten einem verantwortungsbewussten Naturwissenschaftler die Haare zu Berge stehen. So viel aufklärerische Verantwortung solltest Du schon verspüren. Der Bäcker schadet nicht nur seinem eigenen Geldbeutel,sondern propagiert Schwachsinn, der dann seine Kreise zieht. Natürlich kann man trotzdem mild lächelnd seinen Kaffee trinken, aber vielleicht doch in einem anderen Café.
Wasser ist nicht gleich Wasser
Frau Dr. Bracht, bekannt aus Rundfunk und Presse, berichtet, dass Wasser aus Flaschen und Leitungen lange Clusterketten bildet (Aneinanderreihung von Wassermolekülen), die seine Lösungs- und Reinigungsfunktion mindern. Daher sollte man sein Wasser besser selbst herstellen, und zwar am besten durch das Verfahren der Umkehrosmose, welches Gift- und andere unerwünschte Stoffe bis zu 99,9-prozentig aus Leitungswasser entfernen kann.
Tja, Leute, so ist das… 😉
http://www.fnp.de/…asser_rmn01.c.7571731.de.html
Wie auch immer, aber doch…
Eigentlich amüsiere ich mich auch über solch vordergründige Hirngespinste. Hintergründig wär’s trotzdem interessant zu untersuchen, wieso auch grosse Industrieunternehmen (z.B. Daimler) in Granderwasser investieren und behaupten, damit in Form von z.B. (Reinigungs-) Chemikalien auch noch Kohle zu sparen:
http://www.grander-technology.com/…iejournal.pdf
@Balanus: Clusterbildung
Vor Jahren wurde einmal untersucht, wie lange die zwischenmolekularen Wechselwirkungen zwischen zwei Wassermolekülen beständig sind: 50 Femtosekunden.
Wenn Wasser lange Clusterletten bilden würde, dann wären dies Wasserfasern und man könnte sich Socken daraus stricken. 🙂
Werbewirbel
Zur Herstellung von Lebensmitteln, hier Backwaren, darf sowieso nur Wasser in Trinkwasserqualität verwendet werden. Auch ist mir nicht verständlich, warum man in einer Bäckerei “Wirbelwasser” verwendet, das wird doch in den Knet- und Rührmaschinen unkontrolliert herumgewirbelt und möglicherweise wieder entwirbelt 🙂
Hier eine solche Anlage zur Verwirbelung von Wasser und Clusterzerstörung durch Wirbel etc.:
http://www.urquellwasser.eu/…wirbeltechnik/3341/
Wer sich seriös über das Thema Wasser informieren möchte, dem kann ich das “Wasserlexikon” des Zweckverbandes Moosrain empfehlen:
http://www.wasser-lexikon.de/
Wunderwasser aus Lourdes
@Joachim
Sie fragen: “Wie viel Unwahrheiten können wir ertragen?”
Wahrscheinlich beliebig viel.
Der Mythos von Lourdes ist beispielsweise nachweislich von A bis Z erlogen. Aber die Menschen wollen das offenbar nicht wissen, 2.5 Milliarden Euro Jahresumsatz sprechen für sich (Weltwoche vom 20.2.2008).
@Stefan
Die Wahl, den Kaffee anderswo zu trinken, hatte ich nach der Lektüre der Tablettunterlage nicht mehr. Sowas lese ich immer erst nach dem Kauf.
Ich denke du überschätzt meine Naivität. Ich überlasse das Feld keineswegs einfach den Esoterikern. Ich habe schon seit Jahren Webseiten im Netz, die gegen Homöopathie, Tachyonenenergie und Nullpunktenergie argumentieren und beteilige mich seit Anfang der 90er mehr oder weniger regelmässig an Usenet- und Foren-Diskussionen.
Es ist mir aber auch wichtig, die Esoteriker mit dem nötigen Respekt zu behandeln. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass die Bäckerei nicht der Betrüger sondern allenfalls der Betrogene ist. Ich denke, wir Wissenschaftler haben auch zu überprüfen, ob unsere Vermittlung der Wissenschaft geeignet ist, die Verantwortlichen in Bäckereien oder bei Daimler zu erreichen. Einfach nur von Betrug zu schreiben greift zu kurz. Es scheint ein Problem in der Abgrenzung zwischen Wissenschaft und Pseudowissenschaft zu geben.
Es könnte ja sein, dass das Wasser durch das Verfahren mit human-verträglichen Bakterien und Pilzen angereichert wird, die human-pathogenen Bakterien und Pilzen den Lebensraum streitig machen ;-))
Völlig bakterien- und pilz(sporen)frei kriegt man Wasser NIE, und der Mensch ist an die Bakterien- und Pilzkulturen der Oberflächenbiosphäre sicherlich besser adaptiert, als an die in 400m Bodentiefe.
Tod im Backofen @Luchs
„Es könnte ja sein, dass das Wasser durch das Verfahren mit human-verträglichen Bakterien und Pilzen angereichert wird, die human-pathogenen Bakterien und Pilzen den Lebensraum streitig machen ;-))“
Wäre gut möglich 😉 Allerdings dürften die meisten beim Backen draufgehen.
Verunreinigung durch Bakterien und Hefen
Nun, das Wasser wird durch den Sauerteig eh mit großen Mengen an Bakterien und Hefen verunreinigt. Ich sehe wirklich keinen Vorteil, ihm vorher eine kleine Menge an Keimen von den Edelsteinen beizumischen. Zudem wäre mir auch neu, dass Edelsteine gute Spender an bodennahen Keimen wären. Eine Schippe Dreck wäre da zielführender. 😉
Das verträgt sich aber kaum mit dem “reinen Quellwasser”.
Der richtige Wirbel
Auf den richtigen Wirbel kommt es an.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hydrozyklon
Mit Hilfe eines Hydrozyklons kann man Partikel abtrennen, die eine höhere Dichte als das Wasser haben.
(Schmutzwasser kommt unten heraus, und Reinwasser oben.)
Gegen Partikel, die eine ähnliche oder eine niedrigere Dichte als das Wasser haben, gegen Mikro- und Nanopartikel, und gegen gelöste Stoffe hilft der Hydrozyklon allerdings nicht.
Man kann aber einen zweiten Hydrozyklon anders verbinden, um Partikel die eine niedrigere Dichte als das Wasser haben, abtrennen zu können.
(Schmutzwasser kommt oben heraus, und Reinwasser unten.)
Wenn man das Wasser durch eine Schicht aus Silber- oder Kupferkörnern leitet, dann werden die meisten Mikroorganismen durch die sich in Spuren lösenden Silber- oder Kupferionen abgetötet.
(Hoffentlich nicht auch einige menschliche Zellen.)
Zur besonderen Erheiterung, das Granderwasser:
http://de.wikipedia.org/wiki/Granderwasser
Granderwasser ist dann besonders wirksam, wenn es bei Vollmond abgefüllt wird.
(Null mal Faktor ist null.)
Dass sich die Erde jeden Tag unter zwei Mond-Gezeitenbergen hindurch dreht, das spielt wohl keine Rolle.
2001 wurde Grander für sein Lebenswerk mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet.
Das beweist eindeutig, dass ich den falschen Beruf gewählt habe (Chemotechniker).
“Diskussionen machen nur dann Sinn…
… wenn man nicht von vornherein entschlossen ist, recht zu behalten.”
Durch Zufall stolperte ich über diesen Beitrag. Ja, ich kann die Skepsis verstehen. Doch als “Mann der Wassers” bin ich schon seit über 20 Jahren auf der Suche nach dem Ursprung der “Lebendigkeit” des Wassers.
Eines versteht wahrscheinlich jeder, nachdem das Leitungswasser kilometerlange geradeauslaufende Wasserrohre, mit Druckspitzen von weit über zu 10bar am heimischen Wasserhahn hinter sich hat, ist es nicht mehr das gleiche Wasser wie an einer Quelle oder einem Gebirgsbach.
Für alle denen es wie mir geht und denen “daran glauben” nicht ausreicht, hier eine wertvolle Hilfe. Unter http://www.firmamend.com findet man jede Menge Links und Dokumente, die einem helfen tiefer in das heutige Wissen um das Wasser einzusteigen.
Und für alle, die “Esoterik” als etwas unnötiges abtun ein kleiner Hinweis aus Wikipedia: “Esoterik (von altgriechisch ἐσωτερικός esōterikós „innerlich“) ist in der ursprünglichen Bedeutung des Begriffs eine philosophische Lehre, die nur für einen begrenzten „inneren“ Personenkreis zugänglich ist – im Gegensatz zu Exoterik als öffentlichem Wissen.”
Jeder hat die freie Wahl zu welchem Personenkreis er gehören mag. Mir persönlich scheint das “öffentliche” Wissen permanent zu schwinden.
Na denn Prost
Interessant zu lesen. Da macht sich mal wer Gedanken über das Thema 😉 Ich glaube ganz so viel drüber nachdenken muss man jedoch nicht. Mit Edelsteinen verbessertes Wasser, das soll es wohl sein oder?, ist ja für die meisten Menschen, mich eingeschlossen, eher Humbug
Gelöste Gase
Von *einer* Veränderung kann man durch das Verwirbeln ausgehen: Die Konzentrationen der im Wasser gelösten Gase werden sich in Richtung Gleichgewichtskonzentration gegenüber Luft ändern. Interessant in diesem Zusammenhang vor allem Änderungen im Gehalt von O2 und CO2, da sich hierdurch Änderungen in pH-Wert und Redoxpotential ergeben, welche wiederum die Löslichkeit der Inhaltsstoffe steuern.
Aber das ist alles Theorie ohne praktische Relevanz.
Ein schönes Beispiel aus dem großen Feld der Wasserbelebung findet sich in diversen einschlägigen Katalogen. In Glas eingeschlossene (sic!) Edelstein-Stücke sollen unter anderem für Reichtum, Vitalität und Vertrauen sorgen, wenn man sie ins Wasser legt. Und schlank machen, natürlich. Die günstigere Variante sind einfache Bruchstücke, die nach “gesundheitlichen” Gesichtspunkten zusammengestellt werden.
“Edelsteintherapien” werden auch als Ersatz zu traditioneller Medizin angeboten, z.B. als schonendes und wirksames Mittel zur Krebsbehandlung. Dabei sollen z.B. die Schwingungen der Atome oder die Energie aus dem gewachsenen Kristall auf den Menschen übergehen. Wenn es nicht klappt, stehen meistens negative Schwingungen im Wege…
Belief before evidence…
Diese sogenannte Alternative Heilkunde (` Magie oder Zauberei) als Teil des (ganz und gar nicht homogenen) Diskursfeldes “Esoterik” hat sich in unserem Kulturkreis etabliert, vor allem wenn sie sich an wissenschaftliche Themen anlehnt (Quantentherapie, Quantenpsychologie….) und an deren Wissenschaftlichkeit partizipiert. Also nicht ganz so harmlos… Deshalb ist es auch nicht mehr peinlich, damit zu werben, sondern einträglich, da man sich oft mit einem wissenschaftlichen Nimbus umgibt.
Hier gilt das gleiche wie für Definitionen aus Wikipedia, das leider selten Kontextwissen vermittelt, sondern meist nur normative Definitionen: Lesen, kritisch hinterfragen und nochmal wo anders nachschauen.
Esoterik im ursprünglichen, von @Matthias Mend zitierten Sinne musste und wollte sich zu etablierten Macht- und Glaubensströmen abgrenzen (Exklusivität war desöfteren einfach gesünder), war aber noch nie ein einheitliches Konstrukt. In jüngerer Zeit gingen die sogenannte New-Age-Bewegung und Esoterik in einem breitgefächerten Diskursfeld auf.
Ich denke, dass sich bei der heutigen Informationsflut dem geneigten Leser nicht immer erschließt, welche Informationen brauchbar sind und welche nicht (wikipedia-Phänomen….), was nur Werbung, was Betrug und was weitergegebene Leichtgläubigkeit oder tiefe Überzeugung ist. Was ist Galileo und was ist Wissenschaft, wo fängt das eine an und wo hört das andere auf?
Die andere spannende Frage: wären wir, die dies als Humbug empfinden, mit anderem Bildungshorizont und anderer Lebenswelt genauso kritisch? Oder könnten wir dann nicht auch Gläubige sein?
Würde ich auch zu denjenigen gehören, die wohlmeinend sagen “Ich bin ja auch rational denkend, aber es gibt dann doch Dinge, die darüber hinausgehen…”?
Toller Blog!
magisches Denken
Da sind Kräfte am Werk, die wir nicht verstehen. Und wir wünschen uns eine heile Welt. Haben Sehnsucht nach den besseren Zeiten, die es einmal gegeben haben muss. Diamantene Hochzeit werden wir nie erleben, Edelsteine sind kostbar und Halbedelsteine beleben das Geschäft, wollte sagen: Das Brot.
Ob jetzt der Bäcker der Verführte oder der Verführer ist, lässt sich nicht ausmachen, ähnlich wie beim Homöopathen.
Ansonsten ist “belebt” kein Zusatzstoff im eigentlichen Sinne und lenkt wohl nur davon ab, welche Hilfsmittel tatsächlich verwendet werden. Die traurige Situation ist ja auch die, dass der “kleine Bäcker” am Aussterben ist – und hier versucht wohl einer, sich eine Nische zu schaffen.
noch mal zu Grander, wie schon angesprochen 🙂
In Österreich gibts eine Bäckerei “DerMann”, die mit Granderwasser bäckt
http://www.dermann.at/unternehmen/philosophie/
Zitat aus dem Link:
Neben Mehl ist aber auch Wasser ein für die Qualität aller Backwaren entscheidender Bestandteil. Nach eingehenden Tests haben wir uns als einer der ersten österreichischen Lebensmittelhersteller für die „Grander Wasserbelebung“ entschieden. Das vom Tiroler Johann Grander entwickelte Verfahren energetisiert das Wasser. Das heißt, es gibt ihm durch eine Verbesserung der Wasserstruktur seine belebenden Eigenschaften zurück.
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Wiens Wasser kommt direkt aus dem Gebirge (von der Rax) – das ist Hochquellwasser
Er hat das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst für seine Wasserbelebung erhalten.
Beim Grander-Wasserbeleber fließt das Leitungswasser an Kammern vorbei, die mit so genanntem Informationswasser gefüllt sind. Dadurch soll das Wasser in seiner “Struktur” verändert werden und besondere, positive Eigenschaften erlangen. Angeblich soll auch ein Glas mit Granderwasser durch solche Informationsübertragung das Wasser in einem danebenstehenden Glas so verändern können, dass es die Eigenschaften von Granderwasser übernimmt.
Grander gab an, die Anweisungen zur Entwicklung seines Wassers von Gott bekommen zu haben.
aus https://www.psiram.com/ge/index.php/Johann_Grander
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TU Wien
Seriöse Diplomarbeiten an TU Wien, die ergaben, dass es sich durch nichts vom Leitungswasser unterscheide ließ Grander für 5 Jahre sperren (wegen wirtschaftlicher Interessen)
also solchen ..fug gibts nicht nur bei Euch
sorry könnte auch TU Graz gewesen sein- es gab mehrere Diplomarbeiten