Galaktische Kollisionen

Die Kollision zwischen der Milchstrasse und der Andromeda Galaxie führt zu deren Verschmelzung.

Wenn es um Benennung von galaktischen Phänomenen geht, ist die Wissenschaft durchaus kreativ. Da werden Namen erfunden wie etwa galaktische Belästigung, galaktischer Kannibalismus, feuchte und trockene Verschmelzung oder auch galaktisches Entblössen. Diese Begriffe beschreiben mögliche Prozesse, die eine Galaxie durchlaufen kann, um ihre Form – also ihre Morphologie – zu ändern. Diese Prozesse stellen also wichtige Etappen des Lebens von Galaxien dar, die Milliarden von Jahren dauern können. Dabei ist einer der wichtigsten Mechanismen, den wir auch gleich nachverfolgen werden, derjenige der Verschmelzung zweier Spiralgalaxien. Dieser ist nämlich die Hauptursache für die Transformation von Spiralgalaxien zu elliptischen Galaxien.

Eine Verschmelzung ist nicht gleich einer Verschmelzung

Das Endprodukt der Kollision von zwei Spiralgalaxien hängt von vielen Faktoren ab. Wie schwer sind beide Galaxien? Wie gross ist das Massenverhältnis untereinander? Und wie stehen sie zueinander? Und wie schnell bewegen sie sich? All diese anfänglichen Bedingungen können die Verschmelzung beeinflussen. Nehmen wir doch einmal an, zwei Spiralgalaxien mit etwa derselben Masse kollidieren frontal. Klingt unheimlich? Sollte es auch! Dieses Schicksal wird schliesslich auch unsere Heimatgalaxie ereilen, die sich auf Kollisionskurs mit der Andromeda Galaxie befindet. Diese bewegt sich mit rasanten 120 km/s auf uns zu, was in gut zwei Milliarden Jahren zu einem galaktischen Zusammenstoss führen wird.

Bild einer Spiralgalaxie
Die Andromeda Galaxie noch in voller Pracht. Sie befindet sich aber auf Kollisionskurs mit unserer eigenen Galaxie. Bild: Adam Evans, Creative Commons Attribution 2.0 Generic

Durchdringen sich die beiden Spiralgalaxien – wir nennen dies die erste Passage – hat dies grossen Einfluss auf die Bahnen der Sterne. Diese rotierten bisher unbeieindruckt auf ihren gleichgerichteten Bahnen um das Zentrum der jeweiligen Galaxie, doch durch die Interaktion mit dem Gravitationspotential der störenden Galaxie werden die Sterne aus ihren Bahnen geworfen. Auch unserem Sonnensystem ist dieses schwere Los beschieden. Mit einer grosser Wahrscheinlichkeit wird unsere Sonne weit aus ihrer jetzigen Bahn geworfen. Sie wird dann mindestens den dreifachen Abstand zum Zentrum der Galaxie haben wie bisher. Auch wird sie – wie so viele andere Sterne – ihre gleichförmige Rotation um das Zentrum der Galaxie verlieren.

Die Kollision zwischen der Milchstrasse und der Andromeda Galaxie führt zu deren Verschmelzung.
Nahaufnahme eines möglichen Blicks auf die Kollision der Milchstrasse mit der Andromeda Galaxie. Bild: NASA; Z. Levay and R. van der Marel, STScI; T. Hallas; and A. Mellinger, public domain

Im Extremfall, dessen Eintretenswahrscheinlichkeit mit etwa drei Prozent abgeschätzt wird, werden wir regelrecht aus der Milchstrasse herausgeschleudert und von der Andromeda Galaxie – oder was davon übrig bleibt – aufgefangen. Aber Moment einmal, wenn zwei Galaxien aufeinanderprallen, übersteht das die Sonne überhaupt? Wird sie nicht mit anderen Sternen kollidieren? Unglaublich aber wahr, die Antwort ist mit Sicherheit “nein”.

Sternkollisionen? Nein danke!

Dafür sind die Abstandsverhältnisse in Galaxien schlichtweg viel zu extrem. Machen wir dazu einige einfache Rechnungen. Die Sonne hat einen Durchmesser von 1.4 Millionen Kilometern. Der Abstand zum nächsten Stern – Alpha Centauri – beträgt 4.34 Lichtjahre, was etwa 40 Billionen Kilometern entspricht. Das wiederum entspricht einem Faktor von 30 Millionen zwischen der Grösse der Sonne und dem Abstand zum nächsten Stern. Anders formuliert hätten 30 Millionen Sonnen zwischen uns und Alpha Centauri Platz.

Um uns diese Dimensionen einmal zu veranschaulichen, nehmen wir doch an, die Sonne sei ein Fussball, welcher einen Durchmesser von 20 cm habe. Dann lässt sich der nächste Fussball in einer Distanz von 6000 km finden, was der Distanz zwischen Basel und New York entspricht. Um uns nun die Wahrscheinlichkeit zu Gemüte zu führen, dass ein Fussball einen anderen trifft, machen wir ein einfaches Gedankenexperiment. Entlang des Äquators stellen wir im Abstand von 6000 km Eishockey-Tore auf (Tore, damit das Experiment irgendwie Sinn ergibt). Das gibt bei einem Erdumfang von 42’000 km also sieben Tore, die wir gleichmässig verteilen.

Pelé, schiess ein Tor

Nun steht, Pelé – der grösste Fussballspieler aller Zeiten – am Nordpol und tritt Fussbälle in zufällige Richtungen. Ignorieren wir solche hinderliche Dinge wie die Reibung oder die Existenz von Meeren und Bergen, so fliegen die Bälle alle in Richtung Äquator. Wie hoch ist nun die Chance, dass Pelé das Tor trifft? Nehmen wir an, dass ein Tor einen Meter breit ist, dann beträgt die Wahrscheinlichkeit pro getretenen Ball 7 zu 42 Millionen, also 0.000016 Prozent. Anders gesagt müsste Pelé 6 Millionen mal zum Freistoss antreten, um das Tor auch nur einmal zu treffen. Dabei haben wir aber noch nicht berücksichtigt, dass die Tore auch in verschiedenen Höhen aufgestellt werden könnten (die Scheibe der Milchstrasse hat ja eine gewisse Dicke).

Wir sehen also, dass es quasi nie zu einem Zusammenstoss zwischen zwei Sternen kommt, denn eine typische Spiralgalaxie enthält etwa 200 Milliarden Sterne, welche sich aber nicht alle auf einem möglichen Kollisionskurs mit der Sonne befinden. Dies ist aber nicht das Ende der Geschichte. Die beiden Spiralgalaxien durchfliegen einander und wie wir gesehen haben, geschieht dies also ohne Zusammenstösse der Sterne. Dennoch kommen die Galaxien nicht unbehelligt davon und verformen sich. Nach der ersten Passage entfernen sie sich wieder voneinander, aber ihr Schicksal ist besiegelt.

Das Finale der Verschmelzung

Die beiden Galaxien bremsen sich gegenseitig so stark ab, dass sie unweigerlich wieder ineinander stürzen werden. Eine zweite Passage, also eine zweite Kollision, steht bevor. Auch hier werden keine Sterne ineinander krachen, doch weichen diese immer mehr von ihren ursprünglichen Bahnen ab. Wir nennen dies auch gewaltsame Relaxion. Es kann sein, dass die beiden Galaxien noch genügend hohe Geschwindigkeit aufweisen, damit sie noch einmal durcheinander fliegen können, aber dieses mal werden sie sich schon sehr viel weniger weit voneinander entfernen, bevor sie wieder gestoppt und ein drittes Mal ineinander krachen. Irgendwann – nach etwa weiteren drei Milliarden Jahren – hat sich jedoch ein neues Gleichgewicht gefunden und die beiden Galaxien sind zu einer verschmolzen. Die Sterne wurden dabei (fast) vollständig aus ihren Bahnen geworfen und bewegen sich nun auf chaotischen Orbits.

Verschiedene Schnappschüsse der Verschmelzung der Galaxien.
Verschiedene Schnappschüsse der Verschmelzung der Milchstrasse mit der Andromeda Galaxie. Bild: NASA; Z. Levay and R. van der Marel, STScI; T. Hallas; and A. Mellinger, public domain

Wir erahnen es bereits: die zwei Spiralen haben sich in eine einzige elliptische Galaxie verwandelt. Deshalb sind elliptische Galaxien typischerweise schwerer als Spiralgalaxien. Die ganze Verschmelzung – hier das Beispiel der Milchstrasse und der Andromeda Galaxie – wird etwa fünf Milliarden Jahre in Anspruch nehmen. Vorsorglich haben wir die elliptische Galaxie – welche bei der Verschmelzung der beiden Galaxien entsteht – schon benannt. Unsere Nachfahren dürfen sie die Milchdromeda nennen. Das ist nun das Ende der Geschichte.

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Studiert habe ich Physik an der Universität Basel. Eigentlich mit dem Ziel, Lehrer zu werden, bin ich doch noch in der Wissenschaft hängen geblieben. An der gleichen Uni habe ich dann als Letzter im Fach Astronomie promoviert, kurz darauf wurde die Astronomie geschlossen. Zurzeit arbeite ich mit einem Forschungsstipendium des Schweizerischen Nationalfonds an der Universität Strasbourg. In meiner Forschung verwende ich verschiedene optische Teleskope, wie etwa das Very Large Telescope. Mein Arbeitsfeld ist die extragalaktische Astronomie, vorallem die kleinsten Galaxien im Universum – die Zwerggalaxien – begeistern mich seit Jahren. Dies, da sie das beste Labor für die Erforschung der Dunklen Materie und alternative Gravitationstheorien darstellen.

29 Kommentare

  1. Nach soviel Dramatik, die positive Seite. Die Ausdehnung der Sonne zum Roten Riesen soll ja unsere Erde in 4 Mrd. Jahren ereilen.
    Da können wir nur hoffen und uns wünschen, dass die Verschmelzung von Andromeda und Milchstraße vorher die Sonne etwas aus ihrer gewohnten Bahn wirft und die Erde weiter von der sich aufblähenden Sonne entfernt.
    Schöne neue Nachrichten zum 6. Dezember.

  2. @fliegenklatsche
    Erde und Sonne werden durch die Kollision der Galaxien immer gemeinsam bewegt. Der Abstand Erde – Sonne ändert sich durch die Kollision der Galaxien nicht. Aber wenn die Sonne zum roten Riesen wird, bläst sie große Mengen Gas in den Raum. Dadurch wird sie leichter und die Erde entfernt sich von der Sonne.

    @Oliver Müller
    Wenn man 400 Miliarden Sterne (in beiden Galaxien) hat, und die sich mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 : 40 Millionen treffen, dann bleiben immer noch 10 000 Kollisionen übrig. Für einen einzelnen Stern ist die Kollisionswahrscheinlichkeit wie ein Lottogewinn sehr gering. Aber bei der Menge Sterne wird der Lottogewinn für 10000 Sterne wahr und sie kollidieren. Das müßte man doch auch sehen ! Oder ?

  3. @Gas- und Staubwolken

    Fehlt doch noch das Verhalten der Gas- uns Staubwolken. Diese kollidieren tatsächlich, weil sie sich nicht aus dem Weg gehen können und nicht aneinander vorbeifliegen können. Durch lokale Verdichtungen entstehen dann viele neue Sterne, wie den Bildern 3 und 4 zu sehen ist. Später ist nur noch wenig Gas und Staub vorhanden, und die endgültige elliptische Galaxie sieht dann auch recht langweilig aus (Bild 8). Oder?

    Kann es sein, dass es wieder interessanter wird, wenn neue Gaswolken im Laufe von weiteren Milliarden Jahren von außen in die neue Galaxie hineinströmen, und sich dann vielleicht wieder eine neue Spiralstruktur bildet?

  4. Leser,
    dass die Sonne leichter wird, ist sicher. Wir entfernen uns auch von ihr. Nur, ob das ausreicht?
    Wir haben ja noch ein paar Milliarden Jahre Zeit.

  5. Wenn man bedenkt, was die Evolution in einer Millionen Jahre geschafft hat (Menschwerdung), dann geben sie dieser Evolution noch eine Milliarde Jahre und diese dann bestehende HochIntelligenz wird die Mittel und Möglichkeiten haben, um beide Galaxien aneinander vorbei gleiten zu lassen.

  6. @Leser

    Oliver hat aber nicht behauptet, dass die Wahrscheinlichkeit 1:40 Mio. wäre, sondern dass das Verhältnis Sonnendurchmesser – Abstand zu Alpha Centauri 1:40 Mio. ist, das ist aber nur 1 lineare Dimension!

    Ich versuche mich mal an einer groben Abschätzung und nehme an, dass Andromeda und Milchstraße breitseitig kollidieren: Fläche Andromeda der hellen Scheibe rund 3.15*(10^5 ly)². Die der Milchstraße nehme ich vereinfachend als gleich groß an. Die gemeinsame Sonnenanzahl ist 1.25*10^12. Die meisten Sonnen sind kleiner als unsere, aber manche haben dafür eine wesentlich größere Querschnittsfläche; ich rechne mal großzügig mit aufgerundetem r_sol –> A = 3.15*(8 × 10^-8 ly)^2.
    Das heißt die Querschnitte der Sonnen zusammen haben eine Fläche von 0,025 ly², die Galaxiebreitseite hätte 3*10^10 ly². Die Chance für eine oder mehr Sonnenkollisionen beim Galaxien-Rendevouz ist damit grob im Bereich 10^(-12) (allerdings höher wenn die Galaxien sich eher über die Kanten treffen; und vielleicht höher wenn man Gravitation berücksichtigt, aber Letzteres macht unter Faktor 10 aus vermute ich).

  7. Wenn die Kollision beginnt (in 3 bis 4 Milliarden Jahren) könnte die Milchstrasse – und eventuell auch die Andromeda-Galaxie – von uns schon längst kolonisiert sein. Die Menschheit kann also sehr viel schneller unterwegs sein als solche kosmische Objekte und Phänomene. Allerdings ist die Menschheit auch um ein Vielfaches weniger berechenbar. Sie könnte ebenso gut schon bald verschwunden sein oder durch etwas ersetzt sein, was wir uns nicht einmal vorstellen können.

    Wir Menschen sind also nur nervös agierende Geister auf der majestätischen galaktischen Bühne.

  8. Da möchte ich mich auch mal an einer Schätzung versuchen.

    Abstand 6000 km; Umfang 42000 km – Ich schätze, da passen gut und gerne nicht nur sechs, sondern sogar sieben Tore auf den Äquator.

    Pelé trifft häufiger!

    • Da möchte ich mich auch mal an einer Schätzung versuchen.

      Abstand 6000 km; Umfang 42000 km – Ich schätze, da passen gut und gerne nicht nur sechs, sondern sogar sieben Tore auf den Äquator.

      Pelé trifft häufiger!

      Nein nein, das mit den sechs Toren stimmt schon, uns ist leider beim Transport über dem Bermuda Dreieck eines der Tore abhanden gekommen. Deshalb sechs.

      Spass bei Seite, danke für die Korrektur. Aber da sieht man, wie Astronomen so ticken. Ob 6 oder 10 Tore, dass ist alles die gleiche Grössenordnung.

      • Die meisten wissen ja mittlerweile, dass die Antwort 42 lautet. Aber nur wenige haben sich aus „Per Anhalter durch die Galaxis“ gemerkt, dass die dazu passende (!) Frage lautet: Wieviel ist neun multipliziert mit sechs?

        “Neun mal sechs. Zweiundvierzig.“
        “Das ist es. Das ist alles.“

  9. Wenn nur die relative Radialgeschwindigkeit der Andromeda Galaxie bekannt ist, und die relative Transversalgeschwindigkeit der Andromeda Galaxie nicht bekannt ist, dann kann die Andromeda Galaxie genau so gut an unserer Galaxie vorbei fliegen.
    Die Frage ist, ist die relative Transversalgeschwindigkeit der Andromeda Galaxie bekannt?

  10. @Karl Bednarik (Zitat Andromeda-Milchstraßen-Kollision): Beobachtungen und Berechnungen brachten zutage, dass sich beide Galaxien mit einer Geschwindigkeit von etwa 120 km/s aufeinander zu bewegen. Ob und wann dies jedoch zu einer Kollision führt, konnte zunächst nicht genau beantwortet werden, da dies auch davon abhängt, wie groß die Tangentialgeschwindigkeit der Andromeda-Galaxie, also die Geschwindigkeit senkrecht zur Sichtlinie, ist. Ist diese deutlich höher als die Geschwindigkeit, mit der sich beide Galaxien aufeinander zubewegen (Radialgeschwindigkeit), würden beide Galaxien lediglich aneinander vorbeiziehen, ohne zu kollidieren. Berechnungen aus dem Jahre 2001 erbrachten eine Tangentialgeschwindigkeit von maximal 200 km/s, wodurch eine Kollision zwar nicht bestätigt, aber auch nicht ausgeschlossen werden konnte. Erst später, im Jahre 2012, konnte mit Hilfe von Beobachtungen des Hubble-Weltraumteleskopes errechnet werden, dass die Tangentialgeschwindigkeit deutlich kleiner als 120 km/s ist, wodurch eine Kollision heute als unausweichlich angesehen wird.[4]

  11. Martin Holzherr,
    mir ist nicht klar, was mit einer Kollission gemeint ist.
    Wenn Sie Milch in Ihren Kaffee schütten, dann verteilt sich die Milch innerhalb des Kaffees. Eine Kollision würde ich das nicht nennen. Es gibt ja keine klare Grenzlinie zwischen der Milch und dem Kaffee.
    Die verschiedenen Sonnen der Galaxien werden sich gegenseitig durch Gravitation beinflussen. Dass es zu einem Crash einzelner Sonnen kommt, das ist auch unwahrscheinlich, vielleicht gibt es dann mehr Doppelsterne. Die bestehenden Doppelsterne sind vielleicht auch schon ein Ergebnis einer Durchdringung verschiedener Galaxien.
    Und jetzt kommt die Gretchenfrage (ich bitte schon im voraus um Nachsicht), welche Konsequenzen haben solche Gedanken?

  12. @fliegenklatsche: für Galaxienforscher ist wohl eine Kollision von Galaxien das, was sie im Teleskop beobachten, wenn zwei Galaxien sich aufeinander zu bewegen um dann irgendwann zu einer neuen Galaxie zu verschmelzen.

    Es stimmt aber: Bilder können auch täuschen. Die volle Wahrheit ergibt sich nicht immer durch ein beeindruckendes Bild. Aber zum Glück verstehen ja Astronomen auch sehr viel von Physik. Sie lassen sich darum nicht so leicht täuschen.

  13. @Fliegenklatsche

    „Und jetzt kommt die Gretchenfrage (ich bitte schon im voraus um Nachsicht), welche Konsequenzen haben solche Gedanken?“

    Vom Kosmos träumen können. Sich das so vorstellen, wie sich unsere Galaxie entwickeln kann, und dann abends in die Sterne gucken, und sich da in die Weiten des Raumes hineinfühlen. Und in die Zeiträume von Jahrmilliarden. Sich damit dann klein fühlen, und die Enge der herrschenden Kultur relativieren, und von Zeiten träumen, die mehr Bewusstsein möglich machen.

    Was die Doppelsterne angeht, sind die mein ich in der Regel gemeinsam entstanden. Wenn sich zwei Sterne begegnen, ziehen die sich zwar an und beschleunigen sich auf einander zu, fliegen aber nach der Begegnung mit ihrem eigenen Schwung meist wieder auseinander. Vor allem wenn sie aus verschiedenen Galaxien kommen, und dann mit entsprechend großer Geschwindigkeit aneinander vorbeifliegen. So eine Begegnung könnte aber Auswirkung auf die Bahnen der Planeten um die betroffenen Sterne haben, wenn die Sterne entsprechend nah aneinander vorbeifliegen.

    Hier würde ich mich aber auch Herrn Holzherr anschließen, dass wir bis dahin wohl die Galaxis kolonisiert haben werden. Unser nervöses Agieren haben wir uns dann hoffentlich auch abgewöhnt. Wenn es allerdings noch mehr intelligente Spezies in der Milchstraße gibt, müssten wir uns wohl die Kolonisierung mit denen teilen.

  14. Herr Holzherr, Herr Jeckenburger,
    im Vergleich zu den Sternen sind wir “Eintagsmenschen”.
    Uranus macht gerade einmal einen Kreisbogen um die Sonne, da ist unser Lebensende erreicht.
    Dabei kann man demütig werden.
    Ob es der Menschheit vergönnt sein wird einmal um das Zentrum der Milchstraße zu fliegen?

    So gesehen ist Astronomie auch ein wenig Philosophie.
    Einen besinnlichen 2. Advent.

  15. Ergeben sich aus alternativen Gravitationstheorien signifikante Unterschiede für das vorhergesagte Resultat oder zumindest für den (simulierten) Verlauf einer Galaxienverschmelzung?

    • Ergeben sich aus alternativen Gravitationstheorien signifikante Unterschiede für das vorhergesagte Resultat oder zumindest für den (simulierten) Verlauf einer Galaxienverschmelzung?

      Definitiv, da vorallem die Dunkle Materie dafür verantwortlich ist, dass die beiden Galaxien zusammenkleben werden. Das kommt durch die Reibung, die die beiden Dunkle Materie Halos auf sich wirken werden, welche einen kinetischen Energieverlust verursacht. Wir nennen dies Dynamische Reibung.
      In MOND, also ohne Dunkle Materie, würden die Galaxien aneinander vorbeirasen und es wird wohl nicht zu einer Verschmelzung kommen. Dies hängt aber auch davon ab, ob es eine Frontalkollision gibt oder eher bei einem Vorbeiflug bleiben würde.

      • D. h. also wir werden in wenigen Milliarden Jahren um einiges schlauer sein. Danke, mehr will ich gerade gar nicht wissen.

  16. Ich habe diese Vermutungen schon früher erwähnt:
    Die biologische Unsterblichkeit wird schon lange vor der interstellaren Raumfahrt entwickelt werden.
    Deshalb sind auch die Generationenraumschiffe nicht mehr notwendig.
    Der Bau von Weltraumhabitaten ist der Besiedlung von Planetenoberflächen weit überlegen, weil dadurch mehr nutzbare Fläche mit viel weniger Masse erzeugt wird.
    Hier sind noch einige Baupläne dafür:
    https://space.nss.org/settlement/nasa/70sArtHiRes/70sArt/art.html
    Hier ist noch ein wenig Phantasie, der Valerian-Trailer:
    https://www.youtube.com/watch?v=fG7fcaVg_Lo

  17. @Karl Bednarik (Zitat) „ Der Bau von Weltraumhabitaten ist der Besiedlung von Planetenoberflächen weit überlegen“
    Bezüglich Raumoptimierung ja, bezüglich Psychologie/Soziologie nein. Der Mensch ist nicht dafür geschaffen in absoluter Friedfertigkeit und Kooperationsbereitschaft zu leben. Das aber wäre nötig, wenn alle die gleiche Wohnkommune (das Habitat) teilen. Auf einem Planeten dagegen kann man sich absetzen wenn man genug von den andern hat.

  18. Bezüglich dunkler Materie: ich könnte mir vorstellen, dass die genaue Beobachtung von Galaxien- oder Gasmassenkollisionen sogar über den Typus der dunklen Materie Auskunft geben könnte. Es gibt nämlich Modelle der dunklen Materie mit langer Wechselwirkungsreichweite und solche mit kurzer Reichweite und gewisse Typen von dunkler Materie verhalten sich wie Flüssigkeiten.
    Genaue Beobachtung von Sternenbewegungen bei Galaxienkollissionen könnte womöglich entscheiden, welcher Fall vorliegt.

    • Scientists Find Even More Galaxies in the Universe Without Any Dark Matter

      Astronomers have discovered 19 more galaxies missing their dark matter. Instead of dark matter, these strange galaxies are mainly filled with regular matter, like the protons, neutrons, and electrons that make up everything we’re familiar with.

      The new find, published November 26 in Nature Astronomy, bolsters the controversial recent discovery of two other galaxies without dark matter. The mysterious substance accounts for most matter in the universe, and it’s thought to be the primary component of all galaxies — as well as the main driver of galaxy formation in the first place. So, finding so many galaxies without the exotic matter suggests astronomers are missing something major about how galaxies form and evolve.

      • Was hat dies mit dem obigen Artikel zu tun?

        Zu diesem Nature Artikel: Die gemessenen Rotationskurven ergeben sogar weniger Materie als wir über die Baryonen (Protonen, Neutronen) schon sehen. Etwas ist da also “fishy”, würden die Angelsachsen sagen.

  19. @Weltraumhabitate

    Na ja, die ISS hat 200 Mrd € gekostet, bietet Platz für 5 Personen und hält nur 30 Jahre. Dazu kommt, dass man dort nur maximal 1 Jahr leben kann, weil man mangels Abschirmung sonst verstrahlt wird. Und das unter dem Schutz des Magnetfeldes der Erde. Ein Habitat im Umlauf um die Sonne wäre wegen der nötigen Abschirmung noch deutlich aufwändiger.

    Darüber hinaus würde ich mir Sorgen um die Lebensqualität in solchen Habitaten machen. Diese Lebenswelt würde doch einem Gefängnis recht ähnlich sein. Einen Menschen, der dort dauerhaft leben möchte, müsste man wohl erst mal züchten. Es gäbe ja überhaupt nichts zu sehen, zur einen Seite die Sonne und ganz viel Licht, zur anderen Seite die Nacht und die Sterne. Keine Landschaft, keine Himmel, keine Wolken, kein Regen und kein Wind. Keine Tage und keine Jahreszeiten, im Prinzip total eingesperrt.

    Ich vermute, dass ein Platz auf der Oberfläche der Erde sehr begehrt sein wird, wenn es mal tatsächlich Billionen Menschen geben wird, die in Habitaten im Umlauf um die Sonne leben werden. Mit oder ohne biologische Unsterblichkeit.

    Die Riesenhabitate, die in dem Link von @Bednarik zu sehen sind, wären nochmal richtig aufwändiger, aber ob eine so vollkünstliche Welt wirklich Spaß macht, bezweifle ich.

    Planetenoberflächen sind doch sehr interessant. Geologisch, Meteorologisch und Biologisch ist da richtig was los, einen wunderbaren Garten kann man daraus machen, mit vergleichsweise sehr wenig Arbeit. Das meiste gibt’s als Naturservice umsonst. Und in die Sterne gucken kann man von hier auch.

    Wenn man wie in den Habitaten vorgesehen künstlich Nahrung herstellt, kann man dies auch auf der Erde machen. Das würde bedeuten, dass wir keine Landwirtschaftlichen Flächen mehr brauchen, was dann eine weltweite Stadt mit mehreren 100 Mrd Einwohnern möglich machen würde. Das wäre nochmal wesentlich einfacher als die Weltraumhabitate, und auch wesentlich lebenswerter.

    Anderseits muss man sich fragen, welchen Sinn solche Menschenmassen hätten. Auch heutzutage könnte man meinen, dass 500 Millionen Menschen weltweit ein Sinnoptimum wären, genug für eine funktionierende Weltkultur und genug Platz für freie, nicht kultivierte Lebensräume. Wenn das menschliche Leben Sinn macht, macht das nichtmenschliche Leben genauso Sinn, würde ich sagen. Qualität wäre hier der Maßstab für ein Optimum.

    Die Kolonisierung von erdähnlichen Planeten, die gute Lebensbedingungen bieten, und nur noch keine Zeit hatten, komplexes Leben zu entwickeln, wären in jedem Fall Kandidaten, dort einen wunderbaren Garten einzurichten. Nicht nur für Menschen, auch für wilde Natur mit Wäldern und Tieren. Und von solchen Planeten wird es wohl tausende mal mehr geben, als Planeten mit komplexem Leben wie auf der Erde. Dieses ist hier ja erst nach über 3 Milliarden Jahren mit hauptsächlich Einzellern entstanden.

  20. @Tobias Jeckenburger(Zitat): “ dort nur maximal 1 Jahr leben kann, weil man mangels Abschirmung sonst verstrahlt wird.“ Das ist kein Problem, denn eine 1 Meter dicke Schicht Wasser genügt bereits als Strahlenschutz im Orbit oder auch interplanetar – und das für unbegrenzte Zeit. Die geplanten Habitate beispielsweise der Gateway-Foundation für einen Mars Colony Transporter sind Zylinder mit Abmessungen von hunderten von Metern, die durch Rotation auch künstliche Schwerkraft herstellen – etwas was für das Wohlbefinden noch wichtiger ist als die Abschirmung von Strahlen.

    Sicher ist aber: nur Weltraumenthusiasten werden sich das antun und das werden nie mehr als 1 Promille der Weltbevölkerung sein (also ein paar Millionen Menschen).

    Die Versorgungsautonomie von Weltraumhabitaten kommt aber auch uns hier unten zugute und mit Urban und Vertical Farming hat das schon begonnen.

  21. Angenommen, Sonne, Erde und die Menschheit würde unendlich lang unverändert so weiter existieren, wie jetzt. Würde sich für die Menschheit durch die Kollision oder die chaotischen Orbits etwas ändern?
    Eigentlich spielt für unser Leben doch nur das Sonnensystem, oder noch genauer nur Sonne, Erde und Mond eine Rolle, oder?

    • So wie ich das verstehe wird die Kollision die Position der Erde nicht verändern. Die Distanzen sind einfach zu gross um einen Einfluss auf das Planetensystem zu haben. Das Gravitationsgesetz sagt ja die Kraft wird mit dem Quadrat zum Abstand kleiner, dass heisst ein Objekt muss sehr nahe kommen, um einen Einfluss zu haben.

      • Die Erde wird wahrscheinlich nichts von der Kollision mit Andromeda mitbekommen, aber sie könnte auf die Annäherung des jetzt 62 Lichtjahre entfernten Nachbarsystems Gliese 710 auf einen Minimalabstand von 1.1 Lichtjahren in bereits 1.36 Millionen Jahren sehr wohl reagieren. Gliese 710 könnte die Oortsche Wolke stören und die Wahrscheinlichkeit eines Kometen-/Asteroidentreffers erhöhen. Die neuesten Daten von Gaia ergeben sogar folgendes: Raúl und Carlos de la Fuente Marcos von der Universität Complutense Madrid berechneten 2018 aus neueren Gaia-Daten (DR2) eine Annäherung von 10.721 ± 2.114 AE oder 62 Lichttage in ca. 1,28 Millionen Jahren.[7]
        Sollte Gliese 710 Planeten besitzen, wäre eine Mission dorthin in 1.28 Millionen Jahren wohl lohnend und sogar mit heutiger Technologie möglich.

        Gaia kartiert ja die Sterne und Sternbewegungen unserer Milchstrasse und ist selbst eine Nachfolgemission von Hipparchos. Meiner Meinung nach sollte es bald auch eine oder gar mehrere Nachfolgemission von Gaia geben mit dem Ziel, Sterne in unserer Nachbarschaft noch viel detaillierter und inklusive sämtlicher Exoplaneten zu kartieren. Mit einem genügend grossen Primärspiegel wäre die Detektion selbst erdgrosser Exoplaneten bei unseren Nachbarsonnen wohl allein schon astronometrisch möglich – also durch Vermessen der genauen Himmelspositionen der Sterne in regelmässigen Zeitabständen. Denn die Sterne werden ja durch die umlaufenden Planeten etwas herumgezerrt.

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