50 Millionen Tonnen Elektroschrott

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Umwelt sind Du und ich
Öko-Logisch?

Server von Innen (Foto: Pixelio)

Es ist wieder einmal CeBIT. Und in diesem Jahr feiert sich die Branche erstmals für ihre „Grüne IT“. Tatsächlich bietet der Markt immer mehr Produkte mit gemäßigtem Energiehunger. Auch gibt es Absichtserklärungen, gesundheitsschädliche Materialien zu ersetzen. Selbst Recycling ist inzwischen sogar abseits einiger Druckerpatronenhersteller zum Begriff geworden. Mit einem plötzlich erwachten ökologischen Gewissen der Branche hat das jedoch alles nichts zu tun. Wer den Motiven nachspürt, stößt auf Kostenersparnis, gesetzliche Vorgaben und Sorge ums Image.

Der Energieverbrauch ist das beste Beispiel, um zu widerlegen, dass Umweltschutz immer nur Mehrkosten bedeutet. Im Gegenteil, viele Maßnahmen wie eben Energieeffizienz schonen gleichzeitig Umwelt und Geldbeutel. 8,67 Terawattstunden Strom haben die 50.000 deutschen Rechenzentren 2006 an Strom verbraucht. Wenn alle diese Rechenzentren moderne Technik verwenden würden, wie sie heute auf dem Markt ist, könnten laut einer Studie des Bundesumweltministeriums bis 2010 20 Terawattstunden Strom, 13,5 Millionen Tonnen CO2 und 2,5 Milliarden Euro eingespart werden. Trotzdem kaufen bislang nur 20 Prozent der deutschen Unternehmen bewusst energiesparende Geräte.

Auch privat lässt sich bei Computern und Unterhaltungselektronik viel Strom und Geld sparen: Flachbildschirme statt Röhrenmonitore, Laptops statt Desktopcomputer, ein richtig konfigurierter Stromsparmodus des Computers und natürlich das Ausschalten der Geräte anstelle des Standby-Betriebs wirken wahre Wunder.

Die wachsende Mobilität von Computern und Unterhaltungselektronik trägt ebenfalls einen Teil dazu bei, dass Hersteller das Stromsparen entdeckt haben: Durch die begrenzte Kapazität der Akkus müssen die Geräte einfach sparsam sein. Und einmal entwickelt kommt die Technik dann wenig später meist auch in stationären Geräten zum Einsatz.

Neben dem Stromverbrauch gibt es aber noch Giftstoffe und Elektroschrott, die die IT bislang wenig „grün“ machten. Seit drei Jahren macht Greenpeace mobil gegen Giftstoffe wie Schwermetalle, bromierte Flammschutzmittel und PVC. Inzwischen wollen viele Unternehmen diese Stoffe in den nächsten Jahren ersetzen. Andere, wie der japanische Konzern Nintendo, sagen nur lapidar, man erfülle die gesetzlichen Vorgaben der EU…

Doch auch ohne Giftstoffe bleiben die Geräte problematisch: 50 Millionen Tonnen Elektroschrott produziert die Branche nach Schätzungen der Vereinten Nationen jährlich. Erste Hersteller nutzen zwar inzwischen Recyclingmaterialien als Rohstoffe (natürlich aus Kostengründen), und offiziell gibt es auch zahlreiche Rücknahmeprogramme. Dell nimmt beispielsweise auch ohne Neukauf eigene Altgeräte zurück, und bei Neukauf sogar fremde Altgeräte. Wie viele Dell-Kunden wohl davon wissen…

Greenpeace kommt zu einem ähnlichen Bild. Zwar sei die Industrie auf dem richtigen Weg, aber von wirklich „grünen“ Geräten noch weit entfernt. Das beste Gerät im Greenpeace-Test erhielt gerade einmal fünf von zehn möglichen Punkten.

Was tatsächlich in erster Linie hinter den Bemühungen der Branche um „grüne“ Produkte steckt, bringt eine Studie von Pricewaterhouse Coopers auf den Punkt: 60 Prozent der Unternehmen wollen bei den Stromkosten sparen, für 51 Prozent geht es um die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften, und 45 Prozent haben dabei Image und Kundenwünsche im Blick.

Foto: Pixelio

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Björn Lohmann ist freier Wissenschaftsjournalist und Trainer für Onlineredakteure. Sein Anliegen ist es, die wissenschaftlichen und technischen Entwicklungen zu hinterfragen, die unser aller Leben maßgeblich beeinflussen - denn nicht immer sind die Prioritäten von Forschern, Unternehmern und Politikern die besten im Interesse der Gesellschaft. In seiner Freizeit rettet Björn Lohmann die Welt, weil er findet, dass es sich mit ihr einfach netter lebt.

1 Kommentar

  1. Es ist enorm, was sie mit Kryptowährungen und Elektronikschrott machen. Ich lebe in Uruguay, einem Ort, an dem die Herrscher immer noch wissen, worum es geht. Stellen Sie sich vor, alles, was fehlt, braucht etwas Globales, um dies zu ändern.

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