02.10. Aufforsten oder Abholzen

BLOG: Neustart nach dem Putsch

Wie sich der Regierungswechsel in Madagaskar auf Mensch, Natur und Entwicklungszusammenarbeit auswirkt
Neustart nach dem Putsch

„Mitsinjo“ bedeutet auf Madagassisch so viel wie „Für die Zukunft vorsorgen“. Die Organisation wurde 1999 von 13 Bewohnern aus Andasibe gegründet. Der Ökologe Rainer Dolch ist seit Anfang der 90er Jahre regelmäßig in Madagaskar, seit er hier eine Doktorarbeit über Diversitätsmuster von Insekten auf Hülsenfrüchtlern gemacht hat. 2002 stieß er als Koordinator zu Mitsinjo.

Ökotourismus, Naturschutz, Baumschulen, ein Aufforstungsprojekt, Umweltbildung, Agrarwirtschaft und Gesundheit – Mitsinjo engagiert sich in vielen Bereichen. Zwei Gebiete managt sie in der Gegend, die Station forestière am Nationalpark, wo wir gestern waren, und das etwa zehn Kilometer entfernte Feuchtgebiet Torotorofotsy, insgesamt 10.000-11.000 Hektar. Die Organisation setzt auf die Zusammenarbeit mit den Dorfbewohnern. Denn genau die sind es, die mit (und von) der Natur leben. Einige schlagen noch immer Holz im Wald, arbeiten als Köhler, brandroden, oder gehen jagen. Das habe aber in den vergangenen Jahren abgenommen, sagt Dolch.

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Rainer Dolch, Koordinator der Association Mitsinjo in Andasibe.

Die Einnahmen von Mitsinjo stammen zu etwa einem Drittel aus dem Ökotourismus, der Rest wird über Drittmittel eingeworben. Mit dem Putsch 2009 versiegten einige Geldquellen, etwa die Weltbank. Zusätzlich herrschte eine gewisse Gesetzlosigkeit in der Region, Holzfäller und Goldsucher kamen und plünderten. Inzwischen hat sich die Lage beruhigt, eine finnische Naturschutzorganisation wurde als neuer Partner gewonnen.

In den neuen Präsidenten setzt Rainer Dolch grundlegend Hoffnung. Auch wenn noch keine Fortschritte im Bereich Naturschutz zu verzeichnen seien, schaffe die Regierung doch neues Vertrauen für die internationale Gemeinschaft und damit auch Chancen auf neue Fördergelder. Die Zukunft des Naturschutzes in Madagaskar hängt für Dolch allerdings nicht (nur) von großen staatlichen Projekten ab, sondern besonders von lokalen Organisationen. Viele kleine Projekte an vielen unterschiedlichen Orten – eine Parallele zu den Äußerungen Steve Goodmans.

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Nach einem Biologiestudium in Göttingen promovierte Lennart Pyritz am Deutschen Primatenzentrum über das Gruppenverhalten von Lemuren. Dafür verbrachte er insgesamt 14 Monate im Trockenwald Westmadagaskars. Über diese Zeit führte er einen Blog für Spektrum.de, der 2012 in erweiterter Form auch als Buch veröffentlicht wurde ("Von Makis und Menschen", Verlag Springer Spektrum). Nach der Doktorarbeit wechselte Lennart Pyritz in den Wissenschaftsjournalismus, hospitierte bei der Süddeutschen Zeitung in München, ZEIT Wissen in Hamburg und arbeitete als Vertretungsredakteur der Sendung "Quarks & Co" im WDR. 2012 bis 2014 volontierte er anschließend beim Deutschlandradio in Köln und Berlin und für einen Monat bei BBC 4 in London. Anschließend arbeitete er als Junior-Programm-Mitarbeiter im Deutschlandfunk. Vom 10. September bis zum 22. Oktober unterbricht er seine Anstellung beim Radio, um mit einem Recherchestipendium der Heinz-Kühn-Stiftung als Journalist nach Madagaskar zurückzukehren.

1 Kommentar

  1. Das da in Madagaskar ein Putsch stattfand, ist mir hier völlig entgangen. Das ist unglaublich. Aber eigendlich auch nicht – soviel, wie sonst noch auf der Welt los war.

    Aufforstung ist immer eine gute Sache. Doch effektiv geht sowas nur in Zusammenarbeit mit der Regierung – wer sollte denn Bestandsgarantien geben können? (Wegen den Besitzverhältnissen und so)

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