Sans Forgetica: Eine neue Schriftart gegen das Vergessen

In Australien entwickelte ein interdisziplinäres Team eine neue Schriftart – mit einem gänzlich neuen Ansatz. Die Wissenschaftler und Designer der Royal Melbourne Institute of Technology (RMIT University) wollen mit der neuen Schriftart beim Lernen unterstützen. Dieser Blogeintrag verrät, was es mit den ungewöhnlichen Buchstaben auf sich hat. 

Stephen Banham, der an der RMIT University Typographie lehrt, arbeitete eng mit einem Team aus Psychologen zusammen. Das Ziel war es, Kenntnisse aus der Kognitiven Neurowissenschaft mit seinem Feld zu verbinden und eine neue Schriftart zu erfinden. In einem Interview mit dem Medium npr beschreibt er den Versuch, mithilfe dieses neuen Ansatzes, den Leser und sein Gedächtnis zu fordern. (1)

Denn das besondere an der erst kürzlich veröffentlichten Schriftart ist der Bruch mit verschiedenen Konventionen. Wird ein Text kursiv formatiert, so neigen die Buchstaben zur rechten Seite. Sans Forgetica allerdings weist nach links geneigte Zeichen auf. Zum anderen sind die einzelnen Buchstaben bewusst „unterbrochen“ worden.

Neue Konzepte

Die Unvollständigkeit der Buchstaben beansprucht die linke Hemisphäre, die für das Lesen verantwortlich ist, mehr als gewohnt, denn das Gehirn ist nun immerzu mit den Ergänzungen der Formen, Diagonalen, Kurven und weiteren Elementen beschäftigt. Durch die erhöhte Beanspruchung vermindert sich zwar der Lesefluss, die Gedächtnisleistung im Hippocampus und damit einhergehende Langzeitpotenzierung (LTP) aber wird womöglich gefördert.

In der Institut-internen Testphase untersuchten die Forscher zahlreiche Formen und neue Schriftarten. (2) Schließlich entschieden sie sich nach Abschluss der Untersuchung für Sans Forgetica. Eine Einzigartigkeit des Schriftbilds sollte mit einer moderaten Herausforderung beim Lesen bestens verbunden werden.

Besonders geeignet soll die zum kostenfreien Download zur Verfügung stehende Schriftart für Studierende sein. (3) Vielleicht erleichtert der neue Ansatz die ein oder andere Lernphase auf eine ungewöhnliche Weise.

Quellen:

  1. https://www.npr.org/2018/10/06/655121384/sans-forgetica-a-font-to-remember?t=1540563901576
  2. https://youtu.be/CEXzSehu5HM
  3. https://sansforgetica.rmit

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Mein Name ist Nico Amiri, 24 Jahre bin ich jung. Als der Masterstudent der Biomedizin und neugieriger Mensch entdecke ich jeden Tag diese wundervolle Welt neu für mich. In meinem Studium lege ich meinen Schwerpunkt auf Genetik und Genomik. Mich interesssieren die Erforschung der Hochsensibilität und der neurodegenerativen Erkrankung Alzheimer sowie Epigenetik und das Exposom.

5 Kommentare

  1. Google scholar: 1 Treffer der zu einem fast inhaltsleeren PDF führt.
    Startpage.com: hypender Clickbait, kritikunfähiges Nachplappern von PR-Statements, oberflächliche Medienberichte, und die Homepage der Schrift.

    Überall steht wozu diese Schrift entwickelt wurde und dass viele Schriften getestet wurden — aber keiner sagt WAS GENAU GEMESSEN und verglichen wurde. Ist der behauptete Lerneffekt überhaupt nachgewiesen?

    Das sieht schwer nach Pseudowissenschaft oder Aufmerksamkeitsgenerierung (jemand auf Drittmittelsuche?) aus.

  2. Diese Schrift ist als Handschrift ungeeignet, weil man ständig absetzen musss.
    Man muss tatsächlich denken, wenn man liest, denn unser Gehirn muss die fehlenden Teile ersetzen. Zur Werbung ist das ein geeignetes Mittel, für einen Liebesbrief eher nicht.

    Und dann kommt noch etwas Drittes hinzu. Wenn durch eine Beschädigung diese neue Schrift noch mehr reduziert wird, dann wird sie unbrauchbar.

  3. “Schriftart gegen dass Vergessen…”
    Das klingt mir alles sehr esoterisch. Ich vergesse etwas, wenn ich das PROBLEM,was mich beschäftigt, gedanklich und emotional durch neue Erkenntnisse aufgearbeitet habe. Das “Problem”,was sich im Gehirn als gleichzeitig feuernde Neuronencluster darstellte die über Synapsen miteinander kommunizierten, wird unwichtig und die Synapsenverbindungen zerfallen.Auch eine oben angeführte Schriftart kann keinen Einfluss darauf nehmen, da das Gehirn durch LERNEN dieses aufgearbeitete Problem bereits in den Müllkorb geworfen hat und solche Schreibweise vielleicht amüsiert zur Kenntnis nimmt.VERGESSEN ist das Ergebnis von neuen Bewertungen(Neubewertungen) und Langzeitpotenzierungen sind neuronale Ergebnisse dieser LernProzesse.

  4. Eine interessante Frage wäre, wie stabil der Effekt ist. Wenn es im Wesentlichen die Herausforderung beim Lesen und die Aufmerkasamkeit ist, dann könnte der Effekt schnell nachlassen.

  5. Eigentlich ist die Erklärung für das Vorhandensein solcher Schriften ganz einfach. Wenn Holzkisten beschriftet werden müssen, nimmt man Schablonen und eine Farbsprühdose.
    Durch Schablonen enstehen solche Schriften. Ein “O” kann nur so dargestellt werden.

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