Etwas mehr Mitgefühl, bitte!

Deutschland sieht sich gerne als modernes und tolerantes Land. Aber noch immer gibt es da so einiges, was sich nicht nur bessern könnte sondern auch bessern muss. Zum Beispiel unsere Akzeptanz und unser Mitgefühl, sprich, die Empathie für andere Menschen und deren Lebensumstände. Und mir geht es hier ausnahmsweise nicht um die politisch viel diskutierten Lebensumstände von Geflüchteten oder von den “sich-unverstanden-fühlenden”. Ich rede von all denen, die aus welchen Gründen auch immer gerade in einer Lebenskrise stecken, die psychisch krank sind und leiden. Die dies jedoch heimlich tun müssen, weil Akzeptanz und Empathie für diese Erkrankungen in Deutschland und leider auch auf internationaler Ebene noch immer nicht selbstverständlich sind.

Wir gendern fleißig vor uns hin, sind total tolerant und politically correct gegenüber jeglicher Art der Lebensführung (und das absolut zu Recht) – aber sobald uns dann doch noch etwas ungewohntes oder unerwartetes über den Weg läuft, wird diese hart erarbeitete Toleranz aus dem Fenster geschmissen, und der/die/dasjenige wird als „total verrückt“ und „schizophren“ – eben als total cray-cray abgestempelt.

Aber wie müssen sich die Betroffenen dabei fühlen? Wenn ständig der Präsident der Vereinigten Staaten, Donald Trump, als gemeingefährlicher Irrer abgestempelt wird. Oder wenn die Tragödie der abgestürzten Germanwings Maschine vor zwei Jahren immer wieder dafür herangezogen wird, um zu zeigen, wie gefährlich psychisch kranke Menschen für die Allgemeinheit sind. Was macht diese öffentliche Stigmatisierung mit Menschen, die sich gerade in einer Lebenskrise befinden, die Halt und Unterstützung benötigen, um sich ärztlichen Rat zu suchen; die sich oft einfach nicht trauen offen auszusprechen, dass sie psyschisch krank sind. Aus Angst, auf Ablehnung zu stoßen, lächerlich gemacht zu werden, oder in einen Topf mit den oben genannten geworfen zu werden.

Ist „psychisch krank“ keine echte Krankheit?

Allein der Ausdruck „psychisch krank“ vermittelt schon den Eindruck, dass es sich um keine herkömmliche, keine „echte“ Krankheit handelt. Einen Beinbruch kann man sehen, den kann man verarzten und vergipsen, und nach ein paar Wochen ist alles wieder gut. Ähnlich bei einer Grippe oder einem Nierenstein. Was aber leider immer noch vernachlässigt wird, ist dass psychische Erkrankungen auch allesamt auf physischen Veränderungen fußen: Depressionen, die Posttraumatische-Belastungsstörung, die Schizophrenie, oder die Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung und wie sie alle heißen, haben alle nachgewiesener Maßen physische Merkmale und Symptome, die zu ihrem Krankheitsbild gehören wie der Knochenbruch zum Beinbruch.

Bei einer Depression schrumpft der Hippocampus, ein Hirnareal das vor allem für kognitive Leistungen, also für das Erlernen und Verstehen von Sachverhältnissen, enorm wichtig ist. Außerdem spielen Stresshormone eine sehr wichtige Rolle bei der Entstehung und dem Verlauf dieser Erkrankung. Der genaue Zusammenhang wann wieviele Stresshormone genau welche Schäden im Hippocampus anrichten, und welche Stationen noch dazwischen geschaltet liegen, wird mit Hochdruck erforscht. Sicher ist aber, dass physische Veränderungen im Gehirn der Erkrankung zu Grunde liegen – möglicherweise sogar von Geburt an. Diese wird man demnach auch nicht einfach durch „zusammenreißen“ wieder los, sondern sie gehören in ärztliche Behandlung.

Bei einer Schizophrenie hingegen liegen genetische Veränderungen vor , die entweder vererbt wurden oder spontan im Mutterleib entstehen. Durch diese Veränderungen werden dann die Vernetzung und die Signalweiterleitung zwischen den Hirnzellen gestört. Auch hier kommt keine noch-so-positive Grundeinstellung gegen die Krankheit an; helfen kann einzig eine möglichst frühe Diagnose und eine qualifizierte medikamentöse Behandlung.

Bei der Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung, früher gerne auch „Zappelphilipp-Syndrom“ genannt, sind ganze Botenstoffsysteme im Gehirn auf den Kopf gestellt. Den betroffenen Kindern und Jugendlichen werden gerne Präparate wie Ritalin verschrieben, um sie zu beruhigen. Während diese Mittel die Patienten durchaus beruhigt und Ihnen ein konzentriertes Arbeiten ermöglichen, wirken sie bei gesunden Menschen paradoxerweise wie ein Aufputschmittel. Das Gehirn ADHS-erkrankter funktioniert ganz offensichtlich anders als bei Gesunden; somit können ADHS-Kinder auch nicht durch eine strengere Erziehung zum stillsitzen bewegt werden, sondern benötigen vor allem Verständnis und einen kundigen, behandelnden Arzt.

Dies sind nur einige wenige Beispiele sogenannter psychischer Erkrankungen, bei denen Hirnareale schrumpfen, Verbindungen zwischen Nervenzellen kaputt gehen, und die Botenstoffe im Gehirn aus dem Gleichgewicht geraten. Diese Vorgänge sind keine Einbildung, die man mit einer positiveren Einstellung abschütteln kann, sondern – genau wie der Beinbruch – eine physische Einschränkung, die nach Empathie und ärztlicher Behandlung verlangt.

Unsichtbar ist nicht gleich unwahr

Das Problem hierbei: man sieht es den Betroffenen nicht an. Viele erkrankte überspielen ihre Symptome über Jahre. Das gilt vor allem für Depressionen oder die Posttraumatische-Belastungstörung, aber auch viele ADHS-Kinder. Sie alle funktionieren, weil sie so erzogen wurden, und weil Menschen, die noch nie von solchen Erkrankungen betroffen waren, diese oftmals belächeln und schlicht nicht ernst nehmen. Denn: „Früher hat es sowas ja alles nicht gegeben.“ Oder: „Heute ist ja jeder traumatisiert, der zu schnell über die Straße geht.“

Warum es den einen Menschen trifft, und dem anderen bei gleicher Belastung gut geht, auch das ist ein großes Forschungsfeld: Es befasst sich mit der Resilienz, der psychischen Widerstandsfähigkeit der einen, und der scheinbaren Vorbestimmung – der Prädisposition – zu einer solchen Erkrankung der anderen. Auch hier spielen genetische Faktoren eine große Rolle, ebenso wie frühkindliche Erfahrungen und das gesamte soziale Umfeld. Insgesamt handelt es sich bei psychischen Erkrankungen fast immer um „multifaktorielle Krankheiten“. Es gibt also nicht nur einen Grund oder Auslöser, und es gibt oftmals auch nicht nur die eine Therapie, die den Patienten innerhalb kürzester Zeit heilen könnte. Viele Psychopharmaka verfehlen ihre Wirkung oder haben extreme Nebenwirkungen. Und wer einmal an einer starken Depression gelitten hat, wird zeit seines Lebens damit zu kämpfen haben – denn es besteht ein Rückfallrisiko von bis zu 80%.

Tolstoi sagte einmal: „ Alle glücklichen Familien sind gleich. Jede unglückliche Familie ist dies auf auf ihre eigene Art.“ Man könnte auch sagen, alle gesunden Menschen sind gleich, und alle kranken sind es auf ihre Weise. Die einen haben einen Nierenstein, die anderen einen Beinbruch, und die wieder anderen eine Posttraumatische-Belastungststörung.

Ein anderes altes Sprichwort sagt uns: Wir können unseren Mitmenschen immer nur vor den Kopf schauen – und nicht hinein. Wir wissen selten, was unser Gegenüber tatsächlich denkt und fühlt und wie es ihm oder ihr im Innersten eigentlich geht. Und in einer Welt voller Instagram und Fotofiltern will jeder jedem ja auch immer nur die schönsten Seiten zeigen. Und so wird der wahre innere Zustand oft verheimlicht, aus Scham oder aus falschem Verständnis, was Stärke bedeutet. Solange, bis es nicht mehr geht und vielleicht zu spät ist.

Etwas mehr Akzeptanz und Empathie für diese „unsichtbaren“ Krankheiten könnten daher dem alten Stigma der fehlenden Selbstdisziplin durchaus entgegenwirken. Mit etwas mehr Offenheit und Verständnis trauen sich in Zukunft vielleicht mehr Menschen, früher um Hilfe zu bitten, und müssen sich nicht alleine mit ihren Problemen quälen.

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Judith M. Reichel hat ihre Doktorarbeit auf dem Themengebiet der Neurobiologie/ Neuropsychiatrie absolviert und ging anschließend für eine Postdoc-Stelle nach New York. Dort angekommen verschob sich ihr Interesse immer mehr in Richtung Wissenschaftskommunikation, und sie sammelte erste Erfahrungen als Gast-Bloggerin für verschiedene etablierte Seiten. Schließlich entschloss sie sich dem Labor den Rücken zu kehren und kam als Wissenschaftsredakteurin zurück nach Deutschland. Inzwischen arbeitet Sie als wissenschaftliche Referentin im Bundesforschungsministerium (BMBF), schreibt hier aber privat. Judith twittert als @worklifesthg und ist auf LinkedIn zu finden.

41 Kommentare

  1. “Wir gendern fleißig vor uns hin, sind total tolerant und politically correct gegenüber jeglicher Art der Lebensführung (und das absolut zu Recht) – aber sobald uns dann doch noch etwas ungewohntes oder unerwartetes über den Weg läuft,(…)”

    “Gendern fleißig vor uns hin” – schön formuliert. Und warum ist das so?
    Weil auf den Gender – und sonstigen PC-Feldern mühelos moralische Creditpoints gesammelt werden können: man kann sich gut fühlen, sich ethisch auf einer höheren Stufe wähnen und das Beste: auf andere herabblicken.
    Hypermoral vom Feinsten.

  2. “Tolstoi sagte einmal: „ Alle glücklichen Familien sind gleich. Jede unglückliche Familie ist dies auf auf ihre eigene Art.“”

    Zunächst; korrekt zitiert lautet das Zitat aus Tolstois Anna Karenina :

    “Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich.“

    Zweitens: Transportiert dieses Tolstoi Zitat tatsächlich eine Weisheit oder ist es vielleicht nicht doch eher unterkomplex und geradezu redundant?
    Ich glaube, dass letzteres zutrifft.
    Denn dieser Satz impliziert, dass es einen allgemeingültigen Maßstab geben könnte, durch den sich 1. das Glück im Allgemeinen und 2. das Glück von Familien im Besonderen messen ließe.
    Eine Familie aus zB. Burma wird Glück anders definieren und empfinden als eine Familie aus Irland oder Frankreich. Selbst innerhalb eines Landes, einer Kultur wird es Familien geben, die voneinander abweichende Vorstellungen und Wahrnehmungen darüber haben, was für sie ein glückliches Leben ausmacht.

    Wenn Tolstoi meint, glückliche Familien ähnelten einander, dann wäre diese Aussage einfach nur trivial, sofern man dabei zugrunde legt, dass es nur eine begrenzte Zahl an Faktoren gibt, die für die Definition von Glück herangezogen werden sollen ( also zB. Liebe in Zeiten des Friedens, ausreichend Gesundheit, Einkommen).

    Nur, wer definiert, was in die Definition des Glücks gehört und was nicht?
    Familien werden das weltweit unterschiedlich gewichten und ihr Glücksempfinden wird von unterschiedlichen Faktoren in Abhängigkeit von Kultur, Religion, Status und persönlichen Überzeugungen bestimmt sein.

    Wenn Tolstoi also der Ansicht ist, glückliche Familien ähnelten einander und sie seien nicht auf ihre eigene Art und Weise glücklich, dann sagt dieses pauschalisierende Urteil mehr über Tolstoi als über die Gattung glücklicher Familien aus: Denn welcher Schriftsteller (von Weltruhm) hätte sich jemals intensiver für die möglichen Differenzierungen glücklicher Familien interessiert und nicht stattdessen die Beschreibung unglücklicher Familien bevorzugt?

      • Nein, natürlich: Tolstoi hat nicht auf Deutsch geschrieben, deshalb kann man ihn auch nicht “nicht korrekt” zitieren. Lange nicht mehr einen solchen Unsinn gelesen … .

  3. Die URSACHE aller Probleme unseres “Zusammenlebens”, ist der nun krankhaft-schizophrene Glaube an das “gesunde” Konkurrenzdenken im “freiheitlichen” WETTBEWERB.
    Solange wir diese Symptomatik nicht beenden, mit allen Maßnahmen die einzig vernünftig / menschenwürdig sind, ist alles nur stumpf-, schwach-, blöd- und wahnsinnig!!!

    • @hto;
      Die Konkurrenz ist der Natur beigegeben. Wir konkurrieren um Nahrung, um Wohnraum, sogar um Sexualpartner. Wieviel Gewalt und wieviele Morde gibt es aus Eifersucht? Konkurrenz an sich ist nicht das Problem, sondern falsch verstandene Konkurrenz und ideologische Ablehnung jeglicher Konkurrenz. Letzteres ist schlicht und einfach nur Ignoranz und Dummheit.

      • Die moderne, freiheitliche und humanistische Welt populiert unermüdlich, dass sie die darwinistische und herarchische Selektion “überwunden” hätte.

        Versprochen wurde uns allerdings eine “humanistische” Lebenswelt.

        Ich schätze das inzwischen als leugnerische Propaganda ein. Denn stattdessen kultivierten sich neue Strukturen der Auslese.

        Da keiner mit deutlichem Bezug darüber spricht, hat das um einiges subtilere Auswirkungen, als alles, was vorher war.
        Am Ende steht schlicht nur, dasss die Auslese weiterhin stattfindet – nur eben anders.

        Der Rechtsruck, den wir weltweit sehen, ist Teil dessen, das die Menschen langsam spitzkriegen, dass sich eigentlich im Kern ihrer Existenz, im Gegensatz zur Steinzeit, nichts wirklich verändert hat.

        Die “Kultivierung” legt nur andere Maßstäbe an ihre Auswahl.

        Und besonders im Christentum (westliche Welt) scheint sich das Hauptselektionskriterium inzwischen am Geschlecht zu orientieren. Der “eigene Nächste” Mann ist Mensch zweiter Klasse. So unterm Strich der radikalen Gendertheorien.
        Zudem erkennen sie ihren eigenen (positiven) Rassismus nicht. Dieser ist es, der erst den negativen Rassismus hervorruft.

        Da im Christentum es dieses Ideal des “Geistes” extistiert, und man in der Hochkultur (zumindest in der westlichen) inzwischen diese “Formung des Geistes” vom christlichen Ideal längst entzogen hat, und immer Kleinteiliger (Stichwort Arbeitsteilung) am Geiste herumformt, wird daran schnell deutlich, wie sehr hier Konkurenz a priori eingeplant ist, und wie sie versucht wird aufzulösen: “Schuster, bleib bei deinen Leisten”.

        Um die Konkurenz also unsichtbar zu machen, setzt die moderne Hochkultur also am Geist an und formt diesen in Kleinst-Einheiten, die zur “Konkurenz” idealerweise gar nicht mehr fähig sind.
        Die Unterdrückung des Subjekts ist also schon in ein subtiles System eingewoben.
        All das, was wir in der Öffentlichkeit sehen, ist demnach schon rein symptomatisch für eine ultimativ (weil am Gehirn ansetzend) unterdrückte Population.

        Ich krieg jetzt leider nicht die Kurve zur real existierenden Selektion. Ausser diese, dass durch die Formung des geistes unhintergehbare Unfreiheit entsteht, die alle Nachfolgenden Generationen ultimativ in ein Bewusstseinskorsett zwingt, weil sie schom im Denken nicht frei sein können, wenn die Formung des Geistes an seinem ultimativen Fundamend ansetzt: dem Gehirn. “Geister”, die sich nicht “integrieren” wollen, werden an ihrem Gehirn manipuliert, sodass sie nicht mehr widerstandfähig gegen den regulär geformten Geist sein können.

        Das ganze System fügt sich auch gut in die Trinität des Christentums ein. Man mag hier eine Art Naturkonstante erkennen müssen, wenn sich so grundverschiedene Traditionen (christliche Theologie und moderne Hochkultur) einfach übereinander legen lassen, ohne, dass sie sich irgendwo widersprechen.

        • @demolog

          “Der Rechtsruck, …”

          Das ist doch totaler Quatsch. Wenn die willig-manipulierte Masse wirklich-wahrhaftig etwas checken würde, dann müsste es einen Linksruck geben, mit allen Konsequenzen zur menschenwürdigen Veränderung – Möglichkeiten von und zu geistig-heilendem Selbst- und Massenbewusstsein, anstatt faschistischer Imperialismus in “Individualbewusstsein” -, denn die Wahrheit der Bibel ist ziemlich offensichtlich eine vergleichsweise Philosophie mit der Ideologie des Sozialismus – Vernunft die den schicksalshaften / leicht vorhersehbaren “Tanz um das goldene Kalb” beendet und …!!!

          • Ach ja, Herr hto. Du bist leider immer noch der Selbe.
            Du gingst einst all der Ideologie zu sehr auf den Leim und dann kann zuweilen sowas rauskommen.

            Weisst du eigentlich, was dieses “Massenbewusstsein” wirklich ist?

  4. Ja, Mitgefühl gilt vor allem Menschen wie wir selbst es sind, die aber unglücklicherweise hungern, behindert sind oder Opfer von Gewalt wurden. Menschen im schizophrenen Schub aber sind zu weit von jeder möglichen eigenen Erlebniswelt entfernt, als dass man mitfühlen könnte.
    Einen Einwand hätte ich noch. Sie schreiben: Bei einer Schizophrenie hingegen liegen genetische Veränderungen vor , die entweder vererbt wurden oder spontan im Mutterleib entstehen.. Das stimmt nur teilweise. Schizophrenie ist zweifellos multifaktoriell und polygenetisch bedingt, aber nicht rein genetisch. Anders als bei der Körpergrösse, die von 700 Genen bis auf 2 cm genau determiniert wird (was die GIANT-Studie gezeigt hat), gilt für Schizophrenie
    1) Nur bei 50% der schizophrenen eineigen Zwillinge, entwickelt der andere Zwilling auch eine Schizophrenie
    2) Nur ein Teil der selbst stark genetisch Prädisponierten entwickelt Schizophrenie

    Allerdings könnten sie dennoch recht haben, wenn nämlich stimmen würde, was sie schreiben (Zitat) “genetische Veränderungen, die …. spontan im Mutterleib entstehen” Damit haben sie sich eine Hintertür offen gehalten um Schizophrenie selbst bei nur einem betroffenen eieigen Zwillingen genetisch erklären zu können (nur einer der Zwillinge wäre dann als Embryo genetisch verändert worden).

    Allerdings würde ich die Annahme Schizophrenie könne durch genetische Veränderungen während der Schwangerschaft entstehen, in den Bereich der Spekulation einordnen. Somit gilt für mich: Schizophrenie kann auch ohne klare genetische Ursachen entstehen, wobei aber gilt, dass nicht alle Menschen gleich vulnerabel sind.

    • Ergänzung: Der unter dem Text “Bei einer Schizophrenie hingegen liegen genetische Veränderungen vor , die entweder vererbt wurden oder spontan im Mutterleib entstehen” verlinkte Artikel Schizophrene Ersterkrankung behauptet gerade nicht, Schizophrenie sei immer genetisch bedingt. Vielmehr liest man dort (Zitat): Bei eineiigen Zwillingen beispielsweise bis auf 50% [Erkrankung beider]. Bei anderen Verwandten ersten Grades liegen die Daten allerdings unter 10% und damit weit weniger aussagekräftig. Hier müssen dann andere Belastungsfaktoren hinzukom­men (beispielsweise ein deutlicher „Leistungsknick“ im Leben des Betreffenden: „von da an ging’s bergab, da brachte ich nichts mehr zustande“).
      Auch sonst finde ich den verlinkten Artikel sehr gut und seine Grundaussage absolut richtig. Diese Grundaussage lässt sich so zusammenfassen: Schizophrene Schübe sollten möglichst früh behandelt werden und eine Folgetherapie ist wichtig für die Langzeitprognose Zurecht wird auch darauf verwiesen, dass eine überwachte medikamentöse Langzeittherapie die Prognose deutlich verbessern und Rückfälle verhindern kann (allerdings sind die heutigen Medikamente alles andere als ideal und kaum je nebenwirkungsfrei).

      • Vielen Dank für den Hinweis! Das ist von mir leider auch nicht ganz eindeutig formuliert worden. Die genetische Komponente bei Schizoprenie ist tatsächlich noch nicht vollständig geklärt. Basierend auf allen Indizien scheint die Genetik aber bei den allermeisten Fällen eine wichtige Rolle zu spielen. Insgesamt ist es natürlich eine sehr komplexe Erkrankung, bei der weder Ursachen noch Heilung bisher völlig geklärt werden konnten.

      • “Der unter dem Text “ verlinkte Artikel Schizophrene Ersterkrankung behauptet gerade nicht, Schizophrenie sei immer genetisch bedingt. ”

        Sie bringen hier einiges durcheinander Herr Holzherr:

        Schizophrenie ist immer genetisch bedingt.
        Genetische Belastungen führen aber nicht in allen Fällen zum Ausbruch der Erkrankung.
        Um Vorhersagekriterien für die Auftretenswahrscheinlichkeit einer Schizophrenie zu gewinnen, wurden drei Risikogruppen gebildet
        Bei der ersten Risikogruppe wurde nach genetischen (erblichen) Merkmalen gesucht.
        (Konkordonzrate bei einiigen Zwillinge 50 % .)

        “Bei anderen Verwandten ersten Grades liegen die Daten allerdings unter 10%
        Hier müssen dann andere Belastungsfaktoren hinzu (!)kom­men.”

        An dieser Stelle des Artikels setzen nun Ihre falschen Annahmen ein, wenn Sie nämlich glauben, es gebe eine nicht-genetisch bedingte Schizophrenie.
        Denn auch wenn für die Ausbruchswahrscheinlichkeit einer Psychose noch andere Faktoren außer nur genetischen eine Rolle spielen ( angefangen von einer Stresssituation für das Ungeborene im Mutterleib, Geburt während der Wintermonate etc) bleibt doch das Vorhandensein bestimmter Risikogene immer noch Bedingung der Entstehung der Schizophrenieerkrankung.
        Sie müssen auch bedenken: Es sind überhaupt noch nicht alle Genvarianten bekannt, die an der Entwicklung einer Schizophrenie beteiligt sind.

        2014 erst zB wurden u.a. am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München über 100 Verdachtsbereiche identifiziert, die mit Schizophrenie im Zusammenhang stehen,
        83 davon waren bisher unbekannt.

        (https://www.mpg.de/8316066/gene_schizophrenie)

        (https://www.uni-bonn.de/neues/168-2014)

        • @sherfolder

          In meinem Bekanntenkreis gibt es auch einige Fälle von Schizophrenie und Depression. Bei allen ist nachweislich der Auslöser der Druck unseres Gesellschaftssytems. Mag sein das es eine genetische Vorbelastung gibt, aber wenn wir anders / menschenwürdiger zusammenleben würden, dann gäbe es sicher weniger statt mehr Fälle!

        • @sherfolder: Meine Aussage, Schizophrenie sei möglich ohne eine bestimmte Genkonstellation, wobei aber Menschen mit bestimmten Genkonstellationen vulnerabler seien, wird von ihnen nicht widerlegt. Sie schreiben:

          Schizophrenie ist immer genetisch bedingt.
          Genetische Belastungen führen aber nicht in allen Fällen zum Ausbruch der Erkrankung.
          ….
          auch wenn für die Ausbruchswahrscheinlichkeit einer Psychose noch andere Faktoren außer nur genetischen eine Rolle spielen ( angefangen von einer Stresssituation für das Ungeborene im Mutterleib, Geburt während der Wintermonate etc) bleibt doch das Vorhandensein bestimmter Risikogene immer noch Bedingung der Entstehung der Schizophrenieerkrankung.

          Was ich schwarz hervorgehoben habe, ist eine unbewiesene Behauptung von ihnen. Das scheint ihnen aber selbst bewusst zu sein, schreiben sie doch:

          “Sie müssen auch bedenken: Es sind überhaupt noch nicht alle Genvarianten bekannt, die an der Entwicklung einer Schizophrenie beteiligt sind.”

          Mit anderen Worten: Sie wissen sogar, dass es Schizophrenien ohne bekannte Schizophreniegene gibt, aber sie sagen dazu: Wir werden die Schizophreniegene für diese Fälle noch finden. Genau so argumentiert jemand, der schon etwas weiss, bevor er es weiss. Bewahre: Ich will ihnen ihren Glauben an die Wahrheit über die Schizophrenie nicht nehmen. Nur ist es eben ein Glaube, kein Wissen.

          • @sherfolder, Ergänzung: Auch der von ihnen verlinkte Artikel Einblicke in genetische Ursachen der Schizophrenie belegt ihre Aussage (Zitat):Schizophrenie ist immer genetisch bedingt. in keiner Weise. Dort liest man als Einleitungssatz: Schizophrenie ist eine erbliche Krankheit, angeborene genetische Varianten sind also eine wichtige Ursache dieser Erkrankung.
            eine wichtige Ursache steht hier, nicht aber die Ursache. Mit anderen Worten, der von ihnen verlinkte Artikel sagt gerade nicht, Schizophrenie sei immer genetisch bedingt. Er schliesst aber nicht aus, dass es so sein könnte.

            Fazit: Ob eine bestimmte Genkonstellation Voraussetzung einer Schizophrenieerkrankung ist, sich also immer finden lässt, wissen wir heute nicht. Wir wissen nur, dass bestimmte Gene die Wahrscheinlichkeit einer Schizophrenierkrankung stark erhöhen.

          • “Meine Aussage, Schizophrenie sei möglich ohne eine bestimmte Genkonstellation, (…) wird von ihnen nicht widerlegt.”

            Herr Holzherr: Eine solche Behauptung, Schizophrenie sei auch ohne eine bestimmte Genkonstellation möglich, ließe sich nur dann aufstellen, wenn alle 20000 Gene in Bezug auf das Vorkommen spezifischer Allele für die Entwicklung einer Psychoseerkrankung bereits vollständig analysiert wären!
            Dann könnte man nach dem Ausschlussverfahren argumentieren, dass bei einer diagnostizierten Schizophrenie bei gleichzeitigem Fehlen aller abschließend festgestellten Risikogene tatsächlich eine nichtgenetische, also rein umweltbedingte Verursachung infrage käme.
            Aber von einer solchen Ausgangslage kann doch gar nicht die Rede sein!

            Das Erkrankungsrisiko ist umso höher, je näher die verwandtschaftlichen Beziehungen sind. Wenn von eineiigen Zwillingen einer an Schizophrenie erkrankt ist, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass auch der andere Zwilling erkrankt bei einer Wahrscheinlichkeit von 45 bis 75 Prozent.

            Was heißt das nun in Bezug auf die Genetik?
            Wenn eineiige Zwillinge nahezu identisch sind, warum liegt dann das Erkrankungsrisiko nicht bei 100 Prozent? Die Antwort ist: Das Vorkommen bestimmter Genvarianten ALLEIN reicht nicht aus, um das Entstehen einer Schizophrenie erklären zu können. Es müssen noch andere, weitere Faktoren HINZU kommen. Aber ohne genetische Veranlagung KANN sich keine Schizophrenie entwickeln.
            Das ergibt schon die simple Logik: Denn gäbe es keine genetische Grundlage für die Schizophrenie und entstünde diese auch unabhängig vom Vorhandensein spezifischer Genvarianten, dann müssten die Zahlen festgestellter Schizophrenieerkrankungen erheblichen Schwankungen unterliegen.
            Die Zahlen liegen aber seit Jahren und Jahrzehnten – weltweit – stabil bei 1 Prozent.

    • Es ist wichtig, dass man sich die vielfältigen Vorgänge der Konkurrenz und der Selektion bewusst macht.
      Nur auf diese Weise kann man sie vermeiden.
      Eine gewisse Mindestmenge an Nahrung, Kleidung und Wohnraum muss man allerdings irgendwie sicherstellen.

  5. @Bednarik

    Die systematische Selektion läuft zeitgeistlich-reformistisch im “Recht des Stärkeren” (nun wirtschaftlich), eine “gewisse Mindestmenge an …” ist dabei immernoch so zynisch und menschenverachtend wie gewohnt-manipuliert!

    • Definition der Mindestmengen:
      Nahrung: das Verhungern muss verhindert werden,
      Kleidung: das Erfrieren im Freien muss verhindert werden,
      Wohnraum: das Erfrieren beim Übernachten muss verhindert werden,
      Sexualpartner: darf nicht völlig abstoßend sein.

  6. @demolog
    “Der “eigene Nächste” Mann ist Mensch zweiter Klasse. So unterm Strich der radikalen Gendertheorien.”
    Da ist einiges dran. Die Prämisse, wir würden in einer toleranten Gesellschaft leben, ist falsch. Gerade hinter der vermeintlichen Toleranz verbergern sich gut versteckte, aber umso nachhaltigere Ausschlußmachanismen.
    Die wirklich Toleranten erkennt man nicht daran, daß sie ihre angebliche Toleranz lautstark wie einen Popanz vor sich hertragen.

  7. “Alle glücklichen Familien sind gleich.”

    Tja, wenn die Bewusstseinsbetäubung, in Sachen Vernunft, Verstand und Verantwortungsbewusstsein, systemrational abgestimmt ist.
    – “Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

  8. hto,
    ………Recht des Stärkeren,
    das ist nur eine Versinnbildlichung, dass der eine Mensch sich durchsetzen kann, der andere sich unterordnen muss.
    Das ist nicht negativ, anders funktioniert die Familie nicht, anders funktioniert der Staat nicht.
    Und wenn dieses System auf der Grundlage gegenseitiger Wertschätzung erfolgt, würde ich es sogar als ideal bezeichnen.
    Ich rede meiner Frau im Haushalt nicht hinein und sie redet mir beim Auto nicht hinein.
    Was du bemängelst ist die Gruppenbildung, das Durchsetzen egoistischer Ziele, die nicht mehr dem Gemeinwohl dienen. Wie das zu lösen ist, weiß ich allerdings auch nicht.

  9. @ DH
    26. September 2017 @ 23:18
    Zitat:
    “…lautstark wie einen Popanz vor sich hertragen.”

    -> Ist “Popanz” und “vor sich hertragen” nicht aus der katholischen Praxis des entsprechenden Umzuges entlehnt?

    “Lautstark” hingegen sind da eher die Protestanten. Bekenntnisbedürftig … emanzipatorisch….belehrend – diesen Eindruck bekommt man leicht.

    Ich habe mir schon viel Gedanken über die öffentliche Kommunikation gemacht. Eine “Sphäre”, die man als “Diesseits” erkennen mag, die aber eben jenseits vom Jenseits sei, das fundamentalen Einfluß auf uns ausübt. Mich fragte sich irgendwann, was das ganze Gerede immer bringt. Offensives Reden an die / in der Öffentlichkeit ist (nach meiner Erkenntnis) immer affektiv ausgelösst.

    Die Argumentation aus dem kognitiven Nachvollzug und gut eingeübt (zu sehen etwa auch an hto).

    Was also ist der Affekt in seiner Ursache, der die empfundene Dringlichkeit erzeugt?

  10. Und übrigens:
    Immer, wenn Genetik zum Argument wird, geht damit auch ein fundamentaler Rassismus einher.
    Denn was anderes ist Grundlage für Artunterscheidung? Eben: Die Gene.
    Da hilft es nicht, unentwegt davon zu schwafeln, wir seien doch alle Homo-Sapiens. Das mag zuweilen eher eine Art selbsterfüllene Prophezeiung sein.

    Das Thema Gene und Hirnkonstellation hat auch noch ganz andere Implizierungen. Wenn Gene Hirne beeinflussen, dann sind Gene auch Hirnentwicklung. Darüber hinaus und deutlicher:
    Genetik ist Hirn.

    Und Gehirn ist Bewusstsein.

    Damit wäre Bewusstsein von den Genen abhängig, was dann weiter auf die Sichtweisen schliessen liesse, die aus den Bewusstseinen erst möglich wird.

    Und jetzt der Kreisschluß:
    Weil die gegenwärtige Wissenschaft die Gene so fundamental einschätzt, und weil die meisten Wissenschaftler gesund und von allen geistigen und vielen körperlichen Erkrankungen verschont bleiben, also anzunehmen ist, sie seien nicht mit allerhand Genen belastet, die gesundheitlich bedenklich seien, sind sie kleinlich gesehen eine eigene Art, woraufhin aber deren Befangenheit angenommen werden muß.

    Das lässt deren Sichtweise in einem anderen Licht erscheinen. Und vor allem, dass es “krankmachende” Gene gäbe.
    Die machen womöglich nur krank, weil es andere Gene gibt, die im Genmiteinander (Umwelt) dominieren.

    An dieser Szene könnte man nun noch schliessen, dass die üblichen Ursprünge unserer Gesundheitswissernschaft (etwa WHO) eben aus der Richtung kommen, deshalb in einer Weise “urrassistisch” sind, woraufhin das ganze Kategorie-System anzuzweifeln sei. Und damit das Attribut “Krankheit” sowieso…

    Krankheit ist erstens Kategorie – also Norm (und damit auch Ansichtsache); zweitens Symtpomatik – also Folge von irgendwas.

    Also ist die ganze Sache weniger sachorientiert, als allgemein angenommen und viel mehr politisch, als erwartet.

    Ich dachte früher immer:
    Wenn die Wissenschaftler Gene als Ursache sehen, das sie das aus mangelndem Wissen über die wirklichen Ursachen täten. Also als eine Art Ausweichlösung – zuweilen auch als übermächtige Instanz, die andere unangenehme Ursachen überschatten soll (also verheimlichen).

    Das man das auch anders betrachten kann, wenn man die Gene ernst nimmt, eröffnet einem dann auch allerhand weiterer Erkenntnismöglichkeiten. Leider aber ist damit die Tür zum Rassismus aufgestoßen. Notwendigerweise.

  11. @demolog
    “Popanz”
    Hat irgendwas mit Religion zu tun, von mir aber nur im Sinne des allgemeinen Sprichworts gemeint, für ein demonstratives Verhalten, hinter dem nicht das steht, was vordergründig lautstark behauptet wird. Also für Blendwerk.
    Um Religion gings mir jetzt nicht, auch wenn die radikale Genderfraktion sicherlich pseudoreligiöse Züge aufweist.

    Nochmal zum Artikel:
    Wenn eine Gesellschaft inhaltlich gut aufgestellt scheint, aber zu wenig Mitgefühl zeigt, ist das ein Hinweis darauf, daß es auch mit den Inhalten nicht so stimmig ist wie es scheint. Mißtrauen ist vor allem angesagt, wenn immer übertrieben betont wird, wie knorke doch alles sei.
    Klassische PR-Strategie: Hast du wenig von was, rede umso lauter davon, weiviel du davon hast.

  12. Alles ist Kommunikation, die im Kreislauf der Geschichte stets zur Eskalation der Dummschwätzerei betrieben wird – fragwürdig welches Gen für wettbewerbsbedingten Geschäfts”Sinn”, Steuern zahlen, “Sozial”-Abgaben, manipulativ-schwankende “Werte”, usw. zuständig ist, damit wir dann …!? 😎

    “Als Mensch anfing seine Toten zu bestatten, wurde Mensch zum Mensch.” – Als Mensch aber anfing auch daraus ein GESCHÄFT zu machen, war alles für’n Arsch, bzw. alles im geistigen Stillstand seit der “Vertreibung aus dem Paradies” (Mutation/Evolutionssprung) MANIFESTIERT. 😒

    • @ hto

      Ganz fehlgeleitet ist Verbalsprache nun auch wieder nicht.

      Aber das Gen, welches den überflüssigen Teil/Variante davon bedingt, müsste man mal genauer kennen.

  13. @ DH
    27. September 2017 @ 21:34

    In einer (oder verschiedneen) Prozessionen wird die “Monstranz” (wahrscheinlich Jesus am Kreuz – und schön verziehrt) ) durch die Gemeinde getragen.
    Aus der Monstranz wird im perspektivisch verschobenem Betrachtungswinkel des Verachtenden dann der Popanz.

    Solche in die Umgangssprache eingegangenen Szenarien, die dann ihrer eigentlichen Bedeutung verlustig gingen, gibt es haufenweise in der Alltagssprache.
    Und trotzdem transportieren solche zu Phrasen verkommenen Aussagen immernoch die selbe Information, die in der ursprünglichen Version steckte – ohne, dass sie ausgesprochen oder mitgedacht werden.

    So ist noch das vermeindlich Unverfänglichste in irgendeinem traditionellen Zusammenhang – wovon aber niemand mehr etwas weiß.

    Da ist es meist doch besser, wenn man einfach nur schweigt, anstatt affektiv in die Welt hinein zu grölen.

    Aber schon klar, was sie meinen, wenn man quasi überspringend etwas “zur Schau” stellt, weil es einem geboten scheint. Zuweilen tut man das, weil man gut genug weiß, das man es selbst auch nicht immer so handhabt – insgeheim.

  14. @ Martin Holzherr und sherfolder

    Wissenschaftlich interessanter ist die Frage, wie denn im Zweifel das Gen zur Schizophrenie führt, als die reine Bearbeitung der Korellation zwischen Genen und Erkrankung.

    Bevor diese Frage nicht eindeutig geklärt ist, darf man normalerweise auch nicht davon sprechen, dass ein Gen für irgendwas verantwortlich sei.

    Denn es bleibt doch nur Korellation.

    • Ja, etwas “verantwortlich” machen, heisst auch verstehen, wie es wirkt. Und obwohl wir heute sehr viel mehr von Prozessen im Hirn wissen, verstehen wir immer noch sehr wenig. Vor allem die höheren Hirnfunktionen – das Denken in Begriffen und Konzepten beispielsweise -, wird noch kaum verstanden.

  15. „Wissenschaftlich interessanter ist die Frage, wie denn im Zweifel das Gen zur Schizophrenie führt, als die reine Bearbeitung der Korrelation zwischen Genen und Erkrankung. Bevor diese Frage nicht eindeutig geklärt ist, darf man normalerweise auch nicht davon sprechen, dass ein Gen für irgendwas verantwortlich sei.“
    @demolog
    Wieso sollte das „Wie“ der Krankheitsverursachung durch ein Risikogen wissenschaftlich “interessanter” sein?
    In der medizinischen Forschung geht es um das Heilen von Krankheiten. Wenn ich durch Ausschalten eines identifizierten Gens (Crispr!) das Ausbrechen einer Krankheit verhindern kann, dann kommt es zunächst allein auf dieses Wissen an.

    Durch Assoziationsstudien, bei denen nach genetischen Markierungen, den sog. SNPs gesucht wird, kann man, wenn eine SNP sehr viel öfter bei Erkrankten als bei Gesunden auftritt, den spezifischen Ort im Genom, an dem ein bestimmtes, die Krankheit verursachendes Gen sitzen könnte, eingrenzen und im nächsten Schritt dann gezielt danach suchen.

    “Denn es bleibt doch nur Korellation.”

    “Nur” Korrelation ? Von wegen:
    Korrelation bedeutet nicht immer Kausalität, aber sie ist, wie die Ergebnisse der Assoziationsstudien zeigen ein wichtiger Baustein auf dem Weg dorthin.

  16. @ sherfolder
    29. September 2017 @ 18:02

    Ohne den Zusammenhang genau zu kennen darf keine überspringende Lösung angewand werden.

    Wer weiß, was dadurch noch alles verursacht wird.

    Schizophrenie ist auch keine Krankheit.

    Ach und schon wieder nur “Assiziationsstudien”. Immer um das Problem herum, aber nie direkt an das Problem heran.

    Das ist die übliche Strategie des Menschen.

    Falls mich einer von meiner “Schizophrenie”… “geheilt” hat, dann hat er ein Verbrechen begangen.

    sherfolder ist leider unbelehrbar.

    • “Schizophrenie ist auch keine Krankheit ”

      Wenn das stimmen würde, dann wäre Ihre Auffassung, dass die Heilung der Schizophrenie ein Verbrechen sei, in dieser Logik natürlich nur folgerichtig.
      Dass Ihnen in Ihrer Ansicht weder Psychiater, noch Wissenschaftler und wohl auch kaum ein Angehöriger von Betroffenen folgen dürfte, steht jedoch auf einem anderen Blatt.

  17. @Martin Holzherr
    Es gibt bei der Schizophrenie verschiedene Schweregrade der Erkrankung: leichte, mittelschwere und schwere Formen
    Der Schweregrad steht in direktem Zusammenhang zur Zahl der Verwandten, die ebenfalls erkrankt sind, d.h schwer an Schizophrenie Erkrankte haben mehr betroffene Verwandte als leichter Erkrankte .
    Und Zwillingsstudien zeigen auch, dass die Kinder eineiiger Zwillingspaare ein vergleichbar erhöhtes Risiko tragen, an Schizophrenie zu erkranken, selbst wenn einer der Zwillinge gesund, also nicht an Schizophrenie erkrankt war.

    • Fazit: Die genetische Veranlagung ist eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für die Entstehung einer Schizophrenie.

    • Sie schreiben:

      Die genetische Veranlagung ist eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für die Entstehung einer Schizophrenie.

      Diese Aussage ist vertretbar, aber heute noch nicht gesichert, dabei bleibe ich. Meiner Ansicht kann man heute nur folgendes mit Sicherheit sagen: Die Wahrscheinlichkeit einer schizophrenen Erkrankung hängt von der Anwesenheit von schizophrenieassoziierten Genen ab.
      Im Journal für Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie ist zum Themenschwerpunkt “Genetik der Schizophrenie” dazu folgendes zu lesen:

      Im Gegensatz zu früheren Jahren, in denen die Entstehung von schizophrenen Erkrankungen überwiegend Umwelteinflüssen und psychosozialen Faktoren zugeschrieben wurde, besteht heute weitgehend Übereinstimmung darüber, daß der Krankheit eine auf biologischen Ursachen beruhende Disposition zugrunde liegen muß, die jedoch durch psychosoziale und/oder psychologische Umwelteinflüsse modifiziert oder relevant werden kann. Eine seit langem bekannte Beobachtung ist eine gewisse familiäre Häufung der schizophrenen Erkrankungen. Hinweise
      darauf wurden durch Familien-, Zwillings- und Adoptionsstudien erhalten. Allerdings muß man andererseits feststellen, daß etwa 80 % aller Patienten keinen erstgradig Verwandten mit der gleichen Erkrankung haben.

      Mit anderen Worten: Sie könnten recht haben mit ihrer Behauptung “genetische Veranlagung ist eine notwendige Bedingung für Schizophrenie” und die Anzeichen dafür verdichten sich, doch andererseits ist das nicht absolut sicher, zumal 80% aller Patienten keine erstrgadig Verwandten mit der gleichen Erkrankung haben.

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