Påskallavik-Porphyr – das kristallines Geschiebe des Jahres 2018 (nein, 2017)

Auch in diesem Jahr * letzten Jahr hat die Gesellschaft für Geschiebekunde (GfG) wieder (wie auch in den letzten Jahren) ein kristallines Geschiebe des Jahres ausgewählt, den Påskallavik-Porphyr. Er wird einem vielleicht schon einmal bei einem Standspaziergang begegnet sein, da er relativ häufig im Geschiebe vorkommt. Der Påskallavik-Porphyr ist ein relativ auffälliges und attraktives Gestein, besonders im angefeuchtetem Zustand. Es sieht für mich immer ein bisschen so aus wie eine Blutwurst.

Auffälliges Leitgeschiebe

Benannt wurde der Påskallavik-Porphyr nach einem Ort an der südschwedischen Ostküste. Dort kommen diese Gesteine in weitläufigen Gängen vor. Wenn man also ein Exemplar dieses Gesteins an einem Strand oder einer Kiesgrube findet, belegt das einen Eistransport aus dem östlichen Südschweden zu uns. Dies und seine leicht erkennbare, auffällige Erscheinung macht den Påskallavik-Porphyr zu einem brauchbaren Leitgeschiebe.

Påskallavik-Porphyr
Påskallavik-Porphyr, nordisches Geschiebe, Ostseeküste bei Rerik, (Mecklenburg Vorpommern). Eigenes Foto.

Die Gänge gehören zum Transskandinavischen Magmatitgürtel (TIB) und sind ca. 1,8 Milliarden Jahre alt. Da die Magmen des TIB an destruktriven Plattenrändern entstanden, ähnlich wie heute z.B. am pazifischen Feuerring,

Woran erkennt man einen Påskallavik-Porphyr?

Da das Vorkommen nicht eng begrenzt ist, sondern einen Gangschwarm darstellt, können die Gesteine in unterschiedlichen Varianten auftreten. In er Geschiebekunde wird aber nur von Påskallavik-Porphyr gesprochen, wenn einige Bedingungen erfüllt sind. Die zentimetergroßen Einsprenglinge sind Kalifeldspäte. Sie sehen in etwa aus wie alte Fernsehröhren. Ihre Farbe ist meist hell gelbraun bis rosa. Zonierung kann auftreten, wobei die Ränder der Feldspäte heller als die inneren sind. Perthitische Entmischungen kommen häufig vor. Das Gestein ist gerichtetem Druck ausgesetzt gewesen. Dadurch sind manche der Feldspateinsprenglinge zerbrochen.

Weiterhin tritt Quarz als Einsprengling auf, kann aber auch fehlen. Auch die Quarze zeigen sich kantengerundet, sie sind aber zumeist kleiner als die Feldspäte. Die Farben der Quarze reichen von hellgrau bis hin zu einem kräftigen blau.

Die Grundmasse ist feinkörnig und braun bis dunkelbraun gefärbt. Feinkörnig heißt, dass man mit einer Lupe in der Regel kleine Körner darin erkennen kann.

Dort, wo in Südschweden die Påskallavik-Porphyre herstammen, kommen auch noch weitere, eng verwandte und sehr ähnliche Gesteine vor, Doch da ihnen zumeist die diagnostischen Merkmale wie die kantengerundeten Kalifeldspateinsprenglinge fehlen, gelten sie eben nicht als Påskallavik-Porphyr.

Die Auswahl des Geschiebe des Jahres, sowohl das kristalline, das ich hier noch einmal vorstelle, als auch das Sedimentäre (das wird möglicherweise in einem späteren Blogbeitrag folgen) sollen die Vielfalt der nordischen Geschiebe zeigen. In sie sollen anregen, beim nächsten Strandspaziergang einmal doch den Blick auf den Boden vor den Füßen zu richten. In auf die Steine, die dort im Weg liegen. Sie sind keine Hindernisse, sie erzählen Geschichten.

 

* Der Påskallavik-Porphyr ist tatsächlich das kristalline Leitgeschiebe des Jahres 2017. Aus einem (mir nicht ganz ersichtlichen) Grudn wurde er erst in diesem Jahr im Heft Geschiebekunde aktuell vorgestellt (GA, 34 Jhg. Heft 1, S 2-4). Das ist übrigens das selbe Heft, in dem auch das sedimentäre Geschiebe des Jahres 2018 vorgestellt wurde. Üblicherweise werden die Geschiebe des Jahres immer auf dem Neujahrsempfang der Gesellschaft, meist der erste Freitag im Jahr, vorgestellt. Ich war in meinem jugendlichen Leichsinn daher schlicht davon ausgegangen, dass der Påskallavik-Porphyr, nun ja, lassen wir das.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

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