“RKI-Files” – meine Kritik ans ZDF

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“Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bin über die Berichterstattung einiger ZDF-JournalistInnen zu den sogenannten „RKI-Files“ entsetzt.
Das Online-Magazin Multipolar hat die freigeklagten RKI-Unterlagen (sogenannten RKI-Files“) gesichtet und „analysiert“. Die Klage auf Herausgabe der Unterlagen zu internen Sitzungen des RKI während der Corona-Pandemie ist das Recht von JournalistInnen, gerade von Investigativ-Teams.
Der Macher von Multipolar, Paul Schreyer, wird von Politikwissenschaftlern und Verschwörungsexperten Markus Linden als „vergleichsweise geschickte[n] Verschwörungstheoretiker“ eingestuft.

Multipolar hat dann auch erwartungsgemäß Zitate aus dem Zusammenhang gerissen und teils frei interpretiert. Das ist also keinesfalls investigativ, sondern aus der Luft gegriffen.

Die Aufregung um das Protokoll vom 16. März 2020 ist nicht nachvollziehbar: Im Protokoll steht, dass am Wochenende eine neue Risikobewertung vorbereitet wurde – “Es soll diese Woche hochskaliert werden“. Die Risikobewertung solle veröffentlicht werden, sobald eine Person, deren Name im Dokument geschwärzt ist, das O. K. dafür gebe. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums handelt es sich dabei um einen RKI-Mitarbeiter (dass die Schwärzung des Namens absolut gerechtfertigt ist, dazu später mehr). Multipolar konstruiert daraus eine Verschwörungsstory mit geheimnisvollen mächtigen Hintermännern, die Anweisungen erteilten. Ohne diese Interpretation schlüssig begründen zu können. Einen Beweis dafür gibt es natürlich nicht, die böswillige Politik-Elite ist ein zentraler Punkt von rechter Verschwörungsideologie.
Diese subjektive Unterstellung bläst das Magazin dann zum Skandal auf, das RKI sei angeblich von einer angeblich böswillig handelnden Politik-„Elite“ instrumentalisiert worden.
Etwas Recherche oder Nachfragen bei ExpertInnen hätte schnell in Erinnerung gerufen, dass die Infektionen in diesem Zeitpunkt tatsächlich explosionsartig anstiegen und eine neue Einschätzung der immer ernsteren Lage absolut gerechtfertigt war – die Beratung der Regierung und Einschätzung solcher Situationen ist die Kernaufgabe des RKI.

Daraus jetzt Schuldzuweisungen und Vorwürfe konstruieren zu wollen, ist also sachlich falsch.

Dass Grundrechtseingriffe wie Impfungen, Hygiene-Regeln (Masken, Lockdown, …) gegenüber einer neuen und zumindest anfangs potentiell schweren, teils tödlichen Erkrankung eine Frage der Abwägung und Verhältnismäßigkeit waren, hätte in einen journalistisch sauberen Text gehört.
Auch, dass die schnell steigenden Infektionszahlen mit vielen Toten und schwer Erkrankten und der Befürchtung des Zusammenbruchs elementarer personeller Infrastruktur (Gesundheitswesen, Feuerwehr, Polizei, Energieversorgung, …) schnelles Handeln erforderten, für das es keine Blaupause gab. Die frühe Corona-Pandemie dürfte die bis dahin schwerste Krise der Bundesrepublik gewesen sein.
In anderen europäischen Ländern sah es ähnlich aus, in Italien und England sogar noch viel übler.
Dass in einer solchen Situation jemand die Verantwortung für schnelles Handeln übernehmen muss, obwohl die Möglichkeit besteht, im Nachhinein Fehler oder falsche Einschätzungen zu erkennen, wird ebenfalls nicht erwähnt. Von diesem medizinisch, juristisch und ethisch begründeten berechtigten Ausnahmezustand fehlt im Multipolar-Bericht jede Spur.

Stattdessen lesen sich der ZDF-Beitrag von Frau Spiekermann und Beiträge von Herrn Jacobs (Meinung in der BZ, auf Twitter), als ob beide sich lediglich die Aufregung von Multipolar zu eigen gemacht hätten (Herr Jacobs schreibt in der BZ als „gestandener ZDF-Mann“ einen Beitrag. Auch wenn es daher nicht um einen ZDF-Programmpunkt geht, habe ich seine Äußerungen auch auf Twitter in diese Beschwerde mit aufgenommen).
Eine journalistisch abwägende Einordnung dieses Themas vermisse ich bei beiden.

Da der ÖRR seine Existenz mit sorgfältiger journalistischer Abwägung und Einordnung begründet und dafür viele ExpertInnen beschäftigt, deren Einschätzungen ich oft als wertvoll empfinde, erfüllen diese Berichte die eigenen Standards leider nicht.
So übernimmt Britta Spiekermann in „Die brisanten Corona-Protokolle des RKI“ aus dem Multipolar-Text, dass der Einsatz von Mund-Nasen-Schutz (MNS, „Masken“) für die Bevölkerung 2020 vom RKI noch als fragwürdig eingeschätzt würde. Das änderte sich allerdings schnell – schon 2021 hatte das Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation, Göttingen bereits nachgewiesen, wie gut ein MNS vor der verwirbelten Tröpfcheninfektion schützt – auch bei Laien. Auf der Basis dieser neuen wissenschaftlichen Resultate  änderte auch das RKI seine Empfehlungen, wie es in einer sich entwickelnden Pandemie mit stetig mutierendem Virus immer wieder nötig wurde.
2024 hätte ein/e ernsthafte/r JournalistIn das sicherlich herausfinden können. Oder sogar müssen.

Auch eine Einordnung der Übersterblichkeit und anderer Statistiken wäre noch einmal interessant gewesen, da sie oft fehlinterpretiert werden. Das passiert aber nicht, stattdessen werden die Aussagen von Multipolar übernommen, die ich für äußerst zweifelhaft halte.

Bei dem Beifall von Dirk Jacobs und seinem Meinungsstück in der BZ wird es noch übler: ÄrztInnen vorzuwerfen, angesichts eines völlig neuen Virus nicht sofort die perfekte Behandlungsmethode vorauszuahnen, ist eine Frechheit und einfach dümmlich.
Dass u a der Ethikrat sehr wohl über ethische Fragen diskutierte und „Lessons learned“ für weitere Pandemien daraus ableitete, hat Dirk Jacobs wohl nicht mitbekommen.
Als Volkswirt hätte er ja mal die Kosten für Prävention (Impfung und MNS) gegen die teils immensen Kosten der Behandlung gegenrechnen können, statt sich dem Freiheits-Geschrei Neoliberaler anzuschließen. Dass in den ersten Pandemiejahren Jens Spahn verantwortlich war, lässt er genauso unter den Tisch fallen. Es ist wohl einfacher, Karl Lauterbach von der gern geschmähten Ampel etwas in die Schuhe zu schieben. Da könnte ich jetzt jeden Absatz zerlegen, soviel Freizeit habe ich aber leider nicht.

Stattdessen übernehmen Jacobs und Spiekermann als ÖRR-JournalistIn die künstlich generierte Aufregung des Multipolar-Magazins mit dessen bekannter eigener Agenda und Verschwörungs-Blödsinn-Nähe. Völlig unkritisch, dabei haben etwa T-Online oder Stern u a Medien diese Verschwörungsnähe in Artikeln offen angesprochen. Ob Dirk Jacobs und Britta Spiekermann das nicht wussten oder wissentlich übersehen haben, würde mich schon interessieren.

Ich verstehe nicht, warum sich Dirk Jacobs und Britta Spiekermann – die beide weder juristisch noch medizinisch oder epidemiologisch kompetent sind, sondern volkswirtschaftliche bzw. betriebswirtschaftliche Fächer studiert haben – sowie andere ÖRR-Mitarbeitende sich bei diesem potentiell heißen Thema nicht kompetente Hilfe bei Fach-KollegInnen geholt haben. Z. B. zur sich verändernden medizinischen Einschätzung und stetigen Anpassung durch RKI und Medizin. Zur juristischen Einschätzung der Abwägung und Verhältnismäßigkeit bei der zeitweisen Einschränkung einiger Grundrechte zum Schutz des Grundrechts auf körperliche Unversehrtheit. Zur Entwicklung von Hygienemaßnahmen und Impfungen beim Auftreten einer so schnell auftretenden Pandemie mit einem unbekannten Virus und dem stetigen Abwägen von Vor- und Nachteilen einzelner Schritte. Zu den Versäumnissen der Politik – das RKI hatte nämlich auf der Basis der UN-Gesundheitsbehörden vor über 10 Jahren vor SARS als potentiell sehr gefährlichem Virus mit Pandemie-Potential gewarnt. Über unsere zusammenbrechenden kaputtgesparten Gesundheits- und Bildungssysteme. Zum Virus selbst mit seinen stetigen Wandlungen, das übrigens immer noch bedrohlich, aber leider aus dem medialen Diskurs verschwunden ist. Zur Herausforderung, schnell neue Impfstoffe zu entwickeln und der Abwägung ihrer beschleunigten Zulassung. Zu statistischen Extrapolationen, was ohne Impfstoffe und Lockdowns geschehen wäre – wie viele Tote oder schwer Geschädigte hätte es gegeben? Zur medizinischen Einordnung des Nutzens der Hygiene-Maßnahmen und Impfungen gegenüber den bekannten Impfschäden und Long-Covid-Erkrankungen – dabei wären auch die Zahlen der Menschen mit Corona-Langzeitfolgen und die daraus entstehende Belastung der Volkswirtschaften interessant gewesen. Oder bei Lothar Wieler, der in Interviews mit anderen Medien mittlerweile schlüssig erklärt, welche Vorbereitungen und Pläne im RKI für den Pandemie-Fall vorbereitet waren und wie diese umgesetzt wurden.

Für mich mit einem naturwissenschaftlichen Hintergrund bilden die Protokolle ab, wie RKI (genauso wie Krankenhäuser, Pharma-Unternehmen, GesundheitspolitikerInnen und viele andere Personen und Institutionen) angesichts einer noch nie zuvor gewesenen Pandemie in Deutschland stetig dazulernen mussten, um die Situation und ihre daraus folgenden Empfehlungen neu einzuschätzen. Was für eine Gratwanderung dies ständig war. Und was für eine immense Verantwortung auf den Personen lastete, die auf der Basis der Statistiken, hinter denen Todesfälle und Erkrankungen standen, lasteten.
Wie wirksam die Impfungen und Corona-Maßnahmen waren, lässt sich im Vergleich von Impfrate und Sterbefällen gut ablesen: In Bundesländern mit besonders vielen Querdenkenden waren die Sterberaten signifikant höher: „Das Bundesland Bremen hat mit der höchsten Impfquote von 80,9% eine Übersterblichkeit von 1,44%, während in Sachsen mit der niedrigsten Impfquote von 58,7% die Übersterblichkeit bei 14,67% liegt.“
Verantwortungsbewusste Journalistinnen sollten sich gerade angesichts dieser Entwicklung ganz besonders um Fakten bemühen. 

Dass das RKI die Namen von EntscheiderInnen schwärzte, ist für mich absolut nachvollziehbar – Deutschland hat sich auch durch Corona zum Negativen verändert: Schwurbler, Impf- und SARS-Leugner schreien geifernd ihre absurden Verschwörungsphantasien heraus, beleidigen und bedrohen PolitikerInnen, WissenschaftlerInnen, ForscherInnen, MedizinerInnen und andere Menschen in verantwortlichen Positionen, die das Land am Laufen halten. Diese Menschen erhalten Todesdrohungen und werden mit Schmähpost überzogen. Dieses häßliche Gesicht einer öffentlichen Meinung im Zeitalter des gelebten Rechtspopulismus kennen wir aus den USA, mit vollständig irren Fake News, Desinformationskampagnen und Kampagnen gegen einzelne Menschen und Bevölkerungsgruppen. Mit Kampagnen gegen die Glaubwürdigkeit in staatliche Institutionen, die unabhängige Presse und mehr und mit der Suche nach vermeintlichen Sündenböcken statt Problemlösungen. Das Gift der Rechtspopulisten wirkt bereits – erschreckend viele Menschen haben mehr Angst vor Impfungen statt vor Krankheiten (ob Grippe oder Corona), Einschüchterung von und Angriffe auf JournalistInnen, PolitikerInnen, MedizinerInnen etc. häufen sich. Genau deshalb sollte auch das RKI seine MitarbeiterInnen vor solchem Mob schützen – in den digitalen Medien findet sich die Bestätigung der Richtigkeit dieser Entscheidung.
Zu oft wurde aus Kritik (was eigentlich eine sachliche Auseinandersetzung mit einem Thema, Institution, … ist), Hetze – das ist dann die Offenlegung von Namen, Privatadressen u a persönlichen Daten und persönliche Beschimpfungen, Bedrohungen einer Person oder deren Familie, schlimmstenfalls körperlichen Angriffen oder gar einem Anschlag.

Ich arbeite als Wissenschaftsjournalistin und lese viele in- und ausländische Zeitungen/News zumindest quer. Pauschale Medienschelte lehne ich ab, auch gegenüber dem ÖRR, dessen Rolle ich immer wieder für sehr wichtig halte. Aber was einige ZDF-MitarbeiterInnen zu den “RKI-Files” raushauen, ist uninformiert, wissenschaftsfeindlich und verstößt gegen die journalistische Sorgfaltspflicht. Hätte ich einen solch einseitigen, auf tönernen Füßen stehenden, suggestiv angelegten Beitrag abgeliefert, hätten mir „meine“ RedakteurInnen bei Spektrum und Bild der Wissenschaft und anderen populärwissenschaftlichen Medien das Geschreibsel zu Recht um die Ohren gehauen.

Man kann am Corona-Management vieles kritisieren, was investigative Recherchen wert wäre – z B Jens Spahns Maskendeal mit seinen Kumpeln im dreistelligen Millionen-Bereich, oder auch andere Maskendeals und persönliche Bereicherungen – aber diese Protokolle des RKIs gehören wohl eher nicht dazu. Die Handlungen des RKI und anderer Institutionen erscheinen deutlich weniger brisant als eine globale Virusinfektion wie SARS. Und der Bericht in einem anerkannten Schwurbel-Magazin taugt nun wirklich nicht als „Beweis“.
Fehler können in Berichten passieren, ich bin auch nicht frei von Fehlern und normalerweise stelle ich keine einzelnen Personen namentlich an den Pranger. Diese sachunkundige selbstgerechte Empörung auf der Basis der unbewiesenen Behauptungen eines impffeindlichen Online-Portals ist eine Ausnahme.

Da hat die Tagesschau besser gearbeitet: „Die RKI-Files und der Skandal, der keiner ist.“
Ich würde mich freuen, wenn künftig auch beim ZDF die dafür kompetenten Personen solche Aufreger im Faktencheck einordnen würden.”

Diese Programmbeschwerde habe ich gerade eben mit freundlichem Gruß ans ZDF abgeschickt.

Dieser Beitrag ist sicherlich unfreundlich gegen namentlich genannte Personen, aber sachlich, höflich und nach sorgfältiger Abwägung auch verhältnismäßig. Ich halte eine Richtigstellung und Einordnung dieser Sachverhalte für viele LeserInnen für wichtig genug, um diese professionelle Unfreundlichkeit zu begründen.
Selbstverständlich halte ich auch viele andere verbalen Ergüsse in verschiedenen Medien für falsch, unangemessen und völlig daneben.

Für sachliche Anmerkungen, Korrekturen und Ergänzungen an meinen Aussagen stehen die Kommentare offen.

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Auf dem Science-Blog „Meertext“ schreibe ich über meine Lieblingsthemen: Biologie, Zoologie, Paläontologie und das Meer. Wale, Fische und andere Meeresgetüme. Tot oder lebendig. Fossile Meere, heutige Meere und Meere der Zukunft. Die Erforschung, nachhaltige Nutzung und den Schutz der Ozeane. Auf der Erde und anderen Welten. Ich berichte regelmäßig über Forschung und Wissenschaft, hinterfrage Publikationen und Statements und publiziere eigene Erlebnisse und Ergebnisse. Außerdem schreibe ich über ausgewählte Ausstellungen, Vorträge, Bücher, Filme und Events zu den Themen. Mehr über meine Arbeit als Biologin und Journalistin gibt´s auf meiner Homepage “Meertext”.

56 Kommentare

  1. Da der ÖRR seien Existenz mit sorgfältiger journalistischer Abwägung und Einordnung begründet und dafür viele ExpertInnen beschäftigt, der Einschätzungen ist oft als wertvoll empfinde, erfüllen diese Berichte die eigenen Standards leider nicht.

    Diesen Satz sollte man nochmal überarbeiten.
    1. seine=seine
    2. nach dem Komma wird es seltsam, weiß nicht ganz genau, wie es richtig lauten müßte.

    Ansonsten sehr guter Artikel. Dankeschön.

    • d’accord, liebe Bettina Wuche,
      ich möchte aber eine Lanze für Paul Schreyer brechen (ich bin weder verwandt noch verschwägert;-), leide allerdings auch nicht an Kontaktschuld, nur weil ich einige Bücher von Paul Schreyer für gut recherchiert und wichtig halte … übrigens auch dieses Freiklagen der RKI-Dokumente; es ist Ausdruck von Demokratie und bereichert den Diskursraum, ja, macht ihn erst möglich! Auch wenn die Interpretationen des Herrn Schreyers fragwürdig und hysterisch sind – er kann ja auch nicht aus seiner Haut;-) Dennoch ist Schreyer immer auch eine stille Mahnung an alle Investigativ-Redakteure; einfach hinter die Kulissen zu schauen, vielleicht auch mit Arbeitshypothesen arbeiten … Naturwissenschaftler machen ja nichts anderes, sie sind in der Falsifikation nur etwas gründlicher (nicht immer;-).

      mit besten Grüßen
      Jürgen

    • Auch die Berichterstattung der ÖR-Medien ist nicht frei von Senstationsheischerei, das gehört zum Geschäft. Wenn dann ein alternatives Medium eine Vorlage liefert, wird das gern mal übernommen. Es geht bei diesen beförderten Aufregungen auch um Einschaltquoten, Resonanz, Verkaufzahlen, Auflagen usw.

      Die Realität ist hyperkomplex, leider ja nicht die klassische Ausbildung der Redakteure. Letztlich müssen sich auch hier alle spezialisieren, um kompetent genug zu sein, komplexe Inhalte zu durchdringen, um sie für Leser vereinfachen zu können: Die Redakteure/Journalisten sind die Transmissionsriemen, um die schwierigen Sachverhalte im richtigen Kontext zu simplifizieren. Keine leichte Aufgabe!

    • Nachdem ich jetzt einige Seiten aus dem RKI-Protokoll gelesen habe, muss ich sagen, dass ich den Eindruck habe, dass hier auf beiden Kritiker-Seiten etwas zu schnell aus der Hüfte geschossen wurde;-)

      Diejenigen, die noch am selben Tag der Veröffentlichung des Protokolls, ihre Meinung im Brustton der Überzeugung kund taten, hier gäbe es keinen Skandal, müssen sich ebenso dem Verdacht aussetzen, die über 2000 Seiten gar nicht vollständig gelesen und druchdrungen zu haben, wie die im Wunschdenken gefangenen Befürworter der Skeptiker-Bewegung.

      Ein Beispiel, das jeder im Protokoll an betreffender Stelle nachlesen kann, und das doch sehr erhellend ist: Die Effizienz des Maskentragends wurde vom RKI selbst an mehreren Stellen angezweifelt, und sogar empfohlen, dass man dies der Bevölkerung mitteilt! Das ist ein ziemlich Hammer! Und ich finde, das gehört mal besprochen. Das RKI wusste wohl intern mehr oder anderes, als öffentlich mittgeteilt.

      Ich habe Bettina Wurches Link (danke dafür!) über die Maskenstudie des Max Plank Instituts dann im Original gelesen (ich kannte diese Studie nicht), und muss sagen, dass diese gut gemachte empirische Studie in ihrem Design aber kaum auf die Realität der Alltagssituation von nichtprofessionellen Maskenbenutzern eingeht.

      Diese Studie geht von zwei Prämissen aus; Die Masken werden professionell genutzt (nicht länger als 45 Minuten getragen und auf Dichtigkeit angepasst), und die Maskenträger drüfen sich nicht großartig (oder sogar überhaupt nicht!) bewegen und die Überträger stehen sich 1,5 Meter gegenüber. Es kann durchaus sein, dass diese Studie quasi eine Auftragsarbeit der Regierung war, damit man zur Masken-Thematik noch ein gutes Argument besitzt, was ja völlig OK ist!

      Sie hätte mehr Budget verdient und auf Alltagstauglichkeit ausgerichtet sein müssen, also Maskenträger, die sich in geschlossenen Räumen bewegen und ihre Masken nicht atemdicht tragen (wie fast alle, die so eine Maske länger als 10 Minuten tragen mussten). Es wurden auch keine echten Aerosole verwendet sondern feiner Dolomit-Staub, der zwar von der Partiklgröße her vergleichbar ist, aber nicht z.B. vom Auftrieb, weil hier noch ein Verdunstungseffekt wirkt.

      Ich halte die (umstrittene) Cochrane-Studie für etwas realistischer und meines Wissens gab es dann 2022 schließlich eine empirische Studie aus Australien (müsste ich jetzt raussuchen), die mit echten Aerosolen in geschlossenen Räumen arbeitete, die zu dem Erbgebnis kam, dass beide Maskentypen, die während der Pandemie hergestellt und benutzt wurden in geschlossen Räumen so gut wie keine Wirkung hatten.

      Disclaimer: Damit man mich nicht falsch versteht: Ich finde nicht, dass Politiker im nachhinein haftbar gemacht werden sollten, weil sie wegen mangelnder Informationen versucht haben Schlimmes/Schlimmeres zu verhindern.

      Ich bin auch kein Impfgegner; als Mikrobiologe weiß ich um diese geniale medizinische Entdeckung, was ich kritisiere, ist der fehlende wissenschaftlich/öffentliche Diskurs während der Pandemie; hier wurde meiner Ansicht nach sehr dualistisch im Sinne von Recht/Unrecht Gut/Böse argumentiert, Angst verbreitet und Gruppen ausgegrenzt.

      Jeder Psychologe weiß auch: Wenn man jemanden zu etwas zwingen will, wird er sich eher dagegen wehren, als wenn man eine wichtige Entscheidung (sich z.B. impfen zu lassen) dem freie Willen überlässt. Die Impfquote in manchen Bundesländern wäre vor dem Hintergrund der Freiwilligkeit eine höhere gewesen, als vor dem Verdikt der (drohenden) Verpflichtung oder gar der Alternativlosigkeit. Ungeimpfte dann als Parias zu behandeln, oder als Volksschädlinge (oder schlimmeres) zu bezeichnen hat meiner Meinung nach schon rassistische Züge.

      • @Jürgen Marqua: “There is no glory in prevention”. Leider wird sich niemals konkret nachweisen lassen, was ohne (teils auch dilettantisch getragene MNS und Hygiene) sowie ohne Impfungen geschene wäre. Wenn seit über 100 Jahren MNS (nur FFP1) zur OP-Kleidung gehört und seit dem massenhaften Einsatz in Feldlazaretten und Krankenhäusern die Todesraten signifikant gesunken sind, weist das ja schon auf eine gewisse Wirkung hin.
        Eine Studie, die meint, ein MNS habe in geschlossenen Räumen so gut wie keine Schutzfunktion, ist hanebüchen.
        Es gibt genügend Studien, die seit SARS`Siegeszug um die Welt nachweisen, dass auch nicht ganz professionell getragene MNS in Innenräumen eine Schutzfunktion haben.
        Weiterhin haben viele ÄrztInnen es auf der Basis ihrer Erfahrungswerte bestätigt, weil das Tragen von MNS auch andere Viren die normalerweise zur Erkältungs/Grippe-Situation gehören, erheblich abgesenkt haben.
        Ich werde jedoch nicht weiter das Spielchen, sich gegenseitig mit Studien belegen zu wollen, weiterspielen.
        Das mögen gern Personen mit mehr Freizeit veranstalten tun.

  2. T-Online oder Stern u a Medien diese Verschwörungsnähe in Artikeln offen angesprochen wird.

    hier muß man glaub ich das “wird” einfach streichen.

  3. @Bettina Wurche: “Ich verstehe nicht, warum sich Dirk Jacobs und Britta Spiekermann – die beide weder juristisch noch medizinisch oder epidemiologisch kompetent sind, sondern …”

    Liebe Frau Wurche, derzeit liegen die Nerven der Menschen wegen der vielen Krisen die uns und unsere Unart der “Zusammenlebens” herausfordern verständlich aber nicht weise blank, da ist es weder Wunder noch Phänomen, wenn der herkömmlich-gewohnte Stumpf-, Blöd- und Wahnsinn merk- und denkwürdige Blüten treibt, aber trotzdem nur die Konfusion steigt – Es müsste verständlicherweise eine ganz andere / wirklich-wahrhaftig vernünftig-befriedende Kommunikation überraschen, überzeugen und somit die systemrationale Problematik/Bewusstseinsbetäubung überwinden.👋😇

    • @hto: Genau darum sollten Profis wie ausgebildete JournalistInnen ganz besonders professionell vorgehen, um solche Konfusionen zu entwirren, Interessen offenzulegen und zu hinterfragen. Das ist gerade beim ÖRR Teil des Auftrags, der ja auch die GEZ rechtfertigen soll.
      Andere Medien hingegen haben andere Agendas, teils generieren sie über künstliche Aufregung Auflagen und Klickzahlen – wie Multipolar.

  4. @Bettina Wurche

    Diese systemrational-gebildeten “Experten” (mit auffälliger Verpflichtung zu journalistischer “Neutralität”) sind auch nur Menschen in gleichermaßen unverarbeitet-gepflegter Bewusstseinsschwäche von instinktiver Angst, Gewalt und egozentriertem “Individualbewusstsein”, seit Mensch erstem und bisher einzigen geistigen Evolutionssprung (die “Vertreibung aus dem Paradies”), wo längst das ganzheitlich-ebenbildliche Wesen Mensch gottgefällig/vernünftig (“Gott” ist die Vernunft des Geistes/Zentralbewusstseins der Schöpfung!) gestaltet werden sollte, sozusagen geistig-heilend, für Möglichkeiten in Selbst- und Massenbewusstsein OHNE wettbewerbsbedingte Symptomatik – Aber das wird wohl Utopie und/oder Science Fiction bleiben!?

    • @hto: Was soll “systemrational” bedeuten? Ich persönlich halte Götter und Vernunft meist für unvereinbar, abe rdas mag in Ihrem persönlichen Kosmos anders aussehen. Der Rest Ihres Kommentars driftet ganz schön ins Esoterische ab, mit Science Fiction hat das jedenfalls nichts zu tun – die ist per Definition science-basiert

      • @Bettina Wurche: “Der Rest Ihres Kommentars driftet ganz schön ins Esoterische ab”

        😉👍Ich kann mich an eine Zeit in den Siebzigern erinnern, wo die norddeutschen Universitäten eine URSÄCHLICHE Forschung etablieren wollten, die die Mächtigen wohl auch als Esoterik einstuften und entsprechend ihrer gleichermaßenen Ängste und … unterdrückten und verdrängten.🙃👎

        Übrigens, Ursula K. Leguin, die hat zwar auch Fantasy geschrieben, aber ihre Science Fiction war ziemlich geistig-philosophisch/sozial-psychologisch inspiriert!?

        • hto: Ursula K. LeGuin hat aber keine Verschwörungsmythen verbreitet, sondern klare soziologische Analysen geschrieben. Ihre Regierungskritik etwa am Vietnamkrieg ist sachorientiert, nicht schwurbelig und auch ihre religiösen Exkurse sind strukturiert und fundiert. Z B in “The Word for World is Forest”, das gerade angesichts der Klimakrise wieder brandaktuell ist. Falls Sie sich über Sf informieren möchten, empfehle ich Dietmar Daths “NieGeschichte” o a Sekundärliteratur.

          • @Bettina Wurche: “… hat aber keine Verschwöungsmythen verbreitet, sondern klare soziologische Analysen geschrieben.”

            JA und die Philosophie der Bibel ebenso (jedenfalls so klar wie es nötig war/ist), auch wenn das neben der theologisch-konfusionierenden Propaganda “Gottes Wege sind unergründlich” trotzdem so verschwörungsmäßig interpretiert wurde/wird.

          • Ich habe fast alle SF von Ursula K. Leguin bis “Planet der Habenichste” gelesen und verstanden, ausserdem bin ich sehr gut informiert über/durch andere SF – In den letzten Jahrzehnten ist nicht viel WIRKLICH lesenswertes erschienen, was auch kein Wunder oder Phänomen ist.

          • @hto: Wollten Sie nicht entschwinden?
            In der SF sind Ihnen da offenbar die gesellschaftsrelevanten Entwicklungen der letzten Jahrzehnte entgangen sind, von Klimakrise mit dem neuen Genre Climate Fiction mit der Galionsfigur KSR bis zu technischen Entwicklungen gerade bezüglich KI, ML und der Roboter-Mensch-Beziehung sowie die Internationalisierung und Diversifikation sowohl der AutorInnen, als auch der Leserschaft und ihrer Perspektiven. Zumindest habe ich diesen Eindruck bekommen, auf den Conventions der letzten 15 Jahre, den Gesprächen mit Fans, SFCD- u a Clubs, Lesenden und AutorInnen sowie Verlagsleitern. Ich schreibe schließlich ja nur gelegentlich fürs SF-Magazin und Future Fiction-Magazin und bin in diesem Jahr zu erst 6 Terminen als SF-Referentin eingeladen worden.

          • Da würde ich gern widersprechen; Sci-Fi-Autoren zeichnen sich gerade dadurch aus, dass sie Verschwörungsmythen in die Welt setzen … und das sehe ich gar nicht negativ; es ist sogar ein sehr interessantes Forschungsfeld: die meisten Verschwörungstheorien lassen sich auf wenige Erzähl-Versatzstücke oder Typologien reduzieren.

            LeGuin war meiner Erinnerung nach eine Befürworterin der Gaja-Hypothese, die von vielen Naturwissenschaftlern auch als (Verschwörungs)Mythos gesehen wird.

            Dass viele Menschen, oder wir alle eigentlich, auf diese Mythen anspringen, hat auch seinen Grund: Unsere Kultur erzeugt diese Erzählungen fortwährend, weil sie unterhaltsam sind und einen begreifbaren Kontext liefern; viele Kino-Blockbuster z.B. arbeiten mit vielen solcher Erzählstrategien, die Verschwörungskonstellationen beinhalten … abgesehen davon, gab und gibt es ja auch Verschwörungen, die nicht rein mythisch sind, sondern realexistent;-) Ein schönes Zitat, dessen Urheber mir nicht mehr einfällt; “zwischen einem Verschwörungmythos und der Wahrheit liegen manchmal nur vierzig Jahre” – Beispiel: Hätte man in den 80er Jahren behauptet, das die Solidarnosz-Bewegung in Polen von der CIA finanziert worden ist, wäre man als Verschwörungstheoretiker (oder neuerdings “Schwurbler”) identifiziert worden … heute kann man das auf Wikipedia nachlesen;-)

            … was kann man in 40 Jahren in Wikipedia nachlesen?;-)

      • Nur ganz kurz: ich finde den Text super, sowohl inhaltlich, als auch in seiner wohltuenden Sachlichkeit, und das gilt auch für die Antworten auf die Kommentare hier. Als allgemeinmedizinisch tätige Ärztin, die seinerzeit auch hier im Impfzentrum mitgearbeitet hat, habe ich beim Lesen viel genickt:)
        Zugegeben: den Leserbeitrag über mir habe ich nicht ganz durchstiegen, übernächtigt wie ich gerade bin. Klingt jedenfalls schon ein bisschen… abgehoben, das stimmt. Nur dass Gott und Vernunft nicht vereinbar sein sollen, das mag ich nicht stehen lassen – die kommen sich nicht in die Quere. Ich kann es nicht besser ausdrücken als Miles Jupp im RHLSTP: „It’s like comparing oranges and …clouds!“

        • @Liesl: Danke. Auch danke für die Ergänzung aus Ihrer Erfahrung.
          Dass Sie den Beiträgen von @hto nicht ganz folgen konnten, liegt sicherlich nicht an Schlafmangel : ) Sondern vielleicht eher an der Konfusion des Schreibenden. Dieser Beitrag ist ein Honeypot für Menschen, die in anderen Realitäten leben.
          Ihre Kritik an meiner Aussage zu Gott und Vernunft nehme ich selbstverständlich gern an.

  5. Scheint mir eine der vielen Inkarnationen zu sein von Mark Twains “Eine Lüge ist bereits dreimal um die Erde gelaufen, ehe sich die Wahrheit die Schuhe anzieht”. Gräßlich und schier unausrottbar…

    btw: just heute wird dies Thema auch von Übermedien bzw von Holger behandelt [podcast].

    • @rolak: Twain stimmt meist, der war wirklich geerdet, scharfsinnig und humorvoll gleichermaßen. Danke für die Ergänzungen. Wir hatten eine Diskussion dazu auf Blue Sky, es treibt also viele Leute um

  6. @Bettina Wurche: “… ganz besonders professionell vorgehen, um solche Konfusionen zu entwirren, …”

    Besonders in dieser Sparte unseres symptomatischen “Zusammenlebens” für die Globalisierung der “Dienstleistungsgesellschaft”, wurden diese “Experten” (Fachidioten👋😬 sorry) in den letzten Jahrzehnten zur “Ökonomie” von den unternehmerischen Abwägungen GEFILTERT positioniert, das muss man bedenken!

  7. @Bettina Wurche: “Ich persönlich halte Götter und Vernunft meist für unvereinbar”

    Ja das kann ich nachvollziehen, weil die philosophischen Texte der Bibel eben auch nur der Systemrationalität entsprechend dogmatisiert interpretiert wurden/werden.

    • @hto: Zu welchem System gehöre ich als Freiberuflerin und unbezahlte Science-Bloggerin noch gleich? Ich habe nicht so den Eindruck, dass Sie irgendetwas nachvollziehen können. Ach, forget it…

  8. Das Ende vom Post ist irgendwie gedoppelt, alles ab “Dass das RKI die Namen von EntscheiderInnen schwärzte, ist für mich absolut nachvollziehbar – Deutschland hat sich auch durch Corona zum Negativen verändert:” kommt zwei mal vor.

  9. Sicher, auch im Stress der damaligen Lage hätte man manchmal etwas anders entscheiden können, ich erinnere mich noch an die Aussagen, dass OP-Masken ‘nichts brächten’ und ich habe mich damals gefragt, warum zum Kuckuck die Ärzte diese denn dann überhaupt tragen: Um das Gegenüber vor den eigenen ausgeatmeten Keimen zu schützen! Und wenn mein Gegenüber ebenfalls eine solche Maske trägt, werde ich geschützt, das ist ein Deal auf Gegenseitigkeit, einfach und logisch verständlich. Nur gab es eben damals kaum Masken zu kaufen.

    Wer aber heute mit dem gesammelten Wissen von damals bis heute großkotzig-überheblich hinterher feststellt, scheinbar vorher schon alles besser gewusst zu haben, der stellt sich selbst ins Abseits.
    In Notsituationen ( und wir hatten damals eine! ) muss man einfach mehr machen, als nötig ist, einfach deshalb, weil man nicht weiß, was genau nötig ist, auch im Wissen, dass sich später ( hoffentlich! ) die Lage bessert.

    Aus meiner Sicht ( aber vielleicht gehöre ich da zur Minderheit ) hätte man seitens der Medizin und vor allem seitens der Politik klar mitteilen müssen, dass man nicht agiert, sondern reagiert, zwar nach ( hoffentlich ) bestem Wissen und Gewissen, aber eben doch mangels exakten Wissens im Nebel stochert, mehr macht als vermutlich nötig, aber eben genau deshalb, um noch Schlimmeres zu verhindern.

    Wenn dann das ‘noch Schlimmere’ nicht eingetroffen ist, dann können wir uns glücklich schätzen, nur Dumme werden dann tönen: “War doch nix!”

    Aber mal anders gefragt:
    Was genau haben ‘wir’ denn aus dem Vorfall gelernt? Gibt es jetzt die ( geheimen ) Vorräte an Schutzbekleidung, Masken, etc, wie hält man diese up-to-date?

    • @Karl Maier: Viermal ja! Ich habe so manches Mal gedacht, warum bis heute offenbar so viele Leute nicht begriffen haben, dass wir live zuschauten, wie ein neues Virus sich global durch die Bevölkerungen frisst und Wissenschaft, Medizin, Politik, Forschung in Realzeit Gegenmaßnahmen zu entwickeln. Ich habe gerade vor dem RKI, vielen MedizinerInnen und den ImpftstoffentwicklerInnen so Mordsrespekt.

      RKI, Gesundheitsämter, Medizin, … haben sicherlich daraus gelernt. Zu offiziellen Vorräten habe ich nur wenig gefunden:
      https://www.bayerische-staatszeitung.de/staatszeitung/politik/detailansicht-politik/artikel/bayerische-vorraete-an-masken-und-schutzausruestung-noch-gut-gefuellt.html#topPosition
      Und ob die aktuell gehalten werden, ist ja die nächste Frage.

      Dafür habe ich immer wieder Aufrufe gefunden, sich mit persönlicher Schutzkleidung zu bevorraten.
      Die persönliche Vorsorge ist auf jeden Fall immer wieder nachdrücklich angeraten worden, etwa auch durch NINA u a im Zuge der Extremwetter-Events.
      Könnte durchaus wieder auf Eigenverantwortung hinauslaufen : (

      • Ein kleines Beispiel, was wir gelernt haben, in einer allgemeinärztl. Praxis auf dem Land: wir haben die Infektsprechstunde beibehalten, mit jeweils eigenem (räumlich abgetrenntem) Sprech- und Wartezimmer für Patient*Innen mit (potentiell) ansteckenden Erkrankungen, Erkältung, Magen-Darm, Fieber, …, und da herrscht dann nach wie vor Maskenpflicht. Wenn das Wartezimmer voll ist, was im Winter leider öfter vorkam, bekommen die Leute einen Pager in die Hand und warten im Auto oder drehen draußen nochmal ne kleine Spazierrunde.

        (Ab und zu verirrt sich jemand trotz Husten ohne Maske ins „reguläre“ Sprechzimmer, gestern erst „Ich bin doch wegen dem Bein da!“ Das führt dann zur traurigen „Wie war das mit COVID nochmal?“-Diskussion, Masken und offenen Fenstern…)

        • @Liesl: Das ist eine richtig gute Entscheidung und verantwortungsbewusst gegenüber Patienten und gerade vulnerablen Menschen. Gerade an Orten, wo viele Menschen zusammenkommen , von denen viele husten, schniefen, … wie in Patienten-Wartezimmern trage ich oft MNS. Einfach, weil es mir bislang schon jede Menge Infekte erspart hat. UNd ich verstehe nicht, wieso das Gedächtnis so vieler Leute so kurz ist. Für ÄrztInnen wie Sie muss das noch viel nervtötender sein

  10. Danke für die klaren Worte.

    Multipolar konstruiert daraus eine Verschwörungsstory mit geheimnisvollen mächtigen Hintermännern, die Anweisungen erteilten.

    Wer diese geheimnisvolle Macht im Hintergund ist, kann übrigens jeder in der Wikipedia nachlesen:

    Das RKI ist dem Gesundheitsministerium unterstellt. Es ist weisungsgebunden und kann Aufträge des Gesundheitsministers nicht ablehnen.

    Das ganze ist ein schlechter Witz. Dass das ZDF diese billige Skandalisierung so übernimmt, ist wirklich ein Armutszeugnis. Hoffen wir, dass das nur ein Ausrutscher war, und nicht einen Trend anzeigt; das wäre dann wirklich alarmierend, wenn ein ÖR-Sender dem Rechtspopulismus gezielt zu einem quasi-seriösen Anstrich verhelfen wollte; wenn es wirklich böswillige Obstruktion wäre statt punktueller journalistischer Inkompetenz. Das ZDF ist ja als eher konsevativ bekannt, was ja im Sinne der Ausgewogenheit okay ist. Aber da sollte man jetzt und in Zukunft nochmal ganz genau hingucken.

    Lauterbach will übrigens schauen, ob noch mehr entschwärzt werden kann, im Sinne größtmöglicher Transparenz (die ich grundsätzlich begrüße). Zum Glück haben die anonymisierten Personen da ein Mitspracherecht – Die afd fordert komplette Offenlegung, die geiern wohl schon drauf, ihre schwarzen Listen erweitern zu können.

    Wachsam bleiben.

    • @Dampier: Ich verstehe die Aufteilung auch so, dass wissenschaftliche Institute des Bundes Fakten sammeln, sie wissenschaftlich einordnen und bewerten und daraus Empfehlungen ableiten, die sie als Entscheidungsgrundlage an die Politik liefern – in diesem Fall dürften Spahn und Merkel das letzte Wort gehabt haben. Daraus kann man nur einen Aufreger konstruieren, wenn man vom DeepState, internationalen Verschwörungen und sonstwas fantaisert. Darum ist die Aufregung ja auch Blödsinn.

      Hier ist Lauterbachs Aussage:
      https://www.deutschlandfunk.de/lauterbach-veranlasst-weitestgehende-entschwaerzung-der-rki-protokolle-100.html

      Angesichts der Tatsache, wieviele Schläger der AfD nahe sehen, wie ungeniert AfD-ler andere Menschen bedrohen und kriminiell agieren oder Fackelzüge durch Quarkdenker vor Privathäusern von PolitikerInnen halte ich die Anonymisierung für absolut angeraten. Ich bin fest davon überzeugt, dass die die meisten RKI-MitarbeiterInnen ihre Arbeit kompetent und sorgfältig erledigen und weitaus weniger korrupt sind als gerade AfDler und andere Schreihälse.

      Schön mal wieder von Dir zu hören – dann erzähle ich hier mal, dass ich hoffentlich in ca 10 Tagen die echte “HMS Surprise” sehen werde : ) (SEHR breites Grinsen)

  11. Einfach Danke.
    Wie wichtig der Schutz der Persönlichkeiten ist zeigt sich u.a. daran wie einzelne Bauern vorgehen, 500 Jahre nach dem Beginn der Deutschen Bauernkriege. Der Spaltpilz wirkt stark und geht über die “Rhetoriklehre”, “wenn du nicht überzeugen kannst verwirre wenigstens” hinaus.

  12. Neben vielen weiteren Kritikpunkten, muss ich Sie darauf hinweisen, dass es in Deutschland seit vielen Jahren einen Pandemieplan gibt (Stichwort Blaupause) an den man sich aus unbekannten Gründen nicht gehalten hat.

    Wenn Sie schon kommentierend und urteilend tätig werden, sollten Sie den Kontext zuvor etwas besser erfasst haben.

    • @Tobias Straub: Ja, natürlich gibt es Pandemiepläne für verschiedene Szenarien mit verschiedenen Erregern. Das ist der Job des RKI.
      Quelle für Ihre Behauptung, man sei von den ausgearbeiteten Plänen abgewichen?

        • Verstehe ich das richtig: Eine Anpassung an eine akut bestehende Situation soll eine “Abweichung” sein? Ach so …

        • @Tobias Straub: wie ich schrieb: das RKI u a haben bei neuen Erkenntnissen zu einem neuen, sich schnell entwickelnden Virus die Massnahmen stetig angepasst. Anpassen müssen.
          Das nicht zu tun, wäre fatal gewesen.

  13. Danke für die ausführliche Entgegnung. Gut, wenn noch jemand die Nerven und die Geduld für solche Sisyphos-Arbeiten aufbringt, noch besser, wenn es jemand macht, die gut schreiben kann.

    Was die Weisungsabhängigkeit des RKI angeht: Als Ressortforschungseinrichtung bearbeitet das RKI natürlich auch Aufträge des BMG. Das ist der Sinn von Ressortforschungseinrichtungen. Methodisch hält sich das RKI dabei aber an die üblichen wissenschaftlichen Standards (natürlich nicht unfehlbar, das ist Wissenschaft nie).

    Kurz dazu: https://www.ressortforschung.de/de/ueber_uns/rki_infoseite.htm

    Lang dazu: https://www.mohrsiebeck.com/buch/gesundheitswissen-aus-behoerdenhand-9783161615832?no_cache=1

  14. Ich lese ihre interessanten Beiträge regelmässig. Wie sie selbst darauf hinweisen, ist der Text unfreundlich. Inbesondere die Verwendung von Diffamierungen, wie Schwurbler. Ansonsten teile ich durchaus ihre Einschätzung was die RKI Files angeht.

    Der hauptsächliche Skandal liegt bei mir eher bei den Medien und der Politik, die hier “die Wissenschaft” als unumstössliche Begründung angeführt haben. Erstens gibt es nicht “die Wissenschaft” und zweitens, setzt man zwei Wissenschaftler zusammen, hat man Glück, wenn man nur 3 Meinungen findet.

    Der ganze typische Lernprozess in der Wissenschaft, mit Vortasten und auch Fehler machen, korrigieren, weitersuchen nach besserem Verständnis war absolut intrasparent und nicht vertrauensfördernd. Es gab auch unter Medizinern unterschiedliche Einschätzungen der Situation, wohl auch beim RKI.

    Das jemand dann entscheidet, ist durchaus okay. Aber nicht in dem er oder sie sich hinter dem zukünftigen Sündenbock “die Wissenschaft” versteckt sondern eingesteht, dass es seine persönliche Entscheidung ist, basierend auf dem, was die Person verstanden hat. Stattdessen wurden gleich diffamierende Kampfbegriffe verwendet und ein Diskurs, wie auch eine Vertrauensbildung unmöglich gemacht.

    Das durch die Massnahmen insbesondere in Pflegeheimen für genau jene, die man am meisten schützen hätte müssen, alte Menschen, wie ich mitterlerweile auch einer bin, eine Situation geschaffen wurde, die weder menschenwürdig war, noch die Sterblichkeit verringert hat, war mehr als bitter und eine Aufarbeitung notwendig. Das man am Lebensabend eingesperrt wird und nicht mal mehr die Enkel sehen kann (man wartet eh auf’s Sterben), also nicht einmal den letzten Lichtblick vor dem letzten Vorhang sehen darf, war alles andere als schön.

    Die vergiftete Diskurslandschaft war hier sicherlich nicht hilfreich. Wie sie es jetzt auch noch ist. Familien und Freundschaften gingen darüber in die Brüche.

    Da man sich hinter dem RKI versteckt hat, dass de facto weisungsgebunden ist, ist für mich der wesentliche Skandal, wie auch der Umgang damit in den Medien. Deswegen wird auch jetzt wieder das RKI zum Sündenbock gemacht.

    Ich stimme weiterhin ihrer Einschätzung der RKI Files zu, doch auch der derzeitige Umgang damit in den Medien zeigt den eigentlichen Skandal.

    Wir sollten vielleicht wieder versuchen, den Diskurs positiv zu befeuern, statt ihn weiter abzuwürgen. Wenn Wissenschaft zur Glaubenssache wird, war das Zeitalter der Aufklärung umsonst.

    • @Michael Lindenau: Ich sehe es eher als problematisch an, dass große Teile der Öffentlichkeit ohne naturwissenschaftliches Verständnis mit dem öffentlich gemachten wissenschaftlichen Prozessen des Lernens und Diskurses überfordert waren.
      Den Umgang mit der gerade für ältere und vulnerable Menschen so gefährlichen Infektion würde man heute vielleicht anders bewerten, da stimme ich Ihnen zu. Aber Massensterben in Pflegeheimen und Verwahrlosung von Menschen aufgrund des Krankenstands beim Pflegepersonal hat auch scharfe Kritik hervorgerufen.
      Vielleicht gibt es in einer solchen Pandemie keine guten Entscheidungen, sondern nur schlechte und schlechtere.

    • @ Michael Lindenau:

      In den Heimen gab es anfangs, Bettina Wurche weist zu Recht darauf hin, regelrechte Sterbewellen aufgrund fehlender Schutzkonzepte, fehlenden Materials und kranken Personals.

      Bei Interesse siehe dazu auch in unserem living textbook “Corona verstehen – evidenzbasiert” Kapitel 15.5 (in Version 78 Seite 342 ff.): https://scienceblogs.de/gesundheits-check/2024/03/09/78/

      Die Maßnahmen in den Heimen waren durchaus wirksam, aber das Verhältnis zwischen Infektionsschutz und Menschenwürde war nicht ausbalanciert. Man hatte das vergleichsweise früh bemerkt, aber die Konsequenzen daraus waren unbefriedigend und auch der Deutsche Ethikrat hatte sich öffentlichkeitswirksam erst in einer ad hoc-Stellungnahme vom 18.12.2020 dazu positioniert, der da bereits sensibilisierten Gesetzgebung nur noch hinterherlaufend: https://www.ethikrat.org/mitteilungen/mitteilungen/2020/langzeitpflege-ein-mindestmass-an-sozialen-kontakten-trotz-infektionsschutzes/

  15. Auch von mir einfach nur ein Danke für die Einordnungen in diesem Artikel. Stilsicher, scharfzüngig, und am Wichtigsten: faktenbasiert.

  16. Danke für den tollen Artikel.

    Was Britta Spiekermann angeht, so weist der Journalist Gunnar Hamann auf Twitter auf folgendes hin.

    Wer sich über die seltsam unkritische Darstellung OHNE Erwähnung zu den Hintergründen des Verschwörungsmediums “Multipolar Magazin” wundert: Das hier sind Auszüge aus dem Profil der verantwortlichen Journalistin.

    https://twitter.com/Ostprog/status/1771662017717268749

    Ich bin kein Fan von Twitter und dem Anpranggern über dieses immer unkontrollierte/unkontrolllierbare (a)soziale Medium. Aber das erwähnte Profil könnte doch eine Begründung liefern, worum Frau Spiekerkmann diesen unkritischen Bericht abgeliefert hat.

    Es erklärt natürlich nicht, warum die Qualitätssicherung der ZDF-Redaktion so kläglich versagt hat und der reißerische Artikel überhaupt veröffentlicht wurde. Da hätte doch jemand vorher “Stopp!” rufen müssen.

      • Wurde mein Link schon wieder geschluckt? Seltsam.

        https://twitter.com/Ostprog/status/1771662017717268749

        Ansonsten greift auch der “Volksverpetzer” diesen Punkt auf.

        Der Journalist Gunnar Hamann, der auch für Volksverpetzer schreibt, kommentierte über die ZDF-Autorin auf Twitter: „Wer sich über die seltsam unkritische Darstellung OHNE Erwähnung zu den Hintergründen des Verschwörungsmediums „Multipolar Magazin“ wundert: Das hier sind Auszüge aus dem Profil der verantwortlichen Journalistin. „Zu sehen sind Likes bei Anti-Impf-Beiträgen und Follows bei radikalen Impfgegnern und Desinformationsverbreitern.“ Wurden hier voreingenommene unseriös Querdenker-Thesen beim ZDF lanciert?

        https://www.volksverpetzer.de/faktencheck/rki-files-querdenker-inszenierung/