“RKI”-Files – Antwort des ZDF auf meine Kritik
BLOG: Meertext
Ende März hatte ich wegen einiger Berichte von ZDF-MitarbeiterInnen zu den sogenannten “RKI”-Files eine Programmbeschwerde eingesendet – am 19. April hat mir die Chefin vom Dienst, Heike Schnaar, geantwortet:
“Sehr geehrte Frau Wurche,
vielen Dank für Ihre Zuschrift vom 28. März 2024, in der Sie den ZDFheute-Beitrag „Die brisanten Corona-Protokolle des RKI“ vom 24. März 2024 ansprechen. Ihre E-Mail wurde zuständigkeitshalber an mich weitergeleitet. Gerne möchte ich Ihnen hiermit antworten.
Sie schreiben, der Beitrag über die freigeklagten Protokolle des Robert-Koch-Instituts lese sich so, als ob man sich „lediglich die Aufregung von Multipolar zu eigen gemacht“ hätte. Dies sei „uninformiert, wissenschaftsfeindlich” und verstoße „gegen die journalistische Sorgfaltspflicht.“ Sie beziehen in Ihre Kritik auch Aussagen eines ZDF-Mitarbeiters in anderen Medien mit ein. Ich muss um Verständnis bitten, dass ich im Folgenden nur zum Beitrag im ZDFheute-Angebot Stellung nehmen kann.
Ich stimme Ihnen zu, dass es gerade bei einem Thema wie den Maßnahmen in der Corona-Pandemie, die bis heute zu polarisierten Debatten führen, einer differenzierten Berichterstattung bedarf. Die Nachrichten- und Informationsangebote des ZDF haben in den Covid-Jahren umfassend und vielfältig über die Situation berichtet und unter anderem mit Faktenchecks auch kursierende Mythen und Falschbehauptungen in den Blick genommen.
Ich halte es im Sinne einer Aufarbeitung dieser Zeit gleichzeitig für journalistisch legitim und geboten, auch über die freigeklagten Protokolle zu berichten, bieten sie doch einen direkten Einblick in die internen Diskussionen des RKI zur Hochzeit der Pandemie in Deutschland. Dabei muss selbstverständlich auch das Magazin erwähnt werden, das auf Herausgabe der Papiere geklagt hatte. Ob und in welchem Umfang die Wertungen des Magazins zitiert werden sollten, darüber lässt sich streiten. Durch Verwendung von Zitaten macht sich die Autorin jedoch nicht die wiedergegebenen Aussagen zu eigen.
Der angesprochene Beitrag wurde, wie bei online publizierten Inhalten durchaus üblich, an mehreren Stellen aktualisiert und um Erkenntnisse erweitert; zudem gab es in den Folgetagen einen weiteren Beitrag, in dem über das Dementi des RKI bzw. des Bundesgesundheitsministeriums zu einem zentralen Vorwurf des klagenden Online-Magazins prominent berichtet wurde. Außerdem wurde anlässlich der Diskussion um die Schwärzungen ein differenziertes FAQ veröffentlicht, das die Debatte und die Diskussion um die tatsächliche oder vermeintliche „Brisanz“ der Dokumente thematisiert.
Ich danke Ihnen, sehr geehrte Frau Wurche, für die kritische Begleitung unserer Sendungen und Online-Angebote. In der Hoffnung, Ihre Bedenken mit meinen Ausführungen ausgeräumt zu haben, freue ich mich, wenn Sie dem ZDF auch weiterhin als interessierte und durchaus kritische Zuschauerin erhalten bleiben.
Mit freundlichen Grüßen
Heike Schnaar
Chefin vom Dienst”
Darauf habe ich Ihr geantwortet:
“Sehr geehrte Frau Schnaar,
für Ihre ausführliche Antwort auf meine Programmbeschwerde bedanke ich mich!
Auf zentrale Punkte meiner Kritik – die sorgfältige Trennung von Fakten, Meinungen und Fake-News sowie die Thematisierung künstlich erregter Aufregung durch rechtspopulistische,wissenschaftsfeindliche Kreise – gehen sie dabei zwar nicht ein, aber das ist o. k.
Dass in den Folgetagen der betreffende Artikel aktualisiert und durch weitere ergänzt wurde, zeigen mir, dass auch das ZDF die Bedeutung dieses Themas und der Brisanz der Berichterstattung dazu ernst genommen hat.
Natürlich werde ich weiterhin auch ÖRR-Medien und damit gelegentlich auch ZDF-Berichte verfolgen. Für mich gehören die ÖRR-Kanäle gerade für die Berichterstattung zu Vorgängen in Deutschland dazu, neben vielen anderen Quellen.
Als Science-Bloggerin erlaube ich mir, Ihre Antwort wieder auf Meertext zu veröffentlichen. Wir haben darüber zwischenzeitlich in mehreren sozialen Netzwerken diskutiert und ich möchte gern u. a. die Frage beantworten, ob ich überhaupt eine Antwort bekomme.
Mit freundlichem Gruß
Bettina Wurche”
Zu diesem Beitrag werde ich die Kommentare ausnahmsweise geschlossen halten. Ich denke, dazu ist bereits mit dem ersten Beitrag – der Programmbeschwerde – in der anschließenden sehr kontroversen Diskussion alles gesagt worden. Und da ich gerade auf Reisen mit langen Offline-Phasen bin, könnte ich aktuell Kommentare nur mit großen Verzögerungen freischalten und beantworten.