Thread to Post: Das #Glyphosat-Urteil in den USA und die Entstehung von #Krebs
Was wissen wir eigentlich darüber, wie #Krebs ausgelöst wird? Dies ist ein Twitterthread zum Thema Krebsentstehung im Zusammenhang mit den Urteilen zu Glyphosat in den USA.
Da ich den Thread in einen Blogpost übertragen habe, weist er keine Quellen oder Verlinkungen auf. Es handelt sich um von mir schnell niedergeschriebene Informationen.
Krebs entsteht durch DNA-Schaden. Dieser entsteht zum Großteil als Folge von chemischen Prozessen unseres Stoffwechsels (Sauerstoffradikale). Diesen sind wir ausgesetzt so lange wir leben.
Schon Atmen führt zu DNA-Schaden
Die wichtigsten Risikofaktoren für Krebs sind demnach ein hohes Lebensalter sowie auch Übergewicht.
Es ist außerdem bekannt, dass Giftstoffe DNA-Schäden verursachen (zB Tabakrauch und Alkohol, aber auchviele andere chemische Stoffe), sowie Strahlung (Sonne, Radioaktivität).
Generell erleidet jede unserer Zellen 10K-100K Schäden am Tag, das ist ganz normal. Wir können selbst ein wenig steuern wieviel wir abbekommen, aber es wird immer Schaden da sein. Wir müssen ja essen und atmen (s.o.).
DNA-Schäden können üblicherweise repariert werden. Wenn bei der Reparatur Fehler passieren können Mutationen entstehen, also Veränderungen des Erbguts. Sammeln sich mehrere Mutationen in bestimmten Genen an, kann die Zelle unsterblich werden. Eine Vorraussetzung für die Krebszelle.
Es gibt sehr viele Faktoren, die uns davor schützen, dass Zellen soweit mutieren. Sie greifen in fast allen Fällen. Irgendwann kann es aber doch sein, dass so eine Krebszelle mal durchkommt, beginnt sich unendlichen zu teilen und der Tumor dann irgendwann streut. Da mehrere Mutationen notwendig sind und alle Failsafe-Mechanismen des Körpers umgangen werden müssen, damit der Krebs entsteht, gibt es nicht “den einen” Auslöser für den Krebs. Wir können Krebs mit bestimmten Substanzen aber assoziieren. Solche Assoziationen gibt es haufenweise. Zum Beispiel bei Asbest. Hier gibt es in Deutschland klare Schutzvorkehrungen.
Krebsrisiken sind überall
Aber auch Friseur*innen gehen täglich mit Giftstoffen um, die potentiell krebserregend sind. Vielfliegende sind einer erhöhten Strahlung ausgesetzt. Generell müssen wir damit leben, das Berufe und Tätigkeiten mit bestimmten Risiken verbunden sind. Fernfahrer*innen haben ein erhöhtes Risiko für Unfälle auf der Straße, Reinigungsfachkräfte für Stürze etc. Da Krebs aber aus einer Akkumulierung verschiedener Auslöser resultiert, ist es am Ende schwer zu sagen, wer oder was daran schuld ist. Auch ein Raucher mit 50 Packungsjahren hat den Krebs eventuell nicht dadurch ausgelöst. Es ist sehr wahrscheinlich, aber eben nicht sicher.
Damit Substanzen DNA-Schäden zu verursachen können, müssen sie erstmal an unsere DNA ran. Wir haben zum einen Haut, die uns schon vor vielen Substanzen schützt. Alpha-Strahlung prallt zB komplett an der Haut ab – ist aber gefährlich wenn sie in den Körper kommt. Vor vielen Substanzen können wir uns mit Schutzausrüstung schützen. Handschuhe, Atemmasken, Ganzkörperkondome bis hin zum ABC-Anzug und Gasmasken. Es kommt eben drauf an was es ist.
Natürlich kommt es auch auf die Menge an. Diese korreliert nicht unbedingt linear mit dem Risiko. Ich glaube aber, jeder versteht, dass jemand er einmal an einer Zigarette zieht ein ungleich geringeres Risiko hat als jemand der jeden Tag ein Päckchen raucht.
Der Fall Glyphosat
Im Fall Dewayne Johnson war klar, dass er unzureichende Schutzkleidung getragen hatte, als er Glyphosat anwendete. In diesem neuen Fall steht nur, dass Hardemann das Mittel >300 Mal angwendet hat. Beide Männer sind recht alt. Das begünstigt ebenfalls Krebs. Es ist unmöglich, in einem Einzelfall herauszusortieren, woher der Krebs nun kam. Man kann nur von Wahrscheinlichkeiten ausgehen. Weitere Lebensstilfaktoren der beiden Männer sind mir nicht bekannt. Im Prinzip ist das auch egal. Wahrscheinlichkeiten sind eben nicht absolut. Kritisch zu betrachten ist die komplett irrationale, emotionalisierte Debatte über ein einzelnes Produkt. Während wir Krebsrisiko durch Alltägliches wie Rauchen und Alkohol einfach akzeptieren, gehen wir bei anderen Substanzen an die Decke.
Ich wünsche mir insgesamt eine sachlichere Debatte.
Hier findet ihr den Originalthread:
Liest sich, wie immer eigentlich, sehr gut und nachvollziehbar, hier, “Krebs” ist auch nicht nur als Zivilisationskrankheit zu verstehen, nur früher sind andere meist aus anderen Gründen gestorben, die nicht darin bestanden in Hütten am nicht nur Holz-Feuer zu sitzen oder darin die Nahrung suboptimal aufbereitet zu haben oder sich anders potentiellen Schaden i.p. “Krebs” zugefügt zu haben.
Dies hier – ‘Kritisch zu betrachten ist die komplett irrationale, emotionalisierte Debatte über ein einzelnes Produkt.’ – klingt hier ebenfalls zustimmungsfähig, denn es gibt auch marginale “Krebs”-Risiken, die medial hochgejazzt werden können, aber im Sinne einer angemessenen Risk-Reward-Ratio oder Güterabwägung gar vernachlässigbar wären.
MFG
Dr. Webbaer
Atmen ist sicherlich nicht schädlich.
Zum Glück ist Krebs eine seltene Krankheit, und in der Regel nicht die natürliche Todesursache des Menschen. Aber, wenn eingetreten, hat Krebs schwerste Konsequenzen, bis zum Tod. Deshalb sollte man ein Krebsrisiko sehr ernst nehmen.
Es warten noch ca. 11.000 Klagen. Klagegrund dürfte regelmäßig eine Krebserkrankung sein.
Eine sachliche Debatte dazu sollte auch beinhalten, ob Studien von staatlichen Institutionen selektiv ausgewählt worden sind, wie unter
• Benbrook, “How did the US EPA and IARC reach diametrically opposed conclusions on the genotoxicity of glyphosate-based herbicides?”, Environmental Sciences Europe 2019, 31:2, https://enveurope.springeropen.com/articles/10.1186/s12302-018-0184-7
dargelegt.
Es ist schön, dass PR Berater in ihrer Freizeit bloggen. Die Art und Weise, wie hier Krebsrisiken eines Pflanzengiftes indirekt in der Folge Atmen >> DNA-Schaden >> Krebs relativiert werden, trägt vermutlich nicht zur angemahnten Versachlichung bei.
Wer Chemie einsetzt, sollte nicht klagen dürfen, wenn dann auch die Lebenszeit beschleunigt dem Ende zu steuert – Wenn es denn einen verklausulierten Generationsvertrag gibt, der da besagt wir haben uns diesen Lebensstil gewählt (mit einem leichtfertigen Kreuzchen auf dem “demokratischen Blankoscheck”), so dass der Einsatz von Gift, Strahlung und neuerdings Nanotechnologie Jedermanns/frau vertrauensvoll-bewusstseinsbetäubten Verantwortung entspricht, dann erst recht nicht!? 😎
@hto:
In Ihrem Kommentar scheint eine gewisse Technik-Skepsis mitzuschwingen. Das ist legitim, soweit würde ich in diesem Fall aber nicht gehen wollen.
Technik birgt immer Chancen und Risiken. Die Frage hier ist, und das ist m.W. das Thema in dem 2. Teil des genannten Verfahrens, ob die Verbraucher über die Risiken ausreichend aufgeklärt worden sind.
Alle staatlichen Risikoeinschätzungen, z.B. auch die des BfR, verweisen auf “kein Krebsrisiko bei sachgemäßem Einsatz“. Das scheint mir eine bemerkenswerte Einschränkung zu der Frage ob Krebsrisiko ja/nein.
Nein, ich habe keine Technik-Skepsis.
Es geht mir immer um die Wahrheit OHNE Ausbeutung, Unterdrückung, Erpressung und Hierarchie.
Den Menschen dieser Welt- und “Werteordnung” wird ständig gesagt: “Wir brauchen dies und das, sonst können wir nicht mehr …”. Das ist aber nur richtig mit diesem heuchlerisch-verlogenen System des “Zusammenlebens”, tatsächlich aber könnte / müsste die Technik ein wirklich-wahrhaftiges Zusammenleben OHNE die logisch-menschenverachtende / menschenUNwürdige Symptomatik organisieren, dann wäre Krebs sicher kein finanziell-aufsehenerregendes Fiasko!!!
Ich sehe im #Glyphosat-Urteil der US-Justiz weniger ein Sachurteil als vielmehr einen Machtanspruch der USA, die wieder einmal zeigen, dass sie per US-Justiz die ganze Welt regieren können. Hoffen wir nur, dass China, das einmal die Rolle der USA übernehmen wird, nicht genau gleich operiert, also für alle anderen bestimmt, was richtig und was falsch ist. Und klar spielt es beim Glyphosphat-Urteil auch eine Rolle ob es gegen eine US- oder gegen eine europäische Firma gerichtet ist. Wer denkt ein Gericht sei nur der Sache und sonst nichts verpflichtet hat wohl ein falsches Bild.
Noch eine kleine Kritik zu einem Satz oben im Artikel: „Im Fall Dewayne Johnson war klar, dass er unzureichende Schutzkleidung getragen hatte, als er Glyphosat anwendete.“ Wenn Glyphosphat nicht krebserregend ist sollte die Schutzkleidung ja keine entscheidende Rolle spielen. Was aber ganz sicher zutrifft ist folgendes: aus einem Einzelfall, aus einer Erkrankung an Krebs beispielsweise kann man praktisch nie auf die Ursache rückschliessen. Wenn es ein Gericht trotzdem macht, handelt es offensiv gegen etwas Verdächtiges anstatt defensiv im Geiste von „bis zum Nachweis der Schuld besteht Unschuld“
Das ungemein umweltfreundliche Heizen mit Holz ist sicher eine Quelle von Krebs erregenden Verbindungen.
Ich heize mit Erdgas, und mein Nachbar heizt mit Holz.
Falls ich den Fehler mache, ein wenig zu lüften, dann kann ich förmlich das Entstehen eines Lungenkrebses spüren.
Es hilft nichts, wenn man selbst Nichtraucher ist.
Eines ist sicher: Das Gerichtsurteil verursacht keinen Krebs. Zweifel verursachen auch keinen Krebs.
In March 2015, the World Health Organization’s International Agency for Research on Cancer classified glyphosate as “probably carcinogenic in humans” (category 2A) based on epidemiological studies, animal studies, and in vitro studies.
In contrast, the European Food Safety Authority concluded in November 2015 that “the substance is unlikely to be genotoxic (i.e. damaging to DNA) or to pose a carcinogenic threat to humans”, later clarifying that while carcinogenic glyphosate-containing formulations may exist, studies “that look solely at the active substance glyphosate do not show this effect.”
The WHO and FAO Joint committee on pesticide residues issued a report in 2016 stating the use of glyphosate formulations does not necessarily constitute a health risk, and giving admissible daily maximum intake limits (one milligram/kg of body weight per day) for chronic toxicity.
The European Chemicals Agency (ECHA) classified glyphosate as causing serious eye damage and toxic to aquatic life, but did not find evidence implicating it as a carcinogen, a mutagen, toxic to reproduction, nor toxic to specific organs
https://en.wikipedia.org/wiki/Glyphosate
Gerichtsurteile sollten helfen Krebs zu verhindern. Ist aus Zweifel Gewissheit geworden, ist es zu spät.
Die IARC hat im Gegensatz zur EFSA Glyphosat-Formulierungen untersucht, wie sie tatsächlich eingesetzt werden. Und die EFSA Beschlußfassung war nach deren eigenen Unterlagen nicht einstimmig. Vgl.
EFSA, “Conclusion on the peer review of the pesticide risk assessment of the active substance glyphosate”,
EFSA Journal, 12. November 2015, https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.2903/j.efsa.2015.4302
p. 11
“On one hand, the IARC did not only assess glyphosate but also glyphosate-based formulations, while the EU peer review is focused on the pure active substance; the peer review recognised that the issue of toxicity of the formulations should be considered further as some published genotoxicity studies (not according to GLP or to OECD guidelines) on formulations presented positive results in vitro and in vivo.”
“In contrast to the IARC evaluation, the EU peer review experts, with only one exception, concluded that glyphosate is unlikely to pose a carcinogenic hazard to humans and the evidence does not support classification with regard to its carcinogenic potential according to the CLP Regulation”
Das man diese Pestizid/Herbizid-Skandale nun wieder nur auf Krebs als mögliche Folge der Aussetzung reduziert, ist schon Skandal für sich genug.
Krebs ist ja subjektiv für jede Gefahr die Folge – bei solchen massenmedial übersättigender Einseitigkeit . Als ob Krebs die einzige Krankheit sei, die es überhaupt zu beachten gelte.
Krebs ist der Ideale Vorschlaghammer für die Desensibilisierung des Volkes. Neben Krebs scheint nach solchem massenmedialen Terror alles andere wie ein laues Lüftchen.
Damit ist eigentlich ziemlich sicher, dass andere Wirkungen mit der Hyper-Keule Krebs in den unsichtbaren Aufmerksamkeitsschatten gestellt werden sollen.
Und die gegenwärtigen Studiendesigns sind nicht dazu in der Lage, hinreichende Aussagekraft über die Gefahren zu liefern. Das hat mit dem Standardmensch zu tun, der als Eingangsmaßstab verwendet wird. Aber der Mensch ist nicht so gleich, wie dami vorrausgesetzt wird.
Und es hat damit zu tun, dass gewisse statistische Rechnungen dafür sorgen, das Ergebnisse aus der Relevanz gerechnet werden, nur um eine “Signifikanz” daraus zu entnehmen und damit wieder selektive Gewissheiten produziert. Wie hab ichs neulich beschrieben?..::
“Zufall” (oder sonstige Unregelmäßigkeiten) kann man nicht errechnen, sondern nur am Gegenstand erforschen.
@ hto
23. März 2019 @ 17:18
-> Krebs ist kein finanzielles Fiasko. Die einfachen Menschen bezahlen das ja alles selbst. Über die Sozialabgaben.
Nur Beamte und andere “bessergestellte” Eliten beteiligen sich daran nicht. Nicht direkt am Solidarsystem Krankenkasse.
Glyphosat enthält den gleichen Wirkstoff sie das Giftgas aus dem 1. Weltkrieg.
Die Chemieindustrie zu verdonnern ist gerechtfertigt.
Glyphosat selbst konnte in 40 Jahren keine Gefahr nachgewiesen werden.
In Formulierungen wie Roundup sind noch andere Dinge wie anionische Tenside für eine bessere Haftung. Vielleicht noch anderes.
Andererseits schreibt das IARC von möglicherweise krebserregenden Eigenschaften dieser Mischungen, gibt aber zB für Sonnenlicht und Salami an, dass sie bewiesenermassen Krebs auslösen. Ich würde mich da nicht aufs IARC verlassen.
Das Gerichtsurteil war eine Entscheidung von 12 Laien, die von der Materie keine Ahnung haben – per definitionem – und sie haben im Zweifel für den Bauern entschieden.
Daraus eine wie auch immer geartete “amerikanische Politik gegen ausländische Firmen” zu machen ist schlichtweg lächerlich.
Schicker Avatar, Dr. Webbaer.
Laut BUND lassen sich bei rund 70 Prozent der Deutschen Rückstände von Glyphosat im Urin nachweisen. Bei einer Stichproben-Untersuchung 2013 war etwa die Hälfte der städtischen Bevölkerung aus insgesamt 18 EU-Staaten damit belastet.
Epidemiologische Studien aus Kanada, den USA und Schweden weisen darauf hin, dass Menschen, die Glyphosat ausgesetzt sind, ein höheres Risiko haben, an Lymphdrüsenkrebs (Non-Hodgkin-Lymphomen) zu erkranken.
Auch in Tierversuchen mit Mäusen und Ratten zeigte sich ein Anstieg an bösartigen Tumoren nach dem Kontakt mit dem Wirkstoff.