Wettbewerb: Schlussbetrachtung
BLOG: Labyrinth des Schreibens
Mit einem Haiku möchte ich eine kleine Bilanz dieses Wettbewerbs einleiten. Er fasst sehr schön das Wesentliche der Labyrinthiade zusammen.
Wage dich in die Mitte:
Erlöse das Tier
(Rosemarie Steinriede)
Diesen japanischen Dreizeiler und auch das abschließende Gedicht von Rosemarie Steinriede konnte ich beim Wettbewerb leider nicht berücksichtigen – schließlich waren ja Geschichten gefragt. Die Stories der vier Preisträger finden Sie auf den vorangehenden Einträgen in diesem Blog. Die Texte der folgenden zehn Einsenderinnen und Einsender veröffentliche ich auf meiner Website in der Anthologie LAUTER LABY-RINTHE :
Katrin Bärtschi: "Närrische Tage"
Margarete Christian: "Schmutziger Donnerstag"
Dieter Dasberg: "Die Geschichte von Rudi Rootkit"
Christa Kügler: "Mittagspause im Sommer"
Iris Other: "Labyrinth"
Paul Rengier: "Labyrinth" (Essay)
Heike Schaffrin: "Die Ablösesumme"
Ulrike Schleese "Närrisches Labyrinth"
Barbara Völkel: "Labyrinth No 27"
Fritz Widmer: "Orthographie-Labyrinth"
Das folgende Gedicht von Rosemarie Steinriede soll diesen Wettbewerb abschließen. Es zeigt (so meine Interpretation), worum es beim Labyrinth-Mythos letztendlich geht und was ihn deshalb so modern macht: um das Erkennen und Annehmen der Dunklen Seite in der eigenen Persönlichkeit, oder, wie C.G. Jung das nannte: um die Integration des Schattens. Dafür steht nämlich der Minotauros tiefenpsychologisch.
ein Stierköpfiger
sich aufrichten
Wirbel für Wirbel
und aus seinem Dunstkreis
menschlichen Überblick
von den Instinkten trennen
wenn ihn nicht Fäden
im Himmel halten
wenn ihm das Knäuel
in den gespaltenen Huf
gelegt ist
und der rote Wollfaden
um seine eigenen Hörner
gewickelt
Lesen
Die Geschichten werde ich mir auf jeden Fall noch alle in Ruhe durchlesen. Ist schon interessant, was da aus so einer unmöglichen Zusammenstellung an Begriffen herausgekommen ist.