Weihnachtliches aus Jerusalem

BLOG: Labyrinth des Schreibens

Die Suche nach dem roten Faden
Labyrinth des Schreibens

Ich hatte schon immer den Verdacht, dass die Vorstellung vom Labyrinth als Irrgarten etwas mit der verwirrenden Vielfalt der frühen Städte zu tun haben könnte.

In einem Beitrag der Weihnachtsausgabe der Süddeutschen Zeitung wird das wieder mal bestätigt – aus einer der ältesten Siedlungen der Welt, aus Jerusalem. Winfried Schumacher beschreibt das vorweihnachtliche Gewimmel und der Pilgerstadt:

Vom jüdischen Viertel ausgehend, verliert sich der Cardo, die alte römische Kolonnadenstraße, im Labyrinth der arabischen Souks: Andenkenläden, Juweliere und Modedesigner unterm Davidstern, Krippenschnitzer, Zuckerbäcker und Barbiere unter farbig blinkenden Halbmonden.

Das Ganze hat der Autor überschrieben mit "Im Labyrinth der Lebensläufe". Dieser Zeitungsartikel ist wieder einmal ein schöner Beleg für die allgegenwärtige Medienpräsenz der L-Motivs.

Und: Fröhliche Weihnachten allerseits – und einen guten "Rutsch"* ins nächste Jahr.
* lt. Wikipedia angeblich von herbäisch "Rosch ha schono" für Neujahr

Quelle
Schumacher, Winfried: "Im Labyrinth der Lebensläufe". In: Südd. Zeitung vom 24. Dez 2009, S. 43 (Reise-Teil)
 

Schauen Sie bitte gelegentlich auch mal in die früheren Beiträge dieses Blogs rein! Hilfreich sein könnten vor allem die Vorbemerkung zu diesem Labyrinth-Blog und die Zeittafel. Die wichtigsten Personen und Begriffe werden erläutert in Fünf Kreise von Figuren sowie im Register dieses Blogs.

"Zwei Seelen wohnen a(u)ch in meiner Brust." Das Schreiben hat es mir schon in der Jugend angetan und ist seitdem Kern all meiner Tätigkeiten. Die andere „zweite Seele“ ist die praktische psychologische Arbeit plus wissenschaftlicher Verarbeitung. Nach dem Psychologiestudium seit 1971 eigene Praxis als Klinischer Psychologe. Zunächst waren es die Rauschdrogen, die mich als Wissenschaftler interessierten (Promotion 1976 mit der Dissertation "Der falsche Weg zum Selbst: Studien zur Drogenkarriere"). Seit den 1990er Jahren ist es das Thema „Hochbegabung“. Mein drittes Forschungsgebiet: Labyrinthe in allen Varianten. In der Themenzentrierten Interaktion (TZI) nach Ruth C. Cohn fand ich ein effektives Werkzeug, um mit Gruppen zu arbeiten und dort Schreiben und (Kreativitäts-)Psychologie in einer für mich akzeptablen Form zusammenzuführen. Ab 1978 Seminare zu Selbsterfahrung, Persönlichkeitsentwicklung und Creative Writing, gemeinsam mit meiner Frau Ruth Zenhäusern im von uns gegründeten "Institut für Angewandte Kreativitätspsychologie" (IAK). Als "dritte Seele" könnte ich das Thema "Entschleunigung" nennen: Es ist fundamentaler Bestandteil jeden Schreibens und jedes Ganges durch ein Labyrinth. Lieferbare Veröffentlichungen: "Kreatives schreiben - HyperWriting", "Kurzgeschichten schreiben", "Das Drama der Hochbegabten", "Zeittafel zur Psychologie von Intelligenz, Kreativität und Hochbegabung", "Blues für Fagott und zersägte Jungfrau" (eigene Kurzgeschichten), "Geheimnis der Träume" (Neuausgabe in Vorbereitung). Dr. Jürgen vom Scheidt

2 Kommentare

  1. Weihnachtsausgabe

    Ja, die Weihnachtsausgabe der Süddeutschen 2009 hatte es mit Chronologs-Themen! Auch zur Evolutionsforschung der Religiosität gab es einen eigenen Artikel von Christian Weber:
    http://www.sueddeutsche.de/wissen/283/498576/text/

    Und sehr schön – und passend z.B. zum Chronolog “Der Islam” von Hussein Hamdan – fand ich auch die Meditation von Heribert Prantl zu den Heiligen Drei Königen:
    http://www.sueddeutsche.de/…tik/308/498601/text/

    Ist halt einfach eine oft sehr lesenswerte Zeitung! 🙂

  2. Danke für den Beitrag, der auch über das heutige Labyrint auf dem Weg nach Jerusalem mit Blick auf die verschiedenen Glaubenswahrheiten nachdenken lässt.

    Auch an Dr. Blume, für seinen Hinweis auf die “Süddeutsche.”, den ich für den folgenden Beitrag verwenden konnte, den ich in einem kath. Forum schrieb, wo auf buchstäbliche Weise über die Auferstehung getritten wird.
    Wonach Jesus durch Bestechung vor einem Massengrab, das geschichtlich für Gekreuzigt galt, bewahrt worden wäre.

    Doch um die Wahrheit zu finden, müssen wir die Geschichte in ihrer Gesamtheit betrachten:

    Wer das “Gesamtbild” betrachtet, der kann doch nicht bei Buchstaben hängen bleiben, sondern muss die gesamte Geschichte der Zeitenwende auswerten und die sich ergebene Problemstellung durch die verschiedenen Kulturen in Konkurrenz. U.a. die dort in Hochblüte stehende griechische Kultur, die z.B. in Sephoris durch die Archäologie freigelegt wird, zu dem Nazahreth ein Vordorf war, was aber so nie erwähnt wurde. Nein, weder eines der Wunder, die doch längst theologisch gedeutet werden, noch Reisen Jesus oder der Passionsweg, der selbst bei den für die Publikationen der kath. Bibelgesellschaft schreibenden Wissenschaftler als theologosiche Topographie gilt, können als geografisch oder banalgeschichtlich gelesen werden. Wer weiter auf diese Weise ist die Wahrheit beweisen will, indem er dann gar noch eine Bestechung unterstell, damit Jesus nicht ins Massengrab musste, der tut dem NT bzw. dem neuen Licht, der Erneuerung des monotheistischen Bundes, der zur Welt kam und statt der römischen Augustus als wahrer Messias gesehen wurde, keinen Gefallen.

    Keiner der Bedeutungsaussagen, die wir aus dem NT ableiten, lässt sich in einem geschichtliches Wesen begründen, für das hier zu Weihnachten ein Platz im Massengrab gesucht wird. Kein noch so charismatischer Wanderprediger hätte auch nur bewirkt, dass sich Juden und Griechen zum Kultmahl zusammensetzen oder mehr als der Fehlversuch des Herodestempels zur Versöhnung der Kulturen geführt, für die damals meist der philosophische Logos (der jedoch in der Stoa selbst vergottet wurde) als Lösung galt.

    Wenn wir doch wissen, dass das AT nur wenige Jahrhunderte vor Jesus am Anfang des prophetischen Monotheismus als Rückprojektion einer Krise bzw. Ursachenforschung verfasst wurde und trotzdem die theologiegeschichtliche Wahrheit denken, müssen wir doch nicht über die Datierung des NT streiten, um einzelne Aussagen zu bewahrheiten. Wissen wir nicht, dass zur Zeitenwende nicht nur in Alexandrien (wo der logische Lebensfluss als Gottessohn nachgedacht wurde) sondern auch in Qumrans weisheitlicher Suche nach neuem Bund das AT allegorisch gelesen und ausgewertet wurde? Wieso gehen wird dann davon aus, dass es dann bei Jesus um Reiseberichte oder Mitschnitte von Reden eines jungen Wanderpredigers ging, wenn der als Wort galt, durch das Moses befreite und Josua den neuen bildlosen Bund baute, die schöpferische Weisheit in Person war, die bereits in jüdischen Königen personifiziert wurde und die bei Jesus Sirach nachzulesen ist? Wieso halten wir weiter an einem Wanderprediger als Gottesbild fest, wenn wir wissen, dass es im jüdischen Montheismus, der in Jesus nicht nur neu, sondern nun universal begründet wurde, um das echt schöpfungswirksame Wort, eine Vernunft von Kosmos- und Kultgeschichte ging, die auf einen personalen aber bildlos bleibenden EINEN bezogen wurde?

    Nein, so bleibt dem historischen Jesus (und mehr noch dem hoheitlichen bzw. den biblischen Bedeutungsaussagen und Briefen) nur ein modernes Massengrab,
    ist weder Auferstehung noch Weihnachten.

    Gerhard

    Eben bin ich gerade auf einen weihnachtlichen Kommentar in der “Süddeutschen” zu den Drei Königen aufmerksam geworden. Die drei Könige werden dort als Trialog der monotheisitschen Geschwister gelesen. Einen Beleg, dass es nur im Miteinander geht. Ich denke, solche Denkweisen werfen echtes Weihnachtslicht auch auf die historische Geschehen, bei dem es um einen neuen Bund ging, der für Griechen und Gesetzesgläubige galt.

    Ich denke, das könnte auch wegweisend für unsere Diskussion sein: Es ist Zeit, die Bilder und Geschichten nicht zu verneinen, sondern sie mit aufgeklärten Aufgen zu begründen. Damit auch Wissen und Glaubenswahrheit nicht nebeneinander stehen zu lassen, sondern das Wort des jüdischen Glaubens auch dort zu lesen, wo die Welt weltweit wissenschafich beschrieben wird.

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