Wissenschaftsleugnung ist auch vor der COP28 (wieder!) ein Thema

Es ist nun 33 Jahre her, dass der IPCC in seinem ersten Bericht 1990 zu dem Schluss kam, dass es “sicher” ist, dass Treibhausgasemissionen aus menschlichen Aktivitäten “den Treibhauseffekt verstärken werden, was im Durchschnitt zu einer zusätzlichen Erwärmung der Erdoberfläche führt.” Das ist tatsächlich so eingetreten wie vorhergesagt, es wurde durch tausende Studien bestätigt und ist seit Jahrzehnten wissenschaftlicher Konsens. Doch vor dem heute beginnenden Weltklimagipfel erfahren wir nicht nur, dass der Gastgeber, die Vereinigten Arabischen Emirate, die Veranstaltung für neue Ölgeschäfte nutzen will. Wir sehen auch erneute Versuche, die globale Erwärmung durch Emissionen aus der Verbrennung von Öl, Gas und Kohle in Zweifel zu ziehen – wie so oft vor diesen Gipfeln.

Diesmal macht zum Beispiel ein “Diskussionspapier” die Runde, das von Statistics Norway veröffentlicht wurde.  Es ist nicht deshalb bemerkenswert, weil es etwas Neues enthält (das tut es nicht), sondern weil es von einer Regierungsbehörde veröffentlicht wurde, obwohl es eindeutig gegen die etablierten Standards der guten wissenschaftlichen Praxis verstößt. Deshalb hat das Papier auch in nicht-wissenschaftlichen Kreisen, einschließlich der Unternehmenswelt, Wirkung gezeigt und wurde sogar diesen Monat in einer Stellungnahme zum Klimaschutzgesetz im Deutschen Bundestag zitiert (ja klar, von einem AfD-“Sachverständigen”) – Drucksache 20(25)513.

Die Flut von Irrtümern oder Täuschungen beginnt mit dem Titel des Papiers: “To what extent are temperature levels changing due to greenhouse gas emissions?” (“Inwieweit verändert sich das Temperaturniveau aufgrund von Treibhausgasemissionen?”) Doch die Wirkung von Treibhausgasen wird in dem Papier gar nicht untersucht – was darauf schließen lässt, dass der Titel politisch motiviert ist. Und das Papier ignoriert frühere Studien und grundlegende physikalische Erkenntnisse, verwendet zweifelhafte Quellen und kommt zu einem eklatanten Fehlschluss: Wenn die Erwärmung an einzelnen Wetterstationen theoretisch auch durch zufällige Wetterschwankungen erklärt werden könnte, dann habe CO2 keinen Einfluss. Ohne sich zu fragen, wie es sein kann, dass diese angeblichen zufälligen Schwankungen überall auf dem Planeten in dieselbe Richtung gehen: nämlich in Richtung Erwärmung.

Das Papier bietet immerhin eine gute Gelegenheit, zu zeigen wie solche Nebelkerzen zur Verwirrung des Laienpublikums über die Klimawissenschaft funktionieren, und die Leser daran zu erinnern, weshalb wir mit Sicherheit wissen, dass die Treibhausgasemissionen tatsächlich für die heutige globale Erwärmung verantwortlich sind.

Grobe wissenschaftliche Fehler

Das Papier enthält viel zu viele grobe wissenschaftliche Fehler und logische Irrtümer, um sie hier aufzulisten, aber lassen Sie mich auf einen davon eingehen: In dem Papier werden ständig lokale und globale Temperaturen miteinander verwechselt. Es führt einige statistische Analysen zu lokalen Temperaturveränderungen an einzelnen Wetterstationen durch und argumentiert, dass sie einzeln betrachtet auch zufällige Schwankungen sein könnten (ein 25 Jahre altes Argument, das dann funktioniert, wenn man eine lange Autokorrelation in diesen Schwankungen annimmt). Aber selbst wenn das wahr wäre, gilt das nicht für die globale Temperatur. In einem unveränderlichen Klima würden zufällige Wetterschwankungen zu einer Erwärmung in einigen Teilen der Welt und zu einer Abkühlung in anderen führen. Die Tatsache, dass alle Weltgegenden, mit sehr wenigen Ausnahmen, zur gleichen Zeit eine Erwärmung aufweisen, kann nicht durch zufällige interne Schwankungen erklärt werden.

Das ist nicht schwer zu verstehen. In einer Welt, in der es nur zufällige regionale Schwankungen, aber keinen Klimawandel gäbe, würde etwa die Hälfte der Wetterstationen eine (mehr oder weniger signifikante) Erwärmung und die andere Hälfte eine Abkühlung zeigen. Bei einer mäßigen globalen Erwärmung würden vielleicht 60 % eine Erwärmung und 40 % eine Abkühlung aufweisen. Bei einer starken globalen Erwärmung würden fast 100 % eine Erwärmung zeigen, und genau das ist auch der Fall. Das zeigt, dass die globale Erwärmung die natürlichen Temperaturschwankungen klar übertrumpft hat, und genau das wird durch das Papier von Statistics Norway daher erneut bestätigt. Die Autoren sehen buchstäblich den Wald vor lauter Bäumen nicht, wenn sie fälschlicherweise das Gegenteil behaupten.

Abbildung 1: Karte der beobachteten oberflächennahen Lufttemperaturveränderungen seit dem späten 19. Jahrhundert. Graue Bereiche zeigen fehlende Daten an. Die einzige Region, die sich abgekühlt hat, ist der nördliche Atlantik, wo Klimamodelle seit langem genau dies vorhersagen, und zwar aufgrund einer Verlangsamung der Umwälzzirkulation des Atlantiks. Die Daten stammen aus dem unabhängigen Open-Source-Projekt Berkeley Earth – einem Projekt des ehemals ausgesprochenen Klimaskeptikers und Physikers Richard Muller, der sich 2010 vorgenommen hatte, es besser zu machen als die traditionellen Klima-Institute und am Ende zu fast genau denselben Ergebnissen kam, nur zu einer noch etwas schnelleren globalen Erwärmung. Muller wurde durch seine eigenen Ergebnisse zur Akzeptanz der Mainstream-Klimawissenschaft bekehrt. Bild: Zeke Hausfather / Berkeley Earth.

Solche statistiken Analysen sind natürlich auch für andere Klimaparameter gemacht worden. Für extreme Niederschlagsereignisse ergab eine Studie eines globalen Datensatzes von 8326 hochwertigen Wetterstationen, dass “64 % der Stationen steigende Trends und 36 % abnehmende Trends aufweisen”. Eine andere Studie hat dasselbe für 940 westeuropäische Wetterstationen gezeigt. Dies bestätigt, dass extreme Niederschläge zunehmen – wie von der elementaren Physik und den Klimamodellen vorhergesagt.

Blinder Gebrauch von Statistik ohne Verständnis der Physik

Das vielleicht wichtigste Gesetz der Physik ist die Erhaltung der Energie, und die beobachtete Erwärmung der Erde erfordert einen enormen Energieaufwand, der nicht durch zufällige Wetterschwankungen erbracht werden kann. Aber selbst Erstsemester-Physik wird in dem Papier von Statistics Norway völlig ignoriert.

Die Erwärmung des globalen Ozeans findet seit Jahrzehnten mit einer konstanten Rate von neun Zeta-Joule pro Jahr statt, was dem 15-fachen des weltweiten Primärenergieverbrauchs entspricht. Wir wissen dies von den Tausenden von Argo-Floats, die in den Weltmeeren treiben und regelmäßig bis auf 2000 Meter Tiefe abtauchen, um Messungen durchzuführen. Und wir wissen, woher diese schwindelerregende Menge an Wärmeenergie stammt: Sie entspricht 91 % der zusätzlichen Wärme, die durch den vom Menschen verursachten Anstieg der Treibhausgase auf unserem Planeten zurückgehalten wird. Die Energiebilanz unseres Planeten, die ein- und ausgehende Strahlung, wird kontinuierlich von einem globalen Strahlungsmessnetz an der Oberfläche und von speziellen Satelliten überwacht.

Der Treibhauseffekt ist dabei der größte Regler für die Temperatur auf unserem Planeten. Wir erhalten 342 Watt pro Quadratmeter Erdoberfläche an Rückstrahlung durch den Treibhauseffekt, das ist mehr als das Doppelte der von der Erdoberfläche absorbierten Sonnenenergie. Und ja, auch die Zunahme dieser Rückstrahlung auf die Erdoberfläche aufgrund des CO2-Treibhauseffekts ist eine gemessene Tatsache.

Die Physik hinter dem Treibhauseffekt und den Gasen, die ihn verursachen, ist seit dem 19. Jahrhundert bekannt, und deshalb wurde die globale Erwärmung seit den 1970er Jahren korrekt vorhergesagt, noch bevor die Beobachtungen diese klar zeigten. Diese Erwärmung wurde nicht nur von unabhängigen Universitäts- und Regierungswissenschaftlern vorhergesagt, sondern auch von Wissenschaftlern des Ölkonzerns Exxon.

Handelt es sich hier um schiere Inkompetenz oder sind es politische Motive?

Das Papier von Statistics Norway ignoriert also die Physik, interpretiert Statistiken falsch und geht sehr selektiv mit Daten um – aber ist das nur reine Inkompetenz oder ist es politisch motiviert? Abgesehen vom Titel gibt es viele verräterische Anzeichen, die stark auf Letzteres hindeuten. Hier nur ein paar Beispiele.

Das Papier zeigt ein Diagramm der lokalen Temperatur in Grönland aus dem berühmten Eiskern von Camp Century, der 1960-1966 gebohrt wurde. Doch statt der Daten aus der Originalveröffentlichung in Science wird eine handgezeichnete Version gezeigt, die nie in der Fachliteratur veröffentlicht wurde und falsch beschriftet ist, indem die vertikale Achse Schwankungen um eine Durchschnittstemperatur von 15 °C (statt -25 °C) zeigt, um zu suggerieren, dass sie den globalen Mittelwert darstellt. Diese Version stammt aus einem deutschen Buch aus dem Jahr 1995 und erfreut sich bis heute großer Beliebtheit bei den Klimaskeptikern in den sozialen Medien und bei der Klimaleugnerpartei AfD (siehe meinen KlimaLounge-Artikel von 2019).

Die Autoren von Statistics Norway versuchen, die vom Menschen verursachte Erwärmung in Zweifel zu ziehen, indem sie auf die Tatsache verweisen, dass es in Grönland in vergangenen Jahrtausenden wärmer war. Aber sie erwähnen nicht, weshalb: Wie zum Beispiel im Paläoklima-Kapitel des 4. IPCC-Berichts von 2007 (an dem ich mitgewirkt habe) erklärt wird, ist dies aufgrund der natürlichen orbitalen Zyklen der Erde zu erwarten. Und sie ignorieren gezielt globale Temperaturrekonstruktionen, die zeigen, dass die Erde heute wärmer ist als jemals zuvor, zumindest seit der letzten Eiszeit vor 24.000 Jahren.

In ähnlicher Weise zeigen sie antarktische Eiskerndaten, die nicht aus einer wissenschaftlichen Quelle stammen, sondern von der Klimaskeptiker-Website climate4you, wobei die Bildunterschrift fälschlicherweise behauptet, dass diese Daten die globale Temperatur zeigen, obwohl sie in Wirklichkeit lokal sind. Grönland und die Antarktis sind vielleicht die beiden Orte auf der Erde, an denen die Temperaturschwankungen am wenigsten repräsentativ für den globalen Durchschnitt sind.

Die statistische Analyse bestätigt in Wahrheit den Klimawandel

In dem Papier wird nur ein einziger Temperaturdatensatz analysiert, der tatsächlich global ist: die HadCRUT3-Daten, eine der bewährten globalen Temperaturreihen. Seltsamerweise enden die gezeigten Daten im Dezember 2010, und das Diagramm wurde von derselben Klimaskeptiker-Website kopiert, anstatt die aktuellen HadCRUT5-Daten zu verwenden, die eine bessere globale Abdeckung haben und von der Originalquelle problemlos verfügbar sind (Google findet sie sekundenschnell).

Aber egal: für diesen Datensatz hat sogar ihre Methode “ergeben, dass die HadCRUT3-Zeitreihe bei weitem nicht stationär ist”. Das eigentliche Ergebnis ihrer statistischen Analyse ist also: Die globale Temperatur zeigt den Klimawandel! Sie fragen sich sogar, warum das so ist, obwohl ihr selbstgebasteltes Aggregat aus einer kleinen Anzahl von Wetterstationen das nicht belegt, obwohl es einen ähnlichen Trend aufweist. Sie scheinen nicht zu verstehen, dass das Signal-Rausch-Verhältnis eine Rolle spielt, das umso schlechter ist, je weniger Daten man verwendet (sie verwenden magere 74 Stationen und ignorieren völlig die 71 Prozent der Erde, die von Meeren bedeckt sind).

Abbildung 2: Kohlendioxidgehalt und globale Temperatur in den letzten 2022 Jahren. Kohlendioxiddaten von Luftblasen, die im antarktischen Eis eingeschlossen sind. Globale Temperaturdaten aus dem PAGES2k-Projekt, einer Zusammenarbeit von 78 Paläo-Klimatologen aus 24 Ländern. In der Veröffentlichung von Statistics Norway wurden diese wohlbekannten, weltweit gesammelten Daten einfach ignoriert, obwohl sie im IPCC-Bericht gezeigt sind. Bild: Prof. Ed Hawkins, National Centre for Atmospheric Science.

Unwissenschaftliche Quellen

In dem Papier wird auch wiederholt ein Buch der Klimaskeptiker Fritz Vahrenholt und Sebastian Lüning zitiert, einem ehemaligen deutschen Vorstand und einem Mitarbeiter des Energieriesen RWE, des größten CO2-Emittenten in Europa. Die US-Ausgabe dieses Buches mit dem Titel The Neglected Sun wird von der Klimaleugner-Lobby Heartland Institute herausgegeben. Der deutsche Originaltitel des Buches lautet Die kalte Sonne und bezieht sich auf die Tatsache, dass die Sonnenaktivität zurückgegangen ist und damit einen kleinen Teil der durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas verursachten Treibhauserwärmung kompensiert hat. In Vahrenholts Buch wurde die Bedeutung der Sonnenschwankungen stark aufgeblasen und daher eine baldige globale Abkühlung vorhergesagt. Als dies sehr bald durch Beobachtungen widerlegt wurde, beschuldigten sie die NASA, die Messdaten manipuliert zu haben…

Ich könnte so weitermachen. Das Papier enthält viele weitere haarsträubende Falschaussagen und irreführende Argumente um den anthropogenen Klimawandel zu verleugnen. Die Autoren haben offensichtlich einen großen Schluck von dem giftigen Gebräu geschluckt, das man auf den Websites der Klimaleugner findet. Aber sie haben sich offenbar nicht die Mühe gemacht, sich mit echter Klimawissenschaft zu befassen oder mit einem Klimawissenschaftler zu sprechen, bevor sie dieses “Diskussionspapier” veröffentlichten.

Ein schwerer Schlag für die Glaubwürdigkeit von Statistics Norway

Es ist mehr als nur peinlich, dass das norwegische Statistikamt diesen Unsinn veröffentlicht hat. Es ist ein Skandal. Hoffen wir, dass es sich nicht um eine politische Entscheidung dieser Institution handelt, sondern einfach um einen schlimmen Fehler. Wenn sie ihren Ruf und ihre Glaubwürdigkeit retten wollen, sollten sie den Bericht sofort zurückziehen und eine angemessene Erklärung über die echten wissenschaftlichen Erkenntnisse zur globalen Erwärmung veröffentlichen.

Stefan Rahmstorf ist Klimatologe und Abteilungsleiter am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Professor für Physik der Ozeane an der Universität Potsdam. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf Klimaänderungen in der Erdgeschichte und der Rolle der Ozeane im Klimageschehen.

15 Kommentare

  1. Die Diskussion dieser Klimamisere in der Öffentlichkeit leidet sehr stark darunter, dass häufig die Mechanismen hinter gesellschaftlichen und naturgesetzlichen Prozessen für gleichartig gehalten werden. Dann werden wirtschaftliche und klimatische Entscheidungen gegeneinander ausgespielt: Und Politiker wie auch Ökonomen fordern, die Klimabemühungen doch mal etwas auszusetzen. So als ob man einfach den nächsten Bus nehmen kann, wenn man schnell noch etwas erledigen will und die erste Abfahrt verpasst.

    • Dr. Rolf Meißner
      30.11.2023, 22:01 Uhr

      … die Mechanismen hinter gesellschaftlichen und naturgesetzlichen Prozessen für gleichartig gehalten werden …

      Das ist das Problem, es zeigt sich in der “ich will aber”-Mentalität.

  2. Selbst dumpf argumentierende Portale in Deutschland haben die unhaltbaren Thesen dieser Veröffentlichung schon für ihre Volksverdummung entdeckt:

    reitschuster.de:
    (Übelster Konservativismus: JEGLICHE Verhaltensänderung ist STRIKT abzulehnen!)

    eike-klima-energie.eu:
    (Dieses Klima-Leugner-Portal erfreut sich der Zustimmung von rechtsextremen
    Verfassungsfeinden und eher heimlichen Zuwendungen vn Fossil-Energie-Konzernen.)

    Das ist ungefähr so peinlich, wie die Veröffentlichung der miserablen
    ImpfSurv-Studie von Prof. Dr. Harald Matthes im Namen der Charité-Berlin.

    Die Charité hat die gegen alle Regeln der Statistik zusammengestümperte Studie gelöscht, aber der Dr. Harald Matthes kann weiter “Anthroposophische Medizin” (ein Wirksamkeitsnachweis (ist) in der sonst üblichen Form nicht zwingend erforderlich) im Namen der Charité-Berlin ausüben. Traurig!

    Es scheint wohl schwierig für SSB-Norway und Charité-Berlin, sich von einmal
    berufenen, aber eindeutig voreingenommenen (und damit schlechten)
    “Wissenschaftlern” zu trennen.

    Oder zeigt uns Norwegen da mal einen Weg auf?!

  3. Immer wieder diese Lüge von der Klimalüge, aus der dann wie schon seit Jahrzehnten sinistere Hysterie-, Religions-, Heuchler- und Fakescience-Debatten oktroyiert werden. Es ist zum Kotzen.

    Stefan Rahmstorf und viele andere Wissenschaftler, die es verdient haben, so genannt zu werden, geben nicht auf, die Lügen zu entlarven. Und zwar so, dass Laien verstehen. Danke dafür.

    • Die Klimawandelleugner haben Angst vor Veränderungen die sein müssen, damit nicht nur die gesetzen Klimaziele erreicht werden.

      Aber auch die Wissenschaftler sind kaum bis garnicht besser was diese Veränderungen angeht, deshalb ist deren Schweigen, bzw. das herkömmlich-gewohnte Spiel mit den “Verantwortungsträgern” ebenso heuchlerisch, denn wenn es hart kommt, dann …!?

  4. Um rational und sachorientiert an einer Diskussion teilzunehmen, sind ein gewisses Fachwissen sowie die Fähigkeit, unabhängig vom Thema methodisch sowie authentisch-ergebnisoffen zu recherchieren, wesentliche Voraussetzungen. Beim Thema Klimaveränderungen bedeutet das: Der Erkenntnissuchende benötigt bestimmte (idealerweise exzellente) mathematische Fertigkeiten unter anderem in den Bereichen Statistik, partieller Differentialgleichungen und algorithmisch-iterativer Denkmodellentwicklungen. Des Weiteren braucht er ein fundiertes Wissen über die Thermodynamik, welches wiederum voraussetzt, dass die benannten mathematischen Fertigkeiten dazu existieren. Und: Da Wissenschaftsliteratur in Englisch verfasst ist, braucht er passable Englischkenntnisse, sonst kann er den Stand der internationalen Forschung nicht erfassen. Übrigens: Der Begriff “Klimaveränderung” ist hier absichtlich gewählt: Es muss im Deutschen eigentlich tatsächlich Klimaveränderung und nicht “Klimawandel” heißen – denn worin oder in was sollte sich das Klima bitte “wandeln”? Es handelt sich stets nur um Veränderungen der klimatischen Verhältnisse, nicht um eine (Ver- oder Um-)Wandlung.
    Tatsache jedenfalls ist, dass weder die allermeisten gläubigen Anhänger der Lehre von einer globalen menschengemachten Klimaveränderung noch deren Kritiker auch nur über hinreichendes mathematisches Basiswissen verfügen, um Behauptungen und Prognosen beurteilen oder eigene wissenschaftliche Aussagen dazu treffen zu können.

    Was berechtigt Gläubige, sie überhaupt ernst zu nehmen – ganz unabhängig davon, was und woran sie glauben? Hand aufs Herz: Der Großteil der Menschheit ist fachlich unqualifiziert und somit ungeeignet, zur Diskussion über die Gründe von Klimaveränderungen etwas beizutragen, weil ihnen dazu schlicht Grundwissen und fachliche Voraussetzungen fehlen. Doch wo das Wissen fehlt, wird es durch Glauben ersetzt. Mangelndes Verständnis für Abläufe und Zusammenhänge führt unweigerlich in die Abhängigkeit, glauben zu müssen – auch wenn es sich dabei um einen Glaube in die Wissenschaft handelt. Man verlässt sich gewissermaßen darauf, dass die Klimaforscher, Experten und Wissenschaftler, denen man dieses Fachwissen unterstellt, objektiv und sachlich urteilen.

    Doch ist dieser Glaube gerechtfertigt? Inwieweit ist Wissenschaft heute noch sachorientiert und ergebnisoffen? Forschungsgelder werden heute in der Regel von Nichtwissenschaftlern vergeben. Die Protagonisten der Macht sowohl politischer Parteien als auch von NGOs folgen ideologischen Zielen – und dem Geld. Wissenschaftler lassen sich durch Forschungsgelder und Zeitgeistmeinungen kaufen oder zumindest instrumentalisieren und beeinflussen. In dem Zusammenhang sei an das Zitat von Christian Morgenstern erinnert: “Keine Kirche hält ihre Gläubigen so streng am Wickel wie die ‘moderne Wissenschaft’ ihre Gemeinde.”

    • Ihre These nimmt allerdings an, dass Regierungen (die ja hauptsächlich Klimaforschung finanzieren) ein Interesse daran haben, Klimapolitik zu betreiben. Tatsächlich wehren sie sich seit Jahrzehnten mit Zähnen und Klauen dagegen, weshalb die Emissionen immer weiter steigen statt rapide zu fallen. Anders gesagt: was die Forscher über das Klima herausfinden ist generell unbequem und unwillkommen, weshalb es die meisten Menschen auch in Politik und Wirtschaft es seit Jahrzehnten am liebsten herunterspielen oder ganz verleugnen. Und wer als Wissenschaftler richtig viel Geld verdienen möchte, schlägt sich auf die Seite der fossilen Industrie und macht Lobbyarbeit zur Verharmlosung des Klimawandels, wie Lindzen, Lomborg etc. Das sind allerdings Ausnahmen, weil die meisten Forscher eben integer sind.

  5. Mir scheint, die zentrale Behauptung im hier besprochenen Papier ist folgende (Zitat aus To what extent are temperature levels
    changing due to greenhouse gas
    emissions?/Concluding Remarks
    )

    In diesem Papier haben wir Daten zu Klima und Temperaturen in der Vergangenheit überprüft und festgestellt, dass es große (nicht stationäre) Temperaturschwankungen aufgrund natürlicher Ursachen gegeben hat.

    Oder anders formuliert: die heute beobachtete globale Erwärmung lässt sich mit der natürlichen Variabilität erklären.
    Diese Aussage widerspricht so viel ich weiss, den Aussagen der Klimawissenschaft und sie widerspricht auch der Abbildung 2 in diesem Artikel hier, denn Abbildung 2 zeigt ja den globalen Temperaturverlauf der letzten 2022 Jahre mit Temperaturschwankungen, die immer unter O.5 Celsius liegen ausser in den letzten 100 Jahren wo die Temperatur plötzlich stark ansteigt.

    Die Schwäche des Papiers der norwegischen Statistikbehörde liegt tatsächlich darin, dass es 1) vor allem lokale Daten von Eiskernbohrungen ins Feld führt, welche für stärkere Temperaturschwankungen in der Vergangenheit sprechen und dass es 2) die Qualität der global erhobenen Daten von NCDC, GISS und HadCRUT3 in Zweifel zieht ohne aber überzeugende Gründe dafür anzugeben. 3) dass das Papier starke globale Temperaturschwankungen in den letzten paar hundert Jahren behauptet, ohne sie detailliert zu belegen.

    Zum Punkt 3) bietet sich folgendes Zitat an:

    Das jüngste große Sonnenminimum ereignete sich während der kleinen Eiszeit (Maunder Minimum) (1645-1710), was zu einer Verringerung der Sonneneinstrahlung um 0,22 Prozent gegenüber der modernen und einer Abnahme der durchschnittlichen terrestrischen Temperatur um 1,0-1,5°C führte. Laut der Forschung dieser Autoren wird es ein bevorstehendes großes Sonnenminimum geben, wenn das magnetische Solarfeld und seine magnetische Aktivität um 70 Prozent reduziert werden. Während dieses großen Minimums würde man eine Senkung der durchschnittlichen terrestrischen Temperatur, ceteris paribus, um bis zu 1,0 °C im Jahrzehnt 2031-2043 erwarten.

    Mit andern Worten: die Studie des norwegischen Statistikamtes nimmt an, dass die Temperaturen während der kleinen Eiszeit global stärker gefallen seien als sie seit Beginn der Industrialisierung gestiegen sind.

    Fazit: Die Hauptaussage der norwegischen Studie zum Klimawandel scheint mir die, dass die globalen Temperaturschwankungen in der jüngeren Vergangenheit, aber noch bevor dem Anstieg der Treibhausgase in der Grössenordnung von 1 bis 1.5 Grad gelegen hätten und dass somit die heute beobachtete Erwärmung nicht aussergewöhnlich sei und mit natürlichen Schwankungen erklärt werden könne. Letztlich geht es also um eine Frage der Zuverlässigkeit der erhobenen Temperatur-Daten. Als Grund für die behaupteten grossen Temperaturschwankungen in der Vergangenheit werden unter anderem Memory-Effekte und Schwankungen der Sonnenaktivität angegeben, allerdings sehr summarisch und ohne überzeugende Begründungen.

  6. Ich verstehe nicht, warum immer wieder nur auf auf Meßwerte auf der Oberfläche verwiesen wird und als Begründung zweifelhafte Rechenwerte (Strahlungsantrieb und Wasserdampfverstärkung) verwiesen wird – was den Klimaleugnern ihre Propaganda erleichtert. Dabei ist schon seit 1906 (Schwarzschild) die Zweiteilung der Atmosphäre in konvektionsbestimmt (Troposphäre) und strahlungsbestimmt (Stratosphäre) bekannt mit der Tropopause, die bei höherer Treibhauskonzentration in der Höhe steigt – was auch gemessen wird. Mit der dickeren Troposphäre lassen sich auch die weiteren Folgen der höheren Treibhausgaskonzentration erklären.

  7. Ich finde solche Beiträge, die die bewußte Irreführung der Klimaleugner bloß stellen enorm wichtig, auch wenn es hahnebüchener Unsinn ist den die Klimaleugner rausposaunen. Denn leider ist dieser Unsinn öffentlichkeitswirksam und taucht sogar in Werbung mit Nobelpreisträgern auf youtube auf! Leider findet dies hier viel zu selten statt. Ich habe schon E-Mails an das PIK geschrieben und um entsprechende Gegendarstellungen gebeten. Leider ohne jede Reaktion. Soweit es meine Kenntnisse als Geoökologe zulassen (weil es ja häufig ganz elementare Fehler sind) hab ich dann in meinem eigenen Blog entsprechende Kritiken geschrieben, aber ich bin eben kein Klimawissenschaftler und habe auch keine große Reichweite.

  8. Ich hätte an Sie als (jüngerer) Insider die Frage, warum man an das „Klimaproblem“ nicht ähnlich „zielführend“ herangeht, so wie andere Fachgebiete Probleme lösen würden.

    Die Klimaforschung hat herausgefunden dass sich das Klima verändert und als Folge Stürme, Unwetter, Brände, Hochwasser, Anstieg des Meeresspiegels,… auftreten.

    Da wäre es naheliegend, wenn auch versucht wird zu ermitteln, wie genau es zu diesen „Dynamiken“ kommt, wie man sie „dämpfen“, „kompensieren“ oder nutzbringend „umleiten“ könnte.

    Dazu wären natürlich auch Wetterfachleute oder Spezialisten für Strömungstechnik einzubinden.

    Es wäre z.B. interessant, welche Gegebenheiten die Entstehung der Luftwirbel die sich „aufschaukeln“, letztlich Stürme werden, zu erforschen, ähnlich wie die Autobauer im Windkanal die Autos „Wind schlüpfrig“ machen.

    Oder welche Wälder wegen der Hitze als nächstes „brennen“ würden und man z.B. durch gezielte vorsorgliche „Ernte“ von relevanten Bäumen (Schneisen) die Schäden und den CO2 Ausstoß beim Brand minimiert.

    Oder wo möglichst genau als nächstes die Wasserpegel ansteigen und wie man durch Dämme und Umsiedlungen die Verluste minimieren kann.

    Im Vergleich mit anderen Katastrophen, z.B. Pandemien, Kriege, womöglich mit A, B, C – Waffen die sehr schnell riesige Opferzahlen fordern, ist der Klimawandel vergleichsweise „langsam“ man Kann die Opferzahlen leicht minimieren, wie es in der letzten Zeit recht erfolgreich und auch kostengünstig gelungen ist. Z.B. bei der Tsunami Warnung. Selbst bei Bombardierungen wird die Bevölkerung über das Handy gewarnt.

    Die derzeitige Methodik, einfach so schnell als möglich den CO2 Ausstoß einzustellen, ist offensichtlich nicht optimal.

    Würde man den CO2 Ausstoß sofort völlig einstellen hätte das extremste Folgen. Das Problem wurde emotionalisiert und die Realität bleibt auf der Strecke. Es ist zu befürchten, dass Ressourcen sinnlos verschleudert werden.

    Was spricht gegen die übliche Vorgangsweise in der Wissenschaft/Technik, sachlich optimale Strategien zu finden?

  9. Zu Abbildung 2 ist die Bildunterschrift, denke ich, nicht richtig: es muss globale TemperaturÄNDERUNG heißen, oder?
    Ansonsten ist in Dubai folgendes passiert: alle Versprechungen in Zukunft irgendetwas zu ändern, haben sich als nichtig herausgestellt. Weder in Deutschland, noch sonst irgendwo, wird es “Peak-CO2” geben, bevor das Erdöl, das Gas und die Kohle aufgebraucht sind.

  10. Das norwegische Statistikamt ist möglicherweise um die vollständige Ausbeutung der norwegischen Gas- und Ölvorkommen besorgt und folgt deshalb dem Beispiel von Exxon & Co.

  11. Danke für Ihre immer wiederkehrende Richtigstellung.

    Ich denke, dass Hauptproblem liegt darin, dass die Bevölkerung nicht sinnvoll mitgenommen wird. Es existieren soviele wirtschaftliche Interessen: E-Auto, Wärmpumpe, Dämmindustrie – all diese Protagonisten versuchen die Gunst der Stunde, die Verunsicherung, zu nutzen, um ihr Produkt zu platzieren.

    Da die Gesamtlage zu kompliziert ist, verfallen Politiker, Behörden und andere Pfeiler der Gesellschaft auf eben solche Polemik, wie die Gegenseite.

    Fatalistische Ansagen, wie z. B. das EAuto sei die Zukunft – wird derzeit durch die Verstromung von Kohle , vermutlich sogar den Ausstieg aus dem Ausstieg der Kohleförderung – oder die Wärmepumpe bei einem Strompreis von 40 Cent und einer JAZ von 3.5 – ohne Investitionskosten – etwa 10-15% höhere Verbrauchskosten, als eine Ölheizung, usw.

    Die Lösung wäre (sehr) einfach(er), wenn eben keine finanziellen Interessen entgegenstehen würden.