Wie Fritz Vahrenholt den Bundestag für dumm verkaufen wollte

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Nah dran am Wandel
KlimaLounge

Fritz Vahrenholt hat ein Pamphlet an die Abgeordneten des Bundestags geschickt, in dem er behauptet, zum Klimaschutz sei gar keine Reduktion der globalen CO2-Emissionen notwendig. Dabei beruft er sich auf „neue Erkenntnisse zur CO2-Bilanz“ in einer Studie Hamburger Kollegen. Wir haben mit dem leitenden Forscher dieser Studie gesprochen.

In seinen besseren Zeiten war Fritz Vahrenholt Umweltsenator in Hamburg. Später dann viele Jahre Manager bei RWE, dem größten CO2-Emittenten Europas, wo er sich zum Lobbyisten gegen Klimaschutz entwickelte. Inzwischen leitet er die Deutsche Wildtierstiftung, die er zu einem Anti-Windkraft-Lobbyverein umfunktioniert hat.

In seinem 4-seitigen Pamphlet „Die Erde wird grüner- die Katastrophe bleibt aus“ (zu großen Teilen inhaltsgleich mit diesem Blogbeitrag), das er diese Woche an die Mitglieder des Bundestags versandt hat, bezieht er sich auf eine neue Studie des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg und der Boston University (Winkler et al. 2019). Darin erweckt er den Eindruck, durch die neue Studie seien frühere Erkenntnisse der Klimawissenschaft und des Weltklimarats IPCC obsolet – und die Ziele des Pariser Abkommens könnten gar ohne globale Emissionsreduktion eingehalten werden, weil die Vegetation immer mehr unserer fossilen Emissionen aufsaugen werde. Zu schön um wahr zu sein?

Der leitende Forscher der neuen Studie ist Professor Victor Brovkin vom MPI Hamburg, einer der weltweit führenden Experten für den Kohlenstoffkreislauf der Erde. Brovkin war einer der Leitautoren des Kapitels zum Kohlenstoffkreislauf des 5. IPCC-Berichts. Die KlimaLounge hat mit ihm gesprochen.

KlimaLounge: Herr Brovkin, was ist das Hauptergebnis Ihrer neuen Studie?

Brovkin: Die Arktis wird grüner, einmal durch die längere Vegetationsperiode im Zuge der globalen Erwärmung, zum zweiten durch den CO2-Düngungseffekt. Dadurch findet mehr Pflanzenwachstum statt, d.h. mehr Primärproduktion, die Kohlenstoff aus der Luft bindet. Soweit ist dies schon lange bekannt und in Klimamodellen berücksichtigt – doch unsere neue Studie zeigt, dass der Effekt um 60% größer ist als bislang angenommen.

KlimaLounge: Um wie viel Kohlenstoff geht es da?

Brovkin: Um rund eine Milliarde Tonnen jährlich – das klingt viel, ist aber weniger als 1 Prozent der globalen Primärproduktion. Hinzu kommt, dass nicht nur die Photosynthese in einem wärmeren Klima zunimmt, sondern auch deren Gegenteil, die Respiration – also die Zersetzung von Biomasse, bei der wieder CO2 frei wird. Es geht um eine geringfügige Korrektur an den Klimamodellen – auf keinen Fall um einen game changer!

KlimaLounge: Wie kommt Vahrenholt dann zu seinen Behauptungen?

Brovkin: Seine Berechnungen sind fehlerhaft, und sie sind ja auch nicht in der Fachliteratur erschienen sondern zielen auf ein Laienpublikum. Er benutzt eine simple Excel-Tabelle, die er nach eigenen Angaben vom US-Klimaskeptiker Roy Spencer übernommen hat. Dort wird CO2 einfach mit einer festen Abklingrate aus der Atmosphäre entfernt, die Vahrenholt mit 65 Jahren angibt. Er beruft sich dazu auf den 5. IPCC-Bericht, den er aber vollkommen falsch interpretiert. Denn in dem Bericht ist klar dargelegt (u.a. in Box 6.1 auf Seite 472), dass eine einzelne Verweildauer für CO2 nicht anwendbar ist – das steht dort wörtlich. Verschiedene Prozesse entfernen über ganz unterschiedliche Zeiträume Teile des CO2 aus der Atmosphäre. Der von uns derzeit verursachte CO2-Anstieg in der Atmosphäre wird Jahrtausende anhalten.

KlimaLounge: Ist das alles?

Brovkin: Noch nicht.  Denn Vahrenholt hat sich offenbar auch noch verrechnet – selbst mit seiner kurzen Verweildauer von 65 Jahren steigt die CO2-Konzentration in der Atmosphäre wesentlich schneller an, als von ihm in seinem Pamphlet gezeigt. Und er behauptet weiter, die Klimasensitivität (also die globale Temperaturerhöhung infolge einer CO2-Verdoppelung in der Atmosphäre) betrage lediglich 1,8 °C. Da zitiert er eine Außenseiterthese. Zahlreiche Studien weisen aber darauf hin, dass die Klimasensitivität bei rund 3 °C liegt. Damit würden wir selbst bei Vahrenholts doppelt falschen Berechnungen zum CO2-Anstieg das Pariser Abkommen keinesfalls ohne Emissionsreduktion einhalten.  

KlimaLounge: Vielen Dank für das Gespräch!

Mit anderen Worten: Vahrenholt will das deutsche Parlament mit einer hanebüchenen Milchmädchenrechnung für dumm verkaufen. Fritz Vahrenholt ist kein Unbekannter in diesem Geschäft. 2010 erklärte er in der Welt, der Klimawandel pausiere wegen schwacher Sonnenaktivität – und stützte diese Behauptung, indem er eine ganze Reihe von Wissenschaftlern falsch zitierte. 2012 versuchte Vahrenholt Zeitungslesern weiszumachen, Grönland sei im Mittelalter fast eisfrei gewesen – kompletter Unsinn. Ebenfalls 2012 sagte er in seinem Buch Die kalte Sonne (mit Sebastian Lüning) eine unmittelbar bevorstehende globale Abkühlung vorher – und als diese nicht eintrat (sondern die globale Temperatur von Rekord zu Rekord eilte) bezichtigte er die NASA der Manipulation der globalen Temperaturdaten. In seinem Buch versuchte er mit einer unseriösen Trickgrafik die globale Erwärmung auf natürliche Ozeanzyklen zu schieben, und  verharmloste den Meeresspiegelanstieg, indem er systematisch Aussagen und Ergebnisse von Meeresspiegelstudien falsch darstellte.

Bleibt nur die Frage, warum Vahrenholt und andere selbsternannte „Klimaskeptiker“ immer wieder derart unseriöse und sofort widerlegbare Behauptungen in die Welt setzen. Die Antwort liegt auf der Hand: sie haben schon lange keine ernst zu nehmenden Argumente mehr.

Stefan Rahmstorf ist Klimatologe und Abteilungsleiter am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Professor für Physik der Ozeane an der Universität Potsdam. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf Klimaänderungen in der Erdgeschichte und der Rolle der Ozeane im Klimageschehen.

39 Kommentare

  1. Vahrenholts Argumentation tut schon beim Lesen weh, die Widerlegung habe ich aber mit großer Freude gelesen. Solche Faktenchecks sind wichtig, zeigen sie doch klar, um was es hier eigentlich geht. Es ist schon peinlich, wie Vahrenholt offensichtlich immer wieder Belege falsch verstehen muss, um überhaupt noch Argumente zu haben. Glaubt dabei eigentlich noch jemand an Zufälle?

    Zumal das alleine die dritte Leugnerkampgne in jüngster Zeit ist, an der Vahrenholt beteiligt ist. So enthüllte Desmog erst kürzlich, dass Klimaleugner eine groß angelegte Desinformationskampagne planen, die gegen Klimaschutzpläne in verschiedenen europäischen Ländern gerichtet ist. Dabei unter anderem Vahrenholt, aber auch viele andere bedeutende Leugnerorganisationen. https://www.desmog.co.uk/2019/09/06/climate-science-deniers-planning-coordinated-european-misinformation-campaign-leaked-documents-reveal Die Stoßrichtung des Briefes bedenkend spricht vieles dafür, dass dieser exakt zu dieser Kampagne zählt.

    Dazu gründete er kürzlich mit dem CDU-Politiker und Klimaleugner Philipp Lengsfeld und dem FDP-Politiker Lutz Knopek eine “Faktencheck”-Organisation, deren Ziel laut Statuten “die kritische Analyse und Bewertung von wissenschaftlichen Arbeiten und Erkenntnissen im Bereich Klima- und Umweltwissenschaft” ist. Wers glaubt wird selig. Die ersten Analysen befassen sich damit auch mit Lieblingsargumenten von Klimaleugner, dem wissenschaftlichen Konsens zum Klimawandel (verfasst von Lengsfeld) und der mittelalterlichen Wärmeperiode. Zu welchen Ergebnissen dieser kritischen Evaluierungen des Sachstandes kommen wird wohl niemand verwundern.

  2. Vahrenholt braucht auch keine seriösen Argumente. Die sozialen Medien übernehmen die Pseudoskepsis auch so. Glaube auch nicht, dass Vahrenholt nicht wüsste, dass er in der Kakofonie der Leugner des menschenverursachten Klimawandels Lügen und Falschinformationen verbreitet, die in den sozialen Medien immer weiter verbreitet werden, ohne dass die Fossillobby auch nur einen Penny Geld reinstecken muss.

  3. Fritz Vahrenholt schreibt Bücher und verschickt Pamphlete weil er glaubt, ein Publikum dafür zu finden – also Leser, die ihm glauben trotz kritischen Rezensionen von Seiten von Klimawissenschaftlern und kritischen Journalisten.

    Mir scheint aber, dieses klimawandelskeptische Publikum, das Vahrenholt braucht, das wird immer kleiner.

    Trotzdem ist das Greening der polnahen Nordhalbkugel an und für sich interessant. Der zunehmende Bewuchs in den hohen Breiten ist ja nur ein Effekt des Klimawandels. Ein anderer sind die längere Vegetationszeit und die höheren Frühlings- und Sommertemperaturen. Zugleich sollte im Norden auch der Niederschlag zunehmen.
    Zusammengenommen bedeutet dies, dass Landwirtschaft in den höheren Breiten in Zukunft teilweise möglich wird. Kanada wird möglicherweise in 50 Jahren zusammen mit Russland zu den grössten Exporteuren von Agrarprodukten gehören. Das ist natürlich nur eine Spekulation. Aber mir scheint eine ernstzunehmende.

  4. Da spekuliere ich mal gegen Herr Holzherr:
    Dort wo der Permafrost taut befindet sich ja nicht unbedingt Boden, also ein strukturiertes Gefüge. Wenn ich mir die Bilder dieser ‘slumps’ ansehe also der Stellen wo der Permafrost taut und dann Löcher bildet deren Ränder weiter tauen scheint mir das eine schlammige Masse zu sein mit hohem organischen Anteil, da wird man nicht viel anpflanzen können was tiefer wurzelt als wenige Zentimeter. Auch Bodenleben (z.B. Regenwürmer) dürfte kaum vorhanden sein, das ganze müsste erstmal entwässert werden ohne dabei allzusehr zu erodieren.
    So lange sich da kein stabiler Boden bildet wird es auch schwer mit der Erschließung und die Belichtungsverhältnisse ändern sich ja nicht mit dem Klimawandel, die Sonne steht weiterhin sehr schräg und im Winter gibt es kaum Licht im Sommer dafür um so länger. Wieviele unserer Nutzpflanzen das mitmachen kann ich nicht sagen, aber ich weis das die Tageslänge für viele Pflanze wichtig ist, z.B. um zu bestimmen wann sie blühen etc.
    Wahrscheinlich kann diese Fragen niemand mit Sicherheit beantworten, aber ich fürchte das die Bodenbildung langsammer ist als die degradierung, das wir also in den Tropen und Subtropen mehr nutzbares Ackerland verlieren werden als wir in den hohen Breiten dazugewinnen. Aber auch das ist von meiner Seite Spekulation, bin zwar Agraringenieur, habe den Beruf aber nie ausgeübt…

  5. Mit dem Beitrag kann ich nicht viel anfangen, solange es mir nicht möglich ist, in das “Pamphlet” von Vahrenholt Einsicht zu nehmen. Das ist mir jedenfalls nicht gelungen. Habe ich da was übersehen? Nur ein Beispiel zu meinem Mißmut: KlimaLounge frägt: “Wie kommt Vahrenholt dann zu seinen Behauptungen?”. Mir ist nicht klar, um was für Behauptungen es sich handelt. Die Antwort von Brovkin: “Seine Berechnungen sind fehlerhaft”. Soso, Vahrenholt hat also gerechnet. Was eigentlich? So geht es immer weiter in dem Interview. Dieser Beitrag ist sicherlich kein geeigneter Einstieg, sich mit Vahrenholt kritisch auseinander zu setzen (was ich sehr wohl tue).

  6. Noch vor einigen Jahren konnte man Klimaleugnern, die falsche Nachrichten in die Welt gesetzt und verbreitet haben, eventuell zugute halten, dass sie aus Unwissenheit, Borniertheit und Wichtigtuerei gehandelt haben.

    Durch die zunehmnde Verfügbarkeit von Informationen und eindeutigen Belegen zum menschengemachten Klimawandel unterstelle ich mittlerweile diesen selbsternannten “Experten” eine Mischung aus Realitätsverlust, Geldgeilheit und Rechenschwäche.

    Leider wird es während der Lebenszeit von F. Vahrenh. wahrscheinlich kein Gesetz zum Straftatbestand der “Leugnung des menschengemachten Klimawandels” geben (vergleichbar zur Leugnung des Holocaust). Aber viele dieser aktiven Klimaleugner hätten es verdient, dass man sie dann im Sinne dieser Rechtsprechung als Verbrecher bezeichnen dürfte.

    In diesem Sinne …

    Robert Kühn

  7. Leider verfestigt sich der Trend zur Trockenheit im Leipziger Raum. Für das Stadtgebiet gab die Leipziger Volkszeitung vor ca. 4 Wochen jetzt schon 300.000 tote Bäume an, das sind 5% des Bestandes. Eine mir bekannte Garten- und Landschaftsarchitektin gab an, von VNG (Verbundnetz-Gas) mit Sitz in Leipzig angefragt worden zu sein, die Gestaltung des Firmengeländes in gärtnerischer Hinsicht zu überarbeiten. Die Dürre hat für Unansehnlichkeit gesorgt. Bei einem Besuch des Bürgerfestes im Stadtteil Leutzsch war ich über den Zustand des Parkes schockiert. Nur noch Dreck, kein grüner Halm mehr, 20% der Bäume um die “Festwiese” am Absterben oder schon tot, der Rest zum Gottserbarmen die Blätter hängend. Ich fühlte mich an “Silent Green” erinnert im Angesicht dieser Kulisse. Nun habe ich den Nestor der sächsischen Klimaleute, ehemals im Landesamt für Umwelt und Geologie tätig, gebeten, die Unterlagen von vor 15-20 Jahren herauszusuchen. Sie hatten aufgrund der damaligen Modellrechnungen auf Tendenzen der Versteppung des Leipziger Raumes hingewiesen. Die scheint nun Realität zu werden. Mir scheint es dringend, die damaligen Projektionen mit der jetzigen Entwicklung zu vergleichen und das auch in der Leipziger Stadtgesellschaft publik zu machen. Dazu hat sich herausgestellt, dass im letzten Herbst Wasser aus der Trinkwassertalsperre Eibenstock via Mulde, Pumpwerk Sermuth und Speicherbecken Witznitz zu Kühlung des Braunkohlekraftwerkes Lippendorf 2×920 MW verwendet worden ist. Dieses Jahr fährt das Kraftwerk oftmals nur 474 MW und wird teilweise im Tagesrhythmus hoch und runtergefahren (Quelle energycharts Prof. Burger und häufige Besuche meinerseits im Besucherzentrum, wo es eine ständig aktualisierte Leistungsanzeige gibt). Die kontaktierten sächsischen Medien wollen an das Thema nicht ran.

  8. Lieber Robert Kühn,

    ist jetzt ein Bisschen offtopic, aber ich frage Sie, ob Sie was dagegen haben, wenn ich Sie auf Zeitonline zitiere. Ich bin ZON-Junkie, wissen Sie? Weil ich finde, dass Sie recht haben. Balge mich ja dort seit ein paar Jahren mit Beschwichtiger und Leugner des menschenverursachte Klimawandels angesichts der – Stefan Rahmstorf ist weit davon entfernt, es so zu formulieren (wahrscheinlich besser so) – drohenden Umweltapokalypse der Zivilisation. Die ideologischen Alarmismusunterstellungen schwingen immer mehr in die Leere der Scheinfakten. Denn Stefan Rahmstorf kann meine Behauptung eigentlich nur unterstreichen, dass wir die Umweltapokalypse der Zivilisation locker hinkriegen können, wenn es nach den Willen derer geht, dessen Dringen nach Freiheit des hemmungslos treibhausgasintensiven Konsums die Gewissensfrage durch Lügen und Unterstellungen negiert. Behaupte ich jetzt einfach mal so. Auf dass es keine CO2-Verschwendung ist, im Trumpozän gegen zu halten. Stefan Rahmstorf jedenfalls ist unverzichtbar in der Kommunikation mit Laien.

    Danke und Gruß
    Wolf, der “Klimalauch” (https://www.zeit.de/politik/deutschland/2019-08/sprache-bundestag-wandel-heimat-nachhaltigkeit?cid=26034341#cid-26034341)

  9. Sehr geehrter Herr Professor Rahmstorf,
    leider etwas off topic, aber ich konnte keine andere Kontaktmöglichkeit zu Ihnen finden:
    Daß wir in Zeiten eines Klimawandels leben, bestreiten nur noch Ignoranten.
    Daß der globale Temperaturanstieg eindeutig mit CO2-Gehalt der Atmosphäre korreliert scheint auch offensichtlich.
    Mich beschäftigt jedoch seit Monaten die Frage, ob CO2 nur ein “sekundärer” “Indikator” ist und stattdessen der Wärmeeintrag durch technische Prozesse, der ja nahezu vollständig mit der Verbrennung von Kohlenstoff (-Verbindungen) geschieht mindestens mitverantwortlich für den globalen Temperaturanstieg ist.
    Ist das schon einmal untersucht worden?
    Für eine kurze Antwort wäre ich Ihnen sehr dankbar.
    Mit freundlichen Grüßen
    Dieter Zickert

    • Die Frage kommt immer wieder mal. Googeln Sie den globalen Energiebedarf, teilen durch die Erdoberfläche und vergleichen den Wert mit den 2 Watt pro Quadratmeter Strahlungsantrieb durch den CO2-Anstieg. Berichten Sie das Ergebnis hier!

  10. Moin Wolf Niese,

    selbstverständlich dürfen Sie mich zitieren. Da ich mein Berufsleben im Wesentlichen hinter mir habe, kann ich jetzt auch gnadenlos und mit klaren Worten “dreinschlagen”, ohne auf Ausgewogenheit oder meine “Reputation” Rücksicht nehmen zu müssen.

    Und ja, ich bewundere auch Hr. Rahmstorf dafür, nicht die wissenschaftliche Neutralität zu verlieren, in diesem Sumpf, in dem sich bezahlte Klimaleugner, dumme und/oder korrupte Funktionäre, eine interessengesteuerte Presse sowie ein postfaktischer Fakebook-Pöbel gegen die Realitäten stemmen.

    Freitag ist Futuretag 😉

    Robert Kühn

  11. Mein Einstand auf Spektrum gleich mit einer Rechnung – und das als ein je nur halber Natur-/Sozialwissenschaftler!

    Der Weltenergiebedarf lag 2014 bei: 574*10^18 J. Das entspricht einer durchschnittlichen Leistung von 18,2*10^12 W.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Weltenergiebedarf

    Die Erdoberfläche ist: 510*10^12 m²
    https://de.wikipedia.org/wiki/Erdoberfl%C3%A4che

    Die Leistung pro m² ist demnach: 18,2*10^12 W / 510*10^12 m² = 0,036 W/m²

    Checkmate Klimahysteriker! 🙂

    P.S.: Danke für den Blog, Herr Rahmstorf. Bewahren Sie sich die Ruhe, den Humor, auch in schwierigen Zeiten. Das wirkt am besten. Wir wissen Kommentarspalten verzerren Meinungsverhältnisse, die Umfragen, die Realität zeigt: Es tut sich was.

    Wir sehen uns alle überall in Deutschland, morgen, um 12 Uhr.

  12. Mir scheint, wir befinden uns in einem Glaubenskrieg – Wissenschaft vs. „Klimaleugner“. Wobei die Macht der Leugner des Klimawandels nicht unterschätzt werden sollte. Ich glaubte bisher auch durch den Umgang mit Menschen aus meinem jahrelang homogenen Umfeld, dass zur Klimafrage weitestgehend Konsens besteht und nur ein Häufchen von Ignoranten nicht begreifen will. Nun wurde ich eines Besseren belehrt. Anlässlich eines Wiedersehens mit ehemaligen Kommilitonen und lange aus dem Auge verlorenen Freunden, die weit verstreut im Lande leben, musste ich erstaunt feststellen, dass ich nahezu allein auf weiter Flur mit meinem Standpunkt zur Klimafrage stand. Es dauerte nicht lange und es wurde über diese Problematik gesprochen. Greta, CO2-Preis, Klimapaket der Bundesregierung, Elektromobilität, grüne Energien usw. sind Aufregerthemen. Erstaunt nahm ich zur Kenntnis, dass gestandene Naturwissenschaftler fast kein Faktenwissen über die Klimawissenschaft haben. Dafür aber umso mehr Argumente der Leugner zum Besten gaben. Da war alles da, was durch das Netz geistert. Das ging los mit der (falschen) „unbedeutenden Konzentration von 0,038% CO2“ , den angeblich 3% davon, die der Mensch dazu beiträgt, was fast Null CO2 menschengemachte Erhöhung bedeutet, den „nachweislichen Fälschungs-Mails“ aus Großbritannien, natürlich die Mär vom grünen Grönland und die triumphale Siegesmeldung, dass da so ein Klimaschwindler aus den USA vor Gericht richtig eins abbekommen hätte. Der Mann (kl. Wortspiel) wäre als Klimalügner verurteilt worden. Hinter der ganzen Klimashow stecken böse Mächte, die unsere Wirtschaft zerstören wollen, was ja schon dadurch bewiesen ist, dass nur Deutschland spinnt und sich die Welt einen feuchten Kehricht um unseren Klimaunfug schert. Ich war einigermaßen platt. Ich hielt dagegen und stand plötzlich vor der Wahl einen handfesten Meinungsstreit vom Zaun zu brechen, die Stimmung unseres Treffens zu vermiesen und den Luther zu spielen: „hier stehe ich und kann nicht anders“ (wofür ich vor 50 Jahren als Student bekannt war). Nun sind alte Leute, die in ihrem nun hinter ihnen liegenden Berufsleben gestandene Kämpen in der Industrie waren, nicht so schnell umzustimmen. Ich entschied mich für einen guten Rotwein und wir beließen es bei der Feststellung unterschiedlicher Meinungen. Mir wurde erstmals klar, dass ich mich im Alltag in einer Blase aus Gleichgesinnten befinde. Die Zahl der Menschen, die fern von den wissenschaftlichen Kenntnissen zum Klimawandel steht, scheint mir wesentlich größer zu sein, als ich mir eingestehen wollte. Mit fehlender Intelligenz oder Ausbildung hat das absolut nichts zu tun. Das Trommelfeuer aus Halbwahrheiten, die auch die Medien immer noch verbreiten und der verheerende Einfluss von Twitter und Facebook wirken stärker, als man glaubt. Mir schwant übles für Wahlentscheidungen, wenn tatsächliche Eingriffe in unser gewohntes Leben erfolgen. Verteuerungen, Verbote, überhebliche Statements über den nichts kapierenden Bürger seitens bestimmter Politiker könnten böse Überraschungen zeitigen. Die Grünen hatten nicht nur einmal ein böses Erwachen nach Wahlen. Ohne eine grundlegende radikale Änderung der Wirtschafts- und Strukturpolitik, die auch die Vermögenden betrifft, gibt es keine Bereitschaft der Mehrheit beim notwendigen Wandel mitzumachen. Ausschließlich Belastungen des kleinen Mannes und Überheblichkeit gegenüber den „alten weißen Männern und Frauen“ bestimmter linker und grüner Kreise bringen auch nichts. Diese Bevölkerungsgruppe stellt die meisten Wähler. “Hütet euch vor alten Männern (und Frauen), denn sie haben nichts mehr zu verlieren”, warnte schon der irische Autor George Bernard Shaw.

  13. “Wir sehen uns alle überall in Deutschland, morgen, um 12 Uhr.”

    Hallo Christian,

    in vielen Städten (mein persönliches Beispiel in Eckernförde, S-H) begannen die Demos bereits um 9:00 Uhr. Warum? Weil wir Älteren es nicht schaffen selbst Aktionen auf die Beine zu stellen, sondern wir hängen uns aus Bequemlichkeit weiterhin einfach an die Schulstreik-Bewegung an …. und das ist offensichtlich zu wenig.

    Bei der o. a. FfF-Demo kamen nach meiner Schätzung etwa 700 – 800 Menschen zusammen, eine Woche vorher gab es in Eck. eine Demo gegen das Verbot von Feten und Veranstaltungen nach 22:00 am Eckernförder Strand (wg. Lärmschutz) mit ca. 3.000 Teilnehmern.

    Offensichtlich haben viele Menschen die Zeichen der Zeit immer noch nicht erkannt und das bedeutet, dass noch viel mehr Information/Diskussion/ Engagement erforderlich ist, insbesondere auch durch uns Alte, die bisher mit der klimaschädigenden Politik recht angenehm und bequem gelebt haben –auch wenn wir uns “bemüht” haben, unseren persönlichen CO2-Fußabdruck zu reduzieren.

    Und wenn ich mir das hilflose “Gebastele” des selbsternannten “Klimakabinetts” anschaue, das dann in den nächsten Jahren auch noch die eigenen Maßnahmen kontrollieren und bewerten soll, scheint mir der Spruch Systemwandel statt Klimawandel zunehmend sinnvoll.

    Robert Kühn

  14. Ich bin sehr gespannt, wann man unter Schmerzen realisieren wird, dass der Kapitalismus die verheerenden Klima- u. sonstigen Ökoprobleme nicht lösen kann, sondern im Gegenteil wesentlich verursacht. Für viele, zuviele offenbar eine höchst unangenehme Tatsache, die sie immer noch nicht wahrhaben wollen. Noch.

    Die Grundwasserstände in Europa sinken seit Jahren kontinuierlich. Die derzeitige Situation in Deutschland: https://www.ufz.de/index.php?de=37937 Meiner Ansicht nach der Anfang vom Ende. Südeuropa wird künftig zur Wüste und Mitteleuropa zur Steppe, Verfügbarkeit und Verbrauch von Wasser klaffen immer weiter auseinander.

  15. Wenn ich mir das kürzlich von der Bundesregierung vorgelegte Klimapaket anschaue, dann befürchte ich fast, dass sie Fritz Vahrenholt mehr Glauben geschenkt hat, als tausenden von seriösen Klimaforschern weltweit: Man braucht anscheinend so gut wie nichts zu tun, um die Klimaziele von Paris zu erreichen. Diese Annahme muss wohl die Grundlage des Klimapakets gewesen sein, denn ansonsten hätte etwas ganz anderes dabei herauskommen müssen.
    Sorry für diesen Sarkasmus gegenüber unseren Politikern, aber etwas besseres fällt mir dazu leider nicht ein.

    Der bayerische Kultusminister, der von den Schulstreiks nicht begeistert ist, meinte erst vor wenigen Tagen, dass die FFF-Demos ab jetzt außerhalb der Unterrichtszeit stattfinden könnten, weil ja das Ziel, die Aufmerksamkeit der Medien zu gewinnen, von den Jugendlichen erreicht worden sei. Als ob der Klimawandel bereits durch die Aufmerksamkeit der Medien gebremst würde! Die allermeisten Politiker in Regierungsverantwortung scheinen ja noch nicht mal die Klimalounge zu kennen, denn ansonsten würde man nicht so deutlich merken, dass sie beim Thema Klima kaum etwas dazu gelernt haben. Vor einigen Monaten hat sich der bayerische Kultusminister übrigens darüber Gedanken gemacht, ob es nicht sinnvoll wäre, “Schafkopf” als Unterrichtsfach einzuführen. Schließlich ist es ja total wichtig für die Zukunft und das Überleben der Menschheit, dass man in der Schule das Kartenspielen lernt. So viel zum Thema, wie manche Politiker die Prioritäten setzen.

    Tut mir leid für Euch, liebe Schülerinnen und Schüler, aber Ihr werdet weltweit noch jahrelang zugunsten von Klimademos auf Schulstunden verzichten müssen, wenn Ihr auch nur annähernd das erreichen wollt, was Ihr mit voller Berechtigung fordert. Macht bitte weiter und gebt Euch auf keinen Fall mit irgendwelchen Beschwichtigungen zufrieden!

  16. Sehr geehrter Herr Rahmstorf,

    diese Web-Seite wurde mir von einem Kollegen empfohlen und ich bin sehr positiv über die zumeist sachlich und objektiv geführten Diskussionen angetan. Leider passt der Beitrag von Herrn Kühn überhaupt nicht in dieses positive Bild. Wenn man Zweifler am anthropogenen Treibhauseffekt, und da gibt es noch zu viele, vom Gegenteil überzeugen will, dann darf man das nicht durch deren Diffamierung tun. Nicht alle sind korrupt und dumm. Schon gar sollte man sie kriminalisieren oder gar mit den kriminellen Leugnern des Holocaust gleichsetzen (siehe Block vom 15.09.). Solche subjektiv überzeichneten Blocks bewirken das Gegenteil und sollten m.E. nicht zugelassen werden.

  17. Sehr geehrter Prof. Rahmstorf,

    was ist das Hauptargument gegen die Überlegung, ob es nicht besser wäre in die Dämpfung der Folgen des Klimawandels zu investieren, da die zur Begrenzung der Temperaturzunahme nötigen Anstrengungen unrealistisch hoch seien.

  18. Für mich ist das auch ein Beispiel warum echte (direkte) Demokratie so notwendig ist:
    Eine Handvoll Parlamentarier lässt sich relativ leicht von Lobbyisten beeinflussen wie solche Pamphlete oder auch bestechen (lukrative Aufsichtsratspöstchen nach der politischen Karriere, schwarze Köfferchen usw.)
    Auch Wahlen lassen sich populistisch hervorragend ausschlachten, denn es geht ja immer nur um Personalentscheidungen und nie um konkrete und verbindliche Sachfragen.
    Das Ergebnis sind dann solche Klimaschutzalibi-“Pakete” wie sie derzeit von der Bundesregierung geschnürt werden (mehr als Absicht ist bei den halbherzigen Maßnahmen bisher auch nicht dahinter).
    Die Illusion, dass man nur die “richtige” Partei wählen müsse, ist eine trügerische (siehe: “Die 100 größten Irrtümer über das Wählen”)

    Ganz anders bei Volksentscheiden. Hier gelten ganz andere Gesetzmäßigkeiten als bei Wahlen oder im Parlament. Es ist geht immer um konkrete Sachfragen und das Volk entscheidet darüber.
    Und diese Kombination bewirkt, dass es auf einmal wirklich um die Sache geht und Scheinargumente und populistische Nebelkerzen weit weniger verfangen als bei Wahlen und im Parlament. Und ein ganzes Stimmvolk zu bestechen ist auch weitaus schwieriger.
    Nach der oben geschilderten Erfahrung von Martinius würde man vielleicht sagen: “Oh, Gott, oh, Gott, wie kann man nur ein so irregeleitetes Volk über so wichtige Fragen wie den Klimaschutz abstimmen lassen?” Dem antworte ich: das Volk ist weiser als die meisten glauben. Derzeit befinden wir uns in einem medialen Irrgarten, gerade eben weil es in der öffentlichen Debatte Debattierende und Entscheider nicht die gleichen sind. Das ist der Nährboden der Demagogen und Stammtische und führt zu einer Überbewertung von Scheinargumenten und Lügen, weil sich diese nicht an einer konkret zu entscheidenden, politischen Sachfrage, sprich Gesetz, zu messen haben.
    Ich habe vor meinem ersten Volksentscheid auch gedacht: “Die hauen uns alle in die Pfanne” und war um so erstaunter wie verwandelt die Medien auf einmal reagiert haben und für unsere guten Argumente offen waren. Und das empfehle ich allen die die Theorie der (direkten) Demokratie nicht überzeugt: schaut euch die Praxis an und zwar in der Breite und nicht nur den letzten, missliebigen, von den Mainstreammedien gebrandmarkten Volkentscheid. Ansonsten empfehle ich meinen Artikel “Die 100 größten Irrtümer über die (direkte) Demokratie”.

    Das Problem ist nur: die (direkte) Demokratie hätten wir schon vor 30 Jahren gebraucht und davor einen jahrzehntelangen Kampf dafür gegen das bestehende, korrupte System. Das fällt uns jetzt auch auf die Füße. Sie wird also wenn überhaupt wie auch jede neue Technologie zu spät kommen um noch rechtzeitig wirksame, das Schlimmste verhindernde Maßnahmen zum Klimaschutz ergreifen zu können. Und da von diesem bestehenden politischen System, seinen Politmarionetten und Machthabern, die die letzten 30 Jahre klimapolitisch versagt haben, auch keine Rettung zu erwarten ist, ist die von Wolf Niese prognostizierte Umweltapokalypse der Zivilisation leider nicht unwahrscheinlich:
    https://frankywolff.files.wordpress.com/2010/08/franquin.gif

  19. Zitat Herr Rahmstorf:

    ” Dass eine halbwegs geordnete Anpassung an eine 3- oder 4-Grad Welt unmöglich sein dürfte.”

    Grins, eine Tatsache, welche ein Grossteil der Bevölkerung (inklusive der Politiker) vermutlich nichtmal im Ansatz realisiert… was sind schon 3, 4 Grädchen mehr 🙂

    Im Übrigen ist die öffentliche Hand massiv chronisch Pleite ( die BRD allein ist mit mehr als 2 Billionen Euro verschuldet, Tendenz steigend) und die Kosten für eine halbwegs effektive Anpassung dürften bereits bei global +2°C astronomisch sein.

    Also dann mal ran, liebes Privatkapital, zückt schonmal hurtig das Portmonaie, denn sonst wird das nix mit der Anpassung (Ihre Nachkommen werden es Ihnen todsicher danken)^^ Nee nee, von mir ist da nix zu erwarten, ich hab nämlich nix 😛

    Im Ernst:

    Genauso, wie man die Senkung der CO2- Emissionen seit Jahrzehnten tunlichst verschleppt, exakt genauso wird man die Anpassung verschleppen. Es geht am Ende immer nur um eines: Das liebe, liebe Geld 🙂 Willkommen im real existierenden Kapitalismus allerseits 🙂

    Und danke für Ihre Geduld, Herr Rahmstorf, ich hätte schon längst hingeschmissen (ich hab aber auch nix zu verlieren, hehe).

  20. @Ulrich

    Zu dieser Frage gibt es mittlerweile doch einige Studien die auch stark die ökonomische Seite beleuchten. Empfehlenswerter Autor: William D. Nordhaus, Träger des Alfred-Nobel-Gedächtnispreises für seine ökonomischen Arbeiten zum Klimawandel.
    Ich habe nur einige Studien angelesen und bin weniger bewandert in diesem Gebiet als Herr Rahmstorf, der ja schon über ökonomische Aspekte hier gebloggt hat, aber mein durch Stichproben gewonnener Eindruck ist: Die Mehrheit der Studien berechnet, dass Vermeidung von CO2 heute (obwohl bereits teuer für die gesamte Welt) dennoch – typischerweise sehr deutlich, Faktor 10+ – weniger kostet als Anpassung später, gerechnet in Prozent der zukünftigen Wirtschaftsleistung.
    Dazu müssen aber u.a. Annahmen über zukünftige Technologieentwicklung (Parameter “technischer Fortschritt”, der die Ressourcen-Effizienz darstellt) getroffen werden, die meist auf Basis der letzten 120 Jahre getroffen werden – hypothetische plötzliche Technologiesprünge oder Weltkriege sind dabei allein im Rahmen der Vergangenheit berücksichtigt. Aber der makroökonomische Parameter “technischer Fortschritt” hatte im 20. Jahrhundert erstaunlich wenig geschwankt und lag bei etwa 50% des Wirtschaftswachstums beziehungsweise rund 1,8%/Jahr.

  21. Guten Tag Herr Prof.Rahmstorf,

    mir geht es wie einem anderen Verfasser: ich versuche auch, auf diesem Weg eine Frage stelen zukönnen, auf die ich im Internet trotz längerer Recherche nichts finden konnte – ich vermute aber, dass Sie aus Ihrer Kenntnis dies leicht klarstellen können.
    Die Situation: in eime Leserbrief wurde Paul Crutzen als Autorität bemüht, der bereits 1993 nachgewiesen habe, dass bereits bei 2 ppm Kohlendioxid in der Athmosphäre der maximale Treibhauseffekt eintrete (eine weitere Erhöhung der CO²-Konzentration also zu praktisch keiner weiteren Temperaturerhöhung führe), weil bereits bei dieser Konzentration die Wahrscheinlichkeit, dass Wäremstrahlung garantiert auf ein CO²-Molekül treffe und nicht abstrahlen könne. Die Beziehung zwischen CO²-Konzentration und Treibhauswirkung sei eine logarithmische, sodass die Auswirkung immer weiterer CO²-Vermehrung immer geringer werde und schließlich gegen Null gehe.
    Ich kann mir kaum vorstellen, dass Paul Crutzen das so “nachgewiesen” hat und dass ein solches Ergebnis in der Fachwelt nicht berücksichtigt worden wäre.
    Ich finde aber keine Quelle von Crutzen dazu,, kann dem leserbriefschreiber also nichts entgegensetezn.
    Können Sie helfen?
    Mit freundlichen Grüßen
    Gerd Schuster

    • Ich kenne Paul Crutzen persönlich und auch seine Arbeiten – dies ist mit Sicherheit nichts, was er glaubte. Es ist am Schreiber des Leserbriefs, eine Quelle für seine Behauptung zu liefern. Vermutlich ist es einfach eine der üblichen falschen Umdeutungen von Aussagen seriöser Wissenschaftler.

  22. @Axel Krüger (24.09.2019, 9:43)

    Hallo Herr Krüger,
    besten Dank für den YouTube-Link zu Greta Thunbergs Rede auf dem UN-Klimagipfel in New York.
    Ich dachte eigentlich bisher, über Tageszeitung (Nürnberger Nachrichten) und Nachrichtensendungen der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ARD und ZDF gut und ausführlich über diese Rede informiert worden zu sein. Nun musste ich leider feststellen, dass ich bisher nur kurze Ausschnitte von Gretas Rede kannte und vieles davon von den als seriös geltenden Medien regelrecht unterschlagen wurde. Dazu gehört unter anderem die Passage, in der Greta uns aufmerksam macht auf das Schwinden unseres CO2-Restbudgets von 420 auf unter 350 Gigatonnen seit Januar 2018 für die Einhaltung des 1,5 Grad-Ziels mit einer Wahrscheinlichkeit von 67%.
    Offensichtlich nimmt nicht nur die Bundesregierung, sondern auch die Presselandschaft in Deutschland das Thema bei weitem nicht so ernst, wie es angesichts der Dramatik der Entwicklung nötig wäre. Unter diesen Umständen kostet es eine ganze Menge an Zeit und Mühe, sich ausführlich zu informieren. Nur ein geringer Anteil der Bevölkerung kann und will das leisten. Da ist es doch viel bequemer, den Klimawandel zu verdrängen und weiterhin “business as usual” zu pflegen. Auch Zeitungen und öffentlich-rechtliche Fernsehsender müssen sich unbedingt die Frage stellen, ob sie nicht viel mehr tun könnten, um den Klimawandel zu bremsen.

  23. @Gerd Schuster
    Natürlich ist der Zusammenhang zwischen Erwärmung und CO2-Gehalt der Atmosphäre ein logarithmischer, das kommt in der mathematischen Beschreibung der Klimasensitivität zum Ausdruck.
    Gegenwärtig befinden wir uns in einem CO2-Gehaltsbereich, bei dem noch lange keine effektive Verlangsamung der Erwärmung eintritt. Wenn es denn mal soweit wäre (da sei Gott vor!!), ist sowieso alles zu spät.
    Möglicherweise hat der Verfasser des Leserbriefes mehrere (absichtliche) Fehler begangen. Einer davon war, daß er die Verdoppelung des CO2-Gehaltes mit einer Erhöhung um 2 ppm gleichgesetzt hat.

  24. @Martinius
    “musste ich erstaunt feststellen, dass ich nahezu allein auf weiter Flur mit meinem Standpunkt zur Klimafrage stand. Es dauerte nicht lange und es wurde über diese Problematik gesprochen. Greta, CO2-Preis, Klimapaket der Bundesregierung, Elektromobilität, grüne Energien usw. sind Aufregerthemen. Erstaunt nahm ich zur Kenntnis, dass gestandene Naturwissenschaftler fast kein Faktenwissen über die Klimawissenschaft haben. Dafür aber umso mehr Argumente der Leugner zum besten gaben. Da war alles da, was durch das Netz geistert. ”
    Mir geht’s genau so, nur daß mein Umfeld ca. 20 Jahre jünger ist als das Ihre. Jahrelange Freundschaften haben sich enorm abgekühlt und sind dabei zu zerbrechen. Das triumphierende Grinsen der Klimaleugner bei ihrer “Argumentation” ist kaum zu ertragen.
    @orinoco
    Die Vorgänge um das Klimageschehen sind Beweis dafür, daß Demokratie ganz genau der falsche Weg ist, um die Umwandlung der Energiegewinnung in eine fossilfreie zu bewältigen. Die Demokratie steht immer hart an der Grenze zur Ochlokratie und wird sie bei der Klimafrage ganz elegant überschreiten. Es hilft nur die Technokratie. Oder gab es beim Verbot von FCKW und DDT, bei der Einführung von blei- und schwefelfreiem Benzin einschließlich Katalysator, bei der Einführung der Gurtpflicht eine öffentliche Abstimmung? Die gab es aus gutem Grund nicht, all’ dieses wurde von Technokraten in faktischen Nacht- und Nebelaktionen durchgesetzt.
    Und sogar die Technokratie ist noch lange kein Garant, die sogenannte Energiewende zu realisieren, wir sind Zeuge davon: ich kenne lediglich zwei Aussagen, daß die Phantasmagorien dazu völlig unwirksam sind und uns nur noch weiter in’s Verderben führen werden, in das öffentliche Bewußtsein ist es nicht mal annähernd gedrungen. Wohlgemerkt: ich spreche nicht davon, daß die Klimapläne der Regierung in Quantität unzulänglich sind, sie sind es vor allem in der Qualität! Erst der Blick in die Hölle des Verderbens wohl wird den Blick dafür öffnen, vielleicht in dreißig Jahren. Oder so. Aber dann ist es zu spät. Ist es ja jetzt schon.

  25. Sehr geehrter Herr Rahmstorf,

    Sie sollten kritisierte Papiere nicht als Pamphlete bezeichnen, das heizt die Auseinandersetzung unnötig an. Wenn Ihre Argumentation gut ist, dann braucht sie keine Beschimpfung der gegnerischen Seite.

    Mit freundlichen Grüssen

  26. Mächtig beeindruckt hat mich, dass Sie Herrn Crutzen kennen – sogar persönlich. Ich möchte aber bezweifeln, dass Sie wissen, was Herr Crutzen denkt oder nicht denkt.

    Hier ein denkwürdiges Zitat von Herrn Crutzen:”For plants to grow, they need nitrogen, and that means that the nitrogen is converted into laughing gas, N2O, and laughing gas is three hundred times worse than CO2 when it comes to its effect on the climate. The advantage that you have by having some of the CO2 coming from plants is canceled out – too much of it in any case. That was an important point.”

  27. Ich möchte hier eine Frage (offtopic) stellen, die mich seit längerem beschäftigt. Ich beziehe mich auf die Daten der Eisbohrkerne aus der Antarktis, Betrachtungszeitraum sind die letzten 800k Jahre. Wir sehen innerhalb dieses Zeitraumes periodische Schwankungen (ca. 100k Jahre) der Temperaturen (ca. 8 Grad Celsius) und des CO2 Gehaltes (zwischen ca. 180- 280 ppmV). Bekanntermaßen erreichen die CO2 Höchstwerte einige 100 Jahre später ihre Maxima. Mir ist klar, dass der Hauptantrieb dafür in „kosmischen Schwankungen“ (Milankovich) liegen muss. Der CO2-Anstieg folgt aufgrund des Temperaturanstieges und der verzögerten Ausgasung aus den erwärmten Ozeanen. Meine Frage ist folgende: Wie hoch sind die Anteiligkeiten an der Erwärmung von ca. 8 Grad Celsius vom Minimum zum Maximum, bezogen auf die jeweiligen Antriebsfaktoren und wie lief die Erwärmung und spätere Abkühlung genau ab. Gibt es hierzu aufschlussreiche und verständliche Quellen?
    Vielen Dank

  28. Vahrenholt scheint vor wenigen Tagen im Hamburger Abendblatt nachgelegt zu haben. Der Artikel ist hinter einer Bezahlschranke, aber auf Kalte Sonne zu lesen.
    https://kaltesonne.de/fritz-vahrenholt-wir-haben-aber-keinen-klimanotstand/

    Meiner Meinung nach argumentiert Vahrenholt dort sehr unredlich und mit vielen Unwahrheiten. Herr Rahmstorf, können Sie hierzu eventuell Stellung nehmen und diese Aussagen einordnen? Beispiele:

    “Wir haben aber keinen Klimanotstand. Wenn die Forderungen von Greta Thunberg umgesetzt werden, werden Wohlstand und Entwicklung weltweit massiv gefährdet. Thunberg wirft den Politikern vor zu töten – aber übersieht die Erfolge der Politik: Die Zahl der Hungernden auf der Welt hat sich halbiert, die Lebenserwartung verdoppelt, die Kindersterblichkeit gezehntelt.”

    “Wir haben Zeit bis Ende des Jahrhunderts – das sagen alle Unterzeichner unserer Erklärung. […] Viele Klimamodelle zeigen nachweislich eine zu starke Erwärmung und können die Schwankungen der Vergangenheit nicht reproduzieren, weil sie nur einen Faktor kennen: CO2.”

    “Der grünende Effekt des CO2 wird übersehen – oder verschwiegen. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass durch das Treibhausgas die Photosynthese befördert wird und die Sahel-Zone beispielsweise grüner wird. In den letzten Jahren hat die Photosynthese auf der Erde um 20 Prozent zugenommen. Die Blätter werden größer, aber auch Früchte und Weizenkörner. Das darf man doch nicht verschweigen. Übrigens: Ohne CO2 würde das Leben auf der Erde buchstäblich ersticken.”

    “Nun kommt eine chinesische Studie zu der Erkenntnis, dass eine Kaltzeit droht, die aber durch den Treibhauseffekt gedämpft wird. Warum wird das nicht debattiert? Der vermeintliche Konsens ist kein Konsens.”

    “Ich gehöre auch zu den 97 Prozent. Diese Zahl bezieht sich auf eine wenig differenzierte Umfrage. Nur eine kleine Minderheit hält den Klimawandels zu 100 Prozent für menschengemacht, die breite Mehrheit glaubt an mehrere Ursachen”

    “Hier wird die Jugend verrückt gemacht, mit Horrornachrichten, uns blieben noch zwölf Jahre – und keiner hält nüchtern dagegen und korrigiert es. Wir müssen Emissionen senken, aber nicht ökonomischen Selbstmord begehen.”

    “Immerhin geht die Temperatur seit 2016 zurück.”

    Dazu verweist er wieder auf eine Max-Planck-Studie. Ist das diese Studie, die sie oben erwähnt haben? Wenn nämlich der Autor Vahrenholt klarmacht, dass er von ihm falsch zitiert wird, dann muss man wohl davon ausgehen, dass Vahrenholt ganz bewusst Falschaussagen tätigt.

    Interessant sind auch die Einordnungen des IPCCs:
    “Wer heute glauben macht, in wenigen Jahren sei das Leben auf der Erde gefährdet, treibt die Menschen in Angst und die Politik in Fehler. Das ist unverantwortlich. Hört auf, den Kindern Angst zu machen – die bekommen ja schon Wahnvorstellungen.”

  29. Sehr geehrter Prof. Rahmstorf,

    vielen Dank für Ihre prompte Antwort auf meine Frage vom 28.09.2019. Der Hintergrund meiner Frage war eine Diskussion mit “Klimazögerern” und deren Argumentation, man solle sich mehr auf die Folgen konzentrieren, worauf ich keine schlagkräftige Antwort wusste, da ich mich mit Ökonomie nicht gut auskenne. Inzwischen weiß ich, dass meine Diskussionspartner ihr Argument von einem Medienwissenschaftler her haben: Unter
    https://www.kepplinger.de/content/klimaforscher-über-die-klimaberichterstattung werden unter “Anhang” im Dokument “Die_Klimaforscher_sind_sich_laengst_nicht_sicher.pdf”
    einige Ergebnisse einer Umfrage unter 235 in der Klimaforschung in Deutschland tätigen Personen von vor 12 Jahren gezeigt.
    Halten Sie diese Umfrage für richtig erhoben?
    Insbesondere die in “Tabelle 6: Notwendige Reaktionen auf den Klimawandel”
    Falls Sie die Studie für seriös halten, wie würden die Umfrageergebnisse wohl heute aussehen?