Underachiever

BLOG: Hochbegabung

Intelligenz, Sonntagskinder und Schulversager
Hochbegabung

Die heiße Zeit ist dran: Nicht nur der Sommer, sondern auch die Zeugnisse setzen dem ein oder anderen hoch begabten Schüler derzeit zu. Sicherlich sind es nicht alle Hochbegabte, aber für einen Teil der Hochbegabten, die Schule ohnehin als notwendiges Übel erachten, wird die Zeit der Zeugnisse zum wirklichen Problem. Was sind das für Kinder, die ja eigentlich aufgrund ihrer Fähigkeiten das Potenzial per se für akademische Leistungen mitbringen, sie aber nicht erreichen?

So genannte hoch begabte Underachiever leisten nicht das, was man aufgrund ihres hohen IQ erwartet. Da Schulleistungen und Intelligenz nicht 1:1 zusammenhängen, ist eine Passung (das so genannte Achievement) sowieso nicht zu erwarten, jedoch wird eine Abweichung bis hin zum Nicht-Erreichen des Klassenziels als auffällig umschrieben. Im wissenschaftlichen Kontext wird hier genau gerechnet: Nur wenn ein hochbegabter Schüler nur durchschnittliche und unterdurchschnittliche Leistungen erbringt, ist er ein „wirklicher“ Underachiever.

Heißt das, dass bei einem Notendurchschnitt von 3,1 erst eine 3- den „wirklichen“ Underachiever ausmacht? Ja, genau das heißt es. Die glatte 3 gehört eben noch in einem Abweichungsraum, der statistisch nicht signifikant ist. Hochbegabte, die ja zu den besten 2% gehören, also 98% ihres Alters hinsichtlicher kognitiver Fähigkeiten übertreffen, werden eben erst zum Underachiever, wenn sie zu den unteren 50% in der gezeigten Leistung gehören. Rein wissenschaftlich betrachtet, lässt sich der Anteil der hochbegabten Underachiever in der Gruppe der Hochbegabten auf etwa 15% beziffern. Also nicht wirklich viele.

Neben den grundsätzlichen Fragen, ob das in der Praxis so umsetzbar ist, der Intelligenztest denn ach so valide und wann denn ein Noch-Achiever nun zum Underachiever wird, ist viel wichtiger, auf die Begleitphänomene des Underachievements zu achten. Underachiever haben enorme psychische Auffälligkeiten, sie haben negative Einstellungen von sich selbst und zeigen Verhaltensauffälligkeiten von ängstlich bis aggressiv. Sie stellen sich selbst in Frage, haben eine niedrige Selbstwirksamkeitserwartung und befinden sich in sozialer Randständigkeit. Auch arbeiten sie ineffizient, denn selbst wenn sie lernen, kommt nicht viel dabei heraus.

Hieraus folgt für die Arbeit mit Underachievern zunächst, die psychischen Beeinträchtigungen zu minimieren. Störungen zuerst – denn diese können sich verselbstständigt haben und hemmen den Fortschritt. Einfache Nachhilfe, ein bisschen Förderkurs und Experimentierkasten oder das Motto „Lernen lernen“ greifen hier zunächst nicht, sondern sie verkennen die Tiefe des Underachievements. Es ist klinisch geworden.

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Veröffentlicht von

Götz Müller ist Diplom-Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut und Leiter des Instituts für Kognitive Verhaltenstherapie (IKVT). Er arbeitet beratend und diagnostisch mit Familien hoch begabter Kinder und Jugendlicher. In der psychotherapeutischen Arbeit beschäftigt er sich schwerpunktmäßig mit dem Underachievement bei Hochbegabten, hier insbesondere bei Jugendlichen.

30 Kommentare

  1. Ich denke, man sollte sich von der nur zum Zwecke wissenschaftlicher Studien begründbaren, eher numerischen Definition des Underachievements lösen.
    Die Frage muss vielmehr lauten: Ist der (junge) Mensch in der Lage, sich angemessene Ziele zu setzen und diese aus eigener Kraft zu erreichen? Wenn beide Aspekte der Frage mit “ja” beantwortet werden können, besteht kein Problem. Auch dann nicht, wenn ein Schüler seine Eltern und Lehrer damit zur Verzweiflung treibt, dass er mit seinen Freunden im Wettbewerb steht, wer die Versetzung mit dem schlechtesten Zeugnis und einem Notenschnitt von 4,0 erreicht.
    Allerdings gibt es sehr wohl Schülerinnen und Schüler, die trotz hervorragendem Notendurchschnitt nie gelernt haben, sich anzustrengen oder konstruktiv mit Problemen umzugehen, weil sie in der Schule nie das Bedürfnis hatten. Stoßen sie auf ihrem Lebensweg dann doch irgendwann auf ein Hindernis – und das ist eher wahrscheinlich – können sie in schwerste Krisen geraten.
    Wissenschaftliche Forschung ist gut und wichtig. Aber für die praktische Arbeit mit jungen Menschen spielen andere Kriterien – nicht zuletzt das “Bauchgefühl” der Eltern und die Erfahrung des Beraters/Begleiters/Therapeuten – eine weit wichtigere Rolle.

  2. klinisch?

    “Es ist klinisch geworden”, halte ich nun aber für keine geeignete Beschreibung. Beim Underachievement liegt – sehr wahrscheinlich – keine Krankheit vor, und da sollte man sich vor einer Medikalisierung der Pädagogik, die ohnehin schon weit voran geschritten ist, doch hüten.

    Übrigens: Falls es auch unter den Nicht-Hochbegabten 15% oder mehr Kinder gibt, die unter ihren Möglichkeiten bleiben, (was ich annehme) dann hätte das Phänomen gar nichts mit Hochbegabung speziell zu tun.

    So wie Menschen mit Epilepsie nicht Epileptiker genannt werden wollen, weil das ihre gesamte Existenz unter diese eine Perspektive zwingt, ist es ja auch vielleicht für Hochbegabte schrecklich, ständig unter einer Leistungsperspektive gesehen zu werden. Wie wäre es mit: Menschen/Schüler mit hoher Intelligenz?

  3. Ein Anfang, immerhin

    Ich freue mich sehr daß Herr Müller sich diesen Themas annimmt. Der Anfang ist gemacht! Dafür erst einmal Vielen Dank.

    Es ist m.E. eine wichtige Erkenntnis zu sehen, daß IQ und Schulnoten nicht ein und dasselbe sind. Möglicherweise ist es sogar ein Zeichen von Intelligenz, sich dem maroden Schulsystem zu verweigern?! Anknüpfungspunkte für eine (hoffentlich) konstruktive Diskussion zwischen Psychologen und Pädagogen gibt es hier reichlich.

    Es ist immer auch interessant zu vergleichen wie man im europäischen Umland mit Hochbegabten umgeht. In diesem Zusammenhang ist die Arbeit von Jeanne Siaud-Facchin interessant (“L’enfant surdoué”) leider liegt noch keine Übersetzung aus dem Französischen vor. Sie berichtet von ähnlichen Zahlen für Underachiever:
    45% aller Hochbegabten wiederholen eine Klassenstufe
    20% brechen vor dem Abitur ab
    17% studieren mit nur mittelmäßigem Erfolg
    20% von allen psychiatrisch hospitalisierten Jugendlichen sind Hochbegabte
    (Quelle: http://www.cogitoz.com/PI.aspx?PLinkId=30&PT=100 )

    Es mag also sein, daß 15-20% Underachiever “nicht wirklich viele” sind, aber der Leidensdruck in dieser Gruppe ist offensichtlich teilweise ganz beträchtlich. Hier gilt es nach Gründen und Ursachen zu forschen.

    Denn es ist ja so: Können wir es uns wirklich leisten, ein Fünftel aller Begabungen einfach zu “vergeuden”? Hochbegabungen sind etwas seltenes (2%!) und es sollte ein nationales Anliegen sein, diese Kinder und Jugendlichen zu fördern und nicht untergehen zu lassen. (Dies wird auch auf Bundesebene zumindest theoretisch gut umgesetzt: siehe die sehr gut gemacht Infobroschüre des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, Download hier: http://www.bmbf.de/de/762.php ). In Amerika ist eine derartige Förderung schon seit längerem Gang und Gäbe.

    Ich fasse zusammen: Hochbegabte Kinder setzen sich nicht in allen Fällen “von allein” durch, zumindest einige von ihnen scheitern daran ihr Potential zu entfalten und diese sollten gefördert werden. Wer noch immer am Nutzen von Begabtenförderung zweifelt, sollte sich einmal folgendes Szenario klarmachen: Was geschieht mit einem hochbegabten Kind oder Jugendlichen, das in der Schule scheitert und keinen Platz in der Gesellschaft findet? Im schlimmsten Fall wendet sich die hohe Intelligenz gegen die Gesellschaft: man hätte es Jahre später mit hochbegabten Kriminellen zu tun. (Siehe etwa’Dagobert’).

  4. Rückblicke

    Ein unbestreitbares Musterexemplar von „Hochbegabung“ war Manfred von Ardenne, der als 14jähriger die ersten Rundfunkgeräte bastelte, als es noch gar keinen Rundfunk gab. Wegen schlechter Leistungen in Fremdsprachen mußte er das Gymnasium in Berlin-Tempelhof verlassen, konnte nicht studieren, aber als Autodidakt wurde er ein vielseitig kreativer Wissenschaftler. Sein erstes Patent erhielt er sechszehnjährig.

    Ein Gymnasium in Berlin war es auch, das mich in der „Quinta“ zu undiszipliniert und schwatzhaft fand (viele Tadel und Rügen im Klassenbuch), und auf dem nächsten war es nicht besser, Sitzenbleiben, Tadel, Arrest, nur die Schläge fehlten, aber dafür Ungerechtigkeiten ohne Ende. Am dritten Gymnasium hielt ich bis zum Abitur (mit 4,0) durch. Die Eins in Musik zählte nicht auf den Schnitt, und alles andere war glatt Vier.
    Daß ich nach einem Musikstudium auf Anhieb einen Studienplatz in Humanmedizin erhielt, war ein Wunder und eine Herausforderung, die ich mit einer Eins im Physikum und einer Zwei im Staatsexamen in der Bestzeit bewältigte.
    Bis auf gelegentliche Probleme mit diktatorischen Chefärzten und Oberärztinnen kam ich dann gut durchs ärztliche Berufsleben, überwiegend selbsständig, und immer auch musikalisch aktiv.
    Das soll nicht von „Hochbegabung“ zeugen, aber so dumm, faul und frech, wie meine Lehrer glaubten, war ich wohl doch nicht.
    Die beiden Klassenbesten aus meiner Abitursklasse hatten keine großen Vorteile
    durch ihren Einser-Schnitt. Die Klassenbeste wurde Ärztin und brachte sich mit 40 um, der Klassenbeste wurde ein etwas verschrobener Physiklehrer.
    So glaube ich, daß der Numerus Clausus, der die „Braven“ und die „Streber“ bevorzugt, kein guter Maßstab für Begabung ist.
    S.R.

  5. @ Christian Hoppe

    Lieber Herr Hoppe, die Umschreibung mit “klinisch” ist sicherlich für den pädagogischen Bereich unpassend. Hier ist zunächst einmal kaum etwas klinisch und Underachievement ist keine Krankheit. Die Bedingungen, die ätiologisch relevant sein können, können jedoch durchaus klinische Züge haben. Die Umschreibung klinisch trifft jedoch die Beeinträchtigungen, die Underachiever psychisch und/oder sozial erfahren können.

  6. @ Dirk Oppenhoff

    Lieber Herr Oppenhoff, ja, für die Praxis ist die Frage des Wie viel interessanter. Wie kommt es zum Underachievement? Welche Bedingungen führen dazu, dass es beginnt oder sich verändert? Welche Anteile des Kindes wirken förderlich, welche eventuell hemmend?

  7. @ Christophe Witz

    Nun sind wir beim Underachievement angelangt, welches ich – das muss ich gestehen – fast ausschließlich aus der deutschen, englischen und amerikanischen Forschung zu beleuchten vermag. Die französische Studie ist mir nicht bekannt, aber ich werde mich annähern. Allerdings erscheint mir die Quote von 45% Wiederholern sehr hoch …
    Underachievement ist jedenfalls sehr vielfältig. Vom Verweigerer über depressive Bilder bis hin zur gescheiterten Existenz.

  8. Wieder geht’s nur um Kinder…

    Erwachsene Underachiever scheinen nur noch als schlechtes und abschreckendes Beispiel zu dienen. Für hochbegabte Kinder und Jugendliche gibt es heutzutage jede Menge Angebote, damit sie möglichst nicht zum Underachiever werden. Doch was ist mit denjenigen, die in einer Zeit aufgewachsen sind, als es diese Unterstützung noch nicht gab? Die haben halt Pech gehabt, und tragen als Erwachsene selbst die Verantwortung dafür, wenn sie “Versager” sind, also deutlich hinter ihrem Potenzial zurückbleiben.
    Offen bleibt die Frage, was denn noch greift, wenn es erstmal klinisch geworden ist, z.B. bei Erwachsenen…

  9. Ich habe den Artikel und die Kommentare überflogen.

    Ich bin 29 Jahre alt und habe vor 10 Jahren mein Abitur an einer Gesamtschule in NRW mit einem Notendurchscnitt von 3,1 absolviert.

    In der Schule erlebte ich das das Sozialverhalten einiger Schüler meine Aufmerksamkeit und Neugierde drosselte, weil sich deren Verhalten auf die ganze Klasse hemmend ausgewirkt hat.

    Innerhalb dieser dysfunktionalen Verhäntisse war ich immer wieder der Willkür einiger Mitschüler ausgesetzt. Ich habe Abwertung erfahren, massive Störungen des Unterichts erlebt und wurde bis in die Oberstufe hinein immer wieder mal eingeschüchtert.

    Dadurch habe ich zum einen die Rolle des schüchternen Außenseiters erlernt, der nur wenige Freunde hat und zum anderen vermutlich nicht mein ganzes Potential entfalten können.

    Meine Mutter ist allein erziehend und Berufstätig gewesen und verfügt nur im Bereich Schul- und Allgemeinwissen nur über deutlich reduziertes Wissen. Sprich ich wurde von ihr nicht ausreichend gefördert.

    Meine Noten in Mathematik lagen teilweise zwischen 3-4. Nachdem ich durch einen Vater eines Freundes Nachhilfe bekam, lagen diese bei 1-2. Das unzureichende Verständnis des vorherigen Stoffes in Mathematik bereitete mir dann in der Oberstufe wieder Schwierigkeiten, so dass ich dann wieder zwischen 3-4 Stand.

    Auch von der Seite der Lehrer erlebte ich teilweise zynische Reaktionen. Anstatt wertgeschätzt zu werden zeigten einige Lehrer starkes unbehagen gegenüber dem Sozialverhalten einiger Schüler und projizierten Ihre Wut in den Unterricht.

    Neben der Schule war ich Leistungssportler im Rudern und trainierte an einem Leistungszentrum. Der Sport wurde für mich ein Rückzugsraum den ich übergewichtete. Dort lernte ich teilweise deutlich sozialere und gebildetere Menschen kennen. Jedoch hat sich dort auch niemand um meine sozialen Probleme gekümmert.

    Mein Leidensdruck wurde immer größer und ich war ich bereits ab dem 15. Lebensjahr deutlich deprimiert. Gegen Ende des Abiturs war ich regelrecht in mir gefangen und richtig depressiv.

    Nach dem Zivildienst versuchte ich zweimal zu studieren, was mir aufgrund meiner psychsichen Verfassung und meiner Lerndefizite allerdings nicht gelang.

    Ich isolierte mich, war mehrmals in psychosomatischen und psychiatrischen Klinken, nutze psycho- und soziotherapeutische Angebote.

    Ich bekam Antidepressiva, Neuroleptika und Beruhigungsmittel. Nahm vermutlich durch Zyprexa 40kg in einem halben Jahr zu. Und war stellenweise stark depressiv, stark Antriebsgehemmt und hatte zweimal auch psychotisches erleben.

    Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Angst, Traurigkeit und Wut waren deutlich ausgeprägt.

    Bis zum 28. Lebensjahr hatte ich noch nie partnerschaftlichen Kontakt zu einer weiblichen Menschen.

    Jetzt lebe ich in einer sehr liebvollen Beziehung und entwickle mich schrittweise aus meinen Problemen.

    Ich habe einen Schiffsbruch erlitten und werde mich vermutlich nie ganz davon erholen. Ich lernte die psychiatrische Szene kennen und wurde mit Realitäten konfrontiert die mich nachhaltig geprägt haben.

    Von mehreren Behandlern wurde mir gesagt das ich über eine Sprachbegangung und eine hohe Intelligenz verfüge. Angebote zur systematischen sozialen und intelektuellen Integration wurden mir jedoch nicht genannt.

    Von meiner Umwelt habe ich Unverständnis für mein angeblich nicht leistungsorientiertes und verzweifeltes Verhalten empfangen. Ich habe in den letzten zehn Jahren sehr bedrückende Einsamkeit erlebt.

    Ich bekam Schizophrenie und Persönlichkeitsstörungsdiagnosen und wurde als Pseudointelektuell bezeichnet.

    Es schien mir als wenn ich ein problematischer Mensch bin, was sich deutlich auf meinen Selbswert auswirkte.

    Bald werde ich ALGII empfangen und an einem Berufsförderungswerk eine Ausbildung absolvieren.

    Der fehlende Zugang zu gruppenorientierten Bildungsangeboten in den letzten 10 Jahren, aufgrund meines Bewußtseinzustandes, wirkte sich sozial und intelektuell deutlich benachteiligend aus.

    Begründet sich meine Entwicklung durch meine Biologie / Umwelt / durch mich? Ich vermute das es eine Wechselwirkung ist.

    Es bleibt die Frage, wo finde ich nun weitere Unterstützung zur Bewältigung meiner emotionalen, sozialen und intellektuellen Defizite?

  10. Underachiever

    Tja, mein Sohn ist so einer. Durch ein Ereignis in der Familie (Todesfall des Vaters und anschließend bestätigte Legasthenie und Hb) erfuhr ich von der Hochbegabung. Auch wenn 15 % absolut gesehen nicht viele sind, so sind es doch zu viele. Diese junge Menschen schaffen es oft nicht das theoretische Wissen und das Streben nach weiteren Wissen praktisch in der Schularbeit/Klassenarbeit einzubringen und der Frust steigt. Zum Glück gibt es Internet, dort kann ein Hbler sich selbst Dinge aneignen, je nach Interessenlage. Niemand ist verantwortlich zum Helfen, der Schulpsychologe hat Vorbehalte (ahs: angeblich Hochbegabt) und Erziehungsberatungsstellen haben bestenfalls Adressen (welche nie auf Anfragen antworten). Diesen Ausspruch: “Hochbegabte setzten sich schon durch, irgendwann ..” kann ich absolut nicht mehr leiden. Weshalb werden Wege (-schulkarrieren) so erschwert? Wäre mein Sohn körperlich behindert oder minder-begabt erhielte er Unterstützung. Da diese Nicht-Förderung nicht nur ihm geschieht (kenne 3 weitere Jugendliche) ist es wohl so gewünscht.

  11. Finde ich gut das was für junge Menschen getan wird. Es gibt aber auch viele ältere Betroffene die schon lange darunter leiden! Leider erkenne ich selbst erst in den letzten Jahren nach einem gesundheitlichen Zusammenbruch die Zusammenhänge zwischen meinem bedrückenden Anderssein und der Hochbegabung. Es konnte sich krankheitsbedingt in meinem Falle “die Hochbegabte” eben nicht “durchsetzen”. Die Kraft ging immer in den Kampf ums Überleben.
    Dringend suche ich nach Wegen aus dem umfassenden Underarchievertum, das völlig unnötig entstanden ist. Besonders blöd ist, das ich nicht mehr so viel “Lebenszeit” habe dafür. Für Ältere “Underarchiever” gibts kaum Forschung und tolle erlösende Erkenntnisse die wir nutzen könnten: wir fallen wie schon immer in unserem Leben mal wieder unter den Tisch. Oder habe ich hoffentlich unrecht?

  12. Underachiever

    Auch bei uns ist grosse Ratlosigkeit breit geworden. Nachdem unser 5-jähriger Sohn im Kindergarten stark auffiel und aufgrund seiner hohen intellektuellen Reife als Kann-Kind diesen Sommer eingeschult wurde, wurde auch ein Test (HAWIK) durchgeführt, der ihn als hochbegabt identifizierte. Soweit so gut: er war herausragend in vielen Dingen, wie Allgemeinwissen, Sprachbegabung und frühes Kopfrechnen. Mit dem Tag der Einschulung hörte das alles auf. Wir haben jetzt 6 Monate später ein Kind, das sich selbst als dumm und blöd bezeichnet, keine Leistung mehr bringt, lethargisch und ohne Eigenantrieb die Hausaufgaben “erledigt”. Er kommt mit dem System Schule überhaupt nicht zurecht, fühlt sich ausgegrenzt. Die Lehrerin lässt ihn nicht zu Wort kommen, weil er zu lange braucht um auf den Punkt zu kommen und seine Gedankengänge sind zu komplex – er macht keine Rechenaufgaben mit Stopuhr mit…
    Die Lehrerin ist überfordert mit dem Leistungs- und Sozialgefälle der gesamten Klasse und kann sich nicht individuell kümmern. Sie will ihn fördern, hat aber völlig verkehrte Vorstellungen. Sie meint, er müsse zuerst die elementaren Dinge zeigen (gute Tests etc.) um dann mit ihm gerechten Tehmen gefördert zu werden.
    Unsere Gespräche verlaufen nicht ergebnisorientiert und wir denken ernsthaft nach, unterjährig auf eine Montessorischule o.ä. zu wechseln. Problem ist hierbei nur – es gibt in einem Umkreis von 100km jede erdenkliche Fördermöglichkeit für jede Art von Behinderung – aber keine spezielle Möglichkeit, dieses Kind aus seinen Tiefen zu befreien. Wir wollen doch wie alle anderen Eltern auch ein glückliches Schulkind, welches gerne Leistung zeigt und auch stolz auf sich sein kann!
    Wo ist ein Weg für dieses Kind ?

  13. Wohin wenden?

    Sie sollten im ersten Schritt die Stelle kontaktieren, die die Diagnostik vorgenommen hat. Wenn dort keine Kompetenz in Sachen HB vorliegt, ist es sinnvoll, sich über die DGhK oder die Karg-Stiftung zu informieren, welche Stellen zur Beratung Sie in Ihrer Nähe haben. Auch im Kreise der Schulen sollte sich ein Berater in Begabungsfragen befinden, der meist als Schulpsychologe im Schulamt sitzt.
    Aus Ihren Aussagen lässt sich schließen, dass eventuell weitere “Baustellen” bei Ihrem Kind bestehen. Auch das sollten Sie bei den Kontaktstellen äußern, damit das Kind in seiner Gesamtheit gesehen wird!

  14. Diese sogenannten “Underachiever” sind einfach “nur” intelligente jedoch faule Schüler, die unter keinem Leistungsdruck vom Elternhaus stehen, und deshalb den Weg des kleinsten Widerstandes gehen. Völlig normal für ein “Kind”. DIe verpasste Chance auf eine sehr gute Allgemeinbildung müssen sie später mühselig nachholen, ist ja nicht so dass der Abiturstoff geistig sonderlich viel abverlangt, es ist eher sehr viel Arbeit damit verbunden.

  15. Kommentar

    Ich, 31, möchte kurz meine Sichtweise aus der Schulzeit aufzeigen, vielleicht ist das für den ein oder anderen interessant oder gar hilfreich:

    Ich bin in der Grundschule mühelos der Klassenbeste gewesen.

    Dann, ab Wechsel ins Gymnasium hat sich das relativiert. Mit erster Fremdsprache Latein bestand ein gewisser Lernzwang. Dieser wurde in Latein durch wöchentliche Kurz-Tests und mündliches Abfragen überprüft (in den Kurz-Test hatte ich zu 95% 6er). Beim mündlichen Abfragen (Note gleichgewichtet mit den Kurztests) hat dies bei mir dazu geführt, dass ich kurz vor der entsprechenden Unterrichtsstunde (5. bis 10. Klasse) von Klassenkameraden, die die Hausaufgaben gemacht hatten, die Dinge schnell gelernt hab. Ansonsten habe ich seit der 5. Klasse in keinem Fach mehr Hausaufgaben gemacht. Der Witz daran war, dass ich dennoch beständig Noten zwischen 3 und 4 erhielt.

    In der 6. Klasse hab ich mir sehnsüchtig einen Computer gewünscht, bekommen, und die meisten Nachmittage mit Freunden und Abends alleine davor verbracht. “Zuviel Computerspielen” hat meine Eltern stark geärgert, aber aus meiner Sicht hat es nicht besonders geschadet. (kommt auf die Art der Spiele an!)

    Auch auffällig war in meiner Kindheit, dass ich viele Interessen, Sportarten etc. angefangen, aber keine zu Ende gemacht hab. Das hat für einen gewissen Frust meiner Eltern gesorgt.

    In der 8. Klasse gab es kurz die Überlegung meiner Eltern, mich in ein Internat zu stecken, da ich lernunwillig war.
    Zuhause verweigerte ich die Hausaufgaben. Auch sank meine Note in Latein auf eine glatte 6 im ersten Halbjahr. Dann wurde eine mir sympathische Nachhilfelehrerin für 3 Monate einmal wöchentlich engagiert, und ich hatte auf einmal lauter 1er und 2er. Mir war damals schon bewusst, dass meine Faulheit nicht unendlich weitergehen kann, aber ich hatte keine Motivation mein nicht-lernen zu ändern.

    In der Kollegstufe hatte ich insgesamt mehr als 100 unentschuldigte Fehltage. Da ich aber nur Tage versäumt hatte, an denen keine Klausuren stattfanden ging das (und ich dann volljährig wurde). Im ersten Halbjahr der Kollegstufe hatte ich, da ich einen NC schaffen wollte, einen Notendurchschnitt von 1.6. Als ich aber rausfand, dass ich den Studienplatz auch anders bekommen werde, war diese Motivation weg.
    Abiturnote 3.1

    Ich habe dann anschliessend studiert mit Abschluss und
    arbeite nun in einem guten Job.

    Aus einem gewissen Abstand mein Verhalten als Schüler betrachtend:
    – Die Lehrer haben mich nicht gefördert und ich habe sie nicht respektiert. Es gab einen Lehrer, den ich kompetent fand, da waren meine Noten sehr gut.
    – Mir sind Dinge leichter gefallen als anderen. Daher habe ich unangenehme Sachen wie Hausaufgaben einfach weggelassen
    – In Mathematik hat mir dadurch viel Basiswissen gefehlt, das ich im Studium hätte gebrauchen können.
    – Das Lernen hab ich erst während des Studium gelernt.

    Ich habe mich nie als “Underachiever” oder “Hochbegabter” gesehen und finde die Begriffe auch nicht besonders sinnvoll.

    Ich würde mir aber von Seiten des Bildungssystems wünschen, dass Schülern in Pflichtkursen ohne Noten nützliche Lerntechniken beigebracht werden, jedes Jahr.
    Am besten von Universitätsdozenten.
    Also Hilfe zur Selbsthilfe.

    Eltern sollten Ihren Kindern einen Rahmen vorgeben, mit Pflichten, Belohnungen aber auch mit Freiräumen (Kindheit!).

  16. Under(dog)achiever

    Wie kann ich mir selber denn nun helfen? Gibt es Möglichkeiten sich professionell helfen zu lassen? Habe die 2. Therapie in der ich höre das ich über dem Durchschnitt bin, geholfen hat mir das allerdings überhaupt nicht.
    Bin nun 28 studiere seit 15 Semestern Chemie. Zwar langsam, aber mit guten bis sehr guten Noten! Jedoch ohne etwas dafür zu tun. Zwinge mich noch bis zum Abschluss, bevor ich was ganz anderes machen werde, um überhaupt etwas in der Tasche zu haben.
    Kann mir einer Literatur empfehlen? Vielleicht mal einen Club für uns begabte Versager….

    Danke und Gruß,

    Martin

  17. Anders wie die Anderen

    Anders wie die Anderen!
    Stark Introvertiert und Sehr Hoch – Hoch Intelligent! (beides erst sehr spät erfahren)
    Ja das bin ich, manches mal zum Glück und leider zu oft zu meinem Pech.
    Nachdem meine Eltern vom Dorf in eine Großstadt gezogen waren (Mitte der 60er Jahre), sollte ich auch gleich eingeschult werden, aber aufgrund meines Dialektes und meiner Sprachweise, unterstellte man mir einen Sprachfehler und dass was ich dort gesagt habe, sollte mir angeblich vorher so eingetrichtert worden sein, denn ein Kind konnte solch Antworten einfach nicht geben können!??
    Bereits nach einigen Wochen auf einer Sprachschule, stellte sich heraus, dass ich keinen Sprachfehler hatte, jedoch musste ich zunächst zwei Jahre dort verbringen.
    Meine Noten waren dort noch Gut bis sehr Gut!
    Ich kam also auf eine andere Schule – gleichzeitig begann meine Mutter zu trinken und mein Vater neigt von diesem Zeitpunkt an ab und zu zur Gewalt.
    Meine Schulnoten verschlechterten sich etwas, aber es hätte noch für ein Gymnasium gereicht.
    Nur, nach der Meinung meiner Klassenlehrerin sollte ich doch noch das 5 Schuljahr für eine Orientierung nutzen.
    Meine Mutter war nun bereits eine starke Alkoholikerin und mit meinem Vater sprach ich nur wenn es absolut Notwendig war.
    Meine Leistungen in der Schule gingen in den Keller und ich begann die Schule und mein Umfeld, nach und nach, immer mehr zu Verachten.
    Ich begann ein Underachiever zu werden, verweigerte zunächst die Hausaufgaben, dann den Schulunterricht und erlangte keinen Schulabschluss!
    Es folgte ein erster test bei der IHK für einen Ausbildungsplatz. Ich bestand den Test als Bester, so erhielten meine Eltern tatsächlich einige Schreiben, in denen Ihnen Hilfe für mich Angeboten wurde, jedoch konnte nicht sein was nicht sein durfte, ich galt schließlich als der ruhige- und dumme Spinner.
    Es gab dann doch noch einen Versuch der Malerausbildung, welche ich jedoch nach einem halben Jahr abbrach.
    Es folgten ein dutzend Jahre von Arbeitslos über Lagerarbeiter, Bundeswehrgrunddienst (Eignungstest als bester abgeschlossen) bis Maschinenbediener.
    Erst dann machte ich zumindest noch meinen Realschulabschluss (nur 2en). Und nach dem ich eine Zeitlang (mal wieder) Arbeitslos war, erfolgte ein Psychologischer- Amtlicher Test, das Ergebnis hat nicht nur den Psychologen in Erstaunen versetzt. Ich hab dann eine Gute kaufmännische Ausbildung mit anschließenden weiteren Weiterbildungen erhalten und auch gemacht.
    Mein eigentliches Ziel jedoch war immer Frühzeitig aus dem Arbeitsleben auszuscheiden.
    Durch sehr langfristige (auch Risiko behaftete) Anlageformen, wird es mir möglich sein, in wenigen Jahren meinen Traum von einem kleinem Haus und einem genügsamen Leben (als Privatier) zu verwirklichen.
    Meine antinatalistische Einstellung wird jedoch immer bestehen bleiben.

  18. schlechtes Schulsystem

    Also mein Sohn (10) wurde vor 1 jahr getestet auf ADS,weil seine damalige Grundschullehrerin mir täglich ans Herz legte dies zu tun da er im Unterricht stören würde und sich auffällig benehmen würde!Tja…das Ergebnis dieses Tests war,dass mein Sohn einen IQ von 134 habe und KEIN ADS!Es gibt kaum Schulen ,wo Kinder 6 Std lieb und brav in der Schulbank sitzen und ich finde es einfach nurb traurig,dass Lehrer sofort zu ADS tendieren ohne sich Gedanken zu machen!!Hochbegabung ist ein Geschenk und kein Fluch sondern ein Segen,aber so wird es nicht gesehen oder gar nicht erst erkannt!Man sollte das Lehramt -Studium mehr unter die Lupe nehmen und den Schwerpunkt definitiv auf den pädagogischen Teil richten,denn da sind erhebliche Mängel festzustellen..oder Desinteresse!!!Es macht mich einfach nur traurig,dass es die wenigsten interessiert und sich die wenigsten Lehrer damit beschäftigen!!!!!

  19. Beitrag zum Beitrag

    Hallo Zusammen,

    also ich habe alle Kommentare hier gelesen und habe festgestellt, dass ich viele der genannten “Beschwerden” auch habe.

    Die Frage ist nun, was kann ich dagegen tun?
    Ich versuche mich wirklich zu zwingen zu lernen aber es bringt einfach nichts…und ohne werde ich mein Studium nicht schaffen(Es geht nunmal hauptsächlich ums auswendiglernen).

    Hat hier jemand ein nützlichen Tipp für mich?

  20. Underachiever

    Einen Underarchiever haben wir leider auch zu Hause.
    Aber WIE schafft man es “den Hund zur
    Jagt zu tragen”?

  21. Sich zum Lernen zwingen?

    Hallo Jesper,
    ich haenge schon sehr lange in dieser Blase, jetzt wird es allmählich besser.
    Es gibt verschiedene Ratgeber zum Thema “Prokrastination” (lustig und erleichternd: “Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin” von Passig und Lobo), Bücher über Arbeitstechniken, bei der TK gibts die Broschüre “Motivationstechniken im Alltag”. Aus all dem und einer Psychotherapie habe ich mir einen Schopf gebastelt, an dem ich mich hoffe aus dem Sumpf ziehen zu können, bevor mein Studiengang geschlossen wird. Nach all der Kopfarbeit war der Durchbruch, dass mein Arzt bereit war mir Ritalin zu verschreiben. Ich glaube das alleine hätte meine Situation nicht verbessert, aber ich konnte so nach langer Zeit das Gefühl erfahren, wie es ist sich auf eine Sache konzentrieren zu können. Ich hatte den Glauben daran verloren. Inhaltlich habe ich gelernt, ich muß mir das Arbeitsthema, den Stoff zu eigen machen, sonst gehts nicht.
    Viel Erfolg
    Katharina

  22. Underachievern fehlt Motivation

    Das eigentliche Problem der Underachiever ist die fehlende Motivation, sich für etwas zu begeistern. Meiner Meinung nach resultiert das aus einer oder mehreren Erfahrungen nicht ernst genommen worden zu sein. Wenn diese Kinder nicht da abgeholt werden wo sie stehen (z.B. in der Diskussion als zu “vorlaut”abgekanzelt werden), fühlen sie sich nicht angenommen und abgelehnt. Sie denken dann, an ihnen sei etwas schlecht und fühlen sich schuldig für ihre éigene Existenz. Und ziehen sich zurück, machen dicht. Dabei benötigen gerade solche Kinder Ansprechpartner, die sie für ihr Wissen, ihre Fähigkeiten und ihr Verhalten und auch für ihre z.T. erstaunliche Reife loben. Nur Lob schafft langanhaltende Motivation!!!

    Was das Thema Lernen angeht, steht meiner Meinung nach weniger das Lernen selber als die mangelnde Disziplin im Vordergrund. Ohne diese wird auch der Höchstbegabte es nicht schaffen, demotivierende Erlebnisse = Misserfolge zu überwinden. D.h. der Erziehende muss in der Lage sein, dem Kind klar zu machen, dass es sich anzupassen oder etwas durchzuziehen hat!! Auch wenn es nicht will!! Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Ich weiss aus eigener Erfahrung, dass einen da die eigenen Kinder an den Rand der Verzweiflung bringen können. Je intelligenter sie sind, desto mehr versuchen sie sich durchzusetzen.Zu erziehen ist der stressigste Job der Welt, da man zwangsweise von den Kinder an Grenzen herangeführt wird.Aber es lohnt sich!!!!

  23. Underachiever

    Hallo alle zusammen,

    ich bin per Zufall auf diese Seite gestoßen, da ich mich seit einigen Wochen aus lauter Verzweilung mit dem Thema Hochbegabung beschäftige.
    Unsere heute 15-jährige Tochter ist, nachdem wir während der Grundschulzeit ständig von der Klassenlehrerin über das merkwürdige und teilweise “gestörte” Verhalten unserer Tochter informiert (und genervt) worden sind, vor 2 Jahren auf UNSERE Initiative hin mal getestet worden. Dort wurde bereits eine überdurchschnittliche Begabung festgestellt (allerdings waren das Prüfungspersonal, die räumlichen Bedingungen und letztendlich die Jugendpsychologin nicht gerade angenehm, so dass ich nach heutigem Wissenstand davon ausgehen muss, dass meine Tochter nicht ihr Optimum “rausgehauen” hat).
    Viele Symptome der Hochbegabung, die ich mir in den letzten Wochen angelesen habe, passen 1:1 auf unsere Tochter: sie hat Entwicklungsphase übersprungen (konnte bereits mit 9 Monaten laufen, spät gesprochen, dann aber richtig und viel), hat früh Interesse z.B. u.a. an technischen und mathematischen Dingen gehabt (o.k. ich bihn Ingenieurin), mit denen Gleichaltrige nicht anfangen konnten. Und damit fing das Elend an: die Mitschüler fingen an, unsere Tochter immer wieder zu piesacken. Ihre Flucht bestand darin, sich auf der Schultoilette einzuschließen (zum Ärgenis der Lehrerin).
    Sie bekam ohne Probleme eine Empfehlung fürs Gymnasium. Da sie sich aber schnell mit Lehrern “auseinandersetzte” (völlig “daneben” für eine 10-jährige), mußte sie nach dem 1.Jahr gehen. Also Wechsel auf das nächste Gymnasium. Hier machte sie keine Hausaufgaben und fiel u.a. deswegen permanent unangenehm auf, konnte sich aber immer mit Intensität in anspruchsvolle Dinge einbringen, bei denen sich die Mitschüler “zierten”. Letztendlich hat sie es sich im 8.Schuljahr mit der Französischlehrerin (2. Fremdsprache) verdorben, was ihre gymnasiale Karriere beendete. Nun dümpelt sie mehr schlecht als recht auf der Realschule herum. Viele Dinge kann sie bereits aus dem Gymnasium und es ist alles schrecklich langeweilig (und es fehlt jeglicher Ehrgeiz, die Intelligent einzusetzen). Wieder gibt es permanent Krieg mit verschiedenen Lehrern, da sich unsere Tochter in spannenden Fächer so reinhängt, dass sie den Lehrer abhängt. Wer mag das schon.
    Parallel dazu hat sie sich in die Internet und PC Welt begeben, wo sie viel Zeit investiert und offensichtlich Mega-Können entwickelt.
    Wir arbeiten schon mit verschiedenen Institutionen zusammen (u.a. wegen Schule schwänzen) und haben keinen Schimmer wie wir aus der verfahrenen Nummer rauskommen. Wir hoffen, dass unsere Tochter irgendwie einen brauchbaren Realschulabschluss im nächsten Jahr schafft und dann in einer Ausbildung, die sie sich aussucht, eine Linie findet.

  24. Hallo Martin
    bin di Mutter eines “Underachiever”
    nein di kann ich keider kein Buch empfehlen . aber unserer gesellschaft sollte dingend eines empfohlen werden.

  25. Mit Buchempfehlung

    Kinder sind nicht einfach so Underachiever, sie werden erst dazu gemacht!
    Es ist für sie, wie ein laufen gegen geistige Mauern.

    Ich versuche mal an einfachen Beispielen, einen einfachen Zusammenhang zu verdeutlichen.

    Eine Lehrerin fragt einen Schüler: 1 plus 1 ist doch Immer 2 Richtig?
    Der Schüler ist begeistert, erwatet er doch von sich selbst eine anspruchsvolle Antwort und sagt stolz: Nein!
    Er erwartet nun ein Nachfragen, wie er denn zu diesem Ergebnis gekommen sei.
    Stattdessen wird er übergangen oder mitleidig Zurechtgewiesen

    Die Lehrerin wollte nur eine einfache allgemeingültige Bestätigung ihrer Aussage.
    Der Schüler erwartete eine Herausforderung, er fragte sich ist den 1 plus 1 IMMER 2, ein Heuhaufen und noch ein Heuhaufen ist doch nur ein etwas größerer Heuhaufen.
    Er fühlt sich im Recht und wird doch nur Übergangen und oder Zurechtgewiesen.

    Nun fragt die Lehrerin was ist nun 2 plus 2?
    Der Schüler denkt 2 plus 2 Was? und bezieht sich das wieder auf das Immer oder nicht?
    Sage ich die Antwort 1 so ist sie Falsch, sage ich die Antwort 4, so ist sie aber nach meiner Meinung auch nicht so ganz Richtig und während er noch darüber nachdenkt was er sagen soll, wird er übergangen und ist jetzt enttäuscht.

    Weiter mit einer sehr beliebten und bekannten Textaufgabe!
    Als ich diese Textaufgabe, so ähnlich, in einem Buch1 gelesen habe, sprang sie mich sofort an. Hatte ich doch in meiner Schulzeit genau mit und wegen dieser Aufgabe eine Auseinandersetzung mit meiner Klassenlehrerin!

    Ein Zug fährt von A nach B, mit einer Geschwindigkeit von 10 Kilometern pro Stunde, die Fahrzeit beträgt 1,5 Stunden. In den letzten 10 Meter langen Wagon des Zuges fliegt eine Fliege. Der Wagon wird geschlossen. Die Fliege fliegt mit einer Geschwindigkeit von 5 Kilometern in der Stunde immer eine Gerade von einem Ende des Wagons zum anderen Ende des Wagons.

    Fragestellung:
    Welchen Weg legt die Fliege zurück? (Die Frage wurde zuvor natürlich als Anspruchsvoll ausgegeben)

    Als normale und richtige Antwort wird folgende Überlegung betrachtet.
    Die Fliege ist im Zug. Fahrzeit 1,5 Sunden mal 10 Kilometern!
    Lösung: Die Fliege legt einen Weg von 15 Kilometern zurück.

    Das ist für mich Unsinn! Es wurde ja nicht nach dem Weg von dem Zug gefragt, es wurde auch nicht nach dem Weg des Wagons, in dem die Fliege sich befindet und fliegt gefragt.

    Nach was wurde denn gefragt? Nach der fliegenden Fliege!
    Die Lösung: Die Fliege in dem Wagon…. fliegt also 7,5 Kilometer!?

    Oder etwa nicht?!
    Der Wagon ist 10 Meter lang, die Türen geschlossen. Ist es im Wagon somit nicht Dunkel, kann die Fliege dort etwas sehen und wenn ja, fliegt sie jedes mal gegen oder an die Wand, welche Zeit geht dadurch verloren, oder fliegt sie in einer engen Kurve vor der Wand ab?
    Oh stopp, die Fliege fliegt ja immer eine Gerade, aber wenn die Fliege eine Gerade fliegt so muss sie doch immer wieder ihre Geschwindigkeit reduzieren vor der Wand und danach auch wieder erhöhen. Kann denn eine Fliege überhaupt eine Gerade fliegen? Nein kann sie nicht!
    Ich betrachte die Fliege somit einfach mal wie Schrödingers Katze und nehme nur die gegebenen Werte für die Fliege an.

    Die Lösung bleibt also bei 7.5 Kilometern?

    Oder etwa wieder nicht?!
    Bleibt das Problem der Fragestellung, die Frage ist als Anspruchsvoll ausgegeben! Welchen Weg legt die Fliege nun zurück?
    Wo ist die Fliege? In einem Wagon! Spielt es eine Rolle wo der Wagon sich befindet? Also auf einem Abstellgleis oder an einem Zug! Ja durchaus!? Oder etwa doch nicht?!
    Oh, Schrödingers Katze grüßt mal wieder.

    Ein Läufer auf einem Laufband, läuft mit 5 Kilometern in 1.5 Stunden gleich 7,5 Kilometer. Spielt es eine Rolle wo sich das Laufband befindet wenn nur nach dem Läufer gefragt wird?

    Ein Mann besteigt einen Wagon am Zug, der Zug fährt mit 10 Kilometern in 1,5 Stunden gleich 15 Kilometer. Spielt es eine Rolle was der Mann macht wenn nach dem Zug gefragt wird?

    Ein Mann besteigt einen Wagon am Zug – besteigt ein Laufband und läuft los – und, auch der Zug fährt los. Ahha Bingo! Addieren! Das ist das Anspruchsvolle an der Aufgabe!

    Die Fliege fliegt in den Wagon und fliegt und der Zug „fliegt“ (äh fährt) los. Sind dann 7,5 Kilometer plus 15 Kilometer gleich 22,5 Kilometer! Das ist es mit Sicherheit! (Dies war meine Lösung, ich hatte addiert)
    .
    Aber, aber? Wurde denn danach auch gefragt?
    Nach meiner Meinung und im übertragenem Sinne Ja. Aber! Oh, Schrödingers Katze!
    Es dreht sich also wohl doch nur um die Fliege, ansonsten wenn ich den Weg des Zuges noch zu berücksichtigen habe, müsste ich denn dann nicht auch noch die Geschwindigkeit der Erde um die Sonne und die Rotation um die eigene Achse und die Rotation unserer Galaxie usw…??! Nein nein!

    Meinen die vielleicht doch nur den Zug? Aber was sollen dann die Angaben mit der Fliege und auch die Frage nach dem Weg der Fliege? Nein Unsinn!

    Und so beißt sich die Katze in den Schwanz, man ist wieder am Anfang!

    Für einen introvertierten Unterachiever wie mir, ist eine Lösung schlicht und einfach nicht möglich.
    Warum!?
    Der Zug scheidet als Lösung aus! Danach wurde nicht gefragt! 15 ist also Falsch!
    Die Addition von Zug und Fliege scheidet aber nun mal leider auch aus! 22.5 Kilometer ist Falsch! (auch wenn die Frage es impliziert)
    Und! Es geht aber auch nicht um die Fliege alleine! 7,5 Kilometer ist also auch Falsch

    Natürlich ist auch das alles sowieso Falsch, die Lösung müsste wenn lauten: Die Fliege legt einen Weg von xx Kilometern zurück, wir sprechen ja nicht von xx Kilometern Äpfeln oder Birnen, sondern von einem Weg von xx Kilometern.

    Die leidige „richtige“ Lösung ist nun mal: Die Fliege legt einen Weg von 15 Kilometern zurück.

    Es sind die sich ergebenden Möglichkeiten aus den eigenen Ansprüchen gegenüber einer einfachen Lösung, welche einen Schüler, in einem Umfeld, das einen nicht verstehen kann oder will, zur Verzweiflung führen können. So zumindest die freundliche Umschreibung.

    Ich würde wohl ehr die Frage stellen, welcher Idi…. hat sich den diese besche….. Frage ausgedacht und vor allem, was hat er sich dabei überhaupt Gedacht und was dabei auch noch so einfach mal Vorausgesetzt!?
    Und jetzt fangen Sie mal als introvertierter Junge eine Diskussion mit einer jungen dynamischen Klassenlehrerin, über solche eine Art von Aufgaben, an. Da werden Sie ganz schnell einfach Abgehandelt.
    Dieses versucht man einige male, danach betrachtet man es für sinnlos, sich mit solchen Aufgaben überhaupt noch zu beschäftigen. Da es in anderen Fächern nun aber mal mehr oder weniger, aber im Grunde, ähnlich ist und abläuft, läst man Schule – Schule sein und langweilt sich einfach mit der Zeit zu tote, bei der Beobachtung, wie sich doch die Anderen ins Zeug legen bei solch einem Blödsinn.
    Eine Beteiligung am Unterricht, kommt nicht mehr in Frage, man schaltet ab.
    Man akzeptiert das Anders sein von den Anderen und verschließt sich oder man macht sich auf subtile Art bemerkbar, dann jedoch hat man ADS.

    Ist ihr Kind introvertiert so wird es sich ehr zurückziehen.
    Ist ihr Kind extrovertiert so wird es sich ehr auf subtile Art bemerkbar machen.

    Das Buch1 ist: Jenseits der Norm – hochbegabt und hoch sensibel von Andrea Brackmann.
    Ich habe mich dort an einigen Stellen sehr „schön“ wieder gefunden.

    Das Buch: Zart Besaitet von Georg Parlow, kann ich jedoch nur sehr Eingeschränkt empfehlen.

    Für „Erwachsene“ introvertierte! Empfehle ich: Still- Die Bedeutung von Introvertierten in einer lauten Welt- von Susan Cain, manchmal etwas langatmig, aber doch fast immer 😉 zutreffend.

    Zum Ersten Satz vom letztem Absatzes des Artikels:
    „Hieraus folgt für die Arbeit mit Underachievern zunächst, die psychischen Beeinträchtigungen zu minimieren. Störungen zuerst – denn diese können sich verselbstständigt haben und hemmen den Fortschritt.“

    Hat nicht nur für die Schule, sondern auch für das „Zuhause“ eine große Bedeutung.

  26. Underachiever

    Meine Tochter ist underachiever. Trotz hoher Intelligenz bringt sie nur 5 und 6 Nachhause, so dass Sitzenbleiben droht. Dies liegt an einer manifesten Prüfungsangst und daraus resultierender Probelmatiken mit Selbstwirksamkeitserwartung und Motivation. Wir haben schon Verhaltenstehrapie, Hypnose uvm. hinter uns, aber nichts hilft und die Situation spitzt sich zu. Wir bangen um den Schulabschluss und das Abitur ist in weite Ferne gerückt. Wir sind dringend auf der Suche nach Hilfe.

  27. Underachievern nur bei ab IQ 130?

    Sehr geehrte Damen und Herren,
    mein Sohn 11 Jahre, Testergebnisse: IQ 107,114,118,122.
    Legasthenie jetzt festgestellt. Manche Merkmale für Hochbegabte treffen auf ihn zu und auch ebenso das Verhalten für Underachiever. Zur Zeit Verweigerung und Resignation. Legasthenie/Lerntherapie am Beginn. Kann ihm Französisch ab 6. Klasse (z.zt. 5. Klasse Realschule)zumuten? Überforderung bei ja oder auch Unterforderung bei nein? Können Sie mir einen Rat geben oder was könnte man noch tun? Versteckte Hochbegabung? Wird dann vielleicht falsch therapiert? Über einen Rat wäre ich Ihnen sehr dankbar! Mit freundlichen Grüßen Heike Ahrens

  28. Wie schön wäre es gewesen, wenn meine Kinder (3) ihre Begabungen so richtig in der Schule eingesetzt hätten!

    Einser Schüler ohne großen Probleme; nicht immer wieder Lehrpersonen die meinten, wir als Eltern würden alles falsch machen; nicht die endlose Diskussionen über Hausaufgaben, Bewertungen, nicht funktionierende Arbeitsgruppen; keine Spannungen zu Hause, kein Klinikaufenthalt für meinem Sohn.

    Ach wie schön!

    Wäre, denn es war anders. Ich, als Vater, wir als Eltern, standen ständig irgendwie unter Druck der Umgebung, angeführt von Lehrpersonen und Studierten, unsere Kinder zum Erfolg zu führen. Bis ich irgendwann genug von diesem ganzen Theater hatte und mit meine Kinder Klartext geredet habe.

    “Die Schule ist eure Verantwortung! Zum Glück bin ich raus, habe den Streß nicht mehr. Wenn ihr Unterstützung braucht, egal in welche Form, dann sage es, ihr bekommt sie. Ansonsten, regelt es selbst!”

    Das Ergebnis war verblüffend. Die Kinder wurden weder schlechter, irgendwann osgar etwas besser in der Schule. Aber die Situation zu Hause verbesserte sich schlagartig.

    Heute sehe ich drei erfolgreich studierende, in ihre Arbeit aufgehende, zufriedene, glückliche junge Erwachsenen. Hochgeschätzt in ihrem Umfeld, egal ob privat oder an der Universität. Junge Menschen mit ein Gespür für das Wesentlichen und Menschen in Not, in Gleichgewicht mit sich selbst und ihre Umgebung.

    Wenn ich ehrlich bin, das war eigentlich das, was wir als Eltern wollten: Glückliche Kinder zu glückliche Erwachsenen werden zu lassen. Manchmal denke ich gemein “trotz der Schule”.

    Heute treffe ich beruflich immer wieder Eltern deren Kinder von Lehrpersonen als Underachiever bezeichnet werden. Sie könnten doch, wenn sie nur wollten – aber sie wollen nicht! Die Eltern verzweifeln und ich stelle nur eine Frage: Leidet ihr Kind darunter, dass er nicht Klassenbester ist? Nein? Nun, dann genießen Sie gemeinsam das Leben, die Freiheiten der Schulzeit, die Lehrpersonen die alles besser wissen und vieles mehr. Sie haben ein wunderbares Kind, einmalig, begabt und es wird seine Ziele erreichen, denn es weiß, dass Sie hinter ihm stehen, da sind wenn es Sie als Eltern braucht. Und irgendwann, irgendwann wird es “klick” im Kopf machen, vielleicht früher, vielleicht später. So ist das nun mal mit Kinder. Sie werden auf die Füssen landen, so wie meine Kinder gelandet sind.

    Und wenn Sie mir nicht glauben, frage Sie doch meine Mutter. Die wundert sich wohl am meisten, dass sogar aus mir noch etwas anständiges und vernünftiges geworden ist.

    • Wenn es denn immer so einfach wäre.
      Unser Sohn wurde in der Grundschule massiv gemobbt, die Lehrer kamen mit ihm nicht zurecht, Alternativen gab es nicht. Wenn sie Bilder aus der Kindergarten- und aus der Grundschulzeit betrachten, ist der Unterschied erschreckend.
      Auf dem Gymnasium hat er den Klassenclown gegeben etc., kam so mit den anderen Kindern gut zurecht,mit den Lehrern und dem Lernen eher weniger. Alles öde, langweilig etc.
      Mit 15 hat er die Schule dann schlichtweg verweigert. MIt viel Glück haben wir eine Heimeinweisung verhindert und die Schulpflicht beendet.

      Er hatte auch keinen Bock mehr auf Psychologen, die IQ 120 diagnostizierten, sonst aber keine grosse Hilfe waren, und auf all diese anderen Gespräche mit Lehrern, Sozialarbeitern…Ich muss gestehen, wir ebensowenig. Das ganze Leben ab der 1. Klasse hat sich nur um Schulprobleme gedreht. Jetzt gönnen wir uns und unserem Sohn eine Auszeit. Endlich erlebe ich meinen Sohn mal wieder als ausgeglichen und gut drauf. Auch wenn er momentan mehr virtuell als im realen Leben lebt, ich denke die Pause hat er dringend nötig. Wie es in Zukunft weitergehen soll ohne Schulabschluss – Nun er ist ja intelligent, irgendwie wird er seinen Weg schon noch finden. Zumindest hat er jetzt den Alptraum Schule hinter sich und kann endlich ein wenig aufatmen. Natürlich mache ich mir Sorgen um seine Zukunft, aber die Erleichterung überwiegt.

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