Tanz der Jupitermonde
BLOG: Himmelslichter
Vor einigen Wochen berichtete ich über einige anstehende Jupitermondereignisse. Tatsächlich hatte ich mehrmals Glück mit der Beobachtung. Diese Bildserie zeigt die Bedeckung des Jupitermonds Europa durch Io. Ich konnte sie in der Nacht vom 8. auf den 9. September aufnehmen. Zum Einsatz kamen der 20-cm Refraktor der Sternwarte Aachen und eine kleine Videokamera.
Die Aufnahme entstand bei einer Brennweite von sechs Metern und unter Verwendung eines Infrarotfilters. Dieser diente dazu, das wirklich außerordentliche schlechte Seeing dieser Nacht ein wenig auszutricksen: Langwelliges Licht wird durch die Luftunruhe weniger stark abgelenkt als kurzwelliges, daher sollte das Seeing im infraroten Spektralbereich weniger störend wirken.
Natürlich muss der verwendete Empfänger im Infraroten noch ausreichend empfindlich sein. Ich benutzte die Schwarz-Weiß-Videokamera SK-1004X, deren CCD-Chip bei einer Wellenlänge von 700nm noch 85% ihrer maximalen Empfindlichkeit aufweist, bei 800nm immerhin noch 50%. Tatsächlich erscheinen Jupiter und seine vier hellen Monde bei Verwendung dieses Filters (Durchlass ab etwa 700nm) auf dem Monitor beinahe unvermindert hell, wärend beim visuellen Durchschauen die Monde ganz unsichtbar sind und Jupiter nur noch als schwach rote Scheibe erscheint.
Für jedes des in der Serie gezeigten Bilder habe ich jeweils ein Video aus 400 Einzelbildern aufgenommen. Trotz des Filters sind diese Rohbilder alles andere als ermutigend, doch das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass selbst in dem schlechtesten Video noch ein paar brauchbare Einzelbilder stecken. Diese müssen allerdings erst einmal einzeln gesichtet, also Bild für Bild durchgeklickt werden, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Das machen Programme wie Giotto zwar auch automatisch, ich verlasse mich meist aber lieber auf mein Auge. Von 400 Bildern habe ich jeweils rund 380 weggeworfen, nur 10-20 waren gut genug, dass ich sie für die Erstellung des Summenbilds nutzen konnte (unten zeige ich ein Beispiel für ein "gutes" und ein "schlechtes" Einzelbild aus ein und demselben Video).
Die übriggebliebenen Bilder habe ich mit dem Programm Giotto gestackt und die dabei entstehenden Summenbilder mit Fitswork weiterbearbeitet. Dazu wurde mit Hilfe eines Gaußschen Glättungsfilters ein "Fehlerbild" erstellt, das vom Original angezogen wird. Das Ergebnis ist ein im wesentlichen von Seeingeffekten befreites, scharfes Bild. Bei der Bearbeitung der Summenbilder habe ich mich eng an die Anleitung von Klaus Hohmann gehalten, die jeweiligen Einstellungen aber den Bedürfnissen meiner Bilder entsprechend angepasst.
Trotz des wirklich miserablen Seeings können die beiden Monde bei einem Abstand von weniger als 0,5 Bogensekunden noch getrennt werden! Was sollte also bei guten Beobachtungsbedingungen noch möglich sein?
Ein "gutes" Bild, aufgenommen in einem der wenigen Momente relativer Luftruhe. Die beiden Monde sind immerhin erkennbar. Etwa 10-20 solcher Bilder ergeben ein Summenbild. Der Reflex stammt vom nahe stehenden Jupiter.
Ein schlechtes Bild, nur wenige Sekunden nach dem obigen aufgenommen. Es zeigt anstelle der beiden Monde nur eine diffuse "Wolke".
Dem aufmerksamen Leser wird bestimmt aufgefallen sein, dass ich gar nicht die der Bedeckung folgenden Verfinsterung des Europa durch den Io-Schatten erwähnt habe, die zwischen die zwischen 22:41 und 22:44 stattfand. Leider meinte mein Laptop just in diesen drei Minuten, kurzfristig die Arbeit einstellen zu müssen… So bleibt also noch etwas übrig für das nächste Mal!