Ist das WissZeitVG jetzt tot? Ich denke: Es ändert sich wenig!

Auf den Tag genau heute vor zwei Jahren schrieb ich den Beitrag “WissZeitVG: Immer krank und nicht einmal tot“. Das Thema ist seit gestern wieder massiv in der Presse und man fragt sich vielleicht: Ist es jetzt vielleicht soweit? Stirbt das WissZeitVG? Und wird sich was danach ändern?
Nein. Ich habe bei letzterem meine Zweifel. An der Situation ändern wird sich wenig. Aus zwei Gründen. Zum einen haben die Kollegen Brembs und Brennicke in der FAZ Anfang des Jahres präzise die Mechanismen beschrieben, die nicht unmittelbar am WissZeitVG liegen und doch eben zu mehr Zeitverträge für Wissenschaftler führen: “Wir flexibilisieren uns zu Tode“. Zum anderen – und das ist im wesentlichen ein deutscher Sonderweg – steht die deutsche Lehrstuhlstruktur einer Veränderung im Wege. Fast überall sonst in der Welt öffnet die dortige Departmentstruktur mit ihrer Möglichkeit der disziplinären Ausdifferenzierung oder wahlweise der Schwerpunktbildung jungen Forschern Unabhängigkeit. Die Lehrstuhlstruktur kultiviert die Abhängigkeit. Schön zeigt sich das auch in der «infantilisierenden Bezeichnung jüngerer Wissenschaftlerkohorten bzw. nicht-professoraler Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen als „Nachwuchs“.»
Worum es im Kern bei dem WissZeitVG geht, habe ich in dem oben zitieren Beitrag zusammengefasst. Der Beitrag wurde später auch in der Fachzeitschrift Wissenschaftsmanagement leicht gekürzt veröffentlicht.
Hier noch ein aktueller Online-Pressespiegel (Auswahl) von der GEW zusammengestellt:
- Der Tagesspiegel: „Zeitverträge für Nachwuchswissenschaftler GEW will Postdocs nur noch mit Perspektive“,
- die tageszeitung (taz): „Arbeitsbedingungen an den Hochschulen: Wissenschaftler nicht nur auf Zeit“; Kommentar von Anna Lehmann: „Schluss mit Dr. Zeitvertrag“,
- Süddeutsche Zeitung: „Bund will Ausbeutung junger Forscher stoppen“, (Bericht über das Interview mit Bundesministerin Wanka, Wortlaut-Interview in der Printausgabe)
- Spiegel Online: „Prekäre Arbeitsbedingungen: Wanka will Ausbeutung von Wissenschaftlern stoppen“,
- Wirtschaftswoche: „Ende der Zeitverträge? Gewerkschaft stellt Pläne für faire Karrierewege an Unis vor“, (dpa-Meldung mit Zitat von HRK-Präsident Hippler)
- Mittelbayerische Zeitung: „Das Wissenschaftsprekariat wehrt sich“,
- Neues Deutschland: „Köpfe und Nägel – GEW stellt Gesetzentwurf für Zeitverträge vor“,
- duz – Deutsche Universitätszeitung: „Prekariat in der Wissenschaft: Neue Pläne für die Generation Zeitvertrag“, (Vorberichterstattung vom 19. Dezember)
- Westdeutscher Rundfunk: „Gewerkschaft legt Gesetzentwurf vor: Zu viele Zeitverträge in der Wissenschaft“,
- Deutschlandfunk: „Wissenschaftszeitverträge: Neun von zehn Verträgen sind befristet“, (Text), (Audio)
- Pressemitteilung Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen: „Befristungsunwesen in der Wissenschaft endlich überwinden“,
- Pressemitteilung Bundestagsfraktion Die Linke: „Gesetz für Mindeststandards statt Ausbeutung im Wissenschaftssystem“
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