Macao: Glücksspielmetropole in Ostasien

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Die Glücksspielmetropole Las Vegas muss sich warm anziehen. Neue Herausforderer in Südostasien schicken sich an, der Wüstenmetropole Marktanteile und Umsätze abzunehmen. Der wohl erfolgreichste Herausforderer in der Region ist Macao. Einst verschlafene portugiesische Kolonie an der Mündung des Perlflusses entwickelt sich die Stadt zum Glücksspielzentrum in Ostasien, das mittlerweile im Umsatz und der Hotelbettenzahl an Las Vegas vorbeigezogen ist.

Nicht einmal dreißig Jahre ist es her, da war die ehemalige portugiesische Kolonie noch ein Ort, dessen internationale Bedeutung seit dem 19. Jahrhundert kontinuierlich abgenommen hatte. Attraktiv hauptsächlich für Aussteiger, die ein Mittelmeerflair in Südostasien suchten. Wirtschaftlich und finanziell verschwand die Halbinsel im Schatten Hongkongs. Beschleunigt wurde der Niedergang vornehmlich durch den Bedeutungsverlust der Kolonialmacht Portugal in den vergangenen Jahrhunderten und durch den Aufstieg Hongkongs zum wichtigsten Handelsstützpunkt Großbritanniens in Ostasien. Macao wurde 1557 von den Portugiesen errichtet und erstreckt sich über eine Halbinsel und der Insel Taipa in der Mündung des Perlflusses. Macao ist aktuell der wohl am dichtbesiedeltste Ort der Welt, mit einer Einwohnerdichte von ca. 20.000 Menschen pro km2.

Im Gegensatz zu Hongkong, spielte Macao in der Entwicklung des Perlflussdeltas nur eine untergeordnete Rolle. Die Unternehmen der Stadt konnten bei der wirtschaftlichen Öffnung Chinas nur wenige Entwicklungsimpulse generieren, da sie nicht besonders zahlreich und auch nicht so finanzstark waren, wie Unternehmen aus Hongkong. Lediglich einige Nahrungsmittelproduzenten und wenige Elektronikunternehmen lagerten ihre Produktion in die benachbarte Sonderwirtschaftszone Zuhai aus, während Hongkong und die Sonderwirtschaftszone Shenzen eine Erfolgsgeschichte schrieben. Dies lässt sich vor allem an den Häfen der Städte am Ostufer des Perlflusses ablesen. In Shenzen und Hongkong entstanden gewaltige Containerhäfen, die zu den größten der Welt aufstiegen, während sich im Hafen von Zuhai dagegen nur einige Fischerboote und Stückgutfrachter befanden.

Glückspielwirtschaft
Die Stärke Macaos liegt allerdings in einem anderen Wirtschaftsbereich: dem Glücksspiel. Dieses ist in China und auch in vielen anderen asiatischen Staaten stark reguliert oder verboten. In Macao entwickelte sich allerdings eine prosperierende Glücksspielwirtschaft. Macao profitiert hierbei besonders vom Internationalen Flughafen in Hongkong, der nur wenige Kilometer von Macao entfernt liegt und mittels Fähre und in Zukunft per Brücke, einfach zu erreichen ist.
Das Glücksspiel Macaos war lange Zeit durch ein Monopol geregelt. Eine Liberalisierung dessen setzte erst 2002 ein, indem die Kasinowirtschaft auch internationalen Unternehmen geöffnet wurde. Mittlerweile befinden sich 18 Großkasinos in Macao, unter anderem ein Nachbau des Venetian aus Las Vegas und Niederlassungen von MGM Grand und Wynn. Das größte Kasino Macaos ist allerdings das Grand Lissboa, welches sich im Besitz von Stanley Ho befindet, der bis 2002 die einzige Glücksspiellizenz in Macao besaß und somit zum reichsten Bürger Macaos aufstieg.
Die Stadtverwaltung plant, in Zukunft weitere Kasinos zu errichten. Allerdings geht der Platz für derartige Großprojekte langsam zur Neige. Diese Entwicklung wird die einst verschlafene Kolonie daher radikal umstrukturieren. So vervielfachte sich die Anzahl der Hotelbetten so stark, dass mittlerweile sogar Las Vegas übertrumpft wird. Auch der Umsatz, den die Kasinos in der Stadt generieren, liegt bereits über dem der Kasinos in Las Vegas. Dies liegt unter anderem an einer unterschiedlichen Zielgruppenorientierung. Während Macao sich hauptsächlich auf Großbeträge spezialisiert, werden in Las Vegas vor allem mittlere und Kleinsterträge generiert.
Die Kasinowirtschaft ist dafür verantwortlich, dass Macao zu einem der reichsten Länder der Erde aufgestiegen ist. Allerdings bestehen innerhalb Macaos erhebliche Einkommensdisparitäten.

Expansion Macaos
Die Kasinowirtschaft ist mittlerweile so erfolgreich, dass Macao in den nächsten Jahren aufs Festland expandieren wird. Während auf Macao langsam der Platz für gigantische Kasinos knapp wird, überlegt die Regierung von Guangdong und die Stadtverwaltung von Macao, die chinesische Halbinsel Hengquin Dao für die territoriale Expansion Macaos zur Verfügung zu stellen. Als erster Schritt sollen Produktionsbetriebe aus Macao in die Sonderwirtschaftszone Zuhai ausgelagert werden, als zweiter ist eine Verlagerung des Campus der University of Macao aufs Festland geplant, da dieser einen prominenten Platz am Nordufer der Insel Taipa einnimmt. Der Universitätscampus bietet Platz für ca. drei Großkasinos. Es steht allerdings noch nicht fest, ob der Campus für die Kasinos geopfert werden wird. Bisher wird nur von einer Erweiterung des Campus gesprochen. An der Uni selber macht man sich da aber keine Illusionen und bereitet sich schon auf den Umzug nach Hengquin Dao vor.

Macao profitierte im besonderen Maße von der wirtschaftlichen Entwicklung im Perlflussdelta. Während Hongkong Arbeitsplätze ins Perlflussdelta exportierte, importierte Macao Finanzmittel aus China und Hongkong. Da der chinesische RMB international nicht gehandelt wird, ist das Glücksspiel für reiche Chinesen eine der wenigen Möglichkeiten, Finanzmittel ins Ausland zu transferieren und sich die Gewinne in international gehandelten Währungen auszahlen zu lassen. Ob Macao langfristig zum Glücksspielzentrum in Asien aufsteigen kann, wird die Zukunft zeigen, da bereits neue Konkurrenten wie Singapore in den Startlöchern stehen.

Casino Grand Lisboa

 

Blick auf Nordmacao

 

Dies war mein letzter Bericht direkt aus dem Perlflussdelta. Bei wem er weiteres Interesse geweckt hat, dem seien die bereits erschienen Artikel wärmstens zu empfehlen. Zusätzlich habe ich inzwischen alle Artikel mit Fotos bestückt.
1.    Berichte aus Guangzhou
2.    Nicht alles Gold was glänz
3.    Chinesische Medien
4.    Hongkong, Taiwan und das Perlflussdelta
5.    60 Jahre Volksrepublik China

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Meine Name ist Stefan Ohm und ich bin Geograph. Vor meinem Studium habe ich eine Ausbildung zum Fachinformatiker absolviert und danach bei Electronic Data Systems (EDS) als Lotus Notes Entwickler gearbeitet. Während meines Studiums in Hannover führte mich mein Weg zur Texas State University in San Marcos (USA) sowie zur University of Bristol (UK). Darüber hinaus absolvierte ich zwei Praktika bei NGO’s in Neu Delhi (Indien), mit dem Ziel Entwicklungsprozesse vor Ort genauer zu betrachten und damit ein besseres Verständnis über diese zu erhalten. Promoviert habe ich über den Strukturwandel im Perlflussdelta und Hongkong (China) an der Justus Liebig Universität in Gießen.

2 Kommentare

  1. Anpassungen an die Casinos

    Macao schränkt das Glücksspiel in Wohngebieten ein. Zudem soll das Mindestalter für Spieler in den Casinos auf 21 angehoben werden. Auf China Daily habe ich einen interessanten Artikel zu dem Thema gefunden. Wie in meinem Artikel erwähnt, beginnt die Stadtverwaltung von Macao sich besser auf die Großcasinos einzustellen. Durch den Bann von Slotmachines aus Wohngebieten sind vor allem kleinere Spielcasinos betroffen oder Bars betroffen. Die Betreiber von Großcasinos sind hiervon nicht betroffen. So spricht der Betreiber des Wynn Casinos auch von einer Win-Win Situation. Durch das Anheben des Mindestalters der Casinogäste wird, wie in den Medien gefordert, etwas für den Jugendschutz getan und einer verfrühten Spielsucht vorgebeugt.

    Der vollständige Artikel auf China Daily ist hier zu lesen: http://www.chinadaily.com.cn/…ontent_8790217.htm

  2. Visa Restriktionen

    Gerade habe ich gelesen, dass Guangdong neue Visa Bedingungen für die Einreise nach Macao aufgestellt hat. So ist es den Einwohnern Guangdongs nur noch erlaubt, alle zwei Monate in die ehemalige portugisische Kolonie einzureisen. Die Aktienkurse der Casinobetreiber sind daraufhin an der Börse in Hongkong gefallen.

    Hier ist der vollständige Artikel: http://www.marketwatch.com/…tion-news-2009-10-15

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