Seuchenzug in Indien: 160 Tote in zwei Wochen
BLOG: Fischblog
Zu einer anderen Zeit, sagen wir so etwa Mitte 2006, hätte diese Meldung längst die Runde gemacht. Nahe der Stadt Kanpur im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh ist vor zwei Wochen eine Seuche ausgebrochen, die sich, kann man den Zeitungsberichten glauben, rasend schnell ausbreitet. Um welche Krankheit es sich handelt, weiß niemand.
Auf jeden Fall ist erst mal so einiges schief gegangen. Offenbar haben örtliche Angestellte des Gesundheitssystems versäumt, die ersten Fälle der Gesundheitsbehörde zu melden, so dass erst eine Woche nach dem Ausbruch mit der Bekämpfung der Seuche begonnen wurde, als schon 150 Dörfer betroffen waren. Die Behörden sind dabei von einer Malariaepidemie ausgegangen. Das ist durchaus plausibel, heftige Monsunregen haben hervorragende Bedingungen für die Vermehrung von Malaria-übertragenden Mücken geschaffen. Außerdem sind Malaria-Ausbrüche im Nordosten Indiens während des Monsuns normal.
Also haben Sprühflugzeuge fleißig DDT im Umland verteilt, um die Ausbreitung der Krankheit zu unterbinden, was als Notfallmaßnahme gegen Malariaausbrüche zwar umstritten, aber wirkungsvoll ist. Hier aber nicht, denn unter Monsun-Bedingungen fühlen sich auch andere Krankheitserregern sehr wohl. Nach zwei Wochen, als die Ärzte feststellten, dass es sich nicht um Malaria handelt, hat sich die Seuche ungehindert in bereits über 300 Dörfern ausgebreitet.
Was die Todesfälle verursacht ist damit vollkommen unklar, und damit auch wie sich der Erreger verbreitet. Klar scheint zu sein: Er tut es schnell. Inzwischen haben die Einheimischen natürlich spitzgekriegt, dass keiner weiß, was dort vor sich geht, und flüchten aus der betroffenen Region.
Und jetzt hängt das Schicksal von Millionen, vielleicht Milliarden Menschen an einer einzigen Frage: Wie verbreitet sich der Erreger?
Wenn wir Glück haben, handelt es sich um eine einigermaßen ortsgebundene Krankheit: Der Erreger schwimmt im verdreckten Wasser oder wird von Tieren übertragen, die unter den speziellen Monsunbedingungen am besten gedeihen. Dann sind wir noch einmal aus dem Schneider, denn wenn die Ursache identifiziert ist, kann man sie auf verhältnismäßig kleinem Raum isolieren und bekämpfen.
Wenn wir Pech haben, wird der Erreger von Mensch zu Mensch übertragen und breitet sich gerade mit den Flüchtlingen in noch nicht betroffenen Regionen aus. In diesem Fall wird sich die anfängliche Verzögerung bei der Bekämpfung der Krankheit bitter rächen: Je früher man eine potentielle Pandemie identifiziert, desto besser. Ist nur ein Dorf betroffen, kann man die Erkrankten isolieren und den Seuchenzug aufhalten, bevor er überhaupt in Fahrt kommt. Bei tausenden Infizierten, die quer durchs Land ziehen, lässt sich die Ausbreitung einer Krankheit nicht mehr kontrollieren.
Das erste Szenario ist ungleich wahrscheinlicher: Regenzeit ist Seuchenzeit, und kaum eine dieser lokalen Ausbrüche verbreitet sich über das Monsungebiet hinaus. Es gibt aber keine Garantie. Unsere einzige wirklich effektive Maßnahme gegen neue, tödliche Seuchenzüge ist eine zuverlässige Früherkennung, die noch im Anfangsstadium eine effektive Bekämpfung ermöglicht.
Dass dieses Früherkennungssystem jetzt in Indien versagt hat, ist ein ausgesprochen schlechtes Zeichen, denn die nächste Pandemie kommt bestimmt. Und wenn sie kommt, wird sie so beginnen wie jetzt in Kanpur.
Früherkennung + angemessene Reaktion
Unsere einzige wirklich effektive Maßnahme gegen neue, tödliche Seuchenzüge ist eine zuverlässige Früherkennung, die noch im Anfangsstadium eine effektive Bekämpfung ermöglicht…….und die Einhaltung, wenigstens der gesetzlich vorgegebenen Hygienestandards ;-))
….was auch hierzulande schwer zu wünschen übrig lässt, so dass ich mir das indische “Szenario” nicht viel anders vorstelle, wenn es Deutschland beträfe…….
..wenn man immer noch Virusinfektionen mit bakteriziden Desinfektionsmitteln zu bekämpfen versucht ;-))….(siehe Bsp.:“Freiheitsberaubung” im Krankenhaus: eingesperrt ohne Toilette und Dusche
…..und Hausärzte Antibiotika gegen Virusinfekte verschreiben….