Laura oder der Duft der Frauen Teil 2

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ResearchBlogging.orgWer den Film “Das Parfüm – Die Geschichte eines Mörders” gesehen hat, weiß natürlich wer Laura ist – die Anderen müssen den ersten Teil meines Artikels lesen, indem ich über die Grundlagen des menschlichen Geruchs schrieb. Im zweiten Teil geht es um die praktische kommerzielle Anwendung dieser wissenschaftlichen Erkenntnisse: Um Frauen für Männer attraktiver zu machen, setzen manche Parfümhersteller manchen Frauenparfüms weibliche Pheromone zu. Was Pheromone sind und ob sie in den Parfüms funktionieren, davon in diesem Artikel.

Pheromone

Bereits im 19. Jahrhundert beobachtete der Schweizer Arzt August Forell (1848-1931), dass Seidenspinnermännchen (Bombyx mori) zu einem leeren Insektenkäfig flogen, in dem zuvor Seidenspinnerweibchen gehalten worden waren. Die Forscher Peter Karlson (1918-2001), Adolf Butenandt (1903-1995) und Martin Lüscher (1917-1979) identifizierten dann 1959 diesen Sexuallockstoff des Seidenspinnerweibchens und gaben ihm den Namen Pheromon [1]. Pheromon kommt aus dem Altgriechischen. „Pherein“ bedeutet demnach übermitteln, überbringen und „Hormon“ antreiben/bewegen. Dieses Pheromon, heute Bombykol genannt, wird in ausstülpbaren Duftdrüsen am Abdomen des Weibchen gebildet und an die Umwelt abgegeben. Das Männchen entdeckt dieses Pheromon mit Sensillen an den Antennen und bewegt sich anhand des Duftstoffgradienten auf das Weibchen zu.

Als Pheromone bezeichnet man Hormone, die nicht im Körper verbleiben, sondern in das umgebende Medium, Luft oder Wasser, abgegeben werden. Sie können beim Empfänger ganz bestimmte physiologische Prozesse oder Verhaltensweisen auslösen  Pheromone können z.B. Sexuallockstoffe oder Alarmbotenstoffe sein. Es handelt sich dabei um flüchtige Substanzen, die unsichtbar, meist geruchlos unbewusst oder mittels Geruches bewusst wahrgenommen werden.

Pheromone wirken zwischen Organismen der gleichen Art und müssen von Allomonen und Kairomonen unterschieden werden, bei denen es sich um Substanzen handelt, die zwischen Individuen verschiedener Arten wirken. Pheromone existieren bei Insekten und fast allen Wirbeltieren [2]. Nach ihrer unterschiedlichen Wirkungszeit kann man die Pheromone in zwei Klassen einteilen: Die Signal- und die Primer-Pheromone:

Die Signalpheromone wirken kurzfristig, sie erreichen im Körper des Empfängers eine sofortige physiologische Veränderungen wie z.B. die Ausschüttung von Neurotransmittern, die direkt auf das Verhalten das Empfängers wirken.

Primer-Perhomone hingegen bewirken eine langsamere längerfristige Veränderung in der Physiologie des Empfängers. Sie wirken auf die Hypothalamus-Hypophysen-Gonadenachse des Riechenden und können sich bei beiden Geschlechtern auf die Keimdrüsenfunktion auswirken.

Kopuline sind weibliche Pheromone im Scheidenschleim

Die bisher bekanntesten weiblichen Pheromone beim Menschen sind die Kopuline. Sie befinden sich im Scheidenschleim und bestehen aus einer Mischung kurzkettiger Fettsäuren (Essigsäure,  Propansäure, Butansäure, Methylpropansäure, Methylbutansäure). Die Bezeichnung stammt vom Entdecker Richard Michael der bei Rhesusaffen-Weibchen ganz ähnliche Vaginalsekrete fand, die Männchen zu Kopulationsverhalten (Besteigung und Ejakulation) veranlassten [3]. Außerdem stellte er fest, dass kastrierte Weibchen für ihre männlichen Partner wieder interessant wurden, nachdem ihnen Kopuline anderer Weibchen aufgetragen wurden [4].

Bei der Frau hängt die Kopulinproduktion vom Östrogenspiegel ab und ändert sich in den Phasen des Menstruationszyklus. In sechs bis acht Stunden werden rund 100 µg hergestellt [5]. Nur 60% der Frauen produzieren Kopuline. Frauen, die die Pille nehmen, produzieren keine [6]. Seit 1971 können die Chemiker Kopuline künstlich herstellen.  Manche Wissenschaftler vermuten, dass ein Mann eine geringe Konzentration Kopuline nicht riecht, aber sie ihm unbewusst signalisiert ob die Frau paarungsbereit ist oder nicht.

Nahe liegend, dass sich mancher Parfümhersteller die Wirkungen der Kopuline zunutze machen will  So wirbt die Athena Pheromon  mit folgendem Claim:

Athena Pheromone 10-13 enthalten synthetische weibliche Duftstoffe, die Ihren Sex-Appeal und Ihre Attraktivität für Männer erhöhen

Eine Studie über künstliche weibliche Pheromone in Frauenparfüms

Der Grund für diese Behauptung ist, wie ich vermute, eine doppelt-verblindete, placebo-kontrollierte Studie mit 36 heterosexuellen Studentinnen (Durchschnittsalter 27.8 Jahre) die die Athena Pheromon in Auftrag gab [7].

19 Frauen bekamen ein künstlich hergestelltes weibliches Pheromon (welches wollte die Athena nicht preisgeben wegen eines laufenden Patentverfahren. Ich nehme aber an, dass es sich um ein Kopulin handelt) in ihr Parfüm, 17 bekamen als Placebo die Alkohollösung in der das Pheromon gelöst war. Dabei änderte sich nicht der Geruch oder das Aroma des jeweiligen Parfüms. Das Parfüm musste jeden Tag unter der Nase, auf den Wangen und hinter den Ohren aufgetragen werden. Die Studienteilnehmerinnen durften nicht verheiratet sein oder mit einem Mann zusammen leben. Sie mussten eine regelmäßige Menstruation haben und durften nicht die Pille nehmen.

Die Forscher hatten sieben soziosexuelle Verhaltensweisen definiert, die die Studentinnen über acht Wochen beobachten sollten.

Intimate Sociosexual Behaviors

1.    petting/affections/kissing
2.    sleeping next to a romantic partner
3.    sexual intercourse
4.    formal dates

Nonintimate  Sociosexual Behaviors

5.    informal dates
6.    male approaches
7.    masturbation

Dazu mussten die Teilnehmerinnen ein Tagebuch führen und jede Woche den Versuchsleitern berichten. Jede Woche wurde die Zahl der Frauen ermittelt bei denen es positive Veränderungen gab.

Da die Art und die Häufigkeit der Begegnungen mit Männern unter anderem stark von den Lebensumständen, dem Charakter, der Attraktivität und dem Kleidungsstil der Frau abhing, war klar dass jede Versuchteilnehmerin eine individuelle Baseline hatte.

Die Wissenschaftler wollten durch diese Studie zwei Fragen beantworten:

1.    Gab es für jede Frau, ausgehend von ihrer individuellen Baseline, nach der Zugabe des Pheromons mehr Kontakte dieser Art mit Männern?

2.    Bei den Frauen bei denen es positive Veränderungen gab: War der Anteil dieser Frauen größer in der Pheromongruppe als in der Placebogruppe?

Bei keiner Frau hat sich die Baseline verschlechtert. Positive Veränderungen in Bezug auf die soziosexuellen Verhaltensweisen gab es sowohl in der Pheromongruppe als auch in der Placebogruppe. Der Anteil der Frauen bei denen es positive Veränderungen gab, war in der Pheromongruppe (74%) im Vergleich zur Placebogruppe (23%) für folgende vier soziosexuellen Verhaltensweisen aber signifikant größer:

Sexual intercourse
Sleeping next to a romantic partner
Formal dates
Petting/affection/kissing

Wenn diese Ergebnisse stimmen sollten, müsste es bald einen Run nach diesen Parfüms geben. Aber ich bin skeptisch und glaube nicht das diese Ergebnisse auf das synthetische Pheromon zurückzuführen sind. Erstens bestand an den Ergebnissen ein kommerzielles Interesse. Zweitens vermute ich, dass zusätzlich zum Placeboeffekt sich einige Frauen, mit der Hoffnung auf eine mögliche Belohnung, mehr ins Zeug gelegt haben und andere wiederum einfach gelogen haben. Da wir nicht wissen um welche chemische Substanz  es sich bei dem Pheromon handelt können wir noch nicht mal über einen möglichen Wirkmechanimus spekulieren. Ich finde auch die Zahl der Versuchsteilnehmerinnen und den beobachteten Zeitraum zu klein.

Der schwedische Psychologe Anders Winman hat sich in seinem Paper Do perfume additives termed human pheromones warrant being termed pheromones? [8] mit dieser Studie und noch einer anderen beschäftigt und kommt zu dem Schluss, dass alles nur heiße Luft ist, weil weder das richtige Studiendesign verwendet wurde noch die Statistik sauber ist.

Fest steht, dass für das menschliche Sexual- und Fortpflanzungsverhalten komplexere und flexiblere Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitungssysteme verantwortlich sind als bei Insekten oder niederen Wirbeltieren, wo neben Reflexen oft einfache Instinktgesteuerte Stimulus-Response-Mechanismen ablaufen. Im Laufe der menschlichen Evolution hat sich dieses Verhaltensrepertoire erweitert (vermutlich durch die Entwicklung des Gehirns) und so die menschliche Anpassungsfähigkeit gefördert. Bei Menschen hängt das Verhalten noch stärker als bei Tieren sehr stark vom Kontext ab. Ich glaube zwar, dass es menschliche Pheromone gibt und das sie das menschliche Verhalten beeinflussen können – allerdings haben sie eine weniger starke Wirkung auf die Physiologie und das Verhalten als bei Tieren.

Interessanterweise wurde eine ähnliche doppelt-verblindete, placebo-kontrollierte Studie vorher mit Männern durchgeführt [9]. Die Wissenschaftler stellten künstlich männliche Pheromone aus dem Achselschweiß her (Ich vermute Androsteron oder Androsterol.) und gaben sie den Männern ins After Shave. Der Anteil der Männer bei denen es positive Veränderungen gab, war in der Pheromongruppe im Vergleich zur Placebogruppe für folgende zwei soziosexuellen Verhaltensweisen signifikant größer: sexual intercourse, sleeping next to a romantic partner.

Auch hier habe ich die gleichen Bedenken, die ich schon bei der Studie mit Frauen geäußert habe. Zumal ich vermute, dass wenn es um Sex geht Männer wesentlich dicker auftragen als Frauen. Übrigens, wo wir gerade von Männern sprechen… Was bewirken Kopuline eigentlich bei Männern?

Was bewirken Kopuline bei Männern?

Laut einer Studie des Wiener Verhaltensforschers Karl Grammer haben Kopuline einen Testosteron-hebenden und die Attraktivität von Frauen-verschiebenden Effekt auf Männer [10]. Er ließ Männer künstlich hergestellte Kopuline riechen. Zur Kontrolle gab er Proben, die nur Wasserdampf enthielten. Vor und nach dem Riechen maß er im Speichel der Männer die Menge des männlichen Sexualhormons Testosteron. Es gilt als ein physiologischer Anzeiger für die männliche Lust. Nach dem Riechen legte er den Männern Fotos von fünf als verschieden attraktiv eingestuften Frauen vor.

Während bei der Gruppe, die lediglich Wasserdampf schnüffelte, der Testosteronspiegel leicht absank, war in der Kopulingruppe ein Anstieg des Testosterons zu verzeichnen. Und zwar völlig unabhängig davon, wie attraktiv die jeweilige Frau auf dem Foto eingestuft worden war. Erstaunlicherweise bewirkten die Kopuline außerdem, dass die Attraktivität der Frauen in den Augen der Männer ausgeglichen wurde. Die Männer, die an den Kopulinen gerochen hatten, stuften alle Frauen als mehr oder weniger gleich begehrenswert ein. Weniger begehrenswerte Frauen gewannen für die Männer an Attraktivität, am stärksten gewann die am wenigsten attraktive Frau. Die attraktivste dagegen verlor am meisten.

Leider konnte ich die Originalarbeit nicht lesen, weil ich keinen Zugriff auf die Datenbank hatte. Jedoch bekomme ich auch bei dieser Studie leichte Bauchschmerzen. Ich glaube nicht, dass der Testosteronspiegel in der Kopulingruppe anders als in der Placebogruppe war. Der Grund ist eine Wiener Diplomarbeit die elf Jahre nach Grammers Studie durchgeführt wurde. Sie trägt den Titel „Kopuline und ihre Auswirkungen auf den Testosteronhaushalt von Sportlern“. Der Diplomand Michael Weidlitsch maß bei Männer mit ELISA die Testosteronmenge im Speichel, nach dem sie künstlich hergestellte Kopuline gerochen hatten. Er konnte keine Veränderung gegenüber der Placebogruppe feststellen [6].

Was die Attraktivität von Frauen betrifft, glaube ich nicht, dass sich der Geschmack von Männern durch ein Pheromon so schnell ändern kann. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass der Effekt lange anhält (vielleicht einige Stunden). Da glaube ich bei Mann und Frau eher an ein individuelles und über einen gewissen Zeitraum konstantes Beuteschema. Ich z.B. fand Natalie Stewart von der Band Floetry schon vor sechs Jahren eine schöne Frau und meine Meinung hat sich bis heute nicht geändert ;-).

Jaja, ich weiß….Einige werden jetzt einwenden, dass sie sich schon eine Frau oder einen Mann schön getrunken haben – aber das sind die Leute die sich,  am nächsten Morgen ernüchtert, heimlich aus dem Bett schleichen. Der Zauber wirkte nur eine Nacht.

Wenn der Effekt mit der Attraktivitätsverschiebung von Frauen stimmt ist das auch kein gutes Zeichen für die Parfümhersteller, die, wie ich vermute, in Frauenparfüms Kopuline einsetzen. Es würden nämlich nicht alle Frauen davon profitieren und einige (die Attraktivsten) würden sogar verlieren.

Also, Ladies…vertraut weiter auf euren Charme, euren Humor und euren Mut und gebt euer Geld nicht für solche Pheromon-Parfüms aus.

Weiterführende Literatur

[1]  Karlson, P. und Luscher, M. (1959). Pheromones. A new term for a class of biologically active substances. Nature, 183, 55 – 56

[2]  Cutler WB. (1999) Human sex-attractant pheromones: discovery, research, development, an aplication in sex therapy. Psychiatr Ann, 29, 54-59.

[3]  Michael, R. P., & Keverne, E. B. (1968). Pheromones in the communication of sexual status in primates. Nature, 218, 746-749.

[4]  Michael, R. P., Keverne, E. B. & Bonsall, R. W. (1971). Pheromones. Isolation of Male Sex Attractants from Female Primate. Science, 172, 964-966.

[5]  Amberg, J. (2000): Pheromone in kosmetischen Produkten – Die Beeinflussung des anderen Geschlechts mit körpereigenen menschlichen Duftstoffen. Eine Übersicht über Physiologie und Toxikologie. Mitt. Lebensm. Hyg. 91, 597-609. (PDF)

[6]  Weidlitsch, M. (2008) Kopuline und ihre Auswirkungen auf den Testosteronhaushalt von Sportlern. Diplomarbeit, Universität Wien

[7]  Norma L. McCoy & Lisa Pitino (2002) Pheromonal influences on sociosexual behavior in young women Physiology & Behavior 75, (3), Issue 3, 367-375.
doi:10.1016/S0031-9384(01)00675-8

[8]  Winman A. (2004) Do perfume additives termed human pheromones warrant being termed pheromones? Physiol Behav., 82(4), 697-701.

[9]  Cutler WB, Friedmann E, McCoy NL. (1998) Pheromonal influences on sociosexual behavior in men. Arch Sex Behav. 27(1):1-13.

[10]  Grammer K. und Jütte A. (1997): Der Krieg der Düfte: Bedeutung der Pheromone für die menschliche Reproduktion. Gynäkol. Geburtshilfliche Rundschau 37 (3), 150-153.

Laura oder der Duft der Frauen Teil 1

Shepherd, G. M. (2006). Smells, brains and hormones. Nature, 439, 149 – 151

Human tears contain a chemosignal

MCCOY, N., & PITINO, L. (2002). Pheromonal influences on sociosexual behavior in young women Physiology & Behavior, 75 (3), 367-375 DOI: 10.1016/S0031-9384(01)00675-8

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Joe Dramiga ist Neurogenetiker und hat Biologie an der Universität Köln und am King’s College London studiert. In seiner Doktorarbeit beschäftigte er sich mit der Genexpression in einem Mausmodell für die Frontotemporale Demenz. Die Frontotemporale Demenz ist eine Erkrankung des Gehirns, die sowohl Ähnlichkeit mit Alzheimer als auch mit Parkinson hat. Kontakt: jdramiga [at] googlemail [dot] com

8 Kommentare

  1. Partnerwahl

    Was verbirgt sich dahinter, wenn man jemanden buchstäblich nicht riechen kann? Und kommt das bei Frauen öfter vor als bei Männern?

  2. @ Edgar Dahl

    Zur ersten Frage gibt es zwei Erklärungsansätze, einen neurobiologischen und einen immunologischen:

    Neurobiologischer Ansatz

    Es gibt eine Verbindung zwischen den Riechzellen in der Nase und dem Limbischen System im Gehirn, das der Verarbeitung von Emotionen und der Entstehung von Triebverhalten dient.

    In den oberen Nasenmuscheln (Conchae nasales) liegen die Riechzellen in der Regio olfactoria. Die Nervenbahnen (Nervi olfactorii) laufen von hier zum Bulbus olfactorius. Vom Bulbus Olfactorius gehts dann auf dem Tractus olfactorius zu den primären Riechzentren des Lobus olfactorius. Vor dort aus verlaufen auch Projektionsbahnen zum Hypothalamus, also ins Limbische System.

    Immunologischer Ansatz

    Spezifische Proteine auf der Oberfläche menschlicher Zellen, HLA (human leucozyte antigen)genannt, sollen für den persönlichen Körpergeruch verantwortlich sein. Die HLA gibt es in vielen verschiedenen Ausführungen. Je unterschiedlicher die HLA zweier Menschen sind, desto angenehmer empfinden zwei Menschen den Körpergeruch des anderen.

    Zur zweiten Frage…

    Ich weiß es nicht. Fest steht, dass Frauen für bestimmte Substanzen eine empfindlichere Nase haben als Männer und deshalb bestimmte Dinge besser riechen, also bewußt wahrnehmen.

  3. Riechen und Fortpflanzung

    Es gibt beim Menschen noch eine Verbindung zwischen dem Riechen und der Fortpflanzung.

    Menschen, die das Kallmann-Syndrom haben, können nicht riechen. Bei den Männern sind die Hoden verkleinert und bilden keine Lydigschen Zellen aus, sekundäre Geschlcechtsmerkmale fehlen. Frauen zeigen unterentwickelte Eierstöcke und unterentwickelte sekundäre Geschlechtsmerkmale. Menschen mit dem Kallmann-Syndrom können nicht riechen, weil der Bulbus olfactorius unterentwickelt ist. Für die Steuerung der Sexualhormone (und damit Bildung der Fortpflanzungsorgane) ist das Gonadotropin Releasing Hormone (GnRH) im Hypothalamus verantwortlich. Es wird dort von neurosekretorischen Zellen gebildet. Menschen mit Kallmann-Syndrom haben diese neurosekretorischen Zellen nicht. Diese Zellen entstehen nämlich während der Embryonalentwicklung im Bulbus olfactorius und wandern erst dann in den Hypothalamus. Die Unterentwicklung des Bulbus olfactorius verhindert diese Wanderung.

  4. Einander nicht riechen können

    “Hey Joe”,

    vielen Dank für die rasche Antwort. Was mir vorschwebte war aber nicht so sehr eine immunologische oder neurobiologische Antwort, sondern vielmehr eine evolutionsbiologische. Kann es beispielweise adaptiv sein, dass Partner mit weitgehend identischr HLA einander “nicht riechen” können? Könnte dies ein Produkt der natürlichen Selektion sein?

  5. “Was die Attraktivität von Frauen betrifft, glaube ich nicht, dass sich der Geschmack von Männern durch ein Pheromon so schnell ändern kann.”

    -> Ich glaube doch. Und ich muß es wissen, denn ich bin ein Mann. Es verändert einfach nur die Tollerranzgrenze.
    Aber dieser Effekt ist ebenso schnell vergangen, wie beim schönsaufen…

  6. Katerstimmung?

    Da kommt mir doch die Frage, ob es nach einer Überdosis Pheromone am folgenden Morgen auch einen Kater gibt…!?

  7. Geruch und Selektion

    Hallo Edgar!

    Es könnte ein Produkt der Evolution sein der die Fitness einer Population erhöht.
    Jemanden „nicht riechen“ zu können, scheint demnach ein in der Evolution entstandener Mechanismus zu sein der verhindern soll, dass Menschen mit sehr ähnlichem HLA-Profil miteinander Nachkommen zeugen(sozusagen innerartliche Selektion). Die HLA spielen nämlich eine wichtige Rolle bei der Abwehr verschiedener Krankheitserreger. Je mehr HLA-Varianten sich im Genpool einer Population befinden, desto bester ist diese Population gegen die Abwehr verschiedener Krankheitserreger geschützt. Je unterschiedlicher die HLA-Gene der Eltern sind, desto besser ist das Immunsystem der Kinder gegen Krankheitserreger gerüstet. Was gleichgeschlechtliche Feindschaften oder Freundschaften geht würde das auch Sinn bei Infektionskrankheiten machen, da man sich eher bei Leuten ansteckt mit denen man befreundet ist, weil man freiwillig mehr Zeit mit Ihnen verbringt. Ein Freundeskreis ist besser geschützt je unterschiedlicher die HLA-Gene der Mitglieder sind. Also Diversität ist Trumpf! 😉

  8. Der Duft der Frauen

    “Je unterschiedlicher die HLA-Gene der Eltern sind, desto besser ist das Immunsystem der Kinder gegen Krankheitserreger gerüstet.”

    Das klingt doch plausibel – zudem zeigt es auch einen Selektionsvorteil für das Individuum an und nicht nur für die Population. Herzlichen Dank!

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