Black History Month 2012: Frankreich und seine Befreier

BLOG: Die Sankore Schriften

Die Welt ist voller Rätsel
Die Sankore Schriften

Ich habe neulich den tollen kamerunischen Dokumentarfilm  “La France et ses liberateurs” gesehen. Darin geht es um die afrikanischen Soldaten aus den französischen Kolonien Afrikas, die im zweiten Weltkrieg für die Befreiung Frankreichs gekämpft haben.

General Charles de Gaulle war nach England geflohen und forderte über das Radio die Franzosen im Exil auf, sich ihm anzuschließen und für die Befreiung Frankreichs zu kämpfen. Zu dieser Zeit lebten allein 35. 000 Franzosen in England, davon kehrten die meisten allerdings nach der Niederlage des Vichy-Regimes nach Frankreich zurück, so dass schließlich nur noch 2.500 Franzosen in England waren. De Gaulle hatte keine Soldaten, viele Franzosen wollten nicht kämpfen.

De Gaulle fuhr also nach Dakar, Senegal um in den französischen afrikanischen Kolonien Soldaten zu rekrutieren. Da er auf die Afrikaner kühl und distanziert wirkte, war er für die Anwerbung von Soldaten auf die Hilfe afrikanischer Führer angewiesen. Félix Éboué, der schwarze Gouverneur von Tschad, half de Gaulle afrikanische Soldaten zur Befreiung Frankreichs zu gewinnen. Éboué stammte aus Französisch-Guayana. Seine Großeltern waren noch Sklaven gewesen. Viele afrikanische Studenten, die 1938/39 die französische Übersetzung von Hitlers “Mein Kampf” gelesen hatten, meldeten sich freiwillig, andere wurden zwangsrekrutiert. De Gaulles Befreiungsarmee des “Freien Frankreichs” bestand schliesslich zu 65% aus Afrikanern. Kamerunische und senegalesische Bauern versorgten diese Armee mit Lebensmitteln.

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Am Ende des Krieges dann das böse Erwachen für die afrikanischen Soldaten: Frankreich weigert sich den meisten afrikanischen Soldaten für den geleisteten Militärdienst eine Kriegsrente zu zahlen – BIS HEUTE! Die wenigen afrikanischen Soldaten, die eine Rente bekamen, kriegten 20 bis 30 mal weniger als die französischen Soldaten. Frankreich versucht das Problem auszusitzen…… bald werden viele afrikanische Soldaten von damals gestorben sein.

Es gibt in dem Film viele Interviews mit afrikanischen Kriegsveteranen. Ich war beeindruckt wieviel Stolz und Würde diese Menschen ausgestrahlt haben. Viele Afrikaner in dem Film meinen, dass Frankreich niemals einen Sitz im UN-Sicherheitsrat bekommen hätte ohne die Afrikaner. Denn am Ende des Zweiten Weltkriegs zählte Frankreich zu den Siegermächten und die USA wollte nur Siegermächte in den Sicherheitsrat lassen.

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Joe Dramiga ist Neurogenetiker und hat Biologie an der Universität Köln und am King’s College London studiert. In seiner Doktorarbeit beschäftigte er sich mit der Genexpression in einem Mausmodell für die Frontotemporale Demenz. Die Frontotemporale Demenz ist eine Erkrankung des Gehirns, die sowohl Ähnlichkeit mit Alzheimer als auch mit Parkinson hat. Kontakt: jdramiga [at] googlemail [dot] com

1 Kommentar

  1. de Gaulle

    Denn am Ende des Zweiten Weltkriegs zählte Frankreich zu den Siegermächten und die USA wollte nur Siegermächte in den Sicherheitsrat lassen.

    Ohne de Gaulle hätte man die Franzosen nicht dementsprechend einordnen können, auch mit de Gaulle war die seinerzeitige Performance jämmerlich.

    De Gaulle hat also in französischen Kolonien Zwangsrekrutionen durchgeführt?

    MFG
    Dr. Webbaer

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