Die großen Fragen: Was ist Bewusstsein?
Gebe ich das Wort “Bewusstsein” bei der Google-Bildersuche ein, dann zeigt sich unter den ersten Suchergebnissen eine verblüffende Übereinstimmung. Im Hintergrund der dunkle Kosmos und mittendrin der menschliche Kopf, manchmal auch der ganze Körper, der unter heftigem Beschuss durch Strahlen aus dem Weltall steht. Vielleicht ist es aber auch der Kosmos, der von einem Funkeln überstrahlt wird, das aus dem menschlichen Gehirn zu kommen scheint. So ganz genau kann man es meist nicht sagen.
Das sind natürlich keine wissenschaftlichen Zeichnungen, sondern nur Illustrationen, die “irgendwie” auf das Problem von Makrokosmos und Mikrokosmos abheben und auf die Frage, wie die Welt in unseren Kopf hinein kommt.
Intensiver mit diesem Problem beschäftigt sich eine Abbildung, die unter den Ergebnissen ganz vorn ist und aus den von Blau- und Schwarztönen bestimmten glatten Illustrationen heraussticht. Die Illustration von Robert Fludd ist fast 400 Jahre alt. Und obwohl sie auf den ersten Blick ganz anders aussieht, finden wir schon hier das aus dem Dunkel strahlende Element des “Mundus Intellectualis” das noch die heutigen Illustrationen prägt. Bei Fludd besteht diese Welt aus einer von Gott, den Engeln und Erzengeln etc. bestimmten Sphäre, die in das menschliche Gehirn eindringt und zwar an der Stelle, an der Verstand und Vernunft lokalisiert sind. Die über die Sinne erfahrbare Welt (Mundus Sensibilis) findet ihre genaue Entsprechung als Schatten (umbra terrae etc.) in der Vorstellungswelt (Mundus Imaginablis).
Robert Fludd hat die Bilder zu seinen Schriften selbst entworfen, sie sollten das im Text Gesagte sinnlich wahrnehmbar machen. Den Bildern kommt dabei mehr als eine Hilfsfunktion zu, es sind selbständige Argumente, eine Art sichtbar gewordene Philosophie.
Fludd war Arzt und Universalgelehrter und offenbar bemüht, naturwissenschaftliche Erkenntnisse mit christlichen Traditionen, Astrologie, Kabbala und Alchemie in seinem Weltbild zu vereinen. Interessant ist in seiner Illustration die Vorstellung eines Bewusstseins, das nach dem gerade erst aufkommenden mechanistischen Weltbild wie eine Denkmaschine funktioniert. Gleichzeitig flossen Naturbeobachtungen ein, wie das Vorkommen des “Gehirnwurms”, des “Vermis” (in der Illustration als Verbindung zwischen dem linken und dem mittleren Zentrum), noch heute eine Bezeichnung für eine Struktur im Kleinhirn.
Fludd stützte sich unter anderem auf die seit der Antike vertretene Ventrikellehre mit der Vorstellung von den drei damals bekannten Hirnkammern (Ventrikel) als Sitz des Geists. Im ersten Hohlraum wurden alle Sinneserfahrungen zu einer Einheit verbunden, dort saß auch die Phantasie, der zweiten Kammer war der Verstand zugeordnet und der dritten Kammer schließlich motorische Kontrolle und das Gedächtnis. Albertus Magnus präzisierte um 1250, ein Spiritus Animalis fließe von einem Ventrikel in den nächsten und vermittele so zwischen Wahrnehmung, Denken und schließlich Erinnerung.
Ganz ohne göttlichen Funken kam dann vor etwa 150 Jahren diese Illustration von Ernst Mach aus. Er verzichtet auf alles Metaphysische und auf die Unterscheidung zwischen Ich und Welt – alles spielt sich innerhalb der eigenen Wahrnehmung ab, die nur begrenzt wird von Ernst Machs eigenem buschigen Schnurrbart und dem oberen seiner Augenhöhle. Auch diese Illustration kommt bei der Google-Bildsuche auf den vorderen Rängen vor, fand aber weniger Nachahmer …
Was auch heute immer noch stimmt bei den drei Illustrationen des Bewusstseins von Robert Fludd, Gregor Reisch und Ernst Mach ist die wichtige Rolle, die die Sinnesorgane Augen, Ohren, Tastsinn für alles Weitere spielen. Mit anderen Sinnen hätten wir ein anderes Bewusstsein, mindestens eine andere Art die Welt zu sehen. Dass wir überhaupt davon sprechen, “die Welt auf eine bestimmte Art zu sehen” deutet schon darauf hin, dass der Mensch in erster Linie ein Augentier ist, also äusserst stark durch seine ausgegprägte Sehfähigkeit (Stereo 3-Farbensehen) bestimmt wird.
Nicht zufällig spielen die Sensoren nun auch eine wichtige Rolle beim selbstfahrenden Fahrzeug, beim autonom verkehrenden Auto. Die einen Entwickler schwören auf eine Kombination von Kameras und Radar, andere behaupten, nur mit LIDAR (einer Art Radar für Licht) sei zuverlässiges autonomes Fahren möglich. Warum das? Weil man letztlich nur auf das reagieren kann, was man überhaupt wahrnimmt. Was man nicht “sieht”, das “übersieht” man – und genau das darf im Strassenverkehr nicht passieren (aber auch beim Denken sollte dies nicht passieren).
Vielen lieben Dank für die Infos, sehr sehr interessant, wie ich finde.
Bewusstsein ist, was unsere Sinnesorgane, im Zusammenwirken mit unseren Gefühlen als vernunftbegabter Mensch, an Erkenntnis ergeben – Illusionen, konstruktive Möglichkeiten, zweifelsfrei-eindeutige Wahrheit, Erleuchtung (höheres Bewusstsein)!?
MH,
interessant in diesem Zusammenhang ist , dass man einem Blinden Taubstummen die Blindenschrift beibringen kann.
Unser Gehirn ist in der Lage, ohne Sinneswahrnehmung abstrakte Gedanken zu erzeugen und zu verstehen. Das ist eine ungewöhnliche Fähigkeit und für mich ein Zeichen, dass sich Denken nicht “mechanisch ” erklären lässt.
Was ist Bewusstsein?
Nach Lektüre des Artikels “Was ist Bewusstsein?” weiss ich jetzt viele
viele Dinge, die ich vorher nicht wusste.
Wenn ich das Wort Bewusstsein in Google eingebe, erhalte ich eine grosse
Anzahl Resultate die im Hintergrund den dunklen Kosmos und im Vordergrund
einen menschlichen Kopf zeigen, was ich vorher nicht wusste.
Ich weiss jetzt, dass Robert Fludd das Bewusstsein für eine göttliche
Eingebung hielt, was ich vorher nicht wusste.
Ich weiss jetzt, dass Ernst Mach einen Schnurrbart hatte und völlig ohne
Gottesvorstellung auskam, was ich vorher nicht wusste.
Beinahe das Einzige was ich nach Lektüre des Artikels “Was ist Bewusstsein?”
nicht weiss ist die Frage “Was ist Bewusstsein?”.