Astronomie und Astrologie – das ist doch das selbe
BLOG: Astra's Spacelog

Ich war 10 Jahre alt, als meine Eltern meinem Drängen nachgaben, und mir einen Jugendausweis für die Rosenheimer Stadtbücherei ausstellen ließen. Von da an war ich fast jeden Tag nach der Schule dort und stöberte in den wenigen populärwissenschaftlichen Zeitschriften und Büchern wie "Hobby" oder dem "Neuen Universum".
Leider hatte die Leitung der Bücherei damals – ausschließlich Frauen wie ich mich entsinne – kein sonderliches Interesse an Wissenschaft, Forschung und Ingenieurwesen. Dementsprechend teilten sich Luft- und Raumfahrt zusammen mit Automobiltechnik und Eisenbahnwesen ein einziges schmales Regalchen mit einigen wenigen Bänden.
Das Fachgebiet Astronomie konnte ich überhaupt nicht finden. Ich trat deswegen schüchtern an die Theke und frage die Damen danach. Und sie verwiesen mich auf ein Regal am anderen Ende des Raumes. Das Regal hatte ich bei meinen Streifzügen schon gesehen. Es war mit dem Schildchen "Astrologie" gekennzeichnet.
Ja, das hätte ich schon bemerkt, antwortete ich der Frau. Das sei aber Astrologie. Was ich suchte wäre Astronomie…
Der Ausdruck tiefer Verständnislosigkeit in ihrem Gesicht hat sich bis heute in mein Gedächtnis eingeprägt. Mir schien, als hätte ich nach dem Unterschied zwischen Ross und Pferd gefragt, zwischen Schwammerl und Pilz oder zwischen Marmelade und Konfitüre.
Und so beugte sie sich zu mir herunter und meinte milde: "Aber mein Junge, das ist doch das selbe".
Es gab eine Zeit, da war es durchaus dasselbe. Und für viele Menschen ist es das bis auf den heutigen Tag. Allerdings nicht, weil sie es bewusst als Einheit sehen, wie die Wissenschaftler vergangener Jahrhunderte, sondern schlichtweg aus Unwissenheit und Desinteresse. Der Videoclip einer Umfrage vor wenigen Wochen in Wien liefert dazu interessante Resultate. Ein spannender Artikel von Dr. Ernst Göbel erzählt wie das war, damals, als sich die Astronomie von der Astrologie trennte. Beides zu finden unter dieser Adresse
P.S. Die Stadtbücherei Rosenheim wird nach wie vor ausschließlich von Frauen geführt. Sie ist jetzt aber seit vielen Jahren unter äußerst kompetenter Führung und gewinnt regelmäßig Preise als eine der besten deutschen Stadtbüchereien. Die Astronomie alleine belegt heute ein mehrfaches des Platzes wie seinerzeit die gesamten Naturwissenschaften, und die Astrologie – nach wie vor umfangreich vertreten – ist da wo sie hingehört: Unter dem Schild "Esoterik".
Überall das selbe
Ob Freiburg oder Heidelberg, bis jetzt habe ich mich noch in jeder Stadtbibliothek darüber ärgern müssen, dass die Astronomie nahtlos in die Astrologie übergeht. Ich glaube aber nicht, dass das am Geschlecht der Bibliothekare liegt.
Nicht nur in Bibliotheken,
auch in Buchhandlungen landen Bücher über Astronomie auch mal in der Esoterik-Ecke. So beobachtet vor erst wenigen Jahren. Auf Hinweise reagierte das Personal ziemlich verständnislos…
Was ist Astrologie?
„Die Astrologie von astron = Stern, als Urprinzip, und Logos = Geist oder höhere Logik ist das Wissen um die Beziehung zwischen Makrokosmos und Mikrokosmos als Analogieprinzip: wie oben, so unten. Astrologie ist das Urwissen, daß der Mensch als Teil des Kosmos und Bestandteil der Natur denselben Gesetzen unterliegt wie die Natur selbst. Den Menschen erreichen die kosmischen Rhythmen ebenso wie das Wasser in Ebbe und Flut, und das Wasser wird gleichgesetzt mit der Seele. Astrologie ist daher kosmische Psychologie.“
Gertrud I. Hürlimann: Astrologie – Ein methodisch aufgebautes Lehrbuch, Oesch Verlag Zürich 2002 (10. Aufl.), S. 17, ISBN 3-0350-1501-5
Der kosmische Mensch:
http://www.astrobroker.de/km/