Entwicklung von Festen im Judentum

BLOG: Archäologische Spatenstiche

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Archäologische Spatenstiche

Feste in Israel nehmen eine besondere Stellung ein. Sie heben sich aus verschiedenen Gründen aus dem Alltag heraus. So können Feste entweder kalendarisch oder naturrhythmisch festgelegt worden sein.

Natürlich entwickelten sich wie auch in anderen Kulturen in Israel die Feste und deren Ausübung. Allerdings hielt sich immer die Anschauung, dass Jahwe durch Feste das Leben in Israel erhält. Die Heils- und Segenswirkung wird durch Darstellung von Geschehenem bewirkt, so wie ein Kriegstanz den Sieg über die Feinde darstellt und so erbeten, dass dies auch zukünftig geschieht.

Die drei vorexilischen Feste, dass heißt Feste, die schon vor dem Exil in Babylon gefeiert wurden, waren das Mazzotfest, das Wochenfest und das Laubhüttenfest. Sie sind in der sakralen Gebotsreihe in 2.Mo 34, 12-26 geregelt.

Das Mazzotfest wird am Neumond des Abib, im Frühjahr, zur Zeit der Gerstenernte gefeiert. Im Prinzip sind hier zwei Feste in einem zusammengeflossen. Zum einen wird das Fest der ungesäuerten Brote gefeiert, das an den Auszug aus Ägypten erinnern soll. Zum anderen wird hier eine Art Erntedankfest begangen. An diesem Tag werden die Plagenerzählungen rezitiert (2.Mo 7-13). Besonders wichtig war das Fest in Gilgal, in dem die Landnahme des Westjordanlandes kultisch aktualisiert wurde.

Das Wochenfest wird sieben Wochen nach dem Mazzotfest gefeiert. Zu dieser Zeit findet die Weizenernte statt. Er wird mit einem großen „Erntejubel“ begangen.

Das Laubhüttenfest, auch Herbstfest genannt, ist auf die Ernte von Wein und Obst bezogen. Außerdem wird der Brauch während der Erntezeit in Laubhütten zu wohnen in die Erinnerung an die Zeit der Wüstenwanderung umgedeutet. Es findet am Ende des Jahres statt.

Nach der Errichtung des salomonischen Tempel wurden die drei Feste in Jerusalem übernommen und auf gefeiert (1.Kön 9, 25).

Auch in Jerusalem war das Laubhüttenfest das Hauptfest. Es gab viele Kontroversen um das konkrete Festgeschehen, ausgelöst von S. Mowinckel, der glaubte das Fest werde nach dem Vorbild des babylonischen Neujahrfest gefeiert. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass es eher eine Erneuerung des Bundes mit Jahwe war und er als König in Jerusalem einzog, als Erinnerung des Einzugs der Lade unter David. Und somit die Einnahme des Zion durch Jahwe.

Das Mazzotfest wurde bis zur Reform unter Joschija im Rahmen der Sippe gefeiert. Das änderte sich im Zuge der Reform und wurde nun im Rahmen von Feierlichkeiten in Jerusalem gefeiert, bekannt als das Paschafest.

Nach der Zerstörung des Tempels unter Nebukadnezar wurden viele der Feste stark umgedeutet.

Das Paschafest ist das Fest, das sich am wenigsten veränderte. Die heilsgeschichtliche Deutung auf den Auszug wurde beibehalten, es änderte sich nur, dass das Fest wieder im kleinen Kreis der Familie gefeiert wurde, was bis heute so geblieben ist. Einzig die Samaritaner auf dem Garizim halten am Opferritus fest.

Das Wochenfest war das, was man am ehesten als Erntedankfest bezeichnen könnte. Es verlor im Exil an Bedeutung und wurde in spätnachexilischer Zeit als Bundeserneuerungsfest umgedeutet, das den Sinaibund aktualisieren soll.

Die größten Veränderungen fanden im Laubhüttenfest statt. So wurde das Fest in mehrere Phasen eingeteilt. Der erste Tag des siebten Monats wurde als Ruhetag begangen. Dann kam am 10.7. der Versöhnungstag und das am 15.7. beginnende Laubhüttenfest. Der Versöhnungstag (3.Mo 16) zeigt die Hauptfunktion des nachexilischen Kultes: die Sühne für Israel. Dieser Gedanke drang später auch in den Pascharitus ein.

In dieser Zeit entstanden zwei neue Feste: Chanukka (Fest der Einweihung) und das Purimfest (Freudenfest). Chanukka aktualisierte die Tempelreinigung im Jahre 165 v.Chr., nachdem er von Antiochus IV. entweiht wurde (1.Makk 4, 52ff). Das Purimfest geht auf die Rettung der Juden im Exil zurück. Nach dem Buch Esther führte die Königin Esther dieses Fest ein, nachdem sie ein Massaker an den Juden verhinsern konnte.

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Erika Gitt studierte an der Westfälischen Wilhelms Universität Münster in den Fächern: Vorderasiatische Altertumskunde, Koptologie und Früchchristliche Archäologie und promoviert derzeit in Münster im Fachbereich Vorderasiatische Altertumskunde mit dem Thema "Neuassyrische Palastware und deren Imitate in der Levante während der Pax Assyriaca". Seit 2007 ist sie Mitglied der AG für Biblische Archäologie. Erika Gitt hatte bereits in der Kindheit großes Interesse an vorderasiatischer Geschichte und Kultur, speziell für die Levante.

4 Kommentare

  1. Herzlich Willkommen

    bei den Chronologs. Ein interessanter erster Beitrag. 🙂

    Zwei Anmerkungen dazu.
    1) Könnte man die angegebenen Bibelstellen nicht mit einer Onlinebibel verknüpfen, damit man mit einem Klick die Verse nachlesen kann?
    2) Gibt es zu den Feiertagen auch Entsprechungen in unserer Kultur? Vom Paschafest weiß ich, daß sich daraus unser Osterfest entwickelt hat, da Jesus Christus ja zur Zeit des Paschafestes gekreuzigt wurde. Hat interessanterweise ja auch eine ähnliche Bedeutung. Die Juden wurden von der Sklaverei aus Ägypten befreit und die Christen feiern Ostern die Befreiung von der Sklaverei der Sünde.

  2. Martin Huhn

    zu 1) Ich denke das könnte man versuchen, ist eine gute Idee, jetzt muss ich nur schauen wie ich das realisiere 😉
    zu 2) Ich bin nicht unbedingt Experte über die Entwicklung unserer Feste aus den jüdischen, aber soweit ich weiß entstand unser Erntedankfest aus dem Wochenfest, das ja als Dank für die gute Ernte und die Versorgung gefeiert wurde, allerdings muss man bedenken, dass es solche Dankfeste in fast allen Kulturen gab und gibt.

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