Scherben, Kröten und viel Neues
BLOG: Abenteuer Geschichte – Archäologie unterm Galgen
Schon etwas besser in die morgendliche Routine eingefunden, starteten wir heute in unseren fünften Grabungstag. Durch das anstehende Wochenende zwar in etwas minimierter Runde, aber dennoch motiviert, retteten wir zunächst zwei in Gruben verirrte Kröten und gingen danach unseren heutigen Aufgaben nach.
Der in den vergangenen zwei Tagen ausgehobene Graben in Planquadrat 9 hatte ein ausdrucksstarkes Profil einer Baugrube ersichtlich gemacht, deren Verlauf heute in PQ 8 weiter nachgegangen wurde. Großflächig wurden dort die einzelnen Sondagen zusammengelegt und auf die Höhe des Planum in Sondage 7 abgetragen. Unsere dortigen Funde lassen auf einen interessanten Aspekt der Geschichte des Galgenbergs schließen. In der neuzeitlichen Baugrube, deren Zweck wir noch untersuchen werden, haben wir heute mehrere frühgeschichtliche Scherben entdeckt. Das lässt darauf schließen, dass diejenigen, die damals an der Baugrube gearbeitet haben, diese Gefäße aus der Bronze- oder Eisenzeit zwar gefunden, aber wieder vor Ort entsorgt haben. Die Interessenlage an alten Gefäßen war wohl eine andere als heute und damals empfand man sie wahrscheinlich einfach als unbrauchbar und unschön.
Nun stehen für uns mit diesen Funden Rekonstruktionsversuche – auch in Kombination mit den Funden der vergangenen Tage – und die Suche nach ursprünglichen Inhalten an. Finden wir, den Gefäßen zugehörigen, Leichenbrand, könnte daran das Alter und Geschlecht des Bestatteten bestimmt werden.
Unser Arbeitstag endete heute bald nach dem Mittagessen recht schnell mit einem sehr ungemütlichen Regenguss. Schnell haben wir letzte Befundfotos aufgenommen, unsere Zeichnungen und Materialien gerettet und sind schließlich, nachdem einige Studierende zum Bahnhof gefahren wurden, äußerst durchnässt aber fröhlich ins Wochenende gestartet.
Marlene Everling