Die 360-Grad-Sonne

BLOG: Himmelslichter

ein Blog über alles, was am Himmel passiert
Himmelslichter

Da ist es also, das erste simultane Bild der (beinahe) gesamten Sonnenoberfläche. Möglich wird es durch die beiden Stereo-Satelliten (Solar Terrestrial Relations Observatory), von denen einer der Erde voraus-, der andere ihr hinterherläuft. Seit ihrem Start im Oktober 2006 haben sich die beiden Sonden jetzt so weit voneinander entfernt, dass sie die Sonne von gegenüberliegenden Punkten aus beobachten. Dadurch kann aus den Daten der Sonden ein 360°-Bild zusammengesetzt werden. Ergänzt werden die Daten der Stereo-Zwillingssatelliten durch Bilder von SDO (Solar Dynamics Observatory), das die Sonne aus der Perspektive der Erde sieht.

Mancherorts liest sich das so, als könne man mit Stereo nun erstmals die gesamte Sonne inklusive ihrer "Rückseite" sehen. Das stimmt nur insofern, als mit Rückseite die erdabgewandte Seite gemeint ist. Die aber ändert sich ständig: Die Sonne rotiert mit ungefähr 25 Tagen um ihre eigene Achse, außerdem bewegt sich die Erde im Jahreslauf um die Sonne herum. Wir sehen also im Laufe von Monat und Jahr die gesamte Oberfläche der Sonne, nur halt immer nur eine Hälfte. Das ist ja auch bei anderen Himmelskörpern so, wie auch beim Globus zu Hause…

Beim Mond ist das übrigens anders – er führt eine gebundene Rotation aus, das bedeutet, seine Rotationsperiode und seine Umlaufdauer um die Erde sind gleich lang. Somit wendet er der Erde immer die gleiche Seite zu. Hier macht es Sinn, von einer Rückseite zu sprechen. Die ersten Bilder dieser Mondrückseite (oder eben der dauerhaft erdabgewandten Seite) waren, als sie Erde der 1950er Jahre von der sowjetischen Sonde Lunik 3 zur Erde gefunkt wurden, dann auch wirklich etwas, was noch nie ein Mensch zuvor gesehen hatte.

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Mit dem Astronomievirus infiziert wurde ich Mitte der achtziger Jahre, als ich als 8-Jähriger die Illustrationen der Planeten auf den ersten Seiten eines Weltatlas stundenlang betrachtete. Spätestens 1986, als ich den Kometen Halley im Teleskop der Sternwarte Aachen sah (nicht mehr als ein diffuses Fleckchen, aber immerhin) war es um mich geschehen. Es folgte der klassische Weg eines Amateurastronomen: immer größere Teleskope, Experimente in der Astrofotografie (zuerst analog, dann digital) und später Reisen in alle Welt zu Sonnenfinsternissen, Meteorschauern oder Kometen. Visuelle Beobachtung, Fotografie, Videoastronomie oder Teleskopselbstbau – das sind Themen die mich beschäftigten und weiter beschäftigen. Aber auch die Vermittlung von astronomischen Inhalten macht mir großen Spaß. Nach meinem Abitur nahm ich ein Physikstudium auf, das ich mit einer Diplomarbeit über ein Weltraumexperiment zur Messung der kosmischen Strahlung abschloss. Trotz aller Theorie und Technik ist es nach wie vor das Erlebnis einer perfekten Nacht unter dem Sternenhimmel, das für mich die Faszination an der Astronomie ausmacht. Die Abgeschiedenheit in der Natur, die Geräusche und Gerüche, die Kälte, die durch Nichts vergleichbare Schönheit des Kosmos, dessen Teil wir sind – eigentlich braucht man für das alles kein Teleskop und keine Kamera. Eines meiner ersten Bücher war „Die Sterne“ von Heinz Haber. Das erste Kapitel hieß „Lichter am Himmel“ – daher angelehnt ist der Name meines Blogs. Hier möchte ich erzählen, was mich astronomisch umtreibt, eigene Projekte und Reisen vorstellen, über Themen schreiben, die ich wichtig finde. Die „Himmelslichter“ sind aber nicht immer extraterrestrischen Ursprungs, auch in unserer Erdatmosphäre entstehen interessante Phänomene. Mein Blog beschäftigt sich auch mit ihnen – eben mit „allem, was am Himmel passiert“. jan [punkt] hattenbach [ät] gmx [Punkt] de Alle eigenen Texte und Bilder, die in diesem Blog veröffentlicht werden, unterliegen der CreativeCommons-Lizenz CC BY-NC-SA 4.0.

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