Zeit der UFOs: Satellitenhimmel

Immer mehr Menschen sehen beim abendlichen Blick an den Himmel auffällige Flugobjekte, die zu hoch sind, um Flugzeuge zu sein, aber in Formationsflügen am Himmel entlang ziehen.

  1. Beruhigung: Es sind nicht die Frogs aus Raumpatrouille Orion.
  2. Auch sind sie nicht “unbekannt”, sondern es handelt sich um ein Projekt der Telekommunikationsindustrie: Satelliten, von denen ca 12000 (ZwölfTAUSEND) gestartet werden sollen, um auch in der Antarktis HighSpeed Internet zu ermöglichen: Das Projekt heißt StarLink.
  3. Der Deutschlandfunk argumentiert für das Projekt mit besserer und schnellerer Netzabdeckung für Gaming. Effektiv ist das die Aussage: Wir zerstören unseren Planeten physisch, um virtuelle Welten auszubauen. Da fehlen mir echt die Worte! 

 Kommt die Erde in den Himmel, wenn sie tot ist?

Die einen öffnen Sternenparks als Naturschutzgebiete zum Erhalt der Dunkelheit der Nacht (es gibt immerhin schon 4 in .de!) und die anderen untergraben dies, indem sie den Sternhimmel zum Satellitenhimmel machen.

Hier die Erklärung (englisch) der Firma SpaceX, warum sie das macht:

Der Astronomie-Gemeinde (Hobby- wie Profi-Astros) treibt dieses Kommunikationsnetz ernsthafte Sorgenfalten auf die Stirn: Stellungnahme der American Astronomical Society und der Vereinigung der Sternfreunde e.V. Andere Medien (Amerika), nochmal Deutschlandfunk. Wie soll man zwischen all dem künstlichen Geblinke am Himmel noch astronomische Aufnahmen machen?

Simulation, wie es nach der Fertigstellung von StarLink an unserem Himmel aussehen wird.

Hier gibt es eine Petition, die Gegenstimmen sammelt:

https://www.change.org/p/stop-spacex-starlink-from-spoiling-outer-space-for-humanity

Wenn Sie auch dafür sind, einen natürlichen Sternhimmel zu erhalten und weitere Umweltverschmutzung zu verhindern, können Sie im Internet gegen den weiteren Ausbau von StarLink protestieren.

Rezenter Artikel über die Nützlichkeit der Dunkelheit für unsere Gesundheit in einer Apothekenzeitschrift: so hübsch aufgemacht, dass meine Familie ihn mir sandte und er nun meinen Büroschrank schmückt.

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), ... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

9 Kommentare

  1. Meine Tochter verbrachte vor kurzem eine Wüstennacht in der Nähe der ägyptischen Oase Siwa. “Noch nie in meinem 32jährigen Leben habe ich mich gegenüber der Welt so klein gefühlt. Alle die heutigen großmäuligen Populistenpolitiker würden sich überflüssig wie Dreck fühlen, wenn sie diesen Anblick einmal selbst sehen würden.” Und nun kommt Mr. Musk daher und zerstört für die eigene Gewinnmaximierung den größten Anblick und die damit verbundenen Emotionen, den die gesamte Menschheit erleben kann: Er zerstört den Sternenhimmel und die Nacht. Dinge, die zu Mathematik, Astronomie, Philosophie und Religion geführt haben, werden aus reinem Gewinnstreben zur bloßen Kulisse und zu Müll; es ist ein Angriff auf den Geist der Menschheit. Dem muß ein Riegel vorgeschoben werden, und Mr. Musk gehört selber auf den Abfallhaufen der Geschichte.

    • Schöner und zutreffender könnte man es kaum noch formulieren! –
      Und Glückwunsch an Ihre Tochter. – Ich hoffe, sie hat ein Erinnerungsfoto gemacht…

  2. Über das Internet wird soviel Blödsinn “übertragen”, sieht man nebenan in einigen scilogs-Diskussionen.
    Früher haben Gerüchte Mund-zu-Mund die Runde gedreht, jetzt werden sie klimaschädlich archiviert.
    Was soll die satellitengestützte Schnelligkeit und Erreichbarkeit einer schon absurden Informationsflut?
    Wenn man die Funklöcher im urbanen Bereich stopfen würde und das Netz ok ist, sollte doch reichen.
    Ab und zu eine Denkpause mit’nem Kaffee wäre für einige auch nicht von Schaden für den Verstand.
    Obwohl ich in den letzten Tagen öfters geguckt habe, noch sind die starlinks “lustig” anzusehen.

    • Mund-zu-Mund kann man nicht Gerüchte weitergeben, sondern nur beatmen; Gerüchte gehen schon immer Mund-zu-Ohr oder Bild-zu-Auge (von Gemälden in Kirchenfenstern als Sprache für Analphabeten über Körpersprache bis hin zu Werbeplakaten). 😉

      Dass man vor dem sprechen besser einmal nachdenken sollte, ist eine gute Idee. Wir wissen alle, wie gut das funktioniert: Bei einigen der Milliarden Menschen auf diesem Planeten besser und bei anderen schlechter…

  3. Ich verstehe nicht warum man so etwas machen darf, ich verstehe auch nicht, woher Musk das “Recht” nimmt, so etwas zu tun.

    Und ich verstehe auch nicht, warum die Staaten der Welt dem gegenüber untätig sind. Oder habe ich Reaktionen verpasst?

    Was für eine Hybris!

    • die anderen wollen alle ihre eigenen Systeme aufbauen:
      Russland, China, amazon … nix mit “Weltraumvertrag”.

  4. Mich würden noch eine Sache interessieren: Wie sieht man den einzelnen Satelliten wirklich? Gibt es da reale Aufnahmen durch ein reales Teleskop? Simulationen sind ja gut und schön, bilden aber nie die Wirklichkeit ab. Die Satelliten sind selbstverständlich kleiner und dunkler als in der Simulation und im Foto sind sie nur so hell, weil es kurz nach dem Start aufgenommen wurde. In den Zielorbits sieht das ganze schon viel anders aus.

  5. Man braucht (LEIDER) kein Teleskop, um sie zu sehen: Sie sehen punktförmig aus, aber sehr hell und derzeit sieht man sie – insbesondere kurz nach dem Start, auf dem Weg zur Bahn – in Formation fliegen: lange Ketten von hellen Punkten am Himmel. So, wie es auf der Webseite der Petition dargestellt ist.

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