„Into the Space Age“ – Design und Lebensgefühl des „Goldene Zeitalters der Raumfahrt“

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Die Ausstellung „Into the Space Age – Visionen und Design“ im Hessischen Landesmuseum Darmstadt stellt das bunte, futuristische Lebensgefühl des Weltraumzeitalters vor – die Epoche des technischen Fortschritts seit der Mitte des 20. Jahrhunderts. Eine Einladung zu einer Zeitreise ins Goldene Zeitalter der Raumfahrt und der Atomkraft. Eine ambivalente Zeit zwischen Zukunftsbegeisterung und atomarer Bedrohung. Das Design der Ausstellung bildet den Farbenrausch in leuchtendem Orange-Lila-Grün-Blau ab.

Ab den 1950-er Jahren wurde auf der Basis der deutschen Raketentechnik nach dem 2. Weltkrieg die zivile Raumfahrt gezielt weiterentwickelt. So war der deutsche V2-Chefkonstrukteur Wernher von Braun mit dem größten Teil seines Teams in die USA übergesiedelt, andere Ingenieure in die UdSSR. Damit begann der Wettlauf ins Weltall, dessen Meilenstein der sowjetische Sputnik-Flug 1957 und dessen vorläufiges Ende die US-amerikanische Mondlandung von Apollo 11 1969 war. Der sowjetische Sputnik war zwar nur eine piepsende kleine silberne Kugel, verursachte aber im Space Race in den USA den „Sputnik-Schock“, denn damit lag die sowjetische Raumfahrt vorn. Der Wettlauf ins Weltall war Teil des Kalten Krieges, in dem zwei Atommächte sich mit ihren technischen Entwicklungen in der Raumfahrt maßen, schließlich sollten die Atomsprengköpfe von mächtigen Raketen auf ihren schrecklichen Kurs gebracht werden. So sind die AstronautInnen dieser Zeit als moderne Helden in Portraits und Zeitungsartikeln abgebildet.

Die Raktenbegeisterung führte auch zu Kinderspielzeug-Raketen, diese Rakete gehört zu einem Fahrgeschäft – ich habe als Kind Karussells mit Raumfahrzeugen geliebt!
Eigentlich müsste es so etwas auch für Erwachsene noch geben : )

Und vielleicht waren die US-Amerikaner Neil Armstrong und Buzz Aldrin vielleicht doch nicht die ersten Erdenbewohner auf dem Mond, sondern der Reporter Tim, Kapitän Haddock und Tims Hund Struppi, meint Dr. Wolfgang Glüber schmunzelnd beim Pressetermin. Der Kunsthistoriker und Kurator dieser Ausstellung des HLMD hebt dabei den ergonomischen Hunde-Raumanzug hervor. Hergé hatte Neil Armstrong anläßlich der Mondlandung eine Glückwunschkarte mit den beiden Comic-Helden gezeichnet.
Die Idee zur Ausstellung „Space Age“ basiert auf Wolfgang Glübers Begeisterung, mit der er als Kind „Die Jetsons“ verfolgt hat. Die Familie aus Vater, Mutter, Teenie-Tochter und jüngerem Sohn fand er großartig. Positiv, bunt, glücklich und voller guter Einfälle für die Bewältigung des Alltags in der damals gedachten Zukunft. Das strahlen auch die nach heutigem Geschmack schreibunten Farben der Ausstellung aus.

Gleich zwei Puppenstuben geben eine Vorstellung des Wohndesigns der 60-er – ist das nicht hinreissend?
Solches Puppenmobiliar habe ich noch nie zuvor gesehen, auch in keiner Design-Ausstellung. Hier ist nur eine davon abgebildet.

Die 1950-er und 60-er Jahre waren stark geprägt durch die Aufbruchstimmung der beginnenden Raumfahrt und der billigen, reichlichen und vermeintlich sauberen Atomkraft. Auf Kinderkarussellen lockten Mini-Raketen zum Durchstarten, in Kinderzimmern standen immer noch Dampfmaschinen, aber in Form eines Atomkraftwerks:

Nach dem 2. Weltkrieg war die Welt zunächst erst einmal wieder in Ordnung, neue Kunststoffe und industrielle Massenfertigungen mit Konsumwaren für jedermann und jederfrau aus neuartigen Kunststoffen revolutionierten das Design bei Möbeln und Kleidung, Gebrauchswaren und Architektur. Das Space Age war hipp, silbern und orange-lila-grün-blau-bunt. Stühle und Sessel waren farbenfrohe Strukturen mit organischen und körpergerechten Strukturen, neue Textilien und Farben ermöglichten vollständig neue Designs mit innovativer Haptik. Die Kombination neuartiger Formen im Spannungsfeld zwischen glatten Glas-Kunststoff-Beton-Oberflächen und pläschig-dehnbaren Geweben, zwischen rasant anmutenden Umrissen und Linien bis zu Schwüngen, die erst durch Kunststoffformungen möglich geworden waren.
Aufkommende akustische und visuelle Massenmedien und Kommunikationstechniken füllten den Alltag mit kugelrunden weiß-orangen Radios und futuristisch anmutenden Medienmöbeln, die als Designobjekte ein Statement für Modernität und Verbundenheit waren. Sogar das Porzellan bekam UFO-Designs, wie Dr. Christoph Engel uns im ausführlichen Pressegespräch morgens noch erzählte. Die Material-Revolution und die gesellschaftspolitische Aufbruchsstimmung erlaubten auch eine neue Mode, stilprägend waren Miniröcke und -kleider, die in neuen Strukturen und Farben oft wie eine Tunika über Stretch-Strumpfhosen oder modern anmutenden Leggings getragen wurden. Die Design von Paco Rabanne, Pierre Cardin und Courrèges sind heute legendär, sie wären heute immer noch Hingucker.

Cocktailkleid “Rib cage” von Pierre Cardin, um 1970

In den westlichen Industrienationen wurde dabei vor allem die US-Raumfahrt stilprägend, während im sowjetischen Einzugsbereich die UdSSR-Raumfahrt heroisiert und glorifiziert wurde. In der Architektur ist etwa der Ostberliner Fernsehturm der Inbegriff der Raumfahrtbegeisterung, die im damaligen Sozialismus stark zelebriert wurde und bis heute mit zahlreichen Kunstwerken im Stil des sozialistischen Realismus erhalten ist.
Auf der anderen Seite bedrohten Ängste vor einem Atomkrieg und die Mahnungen der aufkommenden Umweltbewegung diese Idylle aus buntem Plastik und hochtoupierten Frisuren. Ende der 1960 und in den 1970 kam traten Bewegungen gerade junger Menschen gegen Krieg und für Umweltschutz immer lautstärker hervor. 1972 veröffentlichte der „Club of Rome“ erstmals „Die Grenzen des Wachstums“, 1973 machte die Ölkrise auf die Endlichkeit der Ressource Erdöl aufmerksam, die bis dahin der Treibstoff nicht nur von Automobilen sondern ja auch der Kunststoffindustrie war. So entstand zwischen den 1960-er und 80-er Jahren eine „Designlücke“ –  um 1970 deckten viele Menschen ihren Bedarf an Möbeln und anderem eher vom Flohmarkt und Second Hand.
Diese Generation wollte keinen Familientisch mit je einem definierten Sitzplatz pro Person und streng zugewiesenen Rollen für Menschen und Möbel, sondern demonstrierte gegen den bürgerlichen Muff auch mit Sitzgewohnheiten: War auf Demos und in WGs das Matratzenlager der Lebensmittelpunkt mit Sit-Ins und sogar Bed-Ins – wie das legendäre Interview, das John Lennon und Yoko Ono der Weltpresse vom Bett aus gaben. Solche Sit-Ins waren eine gewaltlose Protestform etwa gegen den Vietnam-Krieg. Multifunktionale Matratzenlager zum Liegen, Sitzen und Gammeln waren in – was dann zum Entwurf legerer multifunktionaler Möbel vor allem von jungen italienischen Designern führte. So entstanden in dieser Zeit Strukturen für entspanntes Sitzen wie der Sitzsack und den aufblasbaren Blow Chair.

Insgesamt macht sich das Space Age-Design vor allem an Stühlen fest, die in großer Formen-, Farben- und Materialvielfalt die neue Haltung zumindest im Sitzen präsentierte. Diese Fülle an Sitzmöbeln ist auch in der Ausstellung zu erleben. Gerade der Ball Chair lädt zum Hineinflüchten ein, groß und geräumig, gepolstert und umschlossen wie ein Katzenkorb. Der Co-Kurator Christoph Engel vergleicht ihn mit einer Raumkapsel, mit der man in sein eigenes Universum eintaucht. Die gepolsterte Kugel lädt definitiv zum Einsteigen ein, bei Bedarf kann man sich im Möbel sitzend auch in andere Richtungen drehen, für neue Perspektiven. Die eigentliche Herausforderung bei diesen und anderen Sitzstrukturen ist allerdings das Aussteigen: viele sind niedrig und machen damit das Aufstehen sportlich.

Ein Ball-Chair – ich bräuchte darun nur noch eine Ablage für Bücher und Teetasse, dann könnte ich Tage darin verbringen.

Das Space Age ist gleichzeitig die Ära der Science Fiction-TV-Serien. Neben der kindgerechten Darstellung des zukünftigen Alltags wie etwa in „Die Jetsons“ war es der Beginn von Gene Roddenberrys Utopie „Star Trek“, die nicht nur designmäßig sondern auch inhaltlich neuartig war: Die Afroamerikanerin Nichelle Nichols stieg durch ihre Rolle als Kommunikationsoffizier auf der Brücke des Raumschiffs USS Enterprise zu Weltruhm auf – sie war die erste Afroamerikanerin mit einer positiven, verantwortungsvollen Rolle. Als sie im Film den blonden Sunnyboy Captain James T. Kirk (…) küsste, rief dieser erste schwarz-weiße Filmkuß heftige Debatten im ganzen Land hervor, die Folge durfte aus rassistischen Gründen in manchen US-Staaten nicht ausgestrahlt werden. Als sie ihre Rolle frustriert hinwerfen wollte, rief Martin Luther King persönlich bei ihr an und überredete sie zum Bleiben: Sie sei ein Vorbild für alle Afroamerikaner und vor allem für Frauen. Nichols blieb, bekam künftig aktivere Rolle und warb schließlich per Werbefilm für die NASA um die ersten afroamerikanischen und weiblichen BewerberInnen für die Space Shuttle-Missionen. Wegen seines Designs und des gewaltigen gesellschaftspolitischen Impacts ist Star Trek natürlich in der „Into the Space Age“-Ausstellung genannt.
Genauso wie die deutsche „Raumpatrouille Orion“, die schwarz-weiß und ziemlich zackig daherkam. Dafür war Orion eines der schicksten Zukunfts-Ambientes: Die Uniformen waren etwas formaler und nicht so kurz wie in Star Trek, aber auch bequem dehnbar aus Jersey. Die Damen trugen hochtoupierte Einheitsfrisuren, weil die Kostümdesignerin Uniform und Frisur als gemeinsamen stilistischen Ausdruck kreiert hatte. (Diese Insider-Infos sind in der Ausstellung nicht zu finden – dafür habe ich beim Pressetermine die Space Age- und Raumpatrouille Orion-Expertin Dr. Rita Grünbein an meiner Seite.) So sind die berühmten Tulip-Chairs sowohl in privaten Ambientes als auch im Starlight Casino der Raumpatrouille zu sehen, genauso wie das Smoke-Glas als gläsernes Standard-Trinkgefäß. Auf der Brücke des Raumkreuzers thronten der Commander und einige Besatzungsmitglieder im Karusselli-Chair. Außerdem entstammten auch die Kurbeln dem Industriedesign und waren eigentlich Anspitzer. Insgesamt erinnern die klaren Formen der Raumkreuzer-Brücke deutlich an andere Industrie-Designs, erklärt Rita Grünbein.

Ein Rudel Sitzmöbel. Der weiße Tulip-Chair ist leider ganz hinten gelandet und schlecht zu sehen. Aber ihr kennt ihn alle!

Weitere sehr wichtige stilbildende Filme des Space Age sind Stanley Kubricks legendäre „2001 – Odyssee im Weltraum“, die allein schon wegen ihres Designs ein moderner Klassiker ist – Product Placement von Besteck über Sitzgelegenheiten bis zu Mode und Bildtelefonen. Stewardessen schweben dort an Bord eines Raumschiffs nicht nur in futuristischen weißen Overalls durch die Passagierkabine, sondern tragen neben perfekten Lidstrich und professionellem Lächeln auch kugelförmige Kopfbedeckungen. Echte Flugzeug-Stewardessen dieser Zeit hatten ebenfalls ungewöhnliche Kopfbedeckungen: Eine durchsichtige mit Reißverschluss als Frisurenschutz (dieses Exponat war für mich absolut neu, so etwas habe ich nie zuvor gesehen). Die durchsichtigen Frisur-Schutzhelme konnten sie allein weder auf-, noch absetzen.

Frisurenschutzhaube Space Bubble von emilio Pucci, ab 1965. Die sehr spacige aber wenig praktische Haube sollte die Hochglanzfrisuren der Stewardessen auf dem Weg vom Flughafengebäude zum Airliner auf dem Rollfeld vor Wind und Wetter schützen.

Typisch für diese Zeit trugen Frauen zwar kurze Röcker oder figurbetonte Space-Overalls, konnten sich in einigen den exquisiten Kleidern wie den kettenhemdartigen Konstruktionen etwa von Paco Rabanne aber nicht setzen. Damit waren Frauen oft eher zum Anschauen kreiert, und weniger für tragenden Handlungen und Aktivitäten.
Aktive Stil-Ikonen dieser Zeit waren die weiblichen SF-Heldinnnen aus Star Trek, Raumpatrouille Orion und natürlich die einzigartige “Barbarella” (UFO – Weltraumkommando S.H.A.D.O. fehlt leider, auch diese englische Serie war stilbildend!).

Das “Stern”-Titelbild mit Jane Fonda als “Barbarella” ist eines der ausgestellten Zeitdokumente

Dieser Text basiert auf dem Pressetermin und den Reden bei der Ausstellungseröffnung sowie weiteren Gesprächen von und mit dem Dr. Martin Faass (Direktor), Dr. Wolfgang Glüber (Kurator) und Dr. Christoph Engel (Co-Curator), ergänzt mit Informationen meiner Freundin Dr. Rita Grünbein und von mir.

Meine persönliche Bewertung: ein wunderbares Thema, das bei allen BesucherInnen ein Lächeln ins Gesicht zauberte – Menschen aller Altersgruppen fühle sich davon angesprochen. Die Ausstellung gibt mit ihrer Verknüpfung von Design und gesellschaftspolitischen Entwicklungen eine eindrucksvolle, intellektuell und emotional ansprechende Erinnerung an diese Zeit und ihr Lebensgefühl. Dass bei der abendlichen Eröffnung viele MuseumsmitarbeiterInnen entsprechend gekleidet aufkreuzten, war für mich ein zusätzlicher Augenschmaus – vom Cordanzug bis zum hauchfeinen Stretch-Gespinst war alles dabei.

Mehr zur Ausstellung und dem Rahmenprogramm hier und im HLMD-Podcast „Das Grüne Sofa“.
Das Rahmenprogramm umfasst neben Führungen auch Kino-Events mit „Raumpatrouille Orion“, „Barbarellea“, u. a. sowie besondere Gespräche im Museum z. B. mit echten Raumfahrtexperten des Darmstädter ESOC.
PS: Ich bitte die mäßige Bildqualität zu entschuldigen: Aus konservatorischen Bedenken ist die Ausleuchtung der Ausstellung zurückhaltend, Blitz war natürlich verboten. Die schönen neuen Plastikwelten, -materialien und -gewebe altern schlecht und sind lichtempfindlich. Alle Bilder sind meine eigenen.

PS 2: Wer jetzt etwas SF-Feeling bekommen hat, kann am kommenden Wochenende das … im Technikmuseum Speyer besuchen. Dort ist ein großes Treffen mit vielen Kostümgruppen, von den alten Serien wird zumindest die Star Trek-Sparte gut vertreten sein. Ich bin am Sonntag dabei : )

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Auf dem Science-Blog „Meertext“ schreibe ich über meine Lieblingsthemen: Biologie, Zoologie, Paläontologie und das Meer. Wale, Fische und andere Meeresgetüme. Tot oder lebendig. Fossile Meere, heutige Meere und Meere der Zukunft. Die Erforschung, nachhaltige Nutzung und den Schutz der Ozeane. Auf der Erde und anderen Welten. Ich berichte regelmäßig über Forschung und Wissenschaft, hinterfrage Publikationen und Statements und publiziere eigene Erlebnisse und Ergebnisse. Außerdem schreibe ich über ausgewählte Ausstellungen, Vorträge, Bücher, Filme und Events zu den Themen. Mehr über meine Arbeit als Biologin und Journalistin gibt´s auf meiner Homepage “Meertext”.

38 Kommentare

  1. Popkulturperlen wie die Jetsons erinnern daran, dass früher die Zukunft irgendwie besser war 🙂
    Vielleicht schaffe ich es ja mit dem Schland-Ticket nach Darmstadt.

    • @wereatheist: Karl Valentins Bonmot ist imme rnoch topaktuell : )
      Ich habe keine Ahnung, wie weit Du fahren must. Die Ausstellung ist ja nicht riesig, aber der Rest des Museums lohnt sich definitiv auch. Ich mag ja die Mischung aus Zoologie, Paläontologie, Archäologie, Kunst vieler Epochen (von Altären bis zur Gegenwart) und Kunstgeschichte (z B Jugendstil) gern. Es ist eines der wenigen noc existierenden Universalmuseen.

  2. “Die Jetsons” mochte ich auch, allerdings “Familie Feuerstein” aus demselben Haus (Hanna-Barbera) mit der Zeitreise in die andere Richtung noch lieber.

    Der Kugelstuhl fand in leicht surrealer Form auch seinen Weg in den Freitagabendkrimi im ZDF:

    https://www.youtube.com/watch?v=we9Bfpb-Weg&t=2135s

    Das stand so sicher nicht im Drehbuch (dafür war Herbert Reinecker nicht der Richtige), sondern entsprang der Fantasie des Regisseurs Zbynek Brynych.

    Hier noch zwei Film- bzw. Fernsehtipps. 1955-57 produzierte Disney in Zusammenarbeit mit dem Sender ABC unter dem Dach der Serie DISNEYLAND drei Folgen, die der Raumfahrt gewidmet waren. Wernher von Braun und andere Experten waren dafür im Studio, und die Sendungen sind auch heute noch interessant – auch wegen mancher Fehleinschätzung von damals. Witzig gemacht ist das aber auch – in Folge 3 gibt es beispielsweise eine Sequenz, die etwas an die Loriot’sche Steinlaus erinnert.

    Folge 1 – MAN IN SPACE: https://www.youtube.com/watch?v=WFXza9RH7-E
    Folge 2 – MAN AND THE MOON: https://www.youtube.com/watch?v=S_N3EYMgya4
    Folge 3 – MARS AND BEYOND: https://www.youtube.com/watch?v=dk7lf2D848I

    In der Sowjetunion drehte 1957 der Regisseur Pawel Kluschanzew die populärwissenschaftliche Doku DER WEG ZU DEN STERNEN. In der ersten Hälfte des Films geht es um den russischen Raketenpionier Konstantin Ziolkowski, aber in der interessanteren zweiten Hälfte um die Zukunft der bemannten Raumfahrt, wie man sie sich damals (im Jahr des Sputnik) aus sowjetischer Sicht vorstellte. Kluschanzew konnte dabei auf die Expertise einiger Raumfahrtexperten zurückgreifen.

    DER WEG ZU DEN STERNEN: https://www.youtube.com/watch?v=9CX0oSjwLqI

    Übrigens gab es die radförmige rotierende Raumstation, die Wernher von Braun in MAN AND THE MOON vorstellt, danach einige Jahre als Plastikbausatz im Maßstab 1:300: https://fantastic-plastic.com/SPACE%20STATION%20S-1%20PAGE.htm

    • @Manfred Polak: Danke für diese ganzen Ergänzungen! Die meisten der Filme kenne ich, gerade die alten Produktionen mit Wernher von Brauns Visionen sind klasse. Im Nachhinein ist er viel zu sehr auf V2 und Apollo reduziert worden. Dabei hat er früh einen ganzen utopischen Kosmos der Eroberung des Weltraums entworfen, der sich auch heute noch sehr spannend liest/guckt. Die radförmige Raumstation geisterte bis in die 70-er JAhre durch Jugendmedien, ich hatte eine LP mit einer solchen Story.
      Den Film mit Ziolkowski kenne ich auch, mein Mann hatte in einem Vortrag zur Entwicklung der Raumfahrt vorgestellt. Er mutet visuell wie ein sehr alter tschechischer Märchenfilm an, was zu Konstatntin Ziolkowskis Leben phantastisch anmutendem Leben ja wirklich passt.

      • Das Space-Age 1.0 mag tot sein, doch es lebe das Space-Age 2.0 (und gleiches gilt für die Kernkraft, in welcher Form auch immer). Ich erinnere mal an den “Extraterrestrischen Imperativ” von Krafft Ehricke, an das “Raumfahrt-Zeitalter” von Hans Barth und begründe den Zweck der RF u.a. mit ihrer negentropischen Wirkung und der Überwindung des Geozentrismus.

    • Das erste Weltraum-Rad:
      Rotierende radförmige Raumstation von Herman Potocnik aus dem Jahre 1929:
      https://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/f/fb/RADFOERMIGE_ROTIERENDE_HERMAN_POTOCNIK_RAUMSTATION.PN

      Herman Potočnik sollte bekannter sein, als er ist, aber durch seinen frühen Tod 1929 konnte er wenig dafür tun. Was die rotierende Raumstation in Film und Populärkultur betrifft, da habe ich mal einen Blog-Artikel geschrieben:

      https://whoknowspresents.blogspot.com/2016/09/und-sie-dreht-sich-doch.html

      • @Manfred Polak: Danke für den Link zu Deinem ausgezeichneten Artikel über ringförmige Raumstationen!!! Nivens Ringwelt, die ja auch @Karl Bednarek hier nannte, kenne ich natürlich. Das Projekt von 1929 hingegen kannte ich noch nicht.
        Herman Potočnik sagte mir nichts, ich bin ja auch keine Raumfahrthistorikerin. Die frühe Entwicklung der Raumfahrt und Erkundung des Weltalls vor dem 1. Weltkrieg ist leider in der Öffentlichkeit wenig bekannt. Dabei sind gerade diese Entwicklungen visionär und machen auch Wernher von Brauns Arbeiten besser verständlich. Auch die frühen russischen/sowjetischen und osteuropäischen Entwicklungen und Forschungsarbeiten werden viel zu wenig gewürdigt.
        Wenn ich mir vorstelle, wie Ziolkowski mit Bleistift und Papier in seiner Hütte saß und neben seiner Arbeit als Lehrer Raketengleichung, Flüssigantrieb u a theoretisch vorausdachte, versinke ich vor Ehrfucht im Boden.

        Machst Du z B zu den Ring-Raumstationen irgendwo Vorträge? Das dürfte doch für eine Science Fiction-Convention ziemlich interessant sein.

        • Machst Du z B zu den Ring-Raumstationen irgendwo Vorträge? Das dürfte doch für eine Science Fiction-Convention ziemlich interessant sein.

          Nein, ich halte keine Vorträge. Ich hatte mich auch nur für den Artikel einmalig näher mit dem Thema befasst. In unserem Blog geht es auch nicht um Raumfahrt, sondern um (meistens alte) Filme.

          Aber wenn jemand so einen Vortrag halten möchte, darf er/sie sich gern an meinem Artikel bedienen.

        • Ich halte ab und zu Vorträge in denen rotierende Raumstationen aller Größen prominent vorkommen. Von der von Braun Station, über Stanford Torus und O’Neill Zylinder, Halo, Banks Orbital und Niven Ringwelt. Mit wissenschaftlicher Bewertung was möglich ist und was immer (soweit wir das sagen können) Utopie bleibt.

          “Megastrukturen und Galaktische Imperien”

          Nächste:
          – BuCon in Dreieich-Sprendlingen, 21.10.2023, 12 h
          – BERLIN SCIENCE WEEK, 08.11.23, 19:30 h
          – DreieichCon, 18.11.23, 17 h

          • @Heiner Wolf: Super! Für den BuCon habe ich schon ein Ticket, dann will ich Deinen Vortrag hören! (Ich hätte es mir ja denken können, dass das bei Galactic Developments auftaucht : )))

  3. Die 1950-er und 60-er Jahre waren stark geprägt durch die Aufbruchstimmung der beginnenden Raumfahrt und der billigen, reichlichen und vermeintlich sauberen Atomkraft. Auf Kinderkarussellen lockten Mini-Raketen zum Durchstarten, in Kinderzimmern standen immer noch Dampfmaschinen, aber in Form eines Atomkraftwerks.

    Die Computerpspielreihe
    “Fallout” nimmt diese nach unserem heutigen Kenntnisstand geradezu übertriebene Aufbruchstimmung und den Fortschrittsglauben auf ironische über satirische bis sarkastische Art und Weise aufs Korn.

    Das Leitthema der Serie lautet seit Beginn „Krieg, Krieg bleibt immer gleich (War, war never changes).“ Stilistisch verbindet sie futuristische Technik mit der amerikanischen Alltagskultur der 1950er Jahre. Die veröffentlichten Spiele zeichnen sich mehrheitlich durch ihren schwarzen Humor und eine offene Spielwelt mit großer Handlungsfreiheit aus. Die Serie nimmt die Zukunftsvisionen der 50er-Jahre auf die Schippe, als die Atomkraft als Lösung für alle Probleme der Menschheit angesehen wurde.

    Atombetriebene Autos einerseits, aber P-38 Lightning Jäger auf der anderen.
    Supercomputer, die mit Elektronenröhren betrieben werden.
    Atomare Verseuchung tötet nicht langsam, sondern mutiert ihre Opfer.
    Strahlenwaffen Marke Raumschiffpatrouille Orion
    uvam…

    https://www.youtube.com/watch?v=pLvsmho1lGA&list=PLD778E018603320E4

    • @RPGNo1: “Fallout” muss grandios sein, ich kenne es nur aus begeisterten Erzählungen und von einem grandiosen Info-Stand bei einer SF-Veranstaltung. Sie hatten Nuca-Cola : )

      • Ich habe Fallout 3 vor Jahren durchgespielt, weil es von der gleiche Firma (Bethesda Game Studios) entwickelt worden war, die auch die empfehlenswerte The-Elder-Scrolls-Reihe entwickelt hat.

        Der Humor des Games war stellenweise sehr gewöhnungsbedürftig, aber das machte dann auch den Reiz aus.

  4. Diese Weltraum-Räder sind natürlich noch steigerungsfähig.
    Stufe 1:
    Die ungefähr planetengroßen Halos mit rund 5000 Kilometer großem Radius.
    http://s880616556.online.de/HALO-04.jpg
    http://s880616556.online.de/SCHEHALO.jpg
    Beim teilweise zerbrochenen Halo Infinite sieht man sehr schön
    den inneren Aufbau aus zahlreichen regelmäßigen sechseckigen Säulen.
    (Ich habe alle Halo-Spiele.)
    Stufe 2:
    Die Orbitale aus dem Kultur-Zyklus von Iain Banks mit rund
    1855000 Kilometer großem Radius und einer Rotationsdauer von
    24 Stunden, was dann Erdschwerkraft und Erdentage erzeugt
    (falls man den richtigen Lichteinfallswinkel beachtet).
    Stufe 3:
    Die Ringwelt von Larry Niven mit rund 150000000 Kilometer
    großem Radius, was ungefähr der Erdbahnradius ist.
    Bei Wikipedia Dyson-Sphäre im Abschnitt Ring sind noch
    einige Überlegungen und Bilder dazu.

  5. Nicht zu vergessen sind die Comics für die Jugend “Nick der Weltraumfahrer” von Hansrudi Wäscher. Das Heft für 20 Dpf. Überhaupt hatte die SF-Literatur eine Blütezeit.Hans Dominik mal hervorgehoben.

    • Nick der Weltraumfahrer habe ich ab 1958 gerne gelesen.
      Dann waren da noch die vielen Romane von Erich Dolezal ab 1953.
      Und besonders die zwei Romane von Manfred Langrenus (Friedrich Hecht)
      Reich im Mond (1951) und Im Banne des Alpha Centauri (1955), von
      denen Erich von Däniken 17 Jahre später fleißig abgeschrieben hat.

  6. Wir hatten damals in den 80ern auch 2 solche Kunststoff-Stühle (sahen in der DDR fast genauso aus wie auf dem 1. Bild).
    Und auch in der DDR-SF-Literatur der 50er und 60er waren Atomkraft und Kunststoffe das Allheilmittel für die bessere Zukunft.

    • @Sascha Broich: Dass es in der DDR ähnliche Designs gab, höre ich zum ersten Mal. Die Raumfahrt- u Atombegeisterung auch im real existietenden Realismus wird in der Ausstellung thematisiert, Sputnik, Juri Gagarin und Valentina Tereschkowa sind in Zeitungsausschnitten porträtiert. An Design habe ich aber nur ein Wandbild im sozialistischen Realismus und den Ostberliner Fernsehturm wahrgenommen. Beim nächsten Besuchcschaue ich noch einmal genau nach!

    • @Karl Bednarik: Ich mag die sehr gern, leider sieht man sie viel zu selten. Wegen des seltsamen Lurex-Gewebes von Shirt und Leggins (oder Bodystocking) sind sie leider schwierig nachzubauen.

  7. “Startrek”, “Barbarella” und so, waren cool, Dr. W erinnert sich auch noch der Mondbesteigung, so hieß der Flug zum Mond seinerzeit, wurde so genannt [1], beigesessen zu haben, televisionär [2], auch “Scifi”, insbesondere auch technische verschlungen zu haben, meist lagen Übersetzungen US-amerikanischer Texte im Taschenbuch-Format vor.

    Ergänzend :

    -> https://en.wikipedia.org/wiki/Budget_of_NASA#Annual_budget (1966 : 4,41 %, was frickin viel war)


    Letztlich mag seinerzeit auch Symbolhandlung vorgelegen haben, nun abär scheint es um die wirtschaftliche Nutzung zu gehen, Satelliten meinend, gar den Abbau von Ressourcen, wenn erst einmal das oder der terrestrische Orbit bestiegen ist.
    Mit viel Apparat und so …

    Und sich dann sozusagen kostenschonend bspw. dem Mond und anderem Subjekt gewidmet werden kann.
    Dr. W ist nach einer sozusagen zeitlichen Lücke von ca. 50 Jahren nicht unhappy.

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer

    [1]
    Der hier :
    -> https://de.wikipedia.org/wiki/Heinz_Haber
    … hat seinerzeit im bundesdeutschen Fernsehen sozusagen Alles erklärt, ganz gelegentlich ist auch Wernher von Braun zugeschalet worden, gar per Satellit. (Seit ca. 1978?)

    [2]
    “Milchich”, also diese Fernübertragungen waren so um 1969 herum : sozusagen milchig.
    Sie gingen auch um den Tag um. besetzten sozusagen umfänglich den der BRD (mit ihren öffentlich bereit gestelltem Rundfunk) stehenden Übertragungsbereich, 24/7 sozusagen, Dr. W war seinerzeit dabei.
    Es hörte so nie auf.

  8. Hier hat jemand mal die Innensicht einer drehenden Raumstation visualisiert. Sehr beeindruckend.

    https://vimeo.com/869858712

    a planetary orbiter that spins around itself at a rate of one revolution per minute (1 RPM). With a radius of 450 meters, the spin generates artificial gravity with an effect of approximately 0.5 g along its main deck.

    Da möchte man schon gern mal an Bord sein …

    Eskapistische Grüße ;))

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