Wie viel CO2 kann Deutschland noch ausstoßen?

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Nach mehr als zwanzig Jahren der Verhandlungen wurde 2015 in Paris endlich ein globales Abkommen zum Klimaschutz erreicht, im Konsens von 195 Staaten. Viele deutsche Politiker beteuern immer wieder, dass sie voll hinter diesem Abkommen stehen, kürzlich zum Beispiel Wirtschaftsminister Peter Altmaier im Spiegel-Streitgespräch mit der Klimaaktivistin Luisa Neubauer. Vergleicht man allerdings die Taten und Pläne der Bundesregierung mit dem, was zur Umsetzung der Paris-Ziele nötig wäre, fragt man sich: hat die Politik die grundlegenden Fakten überhaupt verstanden?

In Paris haben die Staaten sich verpflichtet, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen und Anstrengungen zu unternehmen, sie unter 1,5 Grad zu halten. Jede Begrenzung der globalen Erwärmung erlaubt nur noch die Emission einer begrenzten CO2-Menge, denn je mehr CO2 wir insgesamt in die Luft gepustet haben, desto wärmer wird es auf unserem Planeten. Dazu hat der Weltklimarat letztes Jahr ein Sondergutachten veröffentlicht. Dort kann man in einer Tabelle nachlesen, wie groß das Emissionsbudget für ein bestimmtes Klimaziel noch ist. Der Bericht liefert übrigens auch starke Argumente dafür, die Erwärmung eher nahe 1,5 Grad als nahe 2 Grad zu stoppen – im letzteren Fall würde zum Beispiel kaum ein Korallenriff in unseren Ozeanen überleben.

Ab Anfang 2018 verbleibendes CO2-Emissionsbudget, um unter einer bestimmten Erwärmungsgrenze zu bleiben. Lesebeispiel: um mit 67% Wahrscheinlichkeit unter 1,5 Grad zu bleiben, können wir ab Anfang 2018 noch 420 Milliarden Tonnen in die Luft blasen. Ab Anfang 2019 sind das nur noch 380 Milliarden Tonnen, da jährlich rund 40 emittiert werden. Quelle: IPCC SR15, Tabelle 2.2

Beispiel 1,75 Grad

Nehmen wir an, das „deutlich unter 2 Grad“ Paris-Ziel bedeutet konkret eine Begrenzung der Erwärmung auf 1,75 Grad. Bei der Berechnung der Erwärmung infolge einer bestimmten Emissionsmenge gibt es natürlich eine Unsicherheitsmarge; daher werden Wahrscheinlichkeiten angegeben, eine bestimmte Temperaturgrenze zu halten. Nehmen wir also an, wir wollen mit 67 Prozent Wahrscheinlichkeit unter den 1,75 Grad bleiben. Dann sagt die Tabelle, dass wir ab Anfang 2018 noch 800 Gigatonnen (das sind Milliarden Tonnen) CO2 in die Luft pusten dürfen.

Welcher Anteil von diesem begrenzten Emissionskuchen steht Deutschland zu? Das ist keine Frage der Wissenschaft sondern der Gerechtigkeit. Steht uns Deutschen einfach mehr als anderen zu, weil wir schon reich und industrialisiert sind? Wohl kaum. Bestenfalls können wir von diesem Restbudget den Anteil beanspruchen, der unserem Anteil an der Weltbevölkerung entspricht. Also 1,1%.

Dann muss man noch fragen: wann wird der Kuchen verteilt? Manche Entwicklungsländer argumentieren, spätestens seit die Folgen allgemein bekannt sind (also etwa seit dem ersten IPCC-Bericht von 1990) müsste jeder Verantwortung für seine Emissionen übernehmen; das 1990 noch vorhandene Emissionsbudget müsse also gerecht aufgeteilt werden. Problem: dann hätte Deutschland längst mehr als seinen Anteil verbraucht. Wir emittieren auch derzeit noch doppelt so viel, wie unserem Bevölkerungsanteil entspricht, und nach den kumulativen (also Gesamt-)Emissionen liegen wir auf Rang vier aller Länder – hinter den USA, China und Russland. Seien wir daher großzügig zu uns selbst und nehmen den Abschluss des Pariser Abkommens als Zeitpunkt, verteilen also das Anfang 2016 noch vorhandene Restbudget. Das betrug 880 Gigatonnen (2×40 Gt mehr als die oben genannten 800 Gt, weil die Welt jährlich 40 Gt emittiert).

Davon stehen Deutschland dann 1,1 % zu, das sind 9,7 Gigatonnen. Von Anfang 2016 bis Anfang 2019 haben wir davon schon 2,4 Gigatonnen verbraucht, da Deutschland jährlich 0,8 Gigatonnen emittiert. Bleiben uns also 7,3 Gigatonnen ab Anfang 2019.

Die folgende Grafik zeigt, was dieses Budget bei einer linearen Emissionsreduktion auf Null bedeutet.

CO2-Emissionen in Deutschland. Grün: Emissionen bis 2018 nach Zahlen des Umweltbundesamtes (für 2018 habe ich denselben Wert wie 2017 veranschlagt, da die Zahl noch nicht veröffentlicht ist). Blau: exemplarische lineare Emissionsminderung, die einem fairen Beitrag Deutschlands zu den Paris-Zielen entsprechen könnte.
Grafik: Prof. Stefan Rahmstorf, Creative Commons BY-SA 4.0.

Die jährliche Minderung liegt bei rund 6% der heutigen Emissionen.

Ab dem Jahr 2036 dürfen wir nichts mehr emittieren! Spielraum für Emissionen danach kann man sich nur erarbeiten, indem man dafür anfangs schneller reduziert – z.B. durch Abschalten von Kohlekraftwerken – oder durch negative Emissionen, denn relevant sind ja die Netto-Emissionen. Ich kann nicht erkennen, wie die Pläne der Bundesregierung – nach denen wir selbst 2050 noch nicht bei Nullemissionen sind – mit dem Pariser „deutlich unter 2 Grad“ vereinbar sind. Geschweige denn die in Paris versprochenen Anstrengungen darstellen, die Erwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen.

Als Luisa Neubauer Herrn Altmaier darauf ansprach, reagierte er pikiert – so als kenne er die Zahlen nicht. Dabei hat der Wissenschaftliche Beirat Globale Umweltveränderungen (WBGU), also das offizielle, von der Bundesregierung bestellte Beraterteam für diese Fragen, die Fakten zu den Emissionsbudgets bereits vor zehn Jahren in einem Sondergutachten dargestellt. Damals gab es freilich noch mehr Spielraum.

Heute sind die nötigen 6 Prozent jährlich sportlich. Und zwar weil viele Jahre davor fast nichts getan wurde. Die Politiker, die diese 6 Prozent nun für “unrealistisch” halten, hätten einfach nur früher handeln müssen. Hätten wir schon 1992, nach Abschluss der Klimarahmenkonvention in Rio (in der die Vermeidung eines gefährlichen Klimawandels versprochen wurde), mit der Emissionsminderung begonnen, dann hätte eine lineare Reduktion auf Null über 62 Jahre – also bis zum Jahr 2052 – und damit nur eine Reduktionsrate von 1,6 Prozent pro Jahr ausgereicht, um mit derselben Emissionsmenge auszukommen wie in der obigen Grafik!

p.s. Das Umweltministerium hat sich zu meiner Budgetrechung geäußert:

Tweet vom BMU zu diesem Beitrag.
Das ist genau das Problem: die selbstgesetzten Ziele der Staaten bringen uns insgesamt zu 3 Grad Erwärmung. Dieser Weg führt in die Katastrophe und entspricht nicht den Zeilen des Pariser Abkommens. Egal wie man die Restemissionen fair verteilt: die Gesamtsumme muss stimmen.

Literatur

Messner et al. 2010: The budget approach: A framework for a global transformation toward a low-carbon economy (PDF)

PS (12.8.19): Hier ein Excel-Spreadsheet, das ich für den Realclimate-Blog How much CO2 your country can still emit, in three simple steps erstellt habe, und mit dem man analog Emissionsbudgets für andere Länder und für andere globale Budgetwerte ableiten kann.

PS (18.9.19): Ich habe ein Update der obigen Grafik mit dem vom UBA bekannt gemachten Wert der CO2-Emissionen für 2018 gemacht. Das verlängert den Emissionsspielraum ein klein wenig, weil der Wert deutlich geringer ausgefallen ist – unter der Annahme, dass das keine wetterbedingte kurzfristige Schwankung sondern eine anhaltende Reduktion ist. So oder so ist die jetzt notwendige Reduktionsrate 5x größer als die bisherige seit 1990: 40 Megatonnen statt 8 Megatonnen jährlich! Übrigens kommt diese Analyse zum selben Ergebnis wie die Experten vom Umweltrat der Bundesregierung!

Update der obigen Grafik mit dem Emissionswert für 2018.

Link

What is Climate Justice? Eine Website, mit deren Hilfe man Länderbudgets mit verschiedenen Annahmen zur Klimagerechtigkeit interaktiv grafisch darstellen kann.

In eigener Sache: gestern habe ich diesen schönen Preis erhalten, nicht zuletzt für das Bloggen. Danke!


Stefan Rahmstorf ist Klimatologe und Abteilungsleiter am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Professor für Physik der Ozeane an der Universität Potsdam. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf Klimaänderungen in der Erdgeschichte und der Rolle der Ozeane im Klimageschehen.

146 Kommentare

  1. Hallo Prof. Rahmstorf,
    dies wird in Deutschland nicht gelingen. Dann dürfte 2036 in Deutschland kein Flugzeug mehr fliegen, da ich nicht glaube, dass es bis dahin emissionsfreie Flugzeuge gibt. 50 000 000 Millionen Fahrzeuge ohne Verbrennungsmotoren und ohne CO2-Emissionen wird es nicht geben. Die Reduktion auf Null geht nur mit einer drastischen Änderung der Lebensweise. Dies müsste der Bevölkerung mitgeteilt und akzeptiert werden. Dies kann nur gelingen, wenn alle Länder wie die USA und China genauso drastisch ihre Emissionen herunterfahren. Das wird ein schwerer Weg, der Solidarität von der ganzen Welt einfordert.

    • Spielraum für spätere Emissionen kann man sich erarbeiten, indem man dafür anfangs schneller reduziert – z.B. durch Abschalten von Kohlekraftwerken – oder durch negative Emissionen, denn relevant sind ja die Netto-Emissionen. Diesen Punkt habe ich oben noch ergänzt.

  2. Herr Rahmstorf, bitte erläutern Sie welche Klimasensivität des CO2 bei der Berechnung der Werte obiger Tabelle aus dem SR15 zugrundegelegt wurde.
    Dazu steht nichts unter der Tabelle und ich nehme an, andere Leser Ihres Blogs haben auch Interesse an der Beantwortung dieser Frage.
    Einen “wahrscheinlichen” oder mittleren Wert von 3°C gibt es ja beim IPCC nicht mehr.
    Meiner Meinung nach müsste es für die Spanne der nach wie vor vom IPCC genannten Klimasensivität von 1,5°C bis 4,5°C auch entsprechende Werte zum CO2 – Budget geben bzw. es müssten in der Tabelle immer ein unterer Wert für 4,5°C Klimasensivität und ein oberer (größter) Wert für 1,5°C stehen.

    • Die Unsicherheit in der Klimasensitivität führt zu einer Wahrscheinlichkeitsverteilung der Erwärmung bei gegebener Emission. Daher werden Wahrscheinlichkeiten angegeben, unter einer bestimmten Temperaturgrenze zu bleiben. Dort wo die Wahrscheinlichkeit 50% beträgt liegt also der Medianwert der Klimasensitivität zugrunde. Ich wüsste jetzt nicht, welcher Wert das genau in diesem Bericht ist (ich habe daran auch nicht mitgewirkt) aber er liegt auf jeden Fall sehr nahe an 3 °C.

  3. Unsere Politiker schicken einfach ein paar Leute mit Staubsaugern raus, die saugen dann das CO2 ein und anschließend wird es einfach verbrannt. So bleibt unser CO2-Budget auch bis 2050 noch erhalten und wir haben genügend Zeit unseren Ausstoß weiter um 0,1% jährlich zu senken. Einfach mal mitdenken und nicht Politiker wie Herrn Altmaier mit der Realität belästigen.

  4. Ein erschreckendes Bild. D.h. Deutschland kann keinen ausreichenden Beitrag mehr für die 1,5°C leisten. Dafür müssten jetzt sofort alle nicht netzrelevanten Kohlekraftwerke ausstellen, sofort Gaskraftwerke bauen, dann in 3 Jahren die restlichen Kohlekraftwerke ausstellen, 2025 nur noch E-PKW, schneller Einstieg in die PtG-Technologie und so weiter. In der Hoffnung das wir dann für den Flugverkehr noch ein paar Jahre mehr Zeit haben.
    Ich kann mir technische Revolution vorstellen. Aber das wir das in DE hinkriegen, kann ich mir auch im optimistischten Szenario nicht vorstellen.
    Das Weltklima muss also auf andere übereifrige Länder hoffen:(

  5. “Die Politiker, die diese 6 Prozent nun für “unrealistisch” halten, hätten einfach nur früher handeln müssen” Auf welcher Basis hätten sie das tun sollen? Von wissenschaftlicher Seite und von Umweltorganisationen wurde doch immer beschwichtigt. Ein bischen mehr Erneuerbar und wir schaffen das.
    (Dazu ein wunderbarer Spruch von dem damaligen Umweltminister Altmeier: “Irgendwo in in Europa scheint immer die Sonne.”) Am Ende ist alles billiger als vorher (Win Win). Und wenn ein wenig zuviel CO2 in die Atmosphäre geraten ist, holen wir es einfach wieder heraus. Es gab auch Stimmen, die schon früh gewarnt haben, dass es so, wie es läuft, nicht geht, aber die wurden nicht gehört. Interessant finde ich die Grafik über die Emissionen in Deutschland. Die nach dieser Grafik Deutschland zustehenden Emissionen werden in weniger als 10 Jahren ausgeschöpft sein. Und dann? Wenden wir uns dann dem 3 Grad oder irgendwann mal dem 5 Grad zu? Solange der Ernst der Lage nicht begriffen wird und solange nicht alle Optionen, wiklich alle, ausgeschöpft werden, werden wir im Kampf gegen den KLimawandel unterliegen.

    • Das sehe ich ganz anders. Die IPCC-Berichte erklären seit dem ersten von 1990 ganz klar, was Sache ist. Und das ist die offizielle Grundlage der Verhandlungen unter der Klima-Rahmenkonvention (also Kyoto-Protokoll, Pariser Abkommen). Und – wie erwähnt – hat der wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung (dessen Mitglied ich 8 Jahre lang war) auch seit vielen Jahren keine Zweifel daran gelassen, wie sehr die Zeit drängt.

    • CO2. Deswegen gibt es die Spalte “Non-CO2 scenario variation” – das sind die Variationen im CO2-Budget, die durch unterschiedliche Annahmen über die Entwicklung der anderen Treibhausgase entstehen.

  6. Ich hab da ein paar Fragen:
    – Wie lange dauert es, falls jetzt alle Maßnahmen getroffen würden, bis das jetzt erzeugte CO2 abgebaut ist?
    – Wie geht das Wachstum der Erdbevölkerung in die Rechnung ein?
    – wie kann das Stromnetz stabilisiert werden, wenn keine Kraftwerke mehr zur Verfügung stehen, die innerhalb kurzer Zeit ihre Leistung hochfahren können?
    – In Polen ist scheinbar für die nächsten Jahre ein Ausbau der Kohlkraftwerke geplant. Das befreit uns zwar nicht, und sollte es auch nicht. Aber wäre hier nicht eine Allianz mit unseren Nachbarn sinnvoller. Unterstützung beim Ausbau von alternativen Energiequellen mit unseren Nachbarn. Soweit ich sehe haben viele Normalbürger auch gar keine Alternative. Sie müssen mit Kohle heizen.
    – Wieviel könnten wir einsparen, wenn wir Flüge drastisch einschränken könnten. Kreuzfahrten erheblich reduzieren würden. Ein intelligentes Verkehrskonzept aufziehen würden. Keiner dürfte mehr einen eigenen PKW besitzen. Transport on Demand.

    Sind die Menschen wirklich bereit zu verzichten. Kleidung länger zu tragen. Essen nicht wegwerfen. Nicht mehr soviel zu konsumieren. Nicht mehr zu reisen oder zumindest eingeschränkt. Wir können nicht immer verlangen, das Kraftwerke geschlossen werden sollen (auch die Arbeiter in den Kraftwerken wollen ihre Familien ernähren), wenn wir selbst nicht bereit sind einen eben so großen Preis zu zahlen.

    Ich reise nicht, fahre wenig mit dem PKW, benutze wo es geht die Bahn. Habe kein Handy. Esse wenig Fleisch. Das meiste wäre also kein Verlust für mich. Aber jeder hat so seine Grenzen.

  7. Deutschland ist topp bei der Energiewende und hat das Zeug zum Weltmeister meinen viele aus dem Bekanntenkreis. Nicht so gerne gucken sie hier nach:

    https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_countries_by_carbon_dioxide_emissions

    Tonnen CO2/Kopf/Jahr:

    Vereinigte Staaten: 15.7
    Deutschland: 9.7
    Vereinigtes Königreich: 5.7
    Frankreich: 5.2

    Da fiel auch schon einmal die Anmerkung es handle sich um “Zahlenwichserei”. In den meisten Köpfen ist abgespeichert, dass die Vereinigte Staaten pro Person mehr als doppelt soviel wie Deutschland ausstoßen. Das war einmal und klingt so gut, dass kaum einer auf die neuen Zahlen umsteigen möchte, sondern geneigt ist zu behaupten, dass es auch andere Zahlen gäbe.

  8. Herr Rahmstorf, 7,3 Mrd. Tonnen CO2 wären 90 Tonnen pro Bundesbürger. Das ist in spätestens 10 Jahren erreicht.

    Der Durchschnittsdeutsche verursacht 9 Tonnen CO2 pro Jahr. Leute wie Frau Luisa Neubauer viel mehr, da sie Vielfliegerin war oder noch ist?

    Insbesondere die Grünen und deren Wähler fliegen gerne und viel, wie gerade Monitor berichtet hat. Die möchten sich das auch nicht verbieten lassen.

    Und Eltern werden es sich auch nicht verbieten lassen ihre Kinder zur Kita und Grundschule mit dem SUV zu fahren. Beobachte ich jeden Tag, ich wohne neben einen städtischen Kindergarten.

    Wie wollen Sie es also erreichen, dass die Klientel, die gerade auf die Straße rennt sich massiv einschränken wird, wenn die das heute schon nicht tun, geschweige denn die Klimaskeptiker?

    Gibt es da schon Konzepte? Und was tun Sie persönlich für den Klimaschutz und wie hoch ist ihr Jahres CO2-Fußabdruck?

  9. Ich glaube auch nicht, dass die Politik die Bedeutung Fakten auch nur ansatzweise versteht. Vielleicht sollte man den aufgeblähten Bundestag ja um die Hälfte der Abgeordneten reduzieren!?
    Die freigewordenen Sitze könnte man dann ja auf sinnvollere Weise zumindest teilweise wieder auffüllen, indem man Experten ins Boot holt und mit Stimmrecht ausstattet.

  10. Lieber Herr Prof. Rahmstorf,

    erst in 2020 wird der CO2 Fonds erstmalig mit jährlich 100 Mrd $ gefüllt von den Verursacherländern. Wenn also zukünftig Geld (Fiat) vorhanden ist, werden die Länder weltweit damit [hoffentlich] CO2 reduzierende Maßnahmen in Angriff nehmen. Solange dieses Fiat nicht vorhanden ist, wird nur so verschuldet wie der Ertrag es erlaubt. Deswegen werden momentan auch weltweit noch nach IPCC Lesart viel zu viel neue CO2 emittierende Kraftwerke weltweit gebaut.
    Inwieweit die Geberländer sich hier untereinander und im weiteren mit ihren Gläubigern handelseinig geworden sind, wissen wir nicht.

    Und obwohl die USA wohl erst zum letzten Drittel des Jahres 2020 aus dem Pariser Abkommen austreten, bleibt natürlich fraglich, inwieweit diese ihren Anteil in dem Fonds leisten werden?

    Und wenn sich herausstellt, dass einhundert Milliarden Fiat nicht ausreichen pro Jahr, um irgendein messbares Ergebniss zu erzielen, wird der Fonds dann erweitert, und von wem und mit wieviel?

    Und es könnte durchaus sein, infolge der langen Zeit der Verhandlungen und die nun komplett andere geopolitische Lage, andere Ideen vertraglich absichert wurden als vor 20 Jahren gedacht?!

  11. Um es in der Sprache meiner Enkel zu sagen: „Der Drops ist gelutscht.“ Die Spezies Homo Sapiens ist ganz offensichtlich nicht in der Lage im Interesse der Erhaltung der Art rational zu handeln und Ereignisse zu antizipieren. Das hat global gesehen viele Ursachen, wie z. Bsp. mangelnde Bildung, täglicher Kampf um das nackte Überleben in vielen Weltregionen, skrupel- und bedenkenloses Profitstreben der besitzenden Klasse, Irrationalität bei Religionen usw.
    Wir betrachten in der Klimafrage oft alles mit Blick auf den deutschen Bauchnabel. Wir sind aber nur 1% der Weltbevölkerung. So wichtig und notwendig eine deutsche Vorreiterrolle ist, es würde wahrscheinlich nichts nützen. Die Masse der verbleibenden Weltbevölkerung von 99% versteht von der Materie oft sehr wenig oder steht ohnmächtig den Ereignissen gegenüber (s. Südseebewohner). Die weltweiten Aktionen der Klimaverteidiger von den Schülern über die Wissenschaftler bis zu ökologischen Gruppen repräsentieren eben nur den aktivsten, aufgeklärtesten Teil der Weltbevölkerung. Für die notwendige globale Klimarevolution reicht das nicht. Das entschuldigt in keiner Weise das Versagen der gesamten deutschen „Eliten“. Diese Leute gehören zu einer Spezies in den Industrieländern, für die Nationen und Grenzen schon längst keine Rolle mehr spielen. Der Börsenwert der Automobilkonzerne von VW bis Toyota, der Energie-, ÖL- und Gaskonzerne, der unkontrollierbaren Rüstungsindustrie (was schon der Präsident Eisenhower beklagte) usw. sind wirkmächtiger als jede Bundesregierung. Der traurige Herr Altmaier ist doch nur ein kleiner Angestellter. 2018 war der 200. Geburtstag von Karl Marx. Wegen des katastrophalen Scheiterns des „Realsozialismus“ und der kommunistisch/sozialistischen Ideologie wird einer der größten deutschen Philosophen und Ökonomen gleich mit im Orkus der Geschichte entsorgt. Dabei wird vergessen, welche heute immer noch gültigen Erkenntnisse er über ökonomische und politische Verhältnisse gefunden hat. Über Regierungen und ihre „Macht“ kann man lesen, Zitat: „Die moderne Staatsgewalt ist nur ein Ausschuss, der die gemeinschaftlichen Geschäfte der ganzen Kapitalistenklasse verwaltet.“ [K. Marx, Kommunistisches Manifest, MEW 4, 464]. Solange sich daran nichts ändert, und ich sehe da keine Änderung, werden die Profitinteressen Vorrang vor allem haben, auch vor dem Selbsterhaltungstrieb der Spezies Mensch. Herr Prof. Rahmstorf hat ja mehrfach auf die Koch-Brüder in den USA hingewiesen. Die wissenschaftlich-technischen Herausforderungen, um die Pariser Klimaziele zu erreichen, sind so gewaltig, dass es einer geeinten Anstrengung der Weltgemeinschaft bedarf. Es geht doch nicht nur um deutsche E-Autos – PKW und LKW!! – (die bei der Masse mit Lithium-Batterietechnik gar nicht zu realisieren sind) oder um Ferienflüge und Kreuzfahrtdampfer. Was wird mit der Nationalökonomie jener Staaten, die, aus eigenem Verschulden, von fossilen Energieträgern abhängig sind (Russland, Saudi-Arabien usw.). Wer beendet die Kriege, die massenhaft Ressourcen verschlingen und ganze Länder in die Steinzeit zurückversetzen, wer bringt die religiösen Führer zur Vernunft, dass sie nicht mehr gegen Geburtenkontrolle und Familienplanung wettern oder bei allem, was von anderen kommt, einen Angriff auf die eigene Identität wittern. Ich teile die Meinung von Prof. Schellnhuber über die Wahrscheinlichkeit, wie die Sache ausgeht, am Schluss seines Buches „Selbstverbrennung“, Zitat: „… Dieses Szenario (des Scheiterns der Klimapolitik) besitzt alle Merkmale der großen griechischen Tragödie, wo selbst die begründetsten Warnungen der Seher ungehört verhallen“ [Schellnhuber: Selbstverbrennung, C. Bertelsmann, S. 718]
    Es wird nur noch wenige Jahre dauern, dann geht es nur noch um Krisenmanagement und brutale Verteidigung des Besitzstandes der „ersten Welt“. Das haben die Militärführer längst verstanden.
    Da klappts mal bei der Bundeswehr. Siehe:
    „Streitkräfte, Fähigkeiten und Technologien im 21. Jahrhundert – Teilstudie 2 – Klimafolgen im Kontext. Implikationen von Sicherheit und Stabilität im Nahen Osten und Afrika. [Herausgeber Planungsamt der Bundeswehr, Dezernat Zukunftsanalyse, Oberspreestraße 61L, 12439 Berlin; 2012]

  12. Konsequent sein

    Alle, die sagen, die notwendige Verminderung der CO2-Emissionen gefährden aber unser Autofahren, unser Fliegen und unseren Fleischkonsum, müssen ehrlicherweise hinzufügen: Und viel Autofahren, Fliegen und Fleischessen sind mir wichtiger als die Lebenschancen von hunderten Millionen Menschen. Ich akzeptiere, dass diese durch Hitzewellen, Dürren und Ernteausfälle wie durch Stürme, Fluten und Meeresspielanstieg und auch mittelbar durch Fluchten, Völkerwanderungen und Kriege krepieren.

    Und dabei haben wir gerade in Deutschland die Techniken, um mit Energiesparen und Energieeffizienz, mit Photovoltaik und Windkraft, mit Nullenergiegebäuden und CO2-freier Mobilität wie auch ökologischer und fleischärmerer Landwirtschaft unseren Beitrag zur Erreichung des Klimaschutzziels zu leisten. Wir müssen allerdings auch unseren persönlichen Lebensstil verbessern und die klimaschädlichen Politiker/innen abwählen.

    Raimund Kamm, Augsburg

  13. Wenn wir das relativ gut hinbekommen wollten, müßten wir jetzt Atomkraftwerke bauen, und zwar im großen Stil, zusätzlich zu den alternativen Energien. Gaskraftwerke sind eigentlich Augenwischerei – die ganzen Methanlecks heben sie auf ein ähnliches Niveau wie Kohle.

    Wenn das mehrere Länder machen, heißt das zusätzlich auch noch Brutreaktoren oder Thoriumreaktoren – sonst reicht das Uran nicht.

    Ja ich weiß – Fehlende Endlagerstätte, Terrorismus, nukleare Proliferation, GAUs. Wenigstens das letztere sollte man durch modernere Technik und mehr Transparenz beim Betrieb besser unter Kontrolle bekommen. Fukushima und Tschernobyl waren Risiken die man schon bei der Bauphase gewußt hat wenn man ehrlich war. Hierzulande würde das z.B. heißen kein Atomkraftwerk neben den Rhein bauen das nicht gegen ein 10.000-Jahres-Hochwasser geschützt ist und passive Notkühlsysteme hat.

    Fusion steht ja noch nicht zur Verfügung. Große Batteriespeicher mit Redox-Flow-Batterien auch noch nicht, hier sind die nötigen organischen Elektrolyte noch in der Probephase ( 100 Kwh Bereich, wir brauchen 100 Gwh für den Verzicht auf Atomstrom). Vanadium ist keine Option.

    Allerdings sind in Deutschland der Neubau von Atomkraftwerken und Windkraftanlagen unmöglich bzw. zunehmend schwierig – so sehe ich hier keinen Ausweg. Solar bringt hier nur etwas um den Sommer herum – Deserttec wurde nicht ohne Grund in Nordafrika geplant. Große Energiekonzerne planen auch keine Windkraftanlagen in D mehr – zuviele Prozesse.

    E-Mobilität ohne Kohle/Gasausstieg bringt auch wenig (immerhin etwas).

    Luftverkehr ist meiner Meinung noch das harmloseste – statt den (auch umstrittenen) Biosprit ins Benzin zu mischen könnte man ihn komplett für die Luftfahrt zur Verfügung stellen(und den Verkehr elektrifizieren, wie auch immer – Bahn Batterie Brennstoffzelle). Die US-Luftwaffe hat hier schon Testreihen gefahren.

    Zum Erdgasproblem:
    https://www.deutschlandfunk.de/methanverluste-lecks-in-der-oel-und-gasindustrie.676.de.html?dram:article_id=402450

  14. Nachtrag von mir:

    Deutschland hätte auch noch ein gewaltiges Geothermiepotential:

    DIe Eifel.

    Hier könnte viel Strom sowie Fernwärme für den Ruhrgebiets + Rhein-Main-Raum gewonnen werden. Langfristig müssen die Supervulkane hier eh gekühlt werden, oder sie brechen wieder aus und bescheren der Welt ein paar Jahre Superwinter (siehe NASA-Yellowstone Kühlprojekt).

    Es wird aber als Begleiterscheinung lokale Erdbeben geben – das haben alle Geothermiemaßnahmen bis jetzt gezeigt.

    Also wird es nicht stattfinden, anstatt lokal für erdbebenfeste Bauweise zu sorgen.

    Eine echte Energiewende ist in Deutschland halt unmöglich.

  15. Wenn man die Perspektive über Deutschland hinaus einnimmt, dann könnte das heißen, dass wir verstärkte Anstrengungen unternehmen, um entwickelnden Ländern zu ermöglichen direkt in emissionsarme Elektrifizierung einzusteigen. Das heißt, wir würden für globalen Austausch der Emissionsrechte sorgen durch unterstützte Vermeidung an anderer Stelle.
    Dies erscheint mir eine Alternative Möglichkeit zu sein, die mit der schnellen Reduktion der Emissionen innerhalb von Deutschland kombiniert werden sollte.

    Politisch erscheint mir beides aber schwierig, da beide Formen der Änderung starke politische Anstrengungen erfordern.

    Eine weitere Anmerkung ist, das auch die Gerechtigkeit innerhalb von Deutschland beachtet werden sollte. Also man sollte verstärkt Maßnahmen so konzipieren, dass berücksichtigt wird, das Wohlhabende einen größeren Fußabdruck haben. Zum Beispiel dadurch, dass Abgaben auf Emissionen stark erhöht werden, während dies sozial ausgeglichen wird, sodass insbesondere diejenigen nicht bestraft werden, die sozial schlechter gestellt sind. Im Moment wird in der Diskussion so getan, dass eine Abgabe ja unsozial belasten würde, aber es nicht über Alternativen nachgedacht, eben gleichzeitig für eine sozial steuernde Entlastung zu sorgen.

  16. im letzteren Fall würde zum Beispiel kaum ein Korallenriff in unseren Ozeanen überleben.

    Gilt es denn als gesicherte Erkenntnis, dass Korallenriffe an der Erwärmung sterben?

  17. @Stefan Rahmstorf 28. März 2019 @ 20:13
    Sie gehen davon aus, dass von einem Wert von ca. 3°C bei der Klimasensitivität bei der Berechnung der CO2-Budgets im SR15 ausgegangen wurde und folglich auch für alle daraus abgeleiteten Szenarien oder Prognosen.
    Das ist aber nicht gerade “die feine Art”, das ist nicht gerade sehr “wissenschaftlich”, wenn man nach wie vor eine sehr große Unsicherheit bei der Klimasensivität hat, eine Bandbreite mit dem Faktor 3 zwischen unterem und oberen Wert und dann “einfach so” einen Sonderbereicht zum 1,5° / 2°-Ziel herausgibt, in dem man weder den unteren noch den oberen Wert berücksichtigt.

    So fährt man eine Sache schnell an die Wand: in “meiner” Firma gab es vor ca. 30 Jahren mal ein ganz groß angelegtes Projekt, mit dem man den Weltmarkt mit neuer Technik im entsprechenden milliardenschweren Fachgebiet aufrollen wollte. Da verfuhr man auch immer nur mit fertigen und runden Daten während der Entwicklung, obwohl es sehr große Unsicherheitsbereiche gab. Und genau deshalb, weil man einfach nur vorgab es gäbe keine Unsicherheiten haben die damaligen Projekmanager das Projekt total an die Wand gefahren. Hätte man die Unsicherheiten berücksichtigt, wäre was aus dem Projekt geworden und das Milliarengeschäft hätte gelingen können.

    Was, wenn nun die Klimasensvität bei 1,5°C liegt, was ja laut IPCC (AR5) nach wie vor für möglich gehalten wird? Dann ist doch der ganze SR15 und obiges Kohlestoffbudget obsolet. Schließlich gibt es ja keinerlei wissenschaftlich gesicherte oder auch nur eher wahrscheinliche Hinweise darauf, dass die Klimasensivität bei 3°C liegt.

    • Sie haben es offenbar falsch verstanden. Die Unsicherheit ist berücksichtigt. Deshalb sind in der Tabelle Wahrscheinlichkeiten angegeben. Und selbstverständlich gibt es zahlreiche Studien mit Evidenz dafür, dass die Klimasensitivität nahe bei 3 °C liegt, und nur mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit bei 1,5 °C.

  18. Link für Tabelle 2.2 auf Seite 107 in IPPC SR15 Chapter 2 Mitigation Pathways Compatible with 1.5°C in the Context of Sustainable Development. Enthält Kontext und Fußnoten. 180 Seiten PDF Datei. Auch das summary für policy makers hat 24 dicht beschriebene Seiten. Ohne zynisch werden zu wollen, aber Verantwortliche in Politik und Wirtschaft kann man damit wohl eher nicht erreichen. Maximal drei Seiten/Folien mit wenigen bullet points und ein paar einfach und intuitiv zu erfassenden Grafiken sind vielleicht eher dazu geeignet. Ich denke man muss bei den meisten Verantwortlichen leider von einem Unterstufenniveau für das Verständnis von quantitativen Zusammenhängen ausgehen.

  19. Ich arbeite gerade daran, für die Demos der jungen Leute eine Beschallungsanlage zu bauen, die auf ein Lastenrad passt und keinen Transporter und Stromaggregate braucht. Zauberwort: LiPoFe4-Akkuzellen,geladen mit Sonnenstrom, ClassD-Verstaerker, alles konsequent DC. Ein Freund will mir noch 2 seiner wunderbaren Klangkugeln 45 cm D in Edelstahl 150 Watt zu Verfügung stellen, von denen er sagt, dass sie problemlos 3000 Menschen verständlich erreichen können.
    5 kg pro Stück. Es ist soviel möglich, wenn man nur will.

  20. Ich habe am 12.11. auf der Berliner Mauer gesessen 1989 und vorher in Kirchen und bin solange bei den Demos mitgelaufen, wie nicht der selbstaufgebende sofortige Anschluss an die vergeudende BRD gefordert wurde. Da habe ich erlebt, wie unter dem Druck der Verhältnisse sich in kürzester Zeit alles ändern kann.
    Es ist gut, wenn Menschen mit wenigen Worten das wesentliche sagen. Das habe ich bei den Reden der ganz jungen am 15.3. erlebt. So auch das berichtete “Das ist der Anfang vom Anfang”. Ich lass michs nicht verdrießen, weiter jede Woche allein vor RWE-Chemnitz zu stehen. Nun schon seit Ende September. Weil das Transparent beim Dauerregen der 2500er Demo am 15.3. zusammengegammelt ist und ich keine Zeit habe es neu zu machen ist jetzt nur noch zu lesen:

    Bäume. Kinder

    SUV. Braunkohle

    Den Reaktionen nach, reichts auch so. Was die Bäume angeht, ist das vorzeitige Sterben ja überall für jeden zu besichtigen. Es ist ja ein Tod mit Ansage. Nur dass er so schnell in diesem Umfange kommen würde, hätte ich vor 2 Jahren nicht gedacht. So schnell änderten sich die Standortfaktoren!
    Nun sollen ja in Sachsen schon 16% für die Grünen prognostiziert worden sein, das wäre für unser schlimmst verknoechertes Bundesland schon eine Zeitenwende. Wobei ich kein Grüner bin und da die Konsequenz auch noch nicht ausreicht. Wegen einer Kandidatin, die keine Lösung mit ihrem Schatz in New York findet, habe ich die Probemitgliedschaft nicht verlängert.

  21. Herr Rahmstorf, eine Grafik von Statista zu Ihrer Frage: http://tinyurl.com/yy9qcvjf. Es gibt übrigens noch ein dritte Alternative. Man kann das eine tun ohne das andere zu lassen. Es gibt schon eine ganze Reihe von Ländern, die wenigstens die Stromversorgung (leider nur ein geringer Teil der Energieversorgung) nahezu CO2 frei schaffen, beispielsweise die Schweiz, annähernd auch Frankreich, Schweden u.a.

    • Primärenergie ist kein sinnvolles Maß, wie schon früher erklärt. Es fehlt hier auch die Erläuterung dazu, was unter Erneuerbare gerechnet wurde.

  22. @ Stefan Rahmstorf

    Sind bleiche Korallenriffe denn tote Korallenriffe?

    • Korallen können sich von einer vorübergehenden Bleiche erholen – das dauert aber 10-20 Jahre und setzt voraus, dass die kritische Temperatur in dieser Zeit nicht wieder überschritten wird. Treten die Bleichen in kürzeren Abständen auf, sterben die Korallen ab – siehe das von mir verlinkte Hughes et al. Paper.

  23. @ Stefan Rahmstorf, 29. März 2019 @ 23:49
    Die Unsicherheit der Klimasensitivität ist in obiger Tabelle berücksichtigt? Das kann ich nicht erkennen. Wahrscheinlichkeiten bei einer als fest bei ca. 3°C angenommenen Klimasensivität haben nichts mit einer um den Faktor 3 variablen Klimasensivität zu tun.
    Bei einer Klimasensivität von 1,5°C müsste meiner Meinung nach das Kohlenstoffbudget geradezu “gigantisch” groß sein während es logischerweise bei 3°C schon relativ “bescheiden” wird.

    Mir sind z.B. folgende Studien aus neuester Zeit bekannt, die die Klimasensivität immer weiter unterhalb 2°C und zum Teil unterhalb 1°C sehen – je neuer die Studien, desto niedriger die Klimasensivität meine ich zu erkennen:

    – Scafetta et al. mit einer Übersicht über sehr viele Studien bis zum Jahr 2013:
    http://www.iieta.org/sites/default/files/Journals/IJHT/35.Sp01_03.pdf
    – Smirnov et al, 2017 mit 0,4°C:
    https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-319-30813-5_10
    – Lightfoot and Mamer, 2017, Effekt ist vernachlässigbar:
    http://journals.sagepub.com/doi/10.1177/0958305X17722790
    – Davis et al., 2018, Effekt von CO2 ist sehr klein:
    https://www.mdpi.com/2225-1154/6/1/3/htm

    Vielleicht können Sie hier mal in einem Blog den aktuellen Stand zur Forschung bei der Klimasensivität darstellen.

    • Nun ja. Wie kommen Sie ausgerechnet auf diese Liste? Da jedes Jahr 20.000 Fachpublikationen zum Thema “climate change” erscheinen ist da natürlich auch ein kleiner Bodensatz und blankem Unsinn dabei.
      Scafetta: altbekannter “Klimaskeptiker” mit sehr fragwürden Thesen, dazu können Sie z.B. von meinen Kollegen auf Realclimate einiges lesen. Das verlinkte Paper ist nicht in einer klimatologischen Fachzeitschrift erschienen (ein klassischer Trick, um fachlich kompetenten peer review zu umgehen).
      Smirnov: Atmosphäre reduziert auf ein Einschichtenmodell mit konstanter Temperatur? Und die 0,4 °C ohne Wasserdampf? Das soll jetzt eine ernst zu nehmende Abschätzung der globalen Klimasensitivität sein? Das behaupten nicht mal die Autoren. Auch keine Klimafachzeitschrift.
      Lightfoot and Mamer: Die sozialwissenschaftliche Zeitschrift “Energy and Environment” ist ein erklärtes Klimaskeptikerblatt.
      Davis: MDPI ist ein “predatory journal”.
      Diplomatisch ausgedrückt: keine dieser “Studien” entspringt der seriösen Klimaforschung oder ist in einer klimatologischen Fachzeitschrift mit ernsthaftem peer review erschienen. Es ist eine Ansammlung von Außenseiterthesen, die bei näherer Betrachtung in sich zusammenfallen.

    • Es handelt sich nicht um “Wahrscheinlichkeiten bei einer als fest bei ca. 3°C angenommenen Klimasensivität”, sondern die Wahrscheinlichkeitsaussagen kommen gerade deshalb zustande, weil es eine Wahrscheinlichkeitsverteilung der Klimasensitivität gibt. Und klar, wäre die Klimasensitivität nur 1,5°C dann hätten wir ein viel größeres Emissionsbudget (aber weniger als das doppelte des Budgets bei 3°C, denn etwas weitere Erwärmung ist schon durch vergangene Emissionen “eingepreist”). Dafür ist aber auch die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass die Klimasensitivität nur 1,5 °C ist (10% laut IPCC). Die niedrigste Wahrscheinlichkeit in der Tabelle ist ja 33%. Es würde auch wenig Sinn machen eine Politik zu betreiben, die ihr Ziel nur mit 10-prozentiger Wahrscheinlichkeit erreicht – zumal wenn derart viel auf dem Spiel steht.

  24. @Wolfgang Richter

    Hier gibt es einen Übersichtsartikel zu Studien zur Klimasensitivität und ihren Wert um 3°C:

    “The range of sensitivity across all of these studies has likely narrowed slightly over time, though the average has remained fairly close to 3C. Contrary to claims on a number of climate sceptic websites, there is no evidence of any downward trend in sensitivity in recent years when all studies are considered.”

    https://www.carbonbrief.org/explainer-how-scientists-estimate-climate-sensitivity

  25. @Rahmstorf

    Erneuerbare für 100% Abdeckung werden hierzulande schwer bis unmöglich, bei aktuem Technikstand.

    Bessere Windstandorte werden langsam rar, und die Proteste steigen. Wir schaffen es ja noch nicht einmal die nötigen Leitungen zu bauen.

    Für 100% erneuerbare müssen wir ca 1 Monat Dunkelflaute überbrücken können – die nötigen Speicher sind noch nirgends sichtbar.

    Desweiteren benötigen wir trotz aller Isolationsmaßnahmen eine Menge Heizenergie – diese kann nur als Abfallenergie thermischer Kraftwerke, oder durch noch mehr erneuerbare gewonnen werden.

    Mit Ausbau meinte ich auch, beides auszubauen – nicht dieses “nur Atomkraft” der Konservativen. Mir wäre es auch lieber, wenn die Fusionsforschung es schon geschafft hätte da diese Kraftwerke inhärent sicher sind (bei einem Systemausfall bricht die Fusion schlagartig ab) und kürzerlebige Nebenprodukte erzeugt – sowie kein Brutmaterial erzeugt das Großmachtgelüste in Form von Atombomben schürt.

    Billig ist es auf keinen Fall – jedenfalls bei direkter Erzeugung. Das Problem ist die Speicherung. Wenn man die Erzeugungscharts durchsieht, sieht man das Solar und Wind gemeinsame “gerne” mal für 2 Wochen oder mehr ausfallen – das ist mit Pumpspeichern unmöglich zu überbrücken. Diese sind wichtig für den Solarenergie-Tag-Nachtgang.

    https://www.energy-charts.de/power_de.htm

    Was auch zu bedenken ist: Viel der alternativen Energien sind die Biomasse-Kraftwerke die im Grundlastbetrieb fahren. Das ist allerdings auch bedenklich, da diese mit Mais-Monokulturen mit heftigem Traktor/Düngemittel/Pesizid-Einsatz erzeugt werden. Sowie durch die Kleinheit der Anlagen wohl heftige Methanlecks haben, bzw. der Trester Methan ausstößt. Für die Klimaerwärmung wäre es wohl besser, auf dem heutigen technischen Stand diese Anlagen zu schließen.

    Großtechnische Solaranlagen und weltweite Stromnetze, teilweise auf Supraleiterbasis, sind halt leider noch Science Fiction. Und Großsolaranlagen hierzulande sind eher unrentabel – da sind Wüstenstandorte halt pro Quadratmeter Kollekorfläche viel attracktiver.

    Für die Realisierbarkeit muß immer auch die politische Lage mit Berücksichtigt werden – so wie man hierzulande keine Frachteisenbahn aufbauen kann sondern lieber schneller die Autobahn via Stromabnehmer elektrisieren kann. Weniger Klagen.

    Die Windkraft steht hierzulande auf ganz tönernen Füßen. Zur Zeit läuft die Pressekampagne wegen Insektentod, Vogelschützer laufen eh schon Sturm, Heimatschützer sowieso. Ich denke das der Ausbau hier bald zum Erliegen kommt – und mit Solar erntet man hierzulande von Oktober bis März fast gar nichts.

    Ich bin da pessimistisch das hier etwas schnell geht. Vermutlich wird jetzt viel Gas ausgebaut, mit vielen Querelen über die Lieferanten (Nordstream USA).

    Dabei habe wir eine Menge eigenes Gas – wir müßten nur fracken in Norddeutschland. Aber das will auch keiner. Gas schon, sollen andere fracken.

  26. @Lebensweise und Elitenkultur

    Mit unterschichtstypischer Lebensweise komme ich auf 33% des deutschlandweiten Durchschnitts von 9 t CO2 im Jahr, habe ich mir gerade ausgerechnet. Ich brauche nur Heizung, Strom und Nahrungsmittel. Als Geringverdiener und Nikotinsuchtkranker trifft mich die Tabaksteuer ganz hart. Deshalb ist finanziell auch weiterer Konsum jeder Art nicht möglich. Mobilität gibt es bei mir fast ausschließlich per Fahrrad, das Sozialticket ist für mich unerschwinglich. Das ist unter dem Strich gesund, wenn auch im Dortmunder Stadtverkehr als Radfahrer etwas gefährlich.

    Trotzdem zahle ich bisher praktisch genauso viel für die Energiewende, wie der typische Grünenwähler mit SUV und hohem Urlaubsstandard. Die EE-Umlage ist genau so konstruiert, dass es für den Kleinverbraucher maximal teuer wird. So macht man keine Werbung für Klimaschutz.

    @Roland Blanke Zitat: „Die moderne Staatsgewalt ist nur ein Ausschuss, der die gemeinschaftlichen Geschäfte der ganzen Kapitalistenklasse verwaltet.“ [K. Marx, Kommunistisches Manifest, MEW 4, 464].

    Das trifft das eigentliche Problem ganz gut.

    Mit erheblich mehr Windenergie im Strommix, einer neuen Brennwert-Gasheizung und neuem, sparsameren Computer könnte ich von meinen 33% noch auf 20% herunter kommen. Für die Windenergie sind eigentlich nur mehr onshore-Genehmigungen nötig, die Preise für Windstrom sind dafür mittlerweile von selber konkurrenzfähig. Die neue Heizung müsste mein Vermieter finanzieren, und den neuen Computer muss ich dann selber anschaffen. Das rechnet sich dann, wenn ich ohnehin Ersatz anschaffen muss. Fleischverbrauch reduzieren und generell noch dazu beitragen, dass weniger Nahrungsmittel im Müll landen, ist auch noch drin, obwohl das bald ausgereizt ist bei mir.

    Das wäre in den nächsten 5 bis 10 Jahren umsetzbar, schätze ich. Darüber hinaus wird es vor allem mit der Heizung und den Nahrungsmitteln dann schwieriger bzw. teuer. Isolieren und moderne Lüftungsanlagen wären ähnlich teuer wie Synthesegas aus Windstromüberschüssen, das käme insgesamt auf 50 € monatliche Mehrkosten. Im Vergleich zum üblichen Geldverbrauch eines Durchschnittsdeutschen wenig, in meinem Budget aber sehr viel. Wenn hier ein Sozialausgleich möglich wäre, würde ich solche Maßnahmen begrüßen. Ähnlich sieht es mit einer Verbesserung auf dem Sektor Nahrungsmittel aus.

    Fazit: in 15 bis 20 Jahren ist bei mir mit unterschichtstypischer Lebensweise eine Nullreduktion machbar. Alternativ zum Sozialausgleich würde mir eine 50% Rückzahlung der Tabaksteuer genügen. Der Sinn der Tabaksteuer ist ja vor allem, dass möglichst viele Menschen nicht mit dem Rauchen anfangen. Bei mir als nachweislich langjährig Süchtigem könnte man ja einen Nachlass bei der Tabaksteuer erwägen. Dann wäre mit mir die komplette Energiewende auch ohne Sozialausgleich zu machen.

    Wer mehr hat, hat mehr Aufwand, was sonst. Die Leistungsgesellschaft sollte sich einmal überlegen, was sie leisten will. Was andere Länder machen, entscheiden sie selber. Wir müssen uns erst einmal um uns kümmern. Da gibt’s genug zu tun.

    • Es ist (zumindest uns am PIK) vollkommen klar, dass die Energiewende nicht auf dem Rücken der Geringverdiendenden ausgetragen werden darf und kann. Im Gegenteil, die Einnahmen von einem CO2-Preis können und sollten zu einem erheblichen Teil dafür verwendet werden, eine sozial gerechtere Gesellschaft zu schaffen. Dabei sollte m.E. nicht die Tabaksteuer gesenkt werden, sondern Sie sollten einfach mehr Geld bekommen, und dann bleibt es Ihnen überlassen, ob Sie das für Zigaretten ausgeben oder etwas anderes. Genau wie die Rentnerin, die einmal im Leben nach Mallorca fliegen möchte, die Herr Altmaier so gerne anführt. Auch die soll keinen Billigflug bekommen, dessen wahre Kosten dann andere tragen. Sondern der Flugpreis soll die Wahrheit sagen (d.h. Folgekosten internalisieren) und die Rentnerin soll mehr Geld bekommen. Dann kann sie selbst entscheiden, ob sie damit den teuren Mallorcaflug buchen will oder vielleicht doch einen schönen Ostseeurlaub, der dann im Vergleich zu Mallorca eben auch günstiger wird.

  27. Hallo Herr Prof. Rahmstorf,

    Zuerst einmal herzlichen Glückwunsch zu ihrem Blog! Bin erst vor zwei Tagen darauf gestoßen und bin wirklich begeistert über ihre Art, Zusammenhänge klar und verständlich für jedermann zu beschreiben und zu erklären.

    Ich hätte da eine Frage an Sie, weil ich mich in einem anderen Forum mit hartnäckigen Klimawandelleugnern “fetze”.

    Ich habe u.a. mit der 97%igen Übereinstimmung bei den klimawissenschaftlichen Publikationen und Meinungen argumentiert und mich dabei auf einen Artikel bei Klimafakten.de bezogen: https://www.klimafakten.de/behauptungen/behauptung-es-gibt-noch-keinen-wissenschaftlichen-konsens-zum-klimawandel

    Auch einige ihrer Artikel habe ich verlinkt. Nun wurde mir von einem der Leugner folgender Link “vorgehalten”:
    http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/klimawandel-97-prozent-konsens-bei-klimaforschern-in-der-kritik-a-992213.html

    Ich kenne die Netzwerke und Denkfabriken die hinter den Klimawandelleugner stehen und habe auch das neuste Buch von Naomi Klein zu diesem Thema gelesen. Bin mir auch sicher, dass der Artikel Ungenauigkeiten enthält, aber ich bin eben kein Spezialist. Mich würde ihre Meinung dazu sehr interessieren und ich würde sie auch gern verlinken dann.

    Weiterhin alles Gute
    Blueoctopus

  28. Das sehe ich ganz anders. Die IPCC-Berichte erklären seit dem ersten von 1990 ganz klar, was Sache ist

    @StefanRahmstorf

    Das sind 30 Jahre. Eine lange Zeit für einen Menschen, die meisten Jahre seines Berufslebens.

    Reichen die 60 Jahre von 1990 bis 2050 für eine vollständige Veränderung der Volkswirtschaft aus?

    Was glauben Sie, wie lange es dauert, bis ein Verfahren vom Labormaßstab bis zu einsatzbereiten Anlagen entwickelt ist?

    Das technische System der Energiewende zeichnet sich dadurch aus, das die Verfahren der primären Stromerzeugung anders als die Kraftwerke keinen Speicher haben und Wind und Sonne nutzen. Die Stunden, wo der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint, müssen überbrückt wird. Es sind also Integrationsverfahren notwendig, die anders als die Sonne tatsächlich eine Rechnung schicken. Man könnte Strom direkt speichern in Batterien oder man wandelt Strom in einen Energieträger um, den man wieder verstromen kann. Diese Verfahren hat man nicht seit 1990 entwickelt, sondern später.

    Wie würden Sie die Einsatzfähigkeit der heute angebotenen Akkumulatoren einschätzen?

    Stehen Akkumulatoren bereit, die die Lithiumakkumulatoren ersetzen und haben sie eine ungefähre Vorstellung, wie viele Jahre es noch dauert?

    Was glauben Sie, sind die Anlagen der Wasserstoffelektrolyse bereits wirtschaftlich?

    Die DENA, der BDI und ESYS haben drei Studien zur Energiewende 2050 vorgelegt. Darin tauchen als Lückenbüßer die synthetischen Energieträger auf.

    Ich halte die Schätzung der DENA für realistisch. Wie Sie sehen können, geht man davon aus, dass die synthetischen Energieträger vor allem importiert werden.

    Warum bloss, reicht die Landfläche Deutschlands etwa nicht aus?

    Das Gros der Nachfrage nach synthetischen Energieträgern in 2050 in Deutschland wird nach heutiger Einschätzung aus Regionen wie Nordafrika importiert, da dort die Produktionskosten inklusive Transport günstiger sind und im Vergleich zu Deutschland größere Flächenpotenziale bestehen

    Logisch, die Standortqualität Nordafrikas und einiger anderer Regionen im Sunbelt ist für Solarstrom, leider auch für Windstrom deutlich besser als in Deutschland. Aber Windturbinen und Solarparks stehen über eine große Fläche verteilt ungeschützt in der Landschaft.

    Was setzt die Nutzung beider Verfahren voraus?

    Landfrieden.

    Gibt es so etwas wie Landfrieden in der MENA Welt?

    Nein, ich glaube nicht, das sich die Mächtigen der MENA Länder noch lange halten können. Ob ihre Nachfolger den Landfrieden erreichen? Man kann natürlich blauäugig das annehmen.

    Wie würden Sie die Standortqualität Deutschlands für Windstrom und Solarstrom einschätzen? Als sehr gut, gut oder nur ausreichend bis mittelmäßig?

    Letzteres

    Es gibt Länder, reich an Sonne und an Wind und mit wenig Veränderungen der Tageslänge, sodass nur die Nacht und nicht Wochen überbrückt werden müssen.

    Da ist es eine Wonne, die Energiewende umsetzen.

    Es gibt Länder, das ist es nicht unbedingt eine Wonne, die Energiewende umzusetzen.

    Berücksichtigen Ihre Ökonomen die Standortqualität?

    Noch einen kleinen Bonbon zum Schluss?

    Wie Sie wissen, führt die Energiewende zu einer decarbonisierten und vollständig elektrifizierten Produktion. Einer der Pioniere im Stahlbereich ist die österreichische VOEST. Ein exzellent geführtes Unternehmen. Nicht eines der ganzen Großen im Stahlmarkt. Es sind nur 6 bis 7 Millionen jato.

    Der Konzern würde für die komplette Umstellung seiner Produktion auf erneuerbare Energie rund 33 Terawattstunden pro Jahr aus dem externen Netz benötigen, weil dann der Energiebedarf nicht mehr aus eigener Stromproduktion gedeckt werden könnte. Dies entspricht der Leistung von mehr als 30 Großwasserkraftwerken oder rund 50 Prozent des gesamten heutigen Strombedarfs Österreichs

    Überrascht?

    Ich nicht, mir war das klar.

    Einen schönen Sonntag wünscht

    Luiz

  29. Für die viel zu späte Reaktion der deutschen Politik hat der Blog “Graslutscher” einen schönen Vergleich:

    Sollte ein Meteorit mit 10 Kilometern Durchmesser auf die Erde zurasen, der in 20 Jahren alles Leben auf dem Planeten vernichtet, dann würde niemand auf die Idee kommen, eine Weltraummission zur Sprengung dieses Objekts zu planen, die 40 Jahre dauert. Genau das machen wir aber gerade.

    Und einen schönen Bogen von dieser wahnwitzigen Verzögerungspolitik zu den aktuellen Protesten von FfF:

    Jetzt schlägt man uns als Kompromiss eine Rakete vor, die in 30 Jahren den Meteoriten zerstört. Und trotzdem schwänzt diese undankbare Jugend die Schule, es ist aber auch wirklich unerhört.

  30. @Luiz Albright vom 31. März 2019: Bei den letzten beiden Blog-Themen habe ich einige Anmerkungen zur Energiewende in die laufende Diskussion eingebracht. Ist es für Sie zu aufwendig, diese zu lesen und mir evtl. eine kritische Rückkopplung zukommen zu lassen?

    Ich kenne mich mit Stahl ein bisschen aus, weil ich ein paar Aktien von einem ganz bestimmten Unternehmen habe. Jedenfalls nehmen die ziemlich direkt zu einigen Ihrer Fragen Stellung:
    https://www.thyssenkrupp.com/de/unternehmen/innovation/technologien-fuer-die-energiewende/

  31. Herr Rahmstorf, Sie wischen die Primärenergie mit einer Handbewegung als sinnloses Maß ab und deklarieren damit die Tabellen großer Organisationen wie IEA, AGEB als sinnlos ab. Sie bevorzugen die Brottoendenergie, wie aus Ihrem Kommentar “Immerhin hat Deutschland im vergangenen Jahr schon mehr als 40% seines Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien bezogen.” hervorgeht. Sie nehmen damit in Kauf, dass Sie für längere Zeitreihen keine Daten haben. Die Bruttoendergeie als Maßstab wurde schließlich erst so um 2009 eingeführt. Alle Vergleiche mit früheren Zeiten sind damit nicht mehr möglich. Leider wird das immer wieder gemacht, und hierin liegt mein Vorwurf, auch an Sie, Herr Rahmstorf. Denn Sie fahren fort: “In meiner Jugend hieß es, höchstens 2 -3 % seien möglich.” Vovon reden Sie da? Wir müssen übrigens in völlig verschiedenen Zeiträumen gelebt haben. In meiner Jugend betrug der Anteil allein der Wasserkraft an der Stromerzeugung so um 20%.

  32. Sehr geehrter Herr Prof. Rahmstorf,

    als erstes – um nicht ganz missverstanden zu werden – will ich schreiben, dass ich mit der jährlichen 6%-Reduktion des CO2-Ausstoßes in Deutschland einverstanden bin. Ich würde das sozusagen “unterschreiben”, wenn sich die Gesellschaft darauf einigen würde (allerdings sind meine Gründe andere, als Ihre und doch recht sinister…).

    Wenn Sie aber schreiben: “Heute sind die nötigen 6 Prozent jährlich sportlich.”, dann ist das meiner Ansicht nach – höflich formuliert – sehr euphemistisch formuliert.
    Bei der konkreten Struktur der arbeitsteiligen, konkurrierenden internationalen Wirtschaft mit beinahe freier Verschiebbarkeit von Kapital, Gütern und zunehmend auch des Produktionsfaktors Arbeit im globalen Raum wären die geforderten 6% pro Jahr ein Programm zur Deindustrialisierung und Verarmung des von der Bundesregierung unmittelbar verwalteten geographischen Gebiets.
    Ich bin zwar sicher, dass es genug Ökonomen gibt, die Ihnen das Gegenteil ausrechnen, aber ich bin genauso sicher, dass Sie und sehr viele Kommentatoren hier keine wirkliche Vorstellung davon haben, welche unglaublichen Mengen an Wertschöpfung und Wohlstand durch den Zugriff auf billige fossile Energie generiert werden (meinethalben auch nur auf kurze Sicht gedacht). Der Unterschied der Lebensverhältnisse heute und derer unserer Urgroßeltern liegt kaum in der Verfügbarkeit von Computern, Telefonen etc, sondern in der massenhaften Verfügbarkeit von Gas und Öl zu lächerlich niedrigen Preisen. Die Menschen hier und heute haben keine(!) Vorstellung mehr, wie es in einer Welt der Energie- und Güterknappheit zugeht. Wirklich, keine Ahnung!

    Zum Anfang zurück: Ich wäre bereit, dieses 6%-Ding durchzuziehen, in dem Sinne, dass ich mich bspw. in einer gedachten Volksabstimmung dafür aussprechen würde. Wir werden es aber nie(!) auch nur ansatzweise erleben, was auch bedeutet, dass wir selbstverständlich ein Vielfaches dieses 7,3 GT-Restbudgets verbrauchen werden. Und wissen Sie warum? Weil es in diesem Land eben nur darum geht “Haltung zu zeigen” – denn das kostet rein gar nichts, macht aber ein gutes Gefühl. Aber echter, konkreter Verzicht? Härte gegen sich selbst? Niemals! Und gerade die grüne Klientel ist dermaßen verheuchelt, wie sonst kaum jemand.

  33. @Stefan Rahmstorf
    Wurde bei der Tabelle die Erwärmung der Erde durch die eliptische umaufbahn der Erde mit ein berechnet

    • Nein, weil das irrelevant ist. Sie sprechen von den Milankovitsch-Zyklen, deren Wirkung wir in unserem Klimamodell intensiv studieren (freuen Sie sich diese Woche auf eine neue Studie dazu). Deren kürzester hat eine Periode von 23.000 Jahren und über nur 100 Jahre eine vernachlässigbare Wirkung – zudem derzeit in Richtung Abkühlung (er ist Grund für die langsame Abkühlung seit dem mittleren Holozän).

  34. jörg b. sagt:
    29. März 2019 @ 10:28

    ” – Wie lange dauert es, falls jetzt alle Maßnahmen getroffen würden, bis das jetzt erzeugte CO2 abgebaut ist?
    _________________________________________________________________

    Es geht “relativ” blitzartig, bis ein bestimmtes CO2-Molekül verstoffwechselt ist.
    Nutzt aber nichts, denn relevant ist nicht die “lifetime” sondern die “adjustement-time”. Also die Zeit bis der erhöhte CO2-Gehalt der Atmosphäre wieder zurückgeht.
    Und das soll ja einige Jahrhunderte dauern.
    MfG Frankfurter

  35. Warum hat die Politik es nicht verstanden ?
    Die meisten Politiker des politschen Establischments sind Juristen und einfach zu DUMM
    dazu.

  36. Einfach mal denken. Regional erzeugen und verbrauchen.Warum alles um die halbe Welt schicken. Und einfach mal so denken das man sagen kann leben und leben lassen.
    Aber heute ist alles auf Profit ausgelegt.
    Ich freue mich auf die negste Eiszeit.

  37. Christian Martens sagt:
    29. März 2019 @ 11:32

    Wie wollen Sie es also erreichen, dass die Klientel, die gerade auf die Straße rennt sich massiv einschränken wird, wenn die das heute schon nicht tun, geschweige denn die Klimaskeptiker?
    ____________________________________________________________

    Durch gute Worte (sprich: Überzeugungsarbeit), finanzielle Anreize und natürlich Verbote und Vorschriften.
    Ganz so wie auch in allen anderen Lebensbereichen und schon immer das Verhalten gelenkt wird.
    MfG Frankfurter.

  38. Nehmen wir mal an, die Sonne, die zu 80 % unser Klima bestimmt, würde immer die gleiche Energiemenge auf die Erde abstrahlen. Dann könnten wir kleinen Menschlein ein ganz kleines bischen was gegen die globale Erwärmung tun, wenn wir unser derzeitiges Verhalten ändern. Was geschieht jedoch, wenn die Sonnenenergie so stark ansteigt, daß ihr Einfluß auf die Erderwärmung unsere gegenläufige Bemühungen überwiegt? Wir Menschen werden deshalb nichts gegen eine Erderwärmung tun können!

    • Na ja, das ist halt ein großes “wenn”. Die Sonnenforscher sind ja eher der Meinung, dass die Leuchtkraft der Sonne in den kommenden Jahrzehnten weiter nachlassen wird, wie schon seit Mitte des 20. Jahrhunderts. Allerdings ist der Trend so gering, dass er die globale Erwärmung kaum merklich abschwächt.

  39. @ Stefan Rahmstorf , 31. März 2019 @ 13:44
    Okay, Sie sagen, das seien alles keine seriöse Klimawissenschaft. Einverstanden, habe ich wohl nicht beim “googeln” aufgepasst und hätte alle Publikationen und Autoren überprüfen sollen.

    Deshalb nun nochmal meine Bitte: berichten Sie mal gelegentlich hier im Blog über den neuesten Stand der Forschung zur Klimasensivität des CO2.

  40. @Stefan Rahmstorf12:56

    Aber selbst mir ist seit Jahrzehnten bekannt, dass die Erneuerbaren schwankende Strommengen liefern. Überrascht

    Mein überrascht bezog sich auf ganz andere Aussagen. Schwache Replik. Sie sind all meinen Fragen ausgewichen. Vor allem der entscheidenden Frage nach der Standortqualität und welche Folgen der deutliche Kostenvorteil einiger Länder hat, wenn die Energiewende abgeschlossen ist. Die DEWA und Saudi-Arabien wird bis 2021/22 H2-Elektrolysen in Betrieb nehmen, die H2 zu einem kg Preis erzeugen, der in Deutschland gar nicht möglich ist.
    Flexible electricity generation, grid exchange and storage for the transition to a 100% renewable energy system in Europe

    Ich bin zum Glück nicht Volkswirt, ich bin Ingenieur. Mich interessieren Anlagen, deren Leistungsdaten verlässlich bekannt sind. Ich berücksichtige diese und voraussichtlich bis 2030/2050 marktreife, jetzt in der Entwicklung befindliche reale Verfahren, über deren Entwicklung berichtet wird. Modelle interessieren mich nicht.

    Wenn man die news über reale Verfahren liest, entgeht einem auch nicht die aktuellen Verbesserungen. Der erste Brennstoffzellenzug auf einer RB-Linie im Einsatz. Die ersten Batteriezüge werden ausgeliefert. Erste Binnenschiffe mit Batterienantrieb fahren, 2019 folgen Binnenschiffe mit Brennstoffzelle und LOHC Speicher. Interessante Fortschritte in der Batterieforschung usw. Eigentlich vergeht keine Woche ohne interessante reale Fortschritte.
    .
    Sie sind doch Ozeanograph. Die CO2 Emssionen ist die eine Seite der Medaille, Die andere Seite ist die Stärke der Biosphäre auf dem Festland und in den Ozeanen.

    Ich persönlich finde die Bedrohung der Biosphäre der Ozeane durch den Plastikmüll als akuteste Bedrohung. Es würde mich nicht wundern, wenn die Biosphäre der Ozeane zusammenbricht. Sie ist eigentlich geschwächt, seitdem der Walfang begann.

    Die Biosphäre der Kontinente ist auch nicht im besten Zustand. Der C-Speicher Boden geht gerade noch so. Die Kahlschläge der Wälder setzen sich fort. Sie wissen doch am besten, welche Folgen der Kahlschlag hat. Die Bodentemperatur nimmt zu, die Bodenfeuchte ab, die Niederschläge brechen ein. Allein das hat die gleiche Wirkung wie der globale Klimawandel.

    In Indonesien und Malaysia sind jetzt Böden entwaldet, die bis zu 5000 t C/ha speichern. Die trocknen jetzt aus und zerfallen aufgrund der Temperatur

    und wofür? Für lächerliche Palmen

    Passend dazu

    Es ist ja sehr schön, wenn die technischen CO2 Emissionen reduziert werden. Wenn die Biosphären schwächer werden oder Schlimmeres hilft das gar nichts.

  41. @Jürgen Bucher

    ich wollte hier gar nicht schreiben. Mich interessiert die Energiewende, nicht die Klimaentwicklung. Also die Lösung, nicht das Problem.

    von den Jugendlichen wird man mit Unterstützung der Scientists for Future als Generation hingestellt, die sorglos gelebt hätte. Weder die eine Gruppe noch die Scientists können sich anscheinend vorstellen, dass es Menschen gibt, die Verfahren entwickeln und damit vor Jahrzehnten begonnen haben.

    Die Entwicklung von Verfahren finden in Deutschland unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Innovative Unternehmen werden überhaupt nicht wahrgenommen. Tageszeitungen berichten nur über wenige Unternehmen. Die Journalisten kennen nicht einmal die wichtigsten in der Stadt, in der sie arbeiten.

    Ich kenne etliche Menschen, die in Unternehmen Detailprobleme der Energiewende und anderer Wenden gelöst haben oder bearbeiten und die bekommen jetzt zu hören, sie hätten ja nichts erreicht. Wenn man nicht versteht, dass Entwicklungen Jahrzehnte dauern, hat man natürlich nichts erreicht. .

    Mich interessiert seit 40 Jahren der Verbrauch von CO2. Die Anlage werde ich nicht mehr erleben, das Thema ist tot. Wird vielleicht um 2050 wieder aufgegriffen, aber nicht in Deutschland.

    Das Land meiner Herkunft hat exzellente Voraussetzungen für die Energiewende.

    Meine Loyalität zum Land meiner Eltern schwindet

    PS: Ich sehe es mir Ihre Kommentare an

  42. @Stefan Rahmstorf

    Sie werden wie ich die Webseiten kennen, die beschreiben, wo auf der Welt 2018 neue Kohlekraftwerke in Betrieb gegangen sind und wo noch Kohlekraftwerke gebaut werden. Dank Satelliten kann man Fehlverhalten wie den Bau solcher Kraftwerke oder das Abholzen kaum verbergen.
    Im letzten Report des IEA sind diese neuen Kohlekraftwerke auch erwähnt.
    Kraftwerke betreibt man über 40 Jahre.

    Es wird weit mehr als das Restbudget verbraucht. Ob uns das gefällt oder nicht.

    In vielen Ländern mit hohen CO2 Emissionen hat man trotz bester Voraussetzungen für Wind- und Solarstrom bisher zu wenig getan.

    Es gibt einige Länder, die waren schon immer nahe 100 % EE oder es fällt ihnen leicht, 100 % EE zu erreichen und andere sind nicht einmal bei 10 % EE.

    Man muss sich immer überlegen, warum Menschen in anderen Erdteilen sich anders verhalten. Ich überfliege am Wochenende Tageszeitungen aus China und anderen asiatischen Staaten.

    Entscheidend ist China. Chinas Verhalten ist sehr zwiespältig. Meiner Meinung nach liegt das daran, dass China die nächsten Jahrzehnte nutzen will, um die alleinige Weltmacht zu werden. Die Energiewende kommt für dieses Ziel zur Unzeit. Es wird ausführlich über den CO2 Anstieg in der Atmosphäre berichtet. Es wird berichtet, wenn eine Anlage stillgelegt wird, die viel CO2 Emissionen verursachte, wenn eine neue CO2-armen Anlage in Betrieb geht , wenn Bäume gepflanzt werden.

    Aber die CO2 Gesamtemissionen Chinas ist Tabu

    Eine Friday for Future gab es nur in Hongkong und nur die SCMP hat darüber berichtet. Global Times, das ist die Partei, schweigt. Die Partei wird die Schüler stoppen, da können Sie sicher sein,

    In Indien sind die Voraussetzungen für einen Bevölkerungsprotest besser.
    Dann gibt es einige asiatische Staaten, die nur mittelmässige Standorte für Wind- und Solarstrom haben. Das wird nicht reichen, um nach Abschluss der Energiewende gut dazustehen.

    Sie müssen bei dem Verhalten anderer Länder immer deren Standortqualität berücksichtigen. Einige haben das große Los, andere bessere Nieten. Das darf man nicht länger ignorieren.

    Mein Heimatland wird es schaffen, die kleineren Nachbarstaaten sind viel näher am Ziel.

  43. > Stefan Rahmstorf, 31. März 2019 @ 12:56
    > Lieber Luiz, ich selbst bin Klimaforscher und kein Energiesystemexperte, das vorausgeschickt.

    Schwankende Strommengen auf El Hierro:

    http://euanmearns.com/el-hierro-fourth-quarter-2018-performance-update/

    Das gravierendere Problem:

    “Im Ostblock kursierte der Witz, die Betriebe täten so, als würden sie die Ziele des Fünfjahrplanes erfüllen, und das Politbüro tue so, als glaube es das. Mit den Klimaforschern und den Politikern verhält es sich ähnlich.”

    https://www.nzz.ch/meinung/verbaler-radikalismus-loest-die-probleme-des-klimaschutzes-nicht-ld.1470774

  44. Man muss sich das mal vorstellen: für Grüne und deren Milieu etwa in der TAZ ist es selbstverständlich, dass jeder Deutsche 3 mal im Jahr internationale Flüge absolviert:

    “Neulich hat es der Bundestagsabgeordnete Dieter Janecek gewagt, darauf aufmerksam machen, dass ein Verzicht auf Flugreisen dem Klima nutzen könnte. Jeder Mensch, so die Idee, bekäme ein Budget von drei internationalen Flügen im Jahr. Wer mehr fliegt, müsste das Recht darauf von anderen erwerben. Der ökologische Sinn ist kaum zu bestreiten, selbst eine soziale Komponente wäre eingebaut.”

    https://www.taz.de/!5581599&s=radikal%2Bunradikal/

    Ich frage mich: soll jeder Deutsche im Durchschnitt 3 mal im Jahr internationale Flüge machen (und dazu noch beliebige viele, also wahrscheinlich mehr als 3, Inlandsflüge) ?

    Im Ernst? Ich kann von mir sagen, dass ich vielleicht im Schnitt alle 10 Jahre EINMAL fliege. National UND International!

    Bin ich so untypisch? Abnormal?

    Ist es wünschenswert, dass jeder Deutsche 3 mal Jährlich fliegt? Für wen ist das wünschenswert? Außer für die Luftfahrtindustrie?

    Was sind das für Grüne?

    Vielleicht sollte auch jeder Deutsche ein Recht auf einen halben SUV bekommen (muss man sich halt mit anderen absprechen)? Ein Recht auf 10.00 km pro Jahr mit 210 km/h auf der Autobahn rasen? Oder einfach einen generellen Freifahrschein für eine bestimmte Menge Ressourcen-Vergeudung nach freier Auswahl, nach Lust und Laune? …

    Von solchen Politikern kann man wirklich nichts erwarten. Da scheint Flugzeugfliegen zum Menschenrecht geadelt zu werden. So nach dem Motto: “Alles nur halb so schlimm. Wenn wir genauso weiter machen wie bisher kann das doch nicht schlimm sein. Individualverkehr, zum Spaß nach Mall oder auf die Malediven. Was ist schon dabei? Sollte jeder machen. Alle. Jedes Jahr mindestens einmal. Ist doch Menschenrecht!”

  45. @Stefan Rahmstorf 31.12. 12:56

    Den Energieforschern ist das übrigens auch bekannt, weshalb die das in ihren Studien berücksichtigen. Überrascht?

    Ich bleibe ganz ruhig, wenn ich den Namen Christian Beyer lese. Er geht bei seinen wunderschön anzusehenden Szenarien von einer reibungslosen Zusammenarbeit zwischen allen europäischen Ländern aus. Ländern, vor den sich viele in inniger Zuneigung zugetan sind. Das kann man natürlich annehmen.

    Es gibt die Uni oder das Institut und es gibt die Praxis. Prof. Christian Beyer kennt beides. Die Praxis durch Q-Cells und Desertec. Man erreicht nicht immer seine Ziele und manchmal endet es auch mit Schiffsbruch. Das hat man nicht zu verantworten, aber das zeigt, dass Mitspieler sich anders verhalten als erhofft.

    Trotz dieser Erfahrung ist der Unsicherheitsfaktor Mensch in seinem Szenario nicht existent. Nicht ganz. In seinem Modell hat die Solarenergie eine größere Bedeutung. Er hat akzeptieren müssen, das der Ausbau der Windenergie durch Bürgerinitiativen, übrigens auch in Norwegen, schleppend vorangeht, während Solarzellen vor allem auf Gebäuden errichtet werden können. Ob Solarstrom Windstrom einfach ersetzen kann, bezweifele ich

    Zu den Speichern. Nach den Szenarien werden die Akkumulatoren die Hauptlast der Speicherung übernehmen. Mit einem Schwerpunkt der Akkumulatoren bei den Prosumers. Welche Eigenschaften haben die Akkumulatoren in den Szenarien und wie werden sie sich bis 2050 entwickeln? Eine Übersicht der Eigenschaften sucht man vergeblich.

    Gas-based generation and storage technologies can maintain a strong position in the energy system, with fossil natural gas being gradually replaced by biogas, biomethane and synthetic natural gas

    2018 geschrieben, bereits 2018 überholt.

    Die gesamte Produktion wird dekarbonisiert. Kohle ist nicht nur Brennstoff, sie ist auch Reduktionsmittel, zum Beispiel bei der Roheisenerzeugung. 2050 werden Erze mit H2 reduziert. H2 wird auch die fossilen Brennstoffe in der Schifffahrt und vielleicht auch im Flugzeug ersetzen, obwohl es ein langer Weg vom Viersitzer HY4 bis zum großen Verkehrsflugzeug sein wird.

    Achieving such a high share of RE generation will necessitate supportive policies and innovation to overcome possible barriers

    Die Innovationen gibt es zum Glück, aber nicht ohne Grund sucht die DENA weltweit nach neuen innovativen Startups

    Die Energiewende ist global und wenn ich mich an seine Szenarien der anderen Erdteile erinnere, sollen fast überall die Akkumulatoren die Hauptlast der Speicherung tragen. Wenn bis dahin die Akkumulatoren aus häufigeren preiswerteren Werkstoffen als bisher bestehen, wird der Werkstoffnachschub keine Rolle spielen.

    2050 sind nur noch 20 Jahre.

    Wenn es nicht gelingt, die alternativen Akkumulatoren marktreif zu machen und die bisherigen Werkstoffe weiterhin dominieren, wird der Fortschritt der globalen Energiewende von dem Ausbau des Werkstoffnachschubes bestimmt. Das führt zum Preisanstieg und zerhagelt ihm seine Wirtschaftlichkeitsberechnungen

    Aber bitte, Sie sind die Experten, alle anderen sind ahnungslos.

  46. @Michael Maag, es ist ja eigentlich noch absurder als in dem Meteoriten-Beispiel. Obwohl wir vor einem großen globalen Problem stehen, ist das Thema Nummer 1 in Deutschland, ob Kinder für die Demos Schule schwänzen dürfen oder nicht. Wir haben eben das Talent, uns immer wieder auf Nebensächlichkeiten zu konzentrieren. Übertrieben gesagt, uns ist wichtiger, ob für die Transparente, die auf den Demos gezeigt werden, Recycling-Papier verwendet wurde als das, was auf den Transparenten steht.

  47. Kleine Ergänzung zu meinem Beitrag vom 31. März 2019. Heute ganzseitige Anzeige der Salzgitter AG in der Frankfurter Allgemeinen: „Bis zu 95 Prozent weniger CO2 in der Stahlerzeugung? Wir sind bereit.“ Weitere Informationen unter https://salcos.salzgitter-ag.com/

    Das mit Greta ist natürlich eine tolle Sache. Wettbewerb, Unternehmertum, Märkte, Ingenieure und Innovationen sind aber auch nicht zu verachten!

  48. Greta Thunberg war ja vor der Verleihung der goldenen Kamera zu Besuch beim PIK. Hier ihre Dankesrede:

    https://www.zdf.de/nachrichten/heute/goldene-kamera-wie-greta-thunberg-den-promis-ins-gewissen-redet-100.html

    Daraus zitiere ich nach der Liveübersetzung:

    >> Wir leben in einer merkwürdigen Welt in der die versammelte Wissenschaft uns lehrt, dass wir nur noch elf Jahre entfernt sind von einer unumkehrbaren Kettenreaktion, die sich menschlicher Kontrolle entzieht und das Ende unserer Zivilisation bedeuten dürfte. <<

    Worauf kann man oder frau diese Aussage begründen? Der globale Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) und anderen Klimagasen müsste nach dem IPCC-Bericht für das 1,5-Grad-Ziel von 2010 bis 2030 um 45 Prozent fallen und im Jahr 2050 netto bei Null liegen. Ist die umkehrbare Kettenreaktion (schon) sehr wahrscheinlich, wenn das Ziel für 2030 ziemlich deutlich verfehlt wird.

    Über Aufklärung wäre ich dankbar, lieber Herr Rahmstorf.

  49. @Blueoctopus

    Der Spiegel-Link ist die Pixel nicht wert, die ihn anzeigen. Man klicke einmal auf den Link zu den fünf Punkten von Victor Venema. Dieser Blog-Text widerspricht dem Artikel. Entweder hat Bojanowski unsauber recherchiert, versteht kein Englisch, oder er verbreitet absichtlich die Unwahrheit. Mehr als einen Verweis auf die Quelle (Venemas Blog) würde ich da überhaupt nicht machen und dann den “Artikel” zukünftig ignorieren

  50. > Stefan Rahmstorf, 1. April 2019 @ 12:43
    > Na klar, je kleiner die Insel desto größer die Schwankungen. In Deutschland schwankt der Anteil Erneuerbare von Woche zu Woche erstaunlich wenig.

    Hierro hat fast ausschließlich Windstrom. Da liegt es nahe, Gleiches mit Gleichem zu vergleichen:

    http://euanmearns.com/el-hierro-fourth-quarter-2018-performance-update/

    gegenüber:

    https://www.energy-charts.de/ren_share_de.htm?source=wind-share&period=daily&year=2018

    • Oder es liegt nahe, eine kluge Mischung aus Solar- und Windstrom zu verwenden, sodass man keine großen Jahreszeitlichen Schwankungen hat (und damit Langzeitspeicher braucht).

  51. Hallo Herr Ramsdorf,

    zum Thema und ihrem Kommentar: “Verständlichkeit von wissenschaftlichen Studien und dem IPCC” habe ich mir auch seit einige Zeit Gedanken gemacht und zwar ein Projekt: Photographie zum Thema Klimawandel – Adaption und Mitigation mit wissenschaftlichen Informationen zu verbinden. Beides ist meine Leidenschaft und auch Beruf.

    Mein Fokus soll jedoch nicht nur beim Klimawandel liegen und diesen verständlicher darstellen, sondern auch die Lösungen aufzeigen. Insbesondere die Rolle der Städte, da schon heute mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Städten lebt und 2050 voraussichtlich mehr als 70%. Die Zahlen kennen Sie selber.

    Nun, zum Projekt. Mit einem umgebauten Solar-Fahrrad will ich von Deutschland nach Australien oder zur COP 27 (Ort steht aber noch nicht fest) und unterschiedliche abgelegene Schulen besuchen und das Fotoprojekt vorstellen und über das Thema referieren. Dauer rund 1 Jahr, Vorbereitung ebenfalls rund 1 Jahr.

    Da ich selber mehrere Jahre Wissenschaftler am Fraunhofer Institut war, hier im Bereich nachhaltige Stadtentwicklung, weiß ich, wie wichtig auch die Quellenangabe ist. Wäre es möglich Grafiken und Diagramme von Ihnen / dem PIK zu nutzen? Nach der Reise sollen die Grafiken und die Photographien zu einem “Fotobuch” zu diesem Thema verschmelzen. Temperaturanomalien von Städten weltweit habe ich vom Berkeley Earth Institut. Dennoch sind ein paar Grafiken die Sie hier veröffentlicht haben, sehr anschaulich.

    Vielen Dank für ihre Antwort.

    Grüße
    Patrick Schumacher

    • Klar können Sie Grafiken nutzen, Sie müssten dann aber im Einzelfall nachfragen, wer das Copyright hat – aber die Grafik oben habe ich ja mit einer CC-Lizenz versehen, die können Sie ohnehin nutzen.

  52. Wenn man wirklich noch eine minimale Chance haben will die aufziehende Klimakatastrophe aufzuhalten, so ist es mit Freiwilligkeit alleine nicht getan. Die Politik muss sich ändern – Gesetze und Verordnungen müssen her. Wenn das mal in den Köpfen der Mehrheit der Bevölkerung angekommen ist, erst dann wird sich etwas ändern. Die Mehrheit der Bevölkerung muss bereit sein Einbußen hinzunehmen, denn Umwelt- und Klimaschutz kostet – sowohl Geld als auch Komfort.
    Des weiteren muss in der Gesellschaft die Erkenntnis gereift sein, dass ein Hauptübel die unbändige Marktwirtschaft ist, wo die Umweltzerstörung keinen Preis hat. Genau da, und nur da kann der Ansatz liegen, die Dinge zu ändern. Ökonomie und Ökologie müssen zusammengebracht werden, und da gibt es schlicht und einfach nichts besseres, gerechteres und effizienteres als eine CO2-Steuer. Die Kids sollten mit CO2-Steuer-Schildern durch die Straßen laufen, und eine breite gesellschaftliche Diskussion anstoßen. Denn der globale Kapitalismus beherrscht alles, und wird mindestens solange Bestand haben, bis ggf. alles an die Wand gefahren ist.

    Es ist schon wahr, dass eine CO2-Steuer eigentlich nur Sinn macht, wenn sie weltweit eingeführt wird, aber wenn sich z.B. die EU dazu entschließen würde, könnte das für andere Länder und Weltregionen eine Initialzündung bedeuten. Der Clou dabei: Es müssten gleichzeitig auch CO2-Zölle eingeführt werden, so dass außerhalb der EU gelegene Umwelt- und Klimasünder nicht als Profiteure dastehen können.

    Abgesehen von den marktwirtschaftlichen Mechanismen, die sich eine CO2-Steuer zu eigen machen würde, hätte diese auch noch weitere Vorteile:

    – sie kann graduell verändert werden, d.h. mit einem geringen Steuersatz beginnen, und dann peu a peu erhöht werden.

    – die dadurch resultierende Steuereinnahmen, könnten “klug” eingesetzt werden, sei es für Klima- und Umweltschutzmaßnahmen, oder sei es diese den Ärmsten der Armen wieder zukommen zu lassen.

    Übrigens: Eine CO2-Steuer (Carbon-Tax) gbt es schon in einigen Ländern (z.B. Schweden – die Heimat von Greta! – und der Schweiz), und funktionieren dort wunderbar mit signifikanter Reduzierung des CO2-Ausstosses trotz Wirtschaftswachstum! Einfach mal googeln und sich informieren! Dann stößt man z.B. auch auf diesen Verein: https://co2abgabe.de/

  53. Durch eine Unterhaltung am Mittagstisch bin ich auf folgendes Buch aufmerksam gemacht worden: Der Millardenjoker (links siehe unten, wo das Buch rezensiert wird).

    Knapp zusammengefasst stellt sich der Prof das folgendermaßen vor (Klimakompensation):

    “Die Lösung sieht so aus: „Nichtstaatliche Akteure kompensieren zusätzlich zu allen gesetzlichen Vorgaben freiwillig und auf eigene Kosten ihre Klimagasemissionen über hochwertige CO2-Kompensationsprojekte in Nicht-Industrieländern.“ Kosten: 500 Milliarden Euro pro Jahr.”

    “Dabei trete ich aber sehr für die Freiheit von Entscheidungen im freiwilligen Bereich ein. Jeder muss selber wissen, ob er sein Geld, das er freiwillig additiv einsetzt, für zusätzliche Klimaschutzaktivitäten in Deutschland nutzt oder alternativ z. B. in #Aufforstung in Afrika investiert. Hier wird man sich die Frage stellen, wie viel Klimaeffekte man für sein Geld bekommt und ob man mit seinen Anstrengungen zugleich anderen Menschen helfen kann oder nicht, ob also sogenannte Co-Benefits entstehen. Außerdem wird man sich fragen, ob die Weltklimaprobleme dadurch gelöst werden, dass leistungsstarke Akteure in Deutschland sich ausschließlich in Deutschland engagieren und damit im besten Fall die deutschen Emissionen auf null reduzieren.”

    Ist das seriös oder nur ein anderer Ausdruck für: andere machen den Dreck weg und ich kann so weitermachen wie bisher und muss mich nicht ändern?
    Reicht die Zeit überhaupt noch? Bäume brauche ja auch ihre Zeit bis sie groß genug sind.
    Warum macht China das nicht, wenn das so toll ist?
    Eure Meinungen würden mich interessieren.

    https://murmann-magazin.de/economy/2018/10/wirtschaftswissenschaftler-f-j-radermacher-potenziell-koennte-sehr-viel-wohlstand-vernichtet-werden/

    https://www.handelsblatt.com/arts_und_style/literatur/buchrezension-der-milliarden-joker-ein-masterplan-zur-rettung-der-welt-leider-mit-einem-haken/23594430.html?ticket=ST-3117672-izHXCGcGEycnvebcUzhU-ap3

    https://www.deutschlandfunkkultur.de/klima-retten-mit-harald-lesch-und-franz-josef-radermacher.1270.de.html?dram:article_id=434125

  54. Wenn es nicht gelingt, die alternativen Akkumulatoren marktreif zu machen und die bisherigen Werkstoffe weiterhin dominieren, wird der Fortschritt der globalen Energiewende von dem Ausbau des Werkstoffnachschubes bestimmt.

    Es gibt nicht nur Blackrock, sondern auch Greenrock.
    Ein auf resourceneffizienz hin entwickelter Akkumulator. Kann man kaufen. Der momentane Hype in der e-Mobilität verdrängt etwas die sinnvollen Alternativen in der e-immobilität.
    http://www.bluesky-energy.eu/greenrock/

  55. Der ganze Bericht geht davon aus, dass von Menschen erzeugtes CO₂ die Ursache für einen Klimawandel sei, der durch die Vermeidung der menschlichen CO₂ Produktion aufgehalten werden könnte.
    Doch ist das wirklich so? Gibt es wirklich Beweise dafür? Nein! Es gibt Modelle, Annahmen, Wahrscheinlichkeiten, Laborexperimente, aber keinen definitiven Beweis für den Einfluß des anthropogenen CO₂ Anteil der Luft auf das Klima.
    Der natürliche Anteil von CO₂ an der uns umgebenden Luft, die wir seit Jahrtausenden atmen um zu überleben liegt bei ca. 0, 038%. Der von Menschen gemachte Anteil daran liegt bei ca. 3-4% (also 0,00152% der Luft) und von diesen 0,00152% (wieder als Ganzes gesehen) kommen 3,1% aus Deutschland.
    Somit liegt der deutsche CO₂ Anteil der Luft, der auf das Klima denn Einfluß nehmen könnte, – wäre denn eindeutig bewiesen, dass es lediglich anthropogenes CO₂ ist, was eine Erwärmung oder Abkühlung des Planeten heutzutage beeinflusst – bei lediglich 0,0004712 %!
    Es ist schon lächerlich, mit welcher Hybris hier in Deutschland angenommen wird, der Bürger hierzulande könne durch Verzicht irgendetwas am Klima ändern. Erstaunlich allerdings ist, wie viele man daran hat glauben machen können. Es spricht nicht gerade für die geistig-kulturelle Entwicklung in unserem Land, in dem offensichtlich unbewiesene Theorien, aus dem sachlichen Bezug gerückt, in der Lage sind in der Gesellschaft Hysterie und Akzeptanz, ja Befürwortung repressiver, offensichtlich selbstschädigender Maßnahmen zu erzeugen. Dass solche Propaganda auf Grundlage dererlei Annahmen und Modellen erfolgreich sich entfalten kann ist das eigentliche Problem in der Klimapolitik!

  56. danke für ihren Beitrag, der mal schön Realität vs Ideologien beschreibt.
    Noch problematischer sehe ich den Ausbau der dann nötigen Strom- Netzwerke samt Infrastruktur…

  57. Ich garantiere Ihnen es wird das ganze Öl, Gas und Kohle verbraucht, was sich irgendwie halbwegs aus dem Boden herausholen läßt. Einfach mal nachlesen:

    https://en.wikipedia.org/wiki/Jevons_paradox

    Es gab noch nie den Fall in der Geschichte, daß eine Ressource “geschont” werden konnte. Jevons Paradox folgt auch aus der Spieltheorie… mit anderen Worten: game over.

    Übrigens sind viele meiner Kollegen Astronomen und mittlerweile der Meinung, daß wir hier auf der Erde die Auflösung von Fermi’s Paradoxs erleben. Jede Zivilisation die ein gewisses Maß an Technologie entwickelt, fängt an die hydrocarbons aus ihrem Planeten zu fördern und zu verbrennen, bis es dann zu spät ist. Deshalb ist der Kosmos auch so leer :/

  58. Eine Modellrechnung zur sofortigen CO2-Einsparung bei einer anderen Einsatzreihenfolge deutscher fossiler Kraftwerke zur Stromeinsparung: “Eine andere Einsatzreihenfolge der aktuell einsetzbaren deutschen fossilen Kraftwerke für die Stromerzeugung hätte im Jahr 2016 nicht nur CO2-Emissionen in der Größenordnung von 100 Millionen Tonnen eingespart, sondern zugleich auch volkswirtschaftliche Kosten von ca. 5 Mrd. €.”

    https://wiki.piratenpartei.de/wiki/images/6/63/Analyse_zur_Einsatzreihenfolge_von_fossilien_Kraftwerken.pdf

  59. @ Sören Hader
    Wer sagt denn, dass das Thema Nr. 1 der Medien das wichtigste Thema der Deutschen ist?

  60. Lieber Herr Ramsdorf,
    Sie stimmen mit mir doch sicher darin überein, dass all unsere Bemühungen, die Emission der klimaschädlichen Gase zu begrenzen nicht mehr verhindern können, dass unausweichlich die Gletscher weltweit sowie die Eismassen an den Polen schmelzen mit der Folge, dass küstennahe Gebiete überflutet werden und die Wasserversorgung in weiten Gebieten nicht mehr gewährleistet sein wird.
    Die aktuelle Diskussion in Wissenschaft und Politik ist hierbei nicht hilfreich. Meines Erachtens sollten alle Bemühungen dahin gehen, für diese Folgen schon frühzeitig Vorsorge zu treffen. Denn wie kann genug Nahrung erzeugt werden bei der geschrumpften globalen Ackerfläche? Wie kann genügend Trinkwasser bereit gestellt werden? Und wo können die Zig-Millionen Klimaflüchtlinge aufgenommen werden?
    Mit freundlichen Grüßen
    Hartmut Richter

    • Deutschland hat auch eine nationale Anpassungsstrategie an den Klimawandel. Vermeidung und Anpassung müssen beide sein, das ist keine entweder-oder-Frage.

  61. Wie ist das mit der Externalisierung der Treibhausgase?

    Werden die Treibhausgase für die Herstellung von Konsumprodukten aus Asien und Amerika für Deutschland in das deutsche Budget eingerechnet?

    Wenn nicht: Dann sind 6% CO2-Reduktion für Deutschland doch viel zu wenig, oder?

    Dann wäre D’land doch auch für die Reduktion/Kompensation der Treibhausgase verantwortlich, die z.B. in China bei der Produktion von Plastik für Deutschland und in der Schifffahrt für den Transport eben dieser Waren nach Bremen oder Hamburg entstehen. Also müssten wir noch viel mehr CO2 einsparen…

    • Es gibt in der Fachliteratur diverse Rechnungen, diesen Import und Export von CO2-Emissionen in Form der gehandelten Güter zu berücksichtigen. Die Verantwortung der Staaten sieht dann aber gar nicht so sehr anders aus. Unsere Industrie emittiert ja auch CO2 bei der Herstellung von Gütern, die dann in anderen Ländern genutzt werden.

  62. Im Weltklimarat sitzen fast ausschließich Beamte die die Politik ihrer Regierung(en) unterstützen (müssen). Von Klima haben die keine Ahnung. Sich aus gerade einmal 140 Jahren Wetteraufzeichnungen ein Urteil zu bilden, der Klimawandel sei menschengemacht, ist absurd wie bekloppt.
    […]

    • Zwei Fragen.
      1. Im Weltklimarat arbeiten tausende unabhängige Wissenschaftler zusammen (z.B. ich selbst am 4. IPCC-Bericht – am Kapitel über Paläoklimatologie, also die natürlichen Klimaveränderungen in der Erdgeschichte). Was motiviert eigentlich Menschen wie Sie, im Internet Behauptungen zu Dingen zu posten, von denen sie offensichtlich keinerlei Ahnung haben?
      2. Von welcher Regierung ist es ein Herzenswunsch, eine ausreichende Klimapolitik umzusetzen – und weshalb tun sie es dann nicht? Wieso sollten denn Regierungen Beamte in ein Gremium schicken, um falsche Berichte zu erstellen, deren Folgerungen sie dann gar nicht umsetzen wollen? Ich verstehe ihre Logik da nicht ganz.

  63. Wolf Niese:

    “>> Wir leben in einer merkwürdigen Welt in der die versammelte Wissenschaft uns lehrt, dass wir nur noch elf Jahre entfernt sind von einer unumkehrbaren Kettenreaktion, die sich menschlicher Kontrolle entzieht und das Ende unserer Zivilisation bedeuten dürfte. <<"

    Diese Aussage geistert so oder ähnlich im Netz herum und scheint auf eine Medienmeldung zurückzugehen, die Aussagen des IPCC-Berichts zum 1,5°-Ziel oder Äußerungen dazu grob verzerrt.

    Gemeint war ursprünglich meines Erachtens, dass sich das Zeitfenster für das 1,5° Ziel um 2030 schließt. Nach dem IPCC-Bericht zum 1,5°-Ziel muss spätesten 2030 der Scheitelpunkt der CO2-Emissionen überwunden, um das 1,5°-Ziel noch ohne negative Emissionen zu erreichen.

    • Nicht ganz richtig. Der IPCC-Bericht sagt:

      In model pathways with no or limited overshoot of 1.5°C, global net anthropogenic CO2 emissions
      decline by about 45% from 2010 levels by 2030 (40–60% interquartile range), reaching net zero
      around 2050 (2045–2055 interquartile range). For limiting global warming to below 2°C11 CO2
      emissions are projected to decline by about 25% by 2030 in most pathways (10–30% interquartile
      range) and reach net zero around 2070 (2065–2080 interquartile range).

      D.h. in 11 Jahren müssen die Emissionen etwa halbiert werden (für 1.5 °C) bzw. um ein Viertel reduziert werden (für 2 °C). Die in den Medien oft zitierte Aussage, wir haben noch 11 Jahre um das Schlimmste zu verhindern, heißt nicht etwa, dass wir uns noch 11 Jahre ohne globale Emissionsreduktion leisten könnten!

  64. @Stefan Rahmstorf
    @Wolf Niese

    Meine Vermutung: Greta Thunberg bezieht sich auf die Kippelemente bzw. Tipping Points im Klimasystem, gleichbedeutend mit dem möglichen Auftreten plötzlicher und zum Teil irreversibler Ereignisse, wie zum Beispiel der Selbstverstärkungsprozess bei großflächigem Auftauen der Permafrostböden.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Permafrostboden#Kohlenstoffspeicher

    Über das von Thunberg genannte Zeitfenster kann man freilich diskutieren, da niemand genau voraussagen kann, bei welchen Temperatur- und CO2-Schwellen diese Gefährdung akut wird.

  65. > Stefan Rahmstorf, 4. April 2019 @ 16:07
    > Oder es liegt nahe, eine kluge Mischung aus Solar- und Windstrom zu verwenden, sodass man keine großen Jahreszeitlichen Schwankungen hat (und damit Langzeitspeicher braucht).

    Solarstrom gibt es hier (8%):
    https://www.energy-charts.de/ren_share_de.htm?source=solar-share&period=daily&year=2018

    Windstrom hier (20%):
    https://www.energy-charts.de/ren_share_de.htm?source=wind-share&period=daily&year=2018

    Erneuerbare hier: (40%)
    https://www.energy-charts.de/ren_share_de.htm?source=ren-share&period=daily&year=2018

    Die “Klugheit” besteht darin, den europäischen Nachbarn Überschussstrom aufzudrängen und vom Geld des Steuerzahlers im Inland nachgefragten und nicht verfügbaren Strom teuer im Ausland einzukaufen.

    Würden die europäischen Partner nach dem selben Prinzip verfahren, wäre ein solch unsolidarisches Vorgehen der Deutschen gar nicht möglich.

  66. @Rahmstorf vom 4. April 2019 (Antwort auf Goldberger ): „… womöglich von EIKE, Exxon oder AfD…“

    Was Exxon früher an Unsinn von sich gegeben hat, kann ich nicht beurteilen. Sie müssen aber fair sein: Mittlerweile scheinen die sich – in krassem Gegensatz zu EIKE und der AfD, die starrsinnig ihrem eigenen Land schaden – zu einer einigermaßen vernünftigen Klima-Position durchgerungen zu haben: https://corporate.exxonmobil.de/de-de/umwelt/klimapolitik

    Ist doch ein Anfang! Von einem Unternehmen können Sie nicht erwarten, dass es sich mit großer Begeisterung selbst abschafft.

  67. @Uriel Goldberger:

    Doch ist das wirklich so? Gibt es wirklich Beweise dafür?

    Wenn Sie all ihr Tun und Handeln von wissenschaftlich hieb- und stichfesten Beweisen abhängig machen, dann führen Sie ein sehr klimafreundliches Leben.
    Haben Sie einen Beweis, dass Flugzeuge fliegen können? Nein? Also fliegen Sie nicht.
    Autos nutzen kontrollierte Explosionen zur Fortbewegung. Kontrolliert? Haha. In fast jedem Film sieht man die Dinger explodieren wie eine Bombe. Wollen Sie jeden Tag mit 100 km/h in einer Bombe sitzen? Nein? Dann gehen Sie also zu Fuß oder fahren mit dem Fahrrad.
    Haben Sie einen Beweis, dass die Nutzung eines Computers, Smartphone, Produkt XY nicht gesundheitsgefährdend ist? Nein? Also benutzen Sie keines dieser Geräte. Oh, jetzt passt allerdings irgendetwas nicht.
    Wenn Sie ihr privates Handeln nicht von Beweisen abhängig machen, warum fordern Sie das dann von der Gesellschaft, warum reicht für eine gesellschaftliche Entscheidung nicht eine hohe wissenschaftliche Evidenz?

  68. Lieber Herr Rahmstorf,

    mit Kettenreaktion kann Greta Thunberg eigentlich nur Kipppunkte gemeint haben.

    – Schmelzen des Arktischen Meereises
    – Verlust des Grönland-Eispanzers
    – Kollaps des Westantarktischen Eisschildes
    – Teilkollaps in der Ostantarktis
    – Auftauen der Yedoma-Dauerfrostböden
    – Methan-Ausgasung aus den Ozeanen

    • Vermutlich. Das ist alles schlimm und nach meiner Überzeugung um jeden Preis zu verhindern. Allerdings sind wir m.E. trotz dieser Kipppunkte nicht nur elf Jahre von einer Kettenreaktion entfernt, die zum Ende unserer Zivilisation führen wird – diese Formulierung halte ich für übertrieben.

  69. @Alfredo, in einem marktwirtschaftlichen System wird man nicht die Ressourcen bis zuletzt verbrauchen, wenn es preisgünstigere Alternativen gibt. Man hat es in der Politik zu lange versäumt, durch vernünftige Steuerpolitik die richtigen Preissignale zu setzen. Vielleicht tragen die weltweiten Kinderproteste dazu bei, zumindest mal darüber nachzudenken.

  70. @Alfredo
    Lesen Sie sich Ihren verlinkten Artikel nochmal bis zum Ende durch. Da sind Anregungen enthalten, wie man Jevons Paradox verhindern kann. Eine Möglichkeit sind Steuererhöhungen bei verstärkter Effizienz.
    Im Bereich Energieversorgung haben wir ja auch das Glück, dass alternative Technik möglich ist, die Emissionen vermeidet. Zum Beispiel eine CO2-Steuer könnte den Wandel ökonomisch fördern.

  71. @Karl Mistelberger, die Behauptung, wir würden billig unseren überschüssigen Strom ans Ausland verkaufen und im Gegenzug teuer Strom importieren, wird schon lange aufgestellt. Sie hat nur nichts mit der Realität zu tun.

    https://blog.rheinenergie.com/index.php/detailseite-themaaktuell/deutschlands-stromexport-stellt-neue-rekorde-auf.html

    Aus dem Artikel: “Aus den physikalischen Handelsströmen und den Export- und Importeinnahmen des Destatis lässt sich auch der durchschnittliche Export- und Importpreis für Strom berechnen, er liegt bei gut viereinhalb Cent pro Kilowattstunde. Interessant: Nach wie vor erzielt Deutschland pro Kilowattstunde beim Verkauf ins Ausland einen höheren Preis als andersherum.” Vielleicht ein guter Zeitpunkt, diesen Mythos als widerlegt anzusehen.

  72. @Martin Gut 02.04.12:40

    Ein auf resourceneffizienz hin entwickelter Akkumulator. Kann man kaufen. Der momentane Hype in der e-Mobilität verdrängt etwas die sinnvollen Alternativen in der e-immobilität.
    http://www.bluesky-energy.eu/greenrock/

    Herzlichen Dank, Herr Gut,

    Mea Culpa, das kommt davon, wenn man sich bei der Energy Storage Solutions nicht auf den Messerundgang konzentriert.

    Aquion Energy hat mit der salt water battery vor Jahren begonnen, verbrannte extrem viel Geld (Bill Gates und VC), und ging bankrott. Das ist auch nicht das einzige Unternehmen im amerikanischen energy storage Sektor, das bankrott ging. Es ist nie gut, wenn einer der Pioniere eines neuen Produktes bankrott geht. Seitdem habe ich auch nur Forschungsartikel gelesen.

    Wie hat es BlueSky Energy geschafft, mit wesentlich geringeren finanziellen Mitteln als Aquion erfolgreich mit der Produktion zu beginnen?

    Die Salzwasserbatterie ist einfacher aufgebaut als die Lithiumionenbatterie. Anoden und Kathode bestehen fast ausschließlich aus Allerweltselemente.
    Das ist keine Batterie für E-cars und E-Trucks, aber für die viel zahlreicheren stationären Stromspeicher und vielleicht auch für die E-Schiffe.

    Batterien für den Endverbraucher sind wichtig. aber viel wichtiger sind die Batterien für den gewerblichen Kunden. Auf diese Kunden zielt Greenrock Business.

    Aquion Energy ist wieder von den Toten auferstanden. Am 20.07.2017 wurde Aquion von dem U.S. Bankruptcy Court versteigert. Das erste Gebot stammte von BlueSky Energy. Gewonnen hat ein anderen Bieter, ein US-China Joint Venture in den USA. Der chinesische Partner ist die China Titans Energy Technology, für chinesische Verhältnisse ein Zwerg mit etwas über 500 Mitarbeitern. Laut Bloomberg sind Umsatz und Gewinn nicht berauschend. Wenn der amerikanische Partner nicht überzeugender ist, ist Aquion Energy vom Regen in die Traufe gekommen.

  73. Lieber Herr Koehrer, lieber Herr Rahmstorf,

    vielen Dank für die Antworten. Habe mal gegoogelt und …

    >> Thunberg elf Jahre entfernt sind von einer unumkehrbaren Kettenreaktion <> Dem IPCC-Bericht zufolge sind wir etwa elf Jahre davon entfernt, in einer Position zu sein, in der wir unumkehrbaren Kettenreaktionen ausgesetzt sein werden, die außerhalb der menschlichen Kontrolle liegen. <<

    Kann vielleicht der schwedische Klimaforscher fragen, welcher Thunberg auf die Korrektheit ihrer Manuskripte unterstützt, wie sie darauf kommt, wie sie es meint, wo es denn stehen soll im IPCC-Bericht? Zum besseren Verständnis. Greta ist ja nicht doof und hat sich wohl viel mit Klimawissenschaft beschäftigt. Muss ja einen Grund haben. Vielleicht ist der schwedische Klimaforscher pessimistischer und interpretiert den IPCC-Bericht anders als Stefan Rahmstorf.

    Weiß ich also nicht, ob die Aussage übertrieben ist und bin froh darüber. Aber ist ja nicht der IPCC, der übertreibt. Im Gegenteil, unterschätzt wurde in der Klimawissenschaft der Anstieg des Meeresspiegels, das Abschmelzen des Meereises der Arktis und der Kohlendioxid-Ausstoß durch Verbrennung fossiler Rohstoffe. Bei Letzteren geht mir am meisten der Stift, was die Zukunft betrifft. Wenn die Kohlendioxid-Emissionen weiterhin bis 2030 von einem Rekord zum anderen klettern, wird Greta Thunberg wahrscheinlich nicht übertrieben haben, behaupte ich jetzt einfach mal so als Laie. Die Westantarktis hat jedenfalls den Kipppunkt schon überschritten.

    Ich hoffe, dass Sie recht haben und sich die Aussagen als übertrieben heraus stellen, lieber Herr Rahmstorf. Die Leitmedien haben jedenfalls mit beiden Zitaten für mich nicht wahrnehmbar Alarmismus verbreitet, wie es von Leugnern des menschenverursachten Klimawandels immer wieder bis in die *sozialen* Medien nachgebetet wird.

    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und alles Gute zum Guten wünscht uns
    Wolf Niese, Berlin, 53 Jahre, Genträger der Adrenoleukodystrophie (https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2017-01/cannabis-rezept-medizin-krankenkasse-arzt-legal?cid=11223551#cid-11223551)

  74. @ Karl Mistelberger
    Wie oft liefern wissenschaftliche Texte (Link) bessere Informationen über El Hierro als die Medien oder Politiker, welche 15 Jahre nach der ursprünglichen Idee immer noch behauptet haben, dass das Hybridkraftwerk 100% des Strom liefern kann.
    Schon in der weiteren Planung hat man festgestellt, dass man mit der geplanten Anlagengröße nicht 100% erreicht. Nach Fertigstellung des oberen Resevoir musste die Kapazität aus Sicherheitsgründen reduziert werden. Zudem ist von 1997 bis heute die Bevölkerung deutlich und der Strombedarf massiv gestiegen.
    Das alles sind Probleme, welche bei einer Pilotanlage auftreten können, aber kein Nachweis, dasa 100% EE nicht funktionieren.
    Wie Herr Rahmstorf sagte, ist Deutschland keine Insel und keine Studie plant 100% EE in Deutschland nur mit Pumpspeichern wie in El Hierro. Wenn Sie sich für 100% in Deutschland interessieren, dann können Sie sich z.B. die sehr gut verständlich geschriebene Studie von Herrn Quaschning durchlesen (Link)

  75. @CHansen 05.04. 16:30

    Aus ihrer Quelle Seite 17

    Daher ist es ausreichend, nur den Prozesswärmebedarf der Bereiche Industrie undGHD näher zu untersuchen. In diesem Bereich werden derzeit 72,6% durch fossile Energie-träger gedeckt(Tabelle4). Wird dieser Bedarf über Gas aus P2G-Anlagen versorgt, steigt der zusätzliche Strombedarf auf 530TWh. Deutlich sinnvoller ist daher der direkte Einsatz elektrischer Energie

    Ob elektrische Energie als Prozesswärme eingesetzt werden kann, hängt von dem Medium und dessen Eigenschaften ab, das die Prozesswärme aufnimmt.

    Ich formuliere es nett. Professor Volker Quaschning versteht sehr viel von der Erzeugung von Wind- und Solarstrom/-wärme und deren Nutzung.

    Die Verfahrenstechnik der meisten energieintensiven Prozesse ist nicht seine Stärke.

    Es besteht aber ein erhebliches Potenzial an Effizienzsteigerungen durch Prozessoptimierungen und Wärmerückgewinnung

    In der Stahlindustrie stieg der Eigenstromanteil von 35 auf 47 %. Abwärme auf hohen Temperaturniveau wird entweder verstromt oder im Werk genutzt. Die heißen nicht umsonst integrierte Hüttenwerke, weil so weit es geht, die aufeinanderfolgenden Werksanlagen energetisch vernetzt sind.

    Waren Sie jemals in einer Hütte in Duisburg, Salzgitter, Bremen oder Eisenhüttenstadt? Das sind 10+ km² große Werke, wo man das Fahrrad nutzt und nutzen muss.

    Bei Privatmenschen ist der Anteil der Energiekosten relativ gering. Bei energieintensiven Unternehmen ist der Anteil der Energiekosten sehr hoch. Alleine dadurch ist seit Jahrzehnten ein hoher Druck, Jahr für Jahr die Energiekosten zu senken.

    Die bisher ungenutzte Abwärme ist meistens auf einem niedrigen Temperaturniveau. Es reicht nicht, das sie diese Abwärmereserven haben, Sie brauchen dafür auch ganzjährige Nutzer. .

    Im Grunde wären die integrierte Hüttenwerke schon aufgrund ihrer CO2 Erzeugung, ihrer Abwärme auf niedrigem Temperaturniveau und ihrer im Werk vorhandenen freien Flächen der ideale Partner für Anlagen der Biotechnologie. ,

    Die energieintensiven Werke werden die Prüfsteine der Energiewende.

  76. Nun mal eine ketzerische Frage zu den CO2-Emissionen: Sind denn “die Chinesen” bzw. die chinesische Regierung verrückt und müsste(n) als die schlimmsten Bösewichte auf der Erde angeprangert werden, wenn dort ein fossiles Kraftwerk nach dem andern, alle paar Tage eins, neu in Betrieb genommen wird und dadurch der Klimawandel, ganz gleich was andere Länder machen, immer schneller vorangetrieben wird? Sind “die Chinesen” (und die andern Ländern, die die in Summe ca. 1200 zur Zeit im Bau und in Planung befindlichen fossilen Kraftwerke vorantreiben) denn so was wie “Selbstmörder” und “Vernichter der ganzen Menschheit”?
    Es kann doch nicht sein, dass so ein riesiges Land, das zentral verwaltet wird und wo “die Wirtschaft” keineswegs freie Hand hat, das aber gerade dabei ist die größte globale Wirtschaftsmacht zu werden, solch ein “irrsinniges” Verhalten zeigt.
    Oder gehen “die Chinesen” vielleicht stillschweigend von einem Klimawandel aus, der nicht zu Katastrophen-Szenarien führen wird?
    Und was ist mit großen künstlichen Inseln für den Tourismus, die im arabischen Golf gebaut wurden? Warum haben die Investoren dort keine Angst, dass ihre Inseln in einigen Jahrzehnten durch den steigenden Meeresspiegel vernichtet werden?
    Warum bauen die Malediven ihre touristische Infrastruktur massiv aus, nachdem man dort vor noch nicht langer Zeit mit einem Untergang der Inseln bis etwa zum heutigen Datum aufgrund der IPCC-Prognosen gerechnet hatte?

    Sind denn alle “blöd” oder nur hinter dem ganz kurzfristigen Geld hinterher, ohne jeden Gedanken an die Zukunft?

    Ich stehe vor einem Rätsel.

  77. @rahmstorf@selbst

    Upsi, ist etwas verloren gegangen in meiner Antwort vom 5. April. Die Googlesuche hat nur fünf Seiten ergeben bei den Wörtern …

    >> thunberg elf Jahre entfernt von einer unumkehrbaren Kettenreaktion <> Dem IPCC-Bericht zufolge sind wir etwa elf Jahre davon entfernt, in einer Position zu sein, in der wir unumkehrbaren Kettenreaktionen ausgesetzt sein werden, die außerhalb der menschlichen Kontrolle liegen. <<

    Den Rest lasse ich mal weg. Meine Wahrnehmung ist nicht, dass die betreffenden Zitate große Medienaufmerksamkeit erzeugt hätten. @Trueten.de scheint ja nicht gerade eine viel frequentierte Internetseite zu sein.

    Die Fragen können auch anders gestellt werden: Könnte es die Spezies Mensch schaffen, dass Greta Thunberg recht behält? Und gibt es Szenarien im IPPC-Bericht, bei deren sie wahrscheinlich recht behalten wird wenn die Treibhausgasemissionen immer weiter steigen bis 2030?

  78. @ Sören Hader
    Deutschland hat auch in 2018 beim Stromexport Geld verdient

    Weit weg vom Thema
    Auch die aktuellen Daten bestätigen, dass wir nicht den Strom ins Ausland verschenken, wie das von Gegnern der Energiewende immer mal wieder gelogen wird. Leider sind aber die Daten beim Statistischen Bundesamt Deutschland nur schwierig abzurufen.
    Doch Prof. Burger beim Freiburger Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE bereitet dankenswerterweise die Daten auf. Quelle.
    Danach haben wir im Jahr 2018 für die Stromimporte im Schnitt 4,285 ct/kWh gezahlt. Für die Stromexporte haben wir 2018 im Schnitt 3,982 ct/kWh erlöst. Somit lagen zwar im Jahr 2018 die Erlöspreise 0,3 ct/kWh niedriger als die Bezugspreise, doch von einem von Gegnern der Energiewende immer wieder behaupteten „Verschenken des Stroms ans Ausland“ kann keine Rede sein. Auch für andere im Ausland gekaufte Arten von Produkten zahlen wir im Schnitt mehr als für die ins Ausland verkauften Produkte. Vermutlich ist dies so beim Wein.
    Raimund Kamm

  79. …….keinen definitiven Beweis für den Einfluß des anthropogenen CO₂ Anteil der Luft auf das Klima.

    _____________________________________________________________________
    Die Klimawirksamkeit von Treibhausgasen ist definitiv und zweifelsfrei nachgewiesen. Nicht aufgrund von Modellen, sondern aufgrund relativ einfacher und schon sehr lange bekannter physikalischer Gesetzmäßigkeiten.
    Die Modelle dienen lediglich einer Verfeinerung von Prognosen.
    Und selbstverständlich gehen sie auch von “Annahmen aus. Nämlich von den Annahmen unterschiedlicher zukünftiger CO2-Emissionen.
    MfG Frankfurter

  80. C. Hansen 5. April 2019 @ 16:30

    Ergänzung zu ihrem Link der Studie von Volker Quaschning. Wenn es um Haushalte geht, ist Volker Quaschning in seinem Element.

    Ganz Deutschland besteht aus Haushaltungen. Die Häuser haben ein Dach mit Solarzellen. Vor den Häusern stehen E-Autos, die mit Solarstrom aufgeladen werden.

    Dann gibt es die fremde unbekannte Welt der Prozesstechnik, am schlimmsten ausgeprägt in der Hochtemperatur-Verfahrenstechnik. Gerne über 1000 °C. Da wird es erst richtig gemütlich.

    Da verlässt er sich auf die Studien der UBA und EWIS, die sehr ausführlich auf dennoch sehr wenigen Seiten sich dieser Prozesse annehmen.

    Ungeahnte Einsparungsschätze sind laut UBA da zu heben, unbekannte Innovationen vorausgesetzt.

    Wissen die Verfasser eigentlich, dass das nur mit völlig neuen Verfahren und Anlagen möglich ist. Das sind Investitionen im X-Miliarden Bereich, über die in diesen lieblichen Studien kein Wort verloren wird. Man ist diskret.

    Wissen die Verfasser eigentlich, warum man diese Werke integriert nennt?

    Da gibt es nicht die Sektorkopplung, da gibt es energetische Anlagenkopplung. Die Abwärme der einen Anlage, die nicht mehr genutzt werden kann, wird in der stofflich nachfolgenden oder den benachbarten Anlagen genutzt. Sofern es dafür eine Anwendung gibt. Je niedriger die Temperatur, um so schwieriger wird das.

    Eine wesentliche Anlage, der UHP-ELO setzte schon immer auf Elektrizität. Das ist die energieeffizienteste Art, Schrott einzuschmelzen. Wenn der UHP Strom abruft, dann rauschen das Äquivalent von zehntausende von Haushaltungen durch die Stromleitungen. Er brummt dann. Heimatklänge.

    Die fremde bizarre Welt der Hochtemperatur-Verfahrenstechnik ist für viele, die von Wind und Solar kommen, Neuland. Das verstehe ich.

    Ich bin ein high temperature native.

  81. @Paul Stefan
    Danke für den Link. Das ist ja sehr interessant, diese dort vorzufindende Tabelle mit den 142 Studien zum ECS-Wert, veröffentlicht in der Zeit von 2001 bis 2018. Es ist schon “extrem”, dass in dieser Tabelle der kleinste Wert für die Klimasensivität des CO2 bei 0 (in 1 Studie) und der höchste bei 10 (in 3 Studien) liegt.
    Nimmt man die neuesten Studien von 2016 bis 2018 dann ist die Bandbreite mit minimal 0,39 und maximal 8,15 trotz Forschung über zwei Jahrzehnte auch nicht weiter gekommen.
    Aber nun einfach einen mean-Wert quer über alle Studien von ca. 3 auszurechnen und den als den wahrscheinlichsten anzunehmen halte ich bei dieser großen Unsicherheit jeder einzelnen Studie für unwissenschaftlich – das ist nur noch Mathematik, die mit dem tatsächlichen ECS-Wert gar nichts zu tun hat.
    Und dass dann wiederum dieser ECS-Wert von 3 als Grundlage fürs CO2-Budget genommen wird, das ist doch nur noch eine Zahlenspielerei.
    Wenn die obige Tabelle dagegen für eine Reihe von ECS-Werten aus der Bandbreite von 0 bis 10 (z.B. für 0, 2.5, 5, 7.5 und 10), konkret auf diese Werte bezogen das jeweilige CO2-Budget angeben würde, das wäre in meinen Augen wissenschaftlich und ehrlich. Wie die Studien ja zeigen, kann nach wie vor nicht ausgeschlossen werden, dass der Wert klein bis sehr klein oder vielleicht doch sehr groß ist.

    @Rahmstorf
    Im Spiegel-online haben Sie Herr Rahmstorf vor einem halben Jahr auch noch erklärt, dass die Unsicherheiten sehr groß seien und das Budget zwischen 150 und 1050 Gt liege:
    http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/klimawandel-streit-um-co2-budget-der-menschheit-a-1170186.html
    Das passt aus meiner Sicht viel eher zur extrem großen Unsicherheit beim ECS, dem wichtigsten Wert der Klimaforschung.
    was nun nicht zu obiger Aussage passt.

    • Erstens bildet niemand aus allen möglichen Studien einfach einen Mittelwert, weil es ja auch auf die Qualität der Studien ankommt – das ist in der Medizin zum Beispiel ja auch nicht anders. Deshalb gibt es die IPCC “assessment reports”, d.h. eine umfassende Bewertung der erschienen Studien.
      Zweitens geht beim Budget der IPCC nicht davon aus, dass die ECS 3°C beträgt, wie ich hier schon mehrfach erläutert habe – deshalb gehört zu einer Bestimmen Emissionsmenge ja eine Wahrscheinlichkeit, damit unter 1,5 °C zu landen, eine höhere Wahrscheinlichkeit, unter 2 °C zu landen usw.
      Drittens bezog sich die von mir im Interview genannte Spanne auf diverse Studien die Klimaziele zwischen 1,5 °C und 2 °C untersucht haben und nicht auf einen festen Wert mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit.

  82. > Sören Hader, 5. April 2019 @ 11:58
    > die Behauptung, wir würden billig unseren überschüssigen Strom ans Ausland verkaufen und im Gegenzug teuer Strom importieren, wird schon lange aufgestellt. Sie hat nur nichts mit der Realität zu tun.

    Die öffentliche Stromversorgung in Deutschland hat zwei Komponenten:

    – eine stabile die hauptsächlich auf Braunkohle und Steinkohle beruht. Dieser Strom ist durch das Überangebot, verursacht durch Gießkannensubvention, sehr billig geworden und wird daher von allen Versorgungsunternehmen gerne eingekauft. Von allen fossilen Brennstoffen sind die beiden Kohlearten die denkbar ungünstigste Methode Strom zu erzeugen, was den CO2 Ausstoß pro Kilowattstunde betrifft. Einige Länder haben als Gegenmaßnahme eine zusätzliche Steuer eingeführt: https://de.wikipedia.org/wiki/CO2-Steuer#Europ%C3%A4ische_Union Deutschland verzichtet darauf.

    – die volatile Komponente, die bereits beschrieben wurde.

    Ein geschickter Rabulist versteht sich im von Ihnen verlinkten Artikel darauf, diese wesentlichen Details zu verstecken.

  83. @ Stefan Rahmstorf, 8. April 2019 @ 19:47
    Thema: Chinesische Kohlekraftwerke.
    Ich kenne die Daten sehr wohl und möchte Sie auf folgende Veröffentlichung von Greenpeace, Sierra Club und GEM hinweisen, die etwas ganz anderes zu Chinas Kohlekraftwerken sagt als die offiziellen Zahlen, die doch “immerhin” für 2018 eine kräftige Zunahme von 4,7% bei Chinas CO2-Emissionen nennen:
    https://endcoal.org/global-coal-plant-tracker/reports/boom-and-bust-2019/

    Nur folgender Abschnitt aus der Zusammenfassung:
    “A glaring exception to the global decline in coal plant development was China, where an excess of permitting from 2014 to 2016 remains to be resolved. In 2018, satellite photos showed ongoing construction at a number of project sites previously reported as suspended under central government restrictions. A March 2019 report by the China Electricity Council proposed capping the country’s coal power at 1,300 gigawatts
    (GW) in 2030, signaling that the industry body representing China’s power sector is pushing for a large expansion of the country’s coal fleet. The change would allow hundreds of new coal plants to be added, including plants that had been suspended under central government restrictions.”
    Das Eine sind halt eben die “offiziellen” Zahlen, die China veröffentlicht und das Andere was Umweltgruppen recherchiert haben. China tritt eben nicht auf die Bremse, sondern kräftig aufs (CO2-) Gaspedal!

    Das Land mit dem offiziell größten Zuwachs an Kohlekraftwerken ist Indien mit einer Zunahme von 6,3% im Jahr 2018.

    Nochmal zur Erinnerung: zur Zeit sind etwa 1200 Kohlekraftwerke weltweit im Bau oder in der Planung! Von wegen CO2-Einsparung – genau das Gegenteil ist global im Gange! Falls Deutschland ab sofort gar keine C02-Emissionen mehr hätte, wäre das von China und Indien in kürzester Zeit wieder “wettgemacht”.

  84. Greta Thunberg:

    >> Wir leben in einer merkwürdigen Welt in der die versammelte Wissenschaft uns lehrt, dass wir nur noch elf Jahre entfernt sind von einer unumkehrbaren Kettenreaktion, die sich menschlicher Kontrolle entzieht und das Ende unserer Zivilisation bedeuten dürfte. <> Dem IPCC-Bericht zufolge sind wir etwa elf Jahre davon entfernt, in einer Position zu sein, in der wir unumkehrbaren Kettenreaktionen ausgesetzt sein werden, die außerhalb der menschlichen Kontrolle liegen. <<

    Zwischenfazit: Damit sind Kipppunkte des Klimasystems gemeint. Damit wird nicht gemeint sein, dass in elf Jahren die Kipppunkte losgetreten sind. Damit ist gemeint, dass wir in den nächsten elf Jahren unwiderruflich entscheiden, ob oder ob nicht Kipppunkte noch nach 2030 losgetreten werden. Das ist meiner Meinung nach nicht übertrieben.

  85. @Enderwärmung?

    Ich interpretiere ihre IPCC SR15, Tabelle 2.2 so, dass hier die Enderwärmung gemeint ist. Also wenn die entsprechende CO2-Menge dann über einige Jahrzehnte in der Atmosphäre ist und sich dann ein neues Temperaturniveau eingependelt hat.

    Nehmen wir mal optimistisch an, dass wir noch 800 Gigatonnen in den nächsten 30 Jahren emittieren werden, und dann aber dauerhaft auf 0 kommen werden.

    Wir haben dann mit 30% Wahrscheinlichkeit unter 1,5° mehr zu erwarten, mit 50% unter 1,7° und mit 67% unter 1,8° zu erwarten. Das wäre die selbe Aussage, wenn wir sagen, dass wir dann ungefähr zwischen 1,5° und 1,8° landen werden – gegenüber vorindustriellem Niveau.

    Gegenüber heute aber nur noch 0,5° bis 0,8° als eingependelter Endzustand. Genauer kann man z.Z. nicht rechnen.

    Wir werden also im Verlauf der nächsten 50 Jahre ungefähr auf diesem Niveau landen, aber der Weg dahin kann mal schneller und mal langsamer ablaufen, und das auch regional in der gewohnten Unregelmäßigkeit des Weltklimasystems. Neben grundsätzlich systembedingten Schwankungen spiele hier große Vulkanausbrüche eine wesentliche Rolle, soweit mir das bekannt ist. Der konkrete Verlauf der nächsten 50 Jahre wird also sehr variabel sein. Inwieweit, wann und wo wir dann die aktuelle Erfahrung mit Klimakatastrophen machen werden, ist kaum vorhersehbar.

    Aber angesichts dessen, dass CO2 500 bis 1000 Jahre in der Atmosphäre bleibt, werden wir eventuell feststellen müssen, das wir anfangen müssen, hunderte von Gigatonnen wieder aus der Atmosphäre heraus zu holen, und das wird dann richtig teuer. Da protestiert dann unsere Jugend zu recht, die müssen das dann bezahlen.

    Wir könnten aber zumindest vorübergehend z.B. Schwefelsäure per Flugzeug in die Stratosphäre ausbringen, falls es über einen relativ kurzen Zeitraum von vielleicht 10 Jahren sinnvoll erscheint. Also wenn auf diese Enderwärmung noch eine natürliche Schwankung im Dekadenbereich dazukommt. So lange, bis wir das CO2 in langwieriger und mühevoller Arbeit wieder aus der Atmosphäre entfernt haben.

    Das Treibhausgas Methan taucht in dieser Rechnung gar nicht auf. Immerhin bleibt dieses nur 30 Jahre in der Atmosphäre. Das bedeutet aber, dass wir hier eine Stellschraube haben. Wenn wir also in vielleicht 30 Jahren ein echtes Hitzeproblem haben, können wir auch die Methanemmissionen radikal reduzieren, das wird dann auf einige Jahrzehnte einen deutlichen Effekt haben. Wenn wir demnächst sowieso kein Erdgas mehr fördern, und Biogasanlagen gasdicht machen sowie die Kühe besser füttern, wird das nicht unrealistisch sein.

    Hab ich hier richtig gerechnet?

  86. Bei den Veranstaltungen der Agora Energiewende und nicht nur dort, hörte ich noch vor wenigen Jahren, dass Deutschland die Stromspeicher, die H2 Elektrolysen und die power to value Verfahren noch gar nicht brauchen würde.

    Erst wenn der Anteil der erneuerbaren Energie mehr als 50 %, es wurden sogar 80 % genannt, erreicht, wären sie notwendig.

    Zweifelsohne ist das die Einschätzung weit vorausblickender Menschen.

    Sie haben eine Kleinigkeit übersehen.

    Der CO2 Ausstoss hat in den letzten 30 Jahren durch die Elektrifizierung, Industrialisierung und Urbanisierung in asiatischen Ländern, vor allem China, erheblich zugenommen.

    Wenn zu Beginn dieser Entwicklung die Stromspeicher, die H2 Elektrolysen und die power to value Verfahren marktreif gewesen wären, wäre es nur zu einem moderaten Anstieg des CO2 Ausstoßes gekommen, vor allem durch Stahl und Zement, und die Länder hätten bereits mit einem hohen Anteil an erneuerbaren Energien begonnen.

    Die Stromspeicher und die anderen Integrationsverfahren waren nicht technisch einsatzfähig. Also mussten diese Länder, wenn wundert das eigentlich, Kohlekraftwerke und Atomkraftwerke in Betrieb nehmen und tun es immer noch. Mich wundert das nicht.

    Die weit vorausschauenden Menschen, die den notwendigen Einsatzzeitpunkt der Integrationsverfahren des Wind- und Solarstromes prognostizierten, haben nicht über den deutschen Tellerrand gesehen.

    Das war nicht nur ein Fehler, das war eine Dummheit.

    Den heutigen Jugendlichen wird das in spätestens 20 Jahren auffallen. Dann werden Sie ihre heutigen Unterstützer fragen, was sie sich damals eigentlich dabei gedacht haben. Das könnte unangenehm werden.

    Es war notwendig, die Forschung und Entwicklung der Integrationsverfahren des Windstromes und des Solarstromes deutlich vor der Energiewende bzw zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu starten. Diese Notwendigkeit ergab sich einfach aus der Besonderheit von Wind- und Solarenergie.

    Wenn ich ein neues System aufbauen will, dann sehe ich mir zuallererst nicht seine Stärken, die Vermeidung der CO2 Emissionen, sondern seinen entscheidenden Schwachpunkt an.

    Der Schwachpunkt war und ist der Speicherung nach der Stromerzeugung.

    Die Stärke der Kraftwerke sind die Brennstoffspeicher vor der Stromerzeugung.

    Was bedeutet Entwicklung?

    Das Ausschalten von Kinderkrankheiten und Schwächen, die die Nutzung des Systems beeinträchtigen.

  87. @ Wolfgang Richter 8. April 2019 @ 22:01

    In China und Indien werden leider weiter noch viele Kohlekraftwerke gebaut. Erfreulicherweise scheint der Boom jedoch gebrochen zu sein. Vermutliche Ursache: Übergroße Luftverschmutzung in vielen Landesteilen und deswegen Druck aus der Bevölkerung sowie, dass Photovoltaik und Windkraft dank technischer Fortschritte sehr preiswert geworden sind.
    Aber nicht vergessen: Wir in Deutschland erzeugen je Einwohner mehr Treibhausgase als die Menschen in China und Indien.
    Und in dem von Ihnen angeführten Report ‚Boom ans Bust 2019‘ https://endcoal.org/wp-content/uploads/2019/03/BoomAndBust_2019_r6.pdf steht ja auch Mutmachendes:
    Von 2015 bis 2018 haben weltweit die Kapazitäten von geplanten und genehmigten Kohlekraftwerkskapazitäten um 69 Prozent abgenommen.
    Von 2015 bis 2018 haben weltweit die im Bau befindlichen Kohlekraftwerkskapazitäten um 30 Prozent abgenommen.
    Von 2015 bis 2018 haben weltweit die Baubeginne von Kohlekraftwerkskapazitäten um 84 Prozent abgenommen.
    Wir wissen, dass wir so dennoch nicht das 1,5 ° C oder auch nur das 2 ° C Erwärmungsziel einhalten werden. Dass wir deswegen für eine weltweite Energiewende arbeiten und streiten müssen. Großartige technische Fortschritte haben uns dies erleichtert.
    Raimund Kamm

  88. @ • Luiz Albright • 10. April 2019 @ 19:44

    >> Bei den Veranstaltungen der Agora Energiewende und nicht nur dort, hörte ich noch vor wenigen Jahren, dass Deutschland die Stromspeicher, die H2 Elektrolysen und die power to value Verfahren noch gar nicht brauchen würde. Erst wenn der Anteil der erneuerbaren Energie mehr als 50 %, es wurden sogar 80 % genannt, erreicht, wären sie notwendig. … Sie haben eine Kleinigkeit übersehen. Der CO2 Ausstoss hat in den letzten 30 Jahren durch die Elektrifizierung, Industrialisierung und Urbanisierung in asiatischen Ländern, vor allem China, erheblich zugenommen. <<

    Seit Jahrzehnten engagiere ich mich in der Energiewende und diskutiere bei einschlägigen Veranstaltungen mit. Die Botschaft der letzten Jahrzehnte war meiner Erinnerung nach eine etwas andere, nämlich: Wir müssen in Deutschland mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien nicht warten, bis wir mehr Leitungen und Speicher haben. Erst ab deutlich über 60 % EE-Stromanteil werden die Speicher wichtig. Das hat aber nie bedeutet, nicht an der Entwicklung der Flexibilitätsoptionen DSM, Netz und Speicher nicht zu arbeiten. Wir haben in Deutschland viele Fraunhofer Institute, viele Hochschulen, viele Firmen usw. die mit Tausenden Mitarbeitern an diesen Techniken arbeiten, Fortschritte machen und immer bessere Speichertechniken und Netze und DSM uns bieten.

    >>Das war nicht nur ein Fehler, das war eine Dummheit. Den heutigen Jugendlichen wird das in spätestens 20 Jahren auffallen. Dann werden Sie ihre heutigen Unterstützer fragen, was sie sich damals eigentlich dabei gedacht haben. Das könnte unangenehm werden.<<

    Jetzt wird es persönlich. Was haben denn Sie selber in den vergangenen Jahren geleistet, um die Energiewende voranzubringen? Auch wäre es gut, wenn Sie solche Vorwürfe formulieren, dass Sie mit Ihrer Person dafür einstünden. Diskutieren Sie denn hier in diesem Blog mit Ihrem Klarnamen?

    Raimund Kamm, Augsburg

  89. @Richter (8.4.19) und @Albright (10.4.19): Das wird vermutlich alles genauso wie von ihnen beschrieben sein, aber: Welche Schlussfolgerungen ziehen sie aus diesen Informationen? Welche Handlungsempfehlungen ergeben sich daraus? Was ist überhaupt der Sinn ihrer Ausführungen?

  90. @Karl Mistelberger
    “Die “Klugheit” besteht darin, den europäischen Nachbarn Überschussstrom aufzudrängen und vom Geld des Steuerzahlers im Inland nachgefragten und nicht verfügbaren Strom teuer im Ausland einzukaufen.”

    Wie meinen?
    Da drängt niemand etwas auf..Die Abnahme von Strom erfolgt freiwillig bzw. nur auf Grundlage des Börsenpreises. Die EU-Wettbewerbskommission hat das EEG gebilligt. Und “vom Geld des Steuerzahlers” wird ebensowenig “nicht verfügbarer Strom teuer im Ausland eingekauft”. Das ist schlicht falsch.

    “Würden die europäischen Partner nach dem selben Prinzip verfahren, wäre ein solch unsolidarisches Vorgehen der Deutschen gar nicht möglich.”

    Was daran “unsolidarisch” sein soll, verstehe ich nicht. Aus meiner Sicht handelt z. B. derjenige unsolidarisch, der die Athmosphäre zum Nulltarif bzw. auf Kosten der Weltgemeinschaft mit CO2 anreichert.
    Etwas weniger Polemik und mehr Fakten würde ich mir wünschen.

  91. @Reinhold Kamm 11.04. 11:17

    Sie wissen, dass es eine globale Energiewende geben muss. In allen Ländern dieser Welt.

    Sie denken trotzdem regional

    Sie argumentieren, dass in Deutschland die Integrationsvetfahren power to storage to power und power to fuel to power erst ab 60 % EE notwendig sind.

    Gilt das, was für Deutschland gilt, für alle Länder der Welt?

    Länder wie China die vor 30 Jahren begonnen haben, ihre Elektrifizierung auszubauen, konnten gar keine Stromversorgung nur auf Basis von Wind- und Solarstrom aufbauen, weil für stationäre Anwendungen geeignete Stromspeicher und die power to fuel to power Verfahren gar nicht technisch ausgereift waren. Sie mussten Kraftwerke bauen, um die für eine wirtschaftliche Entwicklung notwendige Versorgungssicherheit zu erreichen. Deshalb wurden auch in tropischen und ariden Ländern Wasserkraftwerke gebaut, obwohl der Verdunstungsverlust gigantisch ist. Da verdunsten viele km³ Wasser pro Jahr. Eine der stärksten Abflüsse des Assuan-Staudamms ist die Atmosphäre.

    Umgekehrt sind einige Länder nur zur Ergänzung auf power to storage und power to fuel to power angewiesen. Das sind die Länder, in denen Wasserkraftwerke den Sockel der Stromerzeugung bilden. Bekanntestes Beispiel in Europa ist Norwegen, die nahe der 100 % erneuerbare Energie bei der Stromerzeugung ist. In Südamerika sind das zum Beispiel Costa Rica und Uruguay. Beide Länder können die Schwankungen der Windstrom- und Solarstromerzerzeugung gut durch ihre Wasserkraftwerke ausgleichen. Die kanadische Provinz Nova Scotia, gut geeignet für Windkraft kann das erst, wenn Nova Scotia über mehrere Stationen mit den Wasserkraftwerke Labradors verbunden ist.

    Was glauben Sie, wie lange es dauert, Verfahren zur technischen Reife zu entwickeln? Es wäre auch nicht schlecht, wenn sie auch noch wirtschaftlich wären. Es dauert Jahrzehnte.

    Wirtschaftlich werden die H2-Elektrolysen arbeiten, die deutsche Unternehmen in den nächsten Jahren in Dubai und Saudi-Arabien bauen werden. Den Kostenvorteil dieser Länder bei der H2 Elektrolyse kann man in Deutschland gar nicht aufholen. Das hat auch die DENA in ihrer Studie integrierte Energiewende 2050 erkannt und geht für 2050 von einem Import von Energieträgern aus.

    Jetzt wird es persönlich

    Verzeihung, Sie haben sich verschrieben, Sie wollten ehrabschneidend schreiben.

    Was haben denn Sie selber in den vergangenen Jahren geleistet, um die Energiewende voranzubringen?

    Was ihre Passion ist und wovon sie beruflich leben können oder müssen sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Wenn Sie sich in Deutschland für ein Arbeitsgebiet interessieren und sich eingearbeitet haben, reicht das nicht. Sie müssen den passenden Abschluss vorweisen.

    Windstrom war seit 1945 die Passion meines Vaters. Die Passion, nicht der Brotberuf. Viele der frühen Windräder habe ich trotzdem erlebt, es war seine Passion.

    Bei der Windkraft interessieren mich heute, 45 Jahre später, Kites, deren Entwicklung völlig vernachlässigt wird. Technisch ausgereifte Kites werden Windrädern überlegen sein. Bei deutlich geringeren Materialaufwand, höherer Flexibilität, größerer Verfügbarkeit, und geringeren Nebenwirkungen. Ganz sicher nicht das Richtige für Deutschland. In Deutschland sind Windräder ein unverzichtbarer Schmuck der Landschaft. Leider sind es viel zu wenige, die zehnfache Anzahl sollte es schon sein. 800 m sollten beim nächsten Repowering angestrebt werden, finden Sie nicht auch?

    Mein Lebensweg zerschlug sich, als mein Mentor als Fußgänger in einem Autounfall starb. Batteriewerkstoffe und Solarschichten waren seine Arbeitsgebiete. Ich musste meine Ausbildung mit anderer Ausrichtung bei den Professoren beenden, deren Angebote ich vorher abgelehnt hatte. Brotberuf, nicht Neigungsberuf.

    Seit Mitte 1980 interessierte ich mich für technische Verfahren, CO2 zu nutzen und zu verbrauchen. Das wird von Grünen gar nicht geschätzt. Gerne berücksichtige ich Ihre Vorbehalte und schweige zu diesem Thema.

    Die Branche beginnt jetzt mit der Umstellung auf H2.

  92. @Jürgen Bucher 11. April 2019 @ 19:15

    Was ist überhaupt der Sinn ihrer Ausführungen?

    Global ist die Vermeidung der technischen CO2 Emissionen bis 2030 nicht erreichbar. Das ist fatal, wenn man an die weitere CO2 Aufnahme der Atmosphäre und der Ozeane denkt, aber kaum noch zu vermeiden. Ich rechne nicht einmal mit 2050.
    Außer es gibt ein gravierendes globales Schockerlebnis. Das die Biosphäre der Ozeane durch die Verschmutzung mit Plastikmüll gefährdet ist, hoffentlich nicht schlimmer, wird wahrscheinlich das Schockerlebnis sein.

    Welche Handlungsempfehlungen ergeben sich daraus?

    Wie lautet die Aufgabe?

    Den weiteren Anstieg des CO2 Gehalt in der Atmosphäre und der CO2 Aufnahme der Ozeanen zu stoppen und wenn das erreicht ist, den CO2 Gehalt zu senken

    Die Substitution der Verfahren, die CO2 reiches Abgas erzeugen, ist die wichtigste Option.

    Die Option, CO2 abzuscheiden und CO2 Gaslager aufzubauen, bleibt ungenutzt.

    Bleibt nur die dritte Option

    mehr CO2 zu verbrauchen.

    Die Biosphären verbrauchte früher soviel CO2, wie durch Zersetzung entstand. Der Kohlenstoffkreislauf der Biosphäre war geschlossen. Heute verbraucht die Biosphäre deutlich mehr, einen Teil der CO2 Emissionen der Menschheit. Das geschieht auf den Kontinenten zum Beispiel durch Plant for the Planet und durch staatliche und private Wiederaufforstung.

    Der Wirkungsgrad der natürlichen Fotosynthese ist sehr gering. Trotzdem muss man das intensivieren, auch in Landschaften, wo bisher keine Fotosynthese stattfindet.

    Abgas ist wesentlich CO2 reicher als die Atmosphäre. Die Nachfahren der Lebewesen, der wir die sauerstoffreiche Atmosphäre zu verdanken haben und die mit wesentlich höheren CO2 Gehalte als heutige Pflanzen leben können, leben nach wie vor. Seit 1960 hat man es mit ihnen versucht, mit mehr Mißerfolgen als Erfolgen.

    Die Technosphäre erzeugt etwa 35 Milliarden jato CO2.
    Vor allem als CO2 reiches Abgas.
    Der Kohlenstoffkreislauf der Technosphäre ist nicht geschlossen.

    CO2 wird in der Technosphäre zwar gebraucht, zum Beispiel als das beste Lösungsmittel, das es gibt. Damit kann man Wirkstoffe extrahieren, zum Beispiel Koffein. Man kann auch Wäsche waschen. Es gibt hunderte von Anwendungen, bei denen CO2 gebraucht wird.

    CO2 wird in der Technosphäre aber nicht verbraucht.

    Es müssen Produkte entwickelt werden, bei deren Herstellung CO2 verbraucht wird

    CO2 als Rohstoff

    Beispiel.

    Bei der Zementherstellung entsteht etwa 1 t CO2 /1 t Zement

    Alternative

    Zum Beispiel Carbicrete

    Carbicrete ist ein cement-free, carbon-negative concrete using industrial by-products and captured CO2. Das by-product ist Schlacke, CO2 wird zum Aushärten verwendet.
    Bei der Herstellung wird 1 t CO2/t Carbicrete verbraucht.

    Carbicrete ist ein kanadisches Cleantech Unternehmen.

  93. Hallo Herr Albright, vielen Dank für die prompten und guten Antworten, ingenieurstechnisch sollten Sie mir aber nicht allzu viel zutrauen. Jedenfalls gibt es Anlass zu etwas Optimismus, wenn man sieht, wieviele Menschen und Institutionen mittlerweile zur gemeinsamen und engagierten Bewältigung dieser größten Herausforderung der Menschheitsgeschichte bereit sind. Vielleicht gelingt es so doch noch, die schwersten Schäden zu verhindern!

  94. Allen die immer noch glauben, dass man einfach so die Kohlekraftwerke und Atomkraftwerke in den nächsten Jahren abschalten und nur PV- und Windenergie ausbauen müsse, um weiterhin eine sichere Versorgung mit elektrischem Strom in Deutschland zu haben, empfehle ich dringend die Lektüre des Interview mit Prof. Dr.-Ing. Harald Schwarz, Lehrstuhlinhaber Energieverteilung und Hochspannungstechnik an der BTU Cottbus-Senftenberg, ab Seite 44 im Lausitz-Magazin 01/2019:
    https://www.lausitz-medien.de/images/printmedienausgaben/LausitzMagazin-01-2019.pdf
    Er rechnet schon ab 2020/2021 mit zu geringer Stromproduktion, die damit dann zu großflächigen Blackouts führt.

  95. > Bleyfuß, 12. April 2019 @ 10:28
    >>Die “Klugheit” besteht darin, den europäischen Nachbarn Überschussstrom aufzudrängen und vom Geld des Steuerzahlers im Inland nachgefragten und nicht verfügbaren Strom teuer im Ausland einzukaufen.

    > Wie meinen? Da drängt niemand etwas auf..Die Abnahme von Strom erfolgt freiwillig bzw. nur auf Grundlage des Börsenpreises. Die EU-Wettbewerbskommission hat das EEG gebilligt. Und “vom Geld des Steuerzahlers” wird ebensowenig “nicht verfügbarer Strom teuer im Ausland eingekauft”. Das ist schlicht falsch.

    Die Deutschen sind berüchtigt für ihre Hysterie. In den Dreißigern und Vierzigern war es besonders schlimm. Heute ist es nicht mehr ganz so schlimm, doch beliebt sind sie wegen ihrer Abgehobenheit keineswegs:

    Ausgangssituation: Probleme durch die gemeinsame Preiszone

    Die seit 2002 zwischen Deutschland und Österreich bestehende, gemeinsame Strompreiszone steht seit geraumer Zeit in der Kritik: Überschüssiger, günstiger Strom aus Wind und Sonne sorgt aufgrund des schleppenden Netzausbaus im Bereich der Grenzkuppelstellen und im schlecht ausgebauten Stromnetz zwischen Nord und Süd für Überlastungen und Probleme. Folglich müssen die deutschen und österreichischen Übertragungsnetzbetreiber die überlasteten Netze immer wieder aus der Netzreserve, mit Regelenergie und Re-Dispatch stabilisieren – zu hohen Kosten.

    Ein zweites und für die europäische Strommarktbehörde ACER im Vordergrund stehendes Problem sind die sogenannten Loop-Flows in osteuropäischen Ländern, die durch schwache Netzinfrastruktur im deutsch-österreichischen Grenzgebiet zustande kommen. Der Strom, der nicht über die Netzkuppelstellen fließen kann, weicht in Form von Ringschlüssen nach Polen und Tschechien aus und belastet dort die Netze ohne irgendeinen Handelsnutzen zu bringen. Folglich machen sich insbesondere die osteuropäischen Länder für eine Aufhebung der Strompreiszone stark, da auch sie die überlasteten Netze durch teure Systemdienstleistungen stabil halten müssen.

    https://www.next-kraftwerke.at/wissen/strommarkt/strompreiszonentrennung

  96. @karl Mistelberger
    Sie schrieben unter Verweis auf einen Internet-Artikel
    “…Die seit 2002 zwischen Deutschland und Österreich bestehende, gemeinsame Strompreiszone steht seit geraumer Zeit in der Kritik: Überschüssiger, günstiger Strom aus Wind und Sonne sorgt aufgrund des schleppenden Netzausbaus im Bereich der Grenzkuppelstellen und im schlecht ausgebauten Stromnetz zwischen Nord und Süd für Überlastungen und Probleme. Folglich müssen die deutschen und österreichischen Übertragungsnetzbetreiber die überlasteten Netze immer wieder aus der Netzreserve, mit Regelenergie und Re-Dispatch stabilisieren – zu hohen Kosten.”
    Wie “hoch” die Kosten gewesen seien erfahren wir darin leider nicht. Jedenfalls scheint der Sachverhalt nicht von vergleichbar fundamentaler Wichtigkeit zu sein, wie die Notwendigkeit, die Emissionen von CO2 zu reduzieren. Aktuelleren Berichten zufolge wurde seitens der Netzbetreiber auf die Probleme reagiert.

  97. @ all
    vielleicht kann mir Herr Rahmstorf od. andere da weiter helfen:

    Es ist ja angeblich so, dass von den anthropogenen CO2 Emissionen rund 50% in der Atmosphäre landen, der Rest wohl in Ozeanen aber eben auch der Biosphäre. Im Mittel wächst vieles besser und schneller und wenn nun theoretisch die Emissionen radikal sinken, bleibt ja immer noch der hohe Partialdruck bzw. die 410ppm und diese werden ja weiterhin von der Biosphäre aufgenommen. Würde dann nicht bereits über Dekaden gesehen eine deutliche Abnahme der atmosphärischen Werte zu erwarten? Ich lese oft von etlichen Jahrhunderten, welche noch mit ähnlich hohen CO2 Werten da stehen, auch bei Abnahme der Emissionen und das verstehe ich nicht ganz, bitte danke…?!

    • Ja, Sie sehen das korrekt. Ein Teil des zusätzlichen CO2 wird auf diese Weise entfernt werden, bis die oberste Schicht des Ozeans mit ihrem CO2-Gehalt im Gleichgewicht mit der atmosphärischen Konzentration ist, ein Teil bleibt aber über Jahrtausende, siehe https://www.yaleclimateconnections.org/2010/12/common-climate-misconceptions-atmospheric-carbon-dioxide/
      Übrigens: was die Temperatur angeht gibt es zwei gegenläufige Effekte nach Nullemission: die allmähliche Aufnahme von Wärme in den Ozean (dadurch verschwindet allmählich der kühlende Effekt durch die thermische Trägheit des Meerwassers) und die allmähliche Aufnahme von CO2 in den Ozean. In grober erster Näherung gleichen die sich in etwa aus, sodass die globale Temperatur in etwa konstant bleibt ab dem Zeitpunkt, wo wir nichts mehr emittieren.

  98. Wir sind voll auf dem Weg des Offenbarungseid der Braunkohlekraftwerke bezüglich des Mantras “Versorgungssicherheit”. Schon im letzten Jahr sprachen Insider von Problemen mit der Kühlwasserbeschaffung in Lippendorf 2×920 MW. Bei einem Besuch sprach einer der Wachmaenner ganz offen davon. Sollte uns das festhaengende Trockenwetter gleich wieder treffen, dann gibt’s kein Herumreden mehr:die BKW untergraben auch ganz praktisch ihre Nutzbarkeit selbst.

  99. Zum Thema CO2 und seine Wirkung aufs Klima:
    Ole Humlum, Meteorologe, stellt in seinen monatlich aktualisierten umfangreichen Übersichten zur Entwicklung der Temperaturen (Erdoberfläche, Troposphäre, Meere), des Meeresspiegels, des Meereises und des CO2 in der Erdatmosphäre die Daten auch im Zusammenhang dar.
    Hier der neueste Bericht: http://www.climate4you.com/Text/Climate4you_March_2019.pdf

    Je nach der Art wie die Temperaturdaten gewonnen werden und als wie genau sie einzustufen sind unterscheidet er 3 Qualitätsklassen:
    Klasse 1: Satelliten-Messungen, UAH und RSS
    Klasse 2: HadCRUT
    Klasse 3: GISS und NCDC
    Er erläutert auch, wie hier im Blog schon Prof. Rahmstorf, warum nur die Anomalien und nicht die Absolutwerte aussagekräftig sind.

    Sehr interessant sind ab Seite 43 die verschiedenen offiziellen Temperaturkurven im Vergleich zum CO2-Anstieg:
    1) Von 1958 bis 1978 war die Temperaturentwicklung der 3 Meßreihen HadCRUT, GISS und NCDC negativ während das CO2 gleichzeitig sich positiv entwickelte, also eine Anti-Korrelation. Satellitenmessungen von RSS und UAH gab es damals noch nicht.
    2) Von 1978 bis 2005 verliefen alle 5 gezeigten Temperaturkurven quasi parallel und positiv wie die Zunahme des CO2, also eine eindeutige Korrelation.
    3) Von 2005 bis Febr. 2019 verliefen die Temperaturen entweder unverändert (UAH), ganz leicht positiv (RSS) oder immer noch minimal positiv (alle 3 Messungen an der Erdoberfläche), also eine sehr geringe bis vernachlässigbare Korrelation zum CO2-Anstieg.
    Da die Tendenzen aller Temperaturen seit 2016 fallend sind und infolge der geringen Sonnenaktivität mit einer Temperaturstagnation gerechnet wird, könnte es sein, dass es in einigen Jahren im aktuellen Verlauf seit 2005 wieder zu einer Anti-Korrelation kommt, wie schon von 1958 bis 1978, also der Zeit, als viele Klimaforscher mit einer kommenden Eiszeit rechneten.

    Mehr oder weniger zufällig sind diese 3 Abschnitte in Übereinstimmung mit der Definition einer Klimaperiode von 30 Jahren, so dass man diese Korrelationsbetrachtungen als „zulässig“ im Sinne der aktuellen Vorgehensweise anerkennen müsste.
    Ein Zusammenhang zwischen CO2 und Erderwärmung scheint schon zu bestehen, doch der Temperaturverlauf ist wohl sehr starken Schwankungen unterworfen, deren Ursachen noch unbekannt zu sein scheinen.
    Auf Seite 41 sind die relativen Schwankungen im CO2-Gehalt der Atmosphäre paralell zu den La Niña- und El Niño- Ereignissen in einem Diagramm aufgetragen. Es ist eindeutig zu erkennen, dass das CO2 den jeweiligen positiven und negativen Temperaturänderungen phasenverschoben folgt.
    Auf Seite 42 sind die relativen Änderungen im CO2-Gehalt der Atmosphäre parallel zu den Änderungen Globaltemperaturen HadCRUT4 und HadSST3 (Meerestemperaturen) in ein Diagramm eingetragen. Die Änderungen im CO2-Gehalt folgen ca. 9,5 bis 10 nach Änderungen der globalen Lufttemperatur und 11 bis 12 nach Änderungen der globalen Meerestemperaturen.

    Eine Frage nun an den Experten, Prof Rahmstorf: sind diese Daten alle korrekt?
    Bei einem Nein als Antwort: was genau ist falsch dargestellt in den Diagrammen?
    Wenn die Antwort ja lautet, die nächste Frage: lässt sich aus diesen Daten denn nicht ableiten, dass die „Wirkung des CO2“ auf die Klimaentwicklung, also die Klimasensivität des CO2, gering sein müsste, also wie 1,5°C oder sogar darunter liegt?

    • Zunächst: sämtliche Messreihen der globalen Oberflächentemperatur unterscheiden sich nur in Details, siehe https://twitter.com/hausfath/status/1126872038163935232. Die Satellitenreihen messen gar nicht die Oberflächennahem Temperaturen, sondern versuchen aus Mikrowellenstrahlung aus der Troposphäre auf die dortigen Temperaturen zu schließen. Über die Probleme dieser Daten könnte man viel sagen – das überlassen ich am besten dem leitenden Wissenschaftler hinter den RSS-Daten, Carl Mears, der in diesem Video selbst erklärt, weshalb die Bodendaten genauer sind. Vor allem aber sind für uns Menschen nur die bodennahen Temperaturen unmittelbar relevant.
      Beim Vergleich CO2 mit Temperatur kommt es natürlich auf die korrekte Skalierung der beiden relativ zueinander an – das Stichwort Klimasensitivität ist da schon korrekt. Das habe ich hier behandelt: https://scilogs.spektrum.de/klimalounge/die-populaerste-trickgrafik-der-klimaskeptiker-vahrenholt/
      Die korrekt skalierte Grafik gibt es als selbst aktualisierendes Widget hier: http://herdsoft.com/climate/widget/ Auch hier gilt wie immer mein Tipp: informieren Sie sich lieber bei der Wissenschaft als bei Pensionären, die in Klimaskeptikervereinen mitmachen.

  100. Die Klimasensitivität ist eine Rechengröße, mit der IPCC (vergeblich) versucht, die Erwärmung des Klimas als Folge der jeweiligen CO2-Konzentration in der Atmosphäre zu berechnen bzw. zu erklären.
    Jedoch ist der Wirkzusammenhang genau andersrum als dort behauptet: Der CO2-Gehalt der Luft steigt, weil das Klima wärmer wird und das CO2 der Weltmeere ausgast!
    Die Klimasensitivität ist ein Narrativ!
    Und IPCC ist eine gewaltige Echokammer voller Gefälligkeitswissenschaftler und Mitläufer, deren Klimamodelle – inzwischen mehr als einhundert -, nie einer wissenschaftlichen Prüfung unterzogen wurden. Dieses Panel hatte den Auftrag – von wem auch immer -, einen Zusammenhang zwischen menschengemachtem CO2-Ausstoß und der Klimaerwärmung herzustellen. Alle vom IPCC dazu bereitgestellten Klimamodelle sagten stets eine höhere Erwärmung vorher, als sie dann tatsächlich eingetrat. Die besten Vorhersagen liefert ein Modell, in dem gerade dieser menschengemachtem CO2-Ausstoß NICHT berücksichtigt ist.

  101. Hallo,

    ich möchte mich hier einfach mal bedanken für all die Infos. Schön, dass sich jemand die Mühe macht die Dinge einfach darzustellen, dass es auch Laien wie mir verständlich sind.
    Ich lass also einfach mal ein Danke da.