Fußball: Jogi Löw über die Gene der Ghanaer

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Natürlich drücke ich den Black Stars die Daumen und weiß, dass mit jedem Tag die Spannung steigt. Ein Fußballthriller erwartet die deutschen Fans am Mittwoch, beim wichtigsten, letzten Gruppenspiel gegen Ghana. Es geht um alles: Mit Vuvuzela ins Achtelfinale nach Bloemfontein oder mit Uwe Seeler nach Hamburg-Eppendorf. Sehr verwunderlich also, dass Jogi Löw, statt die eigenen Jungs zu motivieren, den Gegner stark redet:

„Ghana hat 2006 ein sehr gutes WM-Turnier gespielt. Und man darf nicht vergessen, dass uns die Afrikaner in physischer Hinsicht aufgrund der Genetik auch voraus sind.“

Ooops, Genetik? Löw meinte wohl die Gene.

Jogi, da hast Du nicht aufgepasst!

Fußballfans vopn Ghana
Abb.: Ghana-Fans

Die Genetik (von griechisch γενεά geneá ‚Abstammung‘ sowie γένεσις génesis ‚Ursprung‘) oder Vererbungslehre ist ein Teilgebiet der Biologie und befasst sich mit den Gesetzmäßigkeiten und materiellen Grundlagen der Ausbildung von erblichen Merkmalen und der Weitergabe von Erbanlagen (Genen) an die nächste Generation.

Aber zurück zu den Genen der Afrikaner, Löw präzisiert seine Aussagen:

„Die Afrikaner haben enorme Vorteile, weil sie genetisch bedingt eine unglaubliche Ausdauer, Schnelligkeit und körperliche Präsenz mitbringen.“

Es scheint, dass sich Löw neben dem DFB-Spion Urs Siegenthaler noch einen Humangenetiker in den Beraterstab geholt hat. Löw will sich deshalb noch nicht auf eine Aufstellung festlegen, sondern erst das Ergebnis der Genanalyse abwarten. Sein Hauptaugenmerk legt Löw dabei auf die kürzlich entdeckten „Fußballer-Gene“. Fußball spielen lernt man nämlich nicht, man erbt es  – wie die Haarfarbe oder den Rhesusfaktor. Mehr dazu in folgendem unterhaltsamen Beitrag: Fußballer-Gene: Wie der Vater, so der Sohn

Molekularbiologe Axel Schweiß ist dennoch optimistisch und teilt Löws Befürchtungen nicht:

„Wir sind schon dreimal Fußballweltmeister gewesen und unsere Vermutungen haben sich bestätigt: Auch in der deutschen Bevölkerung sind diese Gene recht häufig zu finden.“

Höchste Zeit also das Löw seine frühere Zuversicht vom Russland-Spiel wiedergewinnt. Löw sagte nach dem WM-Qualifikationsspiel gegen Russland, er sei recht entspannt gewesen vor der Partie, weil er bemerkt habe,

„dass jeder das Sieger-Gen in sich hat“.

Das Sieger-Gen. Vererbt von Kahn, Völler, Beckenbauer, Fritz Walter selbstverständlich. Vielleicht aber auch Nyang, Mensah, Appiah, Boateng.

Dieser Artikel wurde durch die folgenden Blogbeiträge angeregt:

In Jogi Löws Genetikseminar (Uli Hanneman)

Was sagen Sie zu Ghana, Herr Löw?

Weiterführende Links

Mythos vom Sieger-Gen

Löw: Großer Respekt vor Serbien

Löw: „Eine schwere Gruppe, aber machbar“

Bildnachweis

„Ghana-Fans“

Erick Mack, Ghana fans marching and singing

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Quelle: Flickr

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Joe Dramiga ist Neurogenetiker und hat Biologie an der Universität Köln und am King’s College London studiert. In seiner Doktorarbeit beschäftigte er sich mit der Genexpression in einem Mausmodell für die Frontotemporale Demenz. Die Frontotemporale Demenz ist eine Erkrankung des Gehirns, die sowohl Ähnlichkeit mit Alzheimer als auch mit Parkinson hat. Kontakt: jdramiga [at] googlemail [dot] com

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