Zwei Grafiken zeigen den Weg zu 1,5 Grad

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Im Pariser Abkommen haben so gut wie alle Staaten der Erde sich verpflichtet, Anstrengungen zu unternehmen, um den Anstieg der globalen Temperatur auf 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Am Samstag haben die führenden Klimadiplomaten der USA und Chinas, John Kerry und Xie Zhenhua, in einem gemeinsamen Statement erneut bekräftigt, dass sie ihre Klimaschutzanstrengungen verstärken wollen, um dieses Ziel in Reichweite zu halten.

Aber geht das überhaupt noch? Dazu zwei Grafiken.

Verlauf der globalen Temperatur (relativ zum Mittelwert 1880-1910, NASA-Daten). Die farbige Kurve zeigt den gleitenden Mittelwert über 12 Monate, die schwarze Linie den linearen Trend über die letzten 50 Jahre. Die vorübergehende Wärme nach zwei starken El Niño Ereignissen im tropischen Pazifik ist durch Pfeile gekennzeichnet. Wenn alles so weiter ginge würde um 2040 die 1,5-Grad-Grenze überschritten.

Die erste Grafik zeigt den Verlauf der globalen Temperatur. Die Erwärmung schreitet seit fünfzig Jahren im wesentlichen linear voran in Reaktion auf den wachsenden CO2-Ausstoß. Zwar beschleunigt sich dadurch der CO2-Anstieg in der Atmosphäre, andererseits steigt der Strahlungsantrieb (der die Erwärmung verursacht) nur mit dem Logarithmus der CO2-Konzentration an, und daher ungefähr linear seit den 1970ern. Eine Beschleunigung der Erwärmung über die letzten zehn Jahre ist nicht signifikant. Zwar gab es in den letzten Jahren zwei El Niño Ereignisse, aber das ist im Rahmen der üblichen Schwankungen – genau wie die angebliche “Erwärmungspause” in den 2000er Jahren.

Bei weiter anwachsenden Emissionen erwarten wir daher einen weiteren linearen Anstieg der Temperatur, die dann um das Jahr 2040 herum die 1,5-Grad-Grenze überschreiten würde. Senken wir die Emissionen, wird sich der Trend abflachen und beim Erreichen der Nullemissionen etwa horizontal werden. Daher sprechen diese Messdaten nicht dagegen, dass wir die Erwärmung noch unter 1,5 °C halten können.

Exemplarische Emissionsverläufe mit CO2-Emissionsbudgets, die laut IPCC einer Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 °C mit 50% Wahrscheinlichkeit entsprechen (durchgezogen) bzw. einer Begrenzung auf 1,75 °C mit 67 % Wahrscheinlichkeit. Als Ausgangspunkt 2021 wurden dieselben Emissionen wie 2019 angenommen, da der “Corona-Zacken” 2020 wohl nur vorübergehend sein dürfte.

Die zweite Grafik zeigt globale CO2-Emissionsverläufe, mit denen wir die Erwärmung noch auf 1,5 °C begrenzen können. Zumindest mit 50:50 Wahrscheinlichkeit. Das bedeutet: angesichts der Unsicherheiten könnten wir damit auch bei 1,6 Grad landen, mit etwas Glück aber auch etwas unter 1,5 Grad. Die Kernfolgerungen:

  • Es ist noch nicht unmöglich die Erwärmung unter 1,5 °C zu halten.
  • Es erfordert ungefähr eine Halbierung der globalen CO2-Emissionen bis 2030 (wie auch schon im IPCC 1,5-Grad-Bericht festgestellt).
  • Wenn die Welt nochmal zehn Jahre zaudert bevor die Emissionen sinken ist es nicht mehr zu schaffen (rote Kurve).

Dabei ist noch anzumerken, dass ich hier keine netto-negativen Emissionen angenommen habe. Viele Szenarien nehmen an, dass wir erst zu viel emittieren und unsere Kinder dann ab Mitte des Jahrhunderts CO2 wieder aus der Atmosphäre ziehen sollen – ich halte das für wenig realistisch und auch ethisch fragwürdig. Ich meine, mehr als die globalen Emissionen auf netto null zu senken werden wir wohl nicht schaffen. Auch dazu braucht man schon CO2-Senken, um unvermeidbare Restemissionen z.B. aus der Landwirtschaft auszugleichen.

Fazit: Die Begrenzung auf 1,5 Grad ist noch möglich und aus meiner Sicht auch dringend angeraten um katastrophale Risiken abzuwenden, aber sie erfordert sofortige entschlossene Maßnahmen. Ich bin gespannt, was der von US-Präsident Joe Biden angesetzte Klimagipfel übermorgen bringen wird!

Weblinks

Mein Kommentar zum Thema im Spiegel: Die neue Verwirrung um das 1,5-Grad-Ziel

Alle meine Spiegel-Kommentare

Faktencheck von Climate Analytics zur Behauptung, die 1.5°C wären nicht mehr einzuhalten.

Stefan Rahmstorf ist Klimatologe und Abteilungsleiter am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Professor für Physik der Ozeane an der Universität Potsdam. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf Klimaänderungen in der Erdgeschichte und der Rolle der Ozeane im Klimageschehen.

51 Kommentare

  1. Die aktuellen Selbstverpflichtungen der Länder reichen, selbst wenn eingehalten, nicht um unter 2 Grad Celsius Erwärmung zu bleiben. Und das obwohl 110 Länder sich zu Nullemissionen bis 2050 verpflichtet haben. China als grösster CO2-Emitter hat Nullemissionen bis 2060 versprochen, die USA unter Joe Biden will bis 2050 CO2 neutral werden womit es mit der EU gleichziehen würde, aber Indien hat überhaupt noch kein Datum angegeben bis wann es CO2 neutral werden will.

    Wichtig: Es ist relativ einfach Strom CO2 frei zu erzeugen und auf E-Fahrzeuge umzusteigen. Schwieriger ist bereits eine CO2-freie Klimatisierung vor allem weil auch der bestehende Gebäudepark betroffen ist und ganz schwierig wird es bei Beton und Stahl. Das bedeutet auch, dass es für die Länder nur schon schwierig wird, die jetzt abgegebenen Selbstverpflichtungen einzuhalten. Nur wenige Länder haben sich überhaupt zu Zwischenzielen bekannt und Indien wird das selbst abgegebene Ziel bis 2022 195 Gigawatt Erneuerbare Kapazität zu schaffen mit ziemlicher Sicherheit verfehlen, sind es doch bis jetzt erst 93 Gigawatt.

    Allerdings waren es vor ein paar Monaten erst 73 Länder, die bis 2050 CO2 neutral werden wollten, jetzt sind es 110. Der Wille CO2 neutral zu werden ist also gestiegen. Jetzt fehlen nur noch die Taten.

    • Die Argumentation passt vielleicht aus mathematischer Sicht. Leider aber gibt es da Trägheitmomente, die durch langjährige Investitionen verursacht werden. Und andererseits sind auch die Neuinvestitionen begrenzt umsetzbar. Einerseits weil teils die Technologie weiterentwickelt werden muss und andererseits weil schlicht das qualifzierte Personal fehlt. Und dann ist seitens der Politik und der gesamten Bevölkerung “voller Einsatz und zwar global” erforderlich. Wenn in Deutschland noch bis 2026 fossile Heizungen eingebaut werden, bin ich mir nicht so sicher ob das “überhaupt halber Einsatz” ist.

    • @ Herr Holzherr, könnten Sie Ihre Aussage ” Es ist relativ einfach Strom CO2 frei zu erzeugen und auf E-Fahrzeuge umzusteigen.” erläutern?

      Laut dem Amt (siehe Link), wurden in Deutschland z.B. am 28.4. um 4Uhr morgens ca. 12GWh Energie benötigt. Davon wurden ca 4,6GWh von erneuerbaren Energien erzeugt.

      Ich frage mich, wie man die Differenz (also die 7,4GWh) laut Ihrer Aussage “einfach” und “CO2 frei” erzeugen soll?

    • Sehr geehrter Herr Holzherr,

      wie stellen Sie sich vor, “einfach Strom CO2 frei zu erzeugen und auf E-Fahrzeuge umzusteigen.”
      Auf der Seite der Bundesnetzagentur /Smard / Stromverbrauch / realisierter Stromverbrauch kann man die aktuelle Produktion aller Energien in Deutschland pro Stunde finden.
      Dort gibt es zwischen den alternativen Energien und den konventionellen Energien eine Differenz.
      Zum Beispiel am 28.4. um 4 Uhr morgens gab es einen Verbrauch von ca. 48GWh. Diesem stand eine Produktion von ca. 18,1MWh aus regenerativen und ca 32MWh aus konventionellen Kraftwerken entgegen.

      Wie genau sollen die 32MWh, die aktuell von konventionellen Kraftwerken produziert werden, CO2 frei hergestellt werden?
      Dies würde grob geschätzt bedeuten, dass die aktuellen Produktionskapazitäten an regenerativen Energien in Deutschland ca. verdreifacht werden müssen. Wenn jetzt noch Elektromobilität hinzukommt, wird noch mehr Energieproduktion benötigt.

      Bitte helfen Sie mir, meinen Horizont zu erweitern, denn aktuell kann ich nicht verstehen, wie dies “einfach” geschehen soll!

      Vielen Dank und Gruss
      Julio Gutierrez

      • @Gutierrez: Hier mal ein Vorschlag der Boston Consulting Group: https://web-assets.bcg.com/e3/06/1c25c60944a09983526ff173c969/klimapfade-fuer-deutschland.pdf

        Ich selbst halte 60 bis 70 % Erneuerbare für relativ problemlos erreichbar, dann dürfte ein weiterer Ausbau erheblich schwerer werden. Schauen Sie sich doch auch einmal auf den Webseiten der RWE oder von Siemens Energy nach entsprechenden Vorschlägen um. Auch sinnvolle Einsparpotentiale sind zu beachten: Wir benötigen keine 45 Millionen Automobile, die 23 Stunden am Tag sinnlos und wohlstandsmindernd herumstehen.

        Aber nicht nur leicht durchschaubare Fragen stellen. Ich würde jetzt gerne von Ihnen wissen, wo die 32 “MWh” herkommen sollen. An der Notwendigkeit einer CO2-Reduktion auf Null scheinen Sie ja nicht zu zweifeln (?).

        P.S.: Zwischen elektrischer Leistung (MW) und Arbeit (MWh) besteht ein Unterschied

      • @Julio Gutierrez(Zitat):„ wie stellen Sie sich vor, “einfach Strom CO2 frei zu erzeugen und auf E-Fahrzeuge umzusteigen.”
        Es gibt mehrere Lösungen. Wenn man allein auf Erneuerbare setzt wäre die wohl billigste Lösung ein durchdachtes Netz von elektrischen Fernleitungen, die Schwankungen in der Stromproduktion ausgleichen. Studien zeigen beispielsweise, dass die Wetter- und Windregime in Nordskandinavien, dem Balkan und der Nordatlantik/Nordsee – Region voneinander unabhängig sind und somit in einer der Regionen mit grosser Wahrscheinlichkeit immer ein Wind weht. Eine Trasse von Hochspannungsgleichstromleistungen, die diese Standorte verbindet würde also die jetzigen Phasen der Stromunterproduktion stark reduzieren.
        Eine weitere nicht allzu teure Lösung, besser gesagt Lösungskomponente ist ein massiver Überbau der installierten EE-Leistung. Im Sommer beispielsweise würde viel zuviel Solarstrom erzeugt, aber im Winter würde es gerade reichen um die saisonalen Sonnenscheinschwankungen auszugleichen.

        In der Öffentlichkeit werden allerdings viel häufiger teurere Lösungen für das Intermittenzproblem der Erneuerbaren genannt. Voran die Speicherung von Strom in Batterien oder in chemischen Speichern wie Wasserstoff um dann in Phasen der Unterproduktion daraus wieder Strom ins Netz einzuspeisen. Batterien kommen hierbei wegen ihrem Preis und der Selbstentladungstendenz nur für die kurze Frist in Frage, wären aber ideal, falls man möglichst wenig Strom verschwenden will, denn bei chemischen Speichern verliert man 2/3 der gespeicherten Energie über Umwandlungsverluste bei Batterien aber nur 20 bis 30%. Eine lässt sich jetzt schon mit Sicherheit sagen: Batterien als Kurzfristspeicher werden sich stark verbreiten und werden beispielsweise Solarstrom speichern um ihn in den Abendstunden wieder einzuspeisen.

        Es gibt noch weitere Lösungen des Intermittenzproblems. Bei rein erneuerbarer Stromproduktion sind die genannten aber die wichtigsten.

  2. Zum Einhalten des 1,5 Grad-Ziels und vor allem dazu, wo wir gerade stehen, hat James Hansen kürzlich etwas in seinem Blog geschrieben:
    http://www.columbia.edu/~jeh1/mailings/2021/20210114_Temperature2020.pdf

    Seine Aussage zum Ist-Stand finde ich besonders interessant. (Er verwendet übrigens zum Temperaturverlauf in seiner Fig.1 eine Grafik wie oben.) Er zeigt dies in Fig. 8. Nach dieser Grafik haben wir aufgrund der Treibhausgas-Emissionen, und zwar wie er schreibt und zeigt, nicht nur des CO2, sondern auch deutlich sichtbar des CH4, N20 und weiterer Gase im Jahr 2010 das Szenario RCP2.6 verlassen.
    Das widerspricht sehr den von mir schon einige Male gelesenen Aussagen in den Medien, dass wir uns schon voll auf dem Pfad des RCP8.5 befinden und deshalb auch schon mittendrin in der Klima-Katastrophe wären.
    Von RCP8.5 sind wir doch noch weit weg, und ob wir je den Pfad von RCP6.2 erreichen werden, lässt sich unmöglich voraussehen, da wir die weitere Entwicklung der Emissionen der Treibhausgase (nicht nur des CO2) aufgrund der in vielen Ländern zukünftig greifenden Maßnahmen nicht kennen.

    • @Wolfgang Richter (Zitat):

      Von RCP8.5 sind wir doch noch weit weg, und ob wir je den Pfad von RCP6.2 erreichen werden, lässt sich unmöglich voraussehen, da wir die weitere Entwicklung der Emissionen der Treibhausgase (nicht nur des CO2) aufgrund der in vielen Ländern zukünftig greifenden Maßnahmen nicht kennen.

      Hinweis: Die Auswirkungen der verschiedenen RCP-Pfade (RCP=resource concentration pathway) unterscheiden sich um so mehr, je mehr wir in die Zukunft gehen. Ihre Aussage „von RCP8.5 sind wir noch weit weg“ ist deshalb in ihrer Bedeutung unklar, macht für mich aber nur in folgender Interpretation Sinn: sie meinen zum jetzigen Zeitpunkt lasse sich noch nicht sagen, welchen der RCP-Pfade RCP2.6, RCP4.5, RCP6, und RCP8.5 wir eingeschlagen haben, womit sie James Hansen widersprechen, der in dem von ihnen verlinkten Papier folgendes sagt: „ Der Treibhausklima-Antrieb weicht stark vom Szenario RCP2.6 ab, das die maximale Erwärmung mit hoher Wahrscheinlichkeit bei etwa 1,5 °C gehalten hätte. “ Sie unterstellen also James Hansen, er habe sich zu früh darauf festgelegt, wir emittierten schon mehr Treibhausgase als im Pfad RCP2.6 (dem RCP, das mit dem 1.5 Grad Ziel vereinbar ist) „erlaubt“ sei. Zugleich unterstellen sie der Mehrzahl der Medien, sie seien noch schlimmer als James Hansen, denn dort lese man (Zitat) “ dass wir uns schon voll auf dem Pfad des RCP8.5 befinden“ und das wiederum widerspricht ihrer eigenen Ansicht, wir hätten nicht einmal den Pfad RCP2.6 beschritten, könnten also eventuell sogar mit weniger als 1.5 Grad Erwärmung gegenüber vorindustriell rechnen.

      Meine Beurteilung: Sie geben keine Gründe für ihre Einschätzung an und formulieren missverständlich. Wer sie jedoch kennt, weiss, was sie meinen.

      • @Martin Holzherr
        Sorry, das geht aber unterschwellig ad hominem! Sie kennen mich nicht und wissen nicht was ich meine. Also gut, dann genauer:

        Ich meine mit der Formulierung, dass wir RCP2.6 verlassen haben, das Verlassen des Emissionspfades RCP2.6 in Richtung RCP4.0, aber doch nicht, wie Sie mir grundlos unterstellen, dass wir noch nicht einmal den Emissionspfad für RCP2.6 beschritten hätten. Schließlich habe ich Hansens Blog-Artikel verlinkt und man kann dort sehen, was mit Verlassen des Pfades eindeutig gemeint ist.

        Nachdem Hansen schreibt und zeigt, dass wir den Emissionspfad für RCP2.6 im Jahr 2010 verlassen haben, sind wir natürlich auf dem Weg zum nächsten der 3 “verbleidenden” Emissionspfade laut AR5 und nachfolgenden Sonderberichten. Hansen hat aber nicht geschrieben, dass wir bereits den RCP4.0 erreicht haben oder in Kürze erreicht haben werden, das und nicht mehr wollte ich ausdrücken. Er hätte das dann sicher auch so formuliert, er ist schließlich der Fachmann.

        Zum RCP8.5 sollte auch bekannt sein, dass laut Hausfather und Peters in nature die dafür angenommenen Emissionen viel zu hoch angesetzt sind und wir diese Emissionen und damit den Pfad RCP8.5 auch worst case nicht erreichen könnten.
        Ich kann das natürlich nicht nachprüfen, doch wenn zwei Wissenschaftler so
        etwas in nature veröffentlichen, dann traue ich dieser Aussage.

        Wie sich die Emissionen weiter entwickeln wird sich zeigen, so dass man dann auch den entsprechenden Emissionspfad benennen kann.
        Mit dem erwarteten Bau von 2500 fossilen Kraftwerken in Afrika laut dieser Studie oder Untersuchung https://t1p.de/qbgp
        und dem bereits bekannten Plan für den Kraftwerksbau in China und Indien sowie weiteren Ländern in Amerika sind wir wohl unabwendbar auf dem Weg Richtung RCP6.0, auch wenn wir ganz Europa bis 2050 dekarbonisieren.

  3. @Unsicherheiten

    Die CO2-Sensitivität bei Verdopplung der CO2-Konzentration soll zwischen 1,5° und 4,5° liegen. Angesichts der inzwischen erreichten 1,1° kämen also 0,4° bis 3,4° dazu. Diese Unsicherheit wird sich wohl auch in der ganz aktuellen Zukunft der nächsten Jahre zeigen können. Es kann jetzt in den nächsten Jahren erst mal wieder um 0,2° zurückgehen, um danach erst weiter zu steigen, oder es zieht die nächsten Jahre weiter an, und bringt ein Rekordjahr nach dem andern hervor.

    Dennoch bleibt uns eigentlich keine vernünftige Alternative, uns an der mittleren Wahrscheinlichkeit zu orientieren, und entsprechend ohne weitere unnötigen Verzögerungen die Sache anzufassen.

    Dennoch müssen wir die weitere Entwicklung genau beobachten, und auch auf die Entwicklung der Klimamodelle gucken. Zeigt sich hier, dass es schlimmer kommt, als die derzeitig erwarteten mittleren Wahrscheinlichkeiten nahelegen, müssen wir noch schneller weitermachen, zeigt sich eine Entschärfung der Lage, können wir auch langsamer weitermachen.

    So oder so, selbst wenn wir genau das tun, was derzeit nötig erscheint, um genau auf das 1,5°-Ziel zu kommen, landen wir dann im Jahr 2040 tatsächlich irgendwo zwischen 1,2° und 1,8°, das bedeutet 0,1° bis 0,7° mehr als aktuell. Kommt das Ausmaß der möglichen Variation so hin?

    Wenn ich darüber nachdenke, ob ich mir für meine Dachgeschosswohnung in der Innenstadt eine Klimaanlage anschaffe, so sagt mir das, dass wenn ich jetzt noch keine brauche, dass ich dann auf jeden Fall erstmal abwarten kann, was die nächsten Jahre bringen. Die drei letzten Sommer waren in Deutschland wohl außergewöhnlich warm, und auch auf dem Hintergrund des Anstiegs der Weltdurchschnittstemperaturen immer noch ungewöhnlich.

    • Die Unsicherheit in der equilibrium climate sensitivity (ECS) ist nicht direkt umzurechnen in diejenige im transient climate response (TCR), um den es für die nächsten Jahrzehnte geht. Bin daher nicht sicher wie Sie das gerechnet haben?

    • @Tobias Jeckenburger
      Sorry, der ECS-Wert liegt laut IPCC zwischen 1° und 6°C, wenn man den Wortlaut im AR5 komplett liest:
      “Estimates of the equilibrium climate sensitivity (ECS) based on observed climate change, climate models and feedback analysis, as well as paleoclimate evidence indicate that ECS is positive, likely in the range 1.5°C to 4.5°C with high confidence, extremely unlikely less than 1°C (high confidence) and very unlikely greater than 6°C (medium confidence).”
      Den Stand der Forschung bis 2018 (AR5 hatte am 15.3.2013 Redaktionsschluss) zum ECS können Sie bei carbonbrief im Text und in der darin verlinkten Tabelle sehen:
      https://www.carbonbrief.org/explainer-how-scientists-estimate-climate-sensitivity
      In der Tabelle bewegen sich die mean-Werte für ECS von 2013 bis 2018 zwischen 0,4 °C und 5,2 °C, der kleinste Min-Wert liegt bei 0,39 °C, der größte Max-Wert bei 10 °C. Dass eine gewisse Häufung im sozusagen mittleren Bereich von ca. 2 bis 5 stattfindet ist wohl kaum aussagekräftig, da die Streuung sich trotz der vielen Studien und der langen Forschungszeit nicht in den letzten Jahren wirklich in Richtung eines erkennbaren mittleren und engeren Bereichs einengt.
      Es ist nicht richtig den Temperaturanstieg von 1850 bis heute, die 1,1 °C , voll dem CO2 zuzurechnen, denn einmal gibt es weitere Treibhausgase, wie es James Hansen kürzlich erst wieder in seinem Blog zeigte (Link s. oben) und dann gibt es auch noch die natürlichen Variationen und Einflüsse.

      • Na klar, die anderen Gase und auch abkühlende Effekte der Luftverschmutzung werden selbstverständlich berücksichtigt wenn es um die beobachtete Erwärmung geht; die ECS ist nur eine theoretische Rechengröße. Da natürliche Faktoren in den letzten 70 Jahren eine leichte Abkühlung verursacht haben (v.a. abnehmende Sonnenleuchtkraft) liegen die Abschätzungen der anthropogenen Erwärmung leicht über der beobachteten Erwärmung; der Effekt der natürlichen Faktoren ist aber vergleichsweise gering.

        • Wo kann man das nachlesen, welche Faktoren in welchem Grad eine leichte natürliche Abkühlung verursacht haben. Können Sie dazu Links angeben?
          James Hansen schreibt in seinem Blog von einer 47%-igen Korrelation der Sonnenaktivität mit den Globaltemperaturen.
          Wie passt das zusammen?
          Und wie hoch in Prozent ist dann die Korrelation der Globaltemperatur mit den CO2-Werten, wenn man die gesamte Zeitspanne von 1850 bis heute anschaut und dabei die Zeitabschnitte mit einer leichten Abkühlung (wie 1940 bis 1978) und die Abschnitte mit einer Erwärmung (wie 1978 bis 2000) dabei berücksichtigt, soweit diese Zeitabschnitte nicht zu kurz sind? Wurde das in Studien schon mal berechnet?

    • Sehr geehrter Herr Jeckenburger,

      bevor Sie über die Anschaffung einer Klimaanlage entscheiden, gönnen Sie sich doch einmal eine geförderte Energieberatung.

      Wenn Sie Ihr Dachgeschoss beispielsweise mit Holzfaserdämmung ertüchtigen, sollte sich eine Klimaanlage erübrigt haben.

      In unseren Gebäuden steckt noch ein großes Energieeinsparpotenzial, die Sanierungsförderungen ab Mittr des Jahres sind besser denn je.

    • @Tobias Jeckenburger (Zitat):

      “ Dennoch müssen wir die weitere Entwicklung genau beobachten, und auch auf die Entwicklung der Klimamodelle gucken. Zeigt sich hier, dass es schlimmer kommt, als die derzeitig erwarteten mittleren Wahrscheinlichkeiten nahelegen, müssen wir noch schneller weitermachen, zeigt sich eine Entschärfung der Lage, können wir auch langsamer weitermachen.

      Nein, das ist eine falsche Rationalität, ein falsches Rechenmodell, dass sie da propagieren. Schon Zahlen wie 1.5 oder 2 Grad Erwärmung gaukeln bei vielen eine falsche Sicherheit vor. Falsch, weil wir die genauen Auswirkungen dieser globalen Erwärmungen gar nicht kennen. Etwas wissen wir aber mit ziemlicher Sicherheit: Eine CO2 bedingte globale Erwärmung kann für Jahrhunderte fortbestehen und sie wird wachsende Auswirkungen nicht nur in den Jahrzehnten der unmittelbaren Erwärmung sondern auch danach haben. So werden die Meeresspiegel auch in 100 und 200 Jahren noch steigen.
      Daraus ergibt sich für mich folgende Konsequenz: Alles was jetzt an Erwärmung eingespart wird, hilft auch noch den nächsten und übernächsten Generationen und das selbst dann, wenn wir durch schnelleres Handeln nur 0.5 Celsius Erwärmung einsparen . Möglichst schnell CO2 neutral werden lohnt sich gerade auf lange Frist und umso mehr je schneller sie erfolgt. Zudem wird die Menschheit sowieso früher oder später CO2 neutral werden, allein schon weil Kohle, Erdöl und Erdgas endliche Ressourcen sind. Eine schnelle Dekarbonisierung hat global gesehen zudem den Vorteil, den wissenschaftlich/technischen Fortschritt im Energie- und Ressourcennutzungsbereich zu beschleunigen.

  4. @Rahmstorf 21.04. 15:53

    „Bin daher nicht sicher wie Sie das gerechnet haben?“

    Na ja, bei der Verdopplung der Treibhausgase haben wir eine Spanne von 1,5° bis 4,5°, und eine Erwärmung um 3° im Mittel.

    gegenüber heute also 1,9° zusätzlich, bei einer Variation von 3°.

    Bei dem 1,5° Ziel haben wir gegenüber heute 0,4° zusätzlich, bei einer von mir angenommen Variation von 0,6°.

    3,0° / 1,9° = 1,58

    0,6° / 0,4° = 1,5

    Ich habe das Verhältnis von der jeweiligen Variationsbreite und der durchschnittlichen Erwärmung gegenüber heute als in etwa konstant angenommen. So komme ich auf 1,2° und 1,8° wenn wir die Maßnahmen für das 1,5° Ziel umsetzen. Und das bedeutet dann 0,1° bis 0,7° mehr als aktuell.

    Kommt das so nicht hin?

    • Das kommt nicht hin, weil (a) die Klimasensitivität eine Gleichgewichtsrechnung ist und (b) vom vorindustriellen Temperaturniveau ausgeht. Das System ist aber in den nächsten Jahrzehnten nicht im Gleichgewicht (daher nimmt z.B. der Ozean netto noch CO2 auf, nachdem wir Nullemissionen haben, und das hat kühlende Wirkung). Und die Erwärmung von jetzt ab bis 1,5 °C beträgt ja nur noch 0,3 Grad. Selbst wenn die Unsicherheit dabei prozentual dieselbe wäre wie die der Klimasensitivität (ist sie nicht, siehe a) wären das plus oder minus 50% von den 0,3 Grad, also komme ich auf 0,15 bis 0,45 Grad. (Analog zu den +- 50% Unsicherheit um die 3 Grad Klimasensitivität.)
      Aber der Sachstand zur Klimasensitivität ist heute auch ein anderer, siehe https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1029/2019RG000678
      “The 66% range is 2.6–3.9 K […]; corresponding 5–95% ranges are 2.3–4.7 K.”
      Auch die Unsicherheit wie viel globale Erwärmung vom Menschen verursacht wurde ist (aufgrund der Berücksichtigung nicht nur von Modellsimulationen sondern auch Messdaten) relativ klein mit +- 0,1 Grad: https://twitter.com/rahmstorf/status/1385145902902415360?s=20

  5. Mich würde es interessieren, ob an der These dass es heiße Wüstengebiete (Sahara, Gobi, ….) ungefähr in der Mitte der Kontinente deswegen gibt, weil einfach die „Windenergie“ weltweit nicht ausreicht um genügend Wolken von den Ozeanen in diese Gebiete zu „treiben“?

    Das würde aber umgekehrt bedeuten, sollte man den (wegen der Bevölkerungszunahme und den „Aufholbedarf „ärmerer“ Völker“) immer mehr zunehmenden weltweiten extremen Energiebedarf ausgerechnet durch Windenergie decken, so könnte dies äußerst verhängnisvolle Auswirkungen, z.B. Trockenheit in normalerweise gut bewässerten Gebieten verursachen?

    Mitunter nur kurze zusätzliche Hitzeperioden könnten reichen, die Vegetation damit die Landwirtschaft und die Ökologie schwerstens zu schädigen?

    Warum wird die Nutzung der Windenergie trotzdem massiv gefördert?

    • Wüsten sind unter den Gebieten mit absinkender Luft aufgrund der Hadley- und Walkerzirkulation der Atmosphäre. Absinkende Luft ist sehr trocken, weil es weiter oben in der Atmosphäre kälter ist und die Luft dort weniger Wasserdampf enthalten kann. Wo die Luft aufsteigt, regnet die Feuchtigkeit daher aus, etwa in den tropischen Niederschlagsgürteln.

      • Sehr geehrter Hr. Prof. Rahmstorf,

        Um das 1,5°C-Ziel zu erreichen braucht es sicherlich viele der 1001 Möglichkeiten, um die Atmosphäre zu kühlen. Windkraftanlagen gehören unbedingt dazu, und auch großflächige Windparks haben im Vergleich mit den Alpen oder dem Himalaya, (wie Don Quichotte) eine äußerst jämmerliche Statur und Volumen – @Elektroniker sie sind nicht geeignet Wolken oder Niederschläge aufzuhalten oder gar Wüsten zu erzeugen – im Gegenteil.
        Die Bildung und der Transport von Wolken wird durch ganz andere anthropogene Einflüsse behindert, welche ausnahmsweise nichts mit den menschlichen CO²-Emissionen zu tun haben.
        Es ist unser klimaschädlicher Umgang mit Wasser und unser gewachsener Einfluß auf die globalen Wasserkreisläufe, den ich beim Stichwort “Wüste” gerne zur Diskussion stellen würde.

        Bezug nehmend auf einige Ihrer vielen, hervorragenden Beiträge unter:
        https://www.pik-potsdam.de/~stefan/leser_antworten.html
        und
        https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2021-02/stefan-rahmstorf-klimaforschung-extremwetter-klimawandel/komplettansicht
        behaupten Sie :
        – Der Anstieg des Meeresspiegels ist nicht umkehrbar…
        – Der Mensch kann den Wasserdampfgehalt der Atmosphäre nicht direkt
        beeinflussen…

        Ich möchte dagegen halten und behaupte:
        „Wasserdampf und nicht CO² ist das wichtigste/stärkste Treibhausgas“ mit einem in der Gesamtbilanz negativen(kühlenden) Strahlungsantrieb.

        Und natürlich kann der Mensch auch den Wasserdampfgehalt der Atmosphäre beeinflussen.
        Er tut es seit vielen Jahrhunderten tagtäglich. Millionen km², meist durch Brandrodung eleminierter (Regen-)Wald zusammen mit zunehmenden ~1,5 Mio. km² urban versiegelter Fläche führt zwangsläufig dazu, dass über diesen Flächen sehr viel weniger Wasser verdunstet und Niederschläge aber auch Brauchwasser schnell über die Kanalisation und Flüsse in`s Meer abfließt.
        Auch die langjährige, globale Entwässerung von Mooren und Feuchtgebieten vermindert deren Fähigkeit Wasser zu verdunsten meist erheblich. Sich ausbreitende Wüsten erhöhen diese Flächen mit verminderter Verdunstung rapide.

        Ein Großteil, der in der örtlich und zeitlich gemittelten Strahlungsbilanz der Erde mit ~80W/m² angegebenen Evaporisationsenergie (das entspricht ~1038 L mittlerem Niederschlag/m² und 23,4% der ständig eintreffenden solaren Strahlungsleistung von ~174PW) wird ja über den flächenanteilig 70% Ozeanen in Wasserdampf verwandelt. Das Volumen der Verdunstung ist dort mit steigenden Luft- und Wassertemperaturen sicherlich ansteigend. Doch nur weniger als 10% dieser vermehrten Wolkenbildung erreichen die Landflächen.
        Über den 30% Landflächen sieht es durch die sich ausbreitenden Wüsten und den oben beschriebenen, langjährig forcierten Ursachen eher umgekehrt aus. Bei fehlender Feuchte und Verdunstung heizt sich die Atmosphäre stark auf, ihre Wasserdampfkapazität erhöht sich und sie trocknet den Boden extrem aus.

        Der Energiefluß von der Oberfläche in die Höhe und Breite findet immer weniger mittels Wasserdampf statt, sondern zunehmend in Form von heißer und höher aufsteigender, trockener Luft. Regenwälder transportieren Wolken und Regen ins Landesinnere – Wüsten verbreiten umgekehrt blauen, wolkenlosen Himmel, Hitze und Trockenheit.

        Die von Ihnen benutzte Graphik und Information des ISCCP & NASA:

        https://www.climate4you.com/ClimateAndClouds.htm#Clouds, evaporation and climate
        https://isccp.giss.nasa.gov/analysis/climanal1.html

        zeigen eindeutig eine langjährig mit Satelitten gemessene Abnahme des Wasserdampfgehaltes der Atmosphäre, der globalen Wolkenbedeckung(überwiegend von niedrigen Wolken) und die dadurch sinkende sphärische Albedo der Erd-Oberfläche. Neben dem Eis-Albedo-Effekt gibt es offensichtlich einen Wolken-Albedo-Effekt, der bedingt durch immer trockenere Landflächen, weitere Regionen mit Trockenheit infiziert. Die Anzahl der sonnigen Tage steigt und mit ihr die jährliche Gesamtmenge an solarer Energie, welche auf der Erdoberfläche eintrifft. Die Erde verliert ihre genialsten Sonnenschirme.
        Die Vermutung vieler Klima-Sachverständigen, dass eine höhere Temperatur von Erdatmosphäre und Ozeanen zum globalen Anstieg von Luftfeuchtigkeit und Niederschlägen führt, scheint zumindest über Landflächen dadurch eher widerlegt.

        Ich führe das direkt auf anthropogene Ursachen von Land- und Wassernutzung zurück, die anteilig und in Kombination mit erhöhten Klimagaskonzentrationen in ihrer Klimawirkung komplett unterschätzt werden. Wo kein Wasser vorhanden ist, kann auch keine CO²-Fixierung und Photosynthese stattfinden. Das gilt für die Sahara, ebenso wie für den Brandenburger Forst.

        Wie bringen wir weltweit fallende Grundwasserspiegel mit einem steigenden Meeresspiegel zusammen ?

        Mit dem Meeresspiegelanstieg, sich ausdehnenden Wüsten und Dürreperioden mit Rekordtemperaturen gibt es außer dem Vermeiden von CO²-Emissionen eigentlich nur eine logische, simple Antwort:

        Eine globale Bewässerungsoffensive durch Regenrückhalt und Wasserentnahmen aus Fließgewässern bei ausreichendem Pegelstand und – indem die Summe aus diesen unzählig vielen regionalen Bewässerungs-Massnahmen einen globalen Einfluß auf den Meeresspiegel nehmen.

        Würde die Menschheit weltweit über das Jahr verteilt in allen Einzugsgebieten der Flüsse im globalen Mittel nur ~3% (~1335km³) dieses Flußwassers entnehmen, um die Bodenfeuchte, Grundwasserspiegel und Aquiferen zu stabilisieren,
        wäre der Meeresspiegelanstieg(~3,7mm/Jahr) allein durch den geringeren Abfluß der Flüsse gestoppt.
        Diese Entnahme geschieht idealerweise möglichst weit „oben“ im Einzugsgebiet in der Nähe der Quellen und kleineren Nebenflüssen, wo das Wasser noch sauber ist und eine kontrollierte Ausleitung durch nutzbare Höhenmeter keinen Energieeinsatz benötigt bzw. ev. sogar für Kleinwasserkraft genutzt werden kann.
        Dann hätte die Menschheit vielerorts auch wieder ausreichend Wasserreserven, um die sommerlichen Dürreperioden mit künstlicher Bewässerung großzügig zu überbrücken.
        Durch das zusätzliche Verdunsten von Wasser über Landflächen wie Landwirtschaft, Moore und ev. Wälder, etc. wird sich die Niederschlagswahrscheinlichkeit und Wolkenbildung gerade im Sommer erhöhen und eine daraus resultierende Verbesserung der Wolken-Albedo wirkt sich nun kühlend auf die Erdtemperaturen aus. Über Landflächen erzeugte Verdunstung und Wolken werden mit höherer Wahrscheinlichkeit wieder über einer Landfläche als Niederschlag auftreffen und erzeugen so einen gewissen Multiplikator-Effekt.
        Die wichtigsten positiven Effekte sind:

        – stabilisierter Meeresspiegel / Grundwasserspiegel
        – weniger Hochwasserschäden
        – weniger Schäden bzw. Verminderung der Niedrigstwasserstände
        – dickere Kartoffeln und landw. Erträge
        – niedrigere Wasserpreise
        – pro entnommenen m³ Wasser eine zusätzliche Kühlleistung von
        675KWh für den Boden und die regionale Umgebungs-Luft
        – mehr Wolken im Sommer und damit höhere Albedo über den globalen
        Landflächen mit kühlender Wirkung auf die globale Erdtemperatur
        – Erhaltung bzw. Verbesserung der CO²-Assimilation der Landpflanzen (1-40Kg
        CO²-Bindung/m³ transpiriertes H²O)
        – weniger Winderosion, Artenschwund … u.v.a.m.

        Bewässerung und eine damit einhergehende Erhöhung der Wolken-Albedo, aber auch eine allg. verbesserte Albedo der menschlichen Infrastruktur(weiße Farbe) sind zusätzliche, von CO²-Emissionen unabhängige Klimaschutzkonzepte, welche leider im allg. Trubel um Klimagase bei den intern. Klimagipfeln leicht untergehen, unterbewertet bleiben und auch leider viel zu selten kalkuliert, diskutiert und umgesetzt werden. Die Investitionskosten (€ / KWh Kühlleistung) für Bewässerung / hellere Infrastruktur) sind hier um ein vielfaches niedriger, als für den Austausch des fossilen Maschinenparks veranschlagt wird.
        CO²-Emissionen raus aus der Atmosphäre und Wasserdampf rein in die Atmosphäre – müßte eine international erweiterte, ganzheitliche Klimaschutz-Strategie lauten.

        Die Absenkung des Meeresspiegels & der Erdtemperatur stehen in direkter Beziehung zur globalen Strahlungsbilanz und den Wasserkreisläufen der Erde.

        Mehr Infos:

    • Mit viel Interesse lese ich Ihre Beiträge und der Titel ihres Spiegel-Kommentars, der ebenfalls von den 1,5° handelt, ist treffend gewählt: Ich bin grad tatsächlich neu verwirrt.
      Sie schreiben: “Würde die Erderwärmung im selben Tempo weiter voranschreiten wie in den vergangenen Jahrzehnten in Reaktion auf ständig steigende Emissionen, würden wir die 1,5 Grad um das Jahr 2040 überschreiten.” Was auch die erst Grafik dieses Blogs zeigt. Wie aber lässt sich das mit den CO2-Countdowns (etwa des Berliner MCC oder dem Guardian) von unter 7 Jahren vereinbaren, die ebenso die aktuellsten IPCC-Zahlen verwenden? Verstehe ich etwas mit der Linearität (nehmen doch Sie und die an) oder den Wahrscheinlichkeiten nicht? Doch selbst bei Ihrer zweiten Grafik, die ja die unterschiedlichen Reduktionswege zeigt, dürften bereits um 2030 die verbleibenden 280 GT für 1,5° emmitiert sein. Oder gehen Sie von einem anderen Restbudget aus? Aufgrund welcher Daten?
      P.S.: Ich sehe in den unterschiedlichen Darstellungen keinen wirklichen Gegensatz; es gibt keine Alternative zu möglichst großer Treibhausgasreduzierung möglichst bald und die Diskussion über welche Schwelle wann ist schon etwas akademisch, fördert möglicherweise Defätismus und egal wo wir 2100 landen, bleibt jedes Zehntelgrad weniger wichtig.

      • Das kleinere Restbudget von 280 Gt gilt für eine Wahrscheinlichkeit von 67%, unter 1,5 Grad zu bleiben. Die Fortsetzung der obigen Kurve entspricht einer Art “best estimate”, d.h. mit Unsicherheit liegt man mit gleicher Wahrscheinlichkeit drüber oder drunter, d.h. 50% Wahrscheinlichkeit unter 1,5 Grad zu bleiben. Dafür ist laut IPCC-Tabelle das Budget um 160 Gt größer. Außerdem beruhen die berechneten Budgets auf Modellsimulationen bei denen die Erwärmung bei 1,5 Grad gestoppt wird, während ich oben einfach den aktuellen Trend linear verlängert habe.

        • Vielen Dank für Ihre Erläuterungen.
          Vielleicht ergötze ich mich zu sehr an meinem Alarmismus, aber die “Erfolge” der letzten fünf Jahrzehnte im Kampf gegen den Klimawandel veranlassen mich nicht wirklich zu einem gemütlichen Zurücklehnen. Und da sehe ich es etwas seltsam, eine weniger hohe Wahrscheinlichkeit zu verwenden, woraufhin die Leser dann mit leicht “bequemeren” Fakten konfrontiert sind. Vor allem weil Zweifler und Leugner dann gerne “ist ja nur ne Wahrscheinlichkeit von 50%, da können wir auch Münze werfen” verwenden. Zudem tendieren gefühlt (ich weiß, gefährlich, aber ich führe keine Statistik und verfolge es auch nicht systematisch) fast alle bisherigen Szenarien Richtung worst case-Annahmen.
          Aber klar, wahrscheinlich rührt meine Unsicherheit daher, dass man mit noch höherer Wahrscheinlichkeit (grob geraten 90%) das Ziel 1,5 Grad mit einem Restbudget von 50 GT unterschreitet. Das ist dann nur leider noch viel utopischer (gibt es eine Steigerung von unmöglich 😉 ) als meine angeführten 280.
          Also wieder was gelernt.

  6. @Rahmstorf 22.04. 10:42

    „Das kommt nicht hin, weil (a) die Klimasensitivität eine Gleichgewichtsrechnung ist …“

    Ich hätte jetzt gedacht, dass das 1,5°-Ziel auch eine Gleichgewichtsrechnung ist. Wenn wir die Emissionen so schnell herunterfahren, dass wir mit mittlerer Wahrscheinlichkeit das 1,5°-Ziel erreichen, könnte dies dann entsprechend zu recht verschiedenen Ergebnissen führen, je nachdem, wie das Klimasystem auf dieses verbliebene Emissionsbudget tatsächlich reagiert.

    Die von mir geschätzten Unsicherheiten wären dann eben zwischen 0,1° bis 0,7° wärmer als die 1,1° aktuell gewesen, mit aktuell 1,2° gerechnet dann 0,15° bis 0,45° wärmer. Wenn die tatsächlichen Unsicherheiten kleiner sind, um so besser.

    Wenn ich mir Ihre Grafik über den Verlauf der globalen Temperatur von 1970 bis 2040 ansehe, sieht das so aus, dass auch ein zukünftiger Gleichgewichtszustand über die Jahre weiterhin um +- 0,15° in unregelmäßiger Form um dieses Gleichgewicht schwanken wird.

    Zu diesen globalen Schwankungen kommen noch die regionalen Variationen dazu, was dann insgesamt insbesondere der Landwirtschaft Schwierigkeiten bereiten wird. Die Förster wissen derzeit auch nicht so recht, welche Baumarten sie aktuell nachpflanzen sollen.

    • @Tobias Jeckenburger

      Also ich habe mir eine Klimaanlage für meine Innenstadt-DG-Wohnung gekauft.

      Mittlerweile sogar zwei und zwar um damit zu heizen!
      Verbrauch ca. 2.000Kwh Strom pro Winter, die Öl-Heizung brauchte ca. 1.500 Liter Öl.

      Die alte Ölheizung erwärmt aktuell nur noch das Warmwasser.
      Der Strommix hier besteht zu 55% aus Erneuerbaren und meine PV-Anlage auf dem Dach bringt auch noch einige KW, wenn die Sonne scheint.

      Und wenn es wieder einen sehr warmen Sommer gibt dann kühle ich zu 95% mit dem PV-Strom die Wohnung.

      Kann mir aktuell kein besseres Investment für diese DG-Wohnung vorstellen.

  7. Ich denke wir brauchen den neuen Wissenschaftszweig der Politklimatologie in dem das was angekündigt wird bzw. wurde mit dem was faktisch erreicht wurde abgeglichen wird. Es nützt wenig das Klima Jahrzehntausende in die Vergangenheit zu berechnen und zig Klimaszenarien in die Zukunft zu rechnen, wenn in die Erwartungen an die Klimapolitik nur die tagespolitische Strohfeuer-Ereignisse eingehen.
    Wenn ich mir – rein subjektiv – ansehen was die Politik angesichts der Tatsache, dass der menschengemachte Klimawandel spätestens seit Kyoto auf der politischen Agenda steht, die letzten 20 Jahre gemacht bzw. nicht gemacht hat, dann wird mir um die nächsten, entscheidenden 20 Jahre Angst und Bange. Bei der Beharrlichkeit mit der die Politik über Jahrzehnte die falschen Entscheidungen trifft (und sei es nur “weiter so”) kann man sich schon fragen ob die Klimafrage politisch nur eine Frage der Tagespolitik bzw. der nur in Legislaturperioden, Diäten, Pensionen und “Nebeneinkünften” denkenden Politiker ist, oder ob es nicht eher eine Systemfrage ist und ob wir mit dem politischen System, wie wir es jetzt haben und sich die nächsten 20 Jahre kaum verändern wird, nicht zwangsläufig an die Wand fahren müssen.
    Gut generell gilt auch für die Klimatologie “Schuster bleib bei deinen Leisten”. Nur ob die Beschränkung des Blicks auf die Tagespolitik der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung – in der es um nichts geringeres geht als den Fortbestand unserer Zivilisation, so wie wir sie kennen – gerecht wird, bezweifle ich. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass wir uns politisch und auch klimapolitisch wie der Truthahn verhalten, der einen Tag vor Weihnachten noch sagt: “Bis jetzt ist alles gut gegangen”.

  8. Für mich zeigen die beiden Diagramme klar: THG müssen schnell reduziert werden!
    Ich verstehe nicht wie die Diskussion um Unsicherheiten oder Bandbreiten hilft, das Klima zu stabilisieren. Sollen wir beim Klimaschutz warten bis alle Kommastellen feststehen? Die Aufgabenstellung geht unmissverständlich aus den Daten hervor. Die Generation der Erwachsenen muss endlich liefern!

  9. Man spürt eine Aufbruchstimmung, was den Kampf gegen den Klimawandel angeht. Auf dem Papier geschieht gerade vieles und ich möchte das nicht klein reden. Dennoch sind Warnungen am Platze. Zuviel verbreiter Optimismus lullt ein und suggeriert, alles sei in Ordnung, und wenn’s mal ein bischen zuviel CO2 wird, holen wir es einfach später wieder heraus. Ich möchte kurz auf die 2. Grafik von Herrn Rahmstorf eingehen. Sie ist die Weiterführung einer Grafik aus dem Jahre 2009 des Wgbu
    http://www.tinyurl.com/4ceumc5c
    Damals war noch das 2-Grad Ziel das Maß der Dinge. Die grüne Kurve mit Peak 2011 ist überholt und wurde in der neuen Grafik weggelassen. Die Grafiken mit Peak 2015 (in der alten blau, in der neuen grün) sind ebenfalls überholt, dennoch taucht sie in der neuen Grafik nochmals auf. Die Grafiken mit Peak 2020 sind in beiden Versionen gleich (bis auf Skalierung), was etwas merkwürdig wirkt, da die neue Grafik sich auf das verschärfte 1.5-Grad Ziel bezieht. Man wird warten können, bis die beiden Grafiken mit Peak 2020 und Peak 2025 ebenfalls überholt sind und vielleicht durch noch gequetschtere Kurven ersetzt werden.
    Dies ist eine Prognose, die ich dank der schleppenden Entwicklung der Energiewende zu treffen wage. Hierzu nur ein Beispiel. Der weltweite Strombedarf wird zur Zeit zu 2,6% durch Solarenergie gedeckt. Der Anteil der Elektrizität an der Gesamtenergie beträgt derzeit 17%. Also beträgt der Anteil der Solarenergie an der Gesamtenergie weniger al 5 Promille. In Europa und in Deutschland sieht es etwas besser aus. Aber auch im Vorbildsland Deutschland ist der Anteil der Solarenergie an der Gesamtenergie im niedrigen Prozentbereich, ich denke unter 2 Prozent. Dies widerspricht eklatant der öffentlichen Wahrnehmung und stellt den eingangs kritisierten Optimismus in Frage.

  10. Es gibt ja durchaus Befürchtungen, dass infolge der anthropogenen Erwärmung zusätzliche natürliche CO2-Quellen entstehen oder natürliche CO2-Senken verloren gehen.

    Inwieweit ist das in den Projektionen (bzw. Modellen) berücksichtigt?
    ____

    Noch eine andere, etwas heikle Frage: Wenn ich eine Politik des Klimaschutzes unterstützen möchte – muss ich dann im Verbund auch Esoterik, Homöopathie, Antikapitalismus, Feminismus, Genderismus Neorassismus (“Critical Race Theory”) und emotionale Ausbrüche junger Mädchen unterstützen?

    • Das ist nur teilweise berücksichtigt – nicht zum Beispiel die Methan-Freisetzung aus Permafrost. Wegen solcher Rückkopplungen heißt es in der IPCC Budget-Tabelle, dass die Emissionsbudgets auch um rund 100 Gt kleiner sein könnten als angegeben.

      Zu Ihrer rhetorischen Frage: natürlich nicht. Klimaschutz ist keine Frage von Weltanschauung oder Parteizugehörigkeit und sollte auch nicht (wie in den USA) zu einer identitätspolitischen und polarisierenden Frage gemacht werden. Klimaschutz ist eine praktische Notwendigkeit. Gerade für Konservative (Schutz der Schöpfung, oder einfach unserer Heimat und Zukunft) oder FDP-Freunde (Schutz der Freiheitsrechte der jüngeren Generation, wie vom Verfassungsgericht gerade festgestellt).

    • Ihre “heikle Frage” empfinde ich recht unverschämt oder zumindest auf einer schrägen Logik basierend.
      Der Klimaschutz beruft sich doch gerade auf nüchterne Fakten, die “Wissenschaft” und allen voran das IPCC, das unparteiisch auch über den unterschiedlichen nationalen oder politischen Interessen steht. Wie Sie da auf den Trichter Esoterik und Homöopathie kommen, erschließt sich mir nicht. Zu “Antikapitalismus” habe ich bereits vor wenigen Jahren eine stimmige Argumentation gelesen, wieso die Klimakrise nicht innerhalb unseres bestehenden Konsum- und Wachstumssystems zu lösen sei. Jeder Mathematiker wird Ihnen auch ausrechnen können, dass unendliche Steigerung in einem endlichen System nicht möglich ist. Aber natürlich können Sie auch für Klimaschutz eintreten und das in innerhalb des bestehenden Wirtschaftssystems umzusetzen versuchen. In dem System bewegen wir uns schließlich immer noch alle, trotz einiger Forderung nach Änderungen. In den Bereich fällt auch, dass es spannende Argumentationen gibt, wieso eine gleichberechtigtere Welt auch eine fairere Welt wäre, aber auch dem muss man für mehr Klimaschutz nicht zustimmen. Zu Ihrem “Neorassismus” weiss ich zu wenig, aber es scheint dann doch klar zu sein, dass der Kampf gegen die Klimakrise ohne mehr soziale Gerechtigkeit, innerhalb der Länder, aber ebenso gegenüber den Entwicklungsländern, nicht erfolgreich sein kann.
      Wenn sich die “emotionale Ausbrüche junger Mädchen” von den nackten wissenschaftlichen Daten und unserem (Nicht-)Handeln darauf hervorgerufen werden, verstehe ich Ihr Problem nicht. Vielleicht der ad-hominem-Strategie der Leugner aufgesessen? Hate the message, not the messenger.

  11. Das 1,5-Grad-Ziel ist sowieso auf Kante genäht in Anbetracht der Risikobetrachtung des IPCC, wonach eine 50- bis 65-prozentige Wahrscheinlichkeit besteht, dass die Spezies Mensch bei diesen Ziel noch halbwegs weniger verheerend durch die Klimakrise kommt. Korrekt?

  12. Aus der Sicht von Trends, zeigt die Grafik ein Doppeltop. Also zwei aufeinanderfolgen Extreme und das unterschreiten des Tiefs dazwischen. Das ist ein Trendumkehrsignal.

  13. Lassen wir die Frage außen vor, ob es sich um eine korrekte oder eine bekanntermaßen gefälschte Kurve handelt oder sagen wir eher um “korrigierte Daten”. Auch den Umstand, dass es früher bereits deutlich wärmer auf der Erde war ohne den Menschen, dass hier eine Industrie die treibende Kraft ist, die ihre vermeintlich Klimaneutralen Produkte verkaufen möchte, dass die Zunahme des CO2 möglicherweise durch das Steigen der Temperatur hervorgerufen wird, da die Meere bei steigender Temperatur weniger CO2 binden können, also erst Temperaturanstieg dann CO2 Anstieg und nicht umgekehrt.
    Dann bleibt immer noch, dass wir in Deutschland und auch in Europa nichts aber gar nichts ändern! Wenn wir unseren Verbrauch an Öl reduzieren wird Öl billiger, Angebot und Nachfrage nennt man das, der Rest der Welt wird dann mehr des günstigen Öls verbrauchen. Nutzen gleich Null! Wie mit dem Atomausstieg, wir steigen aus, und fahren unsere 6 Atomkraftwerke runter, in der Zeit werden in China 44 gebaut und weitere 109 sind geplant !!! Aber Hauptsache ein paar grüne Fantasten laufen weiter auf ihrer Weltfremden schiene.
    Und am Ende? Es werden sich die Technologien durchsetzten, die am effizientesten und am günstigsten sind. So wie wir das bei den E-Autos aktuell sehen.

  14. Ist es auch möglich bzw. wahrscheinlich, dass es auf einmal viel schneller geht mit der Erwärmung wegen der tauenden Permafrostböden und der Methanhydrate, oder sind die dadurch möglichen Effekte schon soweit möglich in den Grafiken berücksichtigt?

  15. Ich bezweifle stark, dass wir mit den aktuellen Maßnahmen eine Erwärmung stoppen können.

    So irritierte mich, als Regelungstechniker, dass 95% aller Pflanzen nach dem C3 Verfahren arbeiten und somit eigentlich mit steigender CO2 Konzentration mehr CO2 binden müssten. Warum steigt dennoch die CO2 Konzentration?

    Um dieser Frage nachzugehen habe ich mich der stochatischen Fehlersuchmethode RedX bedient und die Ergebnisse mit erdgeschichtlichen Ereignissen (Azolla) verglichen. Demnach wären Veränderungen in der Humusschicht (SOC und Nährstoffe) und des Grundwasserspiegels die wahrscheinlichste Ursache für den Anstieg der CO2 Konzentration.

    Weshalb ich die Fachliteratur nach Veränderungen in der Humusschicht durchsuchte und auf das Thünen Institute (https://www.thuenen.de/de/thema/boden/humus-fuer-bodenfruchtbarkeit-und-klimaschutz/) und IPCC (http://www.fao.org/3/b-i7268e.pdf), gestoßen bin, die mich in meiner Annahme weiter bestätigten.

    Am Schluss hat mich der Beitrag “Tricks des Überlebens” aus der BBC Reihe auf die Spur des Stickstoffkreislaufes gebracht. dazu später mehr.

    Aus dem Azolla Ereignis habe ich folgenden Schluß gezogen,die für eine Abkühlung des Klimas wichtig sind:
    – Eine ausreichend große CO2 Senke (Azolla/ Pflanzen)
    – und ein stabilier Kohlenstoffspeicher (Sedimente/SOC)

    Doch wir zerstören seit der Industrialisierung unbemerkt unseren Mutterboden (SOC), den dieser hat zwei natürliche Schwachpunkte:
    – Zum einen baut sich der SOC 20x schneller ab als auf.
    – Und zum anderen führen selbst kleine Grundwasserabsenkungen zu großen SOC Verlusten. (https://www.abendblatt.de/ratgeber/wissen/article121207204/Treibhausgase-Kieler-Forscher-messen-den-Atem-der-Boeden.html )

    Laut IPCC haben wir bereits 25-75% unseres ursprüngichen SOC verloren. Da in der Athmosphäre doppelt so Kohlenstoffgespeichert ist als im Boden. Würde bereits ein 33% SOC Abbau alleine den Anstieg von 200 auf 400ppm erklären.

    Das größere Problem dabei ist, dass mit sinkendem SOC auch die Leistungsfähigkeit der Pflanzen nachlässt.

    So berichten Forscher um Yongguang Zhang von der Nanjing University (China) (https://www.spektrum.de/news/duengung-mit-co2-funktioniert-immer-schlechter/1807079 ), dass der CO2 Düngeeffekt seit den 1980er Jahren um etwa 40 Prozent nachgelassen hat. Der Grund sei, dass die Pflanzen nicht nur CO2 zum Wachsen benötigen, sondern auch Wasser und Nährstoffe wie Stickstoff- und Phosphorverbindungen.

    Demnach arbeiten die Pflanzen nur noch mit 92% ihrer auf 1980 bezogenen Leistung. Sinkt diese nur um weitere 2% müssen wir statt 50% satte 100% unseres CO2 Ausstoßes einsparen.

    Wenn wir die Böden (SOC/Nährstoffe) nicht retten, werden wir unsere Klimaziele nie erreichen.

    Neben der Grundwassersicherung würde ich mich gerne für folgendes Projekt stark machen:
    Durch den internatinallen Lebensmittelhandel transportieren wir Millionen von Tonnen an Stickstoff in Form von Eiweiß,… über weite Strecken. Dies kann die Natur nicht von selbst in kurzer Zeit ausgleichen. Die Folge davon bei uns stapelt sich der Stickstoff förmlich an, während er in andern Regionen Mangelware ist. Ich würde gerne ein Konzept entwickeln wie man den Stickstoff bei uns abbauen und in Mangelregionen bringen kann um eine weitere Abholzug der Regenwälder zu verhindern.

    • Richtig – neben dem Herunterfahren unserer Emissionen ist auch der Schutz der natürlichen Kohlenstoffsenken (wie Böden, Wälder, Ozeane) wichtig, die aktuell 40% unserer Emissionen “schlucken”. Möglichst auch die Anregung dieser Senkenfunktion z.B. durch bessere Landwirtschaftliche Methoden, die helfen C im Boden zu speichern.

      • Können Sie das bitte erläutern: Wälder, Ozeane, Boden speichern 40% unserer CO2-Emissionen? Und auch wie bessere landwirtschaftliche Methoden mehr Kohlenstoff speichern.
        Mir kommt es darauf an zu erfahren, wie das Jahr für Jahr geschieht, über Jahrzehnte und Jahrhunderte, nicht nur einmalig.

  16. Herr Rahmstorf, vielleicht könnten Sie mal in einem Blog nicht nur das CO2, sondern alle Treibhausgase mit ihren Anteilen am Anstieg der Globaltemperatur und ihren Konzentrationen in der Atmosphäre mit den entsprechenden grafischen Darstellung über die Zeit, seit man diese Gase misst, beschreiben.
    Der Artikel im Spiegel über die neue Studie, die darauf hinweist, dass ein Viertel der Erderwärmung durchs Methan zustande kam und dass allein schon die Reduzierung der Methan-Emissionen einen deutlichen Effekt aufs Klima hätte, hat mich auf diese Thematik aufmerksam gemacht.
    Das hat mich auch an die Studie zu den FCKW erinnert, die ja diesen Gasen ein Drittel der globalen Erwärmung zuweist.
    Damit wären dann doch wohl die drei Gase oder Gasarten CO2, Methan und FCKW fast schon “gleichberechtigt” und nur die Minderung einer Gasart wäre von relativ kleiner Wirkung, bliebe doch die Wirkung der andern Gase.

    • Andere Klimagase als CO² werden in den meisten seriösen Modellen mit einem CO²-Äquivalent verrechnet – also z.B. xt CH4 hat den gleichen erwärmenden Effekt(KWh) wie 1t CO².
      Die Veränderungen der Klimagaskonzentrationene bzw. Bestandteile der Luft (das können auch kühlende, reflektierende Wolken / Partikel / Moleküle sein) verschlechtern momentan in Summe die Albedo der Atmosphäre. Hier werden ~20% der langwelligen, energieärmeren Sonnenenergie absorbiert – Durch zunehmende Konzentrationen der erwärmenden Klimagase und einer abnehmenden Wolkenbedeckung ist die Tendenz steigend. Auf der Erdoberfläche spielt die veränderte Eis- und Schnee-Albedo eine große Rolle. Hier werden aktuell ~50% der meist kurzwelligen, energiereichen Sonnenenergie absorbiert.Tendenz steigend. — Sie sehen, dass die daraus resultierende Erd-Albedo(~ 30% reflektierte Sonnenenergie) der entscheidende Meta-Faktor der Erderwärmung ist. Eine um 1% höhere sphärische Erd-Albedo entspricht einer um ~ 2°C kühleren Erdtemperatur.

      • @Matthias Schürle
        Das ist mir bekannt, dass die andern Treibhausgase mit CO2-Äquivalenten in den Klimamodellen und für andere Zwecke berücksichtig werden.
        Doch mir geht es darum hier mal die genaue Aufteilung in die verschiedenen Gase erläutert zu sehen: wie hoch sind deren Anteile einmal in der Atmosphäre und einmal in ihrer Treibhauswirkung, und wie haben sich die Konzentrationen in der Atmosphäre seit Beginn der Messungen bis heute entwickelt.

        Interessant wäre auch den neusten Stand der Forschung zu den Aerosolen, den Wolken und zum Wasserdampf.

  17. Sehr geehrter Herr Rahmstorf,

    ich teile Ihr Fazit nicht.
    So wünschenswert es wäre, der Zug ist meiner Meinung nach längst abgefahren.
    Laut dem deutschen Wikipedia-Eintrag “Liste der größten Kohlenstoffdioxidemittenten” waren gemäß den Zahlen aus 2018 die ersten drei Ränge von der Volksrepublik China (29,7%), gefolgt von den USA (13,9%) und Indien (6,9%) belegt. Diese drei Länder sind in dem Jahr 2018 für ca 50% des weltweiten Gesamtausstoßes verantwortlich gewesen.
    Ich kann mir schwerlich vorstellen, dass beispielsweise China in den nächsten 9 Jahren, bis 2030, seine CO2-Emissionen auf einen Anteil von 15% (bezogen auf 2018) zurückfährt bzw. in der Lage dazu ist.
    Belehren Sie mich bitte eines Besseren, wenn es geht.

    MfG
    Hartmut Hufenbach