Schadet Bloggen der Karriere?
BLOG: Zündspannung

Die Frage, ob Bloggen der Karriere schadet, stelle ich mir eigentlich eher selten – höchstens dann, wenn mal wieder jemand in einem Vortrag behauptet, dass “exzellente Wissenschaftler keine Zeit zum Bloggen” hätten.
(Als kleine Seitennotiz: Ich habe vor einigen Jahres das Nobelpreisträgertreffen in Lindau besucht. Dort hat ein Nobelpreisträger den jungen Leuten die Empfehlung gegeben, tatsächlich quasi jede freie Minute mit der Wissenschaft zu verbringen, inklusive Abenden und Wochenenden. Aber selbst bei diesem Einsatz ist es natürlich alles andere als garantiert, dass man den Nobelpreis gewinnt. Und eine ‘normale’ Karriere ist meiner Meinung nach auch mit Freizeit möglich.)
Wenn man also zu der Überzeugung gekommen ist, dass auch Wissenschaftler ein normales Leben leben dürfen, und in dem Blog nicht völliger Unsinn steht, kann ich mir eigentlich hauptsächlich zwei Wege vorstellen, wie er der Karriere schaden könnte:
a) der Blogger bloggt in Zeiten, die eigentlich der Wissenschaft dienen sollten. Dem kann man als Blogger relativ leicht entgegen wirken: Man bloggt zu Hause, nicht wenn man im Institut ist. Es mag einige Leute geben, die anstelle zu bloggen auch zu Hause dann vielleicht ständig Paper lesen oder schreiben würden oder dergleichen, aber ich denke, ein normales Maß an Freizeit schadet der Karriere nicht.
b) die Menschen, die maßgeblich über die Karriereschritte des Bloggers entscheiden, denken, die wissenschaftliche Leistung würde darunter leiden, oder der Blogger wolle sich nur profilieren. Ob so etwas vorkommt, kann man als Blogger selbst schlecht beurteilen, wenn Entscheidungen hinter verschlossenen Türen gefällt werden. Mir ist das aber bisher noch nicht offen untergekommen. Außerdem hat man dann im Idealfall handfeste Argumente, die solchen Unterstellungen widersprechen, beispielsweise gute Publikationen.
Meine Erfahrung war es bisher eigentlich immer, dass Initiative und Engagement gut angekommen und sich auszahlen. Wenn jemand einen Blog schreibt, zeigt er, dass ihn das Thema interessiert und er sich dafür einsetzen will. Wer sich engagiert, der sticht hervor, und das tut der Karriere eher gut als schlecht.
Und ansonsten ist eine wissenschaftliche Karriere so unplanbar, dass diese Überlegung wohl meistens nicht zielführend ist. Ich würde niemandem empfehlen, zu bloggen, um die Karriere zu fördern. Wer als Wissenschaftler bloggt, tut dies wohl hauptsächlich deshalb, weil es einem ein Bedürfnis ist, anderen die Themen, die einen selbst faszinieren, näher zu bringen.
Freizeit
Doch das tut es ganz bestimmt. Bloß nicht auf andere Gedanken kommen, bloß nicht sich mal aktiv erholen, weil man sich mit etwas anderem oder auf eine andere Art und Weise beschäftigt. Immer schön im gleichen Bratensaft kochen, das muß es sein. 🙂