Raumstation-Blues

BLOG: Zündspannung

Blick über den Plasmarand
Zündspannung

Wie schon des öfteren berichtet, ist der letzte Versorgungsflug zur Internationalen Raumstation schief gegangen, und die Progress-Kapsel ist in der russischen Altai-Provinz abgestürzt. Die dritte Stufe der verwendeten Sojus-Rakete, die für den Fehler verantwortlich war, wird ebenfalls bei bemannten Starts verwendet. Um die Gefahr für die Kosmonauten möglichst gering zu halten, wurde der nächste bemannte Start verschoben, bis das Problem genau erkannt wurde.

Ebenfalls verschoben wurde die geplante Rückkehr von drei Mitgliedern der momentanen Besatzung, allerdings nur für eine gute Woche. Diese Verzögerung haben der Astronaut Ronald Garen und der Rest der Expedition 28 zum Anlass genommen, am Wochenende einen kleinen Film zu drehen: Den Raumstation-Blues.

Hier sieht man einmal, wie groß die Raumstation mittlerweile ist!

Man kann zu meiner Freude unser Experiment PK-3 Plus auf der ISS kurz sehen: Für zwei Sekunden, 3:16 – 3:17, als Mike Fossum in das MRM-II fliegt, erkennt man deutlich die schwarze Tonne. Dort drin befindet sich unsere Plasmakammer und sämtliche Elektronik, Pumpen usw, mit der wir unsere Plasmakristalle erzeugen.

MRM-II mit PK-3 Plus
Flug durch das MRM-II Modul. Die schwarze Tonne in der rechten oberen Ecke ist unser PK-3 Plus Experiment. Credit: NASA

Wir waren von dem Progress-Absturz übrigens auch betroffen: An Bord des Frachters befanden sich zwei Sets Festplatten für PK-3 Plus. Wir speichern die Videoaufnahmen des Experiments auf je vier Festplatten pro Mission, die dann von den Kosmonauten zurück auf die Erde gebracht werden und dann leer wieder nach oben. Im Moment befindet sich noch ein Set mit Daten von der letzten Mission im Juli auf der Raumstation sowie ein leeres Festplatten-Set. Unsere nächste Mission ist für Ende Oktober geplant, dafür reichen die Platten also noch aus. 

Für die darauf folgende Mission im Januar allerdings benötigen wir leere Festplatten. Durch einen Zufall hatten wir noch ein weiteres leeres Set auf dem Boden, aufgeteilt auf München und Moskau. Die Festplatten aus München mussten dann schnellstmöglich nach Moskau gebracht werden, so dass sie beim nächsten Progress-Start mit an Bord sein können. Ich drücke die Daumen, dass dann alles klappt – natürlich hauptsächlich für die Kosmonauten und Astronauten, aber auch ein klein wenig für uns selbst und das PK-3 Plus Experiment.

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Erhöht man die Spannung zwischen zwei Elektroden, die ein Gas umgeben, beginnt das Gas irgendwann zu leuchten: Freie Elektronen im Gas haben genug Energie, um die Gasteilchen zu ionisieren und noch mehr Elektronen aus den Atomen zu schlagen. Ein Plasma wurde gezündet, die Zündspannung ist erreicht. Gibt man nun noch zusätzlich Mikrometer große Teilchen in das Plasma, erhält man ein sogenanntes "Komplexes Plasma", mit dem ich mich zunächst als Doktorand und Post-Doc am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik und nun an der University of California in Berkeley beschäftige. In diesem Blog möchte ich sowie ein wenig Einblick in den Alltag im Forschungsinstitut bieten, als auch über den (Plasma)-Rand hinaus blicken. Mierk Schwabe

2 Kommentare

  1. Entweder…

    … mein Bild der russischen Raumfahrt war bisher völlig falsch oder es muss im ersten Absatz “Stufe” statt “Stute” heißen.

    Schöner Beitrag. Wir drücken hier natürlich auch alle Daumen.

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