Obama: Das große Ziel unserer Generation

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Blick über den Plasmarand
Zündspannung

"Wir wählen es, zum Mond zu fliegen […], nicht weil es leicht ist, sondern schwierig, weil dieses Ziel die besten unserer Energien und Fähigkeiten organisieren und messen wird, weil diese Herausforderung eine ist, die wir annehmen, eine, die wir nicht verschieben wollen, und eine, die wir vorhaben zu gewinnen."

Mit dieser historischen Rede hat Präsident Kennedy vor fast 50 Jahren die amerikanische Nation auf ein Ziel eingeschworen, das neben eines Triumphs im Rennen zum Mond gegenüber der Sowietunion auch zu vielen neuen Technologien und einer massiven Investition in Wissenschaft, Bildung und Forschung führte. Viele Menschen wurde inspiriert, haben eine technische oder wissenschaftliche Karriere eingeschlagen, von der die USA noch heute profitiert.

Präsident Obama hat am 27. April bei einer Rede vor der amerikanischen Akademie der Wissenschaften etwas ähnliches versucht. Er hat eine massive Steigerung des Fundings für amerikanische Wissenschafts-organisationen verkündet. Die Budgets der National Science Foundation (die etwa 20 Prozent der vom Staat finanzierten Grundlagenforschung an den amerikanischen Universitäten stellt), des National Institute of Standards and Technology (dem Gegenstück der deutschen Physikalisch-Technischen Bundesanstalt, zuständig für Standardisierung) und des Office of Science des Energieministeriums (dem größten Unterstützer von Grundlagenforschung in den USA, der etwa 40 Prozent des Fundings liefert und unter anderem für Großanlagen wie den Teilchenbeschleuniger Fermilab zuständig ist) werden VERDOPPELT.

Obama hat verstanden, dass "die Wissenschaft essentieller für unseren Wohlstand, unsere Sicherheit, unsere Gesundheit, unsere Umwelt und unsere Lebensqualität ist, als sie es jemals war."

Der Präsident möchte mehr als 3 Prozent des Bruttoinlandprodukts für Forschung und Entwicklung ausgeben (in Deutschland laut vorläufiger Daten (Stand Dezember 2008) vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft im Jahr 2007 2,54 Prozent, davon 1,77 Prozentpunkte durch die Wirtschaft). Er will den Level vom Space Race "nicht nur erreichen, sondern übertreffen", was "der größte Einsatz für wissenschaftliche Forschung und Innovation in der amerikanischen Geschichte" sei. Mithilfe dieser Maßnahmen solle der amerikanische "Erfolg für die nächsten 50 Jahre befeuert werden".

Dabei soll – und das soll der Vergleich mit Kennedy sein – das große Ziel dieser Generation der Kampf gegen die Klimaerwärmung sein: "Unsere Zukunft auf diesem Planeten hängt von unserer Bereitschaft ab, die Herausforderung durch Kohlenstoff – Verschmutzung anzugehen als eine Möglichkeit, die Welt in dem Streben nach neue Entdeckungen anzuführen."

Das "große Projekt dieser Generation" sei es, "die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu durchbrechen". Deshalb soll der amerikanische Ausstoß von Kohlenstoff bis 2050 um mehr als 80 Prozent reduziert werden.

Der große Anstieg der Förderung der Wissenschaft soll zu diesem Ziel beitragen, indem die Forschung an neuen Energiequellen besonders gefördert wird. Nebenbei soll auch die internationale Zusammenarbeit gestärkt und die Ausbildung in Mathematik und Wissenschaft an den Schulen verbessert werden, und mehr jungen Menschen ein Studium an Universitäten ermöglicht werden.

Dabei sollen die Wissenschaftler ihre "Liebe zu und Wissen über die Wissenschaft" nutzen, um dieselben "Empfindung von Wunder (sense of wonder) und Spannung in einer neuen Generation" hervorzurufen, so dass wie bei dem Apollo – Programm junge Leute die Herausforderung annehmen werden.

Und gerade hier, fürchte ich, irrt Obama. Ich denke kaum, dass der Kampf gegen die Erderwärmung die Menschen so mitreißen kann wie das Apollo – Programm. Für eine solche Inspiration muss etwas Greifbareres geschehen als ein Rückgang an Kohlenstoff-Ausstoß. Schade in dem Zusammenhang finde ich, dass die NASA nur im Kontext mit Erdbeobachtung erwähnt wurde, denn gerade die Weltraumfahrt inspiriert die Leute wie kaum etwas anderes.

Davon abgesehen war die Rede aber bemerkenswert. Ich wünsche den Amerikanern – und auch uns selbst – dass diese Initiative erfolgreich ist und die Wissenschaft in den USA einen großen Sprung vorwärts macht. Und ich wünsche mir wieder einmal, dass sich unsere Politiker selbst ein wenig inspirieren ließen.


Quellen:
Obamas Rede – Übersetzungen von mir
Stiferverband für die Deutsche Wissenschaft

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Erhöht man die Spannung zwischen zwei Elektroden, die ein Gas umgeben, beginnt das Gas irgendwann zu leuchten: Freie Elektronen im Gas haben genug Energie, um die Gasteilchen zu ionisieren und noch mehr Elektronen aus den Atomen zu schlagen. Ein Plasma wurde gezündet, die Zündspannung ist erreicht. Gibt man nun noch zusätzlich Mikrometer große Teilchen in das Plasma, erhält man ein sogenanntes "Komplexes Plasma", mit dem ich mich zunächst als Doktorand und Post-Doc am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik und nun an der University of California in Berkeley beschäftige. In diesem Blog möchte ich sowie ein wenig Einblick in den Alltag im Forschungsinstitut bieten, als auch über den (Plasma)-Rand hinaus blicken. Mierk Schwabe

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