Mission 16 – drittes und viertes Experiment

BLOG: Zündspannung

Blick über den Plasmarand
Zündspannung
Das dritte und vierte Experiment der 16. Mission unseres Plasmakristall-Experiments ist ebenfalls gut gelaufen. Am Mittwoch haben wir Kristallisation bei verschiedenen Leistungen der Plasmakammer untersucht, um eine Theorie zur Entstehung der Kristallisation und insbesondes zum Unterschied Kristallisation unter Schwerkraftbedienungen und unter Schwerelosigkeit zu überprüfen. Auf der Erde kristallisiert unser System nämlich, wenn man den Druck erhöht. In der Schwerelosigkeit verhält es sich genau anders herum, eine Erniedrigung des Drucks führt zu Kristallisation. 
Unser Kollege Sergey Khrapak hat nun in einem Paper seine Idee dazu vorgestellt: Bei Veränderung des Drucks ändert sich die Größe der Randschicht des Plasmas, was zu einer Kompression oder Ausdehnung des Plasmakristalls bzw. der Flüssigkeit aus Mikroteilchen führt. Genau diesen Effekt kann man auch durch eine Veränderung der Leistung erreichen, weshalb wir jetzt einen ersten Versuch dazu durchgeführt haben. Wir haben wieder sehr schöne Kristallisation beobachtet, aber ob sich die Hypothese bestätigt, wird erst eine genaue Auswertung ergeben.

Mittwoch haben übrigens 250 Schüler das Kontrollzentrum besucht und sogar mit den Kosmonauten auf der ISS gesprochen. Diese Schüler sind Teilnehmer der Internationalen Weltraumolypiade. Das ist ein Wettbewerb, wohl so ähnlich wie eine Matheolympiade, nur dass es eben um den Weltraum geht. Die Schüler müssen sich qualifizieren, dann dürfen einige  zum Austragungsort reisen. Dort lösen sie Aufgaben zum Weltraum. Zwischendrin gibt es ein nettes Programm, dieses Mal eben beispielsweise  den Besuch im Kontrolzentrum. Schade, dass ich als Schülerin nichts von diesem Programm wusste, ich hätte sicherlich versucht, teilnehmen zu können, so weltraumbegeistert wie ich damals schon war.
Kristallisierte Teilchen
Abb.: Kristallisierte mittelgroße Teilchen
Aber zurück zu unserem Versuch. Gestern haben wir erstmal probiert, Kristallisationsfronten mit größeren Teilchen zu erzeugen. Ich glaube, live wenigstens eine Front gesehen zu haben, aber ob das stimmt… wieder müssen wir auf die Originaldaten warten. Während einiger Funkpausen konnten wir im Kontrollraum die Vorbereitungen zum Start der Progress am Sonntag beobachten. Dort wurden auf den großen Bildschirmen Animationen zur Soyuz-Raketen und der Flugbahn des Progress-Transporters gezeigt. Zeitweise ist neben der ISS auf dem Hauptschirm sogar schon testweise rot die Progress geflogen. Schade, dass ich nicht einmal live beim Andocken der Progress an der ISS im TsUP dabei sein kann, das ist sicherlich ein Ereignis, und das meiner Erfahrung nach meist recht gelassene Kontrollzentrum wird sicherlich vor Aktivität brummen.
Ansonsten haben wir am Donnerstag noch einen kleinen Clou vorbereitet, aber dazu werde ich ein anderes Mal hier berichten. 
 
Chengran DuAbb.: Unser Doktorand Chengran Du in “unserem” Raum im Kontrollzentrum mit dem Rekorder zum Aufnehmen der Live-Bilder
Wir haben Donnerstag dann noch das meiste Equipment in “unserem” Raum im Kontrollzentrum wieder abgebaut, die Filme kopiert, die wir live aufgenommen haben, und sind Freitag nach Deutschland zurückgeflogen. Auf der Rückfahrt vom Flughafen nach Hause habe ich aus dem Bus dann die Raumstation am Himmel entlang fliegen sehen, sehr passend!
 
Als Abschluss noch ein paar Impressionen aus der Stadt Korolyov, in der sich das Kontrollzentrum befindet:
 
Birken in KorolyovAbb.: Birkenwäldchen in Korolyov
 
Chengran und Tanja
Abb.: Chengran Du (erster von links) und Tanja Hagl (dritte von links) in einem Park in Korolyov

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Erhöht man die Spannung zwischen zwei Elektroden, die ein Gas umgeben, beginnt das Gas irgendwann zu leuchten: Freie Elektronen im Gas haben genug Energie, um die Gasteilchen zu ionisieren und noch mehr Elektronen aus den Atomen zu schlagen. Ein Plasma wurde gezündet, die Zündspannung ist erreicht. Gibt man nun noch zusätzlich Mikrometer große Teilchen in das Plasma, erhält man ein sogenanntes "Komplexes Plasma", mit dem ich mich zunächst als Doktorand und Post-Doc am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik und nun an der University of California in Berkeley beschäftige. In diesem Blog möchte ich sowie ein wenig Einblick in den Alltag im Forschungsinstitut bieten, als auch über den (Plasma)-Rand hinaus blicken. Mierk Schwabe

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