Girls’ Day

BLOG: Zündspannung

Blick über den Plasmarand
Zündspannung

Heute hatten wir am Institut Besuch von 50 Mädchen zum Girls' Day. Damit war unser Programm vollständig ausgebucht, was wirklich erfreulich ist.

Ich war auch beteiligt, ich war gebeten worden, einen Vortrag über meine Erfahrungen als Frau in der Physik, warum ich Physik studiert habe und mein Arbeitsfeld zu halten. 

Den Anfang machte ich mit der Frage "Warum überhaupt Physik?" . Das wurde ich übrigens während meines Studiums oft gefragt, viele Leute konnten sich nicht vorstellen, warum man als Frau gerade so etwas studieren wolle. Die Antwort ist simpel und auch nicht geschlechtsspezifisch, glaube ich: Weil es total spannend ist! Ich wollte und will noch immer herausfinden, wie die Welt funktioniert. Warum wird der Mond während einer Mondfinsternis rot und nicht einfach schwarz? Warum ist der Himmel blau? Wie sind das Sonnensystem und die Sonne entstanden? Wie groß ist das Universum? Woraus bestehen wir, die Atome, aus denen wir uns zusammensetzen?

Dann habe ich kurz von der Schule berichtet (einziges Mädchen im Physik-LK), danach Studium (zu meiner Freude nicht mehr die einzige Frau). Besonders betont habe ich, dass ich nie das Gefühl hatte, als Frau schlechter als die Männer behandelt worden zu sein. Ich hatte nie irgendwelche Probleme, die ich darauf zurückführen würde, weder in der Schule noch im Studium noch bei irgendwelchen Praktika.

Schließlich bin ich noch ein wenig auf Plasmen allgemein und Komplexe Plasmen im Speziellen eingegangen und habe ein paar Fotos aus dem Labor und von Daten gezeigt. 

Leider haben die Mädchen nicht viel gefragt, aber einige gute Fragen und Kommentare kamen dann doch, über die ich mich sehr gefreut habe. Ich war auch mit den Mädchen Mittag essen, allerdings kam dort trotz einiger Versuche meinerseits kein wirkliches Gespräch auf. Schade.

Die Mädchen waren dann noch bei verschiedenen Versuchen, unter anderem auch bei unserem Plasmakristall-Versuch. Den hat dann aber ein Kollege von mir betreut, so dass ich den Nachmittag dann noch ins Labor und mich meiner eigentlichen Aufgabe widmen konnte.

Ich hoffe, dass wir insgesamt einen kleinen Einblick in das Forscherleben bieten konnten. Ich hätte so etwas während meiner Schulzeit auch super gefunden. Ob allerdings die Beschränkung nur auf Mädchen sinnvoll ist, weiß ich nicht. Jungen würden von so einem Besuch sicherlich auch profitieren, und warum sollten wir ihnen nicht auch so einen Tag bieten. Manchmal besuchen uns auch Schulklassen, was ebenfalls immer gern gesehen wird. Ich denke, interessierte Gruppen können sich da bei den meisten Instituten melden und nach Besichtigungsmöglichkeiten fragen.

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Erhöht man die Spannung zwischen zwei Elektroden, die ein Gas umgeben, beginnt das Gas irgendwann zu leuchten: Freie Elektronen im Gas haben genug Energie, um die Gasteilchen zu ionisieren und noch mehr Elektronen aus den Atomen zu schlagen. Ein Plasma wurde gezündet, die Zündspannung ist erreicht. Gibt man nun noch zusätzlich Mikrometer große Teilchen in das Plasma, erhält man ein sogenanntes "Komplexes Plasma", mit dem ich mich zunächst als Doktorand und Post-Doc am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik und nun an der University of California in Berkeley beschäftige. In diesem Blog möchte ich sowie ein wenig Einblick in den Alltag im Forschungsinstitut bieten, als auch über den (Plasma)-Rand hinaus blicken. Mierk Schwabe

7 Kommentare

  1. Eine Frage…

    Konnten sich die Mädchen aussuchen, was sie machen? Hatten sie sich also für Physik entschieden oder war ihnen das vorgeschrieben worden?

    Auf jeden Fall klasse, dass sie die Chance hatten! Deutschland kann auf naturwissenschaftlich Interessierte nicht verzichten und die leider immer noch vorhandene (Selbst-)Ausgrenzung von Mädchen und Jungen aus bestimmten Disziplinen hat sicher schon zur Vergeudung von viel Talent geführt, von dem wir nie erfahren werden…

  2. Ja, klar konnten die Mädchen sich das selbst aussuchen. In unserem Umkreis gab es auch noch so einige Firmen und andere Institute, die “Konkurrenz”veranstaltungen angegeboten haben.
    Vorgeschrieben war nur, dass es etwas naturwissenschaftliches oder technisches sein sollte, das ist ja der ganze Zweck des Girls’ Day. Es nehmen ja auch nicht alle Mädchen daran teil, sondern nur die interessierten.

  3. “Ich hatte nie irgendwelche Probleme, die ich darauf zurückführen würde, weder in der Schule noch im Studium noch bei irgendwelchen Praktika.”

    Bei uns Ingenieuren ist die Frauenquote auch sehr gering. Probleme mit uns oder den Professoren hatte die Frauen nicht. Eine war dann bei so einer Veranstaltung, ich meine, es war von der Gleichstellungsbeauftragten und erzählte mir später davon. Die Veranstalterin kam aber nicht aus dem ingenieurwissenschaftlichen Bereich, sondern aus einem anderen. Sozialarbeit oder etwas ähnliches, ich weiß es nicht mehr genau. Und die erzählte dann von unterdrückten Frauen, daß man gemeinsam für das “gute Recht” kämpfen müsse, von Benachteiligungen usw. Meine Studienkollegin konnte mit diesem “Geschwätz” überhaupt nichts anfangen, weil sie nicht mal im Ansatz solche Erfahrungen gemacht hat. Ich weiß auch nicht, wo solche Zustände herrschen sollen? Bei den Sozialarbeitern? Das sind doch überwiegend Frauen.

    “Ob allerdings die Beschränkung nur auf Mädchen sinnvoll ist, weiß ich nicht. Jungen würden von so einem Besuch sicherlich auch profitieren, und warum sollten wir ihnen nicht auch so einen Tag bieten.”

    Ich denke nicht, daß sich trotz solcher Förderprogramme die Frauenquote in den technisch, naturwissenschaftlichen, mathematischen Studiengängen (außer Biologie) erheblich steigern läßt. Die Frauen, die eine Neigung und Begabung dazu haben, sollen es machen und da sind solche girls days sicherlich angebracht. Aber die meisten werden sich auch weiterhin mehr für Sprachen, Kunst, Psychologie, Soziologie und Biologie interessieren.

  4. Wie alt waren die Mädels denn? Ich stelle immer wieder fest, dass man jüngere Kinder ganz hervorragend für Wissenschaft begeistern kann, aber wenn es dann in Richtung Berufswahl geht, schlägt das schlechte Image der Wissenschaft wieder voll durch, unabhängig vom Geschlecht.

  5. Die Mädchen waren so um die 14, 15, denke ich. Wir haben auch alle zwei Jahre einen Tag der offenen Tür mit einem umfangreichen Kinderprogramm, das immer sehr gut ankommt. Das ist dann aber auch nur für jüngere Kinder gedacht. Es ist immer wieder toll zu sehen, wie interessiert und fasziniert die Kinder da dann immer sind, das macht richtig Spaß.
    Von daher waren die Mädels vorgestern schon näher an der Entscheidung dran, was sie denn studieren (oder erst mal auch nur als Leistungskurse in der Schule nehmen) sollen.
    @Martin: In anderen Ländern (Frankreich, Italien z.B.) ist die Frauenquote in der Physik allerdings erheblich höher als in Deutschland. Wie es mit Ingenieurswissenschaften aussieht, weiß ich nicht. Da ist natürlich die Frage, woran das liegt, es scheint also schon einen Einfluss der Gesellschaft auf die Studienwahl der Frauen zu geben.

  6. Chancen von Frauen in der Forschung

    Liebe Mierk,

    ich habe auch schon Vorträge hier beim Girl’s Day gehalten. Ganz so rosig sieht es nach meiner Erfahrung für Frauen in der Forschung doch nicht aus – man sollte den Mädchen auch die Probleme nicht verschweigen, bei aller Begeisterung. Die bestehen natürlich nicht darin, dass Frauen “schlechter behandelt werden” sondern sind subtiler. Sie tauchen zum Beispiel dann auf, wenn es um Vereinbarkeit von Karriere und Familie geht – da bin ich nicht sicher, ob man Frauen eine Forscher-Karriere in diesem Punkt wirklich empfehlen kann. Für junge Forscher(innen) gibt es meist Zeitverträge für 2 oder 3 Jahre, dem Geldgeber muss nachher über den Erfolg des Projekts Rechenschaft abgelegt werden – schwierig, wenn Frau da mal ein Jahr wegen Geburt fehlen will. Nimmt man eine Auszeit, kommt man nicht so leicht wieder in die Forschung rein, denn das Feld bewegt sich rasch weiter. Nach Ende eines Projektvertrages muss man vielleicht umziehen – mit Familie nicht so einfach (das gilt natürlich auch für die Männer – in der Praxis ziehen aber weniger Männer wegen Jobwechsel der Frau mit um als umgekehrt. Und nicht zuletzt sind Frauen oft selbstkritischer und weniger selbstbewusst. Sie feilen an einer Arbeit und finden sie immer noch nicht gut genug, wenn der männliche Kollege inzwischen schon drei mittelmäßige Papers publiziert hat. Wer hat dann die längere Publikationsliste und bekommt die Professur? Bei uns fangen viele sehr gute Frauen an, als Doktoranden oder post-doc – die Leitungsfunktionen und Professuren sind aber praktisch alle von Männern besetzt – obwohl hier niemand Frauen bewusst “schlechter behandelt”.

  7. “Sie tauchen zum Beispiel dann auf, wenn es um Vereinbarkeit von Karriere und Familie geht – da bin ich nicht sicher, ob man Frauen eine Forscher-Karriere in diesem Punkt wirklich empfehlen kann.”

    Ja, das stimmt natürlich. Ich sehe das allerdings nicht als frauenspezifisches Problem. Es gibt Berufe, die sind leicht mit einer Familie zu vereinbaren, und Berufe, bei denen dies weniger leicht fällt. Wenn beide Partner “schwierige” Berufe wählen, hat man dann natürlich ein Problem.

    Dies stellt sich aber nicht nur der Frau, sondern genauso dem Mann. Auch junge Männer, die Physiker werden, müssen sich klarmachen, dass sie sich dann keinen besonders familienfreundlichen Beruf aussuchen. Ich denke nicht, dass es die Aufgabe der Frauen ist, sich in dieser Hinsicht mehr Gedanken als ihre Partner zu machen.

    Also zusammengefasst: Dieses Problem besteht natürlich, ist aber meiner Ansicht nach eher das Thema einer generellen Informationsveranstaltung zum Berufsbild “Physiker” als ein Thema, das man von sich aus quasi als Warnung auf dem Girls’ Day ansprechen sollte.

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