Eine Energiequelle, die der Quantentheorie widerspricht?

BLOG: Zündspannung

Blick über den Plasmarand
Zündspannung

Ist dies der Beginn des Wasserstoffzeitalters? Die Firma BlackLight Power behauptet, durch Zugabe eines Katalysators die Elektronen von Wasserstoffatomen dazu bringen zu können, in Zustände unterhalb des Grundzustands überzugehen, wie heise.de berichtet. Laut der Quantenmechanik gibt es eine niedrigste Energie, die die Elektronen in der Hülle von Wasserstoff mindestens besitzen müssen. Schenkt man BlackLight Power Glauben, ist es den Wissenschaftlern dort gelungen, Elektronen auf einen von über 100 zusätzlichen Zuständen unterhalb des Grundzustands zu bringen, wobei mehr Energie freigesetzt wird, als eigentlich möglich wäre. Für die Wasserstoffatome mit dem Elektron in einem so niedrigen Zustand wurde auch gleich ein neuer Ausdruck erfunden: "Hydrino".

Der Gründer der Firma, ein Mediziner namens Mills, hat eine passende Theorie entwickelt, die Grand Unified Theory of Classical Physics, die natürlich sehr umstritten ist. Aber ganz abgesehen von der Theorie: Es gibt Messungen, die anscheinend mehrmals unabhängig wiederholt worden sind. Zum Beispiel H. Conrads vom Forschungszentrum Jülich und Th. Wrubel von der Ruhr-Universität Bochum zeigten, dass ein Niedrigdruck-Wasserstoffplasma unter bestimmten Bedingungen UV-Licht ausstrahlte, das es theoretisch nicht produzieren dürfte, und zwar nur dann, wenn der richtige Katalysator vorhanden war.

Mills und seine Mitarbeiter selbst haben außerdem viele Artikel in anerkannten Zeitschriften veröffentlicht, in denen sie z.B. den Nachweis von den zusätzlichen Spektrallinien publizierten.

Die von den Elektronen beim Übergang auf das niedrige Energieniveau freigegebene Energie wird dann von dem Katalysator aufgenommen und kann als Wärme genutzt werden, z.B. zur Erzeugung von Strom.  Einen Prototyp eines Reaktors hat BlackLight Power bereits vorgestellt, der auch von Wissenschaftlern der Rowan University getestet wurde. Ein Video (52 MB) dazu ist auf der BlackLight Power Webseite erhältlich. Bei dem Prozess wird angeblich 200 mal so viel Energie freigesetzt, wie benötigt wurde, um den Wasserstoff aus Meerwasser zu gewinnen.

Auch wenn es die Theorie hinter diesem Prozess noch nicht ausgereift ist – es könnte sich z.B. auch um eine chemische Reaktion handeln, bei der keine Hydrinos benötigt werden – wenn es stimmt, dass aus Wasser so viel Energie gewonnen werden kann, wäre das ein großer Fortschritt auf dem Weg zu umweltfreundlicher Energie. 

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Erhöht man die Spannung zwischen zwei Elektroden, die ein Gas umgeben, beginnt das Gas irgendwann zu leuchten: Freie Elektronen im Gas haben genug Energie, um die Gasteilchen zu ionisieren und noch mehr Elektronen aus den Atomen zu schlagen. Ein Plasma wurde gezündet, die Zündspannung ist erreicht. Gibt man nun noch zusätzlich Mikrometer große Teilchen in das Plasma, erhält man ein sogenanntes "Komplexes Plasma", mit dem ich mich zunächst als Doktorand und Post-Doc am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik und nun an der University of California in Berkeley beschäftige. In diesem Blog möchte ich sowie ein wenig Einblick in den Alltag im Forschungsinstitut bieten, als auch über den (Plasma)-Rand hinaus blicken. Mierk Schwabe

5 Kommentare

  1. Ich halte es für wahrscheinlicher, dass geschickte Taschenspieler naiven Investoren das Geld aus der Tasche ziehen, als dass völlig neue physikalische Mechanismen wirken.

  2. Schließe mich da Adenosine an

    die Liste der veröffentlichten Papers macht mich ein bisschen misstrauisch. Eine Entdeckung dieser Größenordnung, und dann kein Paper in Nature oder Science? Dieses “Physics Essays” sieht mir auch sehr dubios aus und ist auch nicht im elektronischen Zeitschriftenkatalog der Uni gelistet.

    Und mal ganz ehrlich: Dass ein Plasma unter speziellen Bedingungen irgendwelche Strahlung produziert, muss uns doch nicht wundern, Stichwort freie Ladungsträger plus Magnetfeld.

    Übrigens ist der “unabhängige Test” aus der Pressemitteilung eigentlich gar nicht so unabhängig. Besagter Peter Jansson arbeitet offenbar schon mindestens seit 1997 mit Mills und seiner Firma zusammen.

    Ein Schelm, wer schlimmes dabei denkt…

  3. Ja, natürlich muss man bei solchen außergewöhnlichen Meldungen immer sehr skeptisch sein, und auch außergewöhliche Beweise fordern. Wenn sich nicht Forscher aus Jülich, Eindhoven und Bochum damit beschäftigt hätten (die auch in bekannten Zeitschriften publiziert haben), wäre ich auch noch skeptischer. Ich bin auf alle Fälle gespannt, was da raus kommt.

  4. Hat das irgendwas…

    …mit dem seltsamen brennenden Salzwasser des John Kanzius zu tun? Ich glaube mich zu erinnern, dort auch schon mal das Wort “Hydrino” gehört zu haben.

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