Der Kalte Krieg im Weltraum ist beendet

BLOG: Zündspannung

Blick über den Plasmarand
Zündspannung

Präsident Obama hat gestern den neuen Haushalt der NASA vorgestellt. Weitverbreitet wird dies jetzt als Desaster für die amerikanische Raumfahrt dargestellt, so unter andem bei Eugen Reichl in den benachbarten Kosmologs. Und soviel ist wahr, Bushs Constellation Programm, das Astronauten in einer Hauruck-Aktion nach Kalte-Krieg-Manier in absehbarer Zeit zurück auf den Mond bringen sollte, wurde gestrichen, da es einfach nicht tragfähig war (wie auch schon die Augustine Kommension vor einer Weile festgestellt hat).

Ich hätte es sehr gerne gesehen, wenn wieder Menschen auf dem Mond — oder gar Mars — spazieren gegangen wären oder dort sogar permanente Basen errichtet hätten. Aber sicher nicht um jeden Preis. Liefert Obamas Programm wirklich keine Alternative?

Die Kommentare des NASA Administrators, Charlie Bolden, sind in diesem Zusammenhang aufschlussreich.

"President Obama today has given us a bold challenge — to become an engine of innovation, and the catalyst for an ambitious new space program that includes and inspires people around the world."

Die NASA solle ein Innovationsmotor und Katalysator für ein anspruchsvolles Weltraumprogramm werden, das Menschen von der ganzen Welt einschließt und inspiriert. Das hört sich so gar nicht nach Desaster für die NASA an.

Wie soll das nun gelingen?

Als ersten Punkt erwähnt Bolden, dass die Internationale Raumstation ISS bis 2020 oder länger betrieben werden soll. Das war bisher keinesfalls selbstverständlich. Wenn das Constellation-Programm alle Ressourcen verbraucht hätte, hätten sich die USA eventuell von der ISS zurückziehen müssen und die Raumstation aufgegeben. So ein Schritt wäre jetzt, wo die ISS noch nicht einmal völlig fertiggestellt ist, eine absolute Dummheit gewesen. Wir können in diesem Labor noch viel lernen und experimentieren. Die Hauptinvestition ist getan, jetzt sollten wir die Früchte ernten. (Als kleine Nebenbemerkung: Die russische Weltraumagentur ist über diesen Schritt laut einem Spiegelbericht offensichtlich erfreut, bringt sogar ins Gespräch, die Betriebszeit der ISS bis 2028 zu verlängern.)

Ein weiterer wichtiger Punkt des Programms ist ein Fokus auf die Erde selbst, insbesondere natürlich den Klimawandel und grüne Technologien. Obama hat bereits in seiner Grundsatzrede zur Wissenschaft erwähnt, dass er den Klimawandel als großes Problem ansieht, und er ist da bekanntlich nicht allein. Es ist nur konsequent, die NASA auch dafür einzusetzen, eine Lösung zu erreichen.

Aber bei diesen "erdgebundenen" Ideen bleibt es nicht. Weiter soll die NASA in "kritische und transformative" Technologien investieren, mit denen Menschen das Sonnensystem erkunden sollen. Das ganze soll gemeinsam mit internationalen Partnern geschehen. Dies ist überhaupt ein Thema, das sich durch den Budgetentwurf zieht: die Öffnung für die internationalen Partner. Die USA soll ein verlässlicher Partner sein, der mit anderen Ländern zusammenarbeitet, sich an Verträge hält und keinen Kalte-Krieg-Alleingang startet.

Desweiteren wird die NASA kommerzielle Anbieter unterstützen, die den Flug in den Weltraum viel mehr Menschen zugänglich machen, während die NASA selbst sich um die größeren Ziele kümmert:

"Imagine enabling hundreds, even thousands of people to visit or live in low Earth orbit, while NASA firmly focuses its gaze on the cosmic horizon beyond Earth."

Insgesamt halte ich diesen Haushaltsentwurf für den richtigen Schritt. Die Grundlagenforschung wird gestärkt, private Weltraumflüge werden gestärkt, internationale Zusammenarbeit wird gestärkt, und trotzdem bleibt die NASA langfristig beim Ziel, Menschen ins Sonnensystem zu bringen.

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Erhöht man die Spannung zwischen zwei Elektroden, die ein Gas umgeben, beginnt das Gas irgendwann zu leuchten: Freie Elektronen im Gas haben genug Energie, um die Gasteilchen zu ionisieren und noch mehr Elektronen aus den Atomen zu schlagen. Ein Plasma wurde gezündet, die Zündspannung ist erreicht. Gibt man nun noch zusätzlich Mikrometer große Teilchen in das Plasma, erhält man ein sogenanntes "Komplexes Plasma", mit dem ich mich zunächst als Doktorand und Post-Doc am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik und nun an der University of California in Berkeley beschäftige. In diesem Blog möchte ich sowie ein wenig Einblick in den Alltag im Forschungsinstitut bieten, als auch über den (Plasma)-Rand hinaus blicken. Mierk Schwabe

28 Kommentare

  1. Seltsame Argumentation

    Eine “Hauruck-Aktion” wäre Constellation wohl kaum. 2004 angekündigt, und 2020 (vielleicht) die erste Mondlandung, dies trotz der weitgehenden Verwendung existierender Technik? Wenn das schon “Hau-Ruck” sein soll, wie definiert man dann “lahm”?

    Mit dem “kalten Krieg” hat das auch wenig zu tun, eher mit der Erkenntnis, die auch schon der Entscheidung für das Apollo-Projekt zugrundelag, dass nämlich nach wie vor Systeme im Wettstreit stehen und dass am Ende nicht Waffen, wohl aber technologischer Vorsprung entscheiden, wer am Ende unabängig und selbständig ist.

    Die Chinesen haben das verstanden, die Amerikaner haben das verstanden, die Inder auch – nur manche in Europa tun so, als sei das alles gar nicht mehr wahr und man müsste sich nicht mehr anstrengen, um vorne zu bleiben. In meinen Augen eine gefährliche Illusion.

    So wichtig die Forschung auf der ISS auch ist – ich will das gar nicht in Abrede stellen: Nun ausgerechnet dieses Projekt, das keinen Zeitplan auch nur annähernd eingehalten hat (eigentlich sollte bereits 1992 ein Labor im Weltall zur Forschung für die Industrie zur Verfügung stehen, schon vergessen? – jedes Budget um ein Vielfaches sprengte und damit auch vielen anderen, ebenso wichtigen Forschungsprojekten die Mittel nahm, als durch Constellation gefährdet darzustellen, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.

    Die ISS wird fertiggestellt, und sie wird sicher auch weitergeführt. Sie wäre auch weitergeführt worden, wenn Constellation gekommen wäre, dessen bin ich mir sicher. Welches große Projekt, das schon im Betrieb war, hat die NASA denn jemals eingestellt, solange es noch funktionierte?

    Das mit der “Technologieforschung” klingt zwar schoen und gut, aber irgendwelchen vagen Ankündigungen, ohne ein konkretes Programm, das hat noch nie irgendwohin geführt.

    Ohne ein wirkliches Projekt mit Leuchtturmfunktion fürchte ich, dass die Weltraumforschung, und damit alle damit verbundenen nützlichen Technologien, in der Ziellosigkeit versinken werden.

    Das betrifft beispielsweise auch den Nachfolgert der ISS. Selbst wenn diese nun länger eingesetzt wird – man wird sie in nicht allzu ferner Zukunft austauschen müssen. Eigentlich sollte man jetzt schon mit der konkreten Planung anfangen. Mit einer Rakete wie der Ares V, integraler Bestandteil des Programms Constellation, wäre das alles kein großes Problem. Zwei bis drei Starts, und eine neue Station wäre oben, zu einem Bruchteil der Kosten der jetzigen ISS, die aufgrund der Nichtverfügbarkeit eines Schwerlastträgers aus vielen etwa Modulen mit jeweils nur etwa 20 Tonnen Masse im orbit zusammengeschraubt werden musste – die denkbar schlechteste Methode.

    Also: Keiner hat Grund, sich über die Situation zu freuen, am Ende sind auch die, die vielleicht mit Menschen auf dem Mond nicht so viel anfangen koennen (ich sehe das anders, akzeptiere aber durchaus die Gegenmeinung), gekniffen.

  2. Hau-Ruck und gefährdete ISS

    In meinen Augen war das Constellation-Programm durchaus als Hau-Ruck-Aktion zu sehen. Innerhalb von gut 15 Jahren eine Mondrakete mit dazugehörigem Crewtransporter und Landegerät zu entwickeln, testen und dann auch noch erfolgreich zu fliegen, ist sehr ambitioniert und mit den vorhandenen Mitteln nicht zu machen. Selbst wenn das wie beim ersten Mal schon geklappt hätte, hätten die USA es sich nicht leisten können, dieses Programm zu einem auf die Zukunft ausgerichteten Projekt zu machen. Dann wäre es meiner Meinung nach so gelaufen, wie in den 60ern-70ern: Einige Flüge zum Mond, der Rest wird dann wegen der enormen Kosten gestrichen.

    Das ganzes ist nach derselben Philosophie wie während des Kalten Kriegs ausgerichtet gewesen — nach dem Motto “Wir zeigen es allen anderen.” Ich hoffe, dass die Neuausrichtung des Programms zu mehr internationaler Zusammenarbeit und einem wirklich langfristig durchführbarem Projekt führen wird.

    Noch mal zur ISS: Im Sommer letzten Jahres hat die NASA ihre Pläne verkündet, den Betrieb der ISS im Jahr 2015 einzustellen und die Station 2016 zu “deorbiten”, und zwar aus Kostengründen. Man kann eben nicht alles haben.

  3. Zustimmung zu Frau Schwabe

    Ich sehe das eher so wie die Autorin.

    Das Constellation-Programm zu beerdigen war notwendig und richtig, ich glaube auch, man sollte den Verantwortlichen da eine gewisse Kompetenz unterstellen. Man killt nicht mal eben ein Milliarden-Dollar-Projekt, ohne einen guten Grund zu haben.

    Der Grund: eine bemannte Mond- oder gar Marslandung bindet erhebliche Ressourcen, die an anderer Stelle fehlen würden. Es gibt eben nicht unendlich viel Geld für die Raumfahrt, auch andere Dinge wollen bezahlt werden (damit meine ich jetzt keine Kriege oder ähnlichen Schwachfug).

    Und Constellation war bei Lichte betrachtet einfach Apollo 2. Tun wir doch nicht so, als hätten wir damals nicht erkannt, worauf es Bush ankam! “Kalter Krieg” trifft es. Wissenschaft war dem Mann völlig egal, auf internationale Kooperation hat er gepfiffen. Obama hätte die ISS sicher nicht aufgegeben, Bush schon eher.

    Was hätten wir denn davon gehabt, wenn 50 Jahre “danach” noch mal ein paar Leute auf dem Mond herumgelaufen wären? Ein paar Fahnen mehr im Sand? Ok, auch ein bisschen Wissenschaft, aber zu welchem Preis? Alles, was über eine Mondmission á la Apollo hinausgeht, da muss man doch auch mal das Träumen sein lassen, (Mondbasis? Mars-Basis??) ist doch völlig unrealistisch und auch nicht wirklich sinnvoll.

    Gut, dass im Weißen Haus wieder Realisten sitzen!

  4. Antwort an Jan und Mierk

    @Jan: Ich habe konkrete Argumente gebracht, wozu die Constellation-Infrastruktur noch alles dienen würde. Wenn du diese nicht zur Kenntnis nimmst und stattdessen mit politischen Schlagwoertern und unbelegten Behauptungen antwortest, dann ist das alles moegliche, aber keine Diskussion.

    @Mierk:

    Danke für das konkrete Eingehen auf meine Argumente.

    Meine Antworten:

    1.) Die Ankündigungen zum De-Orbit der ISS sind mir bekannt. Es ist ein ganz übliches Verfahren im Poker um Mittel, mit der Einstellung eines programms zu drohen. Dann ist der Ball bei der Gegenseite, und am Ende einigt man sich auf eine Mittelerhoehung. So war das bisher noch immer. Sich davon so ins Bockshorn jagen zu lassen, dass man meint, der vorgestrigen Ankündigung dankbar sein zu müssen, ist wohl nicht die richtige Reaktion. Beim Pokern sollte man cool bleiben.

    Entweder es gelingt in den kommenden Jahren, mit der ISS Forschung zu betreiben, die ihren Wert eindeutig belegt. Dann sollte es mit den erfoderlichen Mitteln zum Weiterbetrieb kein Problem sein.

    Oder aber, es gelingt nicht, solche Ergebnisse zu erbingen. dann allerdings koennte der ISS ein kürzeres leben beschieden sein, AUCH WENN heute noch eine Verlängerung beschlossen würde. Ich gehe allerdings von ersterem aus.

    Mein Punkt mit dem Nachfolger der ISS bleibt bestehen. Egal, wie lange das Ding noch in Betrieb bleibt, es ist JETZT Zeit, mit der Planung des Nachfolgers zu beginnen. Soll da wieder das übliche Stückwerk aus kleinen Komponenten gemacht werden? Ohne Ares V wird uns nichts übrigbleiben. Wollen wird das?

    2.) Das Projekt Constellation, so wie jetzt geplant, ist objektiv gesehen nicht ambitioniert. In doppelt so viel Zeit wie bei Apollo bei wesentlich hoeherem technischen Ausgangsniveau – wo soll da die Herausforderung liegen?

    Die einen kritisieren, dass die Herausforderung zu hoch sei, die anderen, dass es nur eine Widerholung von Apollo und damit nicht herausfordernd genug sei – ja, was denn nun?

    Es ist in Wahrheit so, dass beide Unrecht haben. Weder ist dies nur eine Wiederholung, noch ist es nicht machbar. Es ist allerdings ein großes projekt, und große projekte wollen nachdrúcklich betrieben werden. Wenn man es schleifen lässt, laufen sofort die Kosten aus dem Ruder. das war bei Apollo nicht so, bei der ISS allerdings schon.

    Apollo wurde übrigens keineswegs wegen der “horrenden Kosten” eingestellt, denn das Budget von 25 Milliarden wurde eingehalten und ist, über die Projektlaufzeit verteilt, nicht wirklich dramatisch. 2 Millarden $ pro Jahr waren selbst damals nicht der Kostenfaktor, als den man diese Zahl heute gern verkauft.

    Nixon stellte das Projekt aus zwei Gründen ein: a.) weil man die Entwicklung des Space Shuttles angehen wollte und in der Saturn V ein gleichweirtiges Konkurrenzprodukt sah und b.) weil die USA sich ganz andere Sachen nicht leisten konnten, u.a. den ausufernden Krieg in Südostasien. Ich vermute mal, dass auch die jetzige Projekteinstellung, über die sich einige so freuen, viel mehr damit zu tun hat, dass man zwei Kriege ohne Aussicht auf Ende führt, eine dritte Intervention bevorsteht und gleichzeitig Steuern für Reiche gesenkt wurden.

    Vielleicht sollte man mal schauen, wo das Geld wirklich hingeht und warum nicht genug hereinkommt, bevor man ausgerechnet an der Großforschung kritisiert.

    Abschließend weise ich darauf hin, dass gerade die erste Raumstation der USA, nämlich das Skylab, dank Apollo-Technologie und mit einer der verbleibenden Saturn-V-Raketen gestartet wurde. Leider war diese Raumstation wegen zu geringer Mittel in Entwicklung und Bau mit diversen Pannen behaftet. Dennoch – dies war der richtige Weg: eine große, geräumige Station mit einem Einzelstart (oder zumindest einer überschaubaren Menge an Starts), im Gegensatz zum ISS-Konzept und wahrscheinlich auch im Gegensatz zur ISS 2.

    Leider wird mein Argument in Bezug auf Nachfolger der ISS hier hartnäckig ignoriert. 🙂

  5. Anmerkung zum “Kalten Krieg”

    Es wurde ja auch das Apollo-Projekt impliziert, zweifellos ein “Kind des kalten Kriegs”. Dazu noch ein Nachtrag. Dass das Apollo Projekt aus der Erkenntnis der Bedeutung von technischem Vorsprung entstand, und das dieses gebot auch heute noch bestand hat, habe ich bereits erwähnt. Es ist naiv, so zu tun, als gelte das nicht mehr.

    Spezifisch zu Apollo (und ich führe hier bewusst keine technischen Argumente an, anders als in den Vorkommentaren, sondern absichtlich emotionale):

    1.) Als Apollo 11 im Juli 1969 landete, schaute die ganze Welt zu. Dies war das erste Ereignis, das fast die gesamte Menschheit verfolgen konnte und auch das erste, das die Menschen einte, statt sie zu trennen. Ist das der Geist des kalten Krieges, oder nicht doch ein ganz anderer Geist, einer der Anlass zu Hoffnung bietet?

    2.) Unter den Dingen, die Armstrong und Aldrin auf dem Mond zurückließen, waren Gedenkplaketten an die verunglückten sowjetischen Kosmonauten Juri Gagarin und Vladimir Komarov, also Vertreter der “Gegenseite”. Ist das der Geist des kalten Krieges, oder ist es nicht vielmehr ein Geist der Brüderlichkeit und der Solidarität, dem Grenzen und Systeme egal sind?

    3.) Apollo war mit der letzten Mondlandung nicht zuende, wie viele meinen. 1975 fand die Mission ASTP statt, wo ein Apollo-Raumschiff und ein Sojus-Raumschiff im Orbit aneinander andockten und die sowjetische und amerikanische Astronauten einander die Hand schüttelten und sich umarmten. Ist das der Geist des kalten Kriegs oder der Geist der Entspannung und Kooperation? Wer die Jahre des kalten Kriegs miterlebt hat, der weiß, wie geradezu undenkbar so ein Ereignis damals erschien und wie vollkommen ausgeschlossen es noch wenige jahre zuvor gewesen wäre.

    Wenn in den Beziehungen zwischen nationen Psychologie wichtig ist (und sie ist wichtig, denn sonst würde Propaganda gar nicht funktionieren), dann sind auch Symbole wichtig. Das Programm Apollo symbolisierte eine ganze Menge, aber am Ende gar nicht das, was vielleicht ursprünglich geplant war, sondern etwas viel wertvolleres.

    Wer kann denn von vorneherein dem Projekt Apollo und gleichzeitig dem Projekt Constellation absprechen, diese Bedeutung gehabt zu haben, die vielleicht gar nicht intendiert war?

    Warum also gerade das schlecht reden, was nicht schlecht war, und dem von vorneherein keine positive Wirkung zubilligen, dem jede Menge positiver Wirkung zuzutrauen ist?

    Mit so einer Einstellung kann ich einfach nichts anfangen.

  6. Apollo war ein *Kind* des Kalten Krieges

    Leute, lest doch einfach mal die ganze Kennedy-Rede von 1961, mit der er das Apollo-Programm ausrief, und befasst Euch mit dem Kontext des Unternehmens: Es ging darum, unentschlossene Länder zu beindrucken, die sich nicht entscheiden konnten, ob sie sich lieder der Sowjetunion oder den USA anschließen sollten. Kalter Krieg in Reinkultur also, und ein erfolgreicher Schachzug, der Kennedy selbst allerdings bald unheimlich wurde. Aber dann war es ja bald nicht mehr seine Angelegenheit …

  7. Damals wie heute

    Alle Politik der damaligen Zeit war mehr oder weniger von der Realität des kalten Kriegs beeinflusst.

    Dass Nationen sich um ihr Prestige in der Welt sorgen, ist notwendig und im Endeffekt auch wünschenswert. Wollen wir Mächte, die sich nicht um die Weltoeffentlichkeit scheren?

    Technologisches Prestige ist nun einmal wichtig, heute nicht weniger als damals. Der kalte Krieg ist schon lange vorbei, nicht erst seit dem 1.2.2010.

    Aber der Wettkampf um die technologische Führungsrolle, um die Ansiedlung von Industrien, um hochqualifizierte junge Leute geht munter weiter. Alle Anstrengungen Chinas, in der Weltraumtechnik aufzuschließen (von kurzsichtigen Leuten als “irrational” belächelt), sind auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass man den Brain Drain in andere Länder, vor allem die USA aufhalten und umkehren will.

    Internationale Kooperation ist gut und richtig, aber der knallharte Wettbewerb bleibt bestehen, und daran wird sich auch nichts ändern.

    Wer meint, das sei egal, der soll sich mal überlegen, ob er in einem Land leben will, das beispielsweise China technologisch oder wirtschaftlich Paroli bieten kann oder in einem, das zu einem bloßen Satelliten degradiert ist. Na, ist es immer noch egal?

    Europa koennte in diesem Wettbewerb sehr wohl unter die Räder kommen. Wenn man so tut, als gäbe es gar keinen Wettbewerb, beschleunigt das dieses Prozess noch.

  8. Es mangelt an Willen…

    …, nicht an Geld.

    Ja – das Shuttle war teuer, unsicher und unflexibel – eine Sackgasse.
    Auch die ISS hat große Summen verschlungen – das wäre (z. B.) in engerer Kooperation mit den Russen als kompakte MIR II billiger gewesen.

    Aber der eigentliche Grund für das derzeitige Unvermögen der NASA konkrete Vorhaben für bemannte Missionen zu Mond und Mars erfolgreich anzupacken, ist der nicht vorhandene Wille, sich dieser Aufgabe zu stellen. Das Geld für die Realisierung ist da und war immer da – kein anderes Projekt müsste dafür eingeschränkt oder gar gestrichen werden. Dies gilt auch für die gesellschaftlichen Aufgaben inkl. der Zurückführung de Staatsverschuldung.

    Die USA schleppen ja auch ohne viel Murren seit Jahrzehnten einen – auch im Vergleich zu anderen großen Nationen – völlig überblähten Rüstungsetat mit sich herum. Wenn man sich hier nur ein wenig einschränken würde, wäre ein langfristig angelegtes, solide finanziertes bemanntes Mond-Explorationsprogramm fast ein Klacks.

    Nochmal: Es fehlt am Willen, nicht am Geld. Offenbar fokussiert sich das administrative Denken schon seit langem so sehr auf geostrategische Planspiele, dass die Vision, das Sonnensystem gemeinsam mit anderen Nationen auch bemannt zu erforschen, als ‘utopisch’ empfunden wird.

    Es hört sich zwar gut an, dass nun erstmal neue Weltraumtechnologien entwickelt werden sollen. Aber: Geht das ohne klares Ziel vor Augen, sozusagen ‘auf Vorrat’, um dann, wenn man irgendwann mal weiß, wohin die Reise gehen soll, diese Innovationen aus der Schublade zu ziehen, und dann auf ‘ganz moderne Weise’ Raumfahrt zu betreiben?

    Nein -‘technologische Evolution auf Vorrat’, das kann nicht funktionieren. Fortschritte ergeben sich überwiegend aus konkreten Notwendigkeiten und Anforderungen heraus. Und die kann man ohne klares Ziel nicht definieren.

  9. Kalter Krieg

    Hallo nochmal,

    zum Nachfolgeprojekt der ISS: Ich halte es für zu früh, jetzt mit der Planung des Nachfolgers zu beginnen. Die Technik wird sich bis zu dem Zeitpunkt, an dem wirklich ernsthaft über den Bau nachgedacht wird, noch deutlich weiterentwickeln. Und das Budget schließt ja die Entwicklung neuer Technologien und neue Projekte nicht aus, es steht ja explizit Geld dafür zur Verfügung.

    zu Apollo: Ich finde es gerade etwas seltsam, dass mir hier unterstellt
    wird, alles schlecht zu reden. Ich bin eigentlich ein großer Befürworter
    der Raumfahrt, auch der bemannten.

    Natürlich war Apollo inspirierend, und das nicht nur für die Amerikaner. Die Astronauten selbst haben auch ihr Leben nicht nur für Amerika aufs Spiel gesetzt, sondern für das Vorankommen der ganzen Welt, und haben ihre Arbeit sicher oft auch insgesamt so gesehen.

    Aber ich bleibe dabei: Der Grund für Apollo war es, im Kalten Krieg zu
    demonstrieren, wie mächtig man ist. Es war keinesfalls von der Zusammenarbeit zwischen Nationen geprägt. Schön, dass das letztendlich von vielen anders gesehen wurde, aber von Anfang an so ausgerichtet war das Programm nicht. Wieviel einigender und inspirierender wäre es gewesen, wenn statt 12 Amerikanern wenigstens Amerikaner, Russen, Japaner, Kanadier und Europäer auf dem Mond gestanden hätten?

    Anders jetzt die ISS, bei der zwar immer noch mehr als genug Konkurrenzgehabe vorhanden ist, die aber doch ein eindeutig internationales Projekt ist.

    Ich hätte einer erneuten Mondlandung der Amerikaner auch genauso gebannt gefolgt wie viele andere. Ich habe mir ja sogar den Teststart der Ares live im Internet angeschaut. Aber ich glaube einfach nicht, dass Constellation die Raumfahrt langfristig weitergebracht hätte.

    Eine langfristige Ausrichtung der Weltraumprogramme können das vielleicht
    schaffen, und auch noch ohne dass immer
    Konkurrenz zwischen einzelnen Gruppen als treibender Grund dahinter stehen muss. Und darum sollte es ja eigentlich gehen.

  10. @Gunnar Glitscher

    “Es hört sich zwar gut an, dass nun erstmal neue Weltraumtechnologien entwickelt werden sollen. Aber: Geht das ohne klares Ziel vor Augen, sozusagen ‘auf Vorrat’, um dann, wenn man irgendwann mal weiß, wohin die Reise gehen soll, diese Innovationen aus der Schublade zu ziehen, und dann auf ‘ganz moderne Weise’ Raumfahrt zu betreiben?”

    Auf den NASA-Webseiten findet man eine genauere Erläuterung des Budgets. Es ist nicht so, dass die Innovationen ohne Ziel sind, im Gegenteil, es sind sehr genaue Ziele angegeben. So soll z.B. die Technologie entwickelt werden, im Orbit aufzutanken. Eine neue Heavy-Lift-Starttechnologie soll entwickelt werden. Geschlossene Lebenserhaltungssysteme sollen entwickelt werden. Alles konkrete Ziele, die bei bemannten Flügen, z.B. zum Mars, notwendig sind. Es stimmt, es wird nicht klar gesagt, wir fliegen im August des Jahres 2032 zum Mars, aber die Entwicklungsziele sind klar.

    “Offenbar fokussiert sich das administrative Denken schon seit langem so sehr auf geostrategische Planspiele, dass die Vision, das Sonnensystem gemeinsam mit anderen Nationen auch bemannt zu erforschen, als ‘utopisch’ empfunden wird.”

    Genau dafür wird der Grundlage geschaffen. Es soll Robotermissionen geben, die zum Mond, Mars, dessen Monde, Lagrangepunkte und nahe Asteroiden fliegen, um dort die Ziele zukünftiger menschlicher Besuche auszukundschaften.

  11. @ Mierk Schwabe

    ‘Es ist nicht so, dass die Innovationen ohne Ziel sind, im Gegenteil, es sind sehr genaue Ziele angegeben.’

    Natürlich ist es möglich, funktionierende Betankungssysteme für den Einsatz im Orbit zu entwickeln – die Russen praktizieren das bei den ISS-Versorgungsflügen mit ihren Progress-Transportern schon seit Jahren sehr erfolgreich. Auch andere Technologien, die die NASA jetzt entwickeln möchte, sind im Kern bereits vorhanden und brauchen nur weiterentwickelt zu werden – siehe z. B. das autonome Rendezvous- und Docking-Verfahren des europäischen ATV. Gleichfalls keine Zukunftsmusik sind die bereits laufenden Untersuchungen und Versuche (z. B. auf der ISS) zu geschlossenen Lebenserhaltungssystemen.

    Es ist sehr erfreulich, dass die NASA sich bei der Entwicklung neuer Systeme stärker engagieren möchte, das vermag aber nicht, die jetzt deutlich zu Tage getretene Orientierungslosigkeit hinsichtlich konkreter bemannter Missionsziele in ein positives Licht zu setzen.

    Denn komplexe Missionen erfordern sehr genau auf die spezifischen Erfordernisse abgestimmte Detaillösungen. Wie soll man diesen entscheidenden Aspekt berücksichtigen, wenn man bei der Entwicklung noch gar nicht weiß, wie das Hardwarekonzept des Gesamtsystems und das Missionsprofil aussehen? Da dachte man mal: Ok, wir haben ja eine praxiserprobte Software, die bei unserer Ariane 4 toll funktioniert hat- die implementieren wir jetzt auch bei der Ariane 5. Wie der Erstflug dann endete, wissen wir…

    Wir können viel von Apollo lernen. Die einzelnen Systeme wurden sehr spezifisch gemäß der zu erfüllenden Aufgaben und Anforderungen im Rahmen der Realisierung eines flugfähigen Gesamtsystems entwickelt, nur so konnte das Programm erfolgreich verlaufen.

    Man konnte nicht irgendwelche Antriebsaggregate, Lageregelungen, Dockingadapter, Raumanzüge oder Fallschirme verwenden, die bei anderen Missionen ihren Zweck gut erfüllt hatten, sondern musste sämtliche Details und Mikrodetails aufeinander abstimmen – selbst während der bereits laufenden Flüge erforderten die Praxiserfahrungen noch zahlreiche Änderungen und Anpassungen für die nachfolgenden Missionen.

    Wenn man Menschen auf die lange Reise zu Zielen jenseits des Mondes schicken will, wird man dies ebenfalls nur mit genau dafür ausgelegten Systemen wagen können, also im Rahmen eines genau definierten Konzepts. Solange dieses nicht existiert, wird man nur zu isolierten Scheinlösungen kommen, aber nicht zu einem Hard- und Software-Komplex, auf den jahrelang Verlass ist.

    ‘Es soll Robotermissionen geben, die zum Mond, Mars, dessen Monde, Lagrangepunkte und nahe Asteroiden fliegen, um dort die Ziele zukünftiger menschlicher Besuche auszukundschaften.’

    Da diese Kundschafter namens Luna, Surveyor, MER oder Hayabusa bereits seit den sechziger Jahren unterwegs sind und die Nachfolger schon in den Startlöchern stehen, geht es bei den Ankündigungen lediglich um die Fortsetzung der schon laufenden robotischen Erkundungen. Das ist schön, aber nichts Neues, sondern schlicht unverzichtbar.

    Was die bemannten Flüge zu Asteroiden anbelangt: Die waren mal Thema, als der ‘Flexible Path’ noch im Gespräch war. Der hat sich nun aber zum ‘Invisible Path’ gewandelt.

    Es ist ja richtig: Wer sich auf große Reisen begeben möchte, ist gut beraten, seine Vorhaben sorgfältig vorzubereiten.
    Das Reiseziel zu kennen, ist jedoch nicht von Nachteil.

    Man muss es sich mal vorstellen: Da konnten wir live im Fernsehen verfolgen, wie NASA-Astronauten mit Rovern auf dem Mond herumfuhren, geologische Arbeiten verrichteten und zwischendrin manchmal auch ein Liedchen sangen. Vier Jahrzehnte später besitzt die gleiche Weltraumagentur kein Fluggerät mehr, um ihre Leute in den Erdorbit zu bringen, und ist auf die Taxidienste des einstigen Rivalen der ersten Wettlaufrunde zum Mond angewiesen.

    Dieser Wettlauf ist noch nicht entschieden – er hat erst begonnen, und es wird in einigen Jahrzehnten niemanden mehr interessieren, wer als erster das Ziel erreichte, sondern wer dort eine permanente Präsenz unterhalten und diese sinnvoll nutzen kann.

  12. Ein bisschen Realismus

    Ich will die Diskussion jetzt nicht ewig weiter treiben. Nur einige wenige Punkte.

    Ja, Apollo war eine Demonstration technologischer Leistungsfähigkeit, nach drinnen und nach draußen. Die Forderung, man hätte doch auch Japaner, Europäer und andere mitfliegen lassen koennen, erscheint mir jedoch wenig realistisch.

    Apollo war eine Demonstration AMERIKANISCHER technischer Leistungsfähigkeit. Weder Europa noch Japan noch irgendeine andere Nation außer der UdSSR besaß damals technische Kompetenz, die nennenswert zu den Kernaufgaben der Mission, den Ingenieursaufgaben, die zum Erfolg des Projektes führten, hätten beitragen koennen. Wer aber nicht wesentlich beiträgt, der fliegt auch nicht mit, das ist bei wirklichen Leuchtturmmissionen einfach mal so, mit gutem Grund. Das wäre wohl auch keinem Steuerzahler zu vermitteln gewesen.

    Was nun Constellation angeht: Das war auch als amerikanisches Projekt angelegt, und dafür gibt es ebenfalls einen guten Grund, nämlich den, dass kein anderer mitzog und die Amerikaner – wieder einmal – vorangehen mussten. War es etwa so, dass ein ESA-Generaldirektor mit einem dicken Koffer voller Euro-Scheine in die ESA flog und dem Präsidenten sagte “Also George, alter Junge, ich mache dir jetzt mal einen Vorschlag, den du nicht ablehnen kannst ….”? Mir ist allerdings nicht bekannt, dass das so war.

    Also mussten die Amerikaner das Programm alleine anstoßen. Was wäre die Alternative gewesen? In der Folgezeit hat es allerdings sehr wohl Initiativen zur Internationalisierung des Vorhabens gegeben, gerade in Bezug auf die lunare Architektur.

    http://www.nasa.gov/…main_lunar_architecture.pdf

    Wurden diese von europäischer Seite etwa aufgenommen? Das ist mir nicht bekannt.

    Jetzt zum Aufbau des Nachfolgers der ISS – da kann ich deiner Argumentation nicht ganz folgen. Einerseits soll angeblich der Programmplan des Programms Constellation eine Hau-Ruck-Aktion sein. 16 Jahre sollen nicht ausreichen, um zwei Raketen aus weitgehend existierenden Komponenten zu entwickeln, zudem ein relativ simpel aufgebautes Raumschiff und und einen bemannten Mondlander. Andererseits aber soll es jetzt zu früh sein, mit der Planung für den nachfolger der ISS zu beginnen, die bis 2020 eingesetzt werden soll. oder vielleicht ein paar Jahre länger.

    Ja, wie denn nun? Wie lange dauern denn Bau und Entwicklung einer neuen Raumstation, zumal ja, wie hier postuliert, auch noch ganz neue Techniken eingesetzt werden sollen, die es jetzt gar nicht gibt?

    Ich sehe da keine Plausibilität. Wenn man nicht bald mit der Planung anfängt, wird es eine moeglicherweise große Lücke zwischen dem Ende der ISS und dem Einsatzbeginn der neuen Station geben. Wollen wir ds? Ist das gut für die Kontinuität der Foschung?

    Man bedenke: Zentrale Komponenten der ISS werden bis 2020 bereits mehr als 20 Jahre im Orbit auf dem Buckel haben, weit mehr als die ursprünglich vorgesehene Lebensdauer. Das Konzept der ISS lässt keine Austausch zu. Die zentralen Knoten sind und bleiben da, wo sie sind. Dies wird der wesentliche beschränkende Faktor für die Lebensdauer.

    Wenn man ohne eine große Rakete mit der Planung für eine neue Station beginnt – und was soll man anderes tun? nach Einstellung der Ares V, falls es wirklich so kommt, wird es in absehbarer Zeit keine große Rakete geben, dann bleibt für die ISS 2 keine Alternative als der Zusammenbau aus kleinen, engen 20-Tonnen-Elementen. Das ist einfach mal so.

    Man kann jetzt beliebig weiter an Antriebstechnologien für eine Schwerlastrakete forschen. Die Raketentechnik ist allerdings mittlerweile eine beherrschte, ausgereifte Disziplin. Welchen Sinn hat es, jetzt die Entwicklung einzustellen, mit allen Folgen die das hat, und dann herumzuforschun und später, zu hoeheren Kosten und mit vielen Jahren Verzoegerung, etwas zu bauen, das sich nicht wesentlich von der Ares V unterscheidet, aber anders heißt?

    Unter anderem fiel hier die Aussage:

    > Aber ich glaube einfach nicht, dass
    > Constellation die Raumfahrt
    > langfristig weitergebracht hätte.

    Gut. Mag ja sein. Wenn das so ist, müssen meine Ausführungen zum Wert einer großen Schwerlastrakete, wie sie als zentrales Element von Constellation entwickelt worden wäre, falsch sein, unter anderem auch das, was ich hier schrieb:

    http://www.kosmologs.de/…go-nowhere#comment-5643

    Ich bin offen für Belehrung, wo mein Denkfehler liegt. Auch in fast 25 Jahren in der Raumfahrtbranche kann ich keiner Ingenieur für mich nicht in Anspruch nehmen, immer Recht zu haben.

  13. Bemannte Raumfahrt

    Ich schließe mich Michael Khan insoweit an, dass die Erkundung des Weltraums ein Leuchtturmprojekt braucht, etwas, das die Phantasie der gesamten Menschheit beflügelt und dafür sorgen kann, dass eben mehr Geld für die Raumfahrt zur Verfügung gestellt wird.

    So ein Projekt kann meiner Meinung nach nur die bemannte Raumfahrt sein. Da wir, nach allem was wir wissen, die einzige intelligente Spezies im Universum sind, haben wir die Verantwortung, uns zu erhalten und das können wir auf lange Sicht nicht, indem wir uns an die Erde fesseln. Ich habe das Gefühl, dass wir jetzt anfangen müssen, ernsthaft in die Forschung zur bemannten Raumfahrt zu investieren, denn in hundert oder zweihundert Jahren werden uns die Ressourcen dazu fehlen.

    Obamas Pläne von einem „inspirierenden Raumfahrtprogramm“ kommen mir vor wie alles, was er von sich gibt — inspirierende Rhetorik ohne allzuviel klar erkennbare Substanz.

  14. “Robotische Kundschafter”

    > Genau dafür wird der Grundlage
    > geschaffen. Es soll Robotermissionen
    > geben, die zum Mond, Mars, dessen
    > Monde, Lagrangepunkte und nahe
    > Asteroiden fliegen, um dort die Ziele
    > zukünftiger menschlicher Besuche
    > auszukundschaften.

    Gunnar Glitscher hat schon einige Stichpunkte genannt, die diese Darstellung geraderücken. Die Einstellung von Constellation schafft keineswegs diese Grundlagen. Robotische Missionen zum Mond, zum Mars und zu den Asteroiden hat es in letzter Zeit und wird es in naher Zukunft zahlreich geben, von der NASA und von anderen Missionen.

    Hier eine Liste aller durchgeführten bzw. geplanten Mondmissionen:

    http://www.planetary.org/…the_moon/missions.html

    Hier nochmals die ganz rezenten und bereits geplanten zukünftigen Missionen:

    http://en.wikipedia.org/…f_future_lunar_missions

    Hier eine komplette Auflistung der bisherigen und geplanten Mars-Missionen:

    http://en.wikipedia.org/…ine_of_Mars_exploration

    Eine Liste von Asteroidenmissionen koennte ich auch beibringen.

    Wesentlich ist hier folgendes: Die NASA hatte durchaus konkrete Vorschläge für bemannte Missionen zu Asteroiden auf Basis der Constellation-hardware. Auch aus Europa kamen solche Vorschläge. Mit Einstellung des Programms Constellation wäre es allerdings auch mit diesen Vorschlägen Essig.

    Ist das auch begrüßenswert, Warum ist das auch noch begrüßenswert?

    Ich moechte es in der Diskussion an dieser Stelle belassen. Mittlerweile kann wohl jeder selbst beurteilen, welche der gemachten Behauptungen Substanz haben und welche nicht. Es geht mir wirklich nicht darum, mich um das Thema zu streiten, weil es ja ohnehin keiner von uns ändern kann.

  15. Nicht das letzte Wort

    Ich glaube mittlerweile auch, dass diese Diskussion nichts mehr bringt…

    Natürlich wollte ich _nicht_ sagen, dass bei Apollo Ausländer mitgenommen hätten werden sollen. Ich wollte sagen, dass die anderen Länder sich an dem Projekt hätten beteiligen sollen, bzw, da das damals offensichtlich poltisch nicht gewollt war, dass zukünftige Missionen international sein sollen. Ich hoffe, dass die zukünftigen Weltraummissionen außerdem langfristig durchführbar sein werden, im Gegensatz zu einer „Schnell zum Mond, dort eine Fahne aufstellen und ein paar Steine einsammeln und dann erst mal nichts dergleichen mehr“-Mission, um das so ungeliebte Wort Hau-Ruck-Mission zu vermeiden. Ich fände es auch schöner, wenn es permanent Programme vom Apollo-Kaliber und nebenbei am besten noch Sonden zu den Planeten und ein Weltraumlaboratorium gäbe, aber ich glaube einfach nicht, dass das finanzier ist. Dann lieber kleinere Schritte, die hoffentlich kontinuierlich erfolgen, als ein großer Schritt und danach nichts mehr.

    Und es stimmt, dass eine Schwerlastrakete notwendig ist. Die ist in dem neuen Programm ja auch explizit als Ziel erwähnt.

    Die ISS kann laut Mutmaßungen von Roskosmos eventuell bis 2028 eingesetzt werden, also fast 20 Jahre. So lange hat die Planung der ISS selbst ja nicht gedauert.

    Davon abgesehen: Wenn das alles so schrecklich für die Raumfahrt ist, dann frage ich mich wirklich, warum die Planetary Society, die Space Frontier Foundation, der NASA Administrator und sogar Buzz Aldrin die Einstellung von Constellation begrüßen.

    Ich denke auch, dass diese Vorstellung des Haushalts noch nicht das letzte Wort sein wird. Die NASA wird sich sicherlich noch zu den genaueren Plänen äußern und nicht nur still in ihren Laboren an irgendwelchen Triebwerken schrauben.

  16. Gute Frage

    Die Links in Mierk Schwabes Kommentar (zur Planetary Society etc.) zeigen zwar allesamt nicht dahin, worauf sie sich beziehen, aber ich weiß schon, worauf sie sich beziehen.

    Die Antwort auf diese Frage wird man in den Stellungnahmen der betreffenden Personen und Organisationen nicht finden.

    http://www.planetary.org/…Welcomes_New_NASA.html

    Hier wird nur wiederholt, was im Budgetvorschlag steht, garniert mit blumigen Zitaten des Vorsitzenden der Society. Informativ ist das nicht wirklich.

    Um zu verstehen, warum die Positionen so bezogen werden, wie sie bezogen werden, und Entscheidungen so fallen, wie sie fallen, muss man sich mit der Historie befassen.

    Es gibt in der Weltraumforschung in den USA einen tiefen Grabenbruch, der mittlerweile so alt und so tief ist, dass er nicht überbrückt werden kann.

    Die Historie dieses Grabens geht jetzt mehr als 30 Jahre zurück zu den Ursprüngen des Shuttle-Programms. Es ist eine Geschichte von wissenschaftlichem und technischem Anspruch der zermahlen wurde von andauernder politischer und auch militärischer Einmischung.

    Das Space Shuttle solle einmal genau das bewirken, was jetzt auch manchmal in den Statements an Hoffnung durchschimmert: Alltäglichen Zugang zum All, auch für normale Leute, die Eroeffnung ganz neuer Aktivitäten im Weltall. Es sollte eine dramatische Verringerung der Startkosten bei gleichzeitig dramatisch erhoehter Startfrequenz bringen. Im Prinzip sollten Weltraumflüge fast so einfach werden, wie wenn man sich ins Flugzeug setzt, um irgendwo hinzufliegen.

    Es kam aber anders. Sicher waren einige der Ziele zu hoch gesteckt. Aber der schlimmste Schlag wurde dem Projekt durch die von militärischer Seite durchgesetzte Forderung nach einer dramatisch erhoehten “Cross Range” versetzt, also der Fähigkeit, im aerodynamischen Flug während und nach dem Wiedereintritt Landebahnen weit querab der eigentlichen Subspur zu erreichen.

    Damit wollte man sicherstellen, dass der Shuttle-Orbiter auch bei einem militärischen Einsatz mit einer Psssst!-Nutzlast an Bord immer auf dem Gebiet der USA und nicht bei irgendwelchen Ausländern landen koenne.

    Es gibt manche Kriterien, die auf den ersten Blick gar nicht so schlimm aussehen, aber wirklich auf jedes Detail Einfluß nehmen Das hier war so eins.

    Um diese für den eigentlichen Einsatzzweck gar nicht notwendige Forderung zu erreichen, wurde das Shuttle sukzessive kleiner und bekam immer groeßere Flügel. Vom urspünglichen Plan eines Raumschiffs, das auch im Gleitflug landen kann, wandelte es sich zu einem Flugzeug, das auch ins Weltall kann. Das ist so ziemlich das Gegenteil, und die Folgen waren fatal.

    Da dies etwas ganz anderes und viel schwierigeres war, als ursprünglich geplant, wurde jeder Zeitplan gesprengt und die Kosten liefen komplett aus dem Ruder. Die Nutzlast war nur noch ein Bruchteil des ursprünglich Versprochenen, dafür nahm die Systemkomplexität so zu, dass jeder Orbiter nur wenige Male im Jahr starten konnte und deswegen die versprochene Startfrequenz um mindestens eine Groeßenordnung unterschritten wurde.

    Statt des billigsten Startsystems aller Zeiten bekam man das teuerste. Statt des robusten Geräts für alle Fälle hatte man etwas, das empfindlich war wie ein rohes Ei. Wie das Challenger-Analysen und die darauffolgenden Studien zeigten, war das System deutlich weniger sicher als Apollo. In den meisten Fehlerszenarien hätte die Mannschaft keine Chance.

    Die US-Regierung verordnete nun, das Shuttle für Satellitenstarts zu verenden, Raketen wurdem witgehend eingemottet. Die Folge war ein gewaltiger kommerzieller Erfolg für die europäische Ariane, denn die war 1.) besser und 2.) billiger.

    Nach einigen Jahren ruderte die Regierung zurück und ließ wieder US-Raketen zu. Allerdings brauchte man nun ein neues Aufgabengebiet für den Shuttle, damit es nicht gar so offensichtlich wurde, was für ein Milliardengrab man sich da aufgebürdet hatte. Da kam die gleichzeitig geplante Raumstation gerade recht. Deren Design wurde konsequent so getrimmt, dass es, abweichend von dem, was die Sowjets mit der “Mir” gemacht hatten, das Shuttle brauchte. Das war zwar technisch kein guter Plan, aber politisch war es ideal.

    Shuttle und Freedom (später Alpha, dann ISS) waren wie zwei Kranke, die einander gegenseitig stützen. Fällt der eine um, fällt auch der andere um. Um diese beiden Geldstaubsauger herum bildete sich ein gewaltiges industrielles Konsortium, das die US-Weltraumfahrt komplett im Würgegriff hatte.

    Das wurde von vielen Leuten, denen wirklich an Exploration des Weltalls lag, sehr kritisch zu sehen – nicht zu Unrecht.

    Constellation ist, das muss man schon sagen, ein ziemlich offensichtlicher und auch gar nicht geleugneter Versuch, dieses Konsortium weiter zu erhalten und zu beschäftigen.

    Von denen, die gegen Constellation sind, sind die meisten gar nicht gegen das Programm an sich, sondern in Wirklichkeit gegen diesen industriellen Komplex, der dahintersteht, weil sie das so sehen, dass dieser Komplex seit Jahrzehnten nur auf Selbsterhalt aus ist und in Wahrheit den Fortschritt in der bemannten Weltraumfahrt lähmt statt foerdert.

    Deswegen musste ich auch grinsen, als ich sah, dass hier das Ende von Constellation begrüßt wurde, ausgerechnet mit der Begründung, dass das der ISS helfen würde.

    Wie auch immer, meine Meinung dazu ist:

    Wie man es auch dreht und wendet, wir brauchen eine große Rakete. Ohne die ist kein Befreiungsschlag und nichts wirklich Neues in der bemannten wie in der unbemannten Raumfahrt moeglich. Um eine Rakete zu bekommen, muss man sie halt entwickeln und bauen, und das hätte Constellation gebracht. Irgendein “Forschungsprogramm für Technologien für Schwerlastraketen” bringt nda nichts – was sollen das denn wohl für Technologien sein, angesichts der Tatsache, dass der Raketenbau wirklich eine ausgereifte Technik ist? Diese 3 Milliarden sind nur ein Zückerle, mit der man den Baustopp etwas versüßt. Bewirken werden sie nichts.

    Fazit: Ich kann schon verstehen, wieso man die Strukturen, die sich in den letzten Jahrzehnten gebildet haben, zerschlagen will.

    Bloß meine ich, hier wurde das Kind mit dem Bade ausgeschüttet.

  17. Links

    Ja, die Stellungnahmen sind mir bekannt. Es ist genau, wie ich schrieb. Aldrin hat schon seit Jahren insbesondere gegen die Ares I gewettert, und das ist auch der Hauptkritikpunkt der Space Frontier Foundation.

    Gerade die Ares I – übrigens ist das nicht die Schwerlastrakete, die ich hier predi … äh, deren Wert ich beschreibe, sondern die kleinere Rakete, mit der das bemannte Raumschiff “Orion” ins biedrige Erdorbit gebracht werden soll, ist im Programm Constellation der direkteste Abkoemmling der Shuttle-Technik. In der ursprünglich geplanten Ausführung sogar noch mehr.

    Den abzuschießen, und damit das dahinterstehende indistrielle Konsortium, das war vielen Leuten ein starkes Bedürfnis.

    Genau das meine ich mit “das Kind mit dem Bade ausschütten”. Es wäre nämlich sehr wohl auch moeglich gewesen, eine Loesung zu finden, bei der nur die Ares I gestrichen wird. Die Startleistung von 25 Tonnen hätte man auch anderswo bekommen, es gibt diverse Raketen, die das schon oder fast koennen.

    Man hätte gerade da auch über internationale kooperation nachdenken koennen. Warum nicht die Orion mit einer modifizierten Ariane starten anstatt mit der Ares I?

    Dann hätte es immer noch die Schwerlastrakete gegeben und auch das bemannte Raumschiff.

    Aber dazu sind die Gräben eben zu tief. Da macht man lieber alles platt, anstatt einen Kompromiss zu suchen.

    Und das finden auch noch alle gut, nicht zu fassen.

    Wie auch immer, den Sinn der Überschrift des Blog-Artikels verstehe ich immer noch nicht. Hier wurde nicht der “kalte Krieg überwunden”, sondern die “Aera Space Shuttle”.

  18. @Michael Khan Aera Space Shuttle

    “Hier wurde nicht der “kalte Krieg überwunden”, sondern die “Aera Space Shuttle”.”

    Das ist ein gutes Stichwort. Bei der ganzen Diskussion geht bisher verloren, dass wir ja auch derzeit das Shuttle zu Grabe tragen. Fröhlich-naiv wie ich bin würde ich sagen: Ja, das Shuttle war ein guter Versuch und es hat gute Dienste geleistet, aber auch ja, es ist richtig diese Technologie zumindest vorerst nicht mehr weiterzuführen: Sie ist teurer und fehleranfälliger als gedacht (von wegen “wiederverwendbar”) und bringt uns nicht aus dem Erdorbit. Außerdem gingen zwei Shuttles verloren, was gemessen an den vielen Start aber keine schlimme “Quote” ist, oder? (Natürlich ist jeder Verlust einer Crew schlimm, ich denke aber hier versteht man, wie ich das meine).

    Wie ist das Space Shuttle im nachhinein zu bewerten? War das ein Weg, den man von vorneherein nicht hätte gehen sollen? Hätte man stattdessen mit der Schwerlastraketen Saturn V eine richtige Raumstation im Stile von Stanley Kubricks “2001” bauen sollen und im Stile Apollos zum Mars fliegen sollen? Hat uns das Space Shuttle das alles verbaut oder war es die richtige Entscheidung und wir wissen es einfach nur im nachhinein besser?

    Das Space Shuttle benutzt Feststoffraketen. Dies hat zum Verlust der Challenger und ihrer Crew geführt. Wernher von Braun hat sich angeblich immer dagegen gewehrt, eine Crew mit Feststoffboostern zu transportieren. Das nur schlagwortartig als Beispiel, wie kontrovers das Shuttle von Anfang an diskutiert wurde. Es gibt so viele gute Bücher zu Apollo. Ich bin echt gespannt, was Laien wie ich erfahren, wenn die Shuttle-Ära erstmal historisch aufgearbeitet wird.

  19. Zur Bewertung des Shuttle ….

    Lieber Herr Taube,

    Die vielen interessanten Punkte, die Sie da ansprechen, sind sicher Stoff für nicht eine, sondern mehrere angeregte Diskussionen.

    Nur meine ich, dass diese Diskussion vielleicht eher in den Kosmologs gefúhrt werden sollte, denn da sehe ich sie thematisch eher angesiedelt als hier.

    Ich bin sicher, dass es im Laufe des Jahres, wenn die verbleibenden Orbiter nach und nach ihre letzten Flüge antreten, zu diesem Thema dort Artikel geben wird.

    Eines moechte ich voranschicken: Unabhängig von den weniger schoenen Aspekten ihrer Genese und ihrer langen Geschichte ist das Space Shuttle in meinen Augen eine wirklich große alte Dame und die vielleicht komplexeste technische Einzelleistung aller Zeiten.

    Die erste Mission, an der ich aktiv, im Kontrollteam, vom Start an dabei war, “Ulysses” im Jahre 1990 von STS 41 (Discovery) gestartet und auf den Weg geschickt. Das verbindet wohl irgendwie.

    Wer dieser Dame den gebührenden Respekt versagt, kriegt’s mit mir zu tun. 🙂

  20. Space Shuttle

    Zum Space Shuttle kann ich das Buch Riding Rockets von Mike Mullane empfehlen. Mike Mullane war in der Gruppe der ersten extra für das Space Shuttle ausgewählten Astronauten und plaudert in dieser Autobiographie aus dem Nähkästchen. Er beschreibt das Space Shuttle (ohne dass ich mich jetzt an den genauen Wortlaut erinnern würde) als aus der Überschätzung wegen des Erfolgs von Apollo gewachsen. Obwohl es extrem kompliziert war, waren die NASA-Manager lange der Ansicht, dass sicher nichts passieren würde, mit bekannten Folgen.

  21. Sicherheit des Shuttles

    >Obwohl es extrem kompliziert war, waren
    >die NASA-Manager lange der Ansicht, dass
    >sicher nichts passieren würde, mit
    >bekannten Folgen.

    Die Shuttle-Unglücke liegen nicht primär in der Komplexität begründet, und auch nicht in der Tatsache, dass Feststoffbooster verwendet wurden. Es hat ja nie ein Versagen komplexer Systemabläufe gegeben, in deren Folge ein Gesamtsystemversagen eintrat.

    Sie liegen primär an einer fundamentalen Designentscheidung, nämlich der, den Orbiter dahin zu platzieren, wo ein bemanntes Gerät nicht hingehört, nämlich seitlich neben die Rakete anstatt an den sichersten Ort, nämlich oben drauf.

    Gut, diese fundamentale Designentscheidung lässt sich auf eine noch fundamentalere zurückführen, nämlich die, ein geflügeltes Gerät zu bauen anstatt eine Kapsellösung zu wählen.

    Von dieser Entscheidung und der daraus folgenden der Positionierung beim Start an wird eine Vielzahl nicht überlebbarer Versagensszenarien in Kauf genommen, unabhängig vom Grad der eingebauten Systemkomplexität.

    Das Space Shuttle ist aus Sicht der Sicherheit ein gewaltiger Rückschritt gegenüber Apollo und Sojus. Das gilt allerdings für jedes geflügelte Raumfahrzeug, und es gilt nach wie vor, heute wie damals.

    Die Frage ist allerdings, ob man das damals schon wissen konnte. Wahrscheinlich nicht, zumal das Shuttle ja nicht von vorneherein so konzipiert war, wie es am Ende aussah. Hinterher ist man bekanntlich immer schlauer.

  22. Shuttle

    > Das Space Shuttle ist aus Sicht der
    > Sicherheit ein gewaltiger Rückschritt
    > gegenüber Apollo und Sojus. Das gilt
    > allerdings für jedes geflügelte
    > Raumfahrzeug, und es gilt nach wie
    > vor, heute wie damals.

    Es gab ebenfalls am Anfang (die Testflüge ausgenommen) keine Möglichkeit für die Astronauten, das Shuttle durch ein Rettungssystem nach dem Start zu verlassen. Die Challenger-Crew hat das Auseinanderbrechen überlebt, und ihr Leben wäre durch so ein System vielleicht gerettet worden. Für die russische Buran war übrigens ein Rettungssystem vorgesehen.

  23. Shuttle-“Rettungssystem”

    Das hier wächst sich zu einer Diskussion um die Shuttle-Technik aus. Ich bin nicht sicher, das hier der richtige Platz dafür ist.

    Das “Rettungssystem”, von dem hier die Rede ist, sind Schleudersitze fur die Leute, die im Oberdeck gesessen haben. Erstens ist deren Wert ohnehin begrenzt und ihr Einsatz auf eine sehr limitierte Phase des Aufstiegs beschränkt. Beim Wiedereintritt helfen sie nichts, nur im Endanflug. Außerdem sind Schleudersitze keine wirklich sicheren Rettungsverfahren, schon bei Düsenjägern nicht, und auf keinen Fall bei einem Raumschiff.

    Zweitens stellt sich die Frage, was mit den Leuten im Unterdeck passiert wäre.

    Dieselbe Frage stellt sich bei Rettungskapseln, wie sie bei Hoechstgeschwindigkeitstest- und Kampfflugzeugen eingesetzt wurden, da aber auch wiederum nur für die Mannschaft, über deren Kopf nur eine Luke und sonst nichts war.

    Für Buran gilt das hier Gesagte ganz genau so. Wegen des beschränkten Nutzens und der diversen Nachteile, nicht zuletzt auch des Risikos durch die dann erforderlichen erheblichen Mengen Sprengstoff im Inneren des Orbiters hat man von solchen Systemen abgesehen.

    Während weiter Phasen des Aufstiegs und vor allem des Wiedereintritts hätten solche Systeme ohnehin kein Plus an Sicherheit gebracht.

    Die diversen Startabbruchszenarien des Shuttle waren teilweise wirklich ein Vabanque-Spiel, insbesondere das RTLS (Return to Launch Site), bei dem der Orbiter mit angeschnalltem Haupttank und auf Vollschub laufenden Triebwerken nach Abtrennen der Booster die Nase nach hinten drehen, mit dem Schub der Triebwerke abbremsen und dann zum Startort zurückkehren sollte.

    http://books.google.de/…pular+Mechanics&cd=1

    Ein System, bei dem ein solches Manoever überhaupt ernsthaft in Erwägung gezogen werden muss, ist einfach nicht sicher. Es ist nur deswegen notwendig, weil ein geflügelter Raumgleiter nun einmal eine Landebahn braucht und nicht, wie eine Kapsel, irgendwo am Fallschirm herunterkommen kann.

    Ein inhärent unsicheres System bekommt man nicht durch den Einbau von Schleudersitzen sicher. Das ist alles nur ein Notbehelf.

  24. xytrblk meint: Mitten drin dabei

    Liebe Mierk Schwabe:
    Wir hatten ja bei der “Visite 2009” schon mal Kontakt. Deshalb bin ich gerne jetzt bei dir wieder mal reinspaziert, um zu schauen, was du so schreibst. Man ist bei deinen Beiträgen so richtig mitten drin dabei. Ich wollte als Jugendlicher ja Astronaut werden, und deshalb verfolge ich nach wie vor sehr neugierig, wie es in der Raumfahrt aktuell zugeht.
    Besonders gut gefallen hat mir dein sehr persönlicher Bericht über das “Hubble Deep Field” vom 14. Aug 2009. Es ist schon sagenhaft, was Kosmologie und Astronomie uns heutzutage für ein Wissen zugänglich machen.
    400 extrasolare Planeten kennt man inzwischen (las ich vorgestern in der Süddeutschen) – als ich SF zu lesen begann, in den 1950-er Jahren, da war die Frage nach anderen Planeten außerhalb des sonnensystems den “ernsthaften” Astronomen ja noch nicht einmal eines Gedankens würdig.
    Seit kaum 400 Jahren (Kepler, Galilei, Newton) haben sich die Naturwissenschaften in einem Tempo entwickelt, nochmals beschleunig seit Einstein und Planck die Relativitätstheorie und die Quantenphysik begründeten – dass es einem schier den Atem verschlägt. Wie wird unser Wissen von der Welt und unser Weltbild erst aussehen, wenn weitere 400 Jahre vergangen sind? Schade, das wir heute Lebenden das nicht einmal ansatzweise “ahnen” können. So wie Newton und seine Zeitgenossen ja nicht einmal im Traum denken konnten an “Quantenschaum” und “Dunkle Materie” oder die “Große Mauer” Lichtjahrmilliarden entfernt oder an die Möglichkeit “Paralleler Universen” und eine “Evolution der Naturgesetze” (wie Lee Smolin sie diskutiert).
    Ich versuche mich derzeit in solchen “Träumen” bei meinem Roman-Projekt,das ich online starte. Wenn du mal reinschauen willst:
    http://www.hyperwriting.de/loader.php?pid=316
    Und was “xytrblk” bedeutet, kannst du googeln – oder hier lesen:
    http://www.minotauros-projekt.de/xytrblk/
    Herzliche Grüße aus Alt-Schwabing – Jürgen
    jÜRGEN

  25. Neue Weltraumpolitiks-Richtlinien

    Nur als kurzer Update: Es wurden neue Richtlinien der Weltraumpolitik der USA festgesetzt, die internationale Zusammenarbeit betonen (im Gegensatz zu denen von Bush). Bei Starts With A Bang! kann man eine Zusammenfassung lesen.

  26. National Space Policy der USA

    Ich frage mich, ob Ethan Siegel …

    http://scienceblogs.com/…al_space_policy_for.php

    … oder sonst jemand, der das neue Dokument zu National Space Policy der USA, herausgegeben vom Weißen Haus Ende Juni 2010, positiv bwewertet, wirklich dasselbe Dokument gelesen hat wie ich, nämlich das hier:

    http://www.whitehouse.gov/…ce_policy_6-28-10.pdf

    Internationale Zusammenarbeit? Dort ist, verbrämt mit schoenen, aber unverbindlichen Worten, eine Fortschreibung etablierter Politik festgeschrieben. Stärkung der Führungsrolle der USA, Foerderung der US-Interessen, Verbot des Starts von steuerfinanzierten raumfahrzeugen aller Art mit nicht US-Raketen, usw.. Ja, natürlich sind da auch ein paar Bekenntnisse zur internationalen Kooperation. Absichtlich so pflaumenweich und unbestimmt, dass man garantiert nicht darauf festgelegt werden kann.

    Was genau ist daran begrüßenswert?

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