Seele – Offenheit für die Wirklichkeit

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Hirnforschung & Theologie
WIRKLICHKEIT

Wie jeder Begriff legt auch der Begriff der "Seele" nahe, es handle sich hier um ein konkretes oder abstraktes Etwas, eine Wirklichkeit unter anderen Wirklichkeiten. Im Anschluss an die Überlegungen zum Wirklichkeitsbegriff (actus versus actualitas) sowie die Klärung des Gottesbegriffs (siehe Beiträge in der Kategorie "Gott"), möchte ich hier jedoch vorschlagen, den Begriff "Seele" in einer ganz bestimmten Weise zu verwenden, nämlich in Bezug auf Gott als die Wirklichkeit: Insofern der Mensch nicht nur einfach Teil der Wirklichkeit, Wirkliches unter anderem Wirklichen ist, sondern die Wirklichkeit beobachten, erfahren und erleben kann und insofern er in seinem Sprechen und Denken notwendig auf die Wirklichkeit und damit auf Gott aus ist, ist er Seele.

Bei Platon ist die Seele die Idee des Menschen schlechthin und sie zeigt sich im Streben nach dem Wahren, Guten und Schönen. Bei Aristotels (und Thomas) ist die Seele das Formprinzip, das ungeformte Materie überhaupt erst zu einem funktionierenden Ganzen formt (anima forma corporis). Bei Descartes ist die Seele das selbst im radikalsten Zweifel nicht zu bezweifelnde "etwas", das in uns denkt und zweifelt, und das somit als unbezweifelbarer Grund die Vernunft begründet. In der modernen Psychologie ist die Seele ein kognitiver Apparat, indem Algorithmen der Signalverarbeitung abgearbeitet werden.

Aus meinem Vorschlag ergeben sich folgende Umdeutungen: Wird sich ein Mensch der Tatsache inne, dass er Seele ist (in meinem Sinne), wird er sich also der Wirklichkeit inne, findet er in diesem Innewerden das Wahre, das Gute und das Schöne; er ist darin bei Gott, bemerkt Gott. Er überwindet in diesem Erleben auch eine Sicht seiner selbst als rein materielles, der Zeit verfallenes Objekt; sein Körper ist eben nicht nur ein Ding. Auch die dingliche Welt um ihn herum erscheint ihm nun beseelt, insofern nun die Wirklichkeit in allen Dingen als gegenwärtig bemerkt wird. Aus der Enge einer konzeptuell-abstrakt verstellten Sicht der Wirklichkeit wird der Mensch zu einer Unmittelbarkeit mit der Wirklichkeit befreit. Das Seelenkonzept des Aristoteles (bzw. Thomas), das allgemein auf alle (belebte) Objekte angewandt, ja kaum mehr etwas sagen würde, kann so interpretiert werden, dass das Aussein auf Wirklichkeit das gesamte Dasein eines Menschen formt, auch wenn es ihm gar nicht bewusst ist. In dem Moment, wo Offenheit für Wirklichkeit bemerkt wird, wird auch der dingliche Körper beseelter, lebendiger Leib, wird die Welt um uns herum leibhaftige Wirklichkeit. Die Wirklichkeit und unser Seele-Sein liegen auch noch dem zweifelnden "ego" bei Descartes zugrunde, das nicht in sich, sondern in der Wirklichkeit gründet, das jedem Denken voraus liegt. Was ich Seele nenne, wird von kognitiven Theorien des Psychischen verfehlt, insofern logische bzw. algorithmische Systeme keinerlei Semantik, keinerlei Wirklichkeitsbezug aufweisen, sondern allenfalls in sich widerspruchsfrei funktionieren; nur menschliche Programmierer und Nutzer können einem solchen System Bedeutungen zuschreiben. Roboter und Computer haben aber keine Wirklichkeit, sie sind ausschließlich Teil der Wirklichkeit; sie haben keine Seele.

Die Seele, das ist in meinem Entwurf der Mensch in seiner Offenheit und Ausrichtung auf Wirklichkeit, auf Gott. Mein Seelen-Begriff ist gleichsam ein Spiegelwort zum Gottesbegriff. Denn ebenfalls bezeichnet "Seele" nicht etwas Wirkliches neben all dem anderen Wirklichen (actus). Es macht daher keinen Sinn, die Seele da oder dort zu suchen. Sie ist auch kein Erlebnis, das man ab und zu einmal hat; allenfalls ist man sich seiner Offenheit für Wirklichkeit mal mehr oder weniger bewusst. Die Seele ist keine Substanz, sie hat keine Eigenschaften und sie durchläuft keine (mentalen) Zustände. Die Seele selbst ist nichts wirkliches, aber nichts wäre wirklich ohne die Seele. Man kann von der Seele (wie von Gott) nicht sagen, dass es sie gibt (so wie es Gummibärchen gibt).

Ist die Seele also das Bewusstsein? Man kann das unter Umständen so sehen, allerdings kann der Begriff "Bewusstsein" auf sehr verschiedene Weisen verwendet werden, von denen die meisten dann nicht  mehr mit meinem "Seelen"-Begriff zusammengehen. Wenn "Bewusstsein" zum Beispiel als durchaus psychologisch objektivierbarer, mentaler Zustand verstanden wird, den auch ein Roboter haben könnte, verstellt der Begriff eher das, was ich mit Seele meine. Ähnlich, wenn Bewusstsein als Funktion oder mentaler Raum gedeutet wird, in den dann die Dinge als "Bewusstseinsinhalte" eintreten; eine genauere Analyse des Bewusstseins zeigt, dass keine funktionalistische oder intentionale Beziehung zwischen Bewusstsein und Wirklichkeit besteht. Die Seele steht der Wirklichkeit nicht gegenüber, sie tritt ihr nicht entgegen, sie kommt nicht in ihr vor; dies gilt auch für das ursprüngliche Bewusstsein.

Vielleicht trägt folgende Analogie: Die Seele ist wie ein Fenster. Man sieht es selbst nicht, man sieht nicht dessen Offenheit für Licht, sondern man sieht das hineinströmende Licht; aber dass man es sieht, verdankt sich der unsichtbaren Offenheit des Fensters. Je mehr man das Fenster selbst sieht, z.B. weil es verschmutzt oder zerkratzt ist, desto weniger ist es noch, was es sein soll: Offenheit für Licht. Die Seele ist Offenheit für die Wirklichkeit.

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Geboren 1967 in Emsdetten/Westfalen. Diplom kath. Theologie 1993, Psychologie 1997, beides an der Universität in Bonn. Nach einem Jahr am Leipziger Max-Planck-Institut für neuropsychologische Forschung (1997-98) bin ich seit Oktober 1998 klinischer Neuropsychologe an der Universitätsklinik für Epileptologie in Bonn. Ich wurde an der Universität Bielefeld promoviert (2004) und habe mich 2015 an der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn habilitiert (Venia legendi für das Fach Neuropsychologie). Klinisch bin ich seit vielen Jahren für den kinderneuropsychologischen Bereich unserer Klinik zuständig; mit erwachsenen Patientinnen und Patienten, die von einer schwerbehandelbaren Epilepsie oder von psychogenen nichtepileptischen Anfällen betroffen sind, führe ich häufig Gespräche zur Krankheitsbewältigung. Meine Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen in den Bereichen klinische Neuropsychologie (z.B. postoperativer kognitiver Outcome nach Epilepsiechirurgie im Kindesalter) und Verhaltensmedizin (z.B. Depression bei Epilepsie, Anfallsdokumentation). Ich habe mich immer wieder intensiv mit den philosophischen und theologischen Implikationen der modernen Hirnforschung beschäftigt (vgl. mein früheres Blog WIRKLICHKEIT Theologie & Hirnforschung), eine Thematik, die auch heute noch stark in meine Lehrveranstaltungen sowie meine öffentliche Vortragstätigkeit einfließt.

10 Kommentare

  1. Seele aus psychologischer Perspektive

    Wenn gilt: insofern der Mensch “in seinem Sprechen und Denken notwendig auf die Wirklichkeit … aus ist, ist er Seele” (Ende Absatz I; s. dazu allerdings auch hier den ersten Kommentar), dann gilt rein logisch auch die umgekehrte Formulierung: “Seele ist Offenheit für die Wirklichkeit.” (Ende letzter Absatz)

    Psychologisch hat diese Feststellung eine genaue Entsprechung – bis hin zum “Innewerden”.

    Offenheit ist hier die Weite individueller Aufnahmebereitschaft und -fähigkeit im Bereich der sinnlichen Wahrnehmung. Wir werden uns des Wahrgenommenen allerdings nicht im jeweiligen Sinnesorgan, sondern hinter ihm gewahr und damit, wie wir schon umgangssprachlich sagen, in unserem Innern. Wahrnehmungen haben deswegen sowohl Innerliches wie “Hintersinniges”. Wer auch noch die anatomischen Verhältnisse dabei in Betracht zieht, erkennt leicht, dass in Bezug auf die hauptsächlichen Sinnesorgane alles Wahrnehmen sich oberhalb von ihnen abspielt – in unserem “Oberstübchen”. Wahrnehmen findet damit hier statt: auf “übersinnlicher” Ebene.

    Übersinnlich in diesem Sinn ist erst recht alles “Erinnern” als mehr oder meist weniger gelungenes innerliches Imitieren von einstmals sinnlich Wahrgenommenen. Erinnern bedarf dabei noch nicht einmal der Anregung von außen; denn wir können uns auch ohne diese auf eigenen Wunsch und Willen hin und damit aus eigenem Antrieb, von uns aus also und damit unbeeinflusst oder “frei” von allem erinnern, ja uns eben deshalb unserem Innern, unseren Erinnerungen regelrecht hingeben und uns in ihnen verlieren.

    Alles innerliche Geschehen dieser Art ist abhängig von Weite oder Enge unseres Wahrnehmens. Es kann das Ausmaß eines Scheunentors und damit ein “reiches Innenleben” zur Folge haben, aber auch die Kompaktheit eines Bullauges aufweisen. Umstände verschiedenster Art sind Ursache für die gewohnheitsmäßige Entwicklung der individuellen Einstellung dieser Weite, die gleichwohl jederzeit veränderbar ist und bleibt. Jeder stellt sie enger, wenn er “sich” oder genauer seine Aufmerksamkeit, seine Achtsamkeit konzentriert, gelegentlich so hochgradig, dass er “die Welt um sich herum vergisst” oder sogar seine Selbstwahrnehmung aufgibt – in Trance oder in tiefer Hypnose, erst recht, wenn er sein Bewusstsein bei einer Ohnmacht verliert oder weniger dramatisch und natürlicher: schlicht einschläft.

    Wir Psychologen meinen also mit Seelischem oder “Seele” weit mehr als nur die Weite der Wahrnehmung. Seelisches geht für uns über bewusst Erinnerbares sogar weit hinaus. Auch alles auf diesem bauende: sämtliches Vorstellen und Phantasieren bis hin zum Träumen sowie “Denken” in allen Formen und Zusammenhängen bis ins Vor- und Unbewusste ist darin mit eingeschlossen. Gewöhnlich subsumieren wir auch das gesamte damit zusammenhängende Gefühlsleben unter das “Seelische”, wie der Volksmund, der viel besser, weil von keinerlei Konnotationen beeinflusst, unbelastet also schlicht vom “Innenleben” spricht – wie reich dies auch immer ist oder sein kann; denn es geht auch anders herum: die Weite unseres Wahrnehmens bis zur “Panoramabewusstheit” (Chögyam Trungpa) zu erweitern – hellwach, bewusst und hoch achtsam

  2. Der Begriff Seele ist mir aus der Bibel sehr vertraut. “… der Mensch wurde zu einer lebendigen Seele.” Aber in der Bibel haben ja nicht nur Menschen eine Seele auch die Tiere haben eine Seele. Ich habe mir dann Gedanken dazu gemacht, wie man eine heutige Entsprechung dazu finden könnte. Was haben Mensch und Tier gemeinsam? Da kam ich auf den Begriff Bewußtsein. Ich denke, er umschreibt es am besten. Durch das Bewußtsein können wir fühlen. Und um betäubt werden zu können, muß man erstmal ein Bewußtsein haben. Beides kann ich sowohl bei uns, als auch bei Tieren beobachten. Und denken können Tiere auch.

    Ob Roboter oder Computergehirne jemals ein Bewußtsein haben werden? Ich sehe das sehr skeptisch, wie Sie. Es wird vielleicht mal sehr komplizierte Sollwertmaschinen geben, die Reaktionen zeigen, als hätten sie Bewußtsein, aber das ist dann ja nur simuliert und kein echtes Bewußtsein, keine Seele.

  3. Beseelte Tiere?

    Lieber Herr Isegrim,

    Tieren wird in der Bibel wirklich eine Seele zugestanden? Das wusste ich ja noch gar nicht; wie kommt Descartes dann dazu, sie als seelenlose Automaten zu beschreiben? Er war doch bibelfest.

  4. Wer oder was hat eine Seele..

    Anmerkung zu Herrn Schleims Kommentar: Wer immer auch die Bibel geschrieben hat – es waren Menschen. Und wenn diese der Meinung sind oder waren, das nur der Mensch eine Seele besitzt, dann nenne ich das typisch Mensch.
    Und stelle seufzend die Frage: Warum glaubt der Mensch nur immer, Gott zu sein, dass er darüber entscheidet, wer oder was eine Seele haben darf?…
    Da halte ich es doch lieber mit der Aussage von Herrn Hoppe: ‘Die Seele ist Offenheit für die Wirklichkeit.’
    Und wenn ich meine Katzen so beobachte, dann vermute ich sehr stark, dass sie eine Seele besitzen, denn so offen wie die sind, wenn sie Hunger haben und vor der blanken Wirklichkeit (dem blanken Napf) vorwurfsvoll in meine Richtung blickend stehen…da brauche ich keine Bibel… (Damit möchte ich jetzt auf keinen Fall sagen, dass die Bibel nicht auch ein sehr interessantes, aufregendes und anregendes Buch ist!)

    Ich würde sogar noch weitergehen und behaupten: auch Pflanzen haben eine Seele. Und vielleicht sogar alles, was es in unserer Realität gibt. Wer weiß?
    Falls es aber jemand wissen sollte, dass weder Tier noch Pflanze noch irgendwas außer dem Menschen (natürlich) eine Seele besitzt, der wird doch sicherlich auch den Beweis dafür erbringen können. Und darauf bin ich gespannt.
    Renate Heim

  5. Gottes Atem

    Hallo Herr Schleim,

    im AT, wo das hebräische Wort näpäsch für Seele gebraucht wird, hat es unter anderem die Bedeutung von Hauch, Atem, Odem, das was den Körper lebendig macht.

    In 1. Mose 2,30 (Elberfelder Übersetzung) steht,
    …, aber allen Tieren der Erde und allen Vögeln des Himmels und allem, was sich auf der Erde regt, in dem eine lebende Seele ist, …

    In Prediger 3,19 steht,
    Denn das Geschick der Menschenkinder und das Geschick des Viehs – sie haben ja ein und dasselbe Geschick – ist dies: wie diese sterben, so stirbt jenes, und einen Odem haben sie alle. Und einen Vorzug des Menschen vor dem Vieh gibt es nicht, denn alles ist Nichtigkeit.

    Daher erwähnte ich eingangs die Bedeutung von näpäsch, denn hier taucht es auch wieder auf.

    Die Seele ist von der Bibel aus betrachtet kein Unterscheidungsmerkmal zwischen Tier und Mensch, das ist ein anderes.

    Tja, wie Descartes dazu kam weiß ich auch nicht. War er vielleicht zu sehr Kind seiner Zeit? Er war doch sehr griechisch beeinflußt oder? Der Mensch ist von der Bibel her eine Einheit von Körper, Seele Geist. Das gehört alles zusammen und kann nicht getrennt werden. Descartes hat doch aber vieles zerteilt, wenn ich mich nicht täusche, oder?

  6. Herrn Schleim

    Der Begriff Seele wird in der Bibel ja noch non-dualistisch synonym für den ganzen Menschen vor Gott verwendet, natürlich als leibliche Entität: “Meine Seele preist die Größe des Herrn”, d.h. “Ich preise den Herrn” usw. Der Begriff bezeichnet keinesfalls nur irgendeine immaterielle Eigenschaft oder einen Teil von ihm bzw. in ihm. Insofern stellt sich biblisch gar nicht die Frage, ob Tiere auch diese “Eigenschaft” haben oder nicht.

    Aber – dies ist meine persönliche Meinung – bei jedem “persönlicheren”, feinfühligeren Kontakt mit Tieren kann man nicht übersehen, dass auch Tiere die Welt spüren, erleiden, fühlen, kurz: dass sie offen sind zur Wirklichkeit hin, sicher anders als der Mensch – aber Tiere sind sicher auch kein Ding und kein Automat. Schon Luther hat bemerkt, dass man einem Hund, dem man in die Augen schaut, kaum abstreiten kann, dass er eine Seele “hat”.

    Ich empfinde unseren zweckbestimmten, verdinglichenden Umgang mit Tieren (Nahrung, Versuchstiere) als problematisch, als verstrickt. Im ersten Schöpfungsbericht (Gen 1) sind dem Menschen ausschließlich die Pflanzen und Früchte als Nahrung gegeben. Der Sündenfall-Bericht (Gen 3) schweigt sich darüber aus, warum auch Tiere sterben (und nicht nur der allzu neugierige Mensch, der sein will wie Gott) und warum und seit wann Menschen Tiere töten und essen.

    Meine Vermutung ist, dass Menschen, die sich der Offenheit auf die Wirklichkeit, also auf Gott hin, in ihrem Leben stärker bewusst werden, zunehmend auf Fleischgenuss verzichten werden aus Achtung vor den Tieren. Andere mit der Tiernutzung verbundene Verstrickungen können praktisch jedoch kaum überwunden werden, z.B. Nutzung von Leder, Nutzung von Medikamenten, die in Tierexperimenten geprüft wurden, usw.

  7. @ Renate Heim

    Die Bibel behauptet ja gar nicht, daß Tiere keine Seele hätten. Genau das Gegenteil ist der Fall, siehe oben. Aber ob Pflanzen eine Seele haben? Sie leben, so wie jede Zelle lebt und nicht nur eine Biomaschine ist, aber ich tue mich schon schwer damit Pflanzen eine Seele zuzusprechen. Was bewegt sie dazu es zu tun? Seele hat für mich auch etwas mit Bewußtsein (ich meine jetzt nicht Selbstbewußtsein) zu tun und ich meine, Pflanzen haben kein Bewußtsein.

  8. @ Theophil Isegrim

    Ich finde es schon mal schön zu lesen, dass Tieren eine Seele zugesprochen wird (nicht von jedem, aber immerhin…) Wie ich darauf komme, dass Pflanzen ebensfalls beseelt sind, fragen Sie.
    Nun, ich weiß es natürlich nicht, aber ich glaube es. Warum? Weil ich immer wieder erlebe, wie Pflanzen sich unter der Obhut verschiedener Menschen eben auch verschieden entwickeln. Aufleben oder “sterben”. Und dies hat nicht nur mit den Lichtverhältnissen und Standorten einer Pflanze zu tun – denn: wie würden sonst im dichten Urwald in den niedrigen Vegetationsebenen Pflanzen nahezu ohne Licht wachsen?
    Mir tut es z.B. auch weh, wenn ich sehe, wie manche Menschen mit Pflanzen umgehen. Lieblos und sehr egoistisch. Da wundert es nicht, wenn Pflanzen absterben. Andererseits fällt mir auf, dass man aus einem Korn, einem Kern oder auch einem nicht mehr als “schön” zu bezeichnenden fast vertrocknetem Zweig mit Liebe und Geduld und Zuversicht tatsächlich neues Pflanzen-Leben erwecken kann. Dazu bedarf es aber menschlicher Zuwendung, Achtsamkeit und Liebe zu diesem “Zögling”. Und daraus folgere ich, dass auch Pflanzen empfänglich für Liebe und Zuneigung und Achtsamkeit sind. Eigentlich doch – jedenfalls für mich – logisch.
    Ich habe schon häufiger beobachten müssen, das Menschen es nicht schaffen, eine Pflanze “durchzubringen”. Manchmal versuchen sie es dann mit einem Tier (da kommt eben mehr zurück – aus ihrer Sicht…) – diese Tiere haben leider auch oft ein trauriges Schicksal. Der Mensch ist einfach zu egoistisch und zu wenig liebend. Umgekehrt gilt aber auch: wenn ein Mensch es lernt, seine Pflanzen liebevoll zu pflegen, kann er es auch in nächster Stufe mit einem Tier versuchen. Und wenn er mit diesem gut umgeht, dann kann wird er es auch mit anderen Menschen lernen. So baut eine Stufe auf der nächsten auf. Und so pflanzt sich auch Seelenwachstum bis hin zum Menschen fort.
    Aber das ist meine ganz persönliche Ansicht. Ich lebe damit sehr gut, denn so empfange ich auch Zuneigung und Liebe – durch blühende Pflanzen, liebevolle Tiere und last – not least 🙂 herzliche Menschen. Meiner Seele tuts gut. Und niemand wird es schaden.

  9. Seele

    Möchte paar Gedanken zum Begriff Seele hinzufügen:
    Halte den Begriff Seele in Verbindung mit Gott als notwendig. Das, was uns lebendig macht ist Kraft, die uns zum lebenden Wesen mit einem Gewissen auszeichnet. Der Mensch ist konfrontiert mit dem Thema Schuld, er ist aber auch gleichzeitig ein mit Vernunft ausgestattetes Wesen. Der Mensch kann eine Beziehung zu Gott aufbauen und sich von ihm leiten lassen. Gott ist gerecht — deswegen können wir davon ausgehen, dass der Mensch alles hat, um glücklich zu sein. Wie das Bewusstsein und die Wachsamkeit biochemisch zustande kommt ist noch nicht geklärt. Aber ein Indiz, dass es einen Gott geben muss, ist dass der Mensch in manchen Situationen sagt:”Oh mein Gott.”.
    Die Wirklichkeit ist nur dann zu bewältigen, wenn das Innere in Übereinstimmung mit dem Äußeren ist. Dies führt zu der Frage:”Wie bin ich und wie gehe ich mit mir um– was ja auch verbunden ist mit der Schuldfrage.

    Für mich ist Gott Liebe und Geist.

    Ich kann auch mit dieser Definition leben:
    Gott ist das in Allen Vorhandene, das Unbegrenzte und das Souveräne.