Permanent-Trend Vorsorgeunfähigkeit

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Wahrheiten als Querdenkerisches verkleidet, von Gunter Dueck
WILD DUECK BLOG

 

Vorsorge ist ein Kümmern um Probleme von morgen.

Wir alle werden zum Beispiel dereinst alt und können nicht mehr für uns selbst sorgen. Wir sollten also altersgesichert sein, von der Familie gepflegt werden können und schon einmal in jungen Jahren gesund leben. „Das ist zu viel verlangt!“, finden viele und leben in den Tag hinein, bis es sie erwischt. Daher sieht der Gesetzgeber eine Versicherungspflicht für Gesundheit, Arbeitslosigkeit, Rente und Arbeitsunfälle vor; er sorgt für Witwen, Waisen und vernachlässigte Kinder. Es gibt eine Schulpflicht und viele faktische Impfpflichten (Kindergarten, Fernreisen).

Niemandem soll es schlecht gehen. Der Staat bindet uns in viele Regeln und Prozesse ein, sodass es möglichst wenig Härten zu bewältigen gibt.

Wir sehen darauf gemischte Reaktionen:

  • „Der Staat bevormundet uns!“
  • „Er tut nicht genug, es gibt immer noch Lücken“ („Ungerechtigkeiten bei mir!“)

In diesem Sinne reden wir unentwegt darüber, was der Staat alles noch mehr tun sollte, ohne uns zu bevormunden. Geld regnen lassen zum Beispiel, aber gerecht!

Da wir in einer Demokratie leben und die Regierung sich an den Willen des Volkes halten muss, versucht sie es, so gut es geht, mit dem Geldregnen; so leben wir in den Tag hinein. Wir wollen nicht mehr vorsorgen, wir wollen, dass für alles gesorgt ist.

Heute laufen wir bekanntlich in eine digitale Zukunft. Ganze Wirtschaftszweige verschwinden, so wie es vor einigen Jahren mit der Landarbeit und dem Bergbau geschah. Die Zukunft verlangt viel mehr Bildung vom Einzelnen, viel mehr Altersvorsorge für ein längeres Leben, viel mehr Umweltbewusstsein gegen drohende Klimakatastrophen und ein Engerschnallen des Gürtels (ich erinnere daran, dass so etwa alle unsere alten Infrastrukturen verrottet sind (Straßen, Brücken, Pflege, Schienen, Armee, Unis, Schulen, Schienen…) und sowieso Geld für neue Strukturen fehlt (Digitalisierung)).

Fragen Sie sich am besten gleich selbst: Bilden Sie sich weiter? Legen Sie erhebliche Mittel fürs Alter zurück? Kämpfen Sie für das Klima?

Die meisten antworten: „Bildung, wofür?“ – „Sparen, wovon?“ – „Klima? Seh‘ ich nicht!“ Das haben Sie schon mit 15 Jahren gesagt: „Mathe, wofür?“ – „Sparen, wovon?“, und jetzt sagen viele Feierlustige, Trotzige und „Querdenker“ sogar schon „Corona? Seh‘ ich nicht.“

Viele Einzelne erklären sich für nicht verantwortlich, denn der Staat soll alles richten („Lehrer müssen einen einwöchigen Kurs in die Grundelemente der Smartphone-Bedienung erhalten, und zwar nicht mit einem tatsächlichen Smartphone, sondern als Frontalunterricht mit Lehrgangsunterlagen zum Abheften.“). Weiterbildung kann leicht durch Frühverrentung ersetzt werden. Altersvorsorge? Ich habe oft gehört: „Dieses Problem betrifft so sehr viele, dass der Staat uns nicht alle hängen lassen kann. Wenn etwas alle betrifft, sind es zu viele Wählerstimmen.“ Infrastrukturen? Die Grünen fordern lautstark „Investitionen in Infrastrukturen!“ Das ist eine begriffliche Geistesverwirrung, den es geht doch eigentlich um Notreparaturen, die man bitte nicht als Investitionen bezeichnen sollte. Die ach so nachhaltigen Grünen (man berichtige mich, wenn ich mich irre) verwenden das Wort Investition wohl deshalb, weil nach dem Gesetz Investitionen auf Pump getätigt werden können, verschlampte Instandhaltungen ja nicht.

Nicht einmal ein paar Monate Maskentragen ist zur Vorsorge zumutbar. Wir haben im Mai/Juni lustlos Masken getragen, Corona war gleich fast weg. Der für diesen Kraftakt nötige Stillstand der Wirtschaft hat >100 Milliarden Euro gekostet. Alle Wissenschaft und alle Vernunft wussten schon immer um die zweite Welle von Epidemien, die sehr hart ausfallen kann. Wir haben nicht vorgesorgt und die Masken für den Urlaub und die Grillsaison abgelegt. Wir lassen bei Feiern die Musik so laut spielen, dass wir zur Kommunikation laut brüllen müssen und uns leichter anstecken. Daher sind die 100 Milliarden einfach weg. Jetzt gehen wir in die nächste Runde. Wieder 100 Milliarden Wirtschaftsschaden, damit wir Corona nochmals so ein bisschen besiegen, damit wir über Weihnachten und den Jahreswechsel prassen können. Später, ab Februar gibt es wieder hunderte Tote pro Tag, wieder 100 Milliarden weg… Wir verhalten uns wie krankhaft Übergewichtige, die ab und zu eine einwöchige Gurkendiät zulassen und dann fröhlich weiterfeiern, nur mit dem Unterschied, dass es eben immer 100 Milliarden kostet – dann schon 300 Milliarden.

Und ich frage mich: Wie wird ein Volk, das nicht einmal ein paar Monate Masken zu tragen vermag, bis es Impfungen gibt – wie wird ein solches Volk den Klimawandel bewältigen?

 

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Ich schätze einmal, dass inzwischen die Hälfte von uns vorsorgeunfähig ist, weil wir uns zunehmend eine Versicherungsmentalität zulegen. Es soll Geld regnen.

Die andere Hälfte lebt zwar für sich selbst verantwortlich und macht bei Nachhaltigkeitsversuchen für die eine oder andere Stunde mit, traut sich aber nicht, zivilcouragiert das Mitmachen aller einzufordern. Niemand traut sich zum Beispiel, bei anderen Menschen Bildung und Weiterbildung einzufordern. [„Herr Dueck, das ist elitäre Arroganz!“] Das Klima wird den Greta-Fans überlassen, es reicht erst einmal, Glastrinkhalme zu kaufen. Selbst Frau Merkel appelliert nur noch, auch wenn in ihrem Gesicht die Notwenigkeit gekerbt scheint, die Peitsche hervorzuholen. Der Staat redet nur noch zaghaft gut zu, es gibt keine Autorität mehr, die allgemein respektiert wird.

Die wirklich großen Probleme können nicht gelöst werden, wenn nur eine Hälfte mitmacht. Das ist das Kernproblem. Es sind zu viele, die die großen Probleme nicht als ihre anerkennen. In den USA kann man Wahlen gewinnen, wenn man alle Probleme weglügt. [Trump hätte locker gewonnen, wenn die Wahl einen Monat später stattgefunden hätte, nachdem inzwischen mehrere Konsortien hochwirksame Impfstoffe ankündigten…] Alles leugnen! Das finden erschreckend viele Menschen gut, es muss nur Geld regnen.

 

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www.omnisophie.com

Bei IBM nannten sie mich "Wild Duck", also Querdenker. Ich war dort Chief Technology Officer, so etwas wie "Teil des technologischen Gewissens". Ich habe mich viel um "artgerechte Arbeitsumgebungen" (besonders für Techies) gekümmert und über Innovation und Unternehmenskulturen nachgedacht. Besonders jetzt, nach meiner Versetzung in den Unruhestand, äußere ich mich oft zum täglichen Wahnsinn in Arbeitsumgebungen und bei Bildung und Erziehung ein bisschen polarisierend-satirisch, wo echt predigende Leidenschaft auf Stirnrunzeln träfe. Es geht mir immer um "artgerechte Haltung von Menschen"! Heute bin ich als freier Schriftsteller, Referent und Business-Angel selbstständig und würde gerne etwas zum Anschieben neuer Bildungssysteme beitragen. Ich schreibe also rund um Kinder, Menschen, Manager und Berater - und bitte um Verzeihung, wenn ich das Tägliche auch öfter einmal in Beziehung zu Platon & Co. bringe. Die Beiträge hier stehen auch auf meiner Homepage www.omnisophie.com als pdf-download bereit. Wer sie ordentlich zitiert, mag sie irgendwo hin kopieren. Gunter Dueck

23 Kommentare

  1. Zitat aus dem Blog: “Das finden erschreckend viele Menschen gut, es muss nur Geld regnen.”
    Da Sie, Herr Dueck, hier mehrfach den Klimawandel thematisieren, einfach mal ein Zitat des heutigen PIK-Chefs Herrn Edenhofer (PIK-Leiter zusammen mit Hn. Rockström) im Interview mit der NZZ vom 14.11.2010:
    “Aber man muss klar sagen: Wir verteilen durch die Klimapolitik de facto das Weltvermögen um.”
    Dass Herr Edenhofer ein besonders starker Verfechter der CO2-Steuer ist, die es nun bei uns in Kürze geben wird, sollte auch bekannt sein. Hier wird also umverteilt. Das Geld ist ja nicht weg, auch wenn es denen fehlt, die die Steuer bezahlen, aber es haben dann eben andere, in diesem Fall der Staat. Mangels Zweckgebundenheit auch dieser Steuer ist dies erstmal ein Geldregen für den Staat.

    • @Wolfgang Richter (Zitat): “ Mangels Zweckgebundenheit auch dieser Steuer ist dies erstmal ein Geldregen für den Staat.“
      Ja. Und wenn man den gleichen Blick auf die deutsche Gesellschaft hat wie Gunter Dueck, dann kann man das als eine Art Selbstverteidigung des Staates sehen. Denn: wenn alle Bürger Geld abholen wo sie nur können, dann muss doch auch der Staat Geld abholen wo er nur kann.

    • Jede emittierte Tonne CO2 verursacht Schäden von 180 Euro (Zahlen des Umweltbundesamtes). Der, der viel Treibhausgase emittiert, bekommt nur einen kleinen Teil des Schadens zu spüren.

      Mit anderen Worten: CO2-Emissionen verteilen das Weltvermögen um, indem sie anderswo Schäden und Kosten verursachen.

      Oder so: Die Atmosphäre hat als Deponie für Treibhaugase – wenn eine gefährliche Erderhitzung vermieden werden soll – nur begrenzt viel Platz. Der, der viel Treibhausgase emittiert, reißt übergebührlich viel Deponieraum an sich.

      Mit anderen Worten: CO2-Emissionen verteilen das Weltvermögen um, indem sie eine Aneignung eines Allgemeinguts darstellen.

      Wenn der Deponieraum bepreist wird und die Schäden begrenzt werden, hat das selbstverständlich Einfluss auf die Verteilung des Weltvermögens. Wir haben aber die Chance, es gerechter zu verteilen.

      Nichtstun, weiter CO2 zu emittieren wie bisher, würde auf jeden Fall das Weltvermögen ungerecht umverteilen.

  2. Vorsorgeunfähigkeit, Ablehnung von Eigenverantwortung, Glauben an den Staat als Salvator Mundi: Herr Dueck, das ist unverfrorene Misanthropie, mindestens aber ein schlimmes Bild des heutigen deutschen Staatsbürgers, dass sie da hegen.
    Nun ja, ganz so schlimm scheint es nicht zu sein, schreiben sie doch: “ Die wirklich großen Probleme können nicht gelöst werden, wenn nur eine Hälfte mitmacht.“ und klar, sie selbst gehören sicher zur anderen, zur besseren Hälfte und beklagen sich hier nicht über alle ihre Mitbürger sondern nur über die, die zur schlechteren Hälfte gehören, die nämlich, die alle eigenen Anstrengungen zunichte machen.

    Ich kann ihnen aber sagen, dass diese Art der Klage über die schlechtere Hälfte überhaupt nicht neu ist. In der Bibel lebt die schlechtere, unverantwortliche Hälfte der damaligen Welt in Sodom und Gomorrha. Besser gesagt, sie lebte dort bis Jahwe das nicht mehr ertragen konnte.

  3. Vorsorge vor planetaren Grenzen,globaler Demograohie,Klimawandel,Biodiversität,Müll,Wasser,menschengemachter Krisen und Wachstumsschmerzen?
    Mir geht die Selbstreferenzialität gewisser Eliten ziemlich gegen den Strich!

    • Gutes Argument. Im Ton genau richtig. Es gibt nur wenige Menschen, die das Wort Selbstreferenzialität so gewandt einsetzen können. Das stellt Sie über viele!

  4. Wir bewegen uns zwischen Kompliment und Ironie.
    Ich halte viel vom Gespür vor dem Ausdruck.

  5. Vorsorge ist ein Kümmern um Probleme von morgen.
    Ja. Wobei die Vorsorge als Abwehr von Risiken geplant sein kann und/oder als Befähigung/Startkapital für eine bessere Zukunft. In Bildung beispielsweise kann man investieren um bestehende hochqualifizierte Stellen zu erhalten oder um den Studenten die Fähigkeiten zur Disruption und zum Umbruch zu geben.

    Wenn es um Gesundheits-/Sicherheits- oder Umweltvorsorge geht so dominiert heute das Denken in Gefahren und Risiken und weniger das Denken in Chancen. Wir sehen eher die drohende Apokalypse als den von uns aufzuschliessenden Garten Eden. Ausdruck dieser Denkweise ist das Vorsorgeprinzip. Dazu liest man in der Wikipedia:

    Das Vorsorgeprinzip ist ein Prinzip der Umwelt- und Gesundheitspolitik; danach sollen die denkbaren Belastungen bzw. Schäden für die Umwelt bzw. die menschliche Gesundheit im Voraus (trotz unvollständiger Wissensbasis) vermieden oder weitestgehend verringert werden. Es dient damit einer Risiko- bzw. Gefahrenvorsorge (-> Risikomanagement).

    Also nichts neues, wenn die Risiken des Neuen noch nicht völlig abgeklärt sind. Konkret: Keine 5G-Antennen, solange nicht feststeht, dass 5G-„Strahlen“ absolut ungefährlich sind, kein Wasserkraftwerk ohne Ausschluss von negativen Auswirkungen auf die Umwelt, keine Windturbine ohne Vogelschutzvorkehrungen uns sicher keine AKWs. Eine Haltung, die von Hans Jonas trefflich so beschrieben wurde: „Der schlechten Prognose den Vorrang zu geben gegenüber der guten, ist verantwortungsbewußtes Handeln im Hinblick auf zukünftige Generationen.“[2]

    Vorsorge und Abwendung von Gefahren also, nicht Vorsorge für ein besseres Leben. Ja, an diesem Punkt sind wir heute.

  6. Vor 30 Jahren wurde die 2/3 Gesellschaft in Deutschland voraus gesagt. Jetzt haben wir sie, die 2/3, die über ein eigenes Haus verfügen , ein gesichertes Einkommen, die Stütze der Grünen, CDU, FDP.
    Das restliche Drittel, das schlägt sich auf der Straße mit den Linken, der Polizei und der AFD. Die können sogar querdenken, aber sie haben kein Geld mehr für die Vorsorge.
    Die wurden und werden einfach vergessen. Dazu gehören auch die EX-DDRler.

    Der Sozialstaat wird weiter abgebaut, wer sich nicht selbst hilft, der wird von der real-existierenden-Inflation gefressen. (Herr Merz will sogar die Rentenversicherung auf Aktien aufbauen)
    Ein Reihenhaus kostet derweil in Süddeutschland 700 000 €. Vor 10 Jahren waren es noch 350 000 €.

    Herr Dueck, Gratulation, Sie haben ein heißes Eisen ausgepackt.

    • @hwied: dann klagen also 2/3 auf hohem Niveau und ignorieren das eine zurückgebliebene Drittel? Motto: No child left behind; Realität: One third left behind.

  7. Martin Holzherr,
    Zwischen Klagen und Tuen, da ist ein Unterschied. Die Intelligenzia in Deutschland hat schon verstanden, wohin die Entwicklung geht, und die wird auch beklagt. Vergleichbar mit dem Anstieg des Meeresspiegels. Der wird auch beklagt, aber welcher Intelligenzler verzichtet auf sein SUV ?
    Ich will niemandem moralische Schwächen vorwerfen, der Mensch ist ein Herdentier und solange der Mainstream nur seine Wunden leckt, solange wird sich die Entwicklung vom Sozialstaat zum 2/3 Staat nicht ändern.
    Der Roman 1984 (man sollte den Titel ändern ) ist aktueller als je zuvor.

  8. @Eigene Dummheit

    Ich würde das gar nicht so negativ sehen. Wir leben auf einem weit übertriebenem Wohlstandsniveau. Wenn viele marode Autobahnbrücken den zukünftigen Verkehr bremsen, so ist dieser doch selbst in diesem Ausmaß unsinnig.

    Die Menschen die so auf großem Fuß leben, mit SUV, Kreuzfahrt und großzügigem Eigenheim haben sich doch längst ihr eigenes großspuriges Gefängnis gebaut. Leistungsrennen erst in der Schule, dann an der Uni, und weiter im Beruf bis 67, da kommt eben in Zeiten moderner Technik soviel Konsum bei heraus. Anders kann man so viel Geld kaum ausgeben.

    Dabei verlangt unsere psychische Konstitution eher nach Zusammenarbeit und Verbundenheit, und diese ganz maßgeblich auch als Verbundenheit mit der Natur. Hier wird doch das Potential des eigenen Lebens verschwendet, mit so viel Leistung, die in großen Teilen sinnlos verpufft, weil es an diesen materiellen Gütern längst genug ist.

    Die Schäden am Klima sind real, ja, und wir brauchen den Einsatz einschlägiger neuer Technik. Das eigentliche menschliche Problem ist dennoch gerade die fehlende Sinnhaftigkeit dieser Arbeits- und Leistungswut. Aber es ist dann wenigstens nur noch ein persönliches Kulturproblem, wenn hier die C02-Kosten endlich eingepreist werden. Das wird dann doch recht schnell zur Vermeidung der Emissionen führen, auch angesichts noch weiter sinkender Kosten für Photovoltaik, Windräder und Farhrzeugbatterien.

    Wir brauchen hier auch keine Kernfusion, auch wenn sie ganz nett wäre. Das geht auch so. Wenn jetzt aber die Menschen mal erkennen würden, welchen Wohlstand sie so gar nicht brauchen, und da einfach auch auf der Arbeitsseite deutlich weniger aktiv werden, dann würde sich die Energiewende nochmal richtig beschleunigen.

    Ein gutes Beispiel sind Radwege in den Städten. Die deutsche Autolobby schaffte es bisher weitgehend, dass der öffentliche Raum auf möglichst viele Privat-PKW ausgerichtet ist. Wenn wir eine Politik an die Regierung wählen, die hier den Vorrang für Fahrradverkehr umsetzt, könnten wir endlich unkompliziert, zügig und recht sicher mit dem Fahrrad fast überall hinfahren, und bräuchten nicht mehr solche Summen in Autos investieren.

    Das wäre alles andere als teuer, das würde bis zu 200 Euro im persönlichen Budget frei machen, und auch der Unterhalt der Fahrradwege wäre eher günstiger, als der Unterhalt des derzeitigen Ausbauzustandes des Straßennetzes. Mit diesem eingesparten Geld könnte man dann mehr als hinreichend alle anderen Kosten für die 100% Klimaneutralität gegenfinanzieren.

    Wenn die Menschen mal verstehen würden, dass die Demonstration ihrer Leistungsfähigkeit in diesem Ausmaß unnütz ist, und mal genau gucken würden, was zum Leben wirklich zu gebrauchen ist, dann würden sie vielleicht eher in Bio-Lebensmittel investieren, und nur noch hin und wieder ein Carsharingfahrzeug benutzen. Oder sich sogar wirklich Lebenszeit frei machen, die Welt und den Kosmos zu erkunden und sich mit den Menschen um sich herum zu beschäftigen. Das hat was von Gutem Leben. Dieser PS-Rummel nicht.

    Aber klar, die Entscheidung für Radwege ist eine politische, ohne dem geht zumindest dieser Teil der grassierenden Verschwendung weiter.

    • @Tobias Jeckenburger
      Guter Punkt. Auch die “Eliten” stecken im Hamsterrad, wil lassen uns viel zu oft, ich nehme mich da nicht aus, den Bären aufbinden, je priveligierter, je glücklicher.

  9. “Nicht einmal ein paar Monate Maskentragen ist zur Vorsorge zumutbar.”
    Vielleicht entsteht eine solche Aussage unter einem speziellen regionalen Eindruck, aber ich sehe überall hochdisziplinierte Menschen mit Atemschutz, sehr wenige ausgenommen, die es nun einmal immer gibt.
    Offen gesagt, ich finde das auch unverschämt, die allermeisten Menschen müssen sich sowas nicht anhören als Antwort auf ihr vernünftiges Verhalten.
    Vielmehr ist es die Politik, die diese extrem hohe Mitmach-Bereitschaft schamlos ausnutzt. Maskenpflicht im Freien ist nutzlos, auch auf belebten Plätzen, und dient bestenfalls dem Aktionismus, im schlechteren der persönlichen Profilierung.
    Es ist die Politik, die sich seit dem Sommer von einer faktenbasierten Vorsorge verabschiedet, in immer größerer Geschwindigkeit, und mit einer erstaunlichen Aggressivität.

  10. Tobias Jeckenburger,
    soviel Kulturkritik in der Vorweihnachtszeit ? Sogar unseren Pfarrer hat sie erwischt. Er hat auf seinem Kirchenblatt die hl. Familie dargestellt, vor der Krippe, und in der Krippe steckt ein 50 € Schein.

    DH
    die Politik hat einen Zielkonflikt. Einerseits soll die Wirtschaft weiterlaufen wie bisher, die Leute sollen konsumieren wie bisher, aber sie sollen nicht das Haus verlassen. Das passt nicht zusammen.
    Das wird auch immer unglaubwürdiger.
    Wer hat einen Lösungsvorschlag ?

    • Da stimme ich zu. Im Moment wird so eine Art “quantitative Verschiebung”versucht. Weil man Kontakte in der Wirtschaft nicht reduzieren will, versucht man sie überall woanders zu vermeiden, wobei allerdings die Aggression auffällt, die sich gegen alles mit Freizeit richtet, da ist auch was Puritanisches mit drin.
      Fratscher, DIW, sieht die Gefahr für die Wirtschaft nicht so hoch an bei einem kompletten Lockdown, der nur die Grundversorgung ausspart- wie beim ersten Mal. Wir haben ja eigentlich eine Blaupause, der erste Lockdown. Warum der nicht wiederholt wird, ist eine spannende Frage- jetzt die Verschwörungstheorie: Wäre es eine Überraschung, wenn das was mit Lobbyismus zu tun hat?
      Was gar nicht geht, sind Ausgangssperren, die nicht nur nichts bringen, sondern womöglich sogar die Zahlen eskalieren. Frankreich, Spanien und Italien haben das eindrucksvoll gezeigt.
      Wer die Menschen daheim einpfercht, zwingt sie in Habitate, die mit zu denen mit dem größten Infektionspotential zählen.
      Ich bin mir aber nicht sicher, ob das die Politik überhaupt noch interessiert. Anders als beim ersten Lockdown scheinen sich jetzt die Scharfmacher um jeden Preis durchzusetzen, völlig unabhängig von den Erfolgsaussichten.

  11. In der Menschheitsgeschichte gibt es immer wieder geschichtliche Umbrüche wo die alte Gesellschaftsform die Fragen und Probleme nur noch vor sich herschiebt und nicht mehr lösen kann. 1989 hatten wir einen solchen “Umbruch” in der DDR. Die alte bekannte Welt mit ihren Werten hört irgendwie auf zu existieren und niemand wusste so recht wie es weitergeht, ob es überhaupt neue Sicherheiten gibt, ob Vorsorge überhaupt noch sinnvoll ist etc… Die Masse der Menschen hatte sich damals angepasst, hatte ihren Trott gelebt, war mehr oder weniger folgsam wie die Lemminge den vorgegebenen Normen der Gesellschaft gefolgt… Dieses Gewohnheitstier Homo Sapiens -der in dieser heutigen Gesellschaft zum Konsum Menschen mutierte- kann bei solchen unvorhersehbaren Umbrüchen schon Existenzängste bekommen .All das, was sie oben beschrieben haben, hat mit der Zukunft zu tun. Aber diese Zukunft ist zur Zeit -bei all den Problemen- unsicherer denn je…

  12. @ hwied:

    “Jetzt haben wir sie, die 2/3, die über ein eigenes Haus verfügen”

    Die Wohneigentumsquote lag 2019 in Deutschland bei 51 %. Das war in Europa fast der niedrigste Wert. Arme Deutsche? Vielleicht. Andererseits: Rumänien hatte mit 96 % die höchste Quote, die Rumänen gelten aber gemeinhin nicht als reich.

  13. @Dueck: “… weil wir uns zunehmend eine Versicherungsmentalität zulegen.”

    Verblödet / total systemrational VERBLÖDET, von/zu gebildeter Suppenkaspermentalität in “Wer soll das bezahlen?” und “Arbeit macht frei”, bei gleichermaßen Bewusstseinsschwäche in Angst, Gewalt und egozentriertem “Individualbewusstsein” – Die URSACHE aller Probleme unseres imperialistisch-faschistischen / symptomatischen “Zusammenlebens”, ist der Glaube an den nun “freiheitlichen” Wettbewerb um Kommunikationsmüll wie “gesundes” Konkurrenzdenken.

    Und was die derzeitige Corona-Krise angeht:
    Es müsste jetzt Vorsorge getroffen werden, indem nun Kommunikation darüber anfängt, daß die Privatisierung des Gesundheitssektors rückgängig gemacht wird, für mehr Personal, für sehr viel mehr gerechte Entlohnung, für mehr Testlabore und mehr Impfzentren in Krisenzeiten, für mehr Möglichkeiten temporäre Intensivstationen zu eröffnen, usw. …

    Aber stattdessen kann man nun schon von den Lobbyisten des Parlamentarismus hören, wie sie intrigant planen den Steuersack wieder zu füllen, immer in selbstverständlicher Rücksicht auf das “unternehmerische Risiko” – Ich glaube nämlich, da sind derzeit auch eine ganze Menge an Spekulanten wie Vermieter, Versicherer und Energieversorger drunter, denn wie sonst kann es angehen, daß diese Profitler ohne Kürzungen, ohne Verzicht, oder ohne temporäres HartzIV durch die Krise kommen, und so die Krise sogar verschärfen!?

  14. Joseph Kuhn,
    danke für den Hinweis mit dem Wohnungseigentum.
    Noch als Zusatz. Irland galt pekuniär gesehen als eines der ärmsten Länder Europas. Wenn man aber Irland mehrfach bereist hat, dann zeigt sich, dass fast jeder Ire ein Haus besitzt und Grundbesitz sein eigen nennt. Iren haben im Schnitt vier Kinder , besuchen die Kirche und haben eine niedrige Selbstmordrate.

  15. hto,
    eine Ursache für die Probleme hast du vergessen, die niedrige Anzahl an Kinder. Wer keine Kinder hat, kann nur über Versicherungen für sein Alter vorsorgen.

  16. 😏hwied

    “Wer lesen und schreiben kann ist anderen weit voraus”

    Du belegt mal wieder wie falsch dieser Spruch ist.🥴

  17. hto,
    wer noch nicht lesen und schreiben kann, der ist den anderen voraus, denn je weniger lesen, desto länger leben.