Kollektive Intelligenz der Maschinen, Roboter und Plattformen

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Wahrheiten als Querdenkerisches verkleidet, von Gunter Dueck
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Die meisten Fehler passieren mir mit der Kaffeemaschine am Morgen, wenn ich noch nicht richtig wach bin. Ich stelle die Maschine ohne Kaffeepulver an oder ohne Wasser. Schlimm ist es, sie anzustellen, aber keine Kanne drunterzustellen. Ich merke erst nichts, weil ja der Kaffee nur aus dem Filter herausläuft, wenn die Kanne richtig platziert ist, aber dann läuft alles oben über und fließt langsam braun auf die Arbeitsplatte und verteilt sich dann in die Schubladen darunter. Währenddessen lese ich Zeitung und freue mich schon. Worauf? Keinen Kaffee. Ich muss alle Essbestecke aus der obersten Schublade abwaschen und die Mocca-Nudeln weiter unten sind schon halb gar.
Wenn Roboter richtig programmiert sind, passiert denen das nicht! Sie machen keine dummen Fehler, weil sie nie müde sind. Sie begehen denselben Fehler auch nicht zweimal. Nach jedem Fehler werden sie upgedatet, dann ist Schluss. Natürlich kommt es dann nach dem Update oft zu neuen Fehlern, na gut, noch ein Update, aber irgendwann funktionieren sie dann doch vollkommen gut. Erinnern Sie sich an die Geldautomaten, die lange Zeit etwas kränklich waren? Auch das Bezahlen mit Geldscheinen beim Parken können die Maschinen mit der Zeit besser und akzeptieren Scheine in jeder Richtung.

Menschen kann man auch gut ausbilden, aber jeden einzeln. Maschinen aber werden alle gleichzeitig upgedatet. Als der Tesla einmal einen weißen LKW für bedeckten Himmel hielt, wurde die Software verbessert. Nun verwechselt nie mehr ein Tesla LKWs mit Wolken. Das meine ich mit der kollektiven Intelligenz der Maschinen. Wenn einer der Teslas einen Fehler macht, lernen alle sofort, diesen zu vermeiden. Alle Tesla zusammen machen sehr schnell alle möglichen Erfahrungen und Fehler durch. Daher lernen sie viiiiiel schneller mit der Fehlerausmerzung als Menschen. Sie lernen gemeinsam. Vielleicht können sie sich demnächst auch unterhalten und gemeinsam von vorneherein beschließen, diese und jene Fehler zu vermeiden. Das ist jetzt sehr idealistisch gesehen, weil so etwas ja den Charakter eines Meetings bekommt und dann wohl auch Maschinen von Schwarmdummheit befallen werden könnten.

Es gibt jetzt Startups mit Rechtsberatung und Hilfe. Wenn Ihnen zum Beispiel ein Flug ärgerlich ausfiel oder arg verspätet war, können Sie Schadenersatz verlangen. Aber wie? Sie wollen keine grauen Haare mit Rechtsanwälten bekommen. Jetzt gibt es Unternehmen im Netz, bei denen Sie einfach Ihre Flugnummer und das Datum eingeben. Da weiß der Computer schon lange Bescheid, was mit Ihrem Flug los war, er weiß, ob Ihnen etwas zusteht und was genau. Klick! Der Computer im Netz bietet an, Ihre Entschädigung gegen 30 Prozent Service-Charge einzutreiben. Klick, Sie bekommen das Geld jetzt sofort.
Wenn Sie dagegen zum Anwalt gehen würden, müsste der sich schlau machen, sich über Ihren Flug erkundigen etc. Das ergäbe eine schöne Wirtschaft! Lieber nicht, oder? Die Plattform, die über alle Kundenbeschwerden Bescheid weiß, hat das kollektive Wissen in sich und ist den promovierten Prädikatsjuristen turmhoch überlegen. Es gibt entsprechend Plattformen, wo Sie ihre Blitzerknöllchen eingeben und im Netz anfragen, ob sich ein Widerspruch lohnt. Diese Plattform kennt sich dann aus, ob die Richter in Ihrem Bezirk nett sind, ob der Blitzer, der Sie erwischt hat, glücklicherweise nicht geeicht ist (was man in einem anderen Prozess festgestellt hat) oder ob an dieser Stelle schon andere Klagen mit Einsprüchen erfolgreich waren. Das weiß die Plattform, weil sie eben Kenntnisse über alle Rechtsfälle hat. Wenn Sie also dort anfragen, profitieren Sie von den Erfahrungen Ihrer Vorsünder und Sie tragen mit Ihrem Fall vielleicht zu noch mehr Wissen bei.
Klar? Weiter: Gerade entstehen neue Plattformen, bei denen man sich erkundigen kann, ob man Wuchermieten zahlt. Kein Gang mehr zum Anwalt! Die Plattform hat womöglich in Ihrem Hochhaus schon ein paar Fälle erfolgreich gelöst! Zusätzliche Fälle laufen nicht mehr auf einen endlosee Prozess hinaus, sie kosten nur noch ein Fingerschnippen.
Fazit: Man kann kollektiv gleichartige Lebensprobleme in einem Abwasch lösen.

Wir sind nicht mehr allein, die Plattform verbindet uns, wir wehren uns quasi gemeinsam. Wir schimpfen dann nicht nur in Blogs oder per Shitstorm, wir bekommen gemeinsam unser gutes Recht. Unsere Peiniger können nicht mehr darauf setzen, dass wir wegen ein paar hundert Euro nicht wagen, in den Prozesskrieg zu ziehen. Die Plattformen könnten mehr Gerechtigkeit erzielen oder im Allgemeinen der Gemeinschaft helfen. Die guten Plattformen jedenfalls. Es wird auch kollektiv intelligente Borgs geben.

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www.omnisophie.com

Bei IBM nannten sie mich "Wild Duck", also Querdenker. Ich war dort Chief Technology Officer, so etwas wie "Teil des technologischen Gewissens". Ich habe mich viel um "artgerechte Arbeitsumgebungen" (besonders für Techies) gekümmert und über Innovation und Unternehmenskulturen nachgedacht. Besonders jetzt, nach meiner Versetzung in den Unruhestand, äußere ich mich oft zum täglichen Wahnsinn in Arbeitsumgebungen und bei Bildung und Erziehung ein bisschen polarisierend-satirisch, wo echt predigende Leidenschaft auf Stirnrunzeln träfe. Es geht mir immer um "artgerechte Haltung von Menschen"! Heute bin ich als freier Schriftsteller, Referent und Business-Angel selbstständig und würde gerne etwas zum Anschieben neuer Bildungssysteme beitragen. Ich schreibe also rund um Kinder, Menschen, Manager und Berater - und bitte um Verzeihung, wenn ich das Tägliche auch öfter einmal in Beziehung zu Platon & Co. bringe. Die Beiträge hier stehen auch auf meiner Homepage www.omnisophie.com als pdf-download bereit. Wer sie ordentlich zitiert, mag sie irgendwo hin kopieren. Gunter Dueck

7 Kommentare

  1. Ich hab erst neulich wieder überlegt, wie ich den Schein in den Automaten stecke. Da ist tatsächlich was hängen geblieben von den anfänglichen
    Geldschein-Problemen. Eselsohren waren zum Beispiel schon Ursache von Ablehnung durch die Automaten.

    Aber inzwischen wird man mangels Enttäuschung enttäuscht, weil die Automaten eben doch besser funktionieren.

    Und die Borg?
    Wissen sie eigentlich, dass diese Szenerie der Borgkollektive direkt aus der christlichen Theologie entnommen ist? Sie haben da nur das “Highlight” rausgelassen.

  2. Ein Update von miteinander vernetzten Geräten ist ja nun weniger eine Sache der Intelligenz der Maschinen. Klar ist das rationell, doch ein upgedateter Softwarefehler richtet halt auch gleich entsprechend mehr Schaden an.
    Die Start – Ups in Rechtsfragen bieten Bequemlichkeit gegen entsprechendes Honorar.
    Dabei nehmen sie sich vermutlich nur narrensicherer Fälle an und kassieren 30 %.
    Gleichzeitig animieren solche Angebote immer mehr Menschen, wegen Bagatellen zu klagen, was ich aus menschlicher Sicht nicht gut finde.
    Bei Klagen gegen Versicherungen und Konzerne werden Sie vermutlich nach wie vor keinen solchen Service finden, da es diese gerne selbst bei eindeutiger Beweislage auf einen Prozess ankommen lassen, wohl wissend, daß der kleine Mann sich das nicht leisten kann und dann oft die Angst siegt.
    Die zunehmende “Intelligenz” der Maschinen ist für mich im Angesicht von Data – Mining und NSA mehr Gefahr als Nutzen.
    Als konkreten Tip empfehle ich Herrn Dueck, morgens einen gefüllten Melitta Filter über seine Kaffeekanne zu stellen und heißes Wasser einzufüllen. Da kann man nix falsch machen und das System ist im Gegensatz zu teuren und wartungsintensiven Hightech – Kaffeemaschinen billig, ökologisch und unkaputtbar. Und ein kostenpflichtiges Software – Update, die Geld – Melkmaschine der Zukunft, ist auch nicht nötig. Keep it simple!

    • Ein Update von miteinander vernetzten Geräten ist ja nun weniger eine Sache der Intelligenz der Maschinen.

      Das Web mit seinen Diensten wächst, um einmal das Fachwort zu nennen, organisch, auch Dr. W war der WebLog-Artikel ein wenig zu “Update”-zentriert; was dem einen der Software-Fehler ist, kann dem anderen ein Feature sein.

      Im Negativen ist die Möglichkeit der zunehmenden Überwachung der Bürger zu buchen, was von der Politik, Stichwort : Nudging, für so etwas gibt es mittlerweile schon den sogenannten Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften, zunehmend genutzt bis missbraucht wird, abär, so meint zumindest einer, “nicht wirklich” funktioniert.
      Der Mensch bleibt Homo Oeconomicus, sogar im Politischen, er wird kein zu steuernder Schwamm oder Schwarm, den Beibehalt der aufklärerischen Gesellschaftssysteme vorausgesetzt.
      Es wird immer “Rocker” wie Donald J. Trump geben, d.h. sie werden demokratisch gewählt werden, im Sinne des Wahl- oder Staatsvolks, die den Sumpf, in der BRD ist der konformistische Merkel-Sumpf gemeint, trocken legen oder zumindest derart versuchen.

      MFG
      Dr. Webbaer

  3. Das Web ist per se gut – und auch deshalb einigen, bundesdeutsch seien an dieser Stelle Heiko Maas und (Ex-)Chefin, ein Dorn im Auge.
    Auch den Medien, die “Standardmedien” sind hier gemeint, womöglich : die ehemaligen Standardmedien, geht es so, sie schwimmen nur noch mit, ihr Status als sogenannte Vierte Macht ist leider Vergangenheit.
    Auch die bundesdeutschen öffentlich-rechtlichen Medien leiden stark, sie werden mehr und mehr Parteienmedien, vs. Staatsmedien.

    Inhaltsangebote wie dieses hier, das dankenswerterweise bereit gestellt ist, werden im Vergleich zu den Standardmedien relevanter.
    Der Web-Konsument konsumiert gezielt und sucht so nach Inhalt und findet ihn.
    Insofern werden auch die diesbezüglichen Dienste des Webs (Suchmaschinen, sog. Soziale Dienste etc.) von der Politik angegangen, allerdings letztlich nicht sehr folgenreich.
    Und klar, es wird gerechter, ein netter Hinweis lag vor.

    MFG
    Dr. Webbaer

  4. *
    bundesdeutsch seien an dieser Stelle Heiko Maas und (Ex-)Chefin [gegrüßt]

  5. Die Grenzen der künstlichen Intelligenz zeigen sich bei der Flughafenkontrolle. Hinter dem Röntgengerät sitzt ein Mensch. Wenn Sie dann noch einen Toaster in ihrem Gepäck haben, dann wird der Koffer geöffnet, weil ein Toaster eben schwer zu identifizieren ist.
    Der Diagnosestecker beim KFZ ist genauso praktisch wie zeitsparend. Wann kommt der Diagnosestecker beim Menschen?
    Wenn der Geldautomat richtig verlinkt wäre, dann könnte er uns warnen, wenn wir zu viel Geld ausgeben.
    Wenn wir eine neue Bekanntschaft machen, könnte ein schneller elektronischer Datenaustausch unsere Chanchen für eine längere Bindung abchecken. Kein sinnloses Anbaggern mehr, mehr Ökonomie auch beim zwischenmenschlichen Verkehr. Jeden tag könnte dann auch automatisch die noch verbleibende, statistisch berechnete Lebenszeit, ausgegeben werden. Dann wissen wir woran wir sind, oder ist das alles übertrieben?

  6. Ja, der Mensch war und ist das schwächste Glied in der Kette. Vertrau nie einem Menschen, wenn Du der Technik oder deinem Hund vertrauen kannst!