Jeder in einem kleinen von ihm beobachtbaren Universum

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Wahrheiten als Querdenkerisches verkleidet, von Gunter Dueck
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Am Wochenende sind wir endlich einmal dazu gekommen, einen Abstecher zum Haus der Astronomie auf dem Königstuhl zu machen, das der SAP-Mitgründer Klaus Tschira der Menschheit schenkte. Wir wohnen nur ein paar Kilometer entfernt. In einer großartigen Kuppel kann man sich dort wie im Kino das Universum anschauen. Da werden uns die Planeten und die Nachbarn der Sonne gezeigt, wir schauen uns anschließend Sternennebel an und – ja, so weiter.
Jemand fragt, warum man manchmal Radioteleskope, mal Fernrohre nutzt: Ist doch klar, man sieht jeweils eine andere Welt, je nachdem welche Impressionen man aus anderen Wellenlängen bezieht. Zum Schluss dann eine große schwarze Halbkugel über uns, darin eine kleine schwach erleuchtete Kugel, und mitten in dieser kleinen Kugel ein kleiner heller Punkt: das ist unsere Erde, das sind wir.
Das Schwarze ist das ganze Universum, die helle Kugel aber stellt das für uns sichtbare oder be-obachtbare Universum dar (alles Licht, und alle Strahlen, die vom Urknall an endlich bis zu uns angekommen sind). Ja, und Tusch! Unsere Erde sieht man ganz genau im Mittelpunkt dieses im-posanten Schlussbildes der Vorführung.

Da ist das ganze All! Aber im Mittelpunkt des Universums bin ich selbst.

„Der Mensch ist der Mittelpunkt!“, fällt mir sofort ein, aber ich bin nur deshalb der Mittelpunkt des beobachtbaren Universums, weil ich kugelförmig in alle Richtungen gleichweit sehen kann.

Da fiel mir das von Kahnemann beschriebene Phänomen ein, das er „What you see is all there is“ nennt. Menschen halten das für sie sichtbare Universum für schon alles und sind natürlich der Mittelpunkt dieses Universums.
Menschen haben wie die Astronomen verschiedene Sinnesorgane. Sie können die Welt durch Sehen, Hören, Schmecken, Tasten, Spüren, Greifen, Riechen erfassen. Sie können sich hinein-denken, sich informieren, mit dem Herzen umsehen und so weiter. Manche haben gute Instru-mente, andere nicht so gute. Wer sieht schon mit dem Herzen gut? Das fragt sich der Kleine Prinz. Wir predigen Zuhören, Mitdenken, Empathie usw., weil wir sehen, dass viele das eben nur inadä-quat tun. Viele sehen eben wenig, sie blicken es nicht. Ergo: Ihr beobachtbares Universum ist klein. Und dann kommt „What you see is all there is“ dazu: Dieses kleine Universum wird für das Ganze gehalten.

Wir kennen ja aus dem Geschichtsunterricht die verrückten Denkverrenkungen, die die Astronomen der Frühzeit verrichten mussten, um die seltsam anmutenden Irrläufe der Himmelskörper zu verstehen. Genauso seltsam klingen die Erklärungen aus Kleinstuniversen heraus. Oft sind es Verschwörungstheorien, naive Ideale oder unkritisch wiederholte Parolen von Marktschreiern…

Merken Sie, dass Sie in Ihrer Firma in solchen kleinen Universen leben? Sie schauen nur die Ihnen bekannten Wettbewerber an, nicht Google oder Amazon. Sie machen alles, wie es immer gemacht wurde – in Ihrem kleinen Methodenuniversum. Prozesse beschränken das Universum. Change Management zieht Sie mühsam an den Ohren, um das Universum zu erweitern (ja, manchmal wird es auch nur durch Berater verkleinert, ich weiß – sie nennen es Fokus, Kerngeschäftskonzentration oder Quartalsdenken).

Schauen Sie einmal auf Ihr kleines Universum und stellen Sie sich die ganze bekannte Welt dage-gen vor, etwa die mathematische Vereinigungsmenge alle Einzelmenschenuniversen. Und dann sehen Sie wie ich trotzdem nur die kleine beleuchtete Kugel in einem großen unfassbarem Dunkel. Demut sollte uns beschleichen und Lust, wenigstens die Universen der Anderen kennenzulernen. Demut und Offenheit.

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www.omnisophie.com

Bei IBM nannten sie mich "Wild Duck", also Querdenker. Ich war dort Chief Technology Officer, so etwas wie "Teil des technologischen Gewissens". Ich habe mich viel um "artgerechte Arbeitsumgebungen" (besonders für Techies) gekümmert und über Innovation und Unternehmenskulturen nachgedacht. Besonders jetzt, nach meiner Versetzung in den Unruhestand, äußere ich mich oft zum täglichen Wahnsinn in Arbeitsumgebungen und bei Bildung und Erziehung ein bisschen polarisierend-satirisch, wo echt predigende Leidenschaft auf Stirnrunzeln träfe. Es geht mir immer um "artgerechte Haltung von Menschen"! Heute bin ich als freier Schriftsteller, Referent und Business-Angel selbstständig und würde gerne etwas zum Anschieben neuer Bildungssysteme beitragen. Ich schreibe also rund um Kinder, Menschen, Manager und Berater - und bitte um Verzeihung, wenn ich das Tägliche auch öfter einmal in Beziehung zu Platon & Co. bringe. Die Beiträge hier stehen auch auf meiner Homepage www.omnisophie.com als pdf-download bereit. Wer sie ordentlich zitiert, mag sie irgendwo hin kopieren. Gunter Dueck

4 Kommentare

  1. Teil eins:

    Zu:
    “……etwa die mathematische Vereinigungsmenge alle Einzelmenschenuniversen…”

    Dabei dürfte es sich großteils um Schnittmengen handeln. Denn so gewaltig unterschiedlich sind die menschlichen “Einzeluniversen” auch wieder nicht.
    Dafür sorgen schon Werbung, Erziehung und politische Propaganda.

    Teil zwei:
    Zu:
    “..die verrückten Denkverrenkungen, die die Astrono-men der Frühzeit verrichten mussten, um die seltsam anmutenden Irrläufe der Himmelskörper zu verstehen. Genauso seltsam klingen die Erklärungen aus Kleinstuniversen heraus. Oft sind es Ver-schwörungstheorien, naive Ideale oder unkritisch wiederholte Parolen von Marktschreiern… “

    Weshalb sind Sie eigentlich so sicher, dass gerade die Kleinstuniversen :
    – Ver-schwörungstheorien, naive Ideale oder unkritisch wiederholte Parolen von Marktschreiern…

    den “verrückten Denkverrenkungen der Astronomen- Frühzeit ” entsprechen
    und nicht die ebenfalls oftmals seltsam klingenden Erklärungen heutiger (mathematischer) wissenschaflicher Theoreme? Man denke nur an solche Seltsamkeiten wie die vielen “multidimensionalen Stringtheorien ” oder die vielen “dunklen Mächte” der Astrophysik, von denen bekannt ist, dass sie kaum oder überhaupt nicht verifizierbar (und noch weniger falsifizierbar) sind?

    Es gibt Kritiker, die glauben , dass die heutige Situation der damaligen ähnelt.
    Denn auch heute gibt es wieder……..” seltsam anmutenden Irrläufe der Himmelskörper ….” die durch noch seltsamere Theorien über äußerst “dunkle Sphären”erklärt weden sollen.

    Oder haben Sie auf dem Königsstuhl da oben die Erklärung für wirklich “ganz ,ganz ALLES ” erspäht? Und vielleicht sogar noch für das, was die Ursache für “DAS ALLES” gewesen ist?
    Mir hätte schon gereicht, Sie hätten von da oben “kleine Universen” in der Pfalz erblickt. Zum Beispiel solche. von denen aus in anderen kleinen Universen unter Zuhilfenahme von kleinen oder nicht so kleinen Fluggeräten Hinrichtungen von “Kämpfern ” koordiniert werden. Was manche wiederum, völkerrechtlich gesehen und aus ihrem kleinen Universum heraus, als eigentlich gar nicht so kleine Schweinerei bezeichnen würden.

  2. Hmja :

    Schauen Sie einmal auf Ihr kleines Universum und stellen Sie sich die ganze bekannte Welt dage-gen vor, etwa die mathematische Vereinigungsmenge alle[r] Einzelmenschenuniversen.

    Dr. Webbaer ist als Sanguiniker ja fröhlich.
    Verweist an dieser Stelle gerne auf diese bekannte NASA-Animation :

    -> https://apod.nasa.gov/apod/ap120312.html

    Demut sollte uns beschleichen und Lust, wenigstens die Universen der Anderen kennenzulernen. Demut und Offenheit.

    Wissenschaftliches Vorhaben ist exoterisch, allgemein sozial, sozusagen jeder kann mitmachen, von ‘Demut’ und Schuldgefühlen rät Dr. Webbaer streng ab; dem Gedanken, dass Wissenschaftlichkeit wie Sozialität immer etwas mit anderen (Erkenntnissubjekten) zu tun hat, vermag Dr. Webbaer schon einiges abgewinnen, die zeitgenössische Wissenschaftlichkeit folgt ja einer Methode (leider kein d-sprachiger dbzgl. Text vorhanden, weiß jemand warum dies der Fall ist?) und ist eine Veranstaltung, ansonsten schlägt Dr. Webbaer mal vor den Begriff Stolz zu verwenden, ‘Stolz und Offenheit’, auch so, in Kombination.

    MFG + schöne Woche noch,
    Dr. Webbaer

  3. Wahrscheinlich bekommt der Mensch erst Demuth,wenn ihm das Wasser bis zum Halse steht, wenn ihn Krankheit, Hinfälligkeit und Bedürftigkeit an seine Hilflosigkeit und Sterblichkeit erinnern bzw. verdeutlichen,dass er eigentlich nur Staub im Wind der Zeit ist. Demuth ist die Erinnerung daran, dass
    Gesundheit nichts selbstverständliches ist und das dieses kleine Universum zum großen Teil nur aus anerzogenen Wunschvorstellungen unseres EGOS besteht.Viele brauchen ein solches aufgebauschtes EGO, weil sie nach Anerkennung suchen bzw. damit ihre eigene gefühlte Bedeutungslosigkeit kompensieren wollen.Als Mittelpunkt des Universum fühlt man sich sehr narzisstisch.

  4. Dr. W ist ja größenwahnsinnig, meint besser zu sein als auch zuvor Gekommende, mittlerweile : abgestorbene, meint auch derartige Nachricht (halbwegs) zu verstehen, vergleiche :
    -> ‘Schauen Sie einmal auf Ihr kleines Universum und stellen Sie sich die ganze bekannte Welt dage-gen vor, etwa die mathematische Vereinigungsmenge alle Einzelmenschenuniversen. Und dann sehen Sie wie ich trotzdem nur die kleine beleuchtete Kugel in einem großen unfassbarem Dunkel. Demut sollte uns beschleichen und Lust, wenigstens die Universen der Anderen kennenzulernen. Demut und Offenheit.’ [Artikel-Text]

    Meint auch zuvor Gekommene (die, die nicht mehr leben) halbwegs verstanden zu haben, hier steckt die Sequenz, also das ‘Se’, also das Selbst rinnen, wie das Folgen, die Frequenz meint streng genommen die Wiederholung, was an dieser Stelle abär nicht stören soll.

    Also, er ist ganz anders als im dankenswerterweise bereit gestellten WebLog-Artikel intoniert, in etwa so :

    Sei locker, sei Anderen und anderer Meinung aufgeschlossen, ziehe stets in Betracht besser zu sein, sei nickelig (hier steckt auch der Nikolaus drinnen), sei sozial und nie böse und nie doof, im Sinne einer Demütigkeit. [1]

    Der passende Song an dieser Stelle ist womöglich dieser :
    -> https://www.youtube.com/watch?v=vwmU343eBu0

    MFG
    Dr. Webbaer

    [1]
    Bist Du aggressiv und doof, wird sich Demütigkeit nie für Dich zu erkennen geben.