Investmentsparerbetrug?

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Wahrheiten als Querdenkerisches verkleidet, von Gunter Dueck
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Es ist schon so lange her, so um die zwanzig Jahre. Plötzlich, weil wir kurz vor Weihnachten über Altersvorsorge (ist bei mir schon erledigt) gesprochen hatten, fiel es mir wieder ein: Da erzählten mir Banker in Frankfurt, wie sie nach und nach reich werden würden.
Ich war damals erst neidisch auf einen tollen Trick der Banker, und auf der Heimfahrt im Auto war ich immer aufgewühlter und ganz empört. War das nicht sogar illegal? Wahrscheinlich nicht. War es ethisch in Ordnung? Ganz sicher nicht. Hätte ich sie anzeigen sollen? Wo? Weshalb? Ich vergaß es leider wieder, wahrscheinlich, weil ich es eigentlich nicht so richtig geglaubt hatte. Heute aber liegt die Finanzkrise hinter uns. Heute glaube ich es.

Ich versuche den Trick so gut zu erklären, wie ich kann. Und sie leiten ihn weiter? Per Facebook und Co? Bitte! Vielleicht machen „die“ das noch heute.

Irgendwann am Abend (nach Börsenschluss) werden die Ausgabe- und Rücknahmepreise der Investmentfonds aus den Börsenkursen neu berechnet. Ein Fonds besitzt ja Wertpapiere, und die haben nach Börsenschluss einen festgestellten Wert oder Kurs. Jetzt kann man den Wert aller Besitzstände des Fonds berechnen – und teilt den Gesamtwert durch die Anzahl aller Anteile, die von den Sparern gehalten werden.

Die Banker, die solche Fonds managten, durften natürlich auch eigenes Geld in den von ihnen gemanagten Fonds anlegen – und sie hatten dabei ein zunächst unscheinbares Privileg, dass eben diesen einen Trick ermöglichten sollte: Sie konnten nämlich zwischen den verschiedenen Fonds, die sie managten, kostenfrei hin und her tauschen – ohne Ausgabeaufschlag. Sie konnten so oft tauschen wie sie wollten, einsteigen und aussteigen, ganz ohne Transaktionskosten. Und jetzt kommt der Clou an der ganzen Geschichte: Sie durften das zu jeder UHRZEIT tun, also insbesondere nach Börsenschluss.

Die Idee ist diese: Zwischen dem Börsenschluss des Tages und dem Börsenbeginn des Folgetages bleibt der Kurs der Investmentfonds unverändert. Aber an vielleicht (sagten 25 bis 30) Tagen im Jahr passiert etwas NACH Börsenschluss, was bestimmte Kurse oder ganz allgemein die Kurse am Folgetag ansteigen oder fallen lässt. Beispiel: Um Mitternacht Europäischer Zeit werden amerikanische Daten publiziert, dass die Konjunktur überraschend stark ist. Oder es heißt, dass die Tea Party die Schuldenlimitverhandlungen platzen ließ. Eine Währung steigt plötzlich erheblich. Der Ölpreis steigt, weil der Iran gedroht hat. Griechenland bittet nochmals um einen Schuldenschnitt. Nordkorea droht.
Dann wissen die Banker, dass der neue Fondskurs am nächsten Morgen nach oben oder unten abweichen wird. Und sie steigen jeweils mit allem Geld ein und aus. Auf diese Weise machen sie öfter im Jahr ein halbes oder ein ganzes Prozent Gewinn.

Sie erzählten mir, einer von ihnen wäre die ganze Nacht da, immer reihum einer. Der habe Vollmacht über alle Konten und würde alles für alle umschichten – für alle Konten. Nach aller Erfahrung brauchten sie 5+ Jahre, um mit einigen Millionen Vermögen in den Ruhestand zu gehen. Sie wollten nur bis zum Alter von 45 arbeiten.

Und da ist doch klar: Wenn das wirklich so wäre, dann würden die Betreuer des Fonds doch die Fonds um ein paar Millionen im Jahr erleichtern? Fonds sind groß, ich weiß, aber… Kann man die Banken nicht bitten, sich in dieser Sache zu erklären? Mich würde es beruhigen, wenn so etwas nicht ginge. Oder ich würde sehr böse, wenn es Statements wie von Pofalla oder Obama gäbe: „Stand heute kann ich sagen, dass es nicht flächendeckend betrieben wird.“

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www.omnisophie.com

Bei IBM nannten sie mich "Wild Duck", also Querdenker. Ich war dort Chief Technology Officer, so etwas wie "Teil des technologischen Gewissens". Ich habe mich viel um "artgerechte Arbeitsumgebungen" (besonders für Techies) gekümmert und über Innovation und Unternehmenskulturen nachgedacht. Besonders jetzt, nach meiner Versetzung in den Unruhestand, äußere ich mich oft zum täglichen Wahnsinn in Arbeitsumgebungen und bei Bildung und Erziehung ein bisschen polarisierend-satirisch, wo echt predigende Leidenschaft auf Stirnrunzeln träfe. Es geht mir immer um "artgerechte Haltung von Menschen"! Heute bin ich als freier Schriftsteller, Referent und Business-Angel selbstständig und würde gerne etwas zum Anschieben neuer Bildungssysteme beitragen. Ich schreibe also rund um Kinder, Menschen, Manager und Berater - und bitte um Verzeihung, wenn ich das Tägliche auch öfter einmal in Beziehung zu Platon & Co. bringe. Die Beiträge hier stehen auch auf meiner Homepage www.omnisophie.com als pdf-download bereit. Wer sie ordentlich zitiert, mag sie irgendwo hin kopieren. Gunter Dueck

3 Kommentare

  1. Aber an vielleicht (sagten 25 bis 30) Tagen im Jahr passiert etwas NACH Börsenschluss, was bestimmte Kurse oder ganz allgemein die Kurse am Folgetag ansteigen oder fallen lässt. (…)
    Dann wissen die Banker, dass der neue Fondskurs am nächsten Morgen nach oben oder unten abweichen wird. Und sie steigen jeweils mit allem Geld ein und aus. Auf diese Weise machen sie öfter im Jahr ein halbes oder ein ganzes Prozent Gewinn.

    Danke für diese Nachricht. Anscheinend ist da im Handelssystem schwer der Wurm drin. Interessieren sich dafür in der BRD keine Staatsanwaltschaften?

    MFG
    Dr. W

  2. Es ist der Sinn von Investmentfond, dass sich die Betreiber daran bereichern. Die könnten zum gleichen Zweck auch höhere Gebühren nehmen und an die Manager ausschütten, aber dann würden sich Sparer übervorteilt fühlen. Ein verstecktes Melken ist nicht so schmerzhaft.

    • Es ist der Sinn von Investmentfond, dass sich die Betreiber daran bereichern.

      Sonst täte es die nicht geben. Grundsätzlich wird versucht bei derartiger Anlage besser als der Markt abzuschneiden und such dann vergüten zu lassen qua Marktkenntnis.
      Die hier vorgestellte Variante ist offensichtlich ethisch nicht zu rechtfertigen und tendenziell etwas für die Staatsanwaltschaft.