Hai im Hühnerstall – ein Jahr später

BLOG: Vom Hai gebissen

Notizen aus dem Haifischbecken
Vom Hai gebissen

Letztes Jahr im August erlebte ich meine erste Presse-Veranstaltung. Ausgelöst durch einen grundlegenden Artikel, den ich zum Geflügel und dessen Haltung schrieb, flatterte mir prompt eine Einladung ins Postfach, die mich ins tiefste Bayern ohne Handynetz führte. Mit nachhaltigen Folgen, denn dieses Jahr habe ich gleich eine ganze Woche gebraucht, um mich dort noch eingehender mit der Geflügelhaltung ganz praktisch zu beschäftigen – mit spannenden, aber vor allem auch anstrengenden Folgen, von denen ich mich erstmal erholen musste.

Privathof-Geflügel hieß das Zauberwort – geringere Besatzdichte, Beschäftigungsmöglichkeiten und nicht zuletzt eine Rasse, die langsamer wächst. Und was soll ich sagen, das sah alles wirklich gut aus. Ok, die Tiere waren erst seit drei Tagen eingestallt und deshalb etwas konfus ob unseres Überfalls, aber sie haben es gut verkraftet. Jetzt war das natürlich eine Pressekonferenz mit Journalisten, Kameras und mir. Da sollte schon alles passen, der erste Eindruck, Ihr wisst schon. Umso erfreuter war ich deshalb, dass es mich gut ein Jahr später oder auch vor zwei Wochen wieder zum gleichen Betrieb verschlug. Jetzt aber ohne Kameras und Journalisten. Dass mich die Ehefrau des Landwirtes direkt wiedererkannt hat, war ein Schmunzler am Rande (eigentlich fand ich das ja total toll). Auch im Stall gab es keinen Grund zum Ärgern. Die diesmal deutlich älteren Tiere waren topfit, stritten sich um Picksteine oder zupften an unseren Schutzanzügen. Die Einstreu war total trocken und nicht zu hoch (oder tief, je nach Blickwinkel), Fußballen-Probleme waren hier kein Thema. Auch die Luft war sehr angenehm. Beim Spielzeug gab es dabei einige Neuerungen. Die Heuwürfel waren etwas verschnürt worden und zu den Picksteinen aus Kalk waren noch Quader gekommen, in die Getreidekörner eingearbeitet waren und von den Tieren rausgefummelt werden mussten. Der Kleber war Stärke, wenn ich mich nicht irre. Auch die schon von Beginn an eingeführten Sitzstangen wurden ausreichend gewürdigt.

Ehrlich gesagt beschlich mich auf diesem Hof dann doch plötzlich so ein Gefühl, dass das hier ein Vorzeige-Betrieb für dieses Projekt war. Das sah einfach alles irgendwie zu – äh – ordentlich aus. Umso erfreuter war ich deshalb, als ich die Möglichkeit bekam, auch noch einen anderen Betrieb mit den Privathof-Tieren zu sehen. Der Eindruck bestätigte sich. Auch hier waren die Tiere neugierig, ziemlich aktiv und auch ebenfalls schon älter. Sie nutzten die Sitzstangen fast noch intensiver, während sich ein anderer Teil im Wintergarten vergnügte. So konnten wir Besucher uns sehr entspannt im Stall bewegen. Nur das Fangen der ziemlich munteren Tiere zur allgemeinen Kontrolle stellte für mich eine gewisse Schwierigkeit dar. Klar, die Handgriffe saßen noch nicht wirklich. Ich habe dann einfach fangen lassen – für mich und die Tiere war das sicher die beste Lösung. Probleme konnten wir aber auch hier nicht feststellen. Das Piepsen war nur etwas kehlig oder auch heiser, also anders als sonst, was an einer kürzlich verabreichten Impfung lag, also nicht dramatisch.

Wenn ich ehrlich bin, hatte ich letztes Jahr schon ein bisschen Sorge, wie es denn mit fortschreitendem Alter der Küken (die Mastdauer beträgt hier 41 Tage) im Stall aussehen könnte. Nach drei Tagen sah natürlich alles noch recht frisch aus. Aber auch nach zwei Wochen war noch alles in Ordnung. So kann und sollte das auch weitergehen. Tierwohl war hier im Blog ja schon öfter ein Thema. Beim Milchvieh haben sich Welfare-Maßnahmen schon länger durchgesetzt, jetzt ist das Geflügel dran.


Wer gerad etwas auf dem Schlauch steht, findet hier meinen ersten Artikel: Hai unterwegs – Tierwohl fürs Federvieh

Veröffentlicht von

Wissenschafts- und Agrarblogger seit 2009 – eher zufällig, denn als „Stadtkind“ habe ich zur Landwirtschaft keine direkten Berührungspunkte. Erste Artikel über Temple Grandin und ihre Forschungen zum Thema Tierwohl wurden im Blog dann allerdings meiner überwiegend ebenfalls nicht landwirtschaftlichen Leserschaft derart positiv aufgenommen, dass der Entschluss zu einer stärkeren Beschäftigung mit der Landwirtschaft gefallen war. Auch spätere Besuche bei Wiesenhof und darauf folgende Artikel konnten die Stimmung nicht trüben. Seit 2015 schreibe ich auch gelegentlich für das DLG-Blog agrarblogger.de, teile meine Erfahrung in der Kommunikation als Referent und trage nebenbei fleißig weitere Literatur zum Thema Tierwohl zusammen. Auf Twitter bin ich unter twitter.com/roterhai unterwegs.

25 Kommentare

  1. ohne Handynetz …?

    Das gibs noch? geben sie doch mal die Koordinaten an – die sind nämlich fast Goldwert.

    und Hühner werden heiser durchs Impfen? Das war mir natürlich auch neu.

  2. Meine Güte, ich hatte halt keinen Empfang…und die Heiserkeit war einfach eine Nachwirkung, wir Menschen kränkeln ja auch schon mal ein bisschen nach einer Impfung. Schlimm ist das aber nicht.

  3. Hallo Moritz,

    10 Tage länger als die konventionelle Mastdauer, die in der Regel 30 bis 31 Tage dauert. (Wenn man es genau nimmt, gibt es noch die Schwermast, die fast an die Mastdauer der Privathoftiere heranreicht)

  4. @Sören: Das stimmt so aber nicht. Nach 31 Tagen werden die ersten paar Hühner gefangen (Fachbegriff: Vorfang), für die Abnehmer, die sehr junge, kleine Hühner haben wollen. Die anderen Hühner wachsen aber ganz normal weiter. Üblich sind mehrere Vorfänge ab 31 Tage, wobei die letzten Hühner dann nach 45 Tagen oder so gefangen werden.

  5. @Mortiz: Warum sollte das ein Problem sein, wenn die Rassen gesund wachsen?

    Die Leute wollen junge HähnCHEN, sonst würden sie Suppenhühner kaufen.

  6. Hallo earli,

    gibt es da möglicherweise Unterschiede? Habs gerad nochmal in den Unterlagen nachgeschaut, die ich bekommen habe und da steht es wie in der Antwort an Moritz drin (Normalmast bis 31 Tage, Schwermast bis 38 Tage). Der gesamte Durchgang dauert 42-49 Tage, aber da sind vermutlich noch Stallreinigung usw mit drin.

  7. @Sören, also es gibt auch noch längere Mastdauer. Persönlich kenn ich mich nur mit Milchvieh aus, da das in meinem Bekanntenkreis dominiert. Ich fand folgendes bei Google:
    http://www.ktbl.de/index.php?id=544

    Man darf sich nicht von irgendwelchen (oft ideologisch angehauchten) Skandalartikel aus der Presse verwirren lassen. Wenn man beispielsweise dem Handelsblatt glauben würde:

    “Anlagen mit 90.000 Schweinen, 800.000 Legehennen und 500.000 Masthähnchen sind längst keine Seltenheit mehr.”
    http://www.handelsblatt.com/…agen/6629862-5.html

    Das ist einfach völlig unseriöse Propaganda. Die Zahlen sind so dermaßen daneben, das kann man nicht durch Fehler erklären. Das muss sich der Autor für die Skandalwirkung einfach ausgedacht haben.

    Zum Vergleich: Ganz (ganz!) Hessen hat 675.648 Legehennen, ganz Rheinland-Pfalz hat 596.492 Legehennen.

  8. Ey earli, Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich mich noch aus der Presse informiere, oder? Höchstens zum Ärgern 😉
    Die Zahlen sind alle aus erster Hand, habe ich während meines Besuches bekommen. Zu den Stallgrößen: früher hat man da viel größere Ställe gebaut als heute…

  9. @earli: Mastdauer

    Zu Deinem ersten Link: da werden sogar drei Phasen der Mast beschrieben (kurz, mittel und lang). Bei Wiesenhof gibt es Kurz- und Schwermast, diese ganz lange Mast gibt es da nicht. Die Zahlen stimmen aber 😉

  10. @Sören: Das war natürlich ironisch zu verstehen, ich bin deiner Informiertheit sehr zufrieden. Deshalb lese ich auch gern deine Beiträge!

    Ich find aber diesen Fall von diesem Artikel einfach krass. Als ich das zum ersten Mal las, konnte ich es kaum glauben. Und für die anderen Leser hier ist es vielleicht auch interessant.

    Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen und wohne jetzt in der Stadt. Daher habe ich aber zumindest in der Region meiner Herkunft noch viel Kontakt zu Bauern und kenne die Wirklichkeit. In der Stadt wird man aber ständig konfrontiert mit Meinungen, die aus solchen Artikeln informiert wurden. Das ist oft schon nervig, es ist schon fast ein Grund, das Thema Landwirtschaft vollkommen zu meinen. Es gäbe aber so viel zu lernen, und es gibt so viel Diskussionsbedarf. Der Spaß an der Diskussion wird hier aber völlig zerstört, wenn man erstmal stundenlang erklären muss, dass die meisten Betriebe in Deutschland immer noch bäuerliche Familienhöfe sind, dass ein Bauer im Schnitt 46 Kühe hat und dass die großbetrieblichen Strukturen in Brandenburg vielleicht mehr der DDR-Agrarpolitik als der EU-Agrarpolitik geschuldet ist.

  11. @earli

    Das hab ich auch ironisch verstanden 😉

    Was Deine weiteren Ausführungen angeht: genau deshalb mache ich das ja. Ich möchte interessierten Menschen einen unaufgeregten Einblick in die Entstehung unserer Lebensmittel geben. Objektiv ist dabei immer so ein Wort, das oft fällt, dabei kann ich das kaum sein. Falschinformationen zu verbreiten ist aber ein ganz anderes Kaliber und geht mal gar nicht. Was diese Haltungsform angeht, würde ich mir sogar wünschen, dass sie nicht nur ein Nischendasein fristet, um PR-Gelüste zu befriedigen, sondern tatsächlich größere Verbreitung findet.
    Wegen Milchvieh: da beobachte ich die Tendenzen gerade etwas mit Sorge, der Milchpreis wird brutal gedrückt, Betriebe werden stetig größer, das ist ja schon ein weltweites Phänomen. Bleibt zu hoffen, dass sich dieser Preiskampf mal nicht aufs Tierwohl auswirkt…

  12. Hm,… Naivität?

    Hallo Sören,

    Du schreibst u.a. “Ehrlich gesagt beschlich mich auf diesem Hof dann doch plötzlich so ein Gefühl, dass das hier ein Vorzeige-Betrieb für dieses Projekt war. Das sah einfach alles irgendwie zu – äh – ordentlich aus.”

    und weiter

    “Umso erfreuter war ich deshalb, als ich die Möglichkeit bekam, auch noch einen anderen Betrieb mit den Privathof-Tieren zu sehen.”

    Ähm, warum ist der zweite Betrieb automatisch ein Grund zur Freude? Sind zwei Vorzeige-Betriebe unvorstellbar für Dich.

    Nichts für ungut.

    Chris

  13. Hallo Christian,

    der Vilsbiburger Betrieb musste bisher für jegliche Live-Präsentation herhalten, da kann schon mal der Gedanke aufkommen, dass hier besonders auf Ordentlichkeit geachtet wird. Deshalb fand ich es gut zu sehen, dass das keine Ausnahme – also ein Vorzeigebetrieb – war, sondern sich auch im anderen Betrieb ein ähnliches Bild bot. Und was die restlichen Betriebe angeht, bleibe ich dran 😉

  14. Hallo Sören,

    puh, je mehr ich von dir lese, desto mehr sehe ich wie naiv und unwissend du bist. Und leider wirst du auch in dieser Naivität von Leuten wie earli unterstützt. Mal abgesehen, dass sich Wiesenhof damit brüstet, dass sie dir zwei Betriebe gezeigt haben, angeblich unangemeldet. So unangemeldet, dass du eine Einladung erhalten hast und dann noch einen zweiten Betrieb, den du nicht ausgewählt hast, sehen durftest. Zudem sind die Privathof-Hühner durchaus eine Bereicherung, aber bisher ein Tropfen auf den heißen Stein. Warum produziert Wiesenhof nicht komplett so seine Masthühnchen? Deine Daten hast du von Wiesenhof bekommen. Es gibt wissenschaftliche Erhebungen der LMU München. Diese äußern sich auch zu dieser Haltung durchweg recht positiv. Insofern gehe ich da mit, aber daraus zu schließen, dass die gesamte Tierhaltung so aussehe, ist Unsinn. Die Zahl großer Betriebe steigt. Wer aus dem bayrischen/badenwürtembergischen Raum kommt, wird das nicht so mitbekommen, weil da die landwirtschaftliche Struktur deutlich kleinbäuerlicher ist und auch bis heute noch weitestgehend geblieben ist, sicher zeichnen sich auch da andere Tendenzen ab. Wenn du aber in Niedersachsen, NRW, Sachsen-Anhalt, Brandenburg unterwegs bist, wirst du eher riesige Betriebe antreffen, die auch immer größer werden. Aktuelle Neuanträge egal ob Huhn oder Schwein oder andere Tierarten zeigen die Tierzahlen, die dort zusammengepfercht werden sollen. Und Niedersachsen hat sich wenig mit einem DDR-System zu tun. Und die Investoren in Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Sachsen, kommen derzeit recht häufig aus den Niederlanden, einem auch weit bekannten “sozialistischen Staat der damals schon zum Ostblock gehörte”. Diese nehmen nur zum Teil bereits bestehende Anlagen, teilweise uralte Gebäude, beispielsweise alte Schweine- oder Rinderställe, in denen nun Geflügel gehalten werden soll, die aber von der Bausubstanz sich kaum dafür eignen; andererseits wollen sie auch neue möglichst größere Ställe hinsetzen. Mit LPG hat das also wenig zu tun.
    Ich verstehe in keine Weise, was deine Beiträge mit Wissenschaft zu tun haben. Sie sind im besten Fall, den ich dir mal unterstellen will, gutgemeinte Aufklärungsarbeit für die angeblich so schlecht informierten Menschen (eher von Betrieben wie Wiesenhof desinformiert, oder warum lacht uns ein Fachwerkhaus als Logo an, wobei kein moderner Stall so gebaut ist; oder überall grün um die Hähnchenkeule, wo die meisten Masthühner nie einen Baum, Strauch, Wiese in ihrer ca. 30 bis 35 Tagen währenden Mastperiode zu sehen bekommen). Wer andere informieren möchte, sollte sich selbst gut informieren und zwar auch auf der Seite der Kritiker. Dann könntest du wenigstens den Anspruch journalistischer Tätigkeit erheben. So machst du Öffentlichkeitsarbeit für die Agrarindustriellen. Viele Landwirte kommen nämlich dabei zunehmend schlechter weg, ein Grund, warum so viele Landwirte auch am 18. Januar wieder auf die Straße gehen werden und auch ein Grund, warum in Niedersachsen die CDU abgewählt wurde.

  15. Hallo Jens,

    ich verstehe Deinen Kommentar nicht wirklich. Die Frage nach den Gründen, weshalb Wiesenhof nicht komplett umstellt, ist schnell beantwortet. Es gibt zwar haufenweise Erhebungen, in denen Befragte mehr Tierschutz wollen und auch die Absicht äußern darauf beim Kauf zu achten, wirklich gemacht wird es aber nicht. 99% des Geflügelmarktes ist konventionell trotz alternativer Angebote. Da fällt eine komplette Umstellung schon schwer, niemand will sich selber ins Aus schießen.

    Was Du mit dem Unsinn über die gesamte Tierhaltung meinst, erschließt sich mir nicht.

    Dass Betriebsgrößen stetig zunehmen, ist eine wenig geheime Erkenntnis – übrigens auch in Niedersachsen trotz abgewählter CDU 😉

    https://scilogs.spektrum.de/vom-hai-gebissen/konsum-die-falsche-geissel/

    Glaub mir, ich würde mir auch wünschen, dass das Privathof-Geflügel zum Standard der deutschen Geflügelwirtschaft wird. Dafür müssen wir Menschen aber auch mal etwas Geld in die Hand nehmen – ebenso wie der Lebensmitteleinzelhandel.

    Gespannt bin ich auf das, was gerade in Holland passiert:

    https://scilogs.spektrum.de/vom-hai-gebissen/holland-legt-vor-neuer-gefl-gelstandard/

    Wenn Dir das hier alles zu unwissenschaftlich ist, dann lies halt woanders. Ich habe festgestellt, dass ein großes Interesse an Grundlagen besteht unter meinen Leserinnen und Lesern – und diesem Wunsch komme ich nach.

  16. Vermutlich gehen 0,000001 % der Landwirte am 18 Januar auf die Demo nach Berlin. Also ich bin nicht dabei und ich kenn auch niemanden der dort hingeht.
    Aber ich kenne viele Landwirte die die Demo doof finden.

  17. Curtis, wenn auf die Demo am Samstag nur zwei Landwirte gingen, dann wären bereits mehr da, als deine Fantasiezahl es suggerieren würde. http://www.agrarheute.com/betriebszahlen Zudem werden nicht nur in Berlin Menschen auf die Straße gehen, sondern auch bundesweit wird es Demonstrationen geben. Die Demo ist nur ein Baustein. Ich habe in den letzten Jahren festgestellt, dass Landwirte immer häufiger anfangen nachzudenken. Am Anfang meines Studiums haben Landwirte beim Tierschutz ganz schnell abgewunken. Mittlerweile sind sie da viel offener. Auch weil sie gemerkt haben, dass es ihren Tieren tatsächlich beschissen geht und das viele Landwirte eben nicht wollen, manchmal waren es auch der/die Lebenspartner/in oder die Kinder. Zu dem merken eben Landwirte, dass sie teilweise immer weniger erhalten für ihre Tiere. Kein Wunder, wenn Aldi schon wieder die Preise drückt, auch wenn es angeblich nur wegen dem Angebot auf dem Großmarkt ist. Dann bedeutet das auch nur, dass der Landwirt bereits trotz höherer Preise zwischendurch auch schon so beschissen bezaht wurde (99 Cent für ein Ei bei Aldi). Beim Ei weiß ich es gerade nicht, aber für 1 kg Lebendmasse bei der Pute, dafür erhält ein Landwirt ca. 1,20 bis 1,40 Euro. Bei etwa 60 – 70 % Schlachtausbeute bedeutet das, dass also 1 kg Putenfleisch ca. 2,00 Euro kostet. Warum zahle ich aber im Supermarkt (noch nicht mal Fleischer) aber 8 Euro / kg?
    Ebenso verstehe ich nicht, warum Landwirte nicht mehr selbständig sein wollen, sondern lieber sich von Integrationen alles diktieren lassen wollen, dort nur noch Lohnarbeiter sind (in Abstufungen möglich, beispielsweise gehört noch der Boden und der Stall dem Landwirt, gesamte Ausstattung und Tiere aber nicht mehr). An der Qualität der Tiere kann es nicht liegen. Am Einkommen ebenso wenig. Am Beispiel Biomilch konnte jetzt eine Studie in den USA zeigen, dass diese wohl doch gesünder sei, als konventionelle: http://www.faz.net/aktuell/wissen/medizin/lebensmittel-hat-bio-milch-vorteile-fuer-die-gesundheit-12703575.html
    Immer mehr Landwirte werden quasi enteignet (Stichworte Marktbereinigung, Verdrängung, Monopole), nur ist es diesmal nicht unter sozialistischer Flagge, was dem gesamten Volk zu gute kommen sollte, sondern jetzt ist es unter kapitalistischer und soll einzelnen zu gute kommen.
    Warum du, curtis, wenn du ein Landwirt bist, nicht auf die Straße gehst, erschließt sich mir nicht.

    Sören, du betreibst keine Aufklärung, auch wenn du es dafür hältst, du wirfst Nebelbomben. Dein Grundtenor: “Alles halb so wild, die großen Konzerne und die EU und wer nicht alles wissen schon was sie tun.” Ich empfehle dir mal die Lektüre der ZEIT aus den letzten Wochen. Unter anderem zum Thema Triebfeder des Kapitalismus.
    Offensichtlich weißt du selbst nicht, was du schreibst. Wenn ich sage, dass die Betriebsgrößen steigen, dann bezog sich das auf deine Aussage:

    Sören Schewe 3. August 2012 15:09
    “…Zu den Stallgrößen: früher hat man da viel größere Ställe gebaut als heute…”

    Zu deinem sinnbefreiten Kommentar zu Niedersachsen: Die letzte Landtagswahl ist noch kein Jahr her (20.01.2013). In der Regel sind es Kommunen die entsprechende Baugenehmigungen erteilen und das lange bevor begonnen wird zu bauen. Insofern ist es völlig klar, dass derzeit dort immernoch riesige Anlagen entstehen. Aber es ist deutlich schwieriger geworden und es sind viel mehr Anlagen auch in Niedersachsen mittlerweile verhindert worden. Ich könnte noch aufzählen, was noch bereits in Niedersachsen sich landwirtschaftlich getan hat, aber das würde den Rahmen sprengen.

    Zu deinen beiden anderen Beiträgen, habe ich dort kommentiert.

    Zu deinem Wiesenhof-Engagement:
    http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/tierhaltung-so-schlecht-geht-es-den-huehnern-im-stall-12746503.html

    Ja Privathof ist besser, es ginge noch deutlich besser, aber mich wundert weiterhin, warum dann Wiesenhof immer noch 97 % Schrott produziert. Und nein, es ist nicht der Verbraucher. Was es nicht gibt, kann nicht gekauft werden. Und Bio wächst weiterhin. Es sind immer wieder die Nebelbomben, die den Verbraucher verwirren. Wenn große Unternehmen plötzlich Bio betreiben und sich dann ganz zufällig ein Bioskandal auftaucht, weil irgendein riesiges Biounternehmen, was zufällig zu irgendeinem großen Konzern gehört, mal wieder illegal etwas getan hat, dann heißt es Bio sei schlecht. Nein, diese Personen, die das zu verantworten haben und die den Sinn einer ökologischen Haltung nicht verstanden haben, die sind das Problem. Nicht die ökologische Tierhaltung und die vielen ökologischen Landwirte, die so produzieren, dass sie ein vernünftiges Einkommen haben, von dem sie und ihre Familie gut leben kann, aber nicht ein einzelner Millionen scheffelt, aber dafür die vielen Arbeitnehmer für einen Spottlohn schuften müssen.

    • Das Landwirte gegen Landwirte demonstrieren ist schon ein hartes Stück.
      Das da ein Haufen Bauern bei sind, die Tiere altertümlich halten (Anbindehaltung, alte feuchte Dielenställe) ist dann noch der Hohn schlecht hin.

      >>>Aber es ist deutlich schwieriger geworden und es sind viel mehr Anlagen auch in Niedersachsen mittlerweile verhindert worden.<<<
      Super Arbeit, man kann den BIs und Tierschützern gratulieren, Ställe verhindert zu haben, die ein Familienbetrieb errichten wollte!
      Das für 5 Ställe dann 1 gebaut wird interessiert nicht…
      10 Schweineställe verhindert und dann baut Straathof eben einen für 20.000.

  18. Sören, weil dir die Argumente ausgegangen sind?

    Thorsten, der Haufen waren 30.000 Menschen allein in Berlin. Aber wenn du dir auch nur ein wenig mal ansiehst, wo es überall BIs gegen große Neubauten gibt, wirst du feststellen, dass Straathof da auch unter Beschuss steht.

    Korrektur zu einer meiner Aussagen: mit 99 Cent waren natürlich 10 Eier gemeint.

  19. Jens, Straathof steht natürlich unter Beschuss, nur den stört das nicht.
    Für rechtliches hat er seine Anwälte, er braucht sich um sein Image auch nicht zu scheren. Was interessiert den wie man in einem Dorf, das an einer ehemalige LPG angesiedelt wurde, über ihn denkt?
    Die BIs haben null Ahnung von Landwirtschaft, sind meist Zugewanderte in den Dörfern und wollen einfach keine Ställe, rennen aber gerne zu Aldi und essen Fleisch satt.
    Ich kenne einige BIs hier in der Umgebung.

    Und “Neubauten” sagt in Deiner Aussage schon alles, es geht einfach nur gegen Stallbauten, wie die meist auch gegen Windräder, Stromleitungen, Autobahnen, neue Baugebiete etc sind.
    So funktioniert keine Entwicklung…

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