Der größte Vulkanausbruch des 20. Jahrhunderts

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Vor rund 100 Jahren, zwischen dem 6 bis 8. Juni 1912 ereignete sich in Alaska der gewaltigste Vulkanausbruch im letzten Jahrhundert.
Während mindestens 14 Erdbeben mit der Magnitude 6 das umgebende Land erschütterten, wurden innerhalb von nur 60 Stunden 13 bis 15 Kubikkilometer geschmolzenes Gestein und 11 Kubikkilometer Tephra gefördert. Als Ausgleich für die geförderten Mengen bildete sich eine rund 600 Meter tiefe und 3 x 4 Kilometer durchmessende Caldera. Damit hatte der Ausbruch des Novarupta auf dem Index der Vulkanexplosivität (VEI) Stufe 6 und sie war die einzige Eruption, bei der es zur Bildung einer Caldera kam alt

Das Gebiet um den Novarupta, wie es am 13. August 2002 aus dem Weltraum gesehen wurde. NASA Earth Observatory Abbildung Jesse Allen und Robert Simmon, auf Basis von Landsat Daten U.S. Geological Survey. Caption by Michael Carlowicz.

Das geförderte Volumen übertrifft das des Ausbruchs des Pinatubo, der zweitstärksten im 20. Jahrhundert, um das dreifache. Und die des Mount St. Helens sogar um das 30 fache.

Stärker waren lediglich die Ausbrüche des Krakatau (VEI 6 mit 20 Kubikkilometern) und die Tambora (VEI 7 mit 150 Kubikkilometern), bei denen ebenfalls eine Caldera entstand.

Die während der Eruption entstehenden pyroklastischen Ströme reichten bis in 21 Kilometer Entfernung in das obere Ukak River Valley. Vulkanische Ablagerungen bedeckten mindestens 65 Quadratkilometer Land und erreichten teilweise bis zu 200 Meter Mächtigkeit. Bis nach Vancouver soll der Aschenregen gereicht haben und in Kodiak sollen brennende Straßenlaternen bereits aus einer Entfernung von 2 Metern kaum noch sichtbar gewesen sein.

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Lage des Novarupta und anderer Vulkane in der Nähe der Aleuten in Alaska. Grafik public domain.

Die bei dem Ausbruch entstandenen Ablagerungen waren auch nach mehreren Jahren noch heiß genug, um Wasser zum Kochen zu bringen. Die zahlreichen Fumarolen brachten dem Gebiet den Namen “Valley of Ten Thousand Smokes” ein. Als letztes Ereignis entstand im Schlot des Novarupta ein Lavadom aus zähflüssiger, silikatreicher Lava, der bis heute sichtbar ist.

Alaska Katmai Novarupta-Dom

Der Lavadom des Novarupta, Foto von Tsui at de.wikipedia [Public domain], vom Wikimedia Commons

Da sich der Novarupta und der rund 10 Kilometer entfernte Vulkan Katmai die selbe Magmenkammer teilen, stürzte auch dieser Vulkan in sich zusammen, so dass man erst irrtümlich ihm diese Eruption zuschrieb. Erst 1950m erkannte man im Rahmen einer Expedition in das gebiet, dass nicht der Katmai, sondern ein bis dato unbekannter Vulkan, eben der Novarupta, ausgebrochen war. Der Name bedeutet eigentlich nichts anderes als “Neue Eruption”.

Glücklicherweise erfolgte dieser Ausbruch in einer weitgehend menschenleeren Gegend, so dass im Gegensatz zu den Ausbrüchen von Tambora und Krakatau nur sehr wenige Menschen zu Schaden kamen.

Auf dem obigen Bild des Enhanced Thematic Mapper Plus von Landsat 7 zeigt sich die Szenerie, wie sie sich dem Satellitenauge am 13. August 2002 präsentierte. Im Sommer weitgehend schneefrei zeigen sich die Farben der vulkanischen Gesteine, wobei sich besonders der Lavadom des Novarupta und der Southwest Trident, dessen letzter Ausbruch 1974 stattfand, in bräunlichen Tönen.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

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