Standesgemäße Ehen erhöhen den Paarungserfolg

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Das Hunde und Hundebesitzer sich ähnlich sehen ist ja keine große Neuigkeit mehr. Daneben kennt man in der Biologie aber auch das Phänomen des Assortative Matings. Dabei geht es darum, dass sich Organismen die sich verpaaren ähnlicher (positive Assoziation) oder auch unähnlicher (negative Assoziation) sind, als es der Zufall vorhersagen würde. Assortative Mating kann man natürlich quer über das sexuell reproduzierende Tierreich finden und damit auch beim Menschen. Das die Ehe nur innerhalb der gleichen Stände vollzogen werden durfte ist ja gar nicht so lange her und auch heute kennt man nicht nur das Sprichwort «Gegensätze ziehen sich an» sondern auch «Gleiches gesellt sich zu gleichem».

Im Falle der positiven Assoziation spricht man auch von Homogamie. Solche Assoziationen können dabei in der Tat verschiedene Vorteile mit sich bringen, im Falle der positiven Assoziation wäre so eine einfache Annahme, dass die Kompatibilität der genetischen Anlagen für die Nachkommen hier sicherer scheint und auch die Inclusive Fitness steigt. Im Falle der negativen Assoziationen ein potentieller Vorteil, dass die genetische Varianz in den Nachkommen steigt. Susanne Huber und Martin Fieder, 2 Anthropologen von der Universität in Wien, haben jetzt mal untersucht ob Homogamie wirklich einen Vorteil für die biologische Fitness, also die Anzahl der Nachkommen, darstellt.

Dazu haben sie untersucht, wie sich der Bildungsstand in verheirateten Paaren auf die Anzahl der Kinder auswirkt. Dazu haben sie einen Zensus aus den USA aus dem Jahre 1980 herangezogen und in den Daten nach Frauen, die noch in ihrer ersten Ehe sind, die mit ihrem Ehemann zusammen leben und zwischen 46 und 65 Jahre alt sind, gesucht. Gerade mit der Altersbeschränkung wollen sie dafür sorgen, dass sie den gesamten Reproduktionserfolg abbilden und nicht einen Schnappschuss. Allerdings hat so eine starke Einschränkung natürlich auch zur Folge, dass man seine Ergebnisse in ihrer Aussagekraft stark einschränkt. Stark heterogame Personen, die mehrere Kinder aus mehreren Ehen haben, deren Reproduktionserfolg ist zwar hoch, in dieser Studie also nicht erfasst. Aber schauen wir uns trotzdem mal die Ergebnisse innerhalb der Gruppe der Erstverheirateten an: Nach der Filterung bleiben gut 670.000 Paare übrig. Der Bildungsgrad wurde in 4 Gruppen eingeteilt die von „die Grundschule nicht abgeschlossen“ bis „Universitätsabschluss“ reichen, damit ergeben sich 16 mögliche Kombinationen von Bildungsabschlüssen für ein Ehepaar.

Für alle Kombinationen wurde dann errechnet wie viele der Paare gar keine Kinder haben, was die durchschnittliche Anzahl der Kinder ist und was das durchschnittliche Alter beim Eintritt in den Stand der Ehe ist. Und all diese Werte hat man dann zwischen den verschiedenen Gruppen statistisch verglichen. Dabei findet man als erstes schon mal heraus, dass im Schnitt gute 50 % der Paare die man betrachtet hat was den Bildungsstand angeht homogam sind. Und diese auf Bildungsniveau homogamen Paare haben in der Tat einen Fitnessvorteil gegenüber den heterogamen Paaren: Homogame Paare haben eine geringere Wahrscheinlichkeit gar keine Kinder zu bekommen.

Allerdings konnte dann kein Zusammenhang mehr zwischen Homogamie und der Anzahl der Kinder gezeigt werden können. Es gibt also keinen signifikanten Unterschied in der durchschnittlichen Anzahl an Nachwuchs zwischen hetero- und homogamen Paaren (allerdings fand sich in den Daten auch, dass die Anzahl der Kinder mit sinkendem Bildungsniveau steigt. Wenn das mal nicht wieder für eine Wurfprämie missbraucht wird). Leider haben Huber und Fieder wohl bislang selbst keine nachgewiesene Erklärung für den Effekt den sie in ihrer Veröffentlichung aufzeigen. Als mögliche Hypothesen zur Erklärung des Effekts schlagen sie aber vor, dass es daran liegen könnte, dass Assortative Mating zu stabileren und befriedigenderen Ehen führen und auch den Stress innerhalb der Ehe verringert.

Spannend wäre es jetzt aber mal, die Untersuchung mit einem weiteren Datensatz zu wiederholen und zu schauen ob dieser Trend auch anhält, wenn man jene Paare mit einberechnet, die nicht mehr in der ersten Ehe sind.

Huber, S., & Fieder, M. (2011). Educational Homogamy Lowers the Odds of Reproductive Failure PLoS ONE, 6 (7) DOI: 10.1371/journal.pone.0022330

Veröffentlicht von

Bastian hat seinen Bachelor in Biologie in nur 8 statt 6 Semestern abgeschlossen. Nach einem kurzen Informatik-Studiums-Intermezzo an der TU Dortmund hat es ihn eigentlich nur für ein Stipendium nach Frankfurt am Main verschlagen. Dort gestrandet studiert er dort nun im Master-Programm Ökologie und Evolution. Zumindest wenn er nicht gerade in die Lebensweise der Hessen eingeführt wird. Neben seinen Studiengebieten bloggt er über die Themen, die gerade in Paperform hochgespült werden und spannend klingen.

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