Sabah-Nashorn – Population ausreichend für den Erhalt?

BLOG: Vom Hai gebissen

Notizen aus dem Haifischbecken
Vom Hai gebissen

Das südliche Breitmaulnashorn ist sehr faszinierend. Und das hat einen Grund. Als ich mich mit dem Sabah-Nashorn beschäftigt habe (das wiederum eine Unterart des Sumatra-Nashorns ist und manchmal auch Borneo-Nashorn heißt…), fiel es mir ziemlich schwer an den Erhalt einer Population von 50 Tieren zu denken. Den Gedanken an die Vergrößerung der Population habe ich gar nicht erst aufkommen lassen. Und während ich mich nicht nur mit dem Sabah-Nashorn, sondern auch mit Spitzmaulnashörnern und Breitmaulnashörnern beschäftigte, erregten letztere meine Aufmerksamkeit.

Das Breitmaulnashorn teilt sich nämlich auf – in eine südliche und eine nördliche Unterart*, die sich beide nur geringfügig unterscheiden in der mitochondrialen DNA und sich auch untereinander fortpflanzen können. Auch interessant, aber speziell für das Sabah-Nashorn eher weniger relevant.

Ende des 19. Jahrhunderts galt das Südliche Breitmaulnashorn als ausgestorben. Allerdings wurde 1895 eine kleine Population von 20 Individuen entdeckt. Und heute ist die Population dank intensiver Schutzbemühungen immerhin wieder auf 14.500 Tiere angewachsen (Zahlen stammen aus 2005, stimmen aber mit aktuellen Werten überein). Dass es diesen Tieren gut geht, ist keineswegs selbstverständlich, wenn nur ein so kleiner Genpool zur Verfügung steht, enthält dieser doch leider nicht nur positive Merkmale, sondern auch negative wie Erbkrankeiten.So gesehen besteht also schon mal etwas Hoffnung, dass das Projekt zum Erhalt des kleinen Sabah-Nashorns – von dem es momentan ungefähr 50 gibt – zumindest dahingehend funktionieren könnte. Die Zeit wird es zeigen. Allerdings will ich nicht hoffen, dass ich das Projekt dafür 115 Jahre beobachten muss. Das könnte zeitlich eng werden – sowohl für mich als auch für das Sabah-Nashorn.

Auch das 2007 im Budapester Zoo geborene Südliche Breitmaulnashorn macht Hoffnung, gelang es doch erstmals, die aus dem Nutztierbereich adaptierten Technologien bei einem Wildtier erfolgreich anzuwenden.

Und hier möchte ich Euch noch ein sehr schönes Video eines Sumatra-Nashorns zeigen:

*Zum Nördlichen Breitmaulnashorn habe ich kürzlich reichlich Material erhalten, das wird eine größere Geschichte.

Veröffentlicht von

Wissenschafts- und Agrarblogger seit 2009 – eher zufällig, denn als „Stadtkind“ habe ich zur Landwirtschaft keine direkten Berührungspunkte. Erste Artikel über Temple Grandin und ihre Forschungen zum Thema Tierwohl wurden im Blog dann allerdings meiner überwiegend ebenfalls nicht landwirtschaftlichen Leserschaft derart positiv aufgenommen, dass der Entschluss zu einer stärkeren Beschäftigung mit der Landwirtschaft gefallen war. Auch spätere Besuche bei Wiesenhof und darauf folgende Artikel konnten die Stimmung nicht trüben. Seit 2015 schreibe ich auch gelegentlich für das DLG-Blog agrarblogger.de, teile meine Erfahrung in der Kommunikation als Referent und trage nebenbei fleißig weitere Literatur zum Thema Tierwohl zusammen. Auf Twitter bin ich unter twitter.com/roterhai unterwegs.

4 Kommentare

  1. Hehe

    Das beste ist die Szene ganz am Schluss, als das Nashorn gaaanz entspannt im Schlammloch chillt…

    Wo du gerade auf die Größe des gEnpools zu sprechen kommst, wovon hängt das eigentlich ab, ob die Art aus so einem Flaschenhals gut rauskommt oder nicht?

  2. Probleme kleiner Populationen

    Oh, gerade erst Deinen Kommentar gefunden. Sorry!

    Also erstmal möchte man ja die Art so erhalten wie sie ist – also den Wildtyp. Da unterscheidet sich die Zucht schon mal grundlegend von den Vorgaben aus dem Nutztierbereich, wo immer auf ein gewisses Zuchtziel hingearbeitet wird.

    Das Problem sehr kleiner Populationen und somit kleiner Genpools ist nun, dass sich dort auch negative rezessive Merkmale “verstecken” können, die erst bei reinerbigen Nachkommen auftreten und die Population dadurch zukünftig schädigen können.
    Und Inzucht – also entfernte Verwandtenpaarungen, nicht Vater und Tochter oder Mutter mit Sohn – lassen sich bei kleinen Populationen kaum vermeiden.
    Hinzu kommt natürlich noch, dass nicht jedes der noch vorhandenen Tiere zur Reproduktion taugt (Alter, Konstitution usw.)

  3. Na, das hört sich doch recht hoffnungsvoll an. 20 Tiere sind wieder zu 14500 heran gewachsen – falls die Zahlen stimmen. Dann könnte es ja das Sabah-Nashorn auch noch packen.

    fiel es mir ziemlich schwer an den Erhalt einer Population von 50 Tieren zu denken

    Könnte man auch, “fiel es mir ziemlich schwer an den Erhalt einer Population von 50 Tieren zu glauben”, schreiben? Der Satz war mir nicht ganz eingänglich. Magst wohl das Wort Glauben nicht, gell? 😉

  4. @ Martin: Satzquatsch

    Jetzt, wo ich mir den Satzteil so anschaue, ist der insgesamt ziemlich schräg. Schließlich sollen die Sabah-Nasnörner nicht nur erhalten, sondern auch vermehrt werden.

    Und ja, das Wort “glauben” passt hier deutlich besser. Und nochmal ein Ja für die Vermutung, dass ich nicht besonders gläubig bin (allerdings ohne Drang, das immer kommunizieren zu müssen^^)

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