Nachgefragt – Tierwohl für das Frosta-Geflügel

BLOG: Vom Hai gebissen

Notizen aus dem Haifischbecken
Vom Hai gebissen

Irgendwas mit Hähnchen und einer Menge Tierwohl in Thailand – wie genau ich darauf kam, weiß ich nicht mehr. Aber Leser CaptOrwell spielte eine gewichtige Rolle. Mein Interesse war geweckt. Von einem Haltungsstandard, den es so in Deutschland nicht gäbe, war die Rede. Vor allem werde den Tieren mehr Platz eingeräumt. Es geht um Frosta, genauer gesagt um die Bezugsquelle ihres Hähnchenfleisches. Ich habe mal nachgefragt und gebe die Infos, die man mir freundlicherweise zur verfügung stellte, erst einmal wieder.

Die ersten Stichworte waren korrekt. Tatsächlich bezieht Frosta das Hähnchenfleisch von einem thailandischen Produzenten, der sich dabei an die EU-Richtlinien halten soll. Die Tiere wachsen in Bodenhaltung auf, was auf diesem Gebiet in größerem Maßstab allerdings gängige Praxis ist. Interessant ist die Besatzdichte, die man mir mit 31,2 kg/qm gegen Ende der Mast angab.

Kleiner Exkurs: derartige Vorgaben werden in Deutschland in der Tierschutznutztierhaltungs-Verordnung geregelt. Basis für die deutsche Gesetzgebung ist die EU-Richtlinie 2007/43. Allerdings mit einer kleinen Modifikation: laut EU-Recht ist eine Besatzdichte von 42kg/qm erlaubt, in Deutschland ist der Wert niedriger, einmal 39kg für die Langmast und 35kg für die Kurzmast.

Eines der wichtigsten Argumente sei wohl gewesen, dass die Tiere nicht mit Antibiotika behandelt werden. Das lässt auf einen guten Gesundheitsstatus und damit auch ein gutes Management schließen. Es soll dort auch ein geschlossenes System geben. Die Tiere kommen also direkt von der Brüterei in die Betriebe. Auch die Futtermittel werden “intern” produziert, was eine nachvollziehbare und strikte Kontrolle natürlich erleichtert. AB-freie Mastdurchgänge nehme ich Frosta auch durchaus ab. Trotzdem kann das System noch so geschlossen, können die Tierhalter noch so fähig sein: den Schnupfen kann man den Tieren nicht verbieten. Und der muss dann natürlich auch behandelt werden. Das ist kein Weltuntergang. Wollte das nur anmerken.

Neben dem Haltungskonzept beachtete man auch bei der Wahl der Rasse den Tierwohl-Aspekt. So kommt hier Cobb zum Einsatz, eine langsam wachsende Rasse, die bis zu 42 Tage zur Schlachtreife benötigt. Interessant war für mich jetzt natürlich auch der Kontext der Produktion. Das Geflügel werde für den Export und teils für den dortigen Markt (dann mit kleinen Abweichungen/Anpassungen) produziert, so die Antwort. Klingt eher nach Nische als nach Standard in Thailand, aber das soll auch kein Problem sein.

Grundsätzlich klingt das doch alles ganz hübsch. Etwas schmunzeln musste ich aber doch, gerade im Hinblick auf den Verweis, dass es diese Bedingungen in Deutschland nicht gäbe, denn ich bin mir ziemlich sicher das Konzept nicht nur theoretischaus der Ferne beurteilen zu können.

Fassen wir nochmal zusammen, was wir haben:

  • eine langsam wachsende Geflügel-Rasse
  • eine geringere Besatzdichte
  • ein geschlossenes System inklusive Futtermittel-Produktion

Ein Déja-vu. Tatsächlich werde ich gerade das Gefühl nicht los, dass ich ein ganz ähnliches Konzept schon mal live gesehen habe – sogar mit Wintergarten. Und Spielzeug. Gleich zwei Mal und in mehreren Altersklassen, das passte alles ganz gut und das nicht nur subjektiv, wie die Studien dazu letztlich belegten. Für die Anreise brauchte ich allerdings weder Visum, noch einen Personal-Ausweis.

Eine gewisse Sprach-Barriere ließ sich aber nicht wegdiskutieren 😉

In diesem Sinne schönen Dank an Frosta für die Beantwortung meiner Fragen und wenn Ihr welche habt, wisst Ihr ja, was zu tun ist.


Wenn Ihr auch was findet von dem Ihr glaubt oder wollt, dass ich mir das mal ansehe oder nachfrage, gebt ruhig Bescheid 😉

Veröffentlicht von

Wissenschafts- und Agrarblogger seit 2009 – eher zufällig, denn als „Stadtkind“ habe ich zur Landwirtschaft keine direkten Berührungspunkte. Erste Artikel über Temple Grandin und ihre Forschungen zum Thema Tierwohl wurden im Blog dann allerdings meiner überwiegend ebenfalls nicht landwirtschaftlichen Leserschaft derart positiv aufgenommen, dass der Entschluss zu einer stärkeren Beschäftigung mit der Landwirtschaft gefallen war. Auch spätere Besuche bei Wiesenhof und darauf folgende Artikel konnten die Stimmung nicht trüben. Seit 2015 schreibe ich auch gelegentlich für das DLG-Blog agrarblogger.de, teile meine Erfahrung in der Kommunikation als Referent und trage nebenbei fleißig weitere Literatur zum Thema Tierwohl zusammen. Auf Twitter bin ich unter twitter.com/roterhai unterwegs.

3 Kommentare

  1. Bei Thailand wäre vielleicht für Sie auch die Pangasius-Problematik von Interesse, von der der Schreiber dieser Zeilen aber nur vom Hören-Sagen weiß.
    MFG
    Dr. W

    • Ich tippe jetzt mal auf Überfischung, richtig?

      Themen wie Urban Farming oder auch Aquakulturen beobachte ich noch. für Artikel fehlt es mir noch ein wenig an Basiswissen.

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